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Die vorliegende Erfindung betrifft ein System, ein Computerprogrammprodukt, eine Signalfolge sowie ein Verfahren zur Handhabung von Buchungen eines Fortbewegungsmittels. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung die Nutzung von Potenzial durch die Berücksichtigung bereits bekannter Parameter einer Folgebuchung während eines aktuellen Buchungszeitraums.
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Auf der Suche nach alternativen Beförderungskonzepten werden derzeit unterschiedlichste Traktionsenergieträger und Mobilitätskonzepte entwickelt und getestet. Bspw. werden elektrochemische Energieträger (Batterien), gasförmige Energieträger (z. B. LPG, Erdgas, Wasserstoff) und unterschiedliche Aufbereitungsformen (kryogener oder gasförmiger Energieträger) getestet. Bei den Mobilitätskonzepten steht die gemeinsame Verwendung von Fortbewegungsmitteln für größere abgeschlossene oder nichtabgeschlossene Nutzerkreise im Vordergrund. Die Flottenfahrzeuge eines Carsharing-Pools stellen dabei besonders vielversprechende Versuchsträger für den Test alternativer Antriebsformen dar, da die gesammelten Daten vom Betreiber besonders einfach und zahlreich ausgewertet werden können. Bislang werden die Bedürfnisse im Rahmen einer Anschlussbuchung eines Fortbewegungsmittels während eines aktuellen Buchungszeitraums nur unvollständig berücksichtigt. Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den vorstehend identifizierten Bedarf zu stillen bzw. zu lindern.
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Die vorstehend genannte Aufgabe wird gemäß einem ersten Aspekt durch ein Verfahren zur Handhabung von Buchungen eines Fortbewegungsmittels gelöst.
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Das Fortbewegungsmittel kann Bestandteil einer Flotte (Carsharing-Flotte, Fuhrpark o. Ä.) sein. Es kann als Pkw, Transporter, Lkw, Motorrad, Luft- und/oder Wasserfahrzeug ausgestaltet sein. Zunächst wird eine Buchung des Fortbewegungsmittels durch einen ersten Anwender ermittelt. Diese Buchung wird als aktuelle Buchung betrachtet. Insbesondere während des Buchungszeitraums der aktuellen Buchung wird auch eine Anschlussbuchung des Fortbewegungsmittels durch einen zweiten Anwender ermittelt. Mit anderen Worten wird eine Nutzung des Fortbewegungsmittels in einem zeitlich auf die aktuelle Buchung folgenden Zeitraum zwischen dem zweiten Anwender und dem Betreiber des Fortbewegungsmittels vereinbart. Hierbei kann die Anfrage zum Abschluss der Anschlussbuchung Informationen über den Fahrtzweck und/oder die Höhe der variablen Kosten der Fahrt, zumindest jedoch den Energiebedarf und alternativ oder zusätzlich weitere Präferenzen des zweiten Anwenders umfassen. Diese werden in einem weiteren Schritt für die Anschlussbuchung ermittelt. Um den Präferenzen des zweiten Anwenders bzw. dem Fahrtzweck bzw. dem Energiebedarf bzw. der Höhe der variablen Kosten bestmöglich gerecht zu werden, wird bereits während des Zeitraums der aktuellen Buchung ein Hinweis an den ersten Anwender ausgegeben, welcher in Abhängigkeit der Präferenz bzw. des Fahrtzwecks bzw. des Energiebedarfes bzw. der Höhe der variablen Kosten formuliert ist. Eine Fahrzeugbuchung hat in der Regel einen Anteil an Fixkosten, z.B. Buchungskosten, Abschreibung Fahrzeugnutzung usw., und einen Anteil an variablen Kosten, z.B. der Kraftstoffpreis, der Verbrauch, die Abnutzung in Abhängigkeit der Strecke oder Nutzungsdauer, usw.. Der Hinweis kann einen Appell an den zweiten Anwender bezüglich solcher Randbedingungen der Anschlussbuchung umfassen, welche spezifisch auf den zweiten Anwender und seine Nutzung des Fortbewegungsmittels zugeschnitten sind. Auf diese Weise kann das Anwendererlebnis des zweiten Anwenders verbessert werden. Bspw. kann der Komfort, die Serviceleistung, das Preismodell o. Ä. durch den Hinweis bzw. die Mithilfe des ersten Anwenders optimiert werden.
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Zusätzlich oder alternativ zur Anschlussbuchung können auch Präferenzen des Betreibers für eine Anschlussverwendung berücksichtigt werden. Die Präferenzen des Betreibers basieren insbesondere auf der Historie der Verwendung des Fortbewegungsmittels. So kann z.B. berücksichtigt werden, dass Fortbewegungsmittel bevorzugt gebucht werden da sie z.B. entweder eine hohe Reichweite haben oder günstigen Kraftsoff anbieten. Der Betreiber kann somit für einen optimalen Flottenmix bzw. eine optimale Verwendung seiner Fortbewegungsmittel sorgen.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Der Hinweis bzw. die Präferenz des zweiten Anwenders kann eine Gewichtung unterschiedlicher Randbedingungen zueinander umfassen. Bspw. kann eine rechtzeitige Bereitstellung des Fortbewegungsmittels für die Anschlussbuchung gegenüber einer hohen Energiemenge im Traktionsenergiespeicher des Fortbewegungsmittels gewichtet werden. Während eine pünktliche Bereitstellung des Fortbewegungsmittels die Wartezeit des zweiten Anwenders verringern kann, kann eine hohe Energiemenge im Traktionsenergiespeicher des Fortbewegungsmittels die für den zweiten Anwender erforderliche Anzahl von Tankvorgängen verringern oder Tankvorgänge gänzlich erübrigen. Gegenüber einer der vorgenannten Randbedingungen kann auch eine kostengünstige Bereitstellung des Fortbewegungsmittels gewichtet werden. Diese kann bspw. dadurch erfolgen, dass der erste Anwender angeregt wird, kostengünstigen Treibstoff (z. B. zu Ungunsten einer Qualität (z. B. Temperatur, Druck o. Ä.)) in den Traktionsenergiespeicher des Fortbewegungsmittels zu füllen oder kostengünstig einen elektrischen Energiespeicher des Fortbewegungsmittels zu laden. Das kostengünstige Laden kann z.B. durch relativ langsames Standardladen (im Gegensatz zu Schnellladen) erfolgen.
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Es wird vorzugsweise auch berücksichtigt, dass ein Anwender Treibstoff oder Energie von einer „privaten“ Quelle (Home-Refueling) aufnehmen möchte, um z.B. Kosten zu sparen oder seinen Home-Refueling Speicher zu leeren. Auch dies kann als Randbedingung berücksichtigt werden und der Anwender kann entweder dafür belohnt werden, dass er günstig Traktionsenergie auffüllt oder dies, z.B. zugunsten von Termintreue oder Reichweite, unterlässt.
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Um den ersten Anwender zur hinweisgemäßen Behandlung des Fortbewegungsmittels zu motivieren, kann ihm eine kostenreduzierte Verwendung des Fortbewegungsmittels in Aussicht gestellt werden. Bspw. kann eine Freikilometeranzahl vergrößert, ein Preis pro Kilometer (z. B. absolut oder prozentual) verringert und/oder eine Gutschrift auf die für die Buchung durch den ersten Anwender entstehenden Kosten in Aussicht gestellt werden. Alternativ oder zusätzlich können Sonderleistungen gratis oder zu einem reduzierten Preis zur Auswahl gestellt werden. Entsprechende Sonderleistungen können auch zur Absatzförderung für Drittanbieter verwendet werden. Auf diese Weise kann ein ggfs. für den ersten Anwender entstehender Mehraufwand (anteilig) kompensiert werden, welcher sich ggfs. dadurch ergibt, dass der Anwender sich anstatt für eine bestimmte Energieträgerform und/oder Energieaufbereitungsform und/oder Tankstelle/Aufladestation für eine zweite Energieform und/oder Energieaufbereitungsform und/oder Tankstelle/Aufladestation entscheiden muss. Insbesondere kann der erste Anwender durch den Anreiz zur Verwendung einer kostengünstigeren Tankstelle bzw. Ladestation motiviert werden. Durch die Berücksichtigung der Präferenzen des zweiten Anwenders durch den ersten Anwender können sich somit beiderseitige Vorteile ergeben.
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Die Inaussichtstellung eines Anreizes kann insbesondere davon abhängig gemacht werden, dass die Wahl der zweiten Energieform und/oder Energieaufbereitungsform und/oder Tankstelle für den ersten Anwender tatsächlich Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Bspw. kann die Tankstelle weiter entfernt sein, der Tankvorgang eines bestimmten Energieträgers komplizierter, zeitaufwendiger oder unangenehmer sein oder längere Wartezeiten in Anspruch nehmen. Erst in dem Fall, dass die Unannehmlichkeiten für den ersten Anwender ermittelt wurden, kann der Anreiz (ggfs. auch der Höhe nach) dem ersten Anwender in Aussicht gestellt werden. Auf diese Weise wird vermieden, dass unangemessen bzw. unnötig hohe und ggfs. kostspielige Anreize für den ersten Anwender vorgesehen werden, welche die Wirtschaftlichkeit des Betriebs der Fahrzeugflotte verringern.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein System zur Handhabung von Buchungen eines Fortbewegungsmittels vorgeschlagen. Das System umfasst einen Dateneingang (z. B. eine Antenne, ein Datenkommunikationsmodul), eine Auswerteeinheit (z. B. ein programmierbarer Prozessor, ein Mikrocontroller, ein elektronisches Steuergerät, ein stationärer Rechner o. Ä.) und einen Datenausgang (z. B. eine Antenne, ein Datenkommunikationsmodul o. Ä.). Die Auswerteeinheit ist mittels des Dateneingangs eingerichtet, eine Buchung des Fortbewegungsmittels durch einen ersten Anwender und zusätzlich eine Anschlussbuchung des Fortbewegungsmittels durch einen zweiten Anwender zu ermitteln. Die Auswerteeinheit ist eingerichtet, selbstständig eine Präferenz des zweiten Anwenders und/oder einen voraussichtlichen Fahrtzweck und/oder einen voraussichtlichen Energiebedarf für die Anschlussbuchung zu ermitteln. Hierzu kann sie bspw. eine Anfrage für die Anschlussbuchung auswerten, in welcher die vorgenannten Informationen explizit oder implizit enthalten sind. Die Auswerteeinheit ist mittels des Datenausgangs eingerichtet, einen Hinweis in Abhängigkeit der Präferenz bzw. des Fahrtzwecks bzw. des Energiebedarfes an den ersten Anwender auszugeben. Auf diese Weise ist das System eingerichtet, die Merkmale, Merkmalskombinationen und die sich aus diesen ergebenden Vorteile des oben beschriebenen Verfahrens derart ersichtlich in entsprechender Weise zu verwirklichen, dass zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen verwiesen wird.
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Gemäß einem dritten Aspekt der vorliegend offenbarten Technologie wird ein Computerprogrammprodukt vorgeschlagen, welches Instruktionen enthält, welche, wenn sie auf einer Auswerteeinheit eines Systems gemäß dem zweitgenannten Aspekt ausgeführt werden, die Auswerteeinheit veranlassen, die Schritte eines Ausführungsbeispiels des vorstehend beschriebenen Verfahrens auszuführen. Das Computerprogrammprodukt kann bspw. als CD, DVD, Blu-Ray-Disk, Flash-Speicher, Festplatte, RAM/ROM, Cache etc. ausgestaltet sein.
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Gemäß einem vierten Aspekt der vorliegend offenbarten Technologie wird eine Signalfolge vorgeschlagen, welche Instruktionen repräsentiert, welche, wenn sie auf einem programmierbaren Prozessor einer Auswerteeinheit eines oben genannten Systems ausgeführt werden, den Prozessor in die Lage versetzen, die Schritte eines Verfahrens gemäß dem erstgenannten Aspekt durchzuführen.
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Auf diese Weise wird auch die informationstechnische Bereitstellung der Instruktionen für den Fall unter Schutz gestellt, dass sich die hierzu erforderlichen Speichermittel außerhalb des Geltungsbereiches der beigefügten Ansprüche befinden.
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Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Figuren. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Anwendungsszenarios, in welchem ein System entsprechend der vorliegend offenbarten Technologie ein Ausführungsbeispiel eines Verfahrens der vorliegend offenbarten Technologie unterstützt; und
- 2 ein Flussdiagramm veranschaulichend Schritte eines Ausführungsbeispiels eines Verfahrens zur Handhabung von Buchungen eines Fortbewegungsmittels.
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In 1 hat ein erster Anwender 1 einen Pkw 10 eines Carsharing-Anbieters angemietet, welcher auch einen stationären Server 8 als Auswerteeinheit betreibt, welcher mit einem Sendemasten 7 als Dateneingang/Datenausgang informationstechnisch verknüpft ist. Eine zweite Anwenderin 2 hat den Pkw 10 zur Erreichung eines Ziels 3 angemietet. Sie wartet am Übergabeort auf den Pkw 10, welchen der Anwender 1 auf einem ersten Weg X1, welcher eine Fahrtzeit T1 bedingt und an einer Tankstelle 4 entlangführt, oder auf einem zweiten Weg X2, welcher eine Fahrtzeit T2 bedingt und an einer Tankstelle 5 entlangführt, zum Übergabeort steuern kann. Die zweite Anwenderin 2 kann für die Erreichung des Ziels 3 einen Weg X3 mit einer Fahrtzeit T3 ohne Tankstopp oder auf einem Weg X4 mit einer Fahrtzeit T4, jedoch mit der Notwendigkeit, eine Tankstelle 6 anzufahren, erreichen. Die Anwenderin 2 bevorzugt es, den Pkw 10 nicht selbstständig tanken zu müssen, da sie mit dem Tankvorgang an einer Wasserstofftankstelle 6 nicht vertraut ist. Entsprechend wählt sie diese Präferenz bei ihrer Anfrage des Pkws 10 an den stationären Server 8, welcher mittels des Sendemasten 7 einen Hinweis 11 an das Smartphone 9 des Anwenders 1 sendet. Der Hinweis 11 kann auch an eine Ausgabeeinheit des Pkws 10 gesendet werden und dem Anwender 1 zum richtigen Zeitpunkt ausgegeben werden. Der Anwender 1 kann sich aus purem Altruismus dafür entscheiden, die Tankstelle 5 der Tankstelle 4 vorzuziehen, sodass er kryogenen statt gasförmigen Wasserstoff mit einer höheren Energiedichte in den Pkw 10 tankt. Auf diese Weise kann die Anwenderin 2 den zeitlich und räumlich kürzeren Weg X3 fahren. Sofern der Anwender 1 sich nicht ohne einen Anreiz bereit erklärt, die Tankstelle 5 zum Tank kryogenen Wasserstoffs anzufahren, kann der Server 8 aufgrund der Tatsache, dass der Weg X2 und die Fahrtzeit T2 gegenüber dem Weg X1 und der Fahrtzeit T1 länger sind, einen Anreiz in Form einer Gutschrift mittels des Hinweises 11 an den ersten Anwender 1 kommunizieren. Hierdurch ergeben sich sowohl für den ersten Anwender 1 als auch für die zweite Anwenderin 2 ein Vorteil bei der Verwendung des Pkws 10.
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2 zeigt ein Flussdiagramm veranschaulichend Schritte eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Handhabung von Buchungen eines Fortbewegungsmittels. In Schritt 100 wird eine Buchung des Fortbewegungsmittels durch einen ersten Anwender ermittelt. In Schritt 200 wird eine Anschlussbuchung des Fortbewegungsmittels durch einen zweiten Anwender ermittelt. In der Anfrage für die Anschlussbuchung sind Informationen enthalten, welche eine Präferenz des zweiten Anwenders, einen voraussichtlichen Fahrtzweck und eine voraussichtliche Fahrtstrecke sowie den hierzu erforderlichen Energiebedarf an Traktionsenergie erkennen lassen. Die vorgenannten Informationen werden in Schritt 300 automatisch ermittelt und ausgewertet. In Schritt 400 wird ermittelt, dass der erste Anwender zur Erfüllung der Präferenz des zweiten Anwenders Unannehmlichkeiten bezüglich der Verwendung des Fortbewegungsmittels auf sich zu nehmen hat. Im Ansprechen hierauf werden ihm in Schritt 500 wahlweise eine kostenreduzierte Verwendung, Freikilometer, eine Gutschrift oder Sonderleistungen durch den Betreiber des Fortbewegungsmittels in Aussicht gestellt. Dieser Anreiz kann dem ersten Anwender auch unmittelbar durch den zweiten Anwender in Aussicht gestellt und ggfs. geleistet werden. In Schritt 600 wird ein entsprechender Hinweis in Abhängigkeit der Präferenz, des Fahrtzwecks und des Energiebedarfes an den ersten Anwender ausgegeben, im Ansprechen auf den sich der erste Anwender entscheiden kann, die Unannehmlichkeiten in Verbindung mit dem Anreiz zu akzeptieren oder (was sein gutes Recht ist) das Fortbewegungsmittel lediglich gemäß den üblichen Vertragsbedingungen am vereinbarten Übergabeort und im vereinbarten Übergabezustand abzugeben.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Anwender
- 2
- Anwenderin
- 3
- Ziel
- 4
- Tankstelle (gasförmiger Wasserstoff)
- 5
- Tankstelle (kryogener Wasserstoff)
- 6
- Tankstelle
- 7
- Sendemast
- 8
- stationärer Server
- 9
- Smartphone des Anwenders
- 10
- Pkw
- 11
- Hinweis
- 100 - 600
- Verfahrensschritte
- T1, T2, T3, T4
- Fahrtzeit
- X1, X2, X3, X4
- Wegstrecke