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Die vorliegende Erfindung betrifft ein hydraulisches Bremssystem für ein Fahrrad oder Pedelec gemäß der im Oberbegriff des Patentanspruches 1 näher definierten Art. Ferner betrifft die Erfindung ein Fahrrad oder Pedelec mit dem hydraulischen Bremssystem.
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Es ist bekannt, dass bei Fahrrädern zur Reichweitevergrößerung oder zum Transport von Gütern ein elektrischer Unterstützungsmotor vorgesehen wird, um aus dem Fahrrad ein E-Bike oder Pedelec zu machen. Dadurch werden die Lasten und die Geschwindigkeiten von Fahrrädern und Pedelecs immer größer, sodass ein vorhandenes Bremssystem immer wichtiger wird. Üblicherweise werden heutzutage Fahrräder und Pedelecs mit einer Vorderradbremse und einer Hinterradbremse ausgestattet, die jeweils über einen separaten Bremshebei am Lenker betätigt werden können.
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Hierbei ergibt sich das Problem, dass der Fahrer üblicherweise die deutlich effektivere Vorderradbremse anstelle der Hinterradbremse überwiegend verwendet. Durch die überwiegende Verwendung der Vorderradbremse ergibt sich die Gefahr des Blockierens des Vorderrades und eines gegebenenfalls damit verbundenen Überschlages.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2017 121 169 A1 ist ein Bremsassistenzsystem für ein Zweirad bekannt. Das Bremsassistenzsystem umfasst einen gemeinsamen Bremshebel zur Betätigung der Vorderradbremse und der Hinterradbremse. Ferner ist dem Bremssystem eine Bremsverteileinrichtung zur Übertragung einer von dem Fahrer des Zweirades eingeleiteten Bremshebelbetätigung an die Vorderradbremse zum Abbremsen des Vorderrades und an die Hinterradbremse zum Abbremsen des Hinterrades zugeordnet. Die Bremsverteileinrichtung umfasst unter anderem einen Sensor zur Detektion einer von einem Hinterrad des Zweirades auf einen Untergrund aufgeprägte Normalkraft, wobei die Bremsverteileinrichtung eingerichtet ist, bei einer von dem Sensor unterhalb eines vordefinierten Schwellwerts detektierte Normalkraft, die an die Vorderradbremse übertragene Bremskraft zu reduzieren.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein hydraulisches Bremssystem und ein Fahrrad oder Pedelec mit dem Bremssystem der eingangs beschriebenen Gattung vorzuschlagen, welche eine Bremskraftverteilung oder eine Bremsdruckverteilung konstruktiv einfach und kostengünstig ermöglichen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruches 1 beziehungsweise 6 gelöst, wobei sich vorteilhafte und beanspruchte Weiterbildungen aus den Unteransprüchen und der Beschreibung sowie den Zeichnungen ergeben.
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Somit wird ein hydraulisches Bremssystem für ein Fahrrad oder Pedelec mit einem gemeinsamen Bremshebel beziehungsweise einer gemeinsamen Betätigungseinrichtung zur gemeinsamen Betätigung von Vorderradbremse und Hinterradbremse vorgeschlagen, wobei der gemeinsame Bremshebel über eine erste hydraulische Verbindungsleitung mit der Vorderradbremse und über eine zweite hydraulische Verbindungsleitung mit der Hinterradbremse verbunden ist. Um eine Bremsdruck- beziehungsweise Bremskraftverteilung auf konstruktiv einfache und kostengünstige Weise zu realisieren, ist vorgesehen, dass eine manuell einstellbare Bremskraftverteilung zwischen der Vorderradbremse und der Hinterradbremse vorgesehen ist.
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Auf diese Weise wird ein besonders einfaches und kostengünstig aufgebautes hydraulisches Bremssystem mit einer manuellen Bremskraftverteilung realisiert, die von dem Fahrer variabel einstellbar ist. Demzufolge können die elektrischen Bauteile bei bekannten Bremsassistenzsystemen entfallen. Insbesondere sind keine Sensoren oder dergleichen erforderlich. Auf diese Weise wird nicht nur eine Kosteneinsparung, sondern auch eine Gewichtsreduzierung realisiert. Des Weiteren ergibt sich der Vorteil, dass keine elektronischen Bauteile erforderlich sind, wodurch auch keine Energieversorgung benötigt wird. Mit dem vorgeschlagenen hydraulischen Bremssystem wird somit ein Einhandbremssystem für Zweiradanwendungen mit einer manuell einstellbaren Bremskraftverteilung realisiert.
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Im Rahmen einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass zur manuell einstellbaren Bremskraftverteilung ein manuell betätigbares Stellelement vorgesehen ist. Über das Stellelement kann der Fahrer die Bremskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterradbremse variabel einstellen und demzufolge auf seine Bedürfnisse anpassen. Beispielsweise kann durch das Stellelement beziehungsweise durch die Verstelleinrichtung eine Bremsdruck- beziehungsweise Bremskraftverteilung im Verhältnis zwischen Vorderradbremse und Hinterradbremse von 70% zu 30%, 50% zu 50% oder dergleichen stufenlos gewählt werden. Wird nun der Bremshebel von dem Fahrer betätigt, erfolgt nun ein individualisierter Bremsvorgang nach dem manuell eingestellten Bremskraftverhältnis zwischen Vorderradbremse und Hinterradbremse, wodurch der Bremsweg auf ein Minimum reduziert wird und gleichzeitig ein unerwünschter Überschlag verhindert wird.
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Eine nächste Weiterbildung der Erfindung sieht verschiedene Anordnungspositionen des Stellelements vor. Jedoch hat sich eine Anordnung des Stellelements am Lenker des Fahrrads oder Pedelecs als besonders vorteilhaft herausgestellt, da das Stellelement nicht nur besonders bequem bedient werden kann, sondern auch auf eine besonders einfache Weise in das hydraulische Bremssystem integriert werden kann. Eingangsseitig wird das Stellelement mit dem Bremshebel und ausgangsseitig mit der ersten und zweiten hydraulischen Verbindungsleitung strömungsmäßig verbunden. Auf diese Weise können Betätigungen des Bremshebels und die dadurch erzeugte Bremskraft beziehungsweise der erzeugte Bremsdruck durch das Stellelement entsprechend der gewählten Einstellung auf die Verbindungsleitung zur Vorderradbremse und Hinterradbremse aufgeteilt werden.
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Im Rahmen einer weiteren Ausführung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der ersten und der zweiten hydraulischen Verbindungsleitung jeweils ein Antiblockiersystem oder dergleichen zugeordnet ist, sodass eine unerwünschte Blockade des Vorderrades oder des Hinterrades unabhängig von der Bremskraftverteilung sicher verhindert wird.
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Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung sieht vor, dass ein Fahrrad, Pedelec oder dergleichen mit dem vorbeschriebenen hydraulischen Bremssystem beansprucht wird. Hieraus ergeben sich die bereits beschriebenen Vorteile und weitere Vorteile.
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Nachfolgend wird die vorliegende Erfindung anhand der Zeichnungen weiter erläutert.
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Es zeigen:
- 1 eine schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen hydraulischen Bremssystems; und
- 2 ein Fahrrad oder Pedelec mit dem erfindungsgemäßen hydraulischen Bremssystem.
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In den Figuren ist beispielhaft ein hydraulisches Bremssystem exemplarisch an einem Fahrrad oder Pedelec dargestellt.
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Das hydraulische Bremssystem umfasst einen gemeinsamen Bremshebel 1 zur gemeinsamen Betätigung einer Vorderradbremse 2 und einer Hinterradbremse 3. Der Bremshebel beziehungsweise die Betätigungseinrichtung 1 ist über eine erste hydraulische Verbindungsleitung 4 mit der Vorderradbremse 2 und über eine zweite hydraulische Verbindungsleitung 5 mit der Hinterradbremse 3 strömungsmäßig verbunden.
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Um ein besonders einfach und kostengünstig aufgebautes Bremssystem zu realisieren, ist vorgesehen, dass eine manuell einstellbare Bremskraftverteilung zwischen der Vorderradbremse 2 und der Hinterradbremse 3 vorgesehen ist.
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Wie insbesondere aus 1 ersichtlich ist, ist zur manuell einstellbaren Bremskraftverteilung ein manuell betätigbares Stellelement 6 vorgesehen, welches von dem Fahrer zum Einstellen eines vorbestimmten Bremskraftverhältnisses beziehungsweise einer vorbestimmten Bremskraftverteilung zwischen Vorderradbremse 2 und Hinterradbremse 3 manuell einstellbar ist.
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Das Stellelement 6 ist eingangsseitig mit dem Bremshebel 1 beziehungsweise mit einer vom Bremshebel 1 betätigbaren Hydraulikversorgung 7 und ausgangsseitig mit der ersten hydraulischen Verbindungsleitung 4 der Vorderradbremse 2 sowie mit der zweiten hydraulischen Verbindungsleitung 5 der Hinterradbremse 3 strömungsmäßig verbunden. Der Bremshebel 1 ist somit über die Hydraulikversorgung 7 mit dem Stellelement 6 verbunden. Als Hydraulikversorgung 7 ist ein Ölreservoir beziehungsweise ein Tank vorgesehen, in dem durch die Betätigung des Bremshebels 1 ein vorbestimmter Bremsdruck zur Bremsbetätigung aufgebracht wird.
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Gemäß 1 ist der ersten hydraulischen Verbindungsleitung 4 ein Antiblockiersystem 8 zum Verhindern einer unerwünschten Blockade des Vorderrades zugeordnet, während der zweiten hydraulischen Verbindungsleitung 5 ebenfalls ein Antiblockiersystem 9 zum Verhindern einer unerwünschten Blockade des Hinterrades zugeordnet ist.
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In 2 ist eine schematische Ansicht eines Fahrrads oder Pedelecs mit dem vorbeschriebenen hydraulischen Bremssystem beispielhaft dargestellt.
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Durch die Verwendung des erfindungsgemäßen hydraulischen Bremssystems mit dem manuellen betätigbaren Stellelement 6 bei einem Fahrrad oder Pedelec wird eine variable hydraulische Bremsdruckverteilung zwischen der Vorderradbremse 3 und der Hinterradbremse 4 durch die Verwendung nur eines Bauteiles konstruktiv einfach und kostengünstig realisiert.
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Auf diese Weise wird ein Fahrrad oder Pedelec realisiert, welches nicht nur hinsichtlich der Herstellungskosten, sondern auch hinsichtlich des Gewichtes optimiert ist. Es ergibt sich aufgrund des erfindungsgemäßen Aufbaus eine wartungsfreie Bremskraftverteilung, sodass eine besonders einfache und sichere Betriebsweise des Fahrrads oder Pedelecs gewährleistet wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bremshebel beziehungsweise Betätigungseinrichtung
- 2
- Vorderradbremse
- 3
- Hinterradbremse
- 4
- erste hydraulische Verbindungsleitung
- 5
- zweite hydraulische Verbindungsleitung
- 6
- Stellelement
- 7
- Hydraulikversorgung
- 8
- Antiblockiersystem
- 9
- Antiblockiersystem
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102017121169 A1 [0004]