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Die Erfindung betrifft eine elektromechanische Schalteinrichtung, insbesondere Doppelschaltschütz, insbesondere zum Schalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs, sowie ein Verfahren zum Betreiben einer solchen elektromechanischen Schalteinrichtung und ein Hochvolt-Energiespeichersystem für ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug mit wenigstens einer solchen elektromechanischen Schalteinrichtung.
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Elektromechanische Schalteinrichtungen wie Schaltschütze finden beispielsweise als Hochvolt (HV)-Schütze in Kraftfahrzeugen, insbesondere bei Elektrofahrzeugen oder Hybridfahrzeugen, Anwendung. Hierzu kann zum Beispiel ein jeweiliger Pol eines HV-Energiespeichersystems über ein solches Schütz mit einem jeweiligen Anschluss des Bordnetzes des Kraftfahrzeugs gekoppelt sein. Durch Öffnen der Schütze können die Speicherzellen des HV-Energiespeichersystems somit vom Bordnetz entkoppelt werden. So werden die Zellpacks von den Anschlüssen eines HV-Energiespeichersystems durch Schalter, den Schützen, getrennt, um bei einem Fehlverhalten außerhalb oder innerhalb des Batteriesystems einen sicheren Zustand einnehmen zu können.
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Hauptsächlich werden dazu elektromechanische Schütze verwendet, die eine Vorladung von DC-Kapazitäten ermöglichen, den Lade-und Entladestrom tragen, Ströme in Höhe des Betriebsstroms trennen, aber auch kleinere bis mittlere Überströme trennen.
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Beim Zuschalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems durch zweipolig wirkende Trennschalter wie Schaltschütze an das Bordnetz ohne ausreichende Vorladung von DC-Kapazitäten kann es zu einem zweipoligen Verschweißen der Kontakte der beiden Schaltelemente des Schaltschützes auf Grund von Lichtbögen und/oder eines Überstroms kommen.
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Üblicherweise wird die Verbindung zwischen den Zellen eines HV-Energiespeichersystems und dem Fahrzeugnetz durch ein Schaltelement mit separater Betätigung pro Pol des HV-Energiespeichersystems hergestellt. Damit lässt sich die beschriebene Situation verhindern, da die Betätigung beider Schaltelemente nacheinander erfolgen kann.
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Aus der Industrietechnik sind Lösungen bekannt, die mehrere Schaltpfade mit einem Aktor betätigen. Da diese Schaltelemente dennoch gleichzeitig schließen, können die beiden Kontakte der Schaltelemente bei zu hoher Spannungsdifferenz im Zuschaltmoment levitieren und daraufhin verschweißen. So gestaltete Schaltelemente müssen deshalb durch eine weitere Maßnahme vor einer zu hohen Spannungsdifferenz im Zuschaltmoment geschützt werden.
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Die
DE 102017011206 A1 offenbart eine elektromechanische Schalteinrichtung mit wenigstens zwei Kontakteinheiten, wobei die Kontakteinheiten jeweils wenigstens ein an einem Kontaktträger der jeweiligen Kontakteinheit angeordnetes Kontaktelement aufweisen, wobei der Kontaktträger von wenigstens einer ersten der wenigstens zwei Kontakteinheiten mit einem Betätigungsstab einer Antriebseinheit mechanisch gekoppelt ist und mittels des Betätigungsstabs zwischen einer Kontaktierungsstellung, in der sich die Kontaktelemente berühren, und einer Offenstellung verfahrbar ist, in der die Kontaktelemente voneinander entfernt positioniert sind. Die mechanische Kopplung des Betätigungsstabs mit dem Kontaktträger ist derart ausgebildet, dass der Betätigungsstab in der Kontaktierungsstellung gegenüber dem mit ihm gekoppelten Kontaktträger in Richtung Kontaktierungsstellung hinaus in eine Hammerposition bewegbar ist und einen Anschlag zum Anschlagen an dem Kontaktträger bei einer Bewegung des Betätigungsstabs aus der Hammerposition in Richtung der Offenstellung aufweist.
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Die
DE 102017 205 833 A1 offenbart eine Schaltschütz-Einrichtung für ein Kraftfahrzeug, welche einen Anker und mindestens ein mit dem Anker gekoppeltes erstes Kontaktelement aufweist. Weiterhin weist die Schaltschütz- Einrichtung eine Antriebseinrichtung zum Bewegen des Ankers und mindestens zwei zweite Kontaktelemente auf. Dabei ist die Schaltschütz-Einrichtung derart eingerichtet, dass das mindestens eine erste Kontaktelement in einem geschlossenen Zustand der Schaltschütz-Einrichtung die mindestens zwei zweiten Kontaktelemente mechanisch kontaktiert, sodass die mindestens zwei zweiten Kontaktelemente über das mindestens eine erste Kontaktelement elektrisch verbunden sind, und in einem geöffneten Zustand der Schaltschütz-Einrichtung nicht verbunden sind. Weiterhin ist das mindestens eine erste Kontaktelement zum Überführen der Schaltschütz-Einrichtung vom geöffneten Zustand in den geschlossenen Zustand in eine Schließrichtung bewegbar und zum Überführen der Schaltschütz-Einrichtung vom geschlossenen Zustand in den geöffneten Zustand entgegen der Schließrichtung bewegbar. Darüber hinaus weist die Schaltschütz-Einrichtung eine von der Antriebseinrichtung verschiedene Sicherheitseinrichtung auf, die dazu ausgelegt ist, in zumindest einem vorbestimmten Fehlerfall einen zwischen dem mindestens einen ersten Kontaktelement und den mindestens zwei zweiten Kontaktelementen bestehenden elektrischen Kontakt zu trennen.
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Die
DE 10 2011119306 A1 offenbart eine Kontaktpaarung mit einer Doppel-Kontaktstelle für ein elektrisches Schaltgerät, bei welcher zwei Festkontaktstücke mittels einer beweglichen Kontaktbrücke elektrisch leitend verbindbar und wieder trennbar sind. Die Kontaktbrücke ist zum Schließen der elektrisch leitenden Verbindung mittels einer Schließkraft an die Festkontaktstücke anpressbar. Die Schließkraft ist beispielsweise elektromagnetisch zu realisieren. Kontaktoberflächen in einander zugewandten Kontaktbereichen der Kontaktbrücke und der Festkontaktstücke sind erfindungsgemäß in einem Winkel von betragsmäßig ungleich 90° zu einer Richtung der Schließkraft ausgebildet, d. h. in einem Winkel von ungleich 90° und ungleich -90°. D. h. der Betrag des Winkels zwischen der jeweiligen Kontaktoberfläche und der Richtung der Schließkraft ist entweder größer oder kleiner als 90°.
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Eine Aufgabe der Erfindung ist es, eine elektromechanische Schalteinrichtung, insbesondere zum Schalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs anzugeben, welche ein verbessertes Betriebsverhalten aufweist.
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Eine weitere Aufgabe ist es, ein Verfahren zum Betreiben einer solchen elektromechanischen Schalteinrichtung anzugeben.
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Eine weitere Aufgabe ist es, ein Hochvolt-Energiespeichersystem für ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug mit wenigstens einer solchen elektromechanischen Schalteinrichtung anzugeben.
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Die vorgenannten Aufgaben werden mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst.
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Günstige Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen, der Beschreibung und der Zeichnung.
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Nach einem Aspekt der Erfindung wird eine elektromechanische Schalteinrichtung vorgeschlagen, insbesondere Doppelschaltschütz, insbesondere zum Schalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs, mit wenigstens zwei Schaltelementen, wobei die wenigstens zwei Schaltelemente jeweils ein erstes Kontaktelement und ein zweites Kontaktelement aufweisen, welche jeweils mittels einer beweglichen Schaltbrücke elektrisch leitend verbindbar und wieder trennbar sind. Dabei sind die wenigstens zwei Schaltbrücken der wenigstens zwei Schaltelemente mittels eines Betätigungselements in einer axialen Richtung auf die Kontaktelemente zu und von diesen weg bewegbar. Die wenigstens zwei Schaltelemente weisen beim Schließen der elektrisch leitenden Verbindung des einen Schaltelements und einem Schließen der elektrisch leitenden Verbindung des anderen Schaltelements einen definierten zeitlichen Versatz auf.
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Erfindungsgemäß wird ein mögliches zweipoliges Verschweißen der Kontakte beim Zuschalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems durch eine zweipolig wirkende elektromechanische Schalteinrichtung an das Bordnetz ohne ausreichende Vorladung von DC-Kapazitäten durch einen definierten Versatz des Zuschaltzeitpunkts beider Schaltelemente von mindestens 500 µs verhindert.
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Der zeitliche Versatz kann durch verschiedene Maßnahmen oder eine Kombination dieser Maßnahmen bewirkt werden. Die unterschiedliche Ausbildung kann zum einen durch eine unterschiedliche geometrische Gestaltung der Schaltelemente realisiert sein, oder dadurch, dass ein Kontaktabstand der Schaltelemente im geöffneten Zustand unterschiedlich groß ausgebildet ist. Alternativ kann die unterschiedliche Ausbildung durch Unterschiede in der kinematische Ansteuerung der Schaltelemente bewirkt werden. Die elektromechanische Aktuierung der Schaltelemente kann nicht symmetrisch wirkend ausgebildet sein. Weiter können die beiden Schaltbrücken unterschiedliche Massenverteilungen aufweisen oder die Massen räumlich unterschiedlich angeordnet sein.
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Da auf Grund des zeitlichen Versatzes beispielsweise das erste Schaltelement den Stromkreis noch nicht schließt und daher zunächst kein Strom fließt, wird nur das zweite Schaltelement einem Beschädigungsrisiko ausgesetzt. Wird im zweiten Schaltelement ein unzulässig hoher Spitzenzuschaltstrom erkannt, muss von einer Beschädigung des zweiten Schaltelements ausgegangen werden. Die gemeinsame Schaltbrückenbetätigung wird daraufhin unmittelbar geöffnet, und das intakte erste Schaltelement stellt die Unterbrechung des Stromkreises sicher.
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Ein zweipoliges Verschweißen von gemeinsam betätigten Schaltelementen einer elektromechanischen Schalteinrichtung kann auf diese Weise verhindert werden. Ein Betrieb eines Hochvolt-Energiespeichersystems ohne redundante Trennelemente wird so ermöglicht.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes, in geöffnetem Zustand der elektromechanischen Verbindung, ein Kontaktabstand zwischen den Kontaktelementen und der Schaltbrücke des ersten Schaltelements von dem Kontaktabstand zwischen den Kontaktelementen und der Schaltbrücke des zweiten Schaltelements verschieden sein. Der Gesamtkontaktabstand hängt dabei von der zu schaltenden Spannung ab, die Differenz dagegen von dem erwünschten zeitlichen Versatz und der Zuschaltgeschwindigkeit. Diese Werte weisen keine Abhängigkeit auf. Sinnvolle Werte können in der Größenordnung von 5% liegen, wenn nicht verschiedene Maßnahmen kombiniert werden. Dadurch ist es ermöglicht, dass die Kontaktelemente eines Schaltelements zuerst geschlossen werden und das andere Schaltelement erst mit einem geringen Zeitversatz danach schließen würde. Dieser Zeitversatz führt dazu, dass das Beschädigungsrisiko des zuerst geschlossenen Schaltelements zum Zeitpunkt der Stromspitze deutlich reduziert wird. Damit kann der Stromkreis nach erkanntem Zuschaltüberstrom durch dieses Schaltelement sicher unterbrochen werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes eine kinematische Ansteuerung des Betätigungselements für die Schaltbrücken der beiden Schaltelemente asymmetrisch ausgebildet sein. Auch durch eine asymmetrische kinematische Ansteuerung kann erreicht werden, dass die Kontaktelemente eines Schaltelements zuerst geschlossen werden, und die Kontaktelemente des anderen Schaltelements noch offen bleiben, wodurch genügend Zeit bleibt, um einen Überstrom in dem bereits geschlossenen Schaltelement zu erkennen und daraufhin das noch offene andere Schaltelement offen zu halten.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung können die Schaltbrücken mit dem Betätigungselement jeweils über Gelenke verbunden sein. Außerdem kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes eine asymmetrische Krafteinleitung in das Betätigungselement über einen Betätigungsstab zum Schließen der elektrisch leitenden Verbindung vorgesehen sein. Durch die gelenkige Verbindung von Schaltbrücken und Betätigungselement zusammen mit der asymmetrischen Krafteinleitung kann bewirkt werden, dass eine Schaltbrücke die Kontaktelemente eines Schaltelements vor der Schaltbrücke des anderen Schaltelements schließt. Damit ist ein Schaltelement vor dem anderen Schaltelement geschlossen und es kann eine mögliche Beschädigung des geschlossenen Schaltelements detektiert werden, solange das andere Schaltelement noch offen ist.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung kann ein erster Hebelarm zwischen dem ersten Gelenk und dem Betätigungsstab des Betätigungselements eine Längendifferenz zu einem zweiten Hebelarm zwischen dem zweiten Gelenk und dem Betätigungsstab aufweisen. Eine Größe der Längendifferenz hängt beispielsweise von der Gesamtdimensionierung ab, ein typischer Wert kann bei einer Größenordnung von 5 % liegen. Durch die beiden unterschiedlich langen Hebelarme kann eine asymmetrische Betätigung beim Schließen der Kontaktelemente der beiden Schaltelemente durch die Schaltbrücken erreicht werden. Damit ist ein Schaltelement vor dem anderen Schaltelement geschlossen und es kann eine mögliche Beschädigung des geschlossenen Schaltelements detektiert werden, solange das andere Schaltelement noch offen ist.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung können zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes die beiden Schaltbrücken unterschiedliche Massen aufweisen. Eine Größe der Massendifferenz hängt beispielsweise von der Gesamtdimensionierung ab, ein typischer Wert kann bei einer Größenordnung von 5 % liegen. Auch unterschiedliche Massen der beiden Schaltbrücken können einen Zeitversatz auf Grund der unterschiedlichen Beschleunigung beim Bewegen der Schaltbrücken durch das Betätigungselement bewirken. Damit ist ein Schaltelement vor dem anderen Schaltelement geschlossen und es kann eine mögliche Beschädigung des geschlossenen Schaltelements detektiert werden, solange das andere Schaltelement noch offen ist.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes das Betätigungselement bezüglich einer Anlenkung der beiden Schaltbrücken asymmetrisch ausgebildet sein. Durch die asymmetrische Anlenkung kann bewirkt werden, dass eine Schaltbrücke die Kontaktelemente eines Schaltelements vor der Schaltbrücke des anderen Schaltelements schließt. Der zeitliche Versatz reicht aus, um eine mögliche Beschädigung des geschlossenen Schaltelements zu detektieren, solange das andere Schaltelement noch offen ist.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der elektromechanischen Schalteinrichtung kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes eine Massenverteilung des Betätigungselements bezüglich einer Anlenkung der beiden Schaltbrücken asymmetrisch ausgebildet sein. Auch eine asymmetrische Massenverteilung des Betätigungselements kann auf Grund der unterschiedlichen Beschleunigung bezüglich der beiden Schaltbrücken, welche das Betätigungselement bewegt, einen Zeitversatz im Schließen der Kontaktelemente der beiden Schaltelemente durch die Schaltbrücken bewirken.
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Nach einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Betreiben einer elektromechanischen Schalteinrichtung vorgeschlagen, insbesondere Doppelschaltschütz, insbesondere zum Schalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Die elektromechanische Schalteinrichtung weist wenigstens zwei Schaltelemente auf, wobei die wenigstens zwei Schaltelemente jeweils ein erstes Kontaktelement und ein zweites Kontaktelement aufweisen, welche jeweils mittels einer beweglichen Schaltbrücke elektrisch leitend verbindbar und wieder trennbar sind. Dabei sind die wenigstens zwei Schaltbrücken der wenigstens zwei Schaltelemente mittels eines Betätigungselements in einer axialen Richtung auf die Kontaktelemente zu und von diesen weg bewegbar. Dabei erfolgt ein Schließen der elektrisch leitenden Verbindung des ersten Schaltelements und ein Schließen der elektrisch leitenden Verbindung des zweiten Schaltelements mit einem definierten zeitlichen Versatz.
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Erfindungsgemäß wird ein mögliches zweipoliges Verschweißen der Kontakte beim Zuschalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems durch zweipolig wirkende Trennschalter wie Schaltschütze an das Bordnetz ohne ausreichende Vorladung von DC-Kapazitäten durch einen definierten Versatz des Zuschaltzeitpunkts beider Schaltelemente verhindert.
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Da auf Grund des zeitlichen Versatzes beispielsweise das erste Schaltelement den Stromkreis noch nicht schließt und daher zunächst kein Strom fließt, wird nur das zweite Schaltelement einem Beschädigungsrisiko ausgesetzt. Wird im zweiten Schaltelement ein unzulässig hoher Spitzenzuschaltstrom erkannt, muss von einer Beschädigung des zweiten Schaltelements ausgegangen werden. Die gemeinsame Schaltbrückenbetätigung wird daraufhin unmittelbar geöffnet, und das intakte erste Schaltelement stellt die Unterbrechung des Stromkreises sicher.
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Ein zweipoliges Verschweißen von gemeinsam betätigten Schaltelementen einer elektromechanischen Schalteinrichtung kann auf diese Weise verhindert werden. Ein Betrieb eines Hochvolt-Energiespeichersystems ohne redundante Trennelemente wird so ermöglicht.
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Nach einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Hochvolt-Energiespeichersystem für ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug mit wenigstens einer elektromechanischen Schalteinrichtung vorgeschlagen.
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Bei einem erfindungsgemäßen Hochvolt-Energiespeichersystem kann ein mögliches zweipoliges Verschweißen der Kontakte beim Zuschalten des Hochvolt-Energiespeichersystems durch zweipolig wirkende Trennschalter wie Schaltschütze an das Bordnetz ohne ausreichende Vorladung von DC-Kapazitäten durch einen definierten Versatz des Zuschaltzeitpunkts beider Schaltelemente verhindert werden.
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Weitere Vorteile ergeben sich aus der folgenden Zeichnungsbeschreibung. In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Die Zeichnung, die Beschreibung und die Ansprüche enthalten zahlreiche Merkmale in Kombination. Der Fachmann wird die Merkmale zweckmäßigerweise auch einzeln betrachten und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammenfassen.
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Dabei zeigt:
- 1 eine schematische Ansicht einer elektromechanischen Schalteinrichtung nach einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
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Die einzige 1 zeigt eine schematische Ansicht einer elektromechanischen Schalteinrichtung 100 nach einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
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Die elektromechanische Schalteinrichtung 100, welche insbesondere als Doppelschaltschütz zum Schalten eines Hochvolt-Energiespeichersystems eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs ausgebildet sein kann, weist zwei Schaltelemente 10, 30 auf. Die zwei Schaltelemente 10, 30 weisen jeweils ein erstes Kontaktelement 12, 32 und ein zweites Kontaktelement 14, 34 auf, welche jeweils mittels einer beweglichen Schaltbrücke 16, 36 elektrisch leitend verbindbar und wieder trennbar sind. Die zwei Schaltbrücken 16, 36 der zwei Schaltelemente 10, 30 sind mittels eines Betätigungselements 50 in einer axialen Richtung 56 auf die Kontaktelemente 12, 14, 32, 34 zu und von diesen weg bewegbar. Die Betätigungsrichtung 56 des Betätigungselements 50 und damit der beiden Schaltbrücken 16, 36 ist als Pfeil eingezeichnet.
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Erfindungsgemäß kann so ein Schließen der elektrisch leitenden Verbindung des ersten Schaltelements 10 und ein Schließen der elektrisch leitenden Verbindung des zweiten Schaltelements 30 mit einem definierten zeitlichen Versatz erfolgen.
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Zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes kann, in geöffnetem Zustand der elektromechanischen Verbindung, der Kontaktabstand 18 zwischen den Kontaktelementen 12, 14 und der Schaltbrücke 16 des ersten Schaltelements 10 von dem Kontaktabstand 38 zwischen den Kontaktelementen 32, 34 und der Schaltbrücke 36 des zweiten Schaltelements 30 verschieden sein. Die Kontaktabstände 18, 38 sind in 1 markiert. Die Kontaktabstände 18, 38 können beispielsweise um wenigstens 5 % verschieden sein, um einen ausreichenden zeitlichen Versatz beim Schließen der elektromechanischen Schalteinrichtung 100 zu gewährleisten. Damit kann nach erfolgtem Schließen eines Schaltelements 10 ein Überstrom rechtzeitig detektiert werden, um vor dem Schließen des anderen Schaltelements 30 das Betätigungselement 50 wieder zurückzuziehen und so das andere Schaltelement 30 in offenem Zustand zu halten.
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In einer weiteren Ausführungsform kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes eine kinematische Ansteuerung des Betätigungselements 50 für die Schaltbrücken 16, 36 der beiden Schaltelemente 10, 30 asymmetrisch ausgebildet sein. Dies kann beispielsweise durch eine asymmetrische Krafteinleitung in das Betätigungselement 50 erreicht werden.
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Die Schaltbrücken 16, 36 sind bei dem in 1 dargestellten Ausführungsbeispiel mit dem Betätigungselement 50 jeweils über Gelenke 20, 40 verbunden. Dabei ist zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes eine asymmetrische Krafteinleitung in das Betätigungselement 50 über einen Betätigungsstab 58 zum Schließen der elektrisch leitenden Verbindung vorgesehen. Der Betätigungsstab 58 ist dazu an dem Betätigungselement 50 außermittig angeordnet.
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Das Betätigungselement 50 ist so zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes bezüglich einer Anlenkung der beiden Schaltbrücken 16, 36 asymmetrisch ausgebildet.
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Dadurch weist ein erster Hebelarm 52 zwischen dem ersten Gelenk 20 und dem Betätigungsstab 58 des Betätigungselements 50 eine Längendifferenz zu einem zweiten Hebelarm 54 zwischen dem zweiten Gelenk 40 und dem Betätigungsstab 58 auf. Beispielsweise kann diese Längendifferenz wenigstens 5 % einer Länge des Betätigungselements 50 aufweisen, um den nötigen zeitlichen Versatz bei der Betätigung des Betätigungselements 50 beim Schließen der Kontaktelemente 12, 14, 32, 34 der beiden Schaltelemente 10, 30 über die beiden Schaltbrücken 16, 36 zu erreichen.
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Weiter können zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes die beiden Schaltbrücken 16, 36 auch unterschiedliche Massen aufweisen. Beispielsweise können dabei die Massen der beiden Schaltbrücken 16, 36 um wenigstens 5 % differieren.
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In einer weiteren Ausführungsform kann zur Erzeugung des zeitlichen Versatzes eine Massenverteilung des Betätigungselements 50 bezüglich einer Anlenkung der beiden Schaltbrücken 16, 36 asymmetrisch ausgebildet sein. Dadurch kann eine unterschiedliche Beschleunigung der beiden Schaltbrücken 16, 36 beim Schließen der Kontaktelemente 16, 36 erreicht werden, wodurch die Kontaktelemente 12, 14 eines Schaltelements 10 vor den Kontaktelementen 32, 34 des anderen Schaltelements 30 geschlossen werden.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- erstes Schaltelement
- 12
- erstes Kontaktelement
- 14
- zweites Kontaktelement
- 16
- Schaltbrücke
- 18
- Kontaktabstand
- 20
- Gelenk
- 30
- zweites Schaltelement
- 32
- erstes Kontaktelement
- 34
- zweites Kontaktelement
- 36
- Schaltbrücke
- 38
- Kontaktabstand
- 40
- Gelenk
- 50
- Betätigungselement
- 52
- erster Hebelarm
- 54
- zweiter Hebelarm
- 56
- Betätigungsrichtung
- 58
- Betätigungsstab
- 100
- Schaltelement
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102017011206 A1 [0007]
- DE 102017205833 A1 [0008]
- DE 102011119306 A1 [0009]