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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Füttern eines Dekorzuschnitts, eine Vorrichtung zum Füttern eines Dekorzuschnitts, ein Computerprogrammprodukt und ein maschinenlesbares Speichermedium.
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Stand der Technik
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Fahrzeugkomponenten für einen Innenraum eines Fahrzeugs können mit einem Dekor ausgestattet werden, um einen optischen und haptischen Eindruck des Fahrzeugs zu verbessern. Dabei werden in der Regel Kunststoffbauteile als Träger verwendet und eine dreidimensional vorgeformte Hülle aus Leder, Kunstleder oder einem Kunststoffmaterial mit frei wählbarem Dekor aufgezogen. Die Hülle kann bei Leder und Kunstleder aus mehreren Zuschnitten aus planem Material zusammengefügt sein, um die dreidimensionale Form zu erzielen. Das Kunststoffmaterial kann in einem Werkzeug dreidimensional zu der Hülle vorgeformt werden. Zwischen der Hülle und dem Kunststoffbauteil kann eine polsternde Schicht angeordnet werden. Beispielsweise kann zwischen der Hülle und dem Kunststoffbauteil ein Abstandsgewirk angeordnet werden. Alternativ kann zwischen die aufgezogene Hülle und den Träger ein elastischer Schaum hinterspritzt werden.
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Die
DE 39 30 526 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines hinterschäumten Polsterteils und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
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Die
EP 1 747 977 A1 beschreibt ein Verfahren zum Herstellen eines geschäumten Bauteils und ein Schäumwerkzeug zur Anwendung dieses Verfahrens.
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Die
EP 2 039 488 A1 beschreibt eine Kraftfahrzeugstrukturplatte mit einer geformten Schale auf Basis von Zellulosefasern.
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Die
EP 0 386 818 A1 beschreibt eine Methode zur Herstellung von Objekten mit einer elastomeren Außenwand und einem synthetischen Schaumstoff.
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Die
DE 10 2015 218 869 A1 beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung eines Zuschnitts einer Sprühhaut.
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Beschreibung der Erfindung
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Eine Aufgabe der Erfindung ist es daher, unter Einsatz konstruktiv möglichst einfacher Mittel ein Verfahren zum Füttern eines Dekorzuschnitts und eine Vorrichtung zum Füttern eines Dekorzuschnitts bereitzustellen.
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Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung und den begleitenden Figuren angegeben. Insbesondere können die unabhängigen Ansprüche einer Anspruchskategorie auch analog zu den abhängigen Ansprüchen einer anderen Anspruchskategorie weitergebildet sein.
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Es wird ein Verfahren zum Füttern eines Dekorzuschnitts vorgestellt, wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist:
- Dosieren eines dosierbaren Futtermaterials auf eine Rückseite des Dekorzuschnitts, der mit einer Sichtseite nach unten in einer von einer glatten, ebenen Dichtfläche umrandeten, konturierten Vertiefung einer Aufnahmeeinrichtung angeordnet ist; und
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Ausbilden eines konturierten Hohlraums zum Formen des in dem Hohlraum angeordneten Futtermaterials zu einem mit dem Dekorzuschnitt verbundenen, konturierten Futter, wobei der Hohlraum durch ein Verschließen der Vertiefung unter Verwendung eines an der Dichtfläche abdichtenden, nichthaftend ausgerüsteten, glatten, ebenen Deckels ausgebildet wird, wobei zum Ausbilden des Hohlraums ein nichthaftend ausgerüsteter Gurtförderer als der Deckel auf der Dichtfläche aufsetzt und abdichtet, der Gurtförderer die Aufnahmeeinrichtung während des Formens zu einem Ende des Gurtförderers transportiert und nach dem Formen des Futters von der Dichtfläche abhebt.
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Weiterhin wird eine Vorrichtung zum Füttern eines Dekorzuschnitts vorgestellt, wobei die Vorrichtung die folgenden Merkmale aufweist:
- zumindest eine Aufnahmeeinrichtung mit einer von einer glatten, ebenen Dichtfläche umrandeten, konturierten Vertiefung zum Aufnehmen des Dekorzuschnitts.
eine Dosiereinrichtung zum Dosieren eines dosierbaren Futtermaterials auf eine Rückseite des mit einer Sichtseite nach unten in der Vertiefung anordenbaren konturierten Dekorzuschnitts; und
einen an der Dichtfläche abdichtenden, nichthaftend ausgerüsteten, glatten, ebenen Deckel zum Ausbilden eines konturierten Hohlraums zum Formen des in dem Hohlraum anordenbaren Futtermaterials zu einem mit dem Dekorzuschnitt verbundenen, konturierten Futter durch Verschließen der Vertiefung, wobei zum Ausbilden des Hohlraums ein nichthaftend ausgerüsteter Gurtförderer als der Deckel auf der Dichtfläche aufsetzt und abdichtet, der Gurtförderer die Aufnahmeeinrichtung während des Formens zu einem Ende des Gurtförderers transportiert und nach dem Formen des Futters von der Dichtfläche abhebt.
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Unter einem Dekorzuschnitt kann ein in eine bestimmungsgemäße Form geschnittenes Einzelteil eines genähten oder geklebten Dekors verstanden werden. Der Dekorzuschnitt ist zweidimensional flach beziehungsweise eben. Das Dekor ist dreidimensional beziehungsweise weist eine räumliche Gestalt auf. Der Dekorzuschnitt kann auf einer Sichtseite ein Naturmaterial, wie beispielsweise Leder aufweisen. Ebenso kann auf der Sichtseite ein Imitat eines Naturmaterials angeordnet sein, wie beispielsweise ein Kunstleder aus einem Kunststoffmaterial. Eine Rückseite des Dekorzuschnitts kann kaschiert sein. Beispielsweise kann auf der Rückseite ein Gewebe oder Gewirk angeordnet sein. Die Rückseite und insbesondere die Sichtseite kann eine Struktur aufweisen.
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Beim Dosieren kann kontrolliert eine benötigte Menge Futtermaterial auf der Rückseite angeordnet werden. Beispielsweise kann das Futtermaterial auf die Rückseite gesprüht oder gestrichen werden. Das Futtermaterial kann vor dem Dosieren in einer undefinierten Form vorliegen und durch das Dosieren auf die Rückseite in Form gebracht werden. Das Futtermaterial kann beispielsweise als Flüssigkeit, Paste, Schaum oder Pulver dosiert werden. Das Futtermaterial kann in der Dosiereinrichtung zum Dosieren vorbereitet werden. Beispielsweise können zwei oder mehr Komponenten des Futtermaterials in der Dosiereinrichtung unmittelbar vor dem Dosieren vermischt werden, um das Abbinden des Futtermaterials auszulösen. Einer Flüssigkeit kann auch ein Schaumbildner zugegeben werden, um die Flüssigkeit nach dem Dosieren auf der Rückseite zu einem Schaum aufschäumen zu lassen.
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Eine Aufnahmeeinrichtung kann im Wesentlichen eine Platte mit einer Aussparung sein. Die Aussparung beziehungsweise Vertiefung ist so geformt, wie der Dekorzuschnitt. Die Vertiefung ist im Wesentlichen überall gleich tief. Für unterschiedliche Dekorzuschnitte sind also unterschiedliche, individuell angepasste Aufnahmeeinrichtungen oder eine Aufnahmeeinrichtung mit mehreren unterschiedlichen Vertiefungen erforderlich. Rund um die Vertiefung ist die Dichtfläche glatt und eben und weist eine zum Abdichten mit dem Deckel erforderliche Mindestbreite auf.
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Der Deckel ist in aufgelegtem Zustand ebenfalls eine glatte ebene Platte. Das Futtermaterial beziehungsweise das ausgehärtete Futter haftet nicht an dem Deckel. Der Deckel kann beispielsweise teflonbeschichtet sein. Der Deckel weist keine Aussparung auf. Der gleiche Deckel ist zum Abdichten an vielen unterschiedlichen Aufnahmeeinrichtungen geeignet. Der Deckel wird gegen die Dichtfläche gepresst. Zwischen dem Deckel und der Aufnahmeeinrichtung wird beim Auflegen des Deckels der Hohlraum gebildet. Der Hohlraum weist überall eine im Wesentlichen gleichbleibende Höhe auf. Die Höhe des Hohlraums ist durch die Tiefe der Vertiefung vorgegeben. In dem Hohlraum ist der Dekorzuschnitt mit dem Futtermaterial angeordnet. Der Hohlraum ist vollständig gefüllt. Nach dem Aushärten des Futtermaterials zu dem formstabilen Futter wird der Deckel entfernt.
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Das Futter kann als Haptikschicht verstanden werden und weist bevorzugt eine weiche Haptik auf. Noch bevorzugter weist das Futter ein hohes Rückstellverhalten auf. Das Futter besteht bevorzugt aus einem Schaum, der noch bevorzugter Stoffschlüssig mit dem Dekorzuschnitt nach dem Aushärten verbunden ist.
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Der Gurtförderer kann oben auf einer oder auch vielen Aufnahmeeinrichtungen abrollen. Der Gurtförderer kann einen endlosen Gurt aus nichthaftendem Material aufweisen. Beispielsweise kann der Gurt aus Teflon sein. Beim Abrollen kann der Gurtförderer Futtermaterial vor sich her bewegen und Materialstärkenunterschiede des Futtermaterials ausgleichen.
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Der Dekorzuschnitt kann an der Vertiefung ausgerichtet und mit der Rückseite nach oben in der Vertiefung angeordnet werden. Der Dekorzuschnitt kann in einem vorausgehenden Zuschnittprozess in seine Form zugeschnitten werden. Der Dekorzuschnitt kann automatisch in die Vertiefung eingelegt werden.
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Die Aufnahmeeinrichtung kann eine um die Vertiefung umlaufende Schneidkante aufweisen, die eine Kontur des Dekorzuschnitts abbildet. Ein die Vertiefung überragendes planenförmiges Dekormaterial kann mit einer Sichtseite nach unten auf der Aufnahmeeinrichtung angeordnet werden und zwischen der Schneidkante und einer Schneidplatte zu dem Dekorzuschnitt zugeschnitten werden. Der Dekorzuschnitt kann in der Vertiefung verbleiben. Ein Dekormaterial kann ein Ausgangsmaterial beziehungsweise Rohling für den Dekorzuschnitt sein. Das Dekormaterial ist im Wesentlichen zweidimensional und eben. Das Dekormaterial kann beispielsweise von einer Rolle abgerollt und als Rollenmaterial bezeichnet werden. Das Dekormaterial kann auch als Grobzuschnitt auf der Aufnahmeeinrichtung angeordnet werden. Eine Schneidkante kann eine um die Vertiefung umlaufende Klinge sein. Die Schneidkante kann auch federgelagert sein. Eine Schneidplatte kann die Form der Vertiefung beziehungsweise des Dekorzuschnitts aufweisen und wie ein Stempel in die Vertiefung eintauchen. Dabei kann das Dekormaterial durch Scherkräfte geschnitten werden.
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Ein flüssiges Dekormaterial kann in die Vertiefung eingesprüht werden, um die Sichtseite auszubilden. Die Vertiefung kann eine gewünschte Struktur aufweisen. Das Dekormaterial kann die Struktur abformen und in der Aufnahmeeinrichtung zu dem Dekorzuschnitt aushärten.
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Das Futter und/oder das Dekormaterial können mit einem Kaschiermaterial kaschiert werden. Das Futter und/oder das Dekormaterial können vor oder nach dem Ausbilden des Hohlraums kaschiert werden. Ein Kaschiermaterial kann ein Gewebe oder ein Gewirk sein. Das Kaschiermaterial wirkt als Faserverstärkung des Dekorzuschnitts. Das Kaschiermaterial kann Zugkräfte und/oder Scherkräfte aufnehmen. Eine zusätzliche Lage Kaschiermaterial kann in den Aufbau des fertigen Dekorzuschnitts integriert werden. Wenn das Kaschiermaterial auf das Dekormaterial aufgebracht wird, wird das Kaschiermaterial zwischen dem Dekormaterial und dem Futtermaterial laminiert. Auf einer Rückseite des Futters kann das Kaschiermaterial eine Handhabbarkeit des Dekorzuschnitts verbessern.
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Die Aufnahmeeinrichtung kann eine um die Vertiefung umlaufende Schneidkante aufweisen, die eine Kontur des Dekorzuschnitts abbildet. Das Kaschiermaterial kann die Vertiefung überragend auf der Aufnahmeeinrichtung angeordnet werden und zwischen der Schneidkante und einer Schneidplatte zugeschnitten werden. Eine Schneidkante kann eine um die Vertiefung umlaufende Klinge sein. Die Schneidkante kann auch federgelagert sein. Eine Schneidplatte kann die Form der Vertiefung beziehungsweise des Dekorzuschnitts aufweisen und wie ein Stempel in die Vertiefung eintauchen. Dabei kann das Kaschiermaterial durch Scherkräfte geschnitten werden. Das Kaschiermaterial ist im Wesentlichen zweidimensional und eben. Das Kaschiermaterial kann beispielsweise von einer Rolle abgerollt werden. Das Kaschiermaterial kann auch als Grobzuschnitt auf der Aufnahmeeinrichtung angeordnet werden.
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Vor dem Dosieren kann zumindest eine Schablone zum Freihalten freizuhaltender Bereiche des Dekorzuschnitts auf der Rückseite des Dekorzuschnitts angeordnet werden. Die Schablone kann mit dem Dekorzuschnitt und dem Futtermaterial in dem Hohlraum eingeschlossen werden und nach dem Aushärten aus dem Futter entnommen werden. Eine Schablone kann ein Platzhalter sein. In den von der Schablone abgedeckten Bereichen wird der Dekorzuschnitt nicht gefüttert. Die Schablone kann so dick sein, dass der Dekorzuschnitt bei aufgelegtem Deckel zwischen der Schablone und der Aufnahmeeinrichtung eingeklemmt wird.
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Das Futtermaterial kann bahnenweise auf die Rückseite dosiert werden. Das Futtermaterial kann zielgenau dosiert werden. Das Futtermaterial kann in die Vertiefung gesprüht werden. Das Futtermaterial kann NC-gesteuert dosiert werden.
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Materialstärkeunterschiede des Futtermaterials in der Vertiefung können ausgeglichen werden, bevor der Hohlraum ausgebildet wird. Das Futtermaterial kann geglättet werden. Überschüssiges Futtermaterial kann abgezogen werden. Die Aufnahmeeinrichtung kann zum Ausgleichen gerüttelt werden. Durch das Ausgleichen wird ein optischer Eindruck des fertigen Dekorzuschnitts verbessert.
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Das Futtermaterial kann durch Erwärmen zu dem Futter ausgehärtet werden. Das Futtermaterial kann beispielsweise durch elektromagnetische Strahlung erhitzt werden. Das Futtermaterial kann gezielt erwärmt werden, ohne dabei die Aufnahmeeinrichtung zu erwärmen. Ebenso kann die Aufnahmeeinrichtung und/oder der Deckel beziehungsweise der Hohlraum beheizt werden, um die Wärme an das Futtermaterial abzugeben. Durch die Wärme wird das Aushärten des Futtermaterials zu dem Futter beschleunigt.
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Der gefütterte Dekorzuschnitt kann nach dem Abheben des Gurtförderers aus der Vertiefung entfernt werden. Die leere Aufnahmeeinrichtung kann zurück vor den Gurtförderer transportiert werden, um wiederverwendet zu werden. Das Füttern des Dekorzuschnitts kann als Fließfertigungsprozess durchgeführt werden. Die Aufnahmeeinrichtung und die Schablone können als Umlaufmaterial bezeichnet werden.
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Von Vorteil ist auch ein Computerprogrammprodukt oder Computerprogramm mit Programmcode, der auf einem maschinenlesbaren Träger oder Speichermedium wie einem Halbleiterspeicher, einem Festplattenspeicher oder einem optischen Speicher gespeichert sein kann und zur Durchführung, Umsetzung und/oder Ansteuerung der Schritte des Verfahrens nach einer der vorstehend beschriebenen Ausführungsformen verwendet wird, insbesondere wenn das Programmprodukt oder Programm auf einem Computer oder einer Vorrichtung ausgeführt wird.
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Figurenliste
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Nachfolgend wird ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel der Erfindung unter Bezugnahme auf die begleitenden Figuren erläutert. Es zeigen:
- 1 zeigt eine Darstellung von Vorbereitungsschritten für ein Verfahren zum Füttern eines Dekorzuschnitts gemäß einem Ausführungsbeispiel;
- 2 zeigt eine Darstellung einer Vorrichtung zum Füttern eines Dekorzuschnitts gemäß einem Ausführungsbeispiel; und
- 3 zeigt eine Detaildarstellung einer Vorrichtung zum Füttern eines Dekorzuschnitts gemäß einem Ausführungsbeispiel.
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Die Figuren sind lediglich schematische Darstellungen und dienen nur der Erläuterung der Erfindung. Gleiche oder gleichwirkende Elemente sind durchgängig mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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Detaillierte Beschreibung
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Zum leichteren Verständnis werden in der folgenden Beschreibung die Bezugszeichen zu den 1 - 3 als Referenz beibehalten.
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1 zeigt eine Darstellung von Vorbereitungsschritten für ein Verfahren zum Füttern eines Dekorzuschnitts 100 gemäß einem Ausführungsbeispiel. Der Dekorzuschnitt 100 ist beispielsweise aus Leder oder Planware. Die Planware kann beispielsweise ein Lederimitat oder auch ein Textil sein. Der Dekorzuschnitt 100 ist zweidimensional und flach. Der Dekorzuschnitt 100 ist aus einem größeren Stück Leder oder Planware ausgeschnitten oder ausgestanzt worden. Das Leder kann aus einer ganzen Haut ausgeschnitten oder ausgestanzt worden sein. Die Planware kann aus einer Bahn Rollenmaterial oder Plattenmaterial ausgeschnitten oder ausgestanzt worden sein. Der Dekorzuschnitt 100 kann kaschiert sein. Beispielsweise kann ein Gewebe oder Gewirk auf einer Rückseite 102 des Dekorzuschnitts 100 angeordnet sein.
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Der Dekorzuschnitt 100 ist ein Teilstück eines Dekors für ein Interieurbauteil eines Fahrzeugs. Mehrere unterschiedlich konturierte Dekorzuschnitte 100 werden nach dem Füttern zu dem Dekor zusammengefügt. Die einzelnen Dekorzuschnitte 100 können beispielsweise zusammengenäht werden. Durch das Zusammenfügen ergibt sich eine räumliche Form des Dekors. Das Dekor bildet zumindest einen Teilbereich einer sichtbaren Oberfläche des Interieurbauteils dreidimensional ab. Das fertige Dekor kann auf ein Trägerteil des Interieurbauteils aufgezogen werden. Das Dekor kann beispielsweise auf das Trägerteil aufgeklebt werden.
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Der Dekorzuschnitt 100 wird in einer Aufnahmeeinrichtung 104 angeordnet. Die Aufnahmeeinrichtung 104 ist hier eine rechteckige Platte mit einer konturierten Vertiefung 106 für den Dekorzuschnitt 100. Eine Kontur der Vertiefung 106 entspricht dabei einem Umriss des Dekorzuschnitts 100. Die Vertiefung 106 weist eine im Wesentlichen einheitliche Tiefe auf. Mit anderen Worten ist ein Boden der Vertiefung 106 eben. Der Boden kann auch eine kleinräumige Struktur aufweisen. Die Vertiefung 106 ist beispielsweise in einen Rohling der Aufnahmeeinrichtung 104 gefräst. Die Aufnahmeeinrichtung 104 weist ferner eine ebene Dichtfläche 108 auf. Die Dichtfläche 108 kann ein verbleibender Teil einer Oberfläche des Rohlings sein. Die Vertiefung 106 ist von der Dichtfläche 108 vollständig umschlossen. Die Dichtfläche 108 steht über die Vertiefung 106 über. Die Dichtfläche 108 kann auch als Rahmen um einen Bereich der Vertiefung 106 ausgebildet sein und mit einer Grundplatte der Aufnahmeeinrichtung 104 verbunden sein. Die Dichtfläche 108 und die Vertiefung 106 können antihaftbeschichtet sein.
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Der Dekorzuschnitt 100 wird an der Kontur der Vertiefung 106 ausgerichtet und mit einer Sichtseite nach unten in der Vertiefung 106 angeordnet. Die Rückseite 102 ist von oben frei zugänglich. Eine Kante des Dekorzuschnitts 100 liegt an der Kontur der Vertiefung 106 an.
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In einem Ausführungsbeispiel wird zusätzlich zu dem Dekorzuschnitt 100 eine Schablone 110 in der Vertiefung 106 angeordnet. Die Schablone 110 deckt zumindest einen Teilbereich der Rückseite 102 ab. Die Schablone 110 ist ein Platzhalter. Dort wo die Schablone 110 auf der Rückseite 102 anliegt, wird nach dem Füttern kein Futter sein. Die Teilbereiche ohne Futter sind nach dem Füttern dünner, als die gefütterten Teilbereiche. Hier deckt die Schablone 110 einen Randbereich des Dekorzuschnitts 100 ab. Der Randbereich kann beispielsweise frei von dem Futter gehalten werden, um den Dekorzuschnitt 100 besser mit einem anderen Dekorzuschnitt vernähen zu können. Die Schablone 110 kann ebenfalls antihaftbeschichtet sein.
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Die fertig vorbereitete Aufnahmeeinrichtung 104 wird in einer Vorrichtung zum Füttern 200, wie sie beispielsweise in 2 dargestellt ist, verwendet.
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2 zeigt eine Darstellung einer Vorrichtung 200 zum Füttern gemäß einem Ausführungsbeispiel. Die Vorrichtung 200 ist dazu ausgebildet, in einem Fließfertigungsprozess ein Verfahren gemäß dem hier vorgestellten Ansatz zum Füttern mehrerer Dekorzuschnitte 100 durchzuführen. Dazu weist die Vorrichtung 200 einen Gurtförderer 202 auf, auf dem hintereinander mehrere Aufnahmeeinrichtungen 104, wie sie beispielsweise in 1 dargestellt sind, angeordnet sind. Hier werden die auf dem Gurtförderer 202 angeordneten Aufnahmeeinrichtungen 104 an einem Bestückungsbereich 204 mit den Dekorzuschnitten 100 bestückt.
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In einem Ausführungsbeispiel werden die Dekorzuschnitte 100 von einer Bestückungseinrichtung automatisch in den Vertiefungen 106 angeordnet. Beispielsweise transportiert die Bestückungseinrichtung die Dekorzuschnitte 100 von einer Zuschneidestation zum Bestückungsbereich 204, richtet sie an den Vertiefungen 106 aus und ordnet sie in den Vertiefungen 106 an. Zusätzlich kann die Bestückungseinrichtung die Schablonen 110 aus einem Schablonenvorrat entnehmen und nach den Dekorzuschnitten 100 in den Vertiefungen 106 anordnen.
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An einem Dosierbereich 206 wird auf die Rückseiten der in den Vertiefungen 106 der Aufnahmeeinrichtungen 104 angeordneten Dekorzuschnitte 100 ein Futtermaterial 208 dosiert. Das Futtermaterial 208 kann dabei beispielsweise flüssig, pulverförmig oder als Schaum dosiert werden.
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In dem Dosierbereich 206 ist eine Dosiereinrichtung 210 angeordnet. Die Dosiereinrichtung 210 weist einen beweglichen Dosierkopf 212 auf, der das Futtermaterial 208 bahnenweise auf die Rückseiten dosiert. Dazu ist der Dosierkopf 212 zumindest in einer Achse quer zu einer Bewegungsrichtung des Gurtförderers 202 beweglich. Eine zweite Bewegungsachse kann durch den Gurtförderer 202 ausgebildet sein.
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Die Dosiereinrichtung 210 kann auch eine Rakel aufweisen, die beispielsweise durch die Bewegung des Gurtförderers 202 über die Aufnahmeeinrichtungen 104 bewegt wird und einen gleichmäßigen Materialauftrag sicherstellt. Die Rakel kann beispielsweise auf den Dichtflächen 108 gleiten und überschüssiges Futtermaterial 208 abstreifen. Durch die Rakel werden die Dichtflächen 108 frei von dem Futtermaterial 208 gehalten.
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An einem Deckelungsbereich 214 werden die Vertiefungen 106 durch einen ebenen, auf den Dichtflächen 108 anliegenden Deckel 216 abgedeckt, um einzelne Hohlräume 218 auszubilden. Das Futtermaterial 208 haftet nicht an dem Deckel 216. Der Deckel 216 kann beispielsweise antihaftbeschichtet sein. In den Hohlräumen 218 härtet das Futtermaterial 208 zu einem mit den Dekorzuschnitten 100 verbundenen Futter 220 aus. Beispielsweise kann das Futtermaterial 208 abbinden beziehungsweise sich vernetzen.
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Der Deckel 216 ist als Gurt eines weiteren Gurtförderers 222 ausgebildet. Der Gurt wird über eine Rolle von oben auf die Dichtflächen 108 gedrückt und transportiert die Aufnahmeeinrichtungen 104 zusammen mit dem Gurtförderer 202 weiter. Nach der Rolle wird der Gurt von federbelasteten Druckbalken auf die Dichtflächen 108 gedrückt, um die Hohlräume 218 dicht zu halten.
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In einem Ausführungsbeispiel werden die abgedichteten Aufnahmeeinrichtungen 104 durch einen Aushärtungsbereich 224 transportiert, in dem das Futtermaterial 208 durch äußere Einwirkung, wie beispielsweise Wärme zu dem Futter 220 ausgehärtet wird.
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In einem Entdeckelungsbereich 226 werden die Hohlräume 218 wieder geöffnet. Hier hebt der weitere Gurtförderer 222 über eine weitere Rolle von den Dichtflächen 108 ab. An einem Entnahmebereich 228 können die mit dem Futter 220 gefütterten Dekorzuschnitte 100 aus den Vertiefungen 106 entnommen werden. Die Aufnahmeeinrichtungen 104 und Schablonen 110 werden wieder zurück zum Bestückungsbereich 204 transportiert.
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3 zeigt eine Detaildarstellung einer Vorrichtung 200 zum Füttern eines Dekorzuschnitts 100 gemäß einem Ausführungsbeispiel. Die Vorrichtung 200 entspricht dabei im Wesentlichen der Vorrichtung in 2. Hier ist der Deckelungsbereich 214 vergrößert dargestellt. Der weitere Gurtförderer 222 liegt als Deckel 216 auf den Dichtflächen 108 und den Schablonen 110 auf. Die Schablonen 110 werden durch den Deckel 216 auf den freizuhaltenden Bereich der Dekorzuschnitte 100 gepresst. Das Futtermaterial 208 füllt den Hohlraum 218 zwischen dem Deckel 216, dem Dekorzuschnitt 100 und dem durch die Schablone 110 gebildeten Rahmen vollständig aus. Das ausgehärtete Futter 220 bildet den Hohlraum 218 dann ab.
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Mit anderen Worten werden in der hier vorgestellten Vorrichtung frontgeschäumte Dekorzuschnitte 100 als kostengünstige Variante für ein genähtes Dekor hergestellt.
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Um eine bessere Abgrenzung zwischen Leder und Planware zu erzielen, wird eine mittelklassige Comfort-Ausstattungsvariante vorgestellt, die sich in der Haptik und von den Herstellungskosten zu einer High-Variante unterscheidet.
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Interieurkomponenten können auf Grund der Haptik und Optik in der Basis als hinterschäumtes Dekor ausgeführt werden. In höherwertigen Fahrzeugen wird genähtes Dekor, Leder oder Planware mit Abstandsgewirke verwendet. Eine optische und haptische Unterscheidung dieser Leder/Planware-Varianten ist kaum erkennbar. Daher wird hier ein Frontschäumen von Dekorzuschnitten als mittelklassige Comfort-Ausstattungsvariante mit haptischer Unterscheidung vorgestellt.
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In der Basisvariante ist das Dekor hinterschäumt und als Dünnwand oder konventionell ausgeführt. Die Basisvariante unterscheidet sich optisch von der hier vorgestellten Comfortvariante, die als genähtes Dekor aus Planware im 2D Zuschnitt frontgeschäumt und anschließend kaschiert wird. Der hier vorgestellte Ansatz unterscheidet sich haptisch von der High-end-Variante aus einem genähten Dekor aus Leder, das mit Abstandsgewirke klassisch kaschiert wird.
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Bei dem hier vorgestellten Ansatz werden flächige Planwarenzuschnitte mit einem PUR Schaumsystem frontgeschäumt, genäht und anschließend auf ein Trägerteil kaschiert. Die Schaumwandstärke wird auf das Abstandsgewirk der High-Variante angeglichen. Dadurch wird nur ein Träger für alle Varianten außer der Basis-Sprühhaut benötigt.
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Durch den hier vorgestellten Ansatz sind die Fertigungsprozesse Positionsfügen und/oder Schärfen nicht notwendig. Durch die Antihaftbeschichtung ist kein Trennmittel notwendig. Der hier vorgestellte Ansatz ist günstiger als das Kaschieren mit Abstandsgewirk. Durch das Füttern entsteht eine haptische Abgrenzung zur Variante mit Abstandsgewirk und Leder. Das resultierende genähte Dekor weist eine eigene Haptik auf. Es ist keine Nahtabdichtung notwendig.
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Für den hier vorgestellten Prozess zum Herstellen frontqeschäumter Zuschnitte werden Zuschnitte aus Leder oder Planware in eine formgebundene Aufnahme eingelegt. Für Randbereiche oder hart kaschierte Bereiche werden Schablonen eingelegt. Die Aufnahme wird jetzt auf einen Gurtförderer aufgelegt und bei kontinuierlicher Geschwindigkeit wird Schaum in die Kontur gesprüht. Die Sprüheinheit ist auf einer Lineareinheit 90° zur Förderrichtung montiert. Direkt nach dem Sprühvorgang wird die Aufnahme durch einen teflonbeschichteten Gurtförderer von oben abgedichtet, wobei kein Trennmittel erforderlich ist. Unter Wärme reagiert der Schaum und härtet aus. Die Durchlaufzeit durch den Förderer entspricht im Minimum der Aushärtezeit des Schaums.
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Ist der Schaum ausgehärtet wird die Abdichtung der Aufnahme automatisch entfernt und die Schablone und der frontgeschäumte Zuschnitt können entnommen werden. Die Schablone und die Aufnahme werden wieder zum Anfang transportiert. Die Zuschnitte werden weiterverarbeitet.
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Das hier vorgestellte Verfahren kann auch in Verbindung mit einer Herstellung von Kunstlederzuschnitten beziehungsweise Planwarezuschnitten als 2D Sprühhaut verwendet werden. Die Schablonen weisen dann eine geänderte Kontur auf.
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Da es sich bei der vorhergehend detailliert beschriebenen Vorrichtungen und Verfahren um Ausführungsbeispiele handelt, können sie in üblicher Weise vom Fachmann in einem weiten Umfang modifiziert werden, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen. Insbesondere sind die mechanischen Anordnungen und die Größenverhältnisse der einzelnen Elemente zueinander lediglich beispielhaft gewählt.
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Bezugszeichenliste
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- 100
- Dekorzuschnitt
- 102
- Rückseite
- 104
- Aufnahmeeinrichtung
- 106
- Vertiefung
- 108
- Dichtfläche
- 110
- Schablone
- 200
- Vorrichtung zum Füttern
- 202
- Gurtförderer
- 204
- Bestückungsbereich
- 206
- Dosierbereich
- 208
- Futtermaterial
- 210
- Dosiereinrichtung
- 212
- Dosierkopf
- 214
- Deckelungsbereich
- 216
- Deckel
- 218
- Hohlraum
- 220
- Futter
- 222
- weiterer Gurtförderer
- 224
- Aushärtungsbereich
- 226
- Entdeckelungsbereich
- 228
- Entnahmebereich