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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern von Vorrichtungen, das die Verfahrensschritte Erfassen eines Messdatensatzes, Durchführen eines Iterationsverfahrens mit den Iterationsschritten Berechnung eines Iterationsergebnisses aus dem Messdatensatz unter Verwendung eines neuronalen Netzwerkes, Erfassen eines Abbruchparameters, Überprüfen des Abbruchparameters und Abbruch des Iterationsverfahrens bei Übereinstimmung des Abbruchparameters mit einem Abbruchkriterium sowie der optischen Visualisierung des Iterationsergebnisses und des Messdatensatzes und dem Wiederholen der Iterationsschritte aufweist.
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Stand der Technik
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Der quantitative Zusammenhang von zwei physikalischen Größen kann mittels einer Kennlinie dargestellt werden. Weitere zusätzliche Größen werden durch ein Kennfeld, das ein gemeinsames Koordinatensystem aufweist, dargestellt. Die physikalischen Größen werden dabei durch Messdatensätze generiert, die z.B. durch ein Sensorsystem geliefert werden, mit dem eine Vorrichtung überwacht wird. Um das Verhalten der Vorrichtung auch in den Bereichen vorhersagen zu können, für die keine oder nur wenige Messdatensätze vorliegen, wird das Verhalten der Vorrichtung modelliert. Dazu werden die Parameter der Messdatensätze mittels eines Polynoms n-ten Grades geschätzt; übliche Verfahren sind Regression und/oder eine Bestimmung einer Fitfunktion. Üblicherweise erfolgt die Berechnung, indem der Grad des Polynoms aufgrund von z.B. Erfahrungswerten vorgegeben und dann die Methode der kleinsten Fehlerquadrate angewendet wird. Hat die Fitfunktion ein bestimmtes festgelegtes Abbruchkriterium (z.B. MSE = 0,005) erreicht, m.a.W. ist die Fitfunktion den Messdatensätzen genügend gut angepasst, wird die Berechnung abgebrochen. Ziel der Ausgleichsrechnung ist, dass das Modell den Messdatensätzen bestmöglich anpasst ist. Dieses wird zusammen mit den Messdatensätzen in einem zwei- oder mehrdimensionalen Koordinatensystem dargestellt.
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Diese bisher angewandte Methode weist Nachteile auf. Der Anwender muss den Grad des Polynoms der Fitfunktion kennen und als Startwerte in die Berechnung der Fitfunktion eingeben. Der Anwender muss also über Erfahrung mit der zu überwachenden Vorrichtung verfügen, um sinnvolle Startwerte festlegen zu können. Der Rechenaufwand und die damit einhergehende Rechenzeit können sehr hoch sein, die Berechnung des Modells ist dementsprechend zeitaufwändig, insbesondere, wenn das Verhalten der Vorrichtung durch mehr als zwei Ein- bzw. Ausgabeparameter bestimmt ist.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern von Vorrichtungen bereitzustellen, mittels dem sich Kennlinien bzw. Kennfelder schneller, mit weniger Aufwand und mit geringeren Fehlern ermitteln lassen.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern von Vorrichtungen gemäß Anspruch 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen dargelegt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern weist vier Verfahrensschritte auf: Im ersten Verfahrensschritt wird ein Messdatensatz erfasst. Dazu ist an der zu überwachenden Vorrichtung ein Sensorsystem verbaut. Ein oder mehrere Messwerte des Sensorsystems, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erfasst werden, bilden einen Messdatensatz. Das Sensorsystem übermittelt den Messdatensatz an eine Auswerteeinheit.
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Im Sinne der Erfindung enthält ein Messdatensatz von einen Sensorsystem gelieferte Rohdaten und/oder ermittelte Werte, die aufgrund von einem Sensorsystem gelieferten Rohdaten ermittelt sind. Beispielhaft sind Volumen, Energie und Zeit derartige Messdaten. Messdatensätze sind Messwerte, die zusätzlich einen oder mehrere von außerhalb des Sensorsystems gelieferte zugehörige Werte aufweisen. Die Messdatensätze können ebenfalls und/oder zusätzlich aus Messwerten ermittelte Kennzahlen sein. Ein Messdatensatz kann beispielsweise aus dem Volumen eines Gases, der Energie, die zum Komprimieren des Gases verbraucht wird, den Energiekosten und der aufgewendeten Zeit zur Kompression sein. Parameter sind Messdaten, Messdatensätze und/oder andere Werte, die innerhalb und/oder außerhalb des Sensorsystems generiert sind.
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Im zweiten Verfahrensschritt führt die Auswerteeinheit ein Iterationsverfahren zur Berechnung der Kennlinie bzw. Kennfläche durch. Das Iterationsverfahren selbst weist dazu wiederum vier Verfahrensschritte auf: Im ersten Verfahrensschritt des Iterationsverfahrens wird ein Iterationsergebnis aufgrund des erfassten Messdatensatzes berechnet. Zur Berechnung wird erfindungsgemäß vorteilhafterweise ein Neuronales Netzwerk herangezogen.
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Es hat sich herausgestellt, dass die Berechnung durch ein Neuronales Netzwerk wesentlich häufiger sinnvolle Ergebnisse liefert als eine Berechnung der Kennlinie bzw. Kennfläche mittels bisher bekannter Verfahren. Insbesondere wenn das Neuronale Netzwerk angelernt wurde, z.B. indem mittels des Neuronalen Netzwerkes bereits Kennlinien bzw. Kennfelder einer Vielzahl gleichartiger Vorrichtungen ermittelt wurden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass auch bei unbekannter Kennlinie bzw. unbekanntem Kennfeld dieses schnell und hinreichend genau evaluiert werden kann, z.B. wenn eine Kennlinie bzw. das Kennfeld zum ersten Mal für eine Vorrichtung ermittelt wird.
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Im zweiten Verfahrensschritt des Iterationsverfahrens wird ein Abbruchparameter erfasst und im dritten Verfahrensschritt des Iterationsverfahrens überprüft. Im vierten Verfahrensschritt des Iterationsverfahrens wird das Iterationsverfahren abgebrochen, wenn der Abbruchparameter mit einem Abbruchkriterium übereinstimmt. Ein Abbruchkriterium kann z.B. ein geringer MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes sein, oder eine Evaluierung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes durch einen Benutzer.
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Im dritten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern erfolgt eine optische Visualisierung des Iterationsergebnisses zusammen mit dem Messdatensatz.
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Im vierten und letzten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Iterationsschritte des Iterationsverfahrens wiederholt, falls der Abbruchparameter nicht mit einem Abbruchkriterium übereinstimmt, wenn also der MSE der ermittelten Kennlinie bzw. des Kennfeldes zu groß ist und/oder ein Benutzer durch optische Validierung die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes als nicht ausreichend ansieht.
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Mit den durch das erfindungsgemäße Verfahren ermittelten Kennlinien und/oder Kennfelder lässt sich ein Antrieb überwachen oder seine Leistung und Energieverbrauch vorhersagen. Es sind diverse Verfahren bekannt, um solche Funktionen zu ermitteln, sie sind aber alle recht aufwendig.
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Bei Ermittlung eines Antriebskennfeldes wird beispielsweise ein Antrieb in allen möglichen Betriebsmodi gefahren und seine Leistung/Drehzahl/Wirkungsgrad gemessen. Anschließend entsteht aus den Messwerten eine Matrix. Die Werte zwischen den Matrixwerten werden interpoliert. Ein Nachteil eines solchen Verfahrens liegt zum einem darin, dass ein Antrieb erst alle möglichen Betriebsmodi durchfahren muss, und zum anderen in der Erstellung der Matrix.
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Eine andere Möglichkeit ist die automatisierte Ermittlung von Kennlinien und/oder eines Kennfeldes durch ein Neuronales Netzwerk. Dabei wird ein Neuronales Netzwerk auf einen Datensatz trainiert. Die Schwierigkeit, ein Neuronales Netzwerk zu trainieren, besteht darin, einen Kompromiss zwischen einer genügend genauen Modellierung der zu überwachenden Vorrichtung einerseits und der ausreichenden Trainingszeit zu erzielen. Es gibt bei diesem Verfahren zwei Probleme: Ein Neuronales Netzwerk merkt sich zum einen auch alle Fehler eines Datensatzes, wobei er selbst als eine Black-Box auftritt. Es ist schwierig zu validieren, wie gut ein Datensatz antrainiert wurde. Zum anderen ist es schwierig, eine passende Konfiguration eines Neuronalen Netzwerkes sowie die optimale Trainingszeit zu finden. Bei einer suboptimalen Konfiguration neigen die Neuronalen Netzwerke zum „over- oder underfitting“.
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Zur Validierung der ermittelten Kennlinie und/oder des ermittelten Kennfeldes wird die optische Visualisierung des Iterationsergebnisses zusammen mit dem Messdatensatz verwendet. Falls der MSE der ermittelten Kennlinie bzw. des Kennfeldes gering genug (z.B. kleiner 0,005) ist oder nach einer Vielzahl von hintereinander ausgeführten Iterationsverfahren keine signifikanten Änderungen aufweist, wird das Iterationsverfahren beendet. Aber auch bei geringem MSE kann die ermittelte Kennlinie bzw. das Kennfeld falsch sein. Mittels Darstellung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes in einem Koordinatensystem zusammen mit den Messdatensätzen erhält der Benutzer eine Visualisierung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes und kann so optisch die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes überprüfen. Mittels dieser vorteilhaften optischen Visualisierung kann ein Benutzer also sehr schnell, zuverlässig und intuitiv sowohl die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes als auch den Lernerfolg des Neuronalen Netzwerkes erkennen.
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Der Aufbau eines Neuronalen Netzwerkes ist aus der Literatur hinreichend bekannt: Ein Neuronales Netzwerk besteht aus mehreren Schichten (Layern) von künstlichen Neuronen (Knoten), die miteinander vernetzt sind. Die Anzahl der Neuronen im Eingabelayer entspricht der Anzahl der Eingabeparameter, ebenso entspricht die Anzahl der Neuronen im Ausgabelayer der Anzahl der Ausgabeparameter. Zwischen Ein- und Ausgabelayer sind N sog. Hidden Layers mit K Neuronen pro Layer positioniert. Erfahrungsgemäß liefern Neuronale Netzwerke mit N=5-10 und K=50-100 gute Ergebnise. Das Neuronale Netzwerk lernt, indem die inneren Gewichte der Neuronenverbindungen und deren Aktivierungsschwellen angepasst werden. Der Gesamtfehler des Neuronalen Netzwerkes wird dabei minimiert.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf nur einen Anwendungsfall und/oder Anlagenart begrenzt, Kennlinien und/oder Kennfelder können schnell und zuverlässig auch für verschiedene denkbare Anwendungen validiert werden.
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In einer weiteren Gestaltung der Erfindung ist der Abbruchparameter ein Maß für die Abweichung vom Messdatensatz und/oder einer Nutzereingabe. Der Abbruchparameter kann erfindungsgemäß auf zwei Arten festgelegt werden, nämlich durch den MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes oder manuell durch einen Benutzer. Ein Benutzer kann das erfindungsgemäße Verfahren also jederzeit abbrechen, entweder, weil die ermittelte Kennlinie und/oder das ermittelte Kennfeld ausreichend gut ist, oder falls sich herausstellt, dass das Neuronale Netzwerk fehlerhaft arbeitet.
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In einer weiteren Ausbildung der Erfindung ist das Abbruchkriterium eine Vorgabe für die Abweichung vom Messdatensatz und/oder einer erfolgter Nutzereingabe. Das Abbruchkriterium kann auf zwei Arten festgelegt werden, nämlich durch den MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes oder manuell durch einen Benutzer.
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In einer Weiterbildung der Erfindung ist die optische Visualisierung Teil der Iterationsschritte. Die optische Visualisierung erfolgt nach einer durch den Nutzer vorgebbaren Zahl von Iterationsschritten, ein Nutzer kann also die ermittelte Kennlinie und/oder das ermittelte Kennfeld zeitnah validieren und das erfindungsgemäße Verfahren ggf. abbrechen.
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In einer weiteren Ausführung der Erfindung ist die optische Visualisierung Teil eines jeden Iterationsdurchlaufs. Die optische Visualisierung erfolgt nach jedem Iterationsschritt, ein Nutzer kann also die ermittelte Kennlinie und/oder das ermittelte Kennfeld nach jedem Iterationsschritt validieren und das erfindungsgemäße Verfahren ggf. abbrechen.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die optische Visualisierung nach der Berechnung des Iterationsergebnisses. Die optische Visualisierung erfolgt nach jedem oder einer Mehrzahl von Iterationsschritten, ein Nutzer kann also die ermittelte Kennlinie und/oder das ermittelte Kennfeld zeitnah validieren und das erfindungsgemäße Verfahren ggf. abbrechen bzw. beenden.
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In einer besonders vorteilhaften Gestaltung der Erfindung erfolgt die optische Visualisierung in einer 3D-Grafik oder einer 4D-Graphik. Dadurch ist die Visualisierung von drei bzw. vier Parametern möglich. Drei Parameter werden den drei Raumrichtungen zugeordnet, der vierte Parameter wird durch z.B. eine Farbkodierung visualisiert. Das durch das erfindungsgemäße Verfahren ermittelte Kennfeld ist dann zweidimensional. Die 4D-Graphik lässt sich aus Gründen der besseren Anschaulichkeit durch einen Nutzer z.B. drehen und perspektivisch verändern, Teilabschnitte können ebenfalls gezoomt werden.
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In einer weiteren Ausführung der Erfindung erfolgt das Iterationsverfahren für einen Teilabschnitt des Messdatensatzes. Damit lässt sich die Rechenzeit zur Ermittlung der Kennlinie und/oder des Kennfeldes reduzieren, indem nur der für einen Benutzer interessante Messdatensatz zur Ermittlung herangezogen wird. Ebenfalls wird die Anschaulichkeit in der optischen Visualisierung erhöht.
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In einer weiteren Ausbildung der Erfindung erfolgt das Iterationsverfahren für mehrere Teilabschnitte des Messdatensatzes. Damit lässt sich die Rechenzeit zur Ermittlung der Kennlinie und/oder des Kennfeldes reduzieren, indem nur die für einen Benutzer interessanten Messdatensätze zur Ermittlung herangezogen werden. Ebenfalls wird die Anschaulichkeit in der optischen Visualisierung erhöht.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung greift das Iterationsverfahren für jeden Teilabschnitt auf das gleiche Neuronale Netzwerk zu. Dadurch wird der Aufwand gegenüber einem Zugriff auf verschiedene Neuronale Netzwerke reduziert. Bei der Verwendung eines angelernten Neuronalen Netzwerkes reduziert sich ebenfalls der Rechenaufwand bei gleichzeitiger Erhöhung der Qualität der ermittelten Kennlinie und/oder des ermittelten Kennfeldes.
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In einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung wird mit Hilfe der Kennlinie und/oder des Kennfeldes eine Prognose über die Entwicklung der Ausgabeparameter der Vorrichtung erstellt. Die Vorrichtung muss aufgrund dieser vorteilhaften Ausführung nicht sämtliche Betriebsmodi durchfahren, um eine Kennlinie und/der ein Kennfeld zu ermitteln. Die Zeit zwischen Installation und Inbetriebnahme der überwachten Vorrichtung wird so deutlich reduziert.
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In einer weiteren Gestaltung der Erfindung wird die Kennlinie und/oder das Kennfeld einem Zeitpunkt zugeordnet. Mittels dieser vorteilhaften Gestaltung ist ein Nutzer in der Lage, das Verhalten der Vorrichtung auch über einen längeren Zeitraum zu überwachen. Insbesondere kann ein Benutzer dadurch evtl. notwendige Wartungsmaßnahmen erkennen, wenn die Kennlinie und/oder das Kennfeld zeitliche Veränderungen aufweist. Ebenfalls lassen sich durchgeführte Wartungsmaßnahmen validieren.
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In einer weiteren Ausbildung der Erfindung werden die Kennlinie und/oder das Kennfeld und der zugeordnete Zeitpunkt gespeichert. Mittels dieser Ausbildung ist ein Nutzer in der Lage, das Verhalten der Vorrichtung auch über einen längeren Zeitraum zu überwachen. Insbesondere kann ein Benutzer dadurch evtl. notwendige Wartungsmaßnahmen erkennen, wenn die Kennlinie und/oder das Kennfeld zeitliche Veränderungen aufweist. Ebenfalls lassen sich durchgeführte Wartungsmaßnahmen validieren.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird mit Hilfe der Kennlinie und/oder des Kennfeldes die Vorrichtung im Betrieb überwacht. Zeitliche Veränderungen der Kennlinie und/oder des Kennfeldes können eine fehlerhafte Komponente der Vorrichtung oder einen ineffizienten Betrieb der Vorrichtung indizieren. Wartungsmaßnahmen können so schon ergriffen werden, bevor es zum Ausfall bzw. Stillstand der Vorrichtung kommt.
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In einer weiteren Ausführung der Erfindung wird die Veränderung der Kennlinie und/oder des Kennfeldes der Vorrichtung überwacht. Zeitliche Veränderungen der Kennlinie und/oder des Kennfeldes können eine fehlerhafte Komponente der Vorrichtung oder einen ineffizienten Betrieb der Vorrichtung indizieren. Wartungsmaßnahmen können so schon ergriffen werden, bevor es zum Ausfall bzw. Stillstand der Vorrichtung kommt.
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In einer optionalen Gestaltungsform der Erfindung ist die Summe aus der Anzahl der Eingabeparameter und der Anzahl der Ausgabeparameter gleich der Anzahl der dargestellten Dimensionen einer in der optischen Visualisierung ausgegebenen Grafik. Gleichsam ist die Summe der Anzahl der Eingabeneuronen und der Anzahl der Ausgabeneuronen des neuronalen Netzes gleich der Anzahl der Dimensionen der in der optischen Visualisierung ausgegebenen Grafik. Jeder Eingabe- und/oder Ausgabeparameter und/oder jedes Eingabe- und Ausgabeneuron wird in einer separaten Dimension der ausgegebenen Grafik dargestellt.
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Im Folgenden wird eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1: Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern
- 2 a: 4D-Visualisierung der Messdatensätze eines zweistufigen Gasverdichters, erfindungsgemäßes Verfahren zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern nach 19 Iterationsschritten
- 2 b: 4D-Visualisierung der Messdatensätze eines zweistufigen Gasverdichters, erfindungsgemäßes Verfahren zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern nach 693 Iterationsschritten
- 2 c: 4D-Visualisierung der Messdatensätze eines zweistufigen Gasverdichters, erfindungsgemäßes Verfahren zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern nach 2097 Iterationsschritten
- 2 d: 4D-Visualisierung der Messdatensätze eines zweistufigen Gasverdichters, erfindungsgemäßes Verfahren zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern nach 3729 Iterationsschritten
- 2 e: 4D-Visualisierung der Messdatensätze eines zweistufigen Gasverdichters, erfindungsgemäßes Verfahren zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern nach 6641 Iterationsschritten
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1 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens. Das erfindungsgemäße Verfahren 100 weist mehrere Verfahrensschritte auf: Im ersten Verfahrensschritt wird ein Messdatensatz erfasst 1. Dazu ist an der zu überwachenden Vorrichtung ein Sensorsystem verbaut. Ein oder mehrere Messwerte des Sensorsystems, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erfasst werden, bilden einen Messdatensatz 1. Das Sensorsystem übermittelt den Messdatensatz an eine Auswerteeinheit. Zur Berechnung der Kennlinie bzw. Kennfläche 20 wird ein Iterationsverfahren durchgeführt und ein Iterationsergebnis berechnet 3. Das Iterationsverfahren 3 selbst weist dazu wiederum vier Verfahrensschritte auf: Im ersten Verfahrensschritt 3 des Iterationsverfahrens wird ein Iterationsergebnis aufgrund des erfassten Messdatensatzes 1 berechnet. Zur Berechnung wird erfindungsgemäß vorteilhafterweise ein Neuronales Netzwerk 30 herangezogen.
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Es hat sich herausgestellt, dass die Berechnung durch ein Neuronales Netzwerk 30 wesentlich häufiger sinnvolle Ergebnisse liefert als eine Berechnung der Kennlinie bzw. Kennfläche 20 mittels bisher bekannter Verfahren. Insbesondere wenn das Neuronale Netzwerk 30 angelernt wurde, z.B. indem mittels des Neuronalen Netzwerkes 30 bereits Kennlinien bzw. Kennfelder 20 einer Vielzahl gleichartiger Vorrichtungen ermittelt wurden.
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Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass auch bei unbekannter Kennlinie bzw. unbekanntem Kennfeld 20 dieses schnell und hinreichend genau evaluiert werden kann, z.B. wenn eine Kennlinie bzw. das Kennfeld 20 zum ersten Mal für eine Vorrichtung ermittelt wird.
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Im zweiten Verfahrensschritt zur Berechnung des Iterationsergebnisses 3 wird ein Abbruchparameter erfasst 4. Der Abbruchparameter kann erfindungsgemäß auf zwei Arten festgelegt werden, nämlich durch den MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 oder manuell durch einen Benutzer.
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Im nächsten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern 20 erfolgt eine optische Visualisierung 7 des Iterationsergebnisses zusammen mit dem Messdatensatz.
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Danach wird der Abbruchparameter überprüft 5. Die Berechnung des Iterationsergebnisses 3 wird abgebrochen 6, wenn der Abbruchparameter mit einem Abbruchkriterium übereinstimmt. Ein Abbruchkriterium kann z.B. ein geringer MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 sein, oder eine Evaluierung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 durch einen Benutzer.
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Im letzten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Iterationsschritte des Iterationsverfahrens 3 wiederholt 8, falls der Abbruchparameter nicht mit einem Abbruchkriterium übereinstimmt, wenn also der MSE der ermittelten Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 zu groß ist und/oder ein Benutzer durch optische Validierung die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 als nicht ausreichend ansieht.
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Falls also der MSE der ermittelten Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 gering genug (z.B. kleiner 0,005) ist oder nach einer Vielzahl von hintereinander ausgeführten Iterationsverfahren 3 keine signifikanten Änderungen aufweist, wird das Iterationsverfahren 3 beendet. Aber auch bei geringem MSE kann die ermittelte Kennlinie bzw. das Kennfeld 20 falsch sein. Mittels Darstellung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 in einem Koordinatensystem zusammen mit den Messdatensätzen erhält der Benutzer bei jedem Iterationsschritt des Iterationsverfahrens 3 eine Visualisierung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 und kann so optisch die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 überprüfen. Mittels dieser vorteilhaften optischen Visualisierung 7 kann ein Benutzer also sehr schnell, zuverlässig und intuitiv sowohl die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 als auch den Lernerfolg des Neuronalen Netzwerkes 30 erkennen.
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Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens 100 zeigen die 2 a) bis 2 e). Beispielhaft wird ein Untergrund-Gasspeicher als zu überwachende Vorrichtung herangezogen. Diese Speicher dienen zum Ausgleich von Ungleichgewichten zwischen Angebot bzw. Förderung und Nachfrage bzw. Verbrauch und damit der Erhöhung der Versorgungssicherheit. Da das Gas im Untergrundspeicher meist einen höheren Druck als die Ferngasleitung hat, wird das Gas zur Einspeisung mit einem oder - wie in diesem Ausführungsbeispiel - mittels zwei Gasverdichtern verdichtet.
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Es wurde eine 3D-Darstellung zur Visualisierung gewählt, in der den in der 3D-Darstellung angezeigten Messpunkten 10 eine Farb- und/oder Helligkeitscodierung 13 zur Darstellung der 4. Dimension zugeordnet wurde. Die Flächen 11.1, 11.2, 11.3 zwischen den Koordinatenachsen sind als Projektionsflächen dargestellt, auf denen jeweils die Messpunkte 10 als projizierte Punkte 12.1, 12.2, 12.3 projiziert sind. Weiterhin ist das ermittelte Kennfeld 20 eingezeichnet.
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Das erfindungsgemäße Verfahren 100 weist mehrere Verfahrensschritte auf: Im ersten Verfahrensschritt wird ein Messdatensatz erfasst 1. Dazu ist an der zu überwachenden Vorrichtung ein Sensorsystem verbaut. Ein oder mehrere Messwerte des Sensorsystems, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erfasst werden, bilden einen Messdatensatz 1. Das Sensorsystem übermittelt den Messdatensatz an eine Auswerteeinheit. Zur Berechnung der Kennlinie bzw. Kennfläche 20 wird ein Iterationsverfahren durchgeführt und ein Iterationsergebnis berechnet 3. Das Iterationsverfahren 3 selbst weist dazu wiederum vier Verfahrensschritte auf: Im ersten Verfahrensschritt 3 des Iterationsverfahrens wird ein Iterationsergebnis aufgrund des erfassten Messdatensatzes 1 berechnet. Zur Berechnung wird erfindungsgemäß vorteilhafterweise ein Neuronales Netzwerk 30 herangezogen.
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Im zweiten Verfahrensschritt zur Berechnung des Iterationsergebnisses 3 wird ein Abbruchparameter erfasst 4. Der Abbruchparameter kann erfindungsgemäß auf zwei Arten festgelegt werden, nämlich durch den MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 oder manuell durch einen Benutzer.
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Im nächsten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens zur automatisierten Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern 20 erfolgt eine optische Visualisierung 7 des Iterationsergebnisses zusammen mit dem Messdatensatz.
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Danach wird der Abbruchparameter überprüft 5. Die Berechnung des Iterationsergebnisses 3 wird abgebrochen 6, wenn der Abbruchparameter mit einem Abbruchkriterium übereinstimmt. Ein Abbruchkriterium kann z.B. ein geringer MSE der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 sein, oder eine Evaluierung der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 durch einen Benutzer.
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Im letzten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Iterationsschritte des Iterationsverfahrens 3 wiederholt 8, falls der Abbruchparameter nicht mit einem Abbruchkriterium übereinstimmt, wenn also der MSE der ermittelten Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 zu groß ist und/oder ein Benutzer durch optische Validierung die Qualität der Kennlinie bzw. des Kennfeldes 20 als nicht ausreichend ansieht.
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Das Sensorsystem liefert in diesem Ausführungsbeispiel Messdatensätze über den Volumenstrom des in den Speicher eingespeisten Gases (Parameter 1, x-Achse) und über das Verdichtungsverhältnis des Erdgases im Speicher (Parameter 2, y-Achse). Diese beiden Parameter werden in das Neuronale Netzwerk 30 in den Eingabelayer eingegeben. Der für einen Nutzer der Anlage besonders relevante Parameter Wirkungsgrad (Parameter 3, z-Achse) sowie die Drehzahl der zwei Gasverdichter (Parameter 4, Graustufen) sind die Ausgabe und werden über den Ausgabelayer des Neuronalen Netzwerkes 30 ausgegeben. Das Neuronale Netzwerk 30 weist demzufolge 2 Ein- sowie 2 Ausgabeneuronen auf. Das Neuronale Netzwerk 30 wurde mittels Trainingsdaten verschiedener Untergrund-Gasspeicher trainiert. Im vorliegenden Beispiel werden jeweils zwei Eingabeneuronen und zwei Ausgabeneuronen verwendet. Zwischen den Eingabe - und Ausgabeneuronen sind weitere 5 Hidden Layer mit jeweils 100 Neuronen angeordnet.
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2 zeigt die 4-dimensionale optische Visualisierung 7 der Messdatensätze zusammen mit dem aus ihnen ermittelten Kennfeld 20. Die optische Visualisierung 7 kann zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten gespeichert und somit dem Zeitpunkt zugeordnet werden. Die optische Visualisierung 7 als Teil der Iterationsschritte des Iterationsverfahrens 2 wird in diesem Ausführungsbeispiel nach jeder Berechnung des Iterationsergebnisses 3 durchgeführt. Dadurch wird die Qualität des ermittelten Kennfeldes 20 nach der angegebenen Zahl von Iterationsschritten illustriert (2 a-e) und kann von einem Benutzer optisch validiert werden. Der MSE des ermittelten Kennfeldes 20 ist ebenfalls angegeben.
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Nach 19 Iterationsschritten (2 a) weist das Kennfeld 20 noch einen sehr großen MSE von 0,094 auf. Das Kennfeld 20 weist im Wesentlichen noch die Form einer schiefen Ebene auf. Es ist allein schon optisch für einen Benutzer erkennbar, dass das berechnete Kennfeld 20 zu diesem Zeitpunkt noch nicht annähernd das Verhalten der Gaseinspeisung in den Untergrund-Gasspeicher widerspiegelt.
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Nach 693 Iterationsschritten (2 b) beträgt der MSE des Kennfeldes 20 noch 0,007. Die Ausbildung von zwei relativen Maxima ist bereits zu erkennen. Die beiden relativen Maxima entsprechen einer seriellen und einer parallelen Fahrweise der beiden Gasverdichter. Hier zeigt sich gerade der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens 100, das Kennfeld 20 optisch zu visualisieren 7. Trotz des geringen MSE des Kennfeldes 20 von 0,007 ist im Vergleich mit 2 c, in der das Kennfeld 20 einen größeren Fehler von 0,013 aufweist, optisch erkennbar, dass das Verhalten des Untergrund-Gasspeichers noch nicht korrekt prognostiziert werden kann.
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Nach 2097 Iterationsschritten (2 c) ist der MSE des Kennfeldes 20 auf 0,013 gestiegen, dennoch sind beide relativen Maxima deutlich ausgeprägter visuell erkennbar. Nach 3729 Iterationsschritten (2 d) beträgt der MSE des Kennfeldes 20 noch 0,0034, das deutlich verbessert ermittelte Kennfeld 20 zeigt die beiden relativen Maxima schon mit einem optisch erkennbaren unterschiedlichen Wirkungsgrad. Nach 6641 Iterationsschritten (2 e) beträgt der MSE des Kennfeldes 0,0045, ist also gegenüber 3729 Iterationsschritten (2 d) leicht gestiegen. Allerdings zeigen die beiden relativen Maxima noch deutlich optisch unterscheidbare Wirkungsgrade: Das Maximum des Wirkungsgrades für die parallele Fahrweise ist signifikant geringer als das Maximum des Wirkungsgrades für eine serielle Fahrweise der Gasverdichter. Dies entspricht auch den Erfahrungswerten.
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Die Kennfelder 20 beider Fahrweisen wurden in diesem Ausführungsbeispiel nicht getrennt voneinander berechnet. Das erfindungsgemäße Verfahren 100 liefert trotzdem ein gut validiertes Kennfeld 20. Das erfindungsgemäße Verfahren 100 ermöglicht ebenfalls eine Ermittlung des Kennfeldes 20 auch von einem oder mehreren Teilabschnitten der Messdatensätze, indem einfach nur die den Nutzer interessierenden Messdatensätze zur Ermittlung des Kennfeldes herangezogen und die nicht interessierenden Messdatensätze ausgeblendet werden. Das erfindungsgemäße Verfahren 100 ist sehr leistungsfähig, das in 2 e gezeigte Kennfeld 20 benötigte eine Rechenzeit von nur 2 Minuten.
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Bezugszeichenliste
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- 100
- Verfahren zur automatischen Ermittlung von Kennlinien und/oder Kennfeldern
- 1
- Erfassen eines Messdatensatzes
- 2
- Durchführung des Iterationsverfahrens
- 3
- Berechnung eines Iterationsergebnisses
- 4
- Erfassen des Abbruchparameters
- 5
- Überprüfen des Abbruchparameters
- 6
- Abbruch des Iterationsverfahrens
- 7
- Optische Visualisierung
- 8
- Wiederholung des Iterationsverfahrens
- 10
- Messpunkt eines Messdatensatzes
- 11.1, 11.2, 11.3
- Flächen zwischen den Koordinatenachsen
- 12.1, 12.2, 12.3
- Projizierte Messpunkte
- 13
- Farb-/Helligkeitscodierung
- 20
- Kennfeld
- 30
- Neuronales Netzwerk