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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier eines Fahrzeugs während der Passagier auf einem Bildschirm wiedergegebene Bilder betrachtet nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach dem Oberbegriff des Anspruchs 6.
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Derartige Verfahren zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier eines Fahrzeugs und Vorrichtungen zu deren Durchführung sind aus dem Stand der Technik in zahlreichen Ausführungsvarianten bereits bekannt.
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Beispielsweise ist aus der
DE 101 56 219 C1 ein Verfahren zur Reduzierung des Kinetose-Effekts bei Passagieren von Verkehrs- und Transportmitteln bekannt, wobei den Passagieren über optische Wiedergabeeinrichtungen während der Fahrt Bildsignale dargeboten werden. Ziel dabei ist, dass den kinetosegefährdeten Passagieren wahrnehmbare Reize angeboten werden, die mit Hilfe rechnergestützter Verfahren so korrigiert werden, dass der Gesichtssinn Wahrnehmungen hervorruft, die hinsichtlich der Lage im Raum, der Bewegung relativ zur Umgebung und aktuell auftretender Beschleunigungen den von dem Gleichgewichtssinn erzeugten Wahrnehmungen entsprechen. In der
DE 101 56 219 C1 wird deshalb auch von gleichgewichts-konformen optischen Wahrnehmungen gesprochen. Hierfür ist bei dem daraus bekannten Verfahren vorgesehen, dass die Bildwiedergabe in Abhängigkeit von den erfassten fahrtspezifischen Parametern so modifiziert wird, dass sie gleichgewichtskonform erfolgt. Ferner ist aus der
DE 101 56 219 C1 eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens bekannt.
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Hier setzt die vorliegende Erfindung an.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier eines Fahrzeugs, während der Passagier auf einem Bildschirm wiedergegebene Bilder betrachtet, gezielter zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier eines Fahrzeugs, während der Passagier auf einem Bildschirm wiedergegebene Bilder betrachtet, mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens mit den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst. Ferner wird die Aufgabe durch ein Computerprogrammprodukt mit den Merkmalen des Anspruchs 10 und ein computerlesbares Medium mit den Merkmalen des Anspruchs 11 gelöst. Die Unteransprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
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Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung liegt insbesondere darin, dass durch die zusätzliche Berücksichtigung von mindestens einem an dem Passagier während des Betrachtens der auf dem Bildschirm wiedergegebenen Bilder ermittelten Vitalwert das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsgemäße Vorrichtung zu dessen Durchführung besser auf die individuellen Erfordernisse bei dem jeweiligen Passagier in der jeweils aktuellen Situation während des Betrachtens der auf dem Bildschirm wiedergegebenen Bilder angepasst sind. Nicht jeder Passagier eines Fahrzeugs reagiert gleich empfindlich in gewissen Fahrsituationen und Fahrzuständen des Fahrzeugs im Hinblick auf die sogenannte Reisekrankheit. Die Bildwiedergabe kann dabei allein zum Zwecke der Vermeidung oder Linderung von Reisekrankheit erfolgen oder aber darüber hinaus zu anderen Zwecken, wie beispielsweise zur Unterhaltung oder um zu arbeiten.
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Entsprechend ist es sinnvoll, für verschiedene Passagiere voneinander verschiedene, jeweils auf den einzelnen Passagier individuell angepasste, Gegenmaßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier eines Fahrzeugs, während der Passagier auf einem Bildschirm wiedergegebene Bilder betrachtet, vorzusehen. Dies ist mit dem erfindungsgemäßen Verfahren, der erfindungsgemäßen Vorrichtung, dem erfindungsgemäßen Computerprogrammprodukt und dem erfindungsgemäßen computerlesbaren Medium erreicht. Bei den Gegenmaßnahmen, also der Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm in Abhängigkeit von den Bewegungsdaten des Fahrzeugs und/oder des Passagiers und von dem mindestens einen Vitalwert des Passagiers, kann es sich beispielsweise um die in dem oben erläuterten Stand der Technik genannten Maßnahmen, wie vergrößern, verkleinern, verschieben oder drehen der auf dem Bildschirm wiedergegebenen Bilder, handeln. Auch sind Kombinationen der vorgenannten Gegenmaßnahmen denkbar. Mit auf dem Bildschirm wiedergegebenen Bildern sind insbesondere bewegte zweidimensionale oder dreidimensionale Bilder, also Filme, gemeint. Entsprechend sind die vorgenannten und weitere Veränderungen der auf dem Bildschirm wiedergegebenen Bilder auf eine Dimension, zwei Dimensionen oder drei Dimensionen bezogen. Bei den Bewegungsdaten kann es sich beispielsweise ebenfalls um die in dem oben erläuterten Stand der Technik genannten fahrtspezifischen Parameter, wie Richtung und Betrag von Beschleunigung, Geschwindigkeit und Neigung, also Schräglage, handeln. Analoges gilt für den mindestens einen Bewegungssensor der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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Erfindungsgemäß ist es also möglich, bei einem Passagier, der eher unempfindlich gegen Reisekrankheit ist, keine oder lediglich Gegenmaßnahmen mit einer geringeren Wirkung einzuleiten, während bei einem Passagier, der sehr anfällig für die Reisekrankheit ist, bereits frühzeitig mit intensiveren Gegenmaßnahmen zu helfen. Die Erfindung ermöglicht somit auf den jeweiligen Passagier individuell angepasste Gegenmaßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen, während der Passagier auf einem Bildschirm des Fahrzeugs wiedergegebene Bilder betrachtet. Somit werden auch von dem individuellen Passagier als störend empfundene und damit ungewünschte Gegenmaßnahmen vermieden.
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Grundsätzlich ist das Verfahren in weiten geeigneten Grenzen frei wählbar. Dies gilt auch für die Bewegungsdaten und deren Erfassung. Eine vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass die Bewegungsdaten in Abhängigkeit von Ausgangssignalen mindestens eines Beschleunigungssensors ermittelt werden. Hierdurch ist ein für das Auftreten von Reisekrankheitserscheinungen sehr wichtiger Bewegungsparameter erfasst und für das erfindungsgemäße Verfahren zugänglich gemacht. Beispielsweise kann es sich bei dem mindestens einen Beschleunigungssensor um einen Gyrosensor handeln. Jedoch sind auch andere für den jeweiligen Anwendungsfall geeignete Beschleunigungssensoren denkbar.
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Der mindestens eine Vitalwert ist ebenfalls in weiten geeigneten Grenzen frei wählbar. Vorteilhafterweise ist es vorgesehen, dass der mindestens eine Vitalwert aus der Gruppe umfassend Blutdruck, Puls, Körperschweiß, Schluckfrequenz und Gesichtsfarbe ausgewählt ist. Bei den genannten Vitalwerten handelt es sich im Hinblick auf das Auftreten der Reisekrankheit um sehr wichtige Vitalwerte. Darüber hinaus sind diese Vitalwerte messtechnisch leicht ermittelbar. Neben der Ermittlung und Auswertung von einzelnen Vitalwerten ist es auch denkbar, dass eine Mehrzahl von Vitalwerten erfasst und für die Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm verwendet werden.
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Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass für die Ermittlung des mindestens einen Vitalwerts des Passagiers eine Veränderung des mindestens einen Vitalwerts in Abhängigkeit der Zeit ermittelt wird. Auf diese Weise ist eine noch genauere Erfassung des mindestens einen Vitalwerts des Passagiers ermöglicht. Entsprechend lässt sich auch die mindestens eine Gegenmaßnahme zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen noch besser an den aktuellen Zustand des Passagiers in der jeweiligen aktuellen Fahrsituation anpassen. Beispielsweise sei hier lediglich die Erkennung der Gesichtsfarbe genannt. Diese kann sich von Passagier zu Passagier wesentlich unterscheiden. Entsprechend ist es sinnvoll, eine Veränderung der Gesichtsfarbe in Abhängigkeit von der Zeit zu ermitteln.
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Eine weitere besonders vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass die Bildwiedergabe auf dem Bildschirm vorrangig in Abhängigkeit des mindestens einen Vitalwerts des Passagiers und nachrangig in Abhängigkeit der Bewegungsdaten des Fahrzeugs und/oder des Passagiers erfolgt. Wie bereits ausgeführt ist es sinnvoll, für verschiedene Passagiere voneinander verschiedene, jeweils auf den einzelnen Passagier individuell angepasste, Gegenmaßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier eines Fahrzeugs, während der Passagier auf einem Bildschirm wiedergegebene Bilder betrachtet, vorzusehen, da individuelle Passagiere mehr oder weniger anfällig gegenüber der Reisekrankheit sind.
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Entsprechend ist durch die vorrangige Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm in Abhängigkeit des mindestens einen Vitalwerts verhindert, dass Gegenmaßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen eingeleitet werden, die für den individuellen Passagier in dessen aktueller Verfasstheit und in der aktuellen Fahrsituation lediglich als störend empfunden werden. Gemäß der vorliegenden Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird stattdessen zunächst ermittelt, ob angesichts des mindestens einen Vitalwertes des Passagiers überhaupt eine Gegenmaßnahme erforderlich ist. Falls nein unterbleibt eine Einleitung einer Gegenmaßnahme, also eine Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm in Abhängigkeit von den Bewegungsdaten des Fahrzeugs und/oder des Passagiers und von dem mindestens einen Vitalwert des Passagiers, auch wenn eine Einleitung einer Gegenmaßnahme beispielsweise aufgrund der ermittelten Bewegungsdaten bei einem anderen Passagier, der andere Vitalwerte aufweist, angebracht wäre.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung sieht vor, dass mindestens einer des mindestens einen Vitalwertsensors am Körper des Passagiers positionierbar ist. Auf diese Weise ist beispielsweise ein bereits vorhandener Vitalwertsensor für die erfindungsgemäße Vorrichtung und für das erfindungsgemäße Verfahren nutzbar gemacht. Entsprechend erübrigt sich ein zusätzlicher Vitalwertsensor für die erfindungsgemäße Vorrichtung und für das erfindungsgemäße Verfahren, so dass die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren kostengünstiger realisierbar sind. Beispielsweise könnte es sich bei dem mindestens einen am Körper des Passagiers positionierbaren Vitalwertsensor um eine Smartwatch, einen Fitnesstracker oder dergleichen handeln, die kabelgebunden oder kabellos mit der Bildschirmsteuerung des Fahrzeugs verbindbar sind.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung sieht vor, dass mindestens einer des mindestens einen Vitalwertsensors separat von dem Körper des Passagiers an dem Fahrzeug positionierbar ist. Hierdurch ist es möglich, den mindestens einen an dem Fahrzeug positionierbaren Vitalwertsensor für eine Mehrzahl von voneinander verschiedenen Passagieren zu benutzen. Dieser Vitalwertsensor ist also nicht einem bestimmten Passagier zugeordnet, sondern kann für voneinander verschiedene Passagiere benutzt werden. Der an dem Fahrzeug positionierbare Vitalwertsensor kann dabei an oder in dem Fahrzeug fest verbaut sein, oder ist bedarfsweise an oder in dem Fahrzeug anbringbar.
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Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der vorgenannten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung sieht vor, dass der mindestens eine Vitalwertsensor, der separat von dem Körper des Passagiers an dem Fahrzeug positionierbar ist, als ein integraler Bestandteil des Bildschirms ausgebildet ist. Auf diese Weise ist der an dem Fahrzeug positionierbare mindestens eine Vitalwertsensor platzsparend realisiert. Darüber hinaus ist es möglich, den mindestens einen Vitalwertsensor für weitere Funktionen zu benutzen. Beispielsweise kann der mindestens eine in dem Bildschirm integrierte Vitalwertsensor als mindestens eine Kamera ausgebildet sein. Mit Bildschirm ist hierbei nicht lediglich die Oberfläche zur Bildwiedergabe gemeint, sondern auch ein diese Oberfläche zumindest teilweise umgebender Rahmen.
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Anhand der beigefügten, grob schematischen Zeichnung wird die Erfindung nachfolgend näher erläutert. Dabei zeigt die einzige Figur,
- 1 ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In 1 ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen bei einem Passagier 2 eines Fahrzeugs, während der Passagier 2 auf einem Bildschirm 4 wiedergegebene Bilder betrachtet, gezeigt. Das Fahrzeug ist als ein Personenkraftwagen ausgebildet und in der 1 nicht dargestellt. Die Vorrichtung weist einen Bildschirm 4 zur Wiedergabe von Bildern in einem Sichtfeld eines Passagiers 2 eines Fahrzeugs und mindestens einen Bewegungssensor 6 zur Erfassung von Bewegungsdaten des Fahrzeugs auf, wobei mittels einer Bildschirmsteuerung 8 der Vorrichtung die Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 in Abhängigkeit der Bewegungsdaten des Fahrzeugs steuerbar ist. Der Bewegungssensor 6 ist bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel als ein Beschleunigungssensor, nämlich als ein Gyrosensor, ausgebildet.
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Zusätzlich weist die Vorrichtung einen Vitalwertsensor zur Erfassung mindestens eines Vitalwertes des Passagiers 2 auf, wobei mittels der Bildschirmsteuerung 8 die Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 zusätzlich in Abhängigkeit des mindestens einen mittels des Vitalwertsensors ermittelten Vitalwerts des Passagiers 2 steuerbar ist. Der Vitalwertsensor ist am Körper des Passagiers 2 positionierbar ausgebildet und in 1 durch ein schwarzes Rechteck 10 symbolisiert. Mit dem Vitalwertsensor 10 ist mindestens ein Vitalwert aus der Gruppe umfassend Blutdruck, Puls, Körperschweiß, Schluckfrequenz und Gesichtsfarbe an dem Passagier 2 messbar. Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel ist der Vitalwertsensor 10 als eine Smartwatch ausgebildet, die auf dem Fachmann bekannte Weise kabellos mit der Bildschirmsteuerung 8 in Signalübertragungsverbindung steht. Mit der Smartwatch 10 werden die Vitalwerte Blutdruck, Puls und Körperschweiß erfasst und dazu korrelierende Ausgangssignale kabellos an die Bildschirmsteuerung 8 zur weiteren Verwendung übermittelt.
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Denkbar ist jedoch auch, dass alternativ oder zusätzlich dazu beispielsweise mittels einer in dem Fahrzeug eingebauten Kamera das Gesicht des die Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 betrachtenden Passagiers 2 erfasst und analog zu dem Vitalwertsensor 10 in der Bildschirmsteuerung 8 ausgewertet wird. Eine derartige Kamera wäre ein weiterer Vitalwertsensor, mittels dem beispielsweise die Gesichtsfarbe und/oder die Schluckfrequenz des die Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 betrachtenden Passagiers 2 erfassbar und auswertbar ist. Die Kamera, also der weitere Vitalwertsensor, kann beispielsweise als ein integraler Bestandteil des Bildschirms 4 ausgebildet sein.
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Im Nachfolgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel anhand der 1 näher erläutert.
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Der Passagier 2 befindet sich in dem fahrenden Fahrzeug und sieht sich einen Spielfilm auf dem Bildschirm 4 an. Der Passagier 2 ist für die Reisekrankheit anfällig. Dies ist durch die Smartwatch 10, die der Passagier 2 an seinem Handgelenk trägt, erkennbar. Mittels der Smartwatch 10 werden die Vitalwerte des Passagiers 2, nämlich dessen Blutdruck, dessen Puls und dessen Körperschweiß überwacht. Dies erfolgt nicht lediglich einmalig, sondern die Messungen von Blutdruck, Puls und Körperschweiß werden kontinuierlich automatisch durchgeführt und als Ausgangssignale der Smartwatch 10 an die Bildschirmsteuerung 8 zur weiteren Auswertung übertragen. Bei der Auswertung der Vitalwerte in der Bildschirmsteuerung 8 wird die zeitliche Veränderung des jeweiligen Vitalwertes ermittelt und für die Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 verwendet. Die Ermittlung der Vitalwerte des Passagiers 2 erfolgt somit als eine Veränderung der Vitalwerte in Abhängigkeit der Zeit. Aufgrund der Auswertung des zeitlichen Verlaufs der Vitalwerte in der Bildschirmsteuerung 8 wird erkannt, dass der Passagier 2 sehr anfällig für die Reisekrankheit ist.
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Darüber hinaus werden mittels des Gyrosensors 6 Bewegungsdaten, nämlich Beschleunigungsdaten, des Fahrzeugs ermittelt.
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Die Vitalwerte des Passagiers 2 werden nun mit den Beschleunigungsdaten des Gyrosensors 6 fusioniert und zur Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4, also zur Einleitung von Gegenmaßnahmen, verwendet. Da es sich bei dem Passagier 2 um eine für die Reisekrankheit sehr anfällige Person handelt, werden bei entsprechenden Beschleunigungsdaten Gegenmaßnahmen eingeleitet, um so das Auftreten von Reisekrankheitserscheinungen, während der Passagier 2 den auf dem Bildschirm 4 wiedergegebenen Spielfilm betrachtet, zu vermeiden, zumindest jedoch abzumildern.
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Bei den Gegenmaßnahmen kann es sich beispielsweise um Maßnahmen wie vergrö-ßern, verkleinern, verschieben oder drehen der auf dem Bildschirm 2 wiedergegebenen Bilder, handeln. Auch sind Kombinationen der vorgenannten Gegenmaßnahmen denkbar. Wie aus dem vorliegenden Ausführungsbeispiel ersichtlich ist, sind mit auf dem Bildschirm 4 wiedergegebenen Bildern insbesondere bewegte zweidimensionale oder dreidimensionale Bilder, also Filme, gemeint. Entsprechend sind die vorgenannten und weitere Veränderungen der auf dem Bildschirm 4 wiedergegebenen Bilder auf eine Dimension, zwei Dimensionen oder drei Dimensionen bezogen.
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Nicht jeder Passagier 2 eines Fahrzeugs reagiert gleich empfindlich in gewissen Fahrsituationen und Fahrzuständen des Fahrzeugs im Hinblick auf die sogenannte Reisekrankheit.
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Würde es sich bei dem Passagier 2 um eine für die Reisekrankheit nicht anfällige Person handeln, so würden keine oder lediglich Gegenmaßnahmen mit einer geringeren Wirkung eingeleitet. Dies beispielsweise auch dann, wenn aufgrund der Bewegungsdaten eine Einleitung einer Gegenmaßnahme bei einem anderen Passagier, der andere Vitalwerte aufweist, angebracht wäre.
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Entsprechend ist durch diese vorrangige Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 in Abhängigkeit des mindestens einen Vitalwerts verhindert, dass Gegenmaßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen eingeleitet werden, die für den Passagier 2 in dessen aktueller Verfasstheit und in der aktuellen Fahrsituation lediglich als störend empfunden werden. Gemäß der vorliegenden Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird stattdessen zunächst ermittelt, ob angesichts der Vitalwerte des Passagiers 2 überhaupt eine Gegenmaßnahme erforderlich ist. Falls nein unterbleibt eine Einleitung einer Gegenmaßnahme, also eine Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm 4 in Abhängigkeit der Bewegungsdaten, auch wenn eine Einleitung einer Gegenmaßnahme beispielsweise aufgrund der ermittelten Bewegungsdaten bei einem anderen Passagier, der andere Vitalwerte aufweist, angebracht wäre.
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Die Erfindung ermöglicht somit eine auf den jeweiligen Passagier 2 individuell angepasste Gegenmaßnahme zur Vermeidung oder Reduzierung von Reisekrankheitserscheinungen, während der Passagier 2 auf den Bildschirm 4 des Fahrzeugs wiedergegebene Bilder, beispielsweise den Spielfilm aus dem vorliegenden Ausführungsbeispiel, betrachtet. Somit werden auch von dem weniger empfindlichen Passagier 2 als störend empfundene und damit ungewünschte Gegenmaßnahmen vermieden.
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Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung liegt somit darin, dass durch die zusätzliche Berücksichtigung der an dem Passagier 2 während des Betrachtens der auf dem Bildschirm 4 wiedergegebenen Bilder ermittelten Vitalwerte das erfindungsgemäße Verfahren sowie die erfindungsgemäße Vorrichtung zu dessen Durchführung besser auf die individuellen Erfordernisse bei dem jeweiligen Passagier 2 in der jeweils aktuellen Situation während des Betrachtens der auf dem Bildschirm 4 wiedergegebenen Bilder angepasst sind.
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Die Erfindung ist insbesondere vorteilhaft anwendbar bei dem sogenannten autonomen Fahren, also wenn das Fahrzeug im Wesentlichen selbsttätig fährt. Dadurch eröffnen sich für alle Passagiere eines derartigen Fahrzeugs bislang nicht vorhandene Freiräume, beispielsweise, um Bildwiedergaben auf einem Bildschirm zu betrachten. Wie oben bereits ausgeführt, sind Passagiere mehr oder weniger anfällig für die Reisekrankheit. Entsprechend könnten die an sich durch das autonome Fahren eröffneten Freiräume von den Passagieren wegen der Reisekrankheitserscheinungen nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Hier schafft die Erfindung Abhilfe. Exemplarisch wurde dies anhand des vorliegenden Ausführungsbeispiels erläutert.
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Die Erfindung ist jedoch nicht auf das vorliegende Ausführungsbeispiel begrenzt. Beispielsweise sind das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung auch bei anderen Fahrzeugen vorteilhaft einsetzbar. Abweichend von dem Ausführungsbeispiel kann auch lediglich ein einziger Vitalwert, beispielsweise ein einziger der genannten Vitalwerte, für die Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm verwendet werden. Auch sind andere Kombinationen von Vitalwerten, beispielsweise eine Kombination von mindestens einem der genannten Vitalwerte mit mindestens einem anderen, nicht genannten, Vitalwert, denkbar. Dabei kann der mindestens eine Vitalwertsensor am Körper des Passagiers positionierbar und/oder separat von dem Körper des Passagiers an dem Fahrzeug positionierbar ausgebildet sein.
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Im Unterschied zu dem vorliegenden Ausführungsbeispiel, bei dem der mindestens eine Vitalwert in Abhängigkeit der Zeit ermittelt worden ist, beispielsweise kontinuierlich oder in regelmäßigen zeitlichen Abständen, ist es in einer vereinfachten Ausführungsform auch denkbar, dass der mindestens eine Vitalwert lediglich einmalig ermittelt wird. Möglich ist auch, dass von einer Mehrzahl von Vitalwerten mindestens ein Vitalwert kontinuierlich, also fortlaufend, und/oder in regelmäßigen zeitlichen Abständen und/oder lediglich einmalig ermittelt wird.
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Anstelle die Bewegungsdaten des Fahrzeugs zu ermitteln und für die Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm zu verwenden ist es auch möglich, dass alternativ oder zusätzlich dazu die Bewegungsdaten des Passagiers ermittelt und für die Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm verwendet werden. Der Vorteil bei der Ermittlung der Bewegungsdaten an dem Passagier, während der Passagier auf dem Bildschirm wiedergegebene Bilder betrachtet, ist, dass die Bewegungsdaten noch besser zu den im Zusammenhang mit der Reisekrankheit relevanten Bewegungen des Passagiers korrelieren. Auf der anderen Seite ist die Erfassung von Bewegungsdaten des Fahrzeugs in der Regel mit weniger zusätzlichem Aufwand verbunden und damit kostengünstiger. Beispielsweise ist es denkbar, dass die für die Erfindung erforderlichen Bewegungssensoren bereits für andere Funktionen in dem Fahrzeug vorhanden sind und für die Erfindung benutzt werden können.
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Ferner betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt, umfassend Befehle, die bewirken, dass die Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9 die Verfahrensschritte des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 ausführt, sowie ein computerlesbares Medium, auf dem das Computerprogrammprodukt nach Anspruch 10 gespeichert ist.
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Zusätzlich zu den erläuterten und weiteren Gegenmaßnahmen, die die Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm in Abhängigkeit von den Bewegungsdaten des Fahrzeugs und/oder des Passagiers und von dem mindestens einen Vitalwert des Passagiers betreffen ist es auch möglich, dass zusätzlich Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, die unabhängig von der Steuerung der Bildwiedergabe auf dem Bildschirm sind. Beispielsweise kann es sich bei diesen zusätzlichen Gegenmaßnahmen um eine gezielte Belüftung des Passagiers oder eine gezielte Bewegung eines Fahrzeugsitzes des Passagiers handeln. Darüber hinaus sind aber auch andere dem Fachmann bekannte Gegenmaßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung der Reisekrankheitserscheinungen denkbar.
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Bezugszeichenliste
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- 2
- Passagier des Fahrzeugs
- 4
- Bildschirm des Fahrzeugs
- 6
- Bewegungssensor, als Gyrosensor ausgebildet
- 8
- Bildschirmsteuerung des Fahrzeugs
- 10
- Vitalwertsensor, als Smartwatch ausgebildet
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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