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Die vorliegende Erfindung betrifft einen neuen Wirkstoff zur prophylaktischen und therapeutischen Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung, eine diesen Wirkstoff enthaltende pharmazeutische Zusammensetzung sowie ein Verfahren zur prophylaktischen und/oder therapeutischen Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung.
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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der molekularen Medizin, insbesondere den Bereich der antiviralen Substanzen.
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Die Coronaviridae, umgangssprachlich auch Coronaviren genannt, sind eine Virusfamilie innerhalb der Ordnung Nidovirales. Ihre Vertreter verursachen bei verschiedenen Wirbeltieren wie Säugetieren, Vögeln und Fischen sehr unterschiedliche Erkrankungen. Die ersten Coronaviren wurden bereits Mitte der 1960er Jahre beschrieben. Coronaviren sind genetisch hochvariabel. Einzelne Arten aus der Familie der Coronaviridae können durch Überwindung der Artenbarriere auch mehrere Arten von Wirten infizieren. Durch die Überwindung der Artenbarriere sind beim Menschen unter anderem Infektionen mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV, gelegentlich auch als SARS-CoV-1 bezeichnet) - dem Erreger der SARS-Pandemie 2002/2003 - sowie mit dem 2012 neu aufgetretenen Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) entstanden.
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Die von der chinesischen Stadt Wuhan ausgegangene COVID-19-Pandemie wird auf ein bis dahin unbekanntes Coronavirus zurückgeführt, das den Namen SARS-CoV-2 erhielt. Das Virus verursacht die Viruserkrankung COVID-19 (für corona virus disease 2019) und war Auslöser der COVID-19-Pandemie, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 30. Januar 2020 als „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ und am 11. März 2020 als Pandemie eingestuft wurde. Die Krankheitsverläufe sind unspezifisch, vielfältig und variieren stark. Neben symptomlosen Infektionen wurden überwiegend milde bis moderate Verläufe beobachtet, jedoch auch schwere mit beidseitigen Lungenentzündungen bis hin zu Lungenversagen und Tod.
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Derzeit steht keine spezifische Behandlung von COVID-19 zur Verfügung, allenfalls können Symptome gelindert werden. Diskutiert werden einige bereits existierende Virostatika, die zum Beispiel gegen MERS-CoV und HIV eingesetzt werden. Dazu gehören Proteasehemmer wie Indinavir, Saquinavir, Lopinavir/Ritonavir und Interferon-beta sowie der RNA-Polymerasehemmer Remdesivir.
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Mit Stand 15. Februar 2020 befanden sich in China Remdesivir, Favipiravir und Chloroquin, ein Wirkstoff gegen Malaria, in der Erprobung am Menschen. Am 20. März 2020 startete die WHO die Studie SOLIDARITY, in deren Rahmen Remdesivir, Chloroquin beziehungsweise Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir sowie Lopinavir/Ritonavir mit Interferon-beta an tausenden Patienten weltweit evaluiert werden sollen.
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Die bislang gewonnenen Daten konnten keine überzeugende Wirksamkeit der getesteten Verbindungen belegen. Aus diesem Grunde wird intensiv nach neuen Wirkstoffen gegen eine Coronavirus-Infektion, insbesondere eine solche mit SARS-CoV-2 (COVID-19) gesucht; siehe auch Gordon et al. (2020), A SARS-CoV-2-Human Protein-Protein Interaction Map Reveals Drug Targets and Potential Drug-Repurposing; bioRxiv, preprint doi.org/10.1101/2020.03.22.002386. Vielversprechende Kandidaten wurden bislang nicht gefunden.
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Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Wirkstoff bereit zu stellen, der die Nachteile aus dem Stand der Technik reduziert, vorzugsweise vermeidet, Insbesondere soll ein Wirkstoff bereitgestellt werden, der vorzugsweise auch in niedrigen Konzentrationen einer Infektion mit Coronaviren entgegen wirken kann und somit zur Herstellung eines Arzneimittels zur Prophylaxe und/oder Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung geeignet ist.
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Die vorliegende Erfindung befriedigt diese und andere Bedürfnisse.
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ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
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Diese Aufgabe wird durch die Bereitstellung eines Inhibitors des Bromodomain-enthaltenden Proteins (BRD) zur Prophylaxe und/oder Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung gelöst.
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Erfindungsgemäß umfassen „Coronaviren“ sämtliche Spezies, die der Virusfamilie Coronaviridae angehören, insbesondere SARS-CoV-2 (Sars-CoV-2, severe acute respiratory syndrome coronavirus 2, „Schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus 2“).
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Erfindungsgemäß wird unter „Behandlung“ einer Infektion bzw. Erkrankung insbesondere eine therapeutische Intervention mit der Zielsetzung einer positiven Beeinflussung des Gesamtgesundheitszustandes des behandelten Lebewesens, der durch die Infektion und/oder Erkrankung bestimmt ist, verstanden. In Ausführungsformen der Erfindung umfasst die Behandlung die Linderung und/oder Aufhebung von Krankheitssymptomen, die Reduzierung der Viruslast, die Eliminierung des Virus und/oder die Heilung der Erkrankung.
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Erfindungsgemäß wird unter „Prophylaxe“ einer Infektion bzw. Erkrankung insbesondere eine Maßnahme verstanden, die dazu dient, einer Beeinträchtigung des Gesamtgesundheitszustandes des behandelten Lebewesens, der durch die Infektion und/oder Erkrankung bestimmt ist, entgegen zu wirken. In Ausführungsformen der Erfindung umfasst die Prophylaxe die Verhinderung einer Erkrankung.
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„Bromodomain“ oder Bromodomäne ist eine Proteindomäne mit ungefähr 110 Aminosäuren, die acetylierte Lysinreste erkennt, wie jene an den N-terminalen Schwänzen von Histonen. Bromodomänen sind als „Leser“ der Lysinacetylierung dafür verantwortlich, das von acetylierten Lysinresten übertragene Signal zu transduzieren und in verschiedene normale oder abnormale Phänotypen umzuwandeln. „Bromodomainenthaltende Proteine“ (BRD) können eine Vielzahl von biologische Funktionen ausüben, die von Histon-Acetyltransferase-Aktivität und Chromatin-Remodelling bis hin zu Transkriptionsvermittlung und Co-Aktivierung reichen. Von den 43 im Jahr 2015 bekannten BRD wiesen 11 zwei Bromodomänen und ein Protein 6 Bromodomänen auf. Die sogenannte BET-Familie (Bromodomäne und extraterminale Domäne), eine Untergruppe der Bromodomain-Familie, beinhaltet bspw. die Mitglieder BRD2, BRD3, BRD4 und BRDT. Herstellung, biochemische Analyse und Strukturbestimmung der Bromodomänenenthaltenden Proteine wurden ausführlich beschrieben Ren et al. (2016), Preparation, Biochemical Analysis, and Structure Determination of the Bromodomain, an Acetyl-Lysine Binding Domain, Methods in Enzymology 573: 321-43. Erfindungsgemäß sind sämtliche Bromodomain-enthaltenden Proteine erfasst.
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Erfindungsgemäß wird unter einem „Inhibitor“ des BRD, der synonym auch als BRD-Inhibitor bezeichnet wird, ein Agens verstanden, das zu einer selektiven und spezifischen Hemmung von BRD führt. BRD-Inhibitoren sind bspw. beschrieben in Bechter und Schöffski (2020), Make your best BET the emerging role of BET inhibitor treatment in malignant tumors, Pharmacology & Therapeutics 208:107479, dort unter der synonymen Bezeichnung BET-Inhibitoren jedoch ausschließlich hinsichtlich ihrer Anti-Tumor-Aktivität.
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Erfindungsgemäß kann die Hemmung durch Verminderung der Aktivität, Funktionalität, Expression oder anderen Phänomenen erfolgen, die zu einer Inhibierung von BRD führen. Das Agens kann sich in jeder denkbaren stofflichen Form darstellen, wie eines kleinen Moleküls, eines Peptids, eines Antikörpers, eines Nucleinsäuremoleküls, etc.
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Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird hiermit vollkommen gelöst.
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Nach einer Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei der Infektion und Erkrankung um eine Infektion mit einem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV) und um eine durch diese Infektion verursachte Erkrankung, vorzugsweise um eine SARS-CoV-2-Infektion und/oder um COVID-19.
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Mit dieser Maßnahme wird auf vorteilhafte Art und Weise eine Wirksubstanz bereitgestellt, die nach Erkenntnissen der Erfinder den derzeit im Test befindlichen und auch bereits z.T. klinisch getesteten Substanzen überlegen ist. Damit wird dem derzeit dringenden Bedarf an Wirkstoffen zur Bekämpfung von COVID-19 auf vorteilhafte Art und Weise begegnet.
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Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei dem Inhibitor um einen Inhibitor des Bromodomain-enthaltenden Proteins 2 (BRD2).
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In einer noch weiteren Ausführungsform handelt es sich bei dem Inhibitor um einen Inhibitor des Bromodomain-enthaltenden Proteins 4 (BRD4).
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Diese Maßnahmen haben den Vorteil, dass Zielstrukturen gehemmt werden, die nach Erkenntnissen der Erfinder für die Interaktion des Virus mit dem infizierten Wirt und damit für die Pathogenität von besonderer Wichtigkeit sind. Damit mit auf vorteilhafte Art und Weise ein besonders wirksamer Inhibitor bereitgestellt. Dabei kann es sich erfindungsgemäß bei einem BRD2-Inhibitor und einem BRD4-Inhibitor um zwei Substanzen handeln. Alternativ kann es sich auch um eine Substanz handelt, die beide Zielstrukturen hemmt und bspw. als BRD2/4-Inhibitor bezeichnet wird.
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Das „BRD4“-Protein wird beim Menschen von dem BRD4-Gen codiert. Es weist zwei Bomodomänen auf, die als BD1 und BD2 bezeichnet werden. Es ist homolog zum Mausprotein MCAP, das während der Mitose mit Chromosomen assoziiert, und homolog zum humanen BRD2 (RING3) -Protein, einer Serin/Threonin-Kinase. Jedes dieser Proteine enthält zwei Bromodomänen, ein konserviertes Sequenzmotiv, das am Chromatin-Targeting beteiligt sein kann. BRD4 wird häufig für die Expression von Myc und anderen „Tumor-treibenden“ Onkogenen bei hämatologischen Krebsarten benötigt, einschließlich dem multiplem Myelom, akuter myeloischer Leukämie und akuter lymphoblastischer Leukämie.
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Das „BRD2“-Protein wird beim Menschen von dem BRD2-Gen codiert. Frühe Beschreibungen zeigten, dass das BRD2-Genprodukt eine mitogenaktivierte Kinase ist, die sich im Kern befindet. Das Gen ist auf die Klasse-II-Region des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC) auf Chromosom 6p21.3 abgebildet, aber ein Sequenzvergleich legt nahe, dass das Protein nicht an der Immunantwort beteiligt ist. Die Homologie zum weiblichen sterilen Homöotikum des Drosophila-Gens legt nahe, dass dieses menschliche Gen Teil eines Signaltransduktionsweges sein könnte, der an der Wachstumskontrolle beteiligt ist. BRD2 ist in die Krebsentstehung und in Formen der Fettleibigkeit involviert.
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Als besonders vorteilhaft bei der Erfindung hat sich herausgestellt, dass BRD2- und/oder BRD4-Inhibitoren selbst in einer besonders niedrigen Konzentration im Nanomolarbereich noch Wirksamkeit zeigen, wohingegen bei Wirksoffen wie Chloroquin keinerlei Effekt beobachtet werden. Dies konnten die Erfinder beispielhaft für zwei niedermolekulare Verbindungen in einem Zellkulturexperiment nachweisen.
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Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei dem Inhibitor um eine niedermolekulare Verbindung.
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Als niedermolekulare Verbindung (englisch small molecule, dt. „kleines Molekül“) wird erfindungsgemäß eine Klasse von Stoffen mit niedriger Molekülmasse bezeichnet. Sie bilden die Gegengruppe zu größeren, hochmolekularen Stoffen, z. B. langkettigen Polymeren. Sie umfasst Wirkstoffe, deren Molekülmasse etwa 800 g.mol-1 nicht übersteigt. Durch ihre geringe Größe sind niedermolekulare Verbindungen teilweise in der Lage, in Zellen einzudringen und dort ihre Wirkung zu entfalten.
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Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei dem Inhibitor um GSK2820151 (IBET151).
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass ein nach Erkenntnissen der Erfinder besonders wirksamer Inhibitor bereitgestellt wird. Dieser befindet ich bereits in klinischer Erprobung als Anti-Tumormittel (Trail# NCT02630251) und steht deshalb rasch zur Verfügung. Er wird derzeit von dem Unternehmen GlaxoSmithKline hergestellt. Er ist beschrieben in Gadgeel et al. (2017), Abstract CT104: A first-in-human phase I dose escalation study of BET inhibitor GSK2820151 in patients with advanced or recurrent solid tumors cancers, Cancer Research 77, CT104, sowie in Bechter und Schöffski (a.a.O.).
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Nach einer noch weiteren Ausführungsform der Erfindung handelt es sich bei dem Inhibitor um R06870810/TEN-010 (CPI203).
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Auch diese Maßnahme hat den Vorteil, dass ein nach Erkenntnissen der Erfinder besonders wirksamer Inhibitor bereitgestellt wird. Dieser befindet ich bereits in klinischer Erprobung als Anti-Tumormittel (Trail# NCT01987362) und steht deshalb rasch zur Verfügung. Er wird derzeit von dem Unternehmen Hoffmann-La Roche hergestellt. Er ist beschrieben in Shapiro et al. (2015), Abstract A49: Clinically efficacy of the BET bromodomain inhibitor TEN-010 in an open-label substudy with patients with documented NUTmidline carcinoma (NMC), Molecular Cancer Therapeutics 14 (12 Supplement 2), A49, sowie in Bechter und Schöffski (a.a.O.).
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Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Prophylaxe und/oder Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung, die den erfindungsgemäßen Inhibitor sowie einen pharmazeutisch akzeptablen Träger aufweist.
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Die Merkmale, Eigenschaften, Vorteile und Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Inhibitors gelten für die erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung gleichermaßen.
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Pharmazeutisch akzeptable Träger sind im Stand der Technik hinreichend bekannt. Sie umfassen bspw. Bindemittel, Sprengmittel, Füllmittel, Gleitmittel sowie Puffer, Salze und sonstige zur Formulierung von Arzneimitteln geeignete Substanzen; vgl. Rowe et al. (2012), Handbook of Pharmaceutical Excipients, 7th Edition Pharmaceutical Press; oder Bauer et al. (2017), Lehrbuch der pharmazeutischen Technologie, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart mbH. Der Inhalt der vorliegenden Publikationen ist durch Inbezugnahme Bestandteil der vorliegenden Anmeldung.
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Nach einer erfindungsgemäßen Ausgestaltung der pharmazeutischen Zusammensetzung liegt der Inhibitor pro Dosiereinheit in einer Konzentration vor, die nach Verabreichung in ein Lebewesen zu einer Konzentration führt, die der Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung entgegenwirkt.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass die pharmazeutische Zusammensetzung das Optimum an Wirkstoffmenge enthält, die zur Erreichung eines therapeutischen und/oder prophylaktischen Effekts notwendig ist. Zur genauen Einstellung dieser Konzentration stehen dem Fachmann eine Vielzahl von Testsystemen zur Verfügung, über die sich, in Abhängigkeit des zu behandelnden Lebewesens, insbesondere des Alters, Gewichts, etwaiger Vorerkrankungen, individuell die gesuchte Konzentration ermitteln lässt.
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Nach einer erfindungsgemäßen Ausgestaltung der pharmazeutischen Zusammensetzung liegt der Inhibitor pro Dosiereinheit in einer Konzentration vor, die nach Verabreichung in ein Lebewesen zu einer Konzentration in den Coronavirus-infizierten Zellen, vorzugsweise den Lungenepithelzellen führt, die bei ca. ≤ 10 µM, vorzugsweise bei ca. ≤ 1 µM, weiter vorzugsweise bei ca. ≤ 500 nM, weiter vorzugsweise bei ca. ≤ 400 nM, weiter vorzugsweise bei ca. ≤ 300 nM liegt.
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Mit dieser Maßnahme wird auf vorteilhafte Art und Weise der Erkenntnis der Erfinder Rechnung getragen, dass der BRD-Inhibitor bereits in sehr niedrigen Konzentrationen prophylaktische bzw. therapeutische Wirkung bei einer Coronavirus-Infektion zeigt. Nebenwirkungen lassen sich dadurch reduzieren, ggf. sogar vermeiden. Auch trägt diese Maßnahme zur kostengünstigen Herstellung der pharmazeutischen Zusammensetzung bei.
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Nach einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung weist diese neben dem erfindungsgemäßen Inhibitor einen weiteren Wirkstoff, vorzugsweise einen weiteren antiviralen Wirkstoff auf.
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Obgleich der erfindungsgemäße Inhibitor als alleiniger Wirkstoff vorliegen kann, hat diese Maßnahme den Vorteil, dass additive und ggf. synergistische Effekte zu einer Verstärkung des prophylaktischen und therapeutischen Erfolgs führen können.
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Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur prophylaktischen und/oder therapeutischen Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung, gekennzeichnet durch die Verabreichung des erfindungsgemäßen Inhibitors und/oder der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung an ein Lebewesen, vorzugsweise einen Menschen.
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Die Merkmale, Eigenschaften, Vorteile und Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Inhibitors und der erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzung gelten für das erfindungsgemäße Verfahren gleichermaßen.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
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Die vorliegende Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert, aus denen sich weitere Merkmale, Eigenschaften und Vorteile der Erfindung ergeben. Die Ausführungsbeispiele sind dabei nicht einschränkend.
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Es versteht sich außerdem, dass einzelne Merkmale, die in den Ausführungsbeispielen offenbart sind, nicht nur im Kontext der jeweiligen spezifischen Ausführungsform sondern in einer Allgemeingültigkeit offenbart sind und für sich genommenen einen eigenen Beitrag zur Erfindung liefern. Der Fachmann kann deshalb diese Merkmale frei mit anderen Merkmalen der Erfindung kombinieren.
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In den Ausführungsbeispielen wir Bezug auf die beiliegenden Figuren genommen. Dort ist Folgendes dargestellt:
- 1: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (SARS-CoV-2) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 10 µM und 1 µM des BRD2/4-Inhibitors BET151 behandelt wurden.
- 2: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (SARS-CoV-2) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 10 µM und 1 µM des BRD2/4-Inhibitors CPI203 behandelt wurden.
- 3: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (SARS-CoV-2) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 10 µM und 1 µM des CDK-Inhibitors RCB behandelt wurden.
- 4: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (SARS-CoV-2) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 10 µM und 1 µM des CDK-Inhibitors ACB behandelt wurden.
- 5: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (SARS-CoV-2) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 10 µM und 1 µM Hydroxychloroquin (HChl) behandelt wurden.
- 6: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (inf) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 10 µM, 5 µM und 2,5 µM von IBET151, CPI203 und HChl behandelt wurden.
- 7: Hellfeld-Mikroskopieaufnahmen von Calu3-Zellen, die unbehandelt (mock) geblieben sind, mit SARS-CoV-2 infiziert (inf) und zusätzlich zur SARS-CoV-2-Infektion mit 1,25 µM, 0,612 µM und 0,306 µM von IBET151, CPI203 und HChl behandelt wurden.
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1. Material
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Testsubstanzen
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- BRD2/4-Inhibitor GSK2820151 (IBET151), GlaxoSmithKline
- BRD2/4-Inhibitor R06870810/TEN-010 (CPI203), Hoffmann-La Roche
- CDK-Inhibitor Ribociclib (RCB)
- CDK-Inhibitor Abemaciclib (ACB)
- Hydroxychloroquin
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2. Methodik
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Etablierung eines SARS-CoV-2 Patientenisolat
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-200 µl Rachenabstrich eines SARS-CoV2 positiv getesteten Patienten wurde mit 1 ml DMEM aufgefüllt, steril filtriert (0,22 µM) und auf Caco2 Zellen kultiviert. 2 Tage später Abnahme des Überstands, Zellernte und Lysat für Westernblot generiert. Detektion der SARS-CoV-2-Proteine im Westernblot über Serum eines COVID-19 Rekonvaleszenten. Bestätigung SARS-CoV-2 über qRT-PCR Anayse des Überstandes.
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Restlicher Überstand auf neue Caco2 Zellen über 2-5 Tage kultiviert. Kontinuierliche Ernte des Überstandes als Virusstock. Aliquotierung und Lagerung bei -80°C.
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Testung von Substanzen auf antivirale Aktivität
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Calu3 (50.000 Zellen / Well) in 96-Well-Platte aussäen. 24h später Mediumwechsel zu 170 µl DMEM+5%FCS (Infektionsmedium) pro Well. Erstellen von Inhibitorverdünnungen so dass nach Zugabe von 20 µl Verdünnung die gewünschte Endkonzentration erreicht wird. Dann Zugabe von 10 - 5 µl Virusstock (1:20, MOI:0,4 - 1:40, MOI:0.2) zum Gesamtvolumen von 200 µl. Inkubation für weitere 24-48 h. Nach jeweils 24 und 48 h Aufnahme von Durchlichtbildern über automatische Mikroskopie (4-fache Vergrößerung) mittels Multiplate-Reader. Evaluierung des zytopathischen Effekts der Virusinfektion über visuelle Beurteilung des Zellrasens.
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Datenreihe 1:
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Tabelle 1: Datenreihe 1
Calu3 | 50.000 cells/well | Inf 9/4/20 | | | | | | |
| | | we seed the cells in 170µl, 1 day later add 10µl of virus stock (Tü1) and 20µl or pre-diluted compounds to each well |
| | Nix | IBET151 | CPL203 | HChl | IBET151 | CPL203 | HChl | Nix | |
| PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS |
| PBS | Mock | 10 | 10 | 10 | 10 | 10 | 10 | Mock | PBS |
| PBS | Mock | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | Mock | PBS |
| PBS | Mock | 2,5 | 2,5 | 2,5 | 2,5 | 2,5 | 2,5 | Mock | PBS |
| PBS | inf | 1,25 | 1,25 | 1,25 | 1,25 | 1,25 | 1,25 | inf | PBS |
| PBS | inf | 0,625 | 0,625 | 0,625 | 0,625 | 0,625 | 0,625 | inf | PBS |
| PBS | inf | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | inf | PBS |
| PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS |
monitorthe cells, at 1dpi or potentiall 2dpi harvest SN (in 96-Well plate). From the cells prepare images and lysatesfor cell titer glo (or MTT or SRB) store the SNs |
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Datenreihe 2
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Tabelle 2: Datenreihe 2
Calu3 | 50.000 cells/well | Inf 9/4/20 | | | | | | | |
| | | we seed the cells in 170µl, 1 day later add 10µl of virus stock (Tü1) and 20µl or pre-diluted compounds to each well |
| | Nix | IBET151 | CPL203 | HChl | IBET151 | CPL203 | HChl | Nix | |
| PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS |
| PBS | Mock | 10 | 10 | 10 | 10 | 10 | 10 | Mock | PBS |
| PBS | Mock | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | Mock | PBS |
| PBS | Mock | 2,5 | 2,5 | 2,5 | 2,5 | 2,5 | 2,5 | Mock | PBS |
| PBS | inf | 1,25 | 1,25 | 1,25 | 1,25 | 1,25 | 1,25 | inf | PBS |
| PBS | inf | 0,625 | 0,625 | 0,625 | 0,625 | 0,625 | 0,625 | inf | PBS |
| PBS | inf | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | 0,3125 | inf | PBS |
| PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS | PBS |
monitorthe cells, at 1dpi or potentiall 2dpi harvest SN (in 96-Well plate). From the cells prepare images and lysates for cell titer glo (or MTT or SRB) store the SNs |
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3. Ergebnis
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In den Figuren ist unter „mock“ der Kontrollansatz dargestellt. Die eingesetzten Lungenepithelzellen Calu3 zeigen in der Zellkultur unter dem Mikroskop ein flächiges Gebilde. Nach Infektion der Zellen mit SARS-CoV-2 (Aufnahmen überschrieben mit „SARS-CoV-2“ oder „inf“) zeigt sich ein deutlicher zytopathischer Effekt, der in der morphologischen Veränderung der Zellformationen in Form von „Verklumpungen“ sichtbar wird, siehe z.B. 1-5, zweite Spalte.
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Datenreihe 1:
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Die BRD2/4 Inhibitoren IBET151 und CPI203 zeigen bei Konzentrationen von 10 und 1 µM eine deutliche Reduktion des zytopathischen Effekts, verursacht durch die Virusinfektion (Vergleich zu mock/nicht infiziert und SARS-CoV-2 infiziert); siehe 1 und 2, 3. und 4. Spalte. Im Gegensatz dazu zeigen gleiche Konzentrationen von Hyrdoxychloroquin (HChl, 5), sowie der klinisch zugelassenen CDK-Inhibitoren Ribociclib (RCB; 3) und Abemaciclib (ACB; 4) keine hemmenden Effekte.
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Datenreihe 2:
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Bei einer Dosis-abhängigen Reduktion der Konzentrationen von IBET151 und CPI203 von 10 µM - 0,3125 µM zeigen sich selbst bei niedrigsten Konzentrationen noch inhibierende Effekte auf den Virus-verursachten zytopathischen Effekt, anders als bei gleichen Konzentration von Hydroxychloroquin (6 und 7).
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4. Fazit
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Die Erfinder konnten anhand von zwei ausgewählten Beispielverbindungen zeigen, dass Inhibitoren des Bromodomain-enthaltenden Proteins (BRD) eine wirksame prophylaktische und therapeutische Behandlung einer Coronavirus-Infektion und/oder einer durch diese Infektion verursachten Erkrankung ermöglicht und damit insbesondere im Hinblick auf eine SARS-CoV-2-Infektion (COVID-19) eine vielversprechende pharmakologische Option darstellen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Ren et al. (2016), Preparation, Biochemical Analysis, and Structure Determination of the Bromodomain, an Acetyl-Lysine Binding Domain, Methods in Enzymology 573: 321-43 [0014]
- Rowe et al. (2012), Handbook of Pharmaceutical Excipients, 7th Edition Pharmaceutical Press; oder Bauer et al. (2017) [0034]