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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Videoüberwachung und ein Videoüberwachungssystem. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt.
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Moderne Videoüberwachungen können es ermöglichen, Täter von gesetzeswidrigem Verhalten, wie Diebstahl und Körperverletzung, zu erkennen. Dabei können Algorithmen ein solches Verhalten nahezu zeitgleich erkennen und Sicherheitspersonal darauf aufmerksam machen. Gespeicherte Videoaufnahmen ermöglichen es dabei durch deren Auswertung, den Tathergang leicht nachzuweisen.
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Zudem können jeweilige Videoaufnahmen durch deren Auswertung für Optimierungen genutzt werden. Beispielsweise können Arbeitsprozesse und Kundenverhalten analysiert werden, um Fertigungsprozesse zu optimieren und Werbung und Waren besser zu platzieren.
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Videoüberwachung unterliegt jedoch häufig strengen gesetzlichen Regulierungen, insbesondere bezüglich des Datenschutzes von aufgenommenen Personen. Beispielsweise dürfen in Kaufhäusern und Firmengebäuden im Regelfall nur Live-Videos genutzt werden. Für eine Auswertung einer gespeicherten Videoaufnahme, welche auch als Video bezeichnet werden kann, muss dagegen eine Berechtigung vorliegen. Dies kann beispielsweise ein Gerichtsbeschluss sein oder eine Zustimmung eines Betriebsrats. Selbst dann darf gegebenenfalls nur autorisiertes Aufsichtspersonal die Videoaufnahme einsehen. Die Analyse der Videoaufnahmen ist also nur mit deutlicher Verzögerung und großem Aufwand möglich. Somit kann eine Auswertung hinsichtlich Kunden- und Mitarbeiterverhalten aufwendig oder sogar unmöglich sein. Ebenso ist eine Überprüfung von Verdachtsmomenten bezüglich gesetzeswidrigem Verhalten gegebenenfalls erst möglich, wenn der Täter bereits den Tatort lange verlassen hat.
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Um einen Konflikt mit Datenschutzregulierungen zu vermeiden, ist es bekannt, in Videoaufnahmen echte Gesichter durch künstliche Gesichter zu ersetzen. Die Gesichter werden somit anonymisiert. Durch diese Anonymisierung wird jedoch die Auswertung jeweiliger Videoaufnahmen wesentlich erschwert. Ferner erfolgt die Anonymisierung üblicherweise unsystematisch und innerhalb eines beschränkten Systems aus PC (Personal Computer) und Kamera. Verlässt eine Person den Kamerabereich, oder ist dieser zeitweise nicht mehr erkennbar, wird der Person ein neues anonymisiertes Gesicht zugeordnet.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine bessere Auswertung von Videoaufnahmen unter Berücksichtigung von Datenschutzregulierungen zu ermöglichen.
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Diese Aufgabe wird durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der zweckmäßigen Weiterbildung der Erfindung sind in den jeweiligen Unteransprüchen angegeben.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Videoüberwachung. Das Verfahren kann dabei den Schritt eines Aufnehmens wenigstens einer ersten und einer zweiten Videoaufnahme aufweisen. Jede Videoaufnahme kann dabei beispielsweise mit einer zugeordneten Videokamera aufgenommen werden. Vorzugsweise ist also wenigstens eine erste und eine zweite Videokamera vorgesehen. Videokameras können auch als Kameras bezeichnet werden. Alternativ können auch zwei voneinander getrennte Videoaufnahmen, beispielsweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten, durch nur eine einzelne Videokamera aufgenommen werden. Es können auch mehr als zwei Videoaufnahmen berücksichtigt werden. Die jeweiligen aufgenommenen Videoaufnahmen können auch als originale Videoaufnahmen oder unveränderte Videoaufnahmen bezeichnet werden. Videoaufnahmen können auch als Aufnahmen bezeichnet werden und neben dem Videomaterial weitere Daten und/oder Informationen aufweisen. Das Videomaterial setzt sich üblicherweise aus einzelnen Bildern zusammen, welche auch als Bildmaterial bezeichnet werden können.
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Das Verfahren kann weiterhin den Schritt eines Erfassens von jeweiligen in den Videoaufnahmen aufgenommenen Personen aufweisen. Diese Erfassung kann beispielsweise mittels einer Bilderkennungsvorrichtung erfolgen. Personen in den Videoaufnahmen können beispielsweise anhand von deren Größe, Form, und/oder Bewegungen erfasst werden. Hierfür können bekannte Algorithmen genutzt werden. Das Erfassen kann insbesondere ein automatisiertes und/oder maschinelles Erkennen von Personen im Bildmaterial der Videoaufnahmen sein. Die Personenerkennung kann auch als Personentracking ausgebildet sein, wobei Bewegungen von Personen in den Videoaufnahmen nachvollzogen bzw. erfasst werden.
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Das Verfahren kann weiterhin den Schritt eines Bestimmens von jeweiligen den aufgenommenen Personen zugeordneten Erkennungsmerkmalen aufweisen. Diese Bestimmung kann beispielsweise mittels einer Identifizierungsvorrichtung, welche insbesondere zum Erfassen jeweiliger Erkennungsmerkmale und gegebenenfalls deren jeweilige Ausprägung ausgebildet ist, erfolgen. Die Erkennungsmerkmale können jeweilige in den Videoaufnahmen erkennbare Merkmale einer Person sein, anhand derer sich individuelle Personen voneinander unterscheiden lassen. Beispielsweise kann es sich um biometrische Merkmale handeln. Die Erkennungsmerkmale sollten in wenigstens einem Spektralbereich der Aufnahme zu erkennen sein, beispielsweise dem sichtbaren, infraroten oder UV-Spektralbereich. Jede Person kann ein oder mehrere Erkennungsmerkmale aufweisen. Entsprechend können auch ein oder mehrere Erkennungsmerkmale pro Person bestimmt werden. Die Ausprägung jeweiliger Erkennungsmerkmale können jeder Person in jeder Videoaufnahme zugeordnet werden. Das heißt, für jede in jeder Videoaufnahme erfasste Person können jeweilige zugeordnete Erkennungsmerkmale bestimmt werden.
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Das Verfahren kann weiterhin den Schritt eines Erkennens, ob in unterschiedlichen Videoaufnahmen gleiche Personen aufgenommen wurden, in Abhängigkeit von den Erkennungsmerkmalen umfassen. Das Erkennen kann dabei mittels der Identifizierungsvorrichtung und/oder durch einen Vergleich der Erkennungsmerkmale von aufgenommenen Personen erfolgen. Bei jeweils einer Person in der ersten Videoaufnahme und einer Person in der zweiten Videoaufnahme, deren Erkennungsmerkmale gleich oder nahezu gleich ausgebildet sind, kann dabei davon ausgegangen werden, dass es sich um die gleiche Person handelt. Das Ergebnis des Erkennens kann dabei, vorzugsweise zusammen mit den Videoaufnahmen, dem Ergebnis der Erfassung und/oder dem Ergebnis des Bestimmens, hinterlegt werden. Beispielsweise können die Merkmale von Personen in einer zentralen Datenbank abgelegt werden. So kann die gleiche Person auf unterschiedlichen Videoaufnahmen mit ausreichend hoher Sicherheit verknüpft werden. Es liegt dann also eine Information vor, dass in unterschiedlichen Aufnahmen die gleiche Person erfasst wurde. Vorzugsweise werden Personen in unterschiedlichen Aufnahmen erst als gleich gekennzeichnet, wenn hierfür die Wahrscheinlichkeit ausreichend ist. Die ausreichende Wahrscheinlichkeit kann durch einen Schwellwert vorgegeben sein.
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Das Verfahren kann weiterhin den Schritt eines Erzeugens von jeweiligen anonymisierten Videoaufnahme durch Anonymisieren jeweiliger in den Videoaufnahmen aufgenommener Personen umfassen, wobei gleiche Personen in unterschiedlichen Videoaufnahmen gleichartig anonymisiert werden. Dies kann auch als Pseudonymisieren bezeichnet werden, nach deren Durchführung zwar unterschiedliche Personen in verschiedenen Aufnahmen wiedererkennbar sind, nicht jedoch die Person selber direkt identifizierbar ist oder identifiziert wird. Das Erzeugen anonymisierter Videoaufnahmen kann beispielsweise mittels einer Videobearbeitungsvorrichtung erfolgen. Vorzugsweise wird pro aufgenommener Videoaufnahme eine korrespondierende, anonymisierte Videoaufnahme erzeugt. Gleichartiges anonymisieren kann dabei bedeuten, dass auch in den jeweiligen anonymisierten Videoaufnahmen die gleiche Person als solche erkannt werden kann, jedoch ohne die Person selber in ihrem natürlichen Erscheinungsbild sehen zu können.
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Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass ein vollständiges Anonymisieren, bei welchem die gleiche Person in unterschiedlichen Aufnahmen als solche nicht mehr erkennbar ist, die automatisierte und/oder maschinelle Analyse von Videosequenzen stark beeinträchtigt. Durch die Kenntlichmachung gleicher Person in unterschiedlichen Videoaufnahmen können dagegen Bewegungsmuster von Personen, beispielsweise in Kaufhäusern oder überwachten Geländen, auch ohne datenschutzrechtliche Bedenken einfach ausgewertet werden. Insbesondere können Bewegungsmuster automatisch und/oder maschinell erkannt und ausgewertet werden. In einem Kaufhaus können damit Produktplatzierungen und Werbeaktionen optimiert werden. In einem überwachten Gelände kann so maschinell nach auffälligen Bewegungsmustern gesucht werden, welche einem Sicherheitspersonal sofort, insbesondere ohne Hinzuziehen von Aufsichtspersonal oder Einholen einer Genehmigung, präsentiert werden können. Durch die Anonymisierung kann dabei gegebenenfalls auf aufwendige Genehmigungen und/oder speziell dazu autorisiertes Personal verzichtet werden. Insgesamt ist die Auswertung, auch eine automatisierte Auswertung, von Videomaterial, zum Beispiel zur Aufklärung bzw. zum Erkennen von Straftaten, wesentlich erleichtert. Es wird eine bessere Auswertung ermöglicht, da auch das Vorhandensein von gleichen Personen in unterschiedlichen anonymisierten Aufnahmen berücksichtigt werden kann.
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Das Anonymisieren kann insbesondere dazu führen, dass die aufgenommene und erfasste Person selber nicht mehr identifizierbar ist. Beispielsweise kann das Anonymisieren durch Überdecken bzw. Ersetzen von wenigstens Teilen der aufgenommenen Person in den jeweiligen Videoaufnahmen mit einem künstlich erzeugten Videomaterial, bzw. Bildmaterial beim Ersetzen in einzelnen Bildern der aufgenommenen Videoaufnahmen, erfolgen. Beispielsweise kann das Gesicht von Personen durch ein künstliches Gesicht ersetzt werden. Dabei kann für jede individuelle Person ein zuordenbares Videomaterial erzeugt werden, so dass unterschiedlichen Personen voneinander unterscheidbar bleiben. Beispielsweise kann jeder individuellen Person ein individuelles künstliches Gesicht zugeordnet werden. In unterschiedlichen anonymisierten Videoaufnahmen ist dann bei der gleichen Person das gleiche künstliche Gesicht zu erkennen. Die anonymisierten Videoaufnahmen können auch als bearbeitete oder veränderte Videoaufnahmen bezeichnet werden. Zum Anonymisieren kann beispielsweise jedes einzelne Bild, aus dem sich die Videoaufnahme zusammensetzt, bearbeitet werden. Die Bearbeitung kann dabei auch mit einem Video-Nachbearbeitungssystem erfolgen.
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Das Verfahren zudem den Schritt eines Anzeigens bzw. Abspielens der anonymisierten Aufnahme auf einer Ausgabevorrichtung, insbesondere auf einem Bildschirm, umfassen, bevorzugt vor einem menschlichen Betrachter.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass das Anonymisieren ein Ersetzen wenigstens eines Teils der aufgenommenen Personen durch künstlich erzeugtes Bildmaterial aufweist, welches in Abhängigkeit der jeweiligen zugeordneten Erkennungsmerkmale erzeugt oder ausgewählt wird. Das künstliche Bildmaterial wird vorzugsweise von der Videobearbeitungsvorrichtung erzeugt und kann nur temporär erzeugt sein, wobei eine Speicherung mit dem anonymisierten Bildmaterial zusammen möglich ist. Das künstliche Bildmaterial kann beispielsweise durch einen Algorithmus erzeugt werden, dessen Eingangsgrößen die Erkennungsmerkmale bzw. deren Ausprägung der jeweiligen erfassten Personen sein kann. Um ein Rückrechnen auf das tatsächliche Aussehen zu verhindern, kann der Algorithmus als Eingangsgröße zusätzliche einen Zufallsfaktor haben. Durch eine algorithmische Erzeugung kann beispielsweise ein identischer Avatar bei unterschiedlichen erfassten Personen auch bei einer sehr großen Anzahl von erfassten Personen leicht vermieden werden. Das Bildmaterial kann dabei zu Videomaterial zusammengesetzt werden. Das künstliche Bildmaterial kann beispielsweise ein künstliches Gesicht oder ein Avatar sein, insbesondere ein die aufgenommene Person vollständig ersetzenden Avatar. Durch das vollständige Ersetzen wird eine ungewollte eindeutige Identifizierbarkeit der Personen, beispielsweise anhand von Tattoos, vermieden.
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Das künstliche Bildmaterial kann beispielsweise auch vorgefertigt abgespeichert sein, beispielsweise in Form von Templates und/oder Schablonen. Dadurch kann der Aufwand bei der Erzeugung reduziert werden. Diese können anhand der Erkennungsmerkmale ausgewählt werden, um beispielsweise ein zum Geschlecht der erfassten Person passendes künstliches Bildmaterial auszuwählen. Auch bei der algorithmischen Erzeugung kann das Geschlecht der tatsächlichen erfassten Person und des künstlichen Bildmaterials korrespondieren. Gewisse Erkennungsmerkmale können also in dem künstlichen Bildmaterial dargestellt sein, um weitere Auswertungen zu ermöglichen. Dies kann beispielsweise ein Gewicht, eine Körpergröße, ein Alter oder dergleichen sein, was für statistische Auswertungen relevant sein kann. Um weiter zu anonymisieren, können dabei Gewichtsgruppen, Körpergrößengruppen und Altersgruppen gebildet sein. Das Auswählen von Bildmaterial kann beispielsweise bereits erzeugtes und abgespeichertes Material, wie beispielsweise für jedes Geschlecht und vordefinierte Altersgruppen mit jeweils einer Anzahl von Avataren, von denen dann jeweilige ausgewählt werden, betreffen.
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Das künstliche Bildmaterial kann an ein Verhalten der Person angepasst sein. Beispielsweise kann ein Avatar weiterhin die Bewegung, wie ein Greifen, Gehen, und/oder Setzen, einer erfassten Person veranschaulichen. Ein Avatar und/oder ein künstliches Gesicht kann beispielsweise auch eine Blickrichtung einer erfassten Person anzeigen. Dadurch sind weitere Auswertungen möglich sind.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass die jeweiligen Videoaufnahmen auch wenigstens eine Ortsangabe und/oder wenigstens eine Zeitangabe aufweisen. Diese Informationen können beispielsweise von den jeweiligen Videokameras mit aufgenommen werden. Die Videoaufnahmen können also beispielsweise Bildmaterial bzw. Videomaterial, einen Ort der Aufnahme und/oder einen Zeitpunkt der Aufnahme bzw. einen Zeitstempel für jedes Bild des Bildmaterials aufweisen. Diese zusätzlichen Informationen können die Auswertung vereinfachen und/oder neue Auswertungsmöglichkeiten ermöglichen. Diese Informationen bzw. Daten können auch bei der Erkennung, ob es sich in unterschiedlichen Aufnahmen um die gleiche Person handelt, berücksichtigt werden. Beispielsweise können Regeln hinterlegt sein, dass die gleiche Person nicht zeitgleich auf zwei Aufnahmen erfasst sein kann. Auch ein Abstand zwischen Aufnahmen und Bewegungsgeschwindigkeiten können dabei berücksichtigt werden. Ein Ort kann dabei beispielsweise auch einer Kamera-ID entsprechen. Eine Zeitangabe kann beispielsweise einer Uhrzeit und/ oder einem Datum entsprechen.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass das Erkennen, ob in unterschiedlichen Videoaufnahmen gleiche Personen aufgenommen wurden, auch in Abhängigkeit von den Ortsangaben und/oder Zeitangaben erfolgt. Dadurch kann das Konfidenzniveau dieses Erkennens reduziert oder erhöht werden. Dabei kann ein vorbestimmtes Konfidenzniveau vorgesehen sein, ab welchem erfasste Personen als gleich angesehen werden und entsprechend gleichartig anonymisiert werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass wenigstens eines der Erkennungsmerkmale aus der folgenden Liste ausgewählt ist: Geschlecht, Alter, Haarfarbe, Haarlänge, Frisur, Augenabstand, Augenfarbe, Hautfarbe, Gangart, Kleidung, Statur, Körpergröße, und Gewicht. Jeweilige Erkennungsmerkmale können dabei auch Untermerkmale aufweisen. Beispielsweise können bei der Kleidung deren Typ, Art und/oder Farbe berücksichtigt werden. Es können auch Erkennungsmerkmale bestimmt werden, welche nicht im visuellen Bereich aufgenommen werden. Beispielsweise können jeweilige Merkmale auch im Infrarot- und/oder UV-Spektrum liegen. Die jeweiligen Videokameras sind vorzugsweise auch für Aufnahmen im Infrarot- oder UV-Wellenlängenbereich ausgebildet. Die genannten Erkennungsmerkmale sind dabei gut zu erfassen, besonders eindeutig für ein Wiedererkennen von derselben Person und/oder leicht deren Ausprägung zu bestimmen. Durch die Berücksichtigung vieler Erkennungsmerkmale steigt das Konfidenzniveau beim Erkennen gleicher Personen. Zudem können so zusätzliche Informationen für die Auswertung bereitgestellt werden. Durch wenige Erkennungsmerkmale sinkt der Aufwand. Als Erkennungsmerkmale können auch weitere biometrische Merkmale oder andere wiedererkennbare Eigenschaften, welche zur Unterscheidung von Personen bzw. Erkennen der gleichen Person geeignet sind, dienen. Bei genügend hoher Auflösung der Videoaufnahmen können beispielsweise auch Narben, Tattoos, Irisstruktur, Fingerabdrücke, Hautfalten oder dergleichen als Erkennungsmerkmale berücksichtigt werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass zusammen mit den Erkennungsmerkmalen eine Genauigkeit deren Bestimmung berechnet wird und das Erkennen, ob in unterschiedlichen Videoaufnahmen gleiche Personen aufgenommen wurden, auch in Abhängigkeit von der Genauigkeit der Bestimmung erfolgt. Dadurch werden weitere Auswertungen ermöglicht. Zudem können jeweilige Erkennungsmerkmale, deren Genauigkeit der Bestimmung unterhalb eines vorgegebenen Grenzwertes liegt, bei dem Erkennen gleicher Personen unberücksichtigt bleiben. Das Verfahren ist so wenig anfällig für Fehler. Die Berechnung kann beispielsweise mittels der Identifizierungsvorrichtung erfolgen. Die Genauigkeit der Bestimmung kann ein Konfidenzniveau und/oder einen geschätzten Fehler umfassen, insbesondere jeweiligen Erkennungsmerkmalen zugeordnet. Beispielsweise kann ein Vertrauensniveau in das bestimmte Geschlecht und/oder die bestimmte Haarfarbe berechnet werden. Beispielsweise kann ein geschätzter Fehler bei der Bestimmung des Alters und/oder des Augenabstands berechnet werden. Entsprechend kann dies auch so verstanden werden, dass eine Bandbreite eines Werts bzw. einer Ausprägung eines der Erkennungsmerkmale bestimmt wird und diese für das Erkennen gleicher Personen genutzt wird.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass jeweilige erzeugte anonymisierte Videoaufnahmen gespeichert werden. Die Speicherung kann beispielsweise mittels einer Speichervorrichtung und/oder auf einer zentralen Datenbank erfolgen. Damit stehen die anonymisierten Videoaufnahmen für eine spätere Auswertung und/oder ein späteres und/oder wiederholtes Abspielen zur Verfügung. Außerdem können die anonymisierten Videoaufnahmen so für eine maschinelle und/oder automatisierte Auswertung einfach zur Verfügung gestellt werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass jeweilige gespeicherte, anonymisierte Videoaufnahmen nach Eintreten einer Löschbedingung gelöscht werden. Dadurch können auch weitergehenden Datenschutzregulierungen berücksichtigt werden. Die Löschbedingung kann beispielsweise ein Ablauf einer vorbestimmten Zeitdauer sein. Die Löschbedingung kann auch ein Erfassen einer bestimmten Bedingung sein. Beispielsweise kann eine bestimmte Kamera bzw. ein bestimmter Ort einer Erfassung einer Person ein Verlassen eines videoüberwachten Gebäudes bedeuten, woraufhin die Aufnahmen gelöscht werden. In diesem Fall sind Aufnahmen dann beispielsweise also nur für eine Dauer eines Aufenthalts einer Person vorhanden. Das Löschen und/oder das Prüfen jeweiliger Löschbedingungen kann beispielsweise mittels einer Löschvorrichtung erfolgen.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass bei Eintreten der Löschbedingung jeweilige vollständig anonymisierte Videoaufnahmen erzeugt werden, bei welchem auch gleiche Personen in unterschiedlichen Videoaufnahmen nicht mehr als solche durch die Anonymisierung gekennzeichnet sind. Diese vollständige Anonymisierung kann beispielsweise ebenfalls mittels der Videobearbeitungsvorrichtung durchgeführt werden. Eine vollständige Anonymisierung kann beispielsweise erfolgen, indem alle erfassten Personen gleich anonymisiert werden oder gleiche Personen in unterschiedlichen Aufnahmen unterschiedlich anonymisiert werden. Eine vollständig anonymisierte Aufnahme kann als Aufnahme angesehen werden, welche nicht lediglich pseudonymisiert ist. Dadurch kann jeglicher Rückschluss auf aufgenommene Personen verhindert werden. Somit können auch sehr strenge Datenschutzrichtlinie berücksichtigt werden. Bis zur Löschung können jedoch die pseudonymisierten Aufnahmen ausgewertet werden, um beispielsweise statistische aber nicht personenbezogene Auswertungsdaten zu erzeugen. Vorzugsweise wird die vollständig anonymisierte Videoaufnahme gespeichert, beispielsweise mittels der Speichervorrichtung.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass jeweilige aufgenommene Videoaufnahmen nach dem Erzeugen der anonymisierten Videoaufnahmen gelöscht werden. Die originalen Videoaufnahmen sind vorzugsweise lediglich für die Verarbeitung zu anonymisierten Videoaufnahmen zwischengespeichert, beispielsweise in nicht permanenten Speicher wie, RAM oder ROM, eines Videoüberwachungssystems. Vorzugsweise sind die originalen Videoaufnahmen also nur für eine interne Datenverarbeitung ohne deren Sichtung zugänglich. Die originalen Videoaufnahmen können beispielsweise einem menschlichen Betrachter gar nicht oder höchstens Live angezeigt werden. Die originalen Videoaufnahmen können auch bis zum Eintreten einer Löschbedingung gespeichert sein und dann gelöscht werden. Jeweilige Löschbedingungen können dabei gleich oder ähnlich zu den oben genannten sein. Beispielsweise können die originalen Videoaufnahmen ebenfalls gelöscht werden, sobald eine Person ein überwachtes Gebäude oder Gelände verlassen hat.
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Alternativ können jeweilige Videoaufnahmen auch gespeichert werden, jedoch unterschiedliche Zugangsberechtigungen zu deren Abrufen aufweisen. Beispielsweise können originale Videoaufnahmen lediglich mit einer besonderen Berechtigung angesehen und/oder abgerufen werden, beispielsweise auf Autorisierung und mit Überwachung durch den Betriebsrat. Jeweilige anonymisierte oder vollständig anonymisierte Videoaufnahmen können dagegen mit anderen, insbesondere geringeren Zugangsberechtigungen, abgerufen und/oder angesehen werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass die bestimmten Erkennungsmerkmale mit jeweiligen gespeicherten Erkennungsmerkmalen vorbekannter Personen verglichen werden, um bereits vorbekannte Personen zu bestimmen, wobei vorbekannte Personen beim Erzeugen von jeweiligen anonymisierten Videoaufnahme als solche gekennzeichnet werden. Dieser Vergleich kann ebenfalls mittels der Identifizierungsvorrichtung erfolgen. Erkennungsmerkmale vorbekannter Personen können beispielsweise in der Identifizierungsvorrichtung und/oder auf einer Speichervorrichtung, insbesondere einer zentralen Datenbank, gespeichert sein. Die gespeicherten Erkennungsmerkmale können beispielsweise ein Aussehen einer Uniform, biometrische Merkmale oder dergleichen sein. Vorzugsweise sind diese optisch erkennbar. Alternativ oder zusätzlich können vorbekannte Personen auch anderweitig bestimmt werden, beispielsweise mittels eines Transpondersignals. Vorbekannte Personen können beispielsweise durch farbliche Kodierung gekennzeichnet werden. Beispielsweise können Avatare vorbekannter Personen durch eine vordefinierte Farbe gekennzeichnet sein. Ein weiteres Beispiel für eine Kennzeichnung sind spezielle Templates für die Anonymisierung für vorbekannte Personen. Vorzugsweise ist eine Vielzahl von vorbekannten Personen mit ihren Erkennungsmerkmalen gespeichert, um ausreichende Anonymisierung zu gewährleisten. Durch die Kennzeichnung vorbekannter Personen kann die Auswertung verbessert werden. Beispielsweise können Mitarbeiter und deren Verhalten im Geschäft bei der Optimierung von Werbung unberücksichtigt bleiben. Ebenso kann so direkt überwacht werden, ob eine Person vorbekannt und berechtigt zu einem Zutritt zu einem geschützten Bereich ist, oder nicht. Bei den vorbekannten Personen können Subgruppen mit jeweils unterschiedlicher Kennzeichnung vorgesehen sein. Beispielsweise können interne Arbeitskräfte mit einer anderen Farbe in den anonymisierten Videoaufnahmen gekennzeichnet werden als externe Arbeitskräfte, welche ebenfalls mit ihren Erkennungsmerkmalen gespeichert sind.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens ist es vorgesehen, dass die jeweiligen Videoaufnahmen und/oder anonymisierten Videoaufnahmen untersucht werden, insbesondere mittels einer Prüfvorrichtung, um bei Abweichungen von Vorgaben eine Anomaliewarnung auszugeben. Die Anomaliewarnung kann beispielsweise mittels einer Ausgabevorrichtung ausgegeben werden. Insbesondere kann die Anomaliewarnung optisch und/oder akustisch erfolgen. Vorzugsweise werden erfasste Personen bei der Untersuchung berücksichtigt, optional deren Erkennungsmerkmale, Ortsangaben und/oder Zeitangaben der Videoaufnahmen. Eine Vorgabe kann beispielsweise sein, dass sich bestimmte Erkennungsmerkmale nicht ändern dürfen, während andere Erkennungsmerkmale gleichbleiben. Beispielsweise kann ein Verändern der Kleidung und/oder eine Veränderung des erfassten Gewichts bei einer aufgrund anderer Erkennungsmerkmale weiterhin als gleich erkannten Person in unterschiedlichen Aufnahmen ein Hinweis auf einen Diebstahlversuch sein. Dass die Person gleich ist, kann dabei beispielsweise mit biometrischen Merkmalen und/oder Bewegungsmustern hinreichend wahrscheinlich sein, so dass eine Abweichung beispielsweise nur in einem Erkennungsmerkmal eine Anomalie darstellt. Auch ein Betreten eines bestimmten Bereichs, für den die Person nicht berechtigt ist, kann eine Vorgabe sein. Weiterer Vorgaben können beispielsweise sein, dass sich Personen zu bestimmten Uhrzeiten nicht in bestimmten Bereichen aufhalten dürfen, insbesondere nicht im System als vorbekannt gekennzeichnete Personen. Bei Ausgabe einer Anomaliewarnung kann dann eine Überprüfung der anonymisierten Videoaufnahmen durch Sicherheitspersonal und bei weiterem Verdacht oder auch unmittelbar eine Sichtung der originalen Videoaufnahmen durch autorisiertes Aufsichtspersonal erfolgen. Somit kann ungewünschtes Verhalten von Personen in videoüberwachten Bereichen frühzeitig erkannt und dann gegebenenfalls unterbunden werden.
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Weiterhin betrifft die Erfindung ein Videoüberwachungssystem. Das Videoüberwachungssystem kann wenigstens eine Videokamera aufweisen, vorzugsweise wenigstens eine erste und eine zweite Videokamera. Die jeweiligen Videokameras können zum Aufnehmen jeweiliger Videoaufnahmen ausgebildet sein. Weiterhin kann das Videoüberwachungssystem eine Bilderkennungsvorrichtung aufweisen, welche zum Erfassen von jeweiligen in den Videoaufnahmen aufgenommenen Personen ausgebildet ist. Zudem kann das Videoüberwachungssystem eine Identifizierungsvorrichtung aufweisen, welche zum Bestimmen von jeweiligen den aufgenommenen Personen zugeordneten Erkennungsmerkmalen und zum Erkennen in Abhängigkeit von den Erkennungsmerkmalen, ob in unterschiedlichen Videoaufnahmen gleiche Personen aufgenommen wurden, ausgebildet ist. Ferner kann das Videoüberwachungssystem eine Videobearbeitungsvorrichtung aufweisen, welche zum Erzeugen von jeweiligen anonymisierten Videoaufnahme durch Anonymisieren jeweiliger in den Videoaufnahmen aufgenommener Personen ausgebildet ist, wobei die Videobearbeitungsvorrichtung dazu ausgebildet ist, gleiche Personen in unterschiedlichen Aufnahmen gleichartig zu anonymisieren. Dadurch wird eine bessere Auswertung von Videoaufnahmen unter Berücksichtigung von Datenschutzregulierungen ermöglicht.
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Vorzugsweise ist das Videoüberwachungssystem zum Ausführen des Verfahrens gemäß dem ersten Erfindungsaspekt ausgebildet und/oder geeignet. Das Verfahren zur Videoüberwachung kann zum Betreiben des Videoüberwachungssystem ausgebildet und/oder geeignet sein. Die sich aus dem Verfahren ergebenden Merkmale und Vorteile sind der Beschreibung des Verfahrens zu entnehmen, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens als vorteilhafte Ausgestaltungen des Videoüberwachungssystems und umgekehrt anzusehen sind.
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Zusätzlich kann das Videoüberwachungssystem eine Speichervorrichtung aufweisen, welche zum Speichern originaler Videoaufnahmen, anonymisierter Videoaufnahmen und/oder vollständig anonymisierter Videoaufnahmen ausgebildet ist.
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Die Bilderkennungsvorrichtung, die Identifizierungsvorrichtung und/oder die Videobearbeitungsvorrichtung kann beispielsweise als Rechner ausgebildet sein, insbesondere gemeinsam als einzelner Rechner. Ein Rechner kann auch als Computer bezeichnet werden kann. Jeweilige Datenübertragungen können kabellos oder kabelgebunden erfolgen. Beispielsweise können jeweilige Videoaufnahmen an einen zentralen Rechner, wie einen Server, übertragen werden, welcher die Datenverarbeitung übernimmt.
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Das Videoüberwachungssystem kann eine Ausgabevorrichtung aufweisen, mittels welcher jeweilige originale, anonymisierte und/oder vollständig anonymisierte Videoaufnahmen angezeigt werden können.
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Weiterhin betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt, welches dazu ausgebildet ist, einzelne oder alle Schritte des Verfahrens zur Videoüberwachung auszuführen. Das Computerprogrammprodukt kann beispielsweise auf dauerhaftem, computerlesbaren Medium gespeichert sein, wie beispielsweise einer CD, DVD, Festplatte oder USB-Stick. Das Computerprogrammprodukt kann Instruktionen zum Ansteuern der Kameras und/oder Anfordern von Videoaufnahmen und/oder Schnittstelle zum Empfangen der originalen Videoaufnahmen aufweisen. Das Computerprogrammprodukt kann Befehle zum Analysieren und Bearbeiten von Bildmaterial aufweisen.
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Die mit Bezug auf das jeweilige erfindungsgemäße Verfahren vorgestellten bevorzugten Ausführungsformen und deren Vorteile gelten entsprechend für das erfindungsgemäße Videoüberwachungssystem und das Computerprogrammprodukt. Die gegenständlichen Komponenten des erfindungsgemäßen Videoüberwachungssystems sind jeweils vorzugsweise dazu ausgebildet, die jeweiligen Schritte des Verfahrens auszuführen. Die Befehle des Computerprogrammprodukts sind vorzugsweise dazu ausgebildet, wenigstens einen der Schritte des Verfahrens in dem Videoüberwachungssystem zu implementieren.
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Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen, den Figuren und der Figurenbeschreibung. Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand schematischen Zeichnung näher erläutert.
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Dabei zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Videoüberwachungssystems;
- 2 schematisch einen Ausschnitt einer ersten anonymisierten Videoaufnahme, welche mit dem Videoüberwachungssystem gemäß 1 erstellt wurde; und
- 3 schematisch einen Ausschnitt einer zweiten anonymisierten Videoaufnahme, welche mit dem Videoüberwachungssystem gemäß 1 erstellt wurde.
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1 zeigt in einer schematischen Darstellung ein Videoüberwachungssystem 10 mit wenigstens einer ersten Videokamera 12 und einer zweiten Videokamera 14, welche zum Aufnehmen jeweiliger Videoaufnahmen ausgebildet sind. 2 veranschaulicht dabei schematisch in einem Standbild eine Videoaufnahme der ersten Videokamera 12 und 3 eine Videoaufnahme der zweiten Videokamera 14.
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Das Videoüberwachungssystem 10 weist zudem eine Bilderkennungsvorrichtung 16. Die Bilderkennungsvorrichtung 16 empfängt dabei jeweilige originale Videoaufnahmen, welche auch als Aufnahmen bezeichnet werden, von den beiden Kameras 12, 14. Die Bilderkennungsvorrichtung 16 ist dabei zum Erfassen von jeweiligen in den Videoaufnahmen aufgenommenen Personen ausgebildet. 2 zeigt zum Beispiel, dass auf dem dort gezeigten Bild der Videoaufnahme der Kamera 12 zwei Personen aufgenommen wurde, ein Mann 18 und eine Frau 20. Ebenso sind in 3 zwei Personen auf der Aufnahme zu erkennen, ebenfalls ein Mann 24 und eine Frau 26. Diese Personen werden von der Bilderkennungsvorrichtung 16 in dem von den Videokameras 12, 14 gemachten Videoaufnahmen erfasst und gegebenenfalls in den jeweiligen Videoaufnahmen getrackt bzw. verfolgt.
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Weiterhin weist das Videoüberwachungssystem 10 einer Identifizierungsvorrichtung 22. Die Identifizierungsvorrichtung 22 bestimmt für jede erfasste Person Erkennungsmerkmale. Insbesondere kann die Ausprägung von vorgegebenen Erkennungsmerkmalen für jede erfasste Person in jeder Videoaufnahme bestimmt werden. Beispielsweise wird durch eine Bild- oder Videoanalyse Geschlecht, Alter, Haarfarbe, Augenabstand, Augenfarbe, Hautfarbe, Gangart, Kleidung, Körpergröße, und Gewicht der erfassten Personen bestimmt. Dabei kann auch ein Vertrauensniveau und/oder ein geschätzter Fehler für jede Ausprägung der Erkennungsmerkmale bestimmt werden.
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Die Identifizierungsvorrichtung 22 ist zudem dazu ausgebildet, in den beiden Videoaufnahmen zu erkennen, ob die gleiche Person aufgenommen wurde. Dazu vergleicht die Identifizierungsvorrichtung 22 jeweilige Erkennungsmerkmale der erfassten Personen miteinander, gegebenenfalls unter Berücksichtigung von Zeitpunkt und Ort der Videoaufnahmen. Sobald es sich bei zwei aufgenommenen Personen aufgrund dieses Vergleichs mit einer ausreichenden Wahrscheinlichkeit um die gleiche Person handelt, werden diese in den Videoaufnahmen miteinander verknüpft. Beispielsweise kann diese Information zusammen mit den Videoaufnahmen und der Personenerfassung hinterlegt werden. In den gezeigten Ausschnitten der beiden Videoaufnahmen in 2 und 3 handelt es sich bei der Frau 20 und Frau 26 um die gleiche bzw. dieselbe Person, ebenso bei dem Mann 18 und dem Mann 24.
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Das Videoüberwachungssystem 10 weist zudem eine Videobearbeitungsvorrichtung 28 auf, welche zum Erzeugen von jeweiligen anonymisierten Videoaufnahme durch Anonymisieren jeweiliger in den Videoaufnahmen aufgenommener Personen ausgebildet ist, wobei die Videobearbeitungsvorrichtung 28 dazu ausgebildet ist, gleiche Personen in unterschiedlichen Aufnahmen gleichartig zu anonymisieren. Zu diesem Zweck kann wenigstens ein Teil der erfassten Personen in den jeweiligen Videoaufnahmen durch ein künstlich erzeugtes Bildmaterial ersetzt werden. Vorliegend wurde in 2 und 3 jeweils das Gesicht ersetzt. Es kann jedoch auch der ganze Körper inklusive des Gesichtes durch einen Avatar ersetzt werden. Das gleichartige Anonymisieren gleicher Personen kann auch als pseudonymisieren der originalen Videoaufnahmen bezeichnet werden.
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Die Videobearbeitungsvorrichtung 28 kann dabei beispielsweise alle Bilder des Videomaterials mit aufgenommenen Personen entsprechend bearbeiten. Das künstliche Bildmaterial kann beispielsweise in Abhängigkeit von den Erkennungsmerkmalen der betreffenden Person ausgewählt oder erzeugt wurden. Beispielsweise wird bei dem jungen Mann 18 das Gesicht durch ein künstliches Gesicht 30 ersetzt, welches einen Mann jüngeren Alters symbolisiert. Dadurch stehen diese Informationen auch bei den pseudonymisierten Videoaufnahmen für eine optische Auswertung zur Verfügung, ohne das jeweilige Persönlichkeitsrechte und/oder Datenschutzvorschriften verletzt sein müssen und/oder unmittelbar die Identität der aufgenommenen Personen feststellbar ist. Da der Mann 24 in 3 als die gleiche Person wie Mann 18 identifiziert wurde, wird auch bei diesem das Gesicht durch das gleiche künstliche Gesicht 30 ersetzt. Dadurch ist unmittelbar in 2 und 3 zu erkennen, dass der gleiche Mann in beiden Aufnahmen aufgenommen wurde, ohne dass Rückschlüsse auf dessen tatsächliche Identität ohne Weiteres möglich sind.
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Gleiches gilt für die Frau 20 und Frau 26, bei welcher es sich um dieselbe Person handelt und deren Gesicht jeweils durch das gleiche künstliche Gesicht 32 ersetzt wurde.
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Die so von der Videobearbeitungsvorrichtung 28 erzeugten anonymisierten Videoaufnahmen können in einer Speichervorrichtung 34 des Videoüberwachungssystems 10 gespeichert werden, sodass diese für eine spätere Auswertung zur Verfügung stehen. Die Speicherung kann dabei zeitlich befristet erfolgen, beispielsweise für eine Dauer eines Aufenthalts von Personen in einem Gebäude. Nach Ablauf einer solchen Frist können jeweilige Videoaufnahmen vollständig von der Videobearbeitungsvorrichtung 28 anonymisiert werden, beispielsweise indem auch gleiche Personen unterschiedlich anonymisiert werden oder alle aufgenommenen Personen, also auch gleiche Personen, gleichartig anonymisiert werden. Dabei kann auch auf eine Gestaltung des Bildmaterials, welche zu Erkennungsmerkmalen korrespondiert, verzichtet werden. Beispielsweise können jeweilige Gesichter oder Personen durch künstliche Gesichter oder Avatare ersetzt werden, die geschlechtsneutral sind. Vollständig anonymisierte Videoaufnahmen können mit der Speichervorrichtung 34 dauerhaft ohne datenschutzrechtliche Bedenken gespeichert werden, da so Rückschlüsse auf die Identität einer Person nahezu unmöglich werden. Trotzdem stehen dann noch zumindest diese vollständig anonymisierten Videoaufnahmen für spätere Auswertungen zur Verfügung. Die originalen Videoaufnahmen können dagegen beispielsweise, je nach Gesetzeslage, nach deren Bearbeitung zum Erzeugen anonymisierter Videoaufnahmen gelöscht werden.
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Die anonymisierten Videoaufnahmen können von einer Anzeigevorrichtung 36 des Videoüberwachungssystem 10 angezeigt werden. Das Anzeigen kann dabei simultan mit dem Aufnehmen erfolgen, das heißt live. Es können aber auch jeweiligen gespeicherte Videoaufnahmen angezeigt werden.
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Weiterhin weist das Videoüberwachungssystem 10 eine Prüfvorrichtung 38 auf, welche dazu ausgebildet ist, jeweilige Videoaufnahmen auf Anomalien zu untersuchen. Beispielsweise kann eine solche Anomalie zwei Personen mit gleichen Erkennungsmerkmalen mit der Ausnahme eines Merkmals auf unterschiedlichen Videoaufnahmen sein. Beispielsweise kann eine Änderung der Kleidung oder des geschätzten Gewichts erkannt werden. Dies kann ein Hinweis auf einen versuchten Diebstahl sein, worauf die Prüfvorrichtung mittels der Anzeigevorrichtung 36 eine Anomaliewarnung ausgeben kann. Dadurch kann ein Aufwand bei der Überwachung reduziert sein, da eine manuelle Überprüfung beispielsweise nur bei Ausgabe der Anomaliewarnung notwendig sein kann und auf eine permanente manuelle Sichtung verzichtet werden kann.
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3 zeigt beispielsweise ein anormales Verhalten bzw. ein anormales Bewegen der beiden dort aufgenommenen Personen. Auch dies kann durch die Prüfvorrichtung anhand eines Abgleichs mit Vorgaben erkannt werden. Entsprechend kann die Prüfvorrichtung hier die Ausgabe einer Anomaliewarnung veranlassen. Bei Sichtung des anonymisierten Videomaterials wird das daraufhin überprüfende Sicherheitspersonal erkennen, dass die beiden Personen gestürzt sind. Entsprechend können von dem Sicherheitspersonal Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden, ohne dass hierbei jedoch im Vorfeld der Datenschutz und die Privatsphäre der aufgenommenen Personen beeinträchtigt wurde. Deswegen kann eine solche Sichtung sofort und ohne vorherige Autorisierung oder Hinzuziehen von Aufsichtspersonal erfolgen.
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Teile der Prüfvorrichtung 10 können als Rechner bzw. Computer ausgebildet sein. Beispielsweise können alle Teile der Prüfvorrichtung 10, mit Ausnahme der Videokameras 12, 14 und der Anzeigevorrichtung 36, durch einen zentralen Server gebildet sein, welcher die Videoaufnahmen von den Kameras 12, 14 empfängt und verarbeitet. Jeweilige Ergebnisse dieser Verarbeitung, wie beispielsweise anonymisierte Videoaufnahmen, können vom Server an die Anzeigevorrichtung 36 zum Ausgeben übertragen werden.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Videoüberwachungssystem
- 12
- Videokamera
- 14
- Videokamera
- 16
- Bilderkennungsvorrichtung
- 18
- Mann
- 20
- Frau
- 22
- Identifizierungsvorrichtung
- 24
- Mann
- 26
- Frau
- 28
- Videobearbeitungsvorrichtung
- 30
- künstliches Gesicht
- 32
- künstliches Gesicht
- 34
- Speichervorrichtung
- 36
- Anzeigevorrichtung
- 38
- Prüfvorrichtung