-
Die Erfindung betrifft ein biologisch abbaubares Absorptionskissen und dessen Verwendung bei der Fermentation organischer Abfälle.
-
Saugfähige Vorlagen oder Absorptionskissen sind seit längerem bekannt und finden als Einlagen beziehungsweise Unterlagen im Säuglingspflege-, Inkontinenz- und persönlichen Hygienebereich breite Anwendung.
-
So offenbart
DE 27 34 783 C2 eine saugfähige Vorlage mit einer wasserundurchlässigen Außenschicht, einer wasserdurchlässigen Innenschicht und einer dazwischenliegenden saugfähigen Einlage, die eine erste Schicht und eine zweite Schicht umfasst wobei die Fasern der ersten Schicht aus thermomechanischem Zellstoff und die Fasern der zweiten Schicht im Wesentlichen aus semichemischem oder chemischem Zellstoff bestehen.
-
Aus
EP 0 521 509 A1 ist ein saugfähiges Material bekannt, das durch eine oder mehrere flüssigkeitsdurchlässige Schichten und einen Saugkörper mit hoher Absorptions- und Retentionskapazität für wässrige Flüssigkeiten besteht und dessen Aufbau durch eine Umhüllung aus einem vliesartigen Stoff aus einem organischen Polymer, einer Tissuezwischeneinlage aus einem organischen Polymer, einem aus Zellstoff und einem Absorbens für wässrige Flüssigkeiten bestehenden Saugkörper und einem die Umhüllung stabilisierenden Binder gekennzeichnet ist.
-
Mit den genannten technischen Lösungen verbindet sich das Problem, dass sie durch ihren mehrschichtigen Aufbau verhältnismäßig aufwendig zu fertigen sind und gemäß dem vorgesehenen Verwendungszweck sehr hohen Qualitätsanforderungen, insbesondere in hygienischer Hinsicht, genügen müssen.
-
Was die Fermentation organischer Abfälle, die Besiedlung des organischen Materials mit Mikroorganismenkulturen, insbesondere mit effektiven Mikroorganismen, anbetrifft ist bekannt, dass auf diesem Wege ein wirksames Düngemittel beziehungsweise Bodenhilfsstoffe für die Landwirtschaft und den Garten gewonnen werden können. Zunehmend findet diese Erkenntnis auch für die fermentative Umwandlung von in den Haushalten anfallenden organischen Abfälle Einzug.
-
Zur Anwendung kommt hierfür überwiegend der sogenannte Bokashi-Eimer als Fermentationsbehälter. Derartige Eimer sind im Handel mit 2 unterschiedlichen Volumina erhältlich. Hauptsächlich greifen die Anwender auf einen 16 Liter Bokashi-Eimer mit Deckel und einem innenliegenden Ablaufsieb zurück. Um den sich bei der Fermentation bildenden Sickersaft ablassen zu können weist dieser Eimer einen Ablaufhahn auf.
In diesen Eimer werden die organischen Abfälle geschichtet und mit im Handel erhältlichen effektiven Mikroorganismen besprüht. Unter effektiven Mikroorganismen wird eine flüssige Mischkultur bestehend aus Bakterienstämmen und fermentaktiven Pilzen verstanden. Diese kommen einzeln frei in der Natur vor und sind für Mensch und Natur nützlich. Effektive Mikroorganismen bestehen aus aeroben und aus anaeroben Kulturen, die in einer Symbiose existieren. Zur Aufwertung und besseren Fermentation kann noch ein Bokashi-Ferment auf die Schicht organischer Abfälle gestreut werden.
Auf jede neue Schicht organischer Abfälle wird einer der beiden genannten Komponenten oder werden beide aufgebracht.
Wenn der Eimer voll ist bleibt er noch 2 bis 3 Wochen stehen. In dieser Zeit fermentiert der Inhalt fertig. Der sich bildende Sickersaft läuft durch das innenliegende Sieb in eine muldenförmige Vertiefung des Eimers und bleibt dort stehen. Er kann mittels des Ablaufhahnes abgelassen werden. Der Inhalt des Eimers kann danach in den Boden eingegraben oder direkt als Dünger aufgebracht werden.
Dazu muss das fermentierte Material aus dem Eimer geholt werden. Entweder wird dafür eine Gabel oder eine Schaufel verwendet oder der Eimer wird umgedreht und das fermentierte Material wird direkt auf die benötigte Stelle geschüttet.
-
Bei dem so dargestellten Stand der Technik zeigen sich auch die Probleme der geschilderten technischen Lösung.
So kann nur auf die im Handel verfügbaren Maße des Bokashi-Eimers zurückgriffen werden die zumal sehr kostenintensiv sind. Oftmals werden jedoch viel größere oder kleinere Eimer benötigt, die es in der genannten Konfiguration mit innenliegendem Sieb und Ablaufhahn nicht gibt.
Im Gebrauch des Bokashi-Eimers erweist sich der Ablaufhahn als Schwachstelle. Er wird nicht selten undicht, tropft oder lässt sich nicht mehr richtig schließen. Sofern der Ablaufhahn gewechselt werden muss ist das nicht nur mit zusätzlichen Kosten verbunden, sondern erfordert handwerkliches Geschick.
Einen weiteren Schwachpunkt stellt der unvermeidliche Sickersaft dar, da er sich aus dem genannten Bokashi-Eimer nicht zu 100% entfernen lässt. Es bleibt immer ein Rest auf dem Boden des Eimers der einen unangenehmen Silagegeruch hinterlässt.
-
Der Bokashi-Eimer lässt sich auch nur sehr aufwendig reinigen, da das Ablaufsieb, bedingt durch die Konstruktion und die organischen Abfälle im Eimer verklebt, Sieböffnungen verschlossen und das Sieb nur mit großen Kraftanstrengungen aus dem Eimer entfernt und gereinigt werden kann.
Im Bodenbereich unter dem Sieb bilden sich zudem dicke Ablagerungen, die ebenfalls nur aufwendig entfernt werden können.
Der entstehende Sickersaft muss zur Vermeidung eines Fäulnisprozesses regelmäßig abgelassen werden, da die organischen Abfälle sonst im Sickersaft stehen. Aus diesem Grund kann der Eimer nicht unbeobachtet bleiben und zum Beispiel im Urlaub zurückgelassen werden.
-
An den dargestellten Problemen setzt die vorliegende Erfindung an.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine einfach handhabbare technische Lösung für einen Behälter für die Fermentation organischer Abfälle bereitzustellen, der die genannten Nachteile überwindet, biologisch abbaubar und zudem wirtschaftlich herstellbar ist und von den Anwendern kostengünstig erworben werden kann.
-
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Absorptionskissen für die Aufnahme des Sickersaftes aus der Fermentation organischer Abfälle umfassend eine Umhüllung mit einer darin vorgesehenen Schicht Absorbermaterial sowie durch die Verwendung des Absorptionskissen in einem Behälter für die Fermentation organischer Abfälle gelöst.
-
Mit der vorliegenden Erfindung verbindet sich der besondere Vorzug, dass zu dem Bokashi-Eimer eine preiswerte Alternative zur Verfügung gestellt wird. Es kann jeder kostengünstige handelsübliche Behälter mit Deckel entsprechend der Bedarfsgröße genutzt werden. Ein Behälter mit Ablaufhahn ist nicht mehr erforderlich. Der sonst erhebliche Aufwand für die Reinigung des Behälters wird wesentlich reduziert.
-
Das erfindungsgemäße Absorptionskissen, auch als Saug- und Düngepad bezeichenbar, macht die Herstellung von Dünger aus Küchen- und Gartenabfällen ohne hohe hygienische Anforderungen anwenderfreundlich, massenkompatibel und auch für Laien umsetzbar und entspricht zudem ökologischen Erfordernissen.
Die Umhüllung und auch das absorbierende Material sind biologisch abbaubar und nach DIN 13432 industriell kompostierbar sowie im Komposthaufen und Erdreich verrottbar. Nach abgeschlossener Fermentation kann das Absorptionskissen zusammen mit den wertvollen gespeicherten Inhaltsstoffen des Fermentationsprozesses und den fermentierten organischen Abfällen an der gewünschten Stelle ausgebracht oder in die Erde eingegraben werden. Das Kissen wird auf oder in der Erde biologisch abgebaut.
-
Es spricht für die der Erfindung zugrundeliegende erfinderische Leistung, dass mit der Verwendung von Absorbermaterialien bei der Fermentation organischer Abfälle ein gegenüber den bisherigen Anwendungsgebieten saugfähiger Materialien ein weit entferntes und bis in den häuslichen Bereich ragendes Gebiet erschlossen wird.
-
Die einschichtige Anordnung des Absorbermaterials in der Umhüllung macht das Absorptionskissen wirtschaftlich herstellbar. Für den Anwender machen die Kosten nur einen Bruchteil dessen aus, was sonst für einen Bokashi-Eimer aufzubringen ist.
-
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht die Umhüllung aus Papier, einem Vliesstoff, Jute, Schafwolle, Hanf, Baumwolle, Kokosfasern, einem Biokunststoff oder einer Kombination der genannten Materialien und die für den Sickersaft durchlässig sind.. Typischerweise kommt Krepppapier, vorzugsweise Natronkrepp oder Mulchpapier zum Einsatz.
-
Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist das Absorbermaterial ein organisches Material, vorzugsweise Getreidekleie, Abfallprodukte der Getreideproduktion, auch Bruch und Ausputzkorn, Sägespäne, Kohle oder ein Gemisch dieser Materialien ist. Besonders bevorzugt kommt Weizenkleie zur Anwendung. Gegebenenfalls kann auch mit effektiven Mikroorganismen fermentierter Ton zugesetzt werden.
-
Typischerweise besteht die Umhüllung aus Papier, einem Vliesstoff, Jute, Schafwolle, Hanf, Baumwolle, Kokosfasern, einem Biokunststoff oder einer Kombination dieser Materialien.
-
Besonders bevorzugt besteht die Umhüllung aus einem Papier mit einem Gewicht, ausgewählt aus dem Bereich von 20 g/m2 bis 200 g/m2 und mit einem maximalen Dehnungsvermögen bis 300%.
-
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Umhüllung mit ihrer oberen Seite aus einem eine wässrige Flüssigkeit durchlässigen und mit ihrer unteren Seite aus einem undurchlässigen Material besteht. Zum Einsatz für die untere Seite des Kissens kommt herkömmliches wasserundurchlässiges aber biologisch abbaubares Material.
-
Erfindungsgemäß findet das Absorptionskissen als Einlage in Behältern für die Fermentation organischer Abfälle Verwendung.
-
Typischerweise ist das Absorptionskissen auf dem Boden des Behälters angeordnet und ist die geometrische Ausbildung des Kissens der Geometrie des Bodens des Behälters angepasst.
-
Es versteht sich, dass Art und Menge des Absorbermaterials dem Volumen des Behälters und der Menge an zu erwartendem Sickersaft angepasst sind.
-
Im Folgenden soll die Erfindung an Beispielen erläutert werden.
-
Beispiel 1:
-
In einem Haushalt sollen Küchen- und Gartenabfälle fermentiert werden. Zum Einsatz soll ein Absorptionskissen kommen, das mit einem Papier umhüllt ist. Eingesetzt wird dafür naturfarbenes oder braunes Natronkrepppapier mit einem Gewicht von 60 g/m2. Das Papier kann mit seinem Gewicht ausgewählt werden aus dem Bereich von 20 g/m2 bis 200 g/m2 und einem maximalen Dehnungsvermögen bis 300%.
Als absorbierendes Material kommt Weizenkleie zur Anwendung. Verwendet wird ein im Handel kostengünstig erwerbbarer Behälter mit Deckel und kreisrunder Bodenfläche. Die Umhüllung ist randseitig verklebt, vernäht oder getackert.
-
Beispiel 2:
-
Für die Fermentation von Küchenabfällen soll ein im Handel erhältlicher Behälter ohne Ablaufhahn mit Deckel und einem Volumen von 20 I verwendet werden. Da der Boden des Behälters eine ovale Form aufweist kommt ein oval ausgebildetes Absorptionskissen zum Einsatz. Das Kissen weist eine Umhüllung aus den Sickersaft durchlässigem Natronkrepp auf und ist mit herkömmlicher Sägespäne gefüllt. Sofern das Absorptionskissen mehr als hinreichend mit dem Absorptionsmaterial gefüllt wurde, ist eine Anpassung der Form des Kissens an die Geometrie des Bodens des Behälters nicht zwingend erforderlich.
Das konfigurierte Kissen wird im Behälter auf dessen Boden gebracht und kann dann mit den organischen Abfällen beschichtet werden. Die organischen Abfälle werden zerkleinert und auf das Kissen geschichtet, leicht angedrückt und mit einer unverdünnten Mikroorganismenmischung effektiver Mikroorganismen besprüht. Dieser Vorgang wird bis zur vollständigen Füllung des Behälters wiederholt. Nach ca. 2-3 Wochen kann der Inhalt des Behälters samt Kissen, das den gebildeten Sickersaft aufgenommen hat, z.B. als Dünger in die Erde gebracht werden. Anschließend kann der Behälter auf einfache Art und Weise gereinigt und für den weiteren Einsatz mit einem neuen Absorptionskissen versehen werden.
-
Beispiel 3:
-
Für die Fermentation von Küchenabfällen soll ein im Handel erhältlicher Wertstoff-Sammel-Behälter, der in einer Küche meistens unter der Spüle montiert ist, verwendet werden. Da der Boden des Behälters eine rechteckige Form aufweist kommt ein rechteckig ausgebildetes Absorptionskissen zum Einsatz. Das Kissen weist eine Umhüllung aus im Handel erhältlichen Schafwollvlies auf und ist mit biologisch abbaubarem Katzenstreu gefüllt. Das so konfigurierte Kissen wird im Behälter auf dessen Boden gebracht und kann dann mit den organischen Abfällen - wie in Beispiel 2 beschrieben - beschichtet werden. Ist der Wertstoffsammelbehälter gefüllt, kann dessen Inhalt in einem schwarzen Müllsack oder einem anderen geeigneten Behälter bis zur fertigen Fermentation zwischengelagert werden. Der so freigewordene Wertstoffsammelbehälter kann in der Küche für den weiteren Einsatz wieder mit einem Absorptionskissen bestückt werden. Nach ca. 3 Wochen kann der Inhalt des Sackes samt Kissen, das den gebildeten Sickersaft aufgenommen hat, z.B. als Dünger in die Erde gebracht werden.
Im Unterschied zur herkömmlichen Kompostierung weist die Erfindung noch den besonderen Vorzug auf, dass im Absorptionskissen wertvolle Inhaltsstoffe aus der Fermentation gespeichert sind. Insofern hat das Absorptionskissen nicht nur den Wert, dass es dem ursprünglichen Zweck dient, organische Abfälle zu fermentieren, sondern es weist mit den genannten Inhaltsstoffen zugleich einen Mehrwert auf.
Hinzu kommt die Kompostierbarkeit im eigenen Komposthaufen, die bei industriellen Kompostieranlagen nur bei ca. 60° über mindestens 12 Wochen und bei ca. 90° Luftfeuchtigkeit erfolgt.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 2734783 C2 [0003]
- EP 0521509 A1 [0004]