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Stand der Technik
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Brille zur Darstellung einer virtuellen Realität („VR“), mittels welcher ein Anwender, welcher die VR-Brille trägt, eine virtuelle Realität erleben kann.
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Da die virtuelle Realität nicht notwendigerweise in Zusammenhang mit der tatsächlich den Anwender umgebenden Realität stehen muss, kann ein die VR-Brille verwendender Anwender nicht notwendigerweise ohne weiteres erkennen, dass eine Person in seine reale Umgebung eingetreten ist. Dies kann für den Anwender jedoch mitunter von Interesse sein. Während die Person im Falle einer virtuellen Realität, an welcher viele Personen teilnehmen, in der virtuellen Realität abgebildet werden kann, bestehen bislang für Anwender, welche beispielsweise alleine an einer virtuellen Realität beteiligt sind, keine Möglichkeiten, hinzutretende Personen zu erkennen.
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Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die im Stand der Technik bekannten Nachteile zu lindern. Insbesondere es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Anwender einer VR-Brille über Vorkommnisse in seiner realen Umgebung nicht im Ungewissen zu lassen.
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Offenbarung der Erfindung
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Die vorstehend identifizierte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine VR-Brille für einen Anwender gelöst. Der Anwender ist derjenige, welcher die VR-Brille trägt bzw. als solche verwendet. Als virtuelle Realität wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine solche visuelle Erscheinung bzw. ein solcher visueller Sinneseindruck verstanden, welcher eine optische Wahrnehmung der tatsächlich den Anwender umgebenden Realität zugunsten einer Darbietung einer künstlichen Umgebung vereitelt. Die VR-Brille umfasst eine Ausgabeeinheit, welche beispielsweise einen eine Optik (z.B. Bildschirm) zur Darstellung der virtuellen Realität aufweisen kann. Die Ausgabeeinheit kann alternativ oder zusätzlich einen Lautsprecher (Kopfhörer o. Ä.) aufweisen, mittels dessen die virtuelle Realität auralisiert werden kann. Auch können aktive Störgeräuschunterdrückung oder passive akustische Dämmungsmaßnahmen in die VR-Brille integriert oder gemeinsam mit ihr verwendet werden. Zusätzlich ist eine Auswerteeinheit vorgesehen, welche beispielsweise als programmierbarer Prozessor, Mikrocontroller, Nanocontroller o. Ä. ausgestaltet sein kann. Überdies weist die VR-Brille einen Umgebungssensor auf. Dieser kann beispielsweise als Kamera und/oder als Wärmekamera ausgestaltet sein. Der Umgebungssensor ist zumindest eingerichtet, eine Person in einem vordefinierten Umfeld der VR-Brille zu erfassen. Beispielsweise wird die Person „abgelichtet“ oder anhand anderer Merkmale identifiziert und entsprechende Informationen in Datenform bereitgestellt. Das vordefinierte Umfeld kann beispielsweise ein abgeschlossener Raum sein, in welchem sich der Anwender befindet. Insbesondere kann es sich um einen Innenraum eines Fortbewegungsmittels (z. B. Fahrtgastzelle), ein Zimmer/Konferenzraum in einem Gebäude, insbesondere durch eine feste Wandung begrenzt, handeln. Das vordefinierte Umfeld kann sich auch durch einen bestimmten Radius um den Anwender/die VR-Brille oder eine sensorische Reichweite auszeichnen. Beispielsweise kann eine Reichweite eines Sensors für elektromagnetische drahtlose NFC (Englisch: Near Field Communication, Nahfeldkommunikation) das vordefinierte Umfeld begrenzen. Die Auswerteeinheit ist eingerichtet, die Person mittels des Umgebungssensors zu ermitteln. Mit anderen Worten ist die Auswerteeinheit in der Lage, das Vorhandensein einer Person (ungeachtet ihrer Identität) zu erkennen. Beispielsweise können die Umrisse, eine Wärmesignatur o. Ä. der Person anhand vordefinierter Referenzen ermittelt werden. Die Ausgabeeinheit ist eingerichtet, einen Hinweis an den Anwender auf die Person auszugeben. Mit anderen Worten wird der Anwender darüber informiert, dass die Person sich in dem vordefinierten Umfeld aufhält. Der Hinweis kann beispielsweise optisch, akustisch, haptisch o. Ä. ausgestaltet sein. Insbesondere ist der Hinweis von einer Abbildung der Person zu unterscheiden. Mit anderen Worten wird nicht ein (sich bewegender) Avatar der hinzutretenden Person in der VR des Anwenders dargestellt. Vielmehr ergeht ein von einer Position der Person unabhängiger Hinweis an den Anwender. Dies kann beispielsweise als Pop-up, als textuelle oder als akustische Einblendung erfolgen. Im Ergebnis ist der Anwender darüber informiert, dass die Person in seine Nähe eingetreten ist und kann entscheiden, wie er darauf reagieren möchte.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Die Ausgabeeinheit, mittels welcher der Hinweis an den Anwender zur Person ergeht, kann diejenige sein, welche auch zur Darstellung der virtuellen Realität bzw. der optischen Komponente der virtuellen Realität verwendet wird. Entsprechendes gilt für eine akustische Ausgabeeinheit (z. B. Lautsprecher, Kopfhörer), welche einerseits zur Ausgabe des Hinweises zur Person und andererseits zur Darstellung einer akustischen Komponente der virtuellen Realität verwendet werden kann. Die akustische Ausgabeeinheit kann beispielsweise an Bügeln der VR-Brille angeordnet sein. Auf diese Weise können ein geringer Abstand und eine automatisch geeignete Positionierung der akustischen Ausgabeeinheit im Bereich der Ohren des Anwenders erfolgen.
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Optional kann die Person hinsichtlich eines vordefinierten Personenkreises klassifiziert werden. Mit anderen Worten wird die Person als dem Unternehmen zugehörig, dem Anwender bekannt, einer vordefinierten Hierarchieebene zugehörig klassifiziert. In Abhängigkeit der Zugehörigkeit der Person zum Personenkreis kann auch der Hinweis ein jeweils anderer sein bzw. vollständig ausbleiben. Beispielsweise kann die Anwesenheit von Reinigungspersonal für den Anwender eine geringere Wichtigkeit als ein Hinzutreten seines Vorgesetzten haben. In Abhängigkeit einer Identität der Person kann also ein jeweiliger Hinweis bzw. eine jeweilige Reaktion der VR-Brille vordefiniert sein.
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Sämtliche, bezüglich der Person ermittelte Informationen können (z. B. optisch und akustisch) aufbereitet und dem Anwender ausgegeben werden.
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Beispielsweise können ein Foto und ein Name und/oder eine Funktionsbezeichnung der Person optisch dargestellt werden. Beispielsweise kann eine digitale Kontaktkarte der Person grafisch aufbereitet und an den Anwender ausgegeben werden. Die Kontaktkarte kann beispielsweise mittels einer Unternehmensdatenbank und/oder einer Datenbank des Anwenders erstellt werden. Insbesondere können internetbasierte soziale Medien/soziale Netzwerke in die Aufbereitung der Informationen bezüglich der Person eingebunden werden. Die für die Entscheidung des Anwenders erheblichen Informationen über die Person können auf diese Weise übersichtlich dargestellt werden.
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Für die Anzeige des Hinweises kann ein vordefinierter Bildbereich innerhalb der VR des Anwenders reserviert sein. Zumindest kann der vordefinierte Bildbereich zur Anzeige eines Hinweises vorgesehen und (hinsichtlich Größe und/oder Position) geeignet sein. Der Hinweis kann beispielsweise in vordefinierter Weise eingeleitet werden. Beispielsweise kann ein Text „Herr XXX ist hinzugetreten“ optisch und/oder akustisch wiedergegeben werden. Optional kann auch eine Anfrage ausgegeben werden, wie auf diese Information zu reagieren ist. Beispielsweise kann ein Betriebszustand der VR-Brille automatisch dadurch angepasst werden, dass die virtuelle Realität angehalten/unterbrochen wird und/oder die VR-Brille auf „transparent“ schaltet. Alternativ oder zusätzlich kann der Umgebungssensor verwendet werden, um ein (möglichst detailgetreues) Abbild der Realität/der Umgebung des Anwenders anzuzeigen.
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Sofern die hinzutretende Person ebenfalls eine (kompatible) Brille (VR-Brille, AR-Brille, Datenbrille o. Ä.) trägt, kann eine Einladung an die Person zur Teilnahme an der virtuellen Realität des Anwenders gesendet werden. Dies kann beispielsweise im Ansprechen auf eine Zugehörigkeit der Person zu einem vordefinierten Nutzerkreis und/oder im Ansprechen auf eine Eingabe des Anwenders zur Versendung der Einladung erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann der Anwender durch seine VR-Brille dazu eingeladen werden, an der virtuellen Realität der von der hinzutretenden Person getragenen zusätzlichen VR-Brille teilzunehmen. Auch dies kann im Ansprechen auf eine Einladung und/oder eine Zugehörigkeit des Anwenders zu einem vordefinierten Nutzerkreis (z. B. Hierarchieebene, Funktion o. Ä.) teilautomatisiert oder automatisch erfolgen.
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Insbesondere für den Fall, dass digital verfügbare Informationen dafür sprechen, dass der Anwender mit der Person in einer virtuellen Realität interagieren möchte, kann eine automatische Verknüpfung der jeweiligen virtuellen Realitäten erfolgen. Beispielsweise kann in einem digitalen Kalendereintrag (z. B. im Firmennetzwerk und/oder einem dem Anwender bzw. der Person zugeordneten Datenspeicher) ein Termin hinterlegt sein, dessen Teilnehmer zumindest der Anwender und die Person sind. Durch den gemeinsamen Termin ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Personen sich zur Teilnahme an einer gemeinsamen virtuellen Realität treffen möchten und das Treffen durch einen automatischen Zutritt bestmöglich unterstützt werden kann.
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Alternativ oder zusätzlich kann ein relativer Bewegungszustand der beiden Personen zueinander ausgewertet werden, um festzustellen, ob eine Teilnahme des Anwenders und der Person an einer gemeinsamen virtuellen Realität (vermutlich) gewünscht ist. Beispielsweise kann ermittelt werden, dass sich der Anwender und die Person auf Kollisionskurs/auf Kurs zueinander befinden. Alternativ oder zusätzlich kann ermittelt werden, dass die beiden Personen in vordefinierter Nähe zueinander stehen bleiben. Alternativ oder zusätzlich kann ermittelt werden, dass die beiden Personen eine vordefinierte Orientierung zueinander (z.B. einander gegenüber, einander zugewandt) einnehmen. Alternativ oder zusätzlich kann ermittelt werden, dass sich der Anwender und/oder die Person in vordefinierter Nähe zueinander auf eine (jeweilige) Sitzgelegenheit niedergelassen haben. Die vorgenannten Positionen und Bewegungszustände sprechen dafür, dass eine automatische Verschmelzung der virtuellen Realitäten bzw. die Übernahme einer jeweiligen VR-Brille in die VR der anderen VR-Brille gewünscht ist. Entsprechend kann ein Passieren des Anwenders durch die Person dafür sprechen, dass das Bedürfnis eines Austausches in einer gemeinsamen VR nicht erforderlich/nicht gewünscht ist. Entsprechendes gilt für relative Orientierungen zueinander, in welchen der Anwender und die Person voneinander abgewandt sind.
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Insbesondere kann die vordefinierte Umgebung eine Fahrgastzelle eines Fortbewegungsmittels sein. Beispielsweise kann der Anwender innerhalb der Fahrgastzelle Platz genommen und eine VR begonnen haben, während die Person eine Tür des Fortbewegungsmittels öffnet und ebenfalls Platz nimmt. Während der Anwender sich nahezu sicher ist, dass seine Frau, welche kurzfristig das Fahrzeug verlassen hatte, die hinzutretende Person ist, was ein Pausieren der VR oder gar das Abnehmen der VR-Brille als unnötig erscheinen lässt, kann ein Hinweis darüber, dass es sich tatsächlich um seine Frau handelt, ein zusätzliches Maß an Sicherheit bereiten, was den Anwenderkomfort bei der Verwendung einer erfindungsgemäßen VR-Brille erhöht. Im Umgekehrten Fall wird der Anwender umso dankbarer sein, dass eine andere als die zurück erwartete Person sein Fortbewegungsmittel betreten hat.
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Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich der nachfolgend diskutierten Ausführungsbeispiele und den Figuren. Es zeigen:
- 1 eine perspektivische Darstellung einer Situation, in welcher ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen VR-Brille verwendet wird; und
- 2 eine schematische Darstellung einer Situation, in welcher ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen VR-Brille in einem Fortbewegungsmittel verwendet wird.
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1 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen VR-Brille 8, welche durch einen (nicht dargestellten) Anwender zur Teilnahme an einem Fußballspiel getragen wird. Die VR-Brille 8 weist eine Anzeigeeinheit 2 als optische Ausgabeeinheit auf, welche informationstechnisch mit einem programmierbaren Prozessor 4 als Auswerteeinheit verbunden ist. Der programmierbare Prozessor 4 ist überdies informationstechnisch mit Kopfhörern 3 als akustische Ausgabeeinheit verbunden. Auf der optischen Anzeigeeinheit 2 wird zunächst nur ein Fußballspiel als virtuelle Realität (VR) 1 dargestellt. Die VR-Brille 8 befindet sich in einem Konferenzraum 7 als Beispiel eines vordefinierten Umfeldes, in welchem sich ein Konferenztisch 17 und Konferenzstühle 18 befinden. Ein Kollege 6 als Beispiel einer hinzutretenden Person betritt den Raum und somit den Erfassungsbereich 16 einer ebenfalls informationstechnisch mit dem programmierbaren Prozessor 4 verknüpften optischen Kamera 5 als Umgebungssensor der VR-Brille 8. Der programmierbare Prozessor 4 gleicht über Drahtloskommunikationssignale Gesichtszüge und/oder Bewegungsmuster des Kollegen 6 mit in einem Server 14 als Datenbank gespeicherten Referenzen über einen Sendemasten 11 ab. Da ein positiver Abgleich der bezüglich des Kollegen 6 erfassten optischen Daten mit den Referenzen gelingt, wird eine den Referenzen entsprechende Kontaktkarte 9 als Hinweis zur Person des Kollegen 6 ausgegeben. Die Kontaktkarte 9 umfasst ein Abbild 6' des Kollegen 6 und zusätzliche Kontaktdetails 19 (Name, Funktionsbezeichnung, Geburtstag etc.). In Abhängigkeit einer Anwendereingabe bezüglich der Kontaktkarte 9 kann der Anwender entscheiden, ob er nun eine gemeinsame VR mit dem Kollegen 6 starten oder das Eintreffen weiterer (Schlüssel-)Personen abwarten möchte.
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2 zeigt eine Situation zur Verwendung einer erfindungsgemäßen VR-Brille 8 durch einen Fahrer 13 als Anwender in einer Fahrgastzelle 15 als vordefiniertes Umfeld innerhalb eines Pkws 10 als Fortbewegungsmittel. Beim Hinzusteigen einer (nicht dargestellten) Person werden dem Fahrer 13 über die Person verfügbare Informationen durch einen optischen Hinweis an vordefinierter Stelle innerhalb der Anzeigeeinheit seiner VR-Brille 8 ausgegeben. Sofern keine personenbezogenen Informationen verfügbar sind, wird lediglich die Tatsache angezeigt, dass eine Person die Fahrgastzelle 15 betreten hat. Der Anwender kann bei Bedarf durch einen Befehl (Bewegung, akustisch, berührende Eingabe o. Ä.) die VR-Brille veranlassen, Umgebungsbilder (Bild/Video, z.B. mittels einer Außen-/Innenkamera des Fortbewegungsmittels und/oder mittels des Umgebungssensors der VR-Brille 8 aufgenommen) einzublenden und/oder die virtuelle Realität zu pausieren/vollständig zu beenden, um auf die hinzutretende Person einzugehen.
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Mittels der vorliegenden Erfindung wird es möglich, ohne die Datenbrille abzunehmen andere Personen und veränderte Umstände in der Umgebung des Anwenders wahrzunehmen und auf sie einzugehen. Sofern die anderen Personen ebenfalls über eine Möglichkeit zur Teilnahme an einer virtuellen Realität verfügen, können Schritte zur Einleitung einer gemeinsamen virtuellen Realität automatisch und/oder in vordefinierter Weise und/oder im Ansprechen auf entsprechende Anwenderinteraktionen unternommen werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- virtuelle Realität (VR)
- 2
- optische Anzeigeeinheit
- 3
- Kopfhörer
- 4
- programmierbarer Prozessor
- 5
- optische Kamera
- 6
- Kollege
- 7
- Konferenzraum
- 8
- VR-Brille (des Anwenders)
- 9
- Kontaktkarte
- 10
- Pkw
- 11
- Sendemast
- 12
- VR-Brille (der Person)
- 13
- Anwender
- 14
- Server
- 15
- Fahrgastzelle
- 16
- Erfassungsbereich
- 17
- Konferenztisch
- 18
- Konferenzstuhl
- 19
- Kontaktdetails