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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Durchführen von Wartungsarbeiten an einer komplexen Montagebaugruppe, insbesondere einer Gasturbine, mittels einer virtuellen Arbeitsumgebung, welche eine Anzeigeeinrichtung und eine Recheneinrichtung aufweist, wobei die Recheneinrichtung mit einer Speichereinrichtung verbunden ist, in welcher die Eigenschaften der komplexen Montagebaugruppe sowie ihrer Bauteile mit der Montageabfolge gespeichert sind.
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Ein wesentlicher Faktor bei der Umsetzung von Wartungsarbeiten an komplexen Montagebaugruppen ist eine tiefe Detailkenntnis des Aufbaus der Montagebaugruppe. Dabei spielt die individuelle und meist sehr spezifische Detailkenntnis von Mitarbeitern eine wichtige Rolle bei einer effizienten Planung und Durchführung von Wartungsarbeiten. Diese Detailkenntnis hängt maßgeblich von der technischen und prozessualen Erfahrung der Mitarbeiter, persönlicher Neigungen und dem Engagement des Einzelnen ab und variiert darüber hinaus auch bei verschiedenen Typen von Montagebaugruppen. Sind Wartungsarbeiten an unterschiedlichen Typen komplexer Montagebaugruppen durchzuführen, ist oft eine erhöhte Fehleranfälligkeit und damit eine verlängerte Wartungsdauer die Folge.
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Insbesondere aus der Forschung sind verschiedene virtuelle Arbeitsumgebungen bekannt, welche die Montage bzw. Demontage komplexer Montagebaugruppen unterstützen sollen. So stellen Ahmad et al. (IFAC-PapersOnLine 48-3 (2015) 1726-1731) allgemein wichtige Schritte einer virtuellen Triebwerksmontage dar. Dabei liegt der Fokus auf virtuellem Prototyping, das insbesondere im Design und Entwicklungsprozess hohen Nutzen der Vorabprüfung von Montagezusammenhängen (Kollisionsanalyen) ermöglicht. Komplexe Demontage- und Montageprozesse an bestehenden Montagebaugruppen für Wartungszwecke und insbesondere eine Ableitung und Anzeige erforderlicher Montage- bzw. Demontageschritte, die erforderlich sind, um Zugang zu einem Bauteil einer komplexen Montagebaugruppe zu erhalten, sowie eine Dokumentation aktueller Wartungsstände mit vorgenommenen Arbeiten und dem Nutzungsgrad von Bauteilen der Montagebaugruppe wurden bislang kaum beachtet oder umgesetzt.
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Hiervon ausgehend ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Durchführen von Wartungsarbeiten an einer komplexen Montagebaugruppe unter Einsatz einer virtuellen Arbeitsumgebung vorzuschlagen, welches die Planung und Durchführung der Wartung der komplexen Montagebaugruppe unterstützt und damit die Wartung vereinfacht und insbesondere auch die Wartungsdauer reduziert. Dies wird erfindungsgemäß durch die Lehre des unabhängigen Anspruchs erreicht. Vorteilhafte Ausbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Zur Lösung der Aufgabe wird ein Verfahren zum Durchführen von Wartungsarbeiten an einer komplexen Montagebaugruppe, insbesondere einer Gasturbine, mittels einer virtuellen Arbeitsumgebung vorgeschlagen. Die virtuelle Arbeitsumgebung weist eine Anzeigeeinrichtung und eine Recheneinrichtung auf, wobei die Recheneinrichtung mit einer Speichereinrichtung verbunden ist, in welcher die Eigenschaften der komplexen Montagebaugruppe sowie ihrer Bauteile mit der Montageabfolge gespeichert sind.
Das Verfahren weist die folgenden Schritte auf:
- a) Auswählen wenigstens eines zu wartenden Bauteils oder eines vordefinierten Modifikationsstands der Montagebaugruppe in der virtuellen Arbeitsumgebung;
- b) Berechnen der erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Demontieren bzw. Montieren von Bauteilen der Montagebaugruppe, um Zugang zu dem wenigstens einen zu wartenden Bauteil zu erhalten oder den ausgewählten Modifikationsstand zu erreichen;
- c) Anzeige der erforderlichen Montage- bzw. Demontageschritte, um Zugang zu dem zu wartenden Bauteil zu erhalten oder den gewählten Modifikationsstand zu erreichen.
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Das vorgeschlagene Verfahren ermöglicht eine vereinfachte Durchführung von Wartungsarbeiten an komplexen Montagebaugruppen, indem über die Auswahl eines in der komplexen Montagebaugruppe verbauten, zu wartenden Bauteils oder eines vordefinierten Modifikationsstands der Montagebaugruppe, die erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge berechnet und einem Wartungsmechaniker zum Durchführen der erforderlichen Arbeiten angezeigt werden. Mithilfe des vorgeschlagenen Verfahrens wird eine Reduzierung der Prozesskomplexität und der Fehleranfälligkeit erreicht sowie ein schnellerer und effizienterer Informationsaustausch der an der Wartung beteiligten Disziplinen ermöglicht. In der Folge ermöglicht das vorgeschlagene Verfahren eine Steigerung der Gesamteffizienz der Wartungsabwicklung.
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Das vorgeschlagene Verfahren dient zur Durchführung von Wartungsarbeiten mithilfe einer virtuellen Arbeitsumgebung an einer komplexen Montagebaugruppe. Die virtuelle Arbeitsumgebung weist dabei eine Anzeigeeinrichtung zum Anzeigen der zur Verfügung stehenden und errechneten Angaben sowie eine Recheneinrichtung auf, welche diese Angaben verarbeitet. Dabei ist die Recheneinrichtung mit einer Speichereinrichtung verbunden, in welcher die Eigenschaften der komplexen Montagebaugruppe sowie ihrer Bauteile insbesondere auch in Verbindung mit deren Montageabfolge gespeichert sind.
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Dabei liegt in der Speichereinrichtung ein virtuelles Modell der komplexen Montagebaugruppe vor, das für jedes relevante Bauteil ein mit der Anzeigeeinrichtung darstellbares Volumenmodell aufweist. Mit dem hieraus gebildeten Baugruppenkomplex sind die Aufbaulogik der Montagebaugruppe und mögliche Bauteilkombinationen verknüpft, welche beispielsweise auch mit der Stücklistenstruktur der Montagebaugruppe verknüpft kann. Ferner sind in der Speichereinrichtung weitere die Bauteile bzw. Bauteilgruppen (im Rahmen der Beschreibung der Erfindung werden zur Vereinfachung auch Bauteilgruppen, welche in ihrer Gesamtheit eine kleinere Funktionseinheit der komplexen Montagebaugruppe darstellen, ebenfalls unter dem Begriff Bauteil zusammengefasst) charakterisierende Eigenschaften hinterlegt, wie beispielsweise Abmessungen, Material, Bauteil- und Serialnummern, Version oder eine Montagepaket-Zugehörigkeit.
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Eine weitere Eigenschaft von Bauteilen, welche in der Speichereinrichtung hinterlegt ist, stellt die Verknüpfungslogik dar, durch welche die Montagestruktur abbildbar ist. Dabei ist jedes Bauteil mit dessen Schnittstellen zu anderen Bauteilen eindeutig der komplexen Montagebaugruppe zugeordnet. Die Montagezusammenhänge sind durch die Verknüpfungslogik klar definiert. In der Verknüpfungslogik ist beispielsweise festgelegt, welche Bauteile zur Demontage eines anderen beliebigen Bauteils zunächst demontiert werden müssen.
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Die in der Speichereinrichtung hinterlegten Eigenschaften von Bauteilen sind insbesondere auch während der Durchführung des vorgeschlagenen Verfahrens zum Durchführen von Wartungsarbeiten modifizierbar. Beispielsweise kann bei dem vorgeschlagenen Verfahren mittels der virtuellen Arbeitsumgebung eine Befundung von Bauteilen erfolgen, deren Ergebnis unmittelbar in der Speichereinrichtung der virtuellen Arbeitsumgebung abgelegt und zur Durchführung der weiteren Wartungsarbeiten zur Verfügung steht. So lassen sich Informationen zum Zustand eines Bauteils hinterlegen, wie beispielsweise Positionen und Arten vorliegenden Beschädigungen, welche beispielsweise direkt am virtuellen Bauteil markiert und deren Maße angegeben werden können. Bei Bedarf können in der Speichereinrichtung auch Fotos oder Messergebnisse zu der Beschädigung hinterlegt werden.
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In einem ersten Schritt a) erfolgt die Auswahl wenigstens eines zu wartenden Bauteils oder eines vordefinierten Modifikationsstands der Montagebaugruppe in der virtuellen Arbeitsumgebung. Dieser Schritt kann beispielsweise von einem Wartungsplaner, der die Durchführung der Wartung im Vorfeld plant, oder direkt von einem Wartungsmechaniker durchgeführt werden, welcher bereits mit der Wartung der Montagebaugruppe beschäftigt ist, und beispielsweise wenigstens einen weiteren, sich aus den Wartungsarbeiten ergebenden Wartungsschritt vorbereitet. In gleicher Weise können aber auch weitere mit den durchzuführenden Wartungsarbeiten beschäftigte Mitarbeiter ein zu wartendes Bauteil oder einen vordefinierten Modifikationsstand der Montagebaugruppe auswählen, um gewünschte Informationen und Unterstützung zu erhalten. Bei einem Modifikationsstand handelt es sich um einen definierten Aufbauzustand der komplexen Montagebaugruppe, für welchen genau definiert ist, welche Bauteile der Montagebaugruppe in diesem Modifikationsstand an der Montagebaugruppe montiert sind, und welche demontiert sind.
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In einem zweiten Schritt b) erfolgt eine Berechnung der erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Demontieren bzw. Montieren von Bauteilen der Montagebaugruppe, um Zugang zu dem wenigstens einen zu wartenden Bauteil zu erhalten oder den ausgewählten Modifikationsstand zu erreichen. Für diesen Schritt, der nicht nur klassische Berechnungen, sondern auch andere Arten der Ermittlung von Daten umfasst, greift die Recheneinrichtung auf die in der Speichereinrichtung gespeicherten Daten wie insbesondere die Verknüpfungslogik der Bauteile zurück. Dabei wird auch die optimale Abfolge von Demontage- bzw. Montageschritten berechnet. In Verbindung mit der internen Verknüpfungslogik wird ermittelt, welche anderen Bauteile minimal zur Demontage eines gewünschten Bauteils zusätzlich abgebaut werden müssen. Auf Basis dieser Datenlage kann eine maßgeschneiderte Arbeitsfolge berechnet werden, in welche dann beispielsweise auch Simulationssequenzen der Demontageanweisungen integriert werden können.
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Bei der Berechnung der erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Demontieren bzw. Montieren von Bauteilen können bereits im Vorfeld der Wartungsdurchführung unterschiedliche Zerlegungsvarianten erprobt, betroffene Bauteile identifiziert und mögliche Versionskonflikte zwischen Tauschteilen erkannt werden. So lassen sich die mit der Wartungsaufgabe verbundenen Risiken frühzeitig abschätzen, der Demontage- bzw. Montageaufwand bestimmen und damit auch die Durchlaufzeit sowie die zu erwartenden Kosten der Wartung ermitteln.
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In einem dritten Schritt c) werden die vorausgehend berechneten Montage- bzw. Demontageschritte angezeigt, die erforderlich sind, um Zugang zu einem zu wartenden Bauteil zu erhalten oder um den gewählten Modifikationsstand zu erreichen. Dabei ist eine geeignete Anzeige aller verfügbaren Informationen und berechneten Daten zu wählen, welche einen Mitarbeiter, der das Verfahren anwendet, bei dessen Tätigkeit möglichst optimal unterstützt. So ist es beispielsweise auch möglich, den resultierenden Zerlegungsaufwand grafisch darzustellen wie beispielsweise durch eine Explosionszeichnung aller involvierten Bauteile, um einen Überblick über die vorgesehene Wartungsmaßnahme zu erhalten und gegebenenfalls eine Modifikation der berechneten Montage- bzw. Demontageschritte vorzunehmen.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens werden in einem weiteren Schritt d) an der Montagebaugruppe durchgeführte Demontage- bzw. Montageschritte in der Speichereinrichtung dokumentiert. So können durchgeführte Arbeitsschritte beispielsweise unmittelbar in der virtuellen Arbeitsumgebung gespeichert werden. Dies kann beispielsweise unmittelbar von einem Wartungsmechaniker mittels einer elektronischen Quittierung vorgenommen werden, wodurch sich auch der Dokumentations- und Archivierungsaufwand von durchgeführten Wartungsarbeiten reduzieren lässt.
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Beispielsweise könnte die komplexe Montagebaugruppe begleitend zu den Wartungsarbeiten auf einem Anzeigegerät dargestellt werden, wobei das zu wartende Bauteil in der Übersichtsdarstellung farblich hervorgehoben dargestellt ist. Die durchzuführenden Arbeitsschritte können dann bei Bedarf Schritt für Schritt beispielsweise in einer Zeichnung, einem 3-D Modell oder einer Animation nachverfolgbar und dann beispielsweise später abrufbar gespeichert werden. Wurde das entsprechende Bauteil wie vorgesehen demontiert oder montiert, so kann dies beispielsweise über eine Eingabeeinrichtung bestätigt werden. Beispielsweise könnte das gewartete Bauteil dann in der Übersichtsdarstellung in einer andere Farbe dargestellt werden. Auf diese Weise ist es möglich, für die Wartung eine kontinuierliche, prozessbegleitende Überprüfung der durchgeführten Demontage- bzw. Montagearbeiten vorzunehmen und so die Fehleranfälligkeit weiter zu verringern und die Produktivität zu steigern.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens werden im Schritt b) auch die Verfügbarkeit des wenigstens einen zu wartenden Bauteils geprüft und im Schritt c) angezeigt. Damit ist ein Abgleich von gegebenenfalls zu ersetzenden Bauteilen mit den Lagerbeständen durchführbar, noch bevor mit den Wartungsarbeiten an der Montagebaugruppe begonnen wird. Damit ist eine frühzeitige Prüfung möglich, ob im Bedarfsfall ausreichend Ersatzteile vorhanden sind. Dies erhöht die Planungssicherheit und vermindert Verzögerungen im zeitlichen Ablauf der Wartungsmaßnahme. Dies ist in gleicher Weise auch für einen Abgleich von Used-Part-Datenbanken möglich, so dass bereits in der Vorplanung beispielsweise materialkritische Bauteile identifiziert werden können. In der virtuellen Arbeitsumgebung können diese Informationen insbesondere durch eine farbliche Kennzeichnung der betroffenen Teile hervorgehoben werden.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens weisen die in der Speichereinrichtung gespeicherten Eigenschaften der Bauteile der Montagegruppe den jeweils aktuellen Wartungsstand des Bauteils auf. Bei dieser Weiterbildung des Verfahrens liegt ein jeweils aktueller Zustandsbericht der Montagebaugruppe vor. Im Zusammenhang mit der Dokumentation von aktuellen Demontage- bzw. Montageschritten und einer damit verbundenen Verknüpfung von Bauteileigenschaften kann so ein Fortschrittsbericht erstellt werden. Damit wird eine verbesserte zielgerichtete Arbeitsplanung ermöglicht. Der Demontage- bzw. Montagefortschritt der Montagebaugruppe kann dabei beispielsweise auch durch eine farbliche Kennzeichnung der Bauteile visualisiert werden.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens ist die Zugänglichkeit jedes Bauteils der Montagebaugruppe einem vordefinierten Modifikationsstand zugeordnet. Wie bereits angegeben, handelt es sich bei einem Modifikationsstand um einen definierten Aufbauzustand der komplexen Montagebaugruppe, für welchen genau definiert ist, welche Bauteile der Montagebaugruppe bei diesem Modifikationsstand an der Montagebaugruppe montiert sind, und welche demontiert sind. Die Zuordnung von Bauteilen zu einem vordefinierten Modifikationsstand erleichtert die Definition der aktuellen Montagesituation insbesondere bei steigender Komplexität einer komplexen Montagebaugruppe, sodass durch eine Vordefinition von Modifikationsständen eine Verringerung der Komplexität bei der Beschreibung und Durchführung von Wartungsaufgaben möglich ist.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens werden in die Berechnung im Schritt b) auch vordefinierte Montagepakete einbezogen, in welchen vordefinierte Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Montieren bzw. Demontieren von Bauteilen der Montagebaugruppe definiert sind. In einem solchen vordefiniertes Montagepaket sind die Demontage- bzw. Montageschritte mit deren Abfolge definiert, welche erforderlich sind, um die Montagebaugruppe ausgehend von einem ersten Modifikationsstand in einen zweiten Modifikationsstand zu bringen.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens weist eine Montagebaugruppe nach dem Ausführen wenigstens eines vordefinierten Montagepakets einen vordefinierten Modifikationsstand auf. Die vorgeschlagene Vorgehensweise ermöglicht es auch, mithilfe der virtuellen Arbeitsumgebung einen gewünschten Modifikationszustand der Montagebaugruppe zu erreichen. Hierbei werden ausgehend von einem ersten Modifikationsstand die erforderlichen Montagepakete ermittelt, mittels derer der gewünschte zweite Modifikationsstand erreichbar ist. Dabei stellt ein bzw. mehrere nacheinander durchgeführte Montagepakete üblicherweise den wirtschaftlichsten Demontage- bzw. Montageablauf dar, der erforderlich ist, um zu einem vordefinierten Modifikationsstand zu gelangen.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens erfolgt im Schritt b) eine Fehler- und/ oder Schadensanalyse der Montagebaugruppe. Bei dieser Ausführungsform ist eine solche Fehler- und/ oder Schadensanalyse in der virtuellen Arbeitsumgebung unmittelbar an der an einem Anzeigegerät dargestellten Montagebaugruppe möglich, wobei abhängig vom analysierten Bereich der Montagebaugruppe auch bestimmte Modifikationsstände oder einzelne Baugruppen des Modells darstellbar sind, oder beispielsweise auch Schnittdarstellungen. Auf diese Weise lassen sich technische Zusammenhänge leichter erkennen und verstehen, welche ohne das vorgeschlagene Verfahren eventuell nur bei einer Vollzerlegung der Montagebaugruppe erkennbar wären. So können bereits vor einen Demontieren der Montagebaugruppe potenzielle Fehlerursachen identifiziert und eine zielgerichtete Inspektion und Zerlegung geplant werden.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens wird im Schritt b) ein Arbeitsplan erstellt, der im Schritt c) ausgegeben wird. Mithilfe solcher Arbeitspläne kann einem Mechaniker maßgeschneidert und Schritt für Schritt die Demontage bzw. Montage des betroffenen Triebwerkbereichs vorgeben werden. Dabei digital erstellte Dokumente können beispielsweise sowohl auf Bildschirmen insbesondere in der Produktion als auch auf mobilen Geräten aufgespielt werden. Dabei können die Arbeitspläne mit interaktiven Steuer- und Grafikelementen versehen werden, wie etwa Animationen der Demontage- bzw. Montageschritte, Explosions- und Detailzeichnungen oder Kurzvideos, die besonders komplexe Arbeitsschritte erklären. Solche Arbeitspläne können beispielsweise auch nach einem Baukastenprinzip erstellt werden.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens ist die Anzeigeeinrichtung ein Display, eine Virtual-Reality-Brille oder ein Head-Up-Display. Mit solchen Anzeigeeinrichtungen können dem Mitarbeiter zum jeweiligen Arbeitsschritt auch unterstützende Informationen als sogenannte Augmented Reality Informationen direkt in die Projektionsfläche der Anzeigeeinrichtung eingespielt werden. Ferner können zu den einzelnen Arbeitsschritten beispielsweise auch Simulationssequenzen der Demontage- bzw. Montageanweisung integriert werden, die den Mechanikern auf eine hierfür geeignete Anzeigeeinrichtung aufgespielt werden.
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In einem weiteren Aspekt der Erfindung wird eine virtuelle Arbeitsumgebung zum Durchführen von Wartungsarbeiten an einer komplexen Montagebaugruppe, insbesondere einer Gasturbine vorgeschlagen. Die virtuelle Arbeitsumgebung weist dabei eine Anzeigeeinrichtung und eine Recheneinrichtung auf, wobei die Recheneinrichtung mit einer Speichereinrichtung verbunden ist, in welcher die Bauteile der komplexen Montagebaugruppe mit ihrer Montageabfolge und ihren Eigenschaften gespeichert sind. Erfindungsgemäß ist die virtuelle Arbeitsumgebung eingerichtet, das vorausgehend beschriebene Verfahren zum Durchführen von Wartungsarbeiten an einer komplexen Montagebaugruppe auszuführen, wobei wenigstens eines der in der vorausgehenden Beschreibung genannten Merkmale des Verfahrens verwirklicht wird.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung im Zusammenhang mit der Figur. Es zeigt
- 1 eine schematische Darstellung einer beispielhaften Ausführungsform einer erfindungsgemäßen virtuellen Arbeitsumgebung, die zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet ist; und
- 2 eine schematische Darstellung des Ablaufs des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer beispielhaften Ausführungsform einer erfindungsgemäßen virtuellen Arbeitsumgebung einer komplexen Montagebaugruppe 1, die in dem Ausführungsbeispiel von einer Gasturbine 1 verkörpert wird und an welcher Wartungsarbeiten durchgeführt werden. In 1 ist mittels Pfeilen symbolisch das Montieren und Demontieren von Baugruppen illustriert, wodurch die Gasturbine 1 in verschiedene Modifikationsstände gebracht wird. So werden bei Wartungsarbeiten unterschiedliche Baugruppen wie der Fan 6 mit dem Gehäuse 3, der Verdichter 4 oder die Turbine 5 vom Kernmodul 2 der Gasturbine 1 demontiert und nachfolgend wieder montiert.
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Während links unten in 1 die gewartete Gasturbine 1 dargestellt ist, ist rechts oben in 1 die dabei eingesetzte virtuelle Arbeitsumgebung 10 dargestellt. Die virtuelle Arbeitsumgebung 10 weist eine Anzeigeeinrichtung 11 auf, auf welcher eine virtuelle Darstellung der Gasturbine 1 angezeigt wird. Die virtuelle Arbeitsumgebung 10 weist ferner eine Recheneinrichtung 12 auf, welche mit einer Speichereinrichtung 14 verbunden ist. In der Speichereinrichtung 14 sind die Eigenschaften der Gasturbine 1 sowie ihrer Bauteile mit deren Montageabfolge gespeichert.
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Beim Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in der virtuellen Arbeitsumgebung 11 ein zu wartendes Bauteil oder ein vordefinierter Modifikationsstand der Gasturbine 1 ausgewählt. Im Ausführungsbeispiel ist ein solcher vordefinierter Modifikationsstand 20 ein Stand, bei dem der Fan 6 mitsamt dem Gehäuse 3 vom Kernmodul 2 der Gasturbine 1 demontiert ist.
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Nachdem ein vordefinierter Modifikationsstand 20 ausgewählt wurde erfolgt durch die Recheneinrichtung 12 eine Berechnung der vom aktuellen Stand erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Demontieren bzw. Montieren von Bauteilen der Gasturbine 1, die durchzuführen sind, um den ausgewählten Modifikationsstand 20 zu erreichen. Dabei greift die Recheneinrichtung 12 auf in der Speichereinrichtung 14 gespeicherte Informationen zu Bauteilen und Modifikationsständen 20 zurück. Nach deren Berechnung werden die erforderlichen Montage- bzw. Demontageschritte 15 zum Erreichen des gewählten Modifikationsstands 20 an der Anzeigeeinrichtung 11 angezeigt. Sofern dies bei dem durchgeführten Verfahren gewünscht und vorgesehen ist, wird im Rahmen der Berechnung der erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Demontieren bzw. Montieren von Bauteilen der Gasturbine 1 ein Arbeitsplan 16 erstellt, welcher beim dargestellten Ausführungsbeispiel ebenfalls an der Anzeigeeinrichtung 11 angezeigt wird.
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2 zeigt eine schematische Darstellung des Ablaufs des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Durchführen von Wartungsarbeiten an einer komplexen Montagebaugruppe 1 mittels einer virtuellen Arbeitsumgebung 10, welche eine Anzeigeeinrichtung 11 und eine Recheneinrichtung 12 aufweist. Die Recheneinrichtung 12 ist mit einer Speichereinrichtung 14 verbunden, in welcher die Eigenschaften der komplexen Montagebaugruppe 1 sowie ihrer Bauteile, wie des Fans 6 mit deren Montageabfolge gespeichert sind. Das erfindungsgemäße Verfahren weist die folgenden Schritte auf:
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In einem ersten Schritt a) erfolgt ein Auswählen wenigstens eines zu wartenden Bauteils wie dem Fan 6 oder eines vordefinierten Modifikationsstands 20 der Montagebaugruppe 1 in der virtuellen Arbeitsumgebung 10. Daraufhin werden in einem zweiten Schritt b) die erforderlichen Demontage- bzw. Montageschritte sowie deren Abfolge zum Demontieren bzw. Montieren von Bauteilen der Montagebaugruppe 1 berechnet, um Zugang zu dem wenigstens einen zu wartenden Bauteil (z. B. Fan 6) zu erhalten oder den ausgewählten Modifikationsstand 20 zu erreichen. In einem weiteren Schritt c) werden die zuvor berechneten Montage- bzw. Demontageschritte angezeigt, die erforderlich sind, um Zugang zu dem zu wartenden Bauteil 6 zu erhalten oder den gewählten Modifikationsstand 20 zu erreichen. In einem optionalen weiteren Schritt d) werden an der Montagebaugruppe 1 durchgeführte Demontage- bzw. Montageschritte in der Speichereinrichtung 14 dokumentiert.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gasturbine
- 2
- Kernmodul
- 3
- Fangehäuse
- 4
- Verdichter
- 5
- Turbine
- 6
- Fan
- 10
- Virtuelle Arbeitsumgebung
- 11
- Anzeigeeinrichtung
- 12
- Recheneinrichtung
- 14
- Speichereinrichtung
- 15
- Montage- bzw. Demontageschritte
- 16
- Arbeitsplan
- 20
- Modifikationsstand