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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder.
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Zur Herstellung von echtem Leder aus Tierhäuten sind in der Regel eine Vielzahl von unterschiedlichen Chemikalien erforderlich. Nach der Gerbung weist Leder aufgrund des Chemikalieneinsatzes und auch aufgrund des Eigengeruchs des Leders häufig einen relativ intensiven Geruch auf, der von vielen Konsumenten als unangenehm empfunden wird. Insbesondere bei einer Lederausstattung von Personenkraftwagen stellt eine Geruchsbelastung des Innenraums durch das verwendete Leder ein besonderes Problem dar. Die Konsumenten verlangen immer häufiger geruchsneutrales echtes Leder.
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Das Problem der Geruchsbelastung von gegerbtem Leder wurde jedoch gerade durch die Einführung von immer ressourcenschonenderen und insbesondere wassersparenderen Gerbungsverfahren und Gerbungssystemen in den letzten Jahren sogar eher verstärkt. Dies kann zum Beispiel darauf zurückgeführt werden, dass die Häute beziehungsweise das Leder bei den neueren ressourcenschonenderen Verfahren weniger oft gewaschen werden, um den Wasserverbrauch bei der Lederherstellung insgesamt zu reduzieren. Ein weiterer Aspekt ist die energiesparende Trocknung des Leders, da mittlerweile häufig eine Trocknung des gegerbten Leders bei niedrigeren Temperaturen als früher vorgenommen wird, sodass sich Geruchsquellen weniger stark aufgrund der Hitzebehandlung verflüchtigen. Aus diesen Gründen weist gegerbtes Leder mittlerweile häufig eine stärkere Geruchsbelastung als früher auf.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zu Grunde, die Geruchsbelastung bei gegerbtem Leder zu verringern, wobei dies in einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Weise geschehen soll.
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Die zuvor genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 gelöst. Insbesondere wird erfindungsgemäß zur Lösung der Aufgabe eine Vorrichtung zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder vorgeschlagen, umfassend einen Behandlungsraum, der zur Trocknung von gegerbtem Leder und/oder zur Behandlung von trockenem Leder eingerichtet ist, und wenigstens ein Geruchsreduzierungsreservoir, wobei das wenigstens eine Geruchsreduzierungsreservoir zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz aufweist, wobei eine Gasaustauschverbindung zwischen dem Behandlungsraum und dem Geruchsreduzierungsreservoir eingerichtet ist. Durch die erfindungsgemäße Vorrichtung ist es möglich, dass eine Geruchsreduzierung während der üblichen, bei der Lederherstellung erforderlichen Verfahrensschritte vorgenommen wird. Dies hat den Vorteil, dass eine Integration der Geruchsreduzierung in den üblichen Verfahrensablauf bei der Lederherstellung möglich ist, ohne dass zusätzliche Zeit für weitere Schritte eingeplant werden muss. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht darin, dass die Geruchsreduzierung damit während einer Trockenphase ausführbar ist. Der Begriff „Trockenphase“ kann sich dabei darauf beziehen, dass das Leder in dieser Phase nicht in Wasser oder einer wässrigen Lösung (entspricht „Flüssigphase“), wie beispielsweise einer Flotte, sondern in einem Raum, der überwiegend oder annähernd vollständig mit Gas, beispielsweise Luft, gefüllt ist, vorliegt. Die Geruchsreduzierung kann somit ausschließlich aufgrund eines Gasaustausches erfolgen. Somit kann eine Geruchsreduzierung des Leders ohne Wasserzugabe und/oder Wasserverbrauch stattfinden. Somit kann mittels der Vorrichtung eine besonders ressourcenschonende und nachhaltige Geruchsreduzierung erfolgen.
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Eine geruchsneutralisierende Substanz im Sinne der Erfindung kann sich generell auf sorbierende Stoffe (Sorbentien) beziehen. Insbesondere können somit darunter Stoffe, wie Absorbenzien fallen, die eine Adsorption und/oder eine Absorption von Gerüchen ermöglichen. Somit können Gerüche durch die geruchsneutralisierende Substanz gebunden werden. Alternativ oder ergänzend dazu, können unter den Begriff geruchsneutralisierende Substanz auch Substanzen fallen, die Gerüche aktiv, beispielsweise durch Oxidation (Oxidantien), abbauen.
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Nachfolgend werden vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung beschrieben, die allein oder in Kombination mit den Merkmalen anderer Ausgestaltungen optional zusammen mit den Merkmalen nach Anspruch 1 kombiniert werden können.
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Gemäß einer Ausgestaltung kann das wenigstens eine Geruchsreduzierungsreservoir außerhalb des Behandlungsraums angeordnet sein. Dabei kann es insbesondere vorgesehen sein, dass zumindest eine Gasaustauschleitung zwischen dem Behandlungsraum und dem wenigstens einen Geruchsreduzierungsreservoir ausgestaltet ist. Dies hat den Vorteil, dass die Behandlung des Leders im Behandlungsraum zeitgleich mit der Geruchsreduzierung erfolgen kann, ohne dass der beispielsweise konventionell ausgestaltete Behandlungsraum für die Durchführung der Geruchsreduzierung umgestaltet werden muss. Dies ermöglicht eine noch einfachere Eingliederung der Geruchsreduzierung in bestehende Abläufe zur Lederherstellung. Beispielsweise ist während der Trocknung von Leder häufig ein Gasaustausch vorgesehen, um das Leder schneller trocknen zu können, beispielsweise um an die Umgebung abgegebene Feuchtigkeit abzutransportieren.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung kann der Behandlungsraum derart beweglich ausgestaltet sein, dass darin platziertes Leder während eines Betriebes mitbewegt wird. Durch die Bewegung des Leders ist eine effektivere Geruchsreduzierung möglich, da auch schwerer zugängliche Geruchsquellen behandelbar sind.
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Alternativ oder ergänzend zu den vorgenannten Ausgestaltungen, kann der Behandlungsraum als ein Walkbehälter zum Walken von trockenem Leder ausgestaltet sein. Beispielsweise kann er als Walktrommel oder Walkfass ausgestaltet sein. Alternativ oder ergänzend kann der oder ein weiterer Behandlungsraum als Trocknungsraum zum Trocknen von gegerbtem Leder ausgestaltet sein. Beispielsweise kann der Behandlungsraum als Trocknungstunnel ausgestaltet sein.
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Gemäß einer Weiterbildung kann es vorgesehen sein, dass eine Öffnung des Behandlungsraums verschließbar ist, insbesondere luftdicht verschließbar ist. Dies kann zum Beispiel über eine Verschlusseinheit erfolgen, die beispielsweise als Tür oder Luke ausgebildet ist. Somit kann besser verhindert werden, dass durch die Behandlung aufgewirbelte Partikel entweichen und durch eine umstehende Person eingeatmet werden.
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Eine weitere Ausgestaltung kann vorsehen, dass das wenigstens eine Geruchsreduzierungsreservoir in einer vom Behandlungsraum abgetrennten Kammer angeordnet ist, die über wenigstens eine Gasaustauschleitung, beispielsweise die bereits zuvor genannte oder eine weitere Gasaustauschleitung, mit dem Behandlungsraum verbunden ist. Die Kammer kann dabei in Gebrauchsstellung verschlossen oder verschließbar sein. Also zum Beispiel zumindest nach außen hin und/oder zum Behandlungsraum hin abgeschlossen. Es kann somit vorgesehen sein, dass ein geschlossenes oder schließbares System aus Behandlungsraum, Gasaustauschleitung und Kammer ausgebildet ist, in welchem ein Gasstrom, insbesondere ein zirkulierender Gasstrom, erzeugbar ist. In Betrieb, also bei Bewegung des Behandlungsraums, wird die Kammer jedoch nicht mitbewegt, sondern bleibt ortsfest.
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Um die Partikelbelastung, die während der Behandlung im Behandlungsraum entstehen kann, zu reduzieren, kann in einer Kammer, beispielsweise der bereits zuvor erwähnten oder einer zusätzlichen Kammer, ein Partikelfilter angeordnet sein.
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Um den Gasaustausch zwischen der geruchsneutralisierenden Substanz und dem behandelten Leder beschleunigen zu können, kann die Vorrichtung eine Gasaustauscheinrichtung aufweisen, mittels welcher ein aktiver Gasaustausch zwischen der wenigstens einen geruchsneutralisierenden Substanz und dem Behandlungsraum ausführbar ist. Die Gasaustauscheinrichtung kann dabei beispielsweise als ein Ventilator und/oder als ein Kompressor ausgebildet sein.
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Gemäß einer besonders einfachen Ausgestaltung kann es vorgesehen sein, dass das wenigstens eine Geruchsreduzierungsreservoir innerhalb des Behandlungsraums angeordnet ist. Dabei kann die geruchsneutralisierende Substanz beispielsweise lose und/oder fest an oder mit einer Wandung des Behandlungsraums verbunden sein. Damit ist es möglich, auf eine zusätzliche Kammer für das Geruchsreduzierungsreservoir zu verzichten.
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Alternativ oder ergänzend kann die zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz in einer austauschbaren Wechseleinheit angeordnet sein. Somit ist ein besonders einfacher Austausch der geruchsneutralisierenden Substanz durch Auswechseln der Wechseleinheit möglich, wenn eine maximale Einsatzdauer erreicht ist.
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Um einen Wechsel der geruchsneutralisierenden Substanz zu vereinfachen, kann das wenigstens eine Geruchsreduzierungsreservoir eine Halterung und eine, beispielsweise die zuvor bereits genannte, in die Halterung einsetzbare und auswechselbare Wechseleinheit mit der wenigstens einen geruchsneutralisierende Substanz aufweisen. Beispielsweise kann die Wechseleinheit als eine Kartusche und/oder als ein Pad und/oder als ein Geruchsfilter ausgebildet sein.
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Gemäß einer Ausgestaltung kann die zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz trocken sein. Alternativ oder ergänzend kann die geruchsneutralisierende Substanz recyclebar sein, beispielsweise sogar kompostierbar sein. Alternativ oder ergänzend kann die geruchsneutralisierende Substanz reaktivierbar sein. Beispielsweise kann eine Reaktivierung durch eine Erhitzung erfolgen. Alternativ oder ergänzend kann die geruchsneutralisierende Substanz ein flüssiges Absorbensmaterial sein, das in einem trocknen, porösen Trägermaterial eingelagert ist.
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Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung kann die zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz wenigstens eine oder eine Kombination von zwei oder mehr geruchsneutralisierenden Substanzen ausgewählt aus der Gruppe aus kohlenstoffhaltigen Absorbenzien, mineralischen Absorbenzien, Kaffee, Kaffeesatz, Aktivkohle, Cyclodextrine, Zeolith, Zinkverbindungen, kaffeebasierter aktivierter Kohlenstoff (coffee-based activated carbon) sein.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung kann die zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz feinkörnig und/oder pulverförmig sein. Alternativ oder ergänzend kann die geruchsneutralisierende Substanz mit einem Füllmaterial gemischt sein. Insbesondere kann dabei eine Partikelgröße des Füllmaterials größer als eine Partikelgröße des geruchsneutralisierende Substanz sein, so dass eine Gasdurchlässigkeit der geruchsneutralisierenden Substanz durch das Füllmaterial erhöht ist. Beispielsweise kann das Füllmaterial Zellulose und/oder ein Polymer und/oder ein mineralisches Füllmaterial, wie Zeolith, sein.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung kann die Vorrichtung ein Duftreservoir mit wenigstens einem Duftstoff aufweisen, wobei eine Gasaustauschverbindung zwischen dem Behandlungsraum und dem Duftreservoir eingerichtet ist. Somit ist es möglich, neben der Geruchsreduktion auch eine Duftstoffbehandlung mit durch den Verbraucher gewünschten Duftstoffen vorzunehmen. Um besser vermeiden zu können, dass gewünschte Düfte ebenfalls durch die geruchsneutralisierende Substanz aufgefangen werden, kann es beispielsweise vorgesehen sein, dass das Duftreservoir innerhalb eines zwischen Behandlungsraum und Geruchsreduzierungsreservoir eingerichteten oder einrichtbaren, beispielsweise zirkulierenden, Gasstroms in Strömungsrichtung nach dem Geruchsreduzierungsreservoir und/oder in einer Kammer, beispielsweise der bereits zuvor genannten, vom Behandlungsraum abgetrennten Kammer, angeordnet ist.
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Die in Bezug auf die Vorrichtung beschriebenen Vorteile gelten auch für die nachfolgenden Gegenstände der Erfindung.
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Die Erfindung betrifft weiter eine Wechseleinheit mit zumindest einer geruchsneutralisierenden Substanz zum Einsetzen in eine Halterung eines Geruchsreduzierungsreservoirs einer Vorrichtung zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder. Beispielsweise kann es sich dabei um eine geruchsneutralisierende Substanz handeln, wie sie hierin in Bezug auf die Vorrichtung bereits ausführlich beschrieben wurde. Beispielsweise kann es sich um eine Vorrichtung handeln, wie sie hierin beschrieben und beansprucht ist.
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Die Erfindung betrifft außerdem ein Kit zum Nachrüsten einer Walkvorrichtung zum Walken von trockenem Leder und/oder einer Trocknungsvorrichtung zum Trocknen von gegerbtem Leder, umfassend wenigstens eine Wechseleinheit, wie sie hierin beschrieben und beansprucht ist, und eine Halterung zum Halten und/oder Fixieren der Wechseleinheit. Optionale, vorteilhafte Ausgestaltungen können beispielsweise durch die Merkmale der Vorrichtung ausgestaltet werden.
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Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder, umfassend die Schritte:
- - Bereitstellen von gegerbtem Leder in einem, vorzugsweise verschließbaren, Behandlungsraum,
- - Einrichten eines vorzugsweise kontinuierlichen Gasaustausches zwischen dem Behandlungsraum und einem Geruchsreduzierungsreservoir, das zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz aufweist, insbesondere wie sie hierin beschrieben und beansprucht ist.
Wie bereits in Bezug auf die hierin beschriebene und beanspruchte Vorrichtung erläutert, weist auch das Verfahren den Vorteil auf, dass es besonders einfach in vorbekannte Verfahren zur Lederherstellung, beispielsweise während eines Trocknungsschrittes und/oder während eines Walk-Schrittes, integriert werden kann, ohne den Ablauf der anderen Verfahrensschritte zu ändern. Mitunter ist sogar eine Verwendung bestehender, herkömmlicher Vorrichtungen zur Lederherstellung möglich, um das Verfahren ausführen zu können.
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Nachfolgend werden vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung beschrieben, die allein oder in Kombination mit den Merkmalen anderer Ausgestaltungen optional zusammen mit den Merkmalen nach Anspruch 13 kombiniert werden können.
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Gemäß einer Ausgestaltung kann ein aktiver Gasaustausch zwischen dem Behandlungsraum und dem Geruchsreduzierungsreservoir erzeugt werden. Beispielsweise kann dabei eine Gaszirkulation zwischen dem Behandlungsraum und dem Geruchsreduzierungsreservoir eingerichtet werden. Dies ermöglicht es, den Gasaustausch zwischen der geruchsneutralisierenden Substanz und dem Leder zu verbessern und somit auch die Geruchsreduzierung zu beschleunigen.
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Gemäß einer Weiterbildung kann trockenes Leder verwendet werden oder es kann vorgesehen sein, dass das Leder während der Geruchsneutralisation getrocknet wird.
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Um eine besonders effiziente Geruchsreduktion zu erreichen, kann das Leder innerhalb des Behandlungsraums bewegt werden. Beispielsweise kann das Leder gewalkt werden. Es kann also vorgesehen sein, dass sämtliche Verfahrensschritte des Verfahrens während einer üblichen Behandlung des Leders im Behandlungsraum vorgenommen werden.
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Gemäß einer Weiterbildung kann das Geruchsreduzierungsreservoir in den Behandlungsraum eingebracht werden. Das Geruchsreduzierungsreservoir kann dabei beispielsweise lose im Behandlungsraum angeordnet und/oder fest an oder mit einer Wandung des Behandlungsraums verbunden werden.
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Alternativ oder ergänzend kann es vorgesehen sein, dass das Geruchsreduzierungsreservoir oder ein weiteres Geruchsreduzierungsreservoir außerhalb des Behandlungsraums angeordnet wird.
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Eine besonders nachhaltige Ausgestaltung kann vorsehen, dass die zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz trocken und/oder recyclebar und/oder reaktivierbar ist und/oder ein flüssiges Absorbensmaterial ist, das in einem trocknen, porösen Trägermaterial eingelagert ist.
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Alternativ oder ergänzend kann die zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz wenigstens eine oder eine Kombination von zwei oder mehr geruchsneutralisierende Substanzen ausgewählt aus der Gruppe aus kohlenstoffhaltigen Absorbenzien, mineralischen Absorbenzien, Kaffee, Kaffeesatz, Aktivkohle, Cyclodextrine, Zeolith, Zinkverbindungen, kaffeebasierter aktivierter Kohlenstoff (coffee-based activated carbon) beinhalten.
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Um dem Leder insbesondere nach Durchführung der Geruchsreduzierung einen bestimmten Duft zu verleihen, kann das Leder mit wenigstens einem in einem Duftreservoir angeordneten Duftstoff behandelt werden, indem ein beispielsweise kontinuierlicher Gasaustausch zwischen dem Behandlungsraum und dem Duftreservoir eingerichtet wird.
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Gemäß einer Ausgestaltung des Verfahrens kann die Vorrichtung, wie sie hierin beschrieben und beansprucht ist, zur Durchführung des Verfahrens verwendet werden.
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Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zum Nachrüsten einer Walkvorrichtung zum Walken von trockenem Leder und/oder einer Trocknungsvorrichtung zum Trocknen von gegerbtem Leder mit einem Geruchsreduzierungsreservoir, das zumindest eine geruchsneutralisierende Substanz aufweist.
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Die Erfindung betrifft zudem eine Verwendung von Kaffee und/oder wenigstens einem daraus gewonnenen Stoff, wie beispielsweise Kaffeesatz, zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder. Beispielsweise kann die Verwendung dabei in einer Vorrichtung, wie sie hierin beschrieben und beansprucht ist, und/oder in einer Wechseleinheit, wie sie hierin beschrieben und beansprucht ist, und/oder in einem Kit, wie es hierin beschrieben und beansprucht ist, und/oder in einem Verfahren, wie es hierin beschrieben und beansprucht ist, vorgenommen werden.
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Die Erfindung wird nun anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher beschrieben, ist jedoch nicht auf diese Ausführungsbeispiele beschränkt. Weitere Ausführungsbeispiele ergeben sich durch die Kombination der Merkmale einzelner oder mehrerer Ansprüche untereinander und/oder mit einzelnen oder mehreren Merkmalen der Ausführungsbeispiele.
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Es zeigt:
- 1 eine Seitenansicht einer in vereinfachter schematischer Weise dargestellten, ersten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder, wobei die Vorrichtung als Walkvorrichtung ausgestaltet ist,
- 2 eine Längsansicht der Vorrichtung aus 1,
- 3 eine Draufsicht auf die Vorrichtung aus den 1 und 2,
- 4 eine perspektivische Ansicht einer in vereinfachter schematischer Weise dargestellten, weiteren Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder, wobei eine Gaszirkulation mittels der breiten Pfeile angedeutet ist,
- 5 eine weitere perspektivische Ansicht der Vorrichtung aus 4, wobei die im Behandlungsraum während dem Walken von Leder auftretenden Partikel angedeutet sind,
- 6 eine weitere perspektivische Ansicht der Vorrichtung aus 4, wobei über eine Befeuchtungsanlage Feuchtigkeit in den Gasstrom und/oder den Behandlungsraum versprühbar ist.
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In den 1 bis 6 sind mehrere Ausgestaltungen einer Vorrichtung zur Geruchsreduzierung von gegerbtem Leder dargestellt, die im Ganzen jeweils als 1 bezeichnet ist.
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Die Vorrichtung 1 weist einen Behandlungsraum 2 auf, der zur Behandlung von Leder eingerichtet ist. Der Behandlungsraum 2 kann beispielsweise, wie in den 1-6 gezeigt ist, als Walkbehälter 7 ausgestaltet sein. Es sind jedoch auch andere Ausgestaltungen möglich, bei welchen der Behandlungsraum 2 beispielsweise zum Trocknen von gegerbtem Leder eingerichtet ist.
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Die Vorrichtung 1 hat wenigstens ein Geruchsreduzierungsreservoir 3, welches außerhalb des zuvor genannten Behandlungsraum 2 angeordnet ist. Das Geruchsreduzierungsreservoir 3 weist wenigstens eine geruchsneutralisierende Substanz 4 auf, die innerhalb des Geruchsreduzierungsreservoirs 3 angeordnet ist.
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Gemäß einer alternativen oder ergänzenden Ausgestaltung der Vorrichtung 1 kann die geruchsneutralisierende Substanz 3 innerhalb des Behandlungsraums 2 angeordnet sein. Entscheidend ist dabei, dass eine Gasaustauschverbindung 5 zwischen dem Behandlungsraum 2 und dem Geruchsreduzierungsreservoir 3, also zwischen der geruchsneutralisierende Substanz 4 und dem Leder, eingerichtet ist.
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Die Gasaustauschverbindung 5 zwischen dem Behandlungsraum 2 und dem Geruchsreduzierungsreservoir 3 kann beispielsweise durch wenigstens eine Gasaustauschleitung 6 eingerichtet sein.
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Der als Walktrommel ausgebildete Behandlungsraum 2 ist um eine Rotationsachse drehbar angeordnet. Durch die Rotation des Behandlungsraum 2 ist eine Behandlung des Leders möglich. Das Leder kann somit zusammen mit dem Behandlungsraum 2 in Rotation versetzt werden, so dass es im Behandlungsraum 2 gewalkt wird. Während des Walkens kann zeitgleich die Geruchsreduzierung erfolgen.
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Der Behandlungsraum 2 weist eine verschließbare Öffnung auf, über welche das gegerbte Leder in den Behandlungsraum 2 einführbar ist. Die Öffnung kann beispielsweise mittels einer Tür oder Luke verschlossen werden.
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Das Geruchsreduzierungsreservoir 3 ist in einer vom Behandlungsraum 2 räumlich abgetrennten Kammer 8 angeordnet oder ausgebildet.
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Die Vorrichtung 1 weist mehrere Gasaustauschleitungen 6 auf. Dabei führt eine Gasaustauschleitung 6 vom Behandlungsraum 2 zur Kammer 8 und eine Gasaustauschleitung 6 von der Kammer 8 zurück in den Behandlungsraum 2. Somit ist ein geschlossenes System 9 aus dem Behandlungsraum 2, den Gasaustauschleitungen 6 und der Kammer 8 eingerichtet. Innerhalb des geschlossenen Systems 9 kann daher ein Gasstrom und/oder eine Gaszirkulation 16 eingerichtet werden. Somit ist eine mehrfache Behandlung des Gasstroms 16 mit der geruchsneutralisierenden Substanz 4 möglich, da der Gasstrom 16 mehrfach durch das Geruchsreduzierungsreservoir 3 geleitet wird.
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Durch die Behandlung des Leders innerhalb des Behandlungsraum 2 kann es zu einer Partikelabscheidung vom Leder kommen. Um die Staubbelastungen eines Raumes, in welchem die Vorrichtung 1 angeordnet ist, möglichst gering halten zu können, kann die Vorrichtung 1 einen Partikelfilter 10 aufweisen. Durch den Partikelfilter 10 kann der oben genannte Gasstrom 16 gefiltert werden, so dass nach Beendigung der Behandlung des Leders ein Großteil der Partikel durch den Partikelfilter 10 aus der Luft innerhalb Behandlungsraum 2 entfernt ist.
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Um den Gasaustausch zwischen dem Behandlungsraum 2 und dem Geruchsreduzierungsreservoir 3 zu beschleunigen, kann die Vorrichtung 1 eine Gasaustauscheinrichtung 11 aufweisen. Die Gasaustauscheinrichtung 11 kann beispielsweise als ein Ventilator und/oder als ein Kompressor ausgebildet sein, wobei die Gasaustauscheinrichtung 11 in das System 9 eingegliedert sein kann. Dadurch ist ein aktiver Gasaustausch zwischen dem wenigstens einen Geruchsreduzierungsreservoir 3 und dem Behandlungsraum 2 möglich.
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Die geruchsneutralisierende Substanz 4 kann in einer Wechseleinheit 12 angeordnet sein. Die Wechseleinheit 12 hat den Vorteil, dass ein Austausch einer ihre maximale Verwendbarkeit überschrittenen geruchsneutralisierenden Substanz einfacher durchführbar ist. Die geruchsneutralisierende Substanz 4 kann somit einfach durch Austausch der kompletten Wechseleinheit 12 ausgetauscht werden.
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Um die Wechseleinheit 12 im Geruchsreduzierungsreservoir 3 fixieren zu können, kann das Geruchsreduzierungsreservoir 3 eine Halterung 13 aufweisen, in welche die Wechseleinheit 12 einsetzbar ist. Zwischen der Halterung 13 und der Wechseleinheit kann dabei eine kraft- und/oder formschlüssige Verbindung eingerichtet sein.
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Die Wechseleinheit 12 kann beispielsweise als eine Kartusche und/oder als ein Pad und/oder als Geruchsfilter ausgebildet sein.
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Die geruchsneutralisierende Substanz 4 ist vorzugsweise trocken ausgestaltet, so dass es beispielsweise pulverförmig ausgebildet sein kann. Besonders zweckmäßig kann es sein, wenn die geruchsneutralisierende Substanz 4 recyclebar, also wieder verwendbar, ist. Besonders vorteilhaft kann es dabei sein, wenn die geruchsneutralisierende Substanz 4, beispielsweise durch eine Hitzebehandlung reaktivierbar ist. Erreicht die geruchsneutralisierende Substanz seine maximale Einsatzzeit, ist es besonders vorteilhaft, wenn die geruchsneutralisierende Substanz 4 kompostierbar ist um Müll zu vermeiden.
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Um die Durchlässigkeit der geruchsneutralisierende Substanz 4 für den Gasstrom 16 erhöhen zu können, kann die geruchsneutralisierende Substanz 4 mit einem Füllmaterial gemischt sein. Die Partikelgröße des Füllmaterials kann dabei größer als die Partikelgrößen des geruchsneutralisierenden Materials sein. Das Füllmaterial kann beispielsweise Zellulose und/oder ein Polymer und/oder ein mineralisches Füllmaterial, wie Zeolith, sein.
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Die geruchsneutralisierende Substanz 4 kann beispielsweise zumindest wenigstens eines oder eine Kombination von zwei oder mehr Substanzen 4 ausgewählt aus der Gruppe aus kohlenstoffhaltigen Absorbenzien, mineralischen Absorbenzien, Kaffee, Kaffeesatz, Aktivkohle, Cyclodextrine, Zeolith, Zinkverbindungen, kaffeebasierter aktivierter Kohlenstoff (coffee-based activated carbon) sein.
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Die Vorrichtung 1 kann weiter ein Duftreservoir 14 mit wenigstens einem darin angeordneten Duftstoff 15 aufweisen. Das Reservoir 14 kann beispielsweise in einer Kammer 8, insbesondere in der zuvor bereits genannten Kammer 8 oder einer weiteren Kammer 8, angeordnet oder ausgebildet sein. Durch den Duftstoff 15 ist es möglich, das durch die Geruchsneutralisation behandelte Leder mit einem gewünschten Duft zu behandeln.
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Das Duftreservoir 15 kann innerhalb eines zwischen dem Behandlungsraum 2 und dem Geruchsreduzierungsreservoir 13 eingerichteten Gasstrom 16 in Strömungsrichtung dem Geruchsreduzierungsreservoir 13 nachgeschaltet angeordnet sein.
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Wie in 6 gezeigt ist, kann die Vorrichtung 1 eine Befeuchtungsanlage 17 aufweisen. Durch die Befeuchtungsanlage 17 ist es möglich, eine Flüssigkeit in den Gasstrom 16 und/oder den Behandlungsraum 2 beispielsweise durch Zerstäubung oder Versprühen einzubringen. Somit kann eine zusätzliche Behandlung des gegerbten Leders erfolgen.
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Durchgeführte Versuche
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Erster Pilotversuch
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Material und Geräte
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I.1.1
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Probe A: 10 Häute (entspricht Crust Leder) gegerbt durch eine chomhaltige Nachgerbungsformulierung #1 (ohne Behandlung zur Geruchsreduzierung, wie hierin beschrieben und beansprucht).
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I.1.2
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Probe B: 10 Häute (entspricht Crust Leder) gegerbt durch eine chomhaltige Nachgerbungsformulierung #1 (mit Behandlung zur Geruchsreduzierung, wie hierin beschrieben und beansprucht).
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I.1.3
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Milling drum (Walktrommel/Walkfass) hergestellt durch die Firma Erretre
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I.1.4
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Als geruchsneutralisierende Substanz wurde Aktivkohle eingesetzt. Die Aktivkohle wurde in Form eines AktivkohleFilters verwendet.
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I.1.5
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Filtergröße: 20 cm × 25 cm ×3 cm
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I.2 Versuchsablauf
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I.2.1 Probe A
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(Referenzbeispiel, entspricht dem Stand der Technik)
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Die Häute der Probe A wurden in eine Walktrommel gegeben und in der Walktrommel bei 35°C und 35% HR für 4 Stunden gewalkt
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I.2.2 Probe B
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(entspricht einer Probe die mittels der Erfindung hergestellt wurde)
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Die Häute der Probe B wurden entsprechende der Probe A in der Walktrommel für einen gleichen Zeitraum, bei gleichen Bedingungen gewalkt. Zusätzlich wurde während der gesamten Behandlungsdauer in der Walktrommel ein Gastaustausch zwischen den gegerbten Häuten und einem Filter (1500 cc), der 700 Gramm Aktivkohle beinhaltet, eingerichtet.
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I.2.3 Geruchsprobennahme
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Nach dem Walkprozess wurden die beidem Proben A und B getrennt voneinander behandelt, so dass keine Verfälschung des Ergebnisses erfolgen konnte.
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Von beiden Proben A und B wurde jeweils eine Geruchsprobe genommen und diese in einem Geruchstest nach VDA 270 C3 analysiert.
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I.2.4 VDA 270 Scoring
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Durch den VDA 270 Test wird nur die Geruchsintensität auf einer Skala von Grad 1 bis Grad 6 bestimmt, wobei:
- Grad 1: nicht wahrnehmbar
- Grad 2: schwach wahrnehmbar, aber nicht störend
- Grad 3: eindeutig wahrnehmbar, aber nicht störend
- Grad 4: störend
- Grad 5: sehr störend
- Grad 6: nicht akzeptierbar
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I.3 Ergebnisse
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Ein Set der entnommenen Geruchsproben wurde durch Kunden und ein weiteres Set intern bei TFL auf seinen Geruch hin bewertet.
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I.3.1 Ergebnis bei Kunden
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- Probe A Grad 4
- Probe B Grad 3
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I.3.2 Ergebnis bei TFL
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- Probe A Grad 4
- Probe B Grad 3-4
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II. Zweiter Pilotversuch
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I1.1 Material und Geräte
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II.1.1
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Probe C: 10 Häute (entspricht Crust Leder) gegerbt durch eine chromfreie Nachgerbungsformulierung #2 (ohne Behandlung zur Geruchsreduzierung, wie hierin beschrieben und beansprucht).
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II.1.2
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Probe D: 10 Häute (entspricht Crust Leder) gegerbt durch eine chromfreie Nachgerbungsformulierung #2 (mit Behandlung zur Geruchsreduzierung, wie hierin beschrieben und beansprucht).
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II.1.3 Weitere Materialien
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Die übrigen Materialien entsprechen denen, die bereits beim ersten Pilotversuch eingesetzt wurden.
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II.2 Versuchsablauf
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Der Versuchsablauf entspricht dem Versuchsablauf des ersten Pilotversuchs.
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II.3 Ergebnisse
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Ein Set der entnommenen Geruchsproben wurde durch Kunden und ein weiteres Set intern bei TFL auf seinen Geruch hin bewertet.
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II.3.1 Ergebnis bei Kunden
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- Probe C Grad 3-4
- Probe D Grad 3-4
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II.3.2 Ergebnis bei TFL
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- Probe C Grad 4
- Probe D Grad 3-4
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III. Dritter Pilotversuch
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III.1 Material und Geräte
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III.1.1
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Probe E: 10 Splits (Spaltleder, entspricht Crust Leder) gegerbt durch eine chomhaltige Nachgerbungsformulierung #3 (ohne Behandlung zur Geruchsreduzierung, wie hierin beschrieben und beansprucht).
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III.1.2
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Probe F: 10 Splits (Spaltleder, entspricht Crust Leder) gegerbt durch eine chomhaltige Nachgerbungsformulierung #3 (mit Behandlung zur Geruchsreduzierung, wie hierin beschrieben und beansprucht).
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III.1.3 Weitere Materialien
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Die übrigen Materialien entsprechen denen, die bereits beim ersten Pilotversuch eingesetzt wurden.
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III.2 Versuchsablauf
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Der Versuchsablauf entspricht dem Versuchsablauf des ersten Pilotversuchs.
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III.3 Ergebnisse
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Ein Set der entnommenen Geruchsproben wurde durch Kunden und ein weiteres Set intern bei TFL auf seinen Geruch hin bewertet.
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III.3.1 Ergebnis bei Kunden
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- Probe E Grad 2-3
- Probe F Grad 2
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III.3.2 Ergebnis bei TFL
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- Probe E Grad 3
- Probe F Grad 2-3
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vorrichtung
- 2
- Behandlungsraum
- 3
- Geruchsreduzierungsreservoir
- 4
- Geruchsneutralisierende Substanz
- 5
- Gasaustauschverbindung
- 6
- Gasaustauschleitung
- 7
- Walkbehälter
- 8
- Kammer
- 9
- System; geschlossenes System
- 10
- Partikelfilter
- 11
- Gasaustauscheinrichtung
- 12
- Wechseleinheit
- 13
- Halterung
- 14
- Duftreservoir
- 15
- Duftstoff
- 16
- Gasstrom; Gaszirkulation
- 17
- Befeuchtungsanlage