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Die Erfindung betrifft ein Sicherheitsgurtsystem für einen Fahrzeugsitz, wobei zumindest ein Gurtaufroller, ein Gurtschloss und ein oberer Umlenkpunkt für einen Brustgurt in den Fahrzeugsitz integriert oder an diesem angeordnet sind.
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Im Allgemeinen ist ein als Integralsitz ausgeführter Fahrzeugsitz bekannt. Bei einem solchen Integralsitz sind alle Komponenten eines Sicherheitsgurtsystems in den Integralsitz integriert. Ein Gurtaufroller mit einem Gurtkraftbegrenzer, eine Gurt-Komfortautomatik, ein Gurtschloss und ein oberer Umlenkpunkt für ein Gurtband befinden sich direkt in dem Integralsitz.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Sicherheitsgurtsystem für einen Fahrzeugsitz anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ein Sicherheitsgurtsystem für einen Fahrzeugsitz umfasst zumindest ein Gurtaufroller, ein Gurtschloss und einen oberen Umlenkpunkt für einen Brustgurt, wobei der Gurtaufroller, das Gurtschloss und der obere Umlenkpunkt in den Fahrzeugsitz integriert oder an diesem angeordnet sind. Erfindungsgemäß sind der Brustgurt und ein Beckengurt einzeln ausgebildet, wobei ein dem Brustgurt zugeordneter Gurtaufroller und ein dem Beckengurt zugeordneter weiterer Gurtaufroller mit einem in den Fahrzeugsitz integrierten Gurtstraffer gekoppelt sind.
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Insbesondere handelt es sich bei dem Gurtstraffer um einen herkömmlichen Gurtstraffer, mittels dessen sowohl eine auf das Gurtschloss als auch eine auf den Endbeschlag wirkende Zugkraft zur Straffung des Gurtbandes ausübbar ist.
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Dadurch, dass der Gurtstraffer in den Fahrzeugsitz integriert ist, ist eine Gurtstraffung im Gefahrenfall des Fahrzeuges auch möglich, wenn dieses im autonomen Fahrbetrieb bewegt wird und der Fahrzeugsitz nicht in Fahrtrichtung angeordnet ist.
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Weiterhin ist es bei einem solchen Sicherheitsgurtsystem möglich, einen Brustgurt und/oder einen Beckengurt einzusetzen, welche bzw. welcher zumindest in einem vorgegebenen Abschnitt einen mit einem Gas beaufschlagbaren Gurtinnenraum aufweisen oder aufweist, so dass eine Auflagefläche des Brustgurtes und/oder des Beckengurtes im Kollisionsfall des Fahrzeuges vergrößert werden kann. Mittels eines derart ausgebildeten Brustgurtes und/oder Beckengurtes kann im Kollisionsfall des Fahrzeuges eine durch den Brustgurt und/oder Beckengurt auf einen den Brustgurt und/oder den Beckengurt tragenden Insassen wirkende Belastung zumindest verringert werden.
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Des Weiteren kann ein Gewicht und ein erforderlicher Bauraum des Sicherheitsgurtsystems dadurch verringert werden, da der jeweilige Gurtaufroller keinen Elektromotor und/oder keine Pyrotechnik zur Straffung des Brustgurtes und des Beckengurtes aufweist. Somit besteht die Möglichkeit, den vom Bauraum her vergleichsweise klein dimensionierten Gurtaufroller in einem oberen Lehnenbereich zu positionieren, wodurch eine gesamte Gurtbandlänge verringert werden kann. Diese reduzierte Gurtbandlänge ermöglicht es, vergleichsweise dicke Gurtbänder oder Gurte mit integriertem Airbag in den Lehnenbereich zu integrieren.
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Zur Straffung sowohl des Brustgurtes als auch des Beckengurtes ist nur ein Aktor erforderlich, wobei Kosten des Sicherheitsgurtsystems verringert werden können, da bereits verwendete Komponenten und Systeme optimiert werden und somit eine Anordnung eines solchen Aufbaues des Sicherheitsgurtsystems in einem verhältnismäßig schmalen Fahrzeugsitz möglich ist.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
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1 schematisch ein Sicherheitsgurtsystem für einen Fahrzeugsitz und
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2 schematisch eine perspektivische Ansicht des Fahrzeugsitzes mit dem Sicherheitsgurtsystem.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt ein Sicherheitsgurtsystem S für einen in 2 teiltransparent dargestellten Fahrzeugsitz 1, bei welchem es sich um einen sogenannten Integralsitz handelt, wobei der Fahrzeugsitz 1 mit dem Sicherheitsgurtsystem S in 2 dargestellt ist.
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Ein Fahrzeug, in dem das Sicherheitsgurtsystem S angeordnet ist, ist ein sogenanntes CASE-Fahrzeug, wobei C für Connectivity, A für autonomes Fahren, S für Shared und Service und E für Elektroantrieb steht.
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Das Sicherheitsgurtsystem S umfasst einen separaten Brustgurt 2 und einen separaten Beckengurt 3, wobei dem Brustgurt 2 ein Gurtaufroller 4 und dem Beckengurt 3 ein weiterer Gurtaufroller 5 zugeordnet ist und die beiden Gurtaufroller 4, 5 in den Fahrzeugsitz 1 integriert sind.
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Diese beiden Gurtaufroller 4, 5 sind als vergleichsweise einfache Gurtaufroller 4, 5 ausgeführt, wobei diese weder einen Elektromotor noch eine Pyrotechnik zur Straffung des Brustgurtes 2 bzw. des Beckengurtes 3 aufweisen.
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Zudem sind bei dem als Integralsitz ausgeführten Fahrzeugsitz 1 ein Gurtschloss 6 und ein oberer Umlenkpunkt 7 für den Brustgurt 2 in den Fahrzeugsitz 1 integriert oder an diesem angeordnet.
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Das Fahrzeug, in welchem der Fahrzeugsitz 1 angeordnet ist, kann ein Assistenzsystem aufweisen, mittels dessen das Fahrzeug im autonomen Fahrbetrieb bewegbar ist, wobei ein Fahrer des Fahrzeuges seine Fahraufgabe vollumfänglich an das Fahrzeug übergibt.
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Dadurch kann sich der Fahrer anderen Tätigkeiten nachgehen, wobei der Fahrzeugsitz 1 dazu beispielsweise entgegen einer Fahrtrichtung des Fahrzeuges positionierbar ist.
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An dem Brustgurt 2 ist eine mit einer an dem Beckengurt 3 angeordneten Gurtschlosszunge 8 koppelbare, nicht näher dargestellte weitere Gurtschlosszunge angeordnet, so dass der Brustgurt 2 zur Erhöhung der Bewegungsfreiheit eines auf dem Fahrzeugsitz 1 sitzenden Insassen abgelegt werden kann, wobei der Beckengurt 3 geschlossen bleibt.
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Anhand der Erhöhung der Bewegungsfreiheit des Insassen durch Ablegen des Brustgurtes 2, kann ein daraus resultierender Komfort für den Insassen, insbesondere im autonomen Fahrbetrieb des Fahrzeuges verbessert werden.
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Um bei einem solchen im Fahrzeuginnenraum im Wesentlichen frei positionierbaren Fahrzeugsitz 1 eine Gurtbandstraffung zu ermöglichen, so dass der Brustgurt 2 und der Beckengurt 3 zur Rückhaltung des Insassen im Kollisionsfall gestrafft am Körper des Insassen anliegt, ist vorgesehen, einen Gurtstraffer 9 in den Fahrzeugsitz 1 zu integrieren.
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Bei dem Gurtstraffer 9 handelt es sich um einen Gurtstraffer 9, welcher üblicherweise dazu ausgebildet ist, dass dieser eine Zugkraft zur Straffung des Beckengurtes 3 sowohl auf das Gurtschloss 6 als auch auf einen hier nicht vorhandenen Endbeschlag ausübt.
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Um dennoch eine Straffung sowohl des Brustgurtes 2 als auch des Beckengurtes 3 im Kollisionsfall des Fahrzeuges zu realisieren, ist vorgesehen, den Gurtstraffer 9 zusätzlich zu dem Gurtschloss 6 mit den beiden Gurtaufrollern 4, 5 zu koppeln.
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Auf eine Straffung des Beckengurtes 3 auf der Seite des Gurtschlosses 6 wird nicht näher eingegangen.
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Zur Kopplung der Gurtaufroller 4, 5 mit dem Gurtstraffer 9 sind zwei Seile 10, 11 vorgesehen, wobei der Gurtaufroller 4 des Brustgurtes 2 mittels eines Seiles 10 und der weitere Gurtaufroller 5 des Beckengurtes 3 mittels eines weiteren Seiles 11 mit dem Gurtstraffer 9 gekoppelt ist. Dabei bilden die beiden Seile 10, 11 einen Seilzug des Gurtstraffers 9.
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Mittels einer nicht näher dargestellten Umwandlungseinheit ist eine lineare Bewegung des Gurtstraffers 9 in eine Aufrollbewegung des jeweiligen Gurtaufrollers 4, 5 umwandelbar, so dass der Brustgurt 2 und der Beckengurt 3 auf der Seite des Fahrzeugsitzes 1, auf welcher die Gurtaufroller 4, 5 in den Fahrzeugsitz 1 integriert sind, straffbar sind.
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Ein nicht näher dargestelltes Kupplungssystem und eine Kraftbegrenzung in den beiden Gurtaufrollern 4, 5 sichert eine Einstellbarkeit einer Zugbewegung an dem dem Beckengurt 3 zugeordneten weiteren Gurtaufroller 5 gegenüber dem dem Brustgurt 2 zugeordneten Gurtaufroller 4.
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Zudem kann, da für die Straffung des Brustgurtes 2 ein anderer Straffweg als für die Straffung des Beckengurtes 3 erforderlich ist, vorgesehen sein, dass die beiden Seile 10, 11 verschiedene Längen aufweisen.
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Alternativ oder zusätzlich kann auch eine andere Maßnahme vorgesehen sein, um die unterschiedlichen Straffwege zur Straffung des Brustgurtes 2 und zur Straffung des Beckengurtes 3 zu realisieren.
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Erfasst eine Fahrzeugsensorik eine dem Fahrzeug bevorstehende Kollision oder eine Kollision, ist der Gurtstraffer 9 ansteuerbar, wobei ein pyrotechnischer Treibsatz gezündet wird. Dadurch wirkt eine Zugkraft auf die Seile 10, 11, auf die Gurtaufroller 4, 5 und somit auch auf den Brustgurt 2 und den Beckengurt 3, wodurch zumindest eine Gurtlose beseitigt wird und der Brustgurt 2 sowie der Beckengurt 3 gestrafft am Körper des Insassen anliegt, wodurch ein Verletzungsrisiko für den Insassen zumindest verringert werden kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeugsitz
- 2
- Brustgurt
- 3
- Beckengurt
- 4
- Gurtaufroller
- 5
- weiterer Gurtaufroller
- 6
- Gurtschloss
- 7
- oberer Umlenkpunkt
- 8
- Gurtschlosszunge
- 9
- Gurtstraffer
- 10
- Seil
- 11
- weiteres Seil
- S
- Sicherheitsgurtsystem