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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Prüfvorrichtung zur Bestimmung einer Oberflächeneigenschaft einer Oberfläche
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Für viele technische Anwendungen, insbesondere für Lackier-, Druck-, Beschichtungsverfahren und Klebeverfahren, ist es von zentraler Bedeutung, dass die zu bearbeitende Oberfläche eines Bauteils gute Adhäsions- und Benetzungseigenschaften aufweist. Zur Erzielung der gewünschten Oberflächenbeschaffenheit wird oftmals ein vorgelagerter Reinigungsprozess oder eine Oberflächenvorbehandlung durchgeführt, wie z. B. ein Beflammen oder eine Plasmavorbehandlung bei Bauteilen aus einem Kunststoff wie beispielsweise Polypropylen oder Polyethylen.
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Als ein Maß zur Bestimmung der Oberflächeneigenschaft und Benetzungseigenschaft wird üblicherweise die freie Oberflächenenergie der Bauteiloberfläche herangezogen. Als freie Oberflächenenergie wird die Arbeit bezeichnet, die aufgewendet werden muss, um die Oberfläche einer Phase zu vergrößern. Die freie Oberflächenenergie hat als Energie pro Fläche die Einheit mJ/m2, das Formelzeichen lautet γ. Für Flüssigkeiten wird die Oberflächenspannung angegeben mit der Einheit mN/m, das Formelzeichen lautet σ.
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Die freie Oberflächenenergie wird herkömmlicherweise durch Kontaktwinkelmessungen bestimmt. Hierzu wird ein Tropfen einer Flüssigkeit mit bekannter Oberflächenspannung auf die Oberfläche aufgegeben. Der Tropfen wird von der Seite beleuchtet, und es wird der Winkel bestimmt, welchen der Tropfen auf der Bauteiloberfläche zu dieser bildet. Die Messung des Kontaktwinkels kann durch ein Kontaktwinkelmessgerät oder ein Bildverarbeitungsprogramm erfolgen. Haben die Tropfen keine runde Form, so schwankt der Kontaktwinkel stark über den Umfang des Tropfens. Eine Kontaktwinkelmessung aus nur einer Richtung ist deshalb fehlerbehaftet.
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Ein weiteres Verfahren zur Bestimmung des Kontaktwinkels ist aus der Druckschrift
DE 10 207 282 A1 bekannt. Ein Tropfen mit definiertem Volumen wird auf eine feste Oberfläche aufgebracht. Die gemessene Auflagefläche des Tropfens wird über eine mathematische Berechnung einem flächengleichen Kreis angenähert und ein diesem Kreis entsprechender mittlerer Kontaktwinkel bestimmt. Das Aufbringen von einzelnen Tropfen mit einem genau definierten Volumen ist zeitaufwändig, weshalb sich das Verfahren nicht eignet, um die Benetzungseigenschaften von großen Flächen zu bestimmen.
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Weiterhin ist aus der Druckschrift
DE 10 2005 027 106 B3 ein Verfahren bekannt, bei dem auf eine zu prüfende Oberfläche Tropfen eines Sprühnebels aufgebracht werden, die Tropfen gleichzeitig in einem vorgegebenen Bereich optisch erfasst werden und eine Werteverteilung einer Tropfeneigenschaft bestimmt wird. Dieses Verfahren geht von der Überlegung aus, dass die Kontaktwinkel von Prüfflüssigkeitströpfchen nicht nur bei einem vorgegebenen Tropfenvolumen bestimmbar sind, sondern bereits dann, wenn die Verteilungsfunktion zufällig erzeugter Tröpfchenvolumina bekannt ist. Eine qualitative Ermittlung von Oberflächeneigenschaften ist mit dem Verfahren nicht möglich, es findet lediglich ein Vergleich mit einer Referenz-Werteverteilung statt, die an einer Oberfläche mit vorgewählter Oberflächengüte erstellt wurde.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur Bestimmung von Oberflächeneigenschaften anzugeben, dass zumindest einen der Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist und mit dem quantitative Aussagen zu Oberflächeneigenschaften möglich sind, sowie ein entsprechende Prüfvorrichtung.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren nach Patentanspruch 1 und eine Prüfvorrichtung nach Patentanspruch 7. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Zur Bestimmung einer Oberflächeneigenschaft einer Oberfläche weist das Verfahren die Schritte auf:
- – Benetzen der zu prüfenden Oberfläche mit mindestens einem Tropfen einer Prüfflüssigkeit,
- – Erfassen des Umrisses des mindestens einen Tropfens,
- – Bestimmen der Rundheit des mindestens einen Tropfens und
- – Zuordnen eines Polaritätswertes und/oder eines freien Oberflächenenergiewertes anhand der ermittelten Rundheit.
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Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass entgegen des üblicherweise verwendeten Kontaktwinkels vielmehr die Rundheit des Tropfens als Maß für die Benetzungs- und Adhäsionseigenschaften herangezogen werden kann. Jedes System ist bestrebt den energetisch günstigsten Zustand zu erreichen. Im Falle einer Flüssigkeit ist das die Kugelform. Dies geschieht durch die freie Oberflächenenergie bzw. Oberflächenspannung σ der Flüssigkeit. Die Erfindung nutzt aus, dass die geometrische Form der Flüssigkeit verändert wird, wenn weitere Kräfte auf das System einwirken. Eine solche einwirkende Kraft ist durch die freie Oberflächenenergie γ einer Substrat- bzw. Bauteiloberfläche gegeben, auf die die Flüssigkeit aufgetragen wird. Ein Anteil der freien Oberflächenenergie, der polare Anteil, ist auf polare Wechselwirkungen zurückzuführen. Wird als Prüfflüssigkeit eine hochpolare Flüssigkeit, wie z. B. Wasser, insbesondere Reinstwasser, verwendet, so ist vor allem der polare Anteil der freien Oberflächenenergie der Substratoberfläche, auch als Polarität bezeichnet, für das Verhalten der Flüssigkeit bzw. des Tropfens verantwortlich.
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Ist die Oberflächenspannung (bzw. der polare Anteil der Oberflächenspannung) der Flüssigkeit geringer als die freie Oberflächenenergie (bzw. der polare Anteil der freien Oberflächenenergie) der Substratoberfläche (also σ < γ), wird die Flüssigkeit die Substratoberfläche sehr gut bis vollständig benetzen, da dies der energetisch günstigste Zustand ist. Benetzt die Flüssigkeit die Oberfläche, so ist die Kraft, welche die Flüssigkeit zu einer Kugel formen würde im Vergleich zu anderen Kräften so gering, dass andere Geometrien gebildet werden als perfekt runde Gebilde. Die geometrische Form des Tropfens unterscheidet sich sehr von der eines perfekt runden Kreises. Werden mehrere Tropfen mit σ < γ betrachtet, so zeigt sich, dass die Rundheitsverteilung in Richtung schlechter Rundheit verschoben ist, wobei die Verteilung sowohl breit als auch schmal sein kann. Das Zusammentreffen mehrerer Tropfen verschlechtert die Rundheit und verstärkt so den Effekt.
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Ist die Oberflächenenergie der Flüssigkeit ungefähr gleich der Oberflächenenergie der Substratoberfläche (σ = γ), so kommen sowohl runde als auch nicht runde Tropfen vor. Die mittlere Rundheit kann gut sein, die Rundheitsverteilung ist jedoch breit und asymmetrisch in Richtung anderer Geometrien.
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Ist die Oberflächenspannung (bzw. der polare Anteil der Oberflächenspannung) der Flüssigkeit deutlich größer als die Oberflächenenergie (bzw. der polare Anteil der freien Oberflächenenergie) der Substratoberfläche (σ > γ), benetzt die Flüssigkeit die Substratoberfläche nicht oder kaum und zieht sich zu einer Kugel zusammen. Das Zusammentreffen mehrerer Tropfen hat keinen Einfluss auf die Rundheit und die Rundheitsverteilung. Die Tropfen werden zu einem größeren Tropfen gleicher Rundheit. Die Rundheitsverteilung ist sehr eng.
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Die Erfindung nutzt diesen erkannten Zusammenhang, um in einfacher Art und Weise die Benetzbarkeit- bzw. Adhäsionseigenschaft einer Oberfläche zu bestimmen. Vorteilhafter Weise ist für die Ermittlung der Rundheit eine Erfassung des Tropfenumrisses ausreichend. Das Tropfenvolumen muss weder bekannt noch ermittelbar sein. Darüber hinaus ermöglicht das Verfahren eine quantitative Aussage über die Benetzbarkeit- bzw. Adhäsionseigenschaften der Oberfläche, da die gefundene Rundheit einem bestimmten Polaritätswert und/oder einem bestimmten freien Oberflächenenergiewert zuordenbar ist. Bei den Polaritäts- und/oder freien Oberflächenenergiewerten kann es sich um konkrete Zahlenwerte oder um Werteklassen handeln, die z. B. einen vorgegebenen Zahlenbereich umfassen. Die Zuordnung erfolgt vorzugsweise aufgrund von im Vorfeld ermittelten Referenzmessungen, welche die Rundheit von Tropfen an Oberflächen mit bekannter Polarität bzw. bekannter freier Oberflächenenergie aufzeigen.
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Als Prüfflüssigkeit kann grundsätzlich jede Flüssigkeit mit bekannter Oberflächenenergie bzw. bekanntem polaren Anteil verwendet werden. Es können reine Flüssigkeiten oder Flüssigkeitsgemische verwendet werden. Vorzugsweise wird Wasser, insbesondere Reinstwasser, verwendet.
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Das Benetzen der Oberfläche mit mindestens einem Tropfen kann durch eine gezielte Abgabe eines einzigen Tropfens erfolgen. Ebenso kann die Oberfläche auch mit einer Vielzahl von Tropfen benetzt werden, die z. B. einzeln aufgebracht, als Sprühnebel aufgesprüht oder in anderer Art und Weise aufgebracht werden. Es kann ein einziger dieser Tropfen oder mehrere oder alle Tropfen ausgewertet werden. Das Aufbringen der Tropfen kann durch eine Tropfenerzeugungsvorrichtung, z. B. in Form bekannter Dosiergeräte oder Sprühvorrichtungen erfolgen.
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Zum Erfassen des Tropfenumrisses wird vorzugsweise eine Digitalkamera verwendet, die Bildaufnahmen eines Oberflächenabschnitts aufnimmt, in welchem der oder die Tropfen ausgebildet sind. Vorzugsweise wird der Tropfenumriss in der Draufsicht, d. h. im Wesentlichen senkrecht von oben auf den Tropfen und die Oberfläche blickend, erfasst, wodurch die Auswertung erleichtert wird. In einer bevorzugten Ausgestaltung wird die fotografisch zu erfassende Oberfläche mit Auflicht beleuchtet um ein kontrastreicheres Bild zu erzeugen. Mittels der fotografischen Erfassung ist es vorteilhafter Weise möglich, eine Vielzahl von Tropfenumrissen zum selben Zeitpunkt zu erfassen und auswerten zu können.
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Aus dem erfassten Umriss des bzw. der Tropfen wird die Rundheit des oder der Tropfen bestimmt. Die Bestimmung der Rundheit erfolgt vorzugsweise unter Verwendung der in 4 abgebildeten Formel, welche Tropfenumfang p und Tropfenfläche A zueinander in Relation setzt. Die Rundheit eines perfekten Kreises würde demnach den Wert 1 betragen, je größer der Wert R wird, desto mehr weicht die Tropfenform von einer Kreisfläche ab.
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Die Bestimmung der Rundheit erfolgt vorzugsweise automatisch, insbesondere durch Auswertung der von der Digitalkamera erzeugten elektronisch lesbaren Bilddaten. Die Bilddaten können bereits als Rastergrafik vorliegen oder in eine Rastergrafik umgewandelt werden. Die Rastergrafik besteht aus einer rasterförmigen Anordnung von so genannten Pixeln oder Bildpunkten, denen jeweils eine Farbe zugeordnet ist. Vorzugsweise wird die Rastergrafik binarisiert, so dass eine monochrome Darstellung eines Pixelfeldes vorliegt.
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Infolgedessen ist jeder Tropfen als ein zusammenhängendes Tropfenpixelfeld, d. h. eine zusammenhängende Fläche von mehreren Pixeln einer Farbe, z. B. schwarz, dargestellt.
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Zur Bestimmung der Rundheit werden vorzugsweise sowohl der Umfang des Tropfens als auch die Fläche anhand der Anzahl und der Anordnung der Pixel des Tropfenpixelfeldes angegeben und in die Formel aus 4 eingesetzt.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung werden sowohl zur Ermittlung des Umfangs als auch zur Ermittlung der Fläche des Tropfens neben den Pixeln des Tropfenpixelfeldes auch angrenzende Randpixel berücksichtigt, sofern diese mit zwei benachbarten Seiten von außen an das Tropfenpixelfeld angrenzen. Mit dieser Auswertung wird es möglich, die durch die Aufnahmetechnik bedingte stufenförmige Abbildung des Tropfenumrisses und die daraus resultierende ungenaue Bestimmung eines Rundheitswertes weitgehend zu kompensieren, ohne dass zusätzliche technische Maßnahmen, wie z. B. die Erhöhung der Auflösung der Bildkamera, notwendig sind.
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Vorteilhafter Weise werden die Randpixel jeweils hälftig in die Flächenberechnung mit einbezogen.
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Vorteilhafter Weise wird die Oberfläche in einer Ausgestaltung in einem vorgegebenen Bereich mit einer Vielzahl von Tropfen benetzt und in dem vorgegebenen Bereich werden die Umrisse aller Tropfen erfasst. Es wird die Rundheit aller Tropfen sowie eine Rundheitsverteilung der ausgewerteten Tropfen bestimmt. Der Oberfläche wird aufgrund eines statistischen Wertes der Rundheitsverteilung, welcher insbesondere der statistische Mittelwert oder der Merian sein kann, ein Polaritätswert und/oder ein Oberflächenenergiewert zugeordnet.
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Bezüglich der Vorrichtung wird die Aufgabe der Erfindung gelöst durch eine Prüfvorrichtung mit einer Tropfenerzeugungseinrichtung zum Versehen der Oberfläche mit mindestens einem Tropfen einer Prüfflüssigkeit, einer Bilderfassungsvorrichtung, mit der ein Oberflächenabschnitt, der den mindestens einen Tropfen aufweist, erfassbar ist, und einem Auswertesystem, welches eingerichtet ist, um anhand der von der Bilderfassungsvorrichtung erfassten Bilddaten die Rundheit des mindestens einen Tropfens und/oder eine Rundheitsverteilung einer Vielzahl von Tropfen zu bestimmen und dem Oberflächenabschnitt anhand der ermittelten Rundheit oder einem statistisch ermittelten Wert der Rundheitsverteilung einen Polarisationswert und/oder Oberflächenenergiewert zuzuordnen.
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Weiterhin kann eine Beleuchtungsvorrichtung vorgesehen sein, mit der der Oberflächenabschnitt, welcher von der Bilderfassungsvorrichtung erfasst wird, beleuchtbar ist.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung ist das Auswertesystem weiterhin eingerichtet, die Rundheit unter Verwendung eines Umfangs und einer Fläche zu bestimmen, wobei sowohl zur Ermittlung des Umfangs als auch zur Ermittlung der Fläche neben den Pixeln des Tropfenpixelfeldes auch angrenzende Randpixel berücksichtigt werden, sofern diese mit zwei benachbarten Seiten an das Tropfenpixelfeld angrenzen. Vorzugsweise werden die Hilfspixel jeweils hälftig in die Flächenberechnung zur Bestimmung der Tropfenfläche miteinbezogen.
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Die voranstehend beschriebenen Verfahrensschritte zur Auswertung der Bilddaten und Zuordnung der Polarisationswerte und/oder freien Oberflächenenergiewerte können vorzugsweise durch eine elektronische Bildauswertung, z. B. mit einem Computerprogramm durchgeführt werden.
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Das Verfahren ermöglicht auf beliebigen Oberflächen insbesondere die zerstörungsfreie Bestimmung der Polarität, die Ermittlung der Oberflächenenergie, die Bestimmung der Benetzbarkeit für polare Flüssigkeiten und die Detektion von Verunreinigungen. Das Verfahren eignet sich zur Inlineanwendung für die 100%-Prüfung aller vorzugsweise wasserverträglichen Bauteile/Gegenstände, die mit einer polaren Schicht bedeckt werden sollen, z. B. lackiert, oder zur Detektion polarer Anteile der Oberfläche, die z. B. eine Verklebung beeinträchtigen würden. Zudem eignet sich das Verfahren zur Detektion von Verschmutzung selbiger Bauteile.
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Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele. Sofern in dieser Anmeldung der Begriff ”kann” verwendet wird, handelt es sich sowohl um die technische Möglichkeit als auch um die tatsächliche technische Umsetzung.
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Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele an Hand der beiliegenden Zeichnungen erläutert. Darin zeigen:
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1 ein Ablaufdiagramm zur Durchführung des Verfahrens
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2A, 2B binarisierte Bilddaten
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3 eine beispielhafte Tropfenabbildung in Bilddaten
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4 eine Formel zur Bestimmung der Rundheit
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5A, 5B die Rundheitsverteilung der in 2A und 2B abgebildeten Tropfenanordnungen.
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1 zeigt ein Ablaufdiagramm des Verfahrens. In einem ersten Schritt A wird das Bauteil mit mindestens einem Tropfen benetzt. In einem nachfolgenden Schritt B wird der Umriss des mindestens einen Tropfens erfasst und in Schritt C ausgewertet, wobei eine Rundheit der Tropfenform bestimmt wird. Ist eine Vielzahl von Tropfen auf der Oberfläche vorhanden, so wird eine Werteverteilung der Tropfenrundheit ermittelt.
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In einem weiteren Verfahrensschritt D wird der Oberfläche anhand der ermittelten Rundheit ein Eigenschaftswert in Form eines Polaritätswertes und/oder eines freien Oberflächenenergiewertes zugeordnet.
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2A und 2B zeigen beispielhaft binarisierte Bilddaten von Oberflächen, die mit dem Aerosol-Wetting Verfahren mit einer Vielzahl von Tropfen benetzt wurden. Bei diesem Verfahren wird über eine Sprühvorrichtung ein Sprühnebel erzeugt und die Oberfläche durch den Sprühnebel bewegt, so dass die zu untersuchende Oberfläche mit den Tropfen benetzt wird. Die benetzte Oberfläche wird mit Auflicht beleuchtet und in der Draufsicht fotografiert. Die erfassten Bilddaten werden binarisiert, so dass die Tropfen als einheitlich schwarze Fläche abgebildet werden und nicht benetzte Oberflächenabschnitte weiß dargestellt sind. 2A zeigt Bilddaten einer Oberfläche mit einer freier Oberflächenenergie von weniger als 30 mN/m und einem polaren Anteil kleiner 1. Die Tropfen sind nahezu perfekt rund, große Tropfen sind zusammengelaufene Tropfen, die eine ähnliche Rundheit aufweisen, wie die kleineren Tropfen. 2B zeigt demgegenüber Bilddaten einer Oberfläche mit einer Oberflächenenergie von mehr als 50 mN/m und einem polaren Anteil größer als 20. Die Tropfen sind kaum rund, sondern eher länglich oder weisen eine gänzlich andere Geometrie auf. Fließfronten sind erkennbar. Große Tropfen sind zusammengelaufene Tropfen, die eine noch schlechtere Rundheit aufweisen, als die kleinen Tropfen.
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3 zeigt einen Ausschnitt der Bilddaten aus der 2A zur Erläuterung einer Methodik, mit der die Rundheit bestimmt werden kann. Die Bilddaten liegen als Rastergrafik mit einer Vielzahl von Pixeln 10 vor. Das zusammenhängende schwarze Tropfenpixelfeld 20 bildet einen annähernd runden Tropfen ab und besteht im vorliegenden Fall aus fünf Pixeln.
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Die Rundheit kann anhand der Formel in 4 berechnet werden, wobei R die Rundheit ist, p der Tropfenumfang und A die Tropfenfläche. Die Rundheit eines perfekten Kreises würde demnach den Wert 1 betragen. Je größer der Wert R wird, desto mehr weicht die Tropfenform von einer Kreisfläche ab.
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Zur Bestimmung der Rundheit wird das Pixelfeld herangezogen. Ein einzelner Pixel hat den Umfang 4N, wobei N die Kantenlänge des Pixels ist und die Fläche N2. Die pixelmäßige Abbildung der Tropfenform ist dabei immer nur eine stufenförmige Annäherung an die tatsächliche Form.
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Zur Verringerung von Fehlern und zur besseren Unterscheidung unterschiedlicher Tropfengeometrien werden der Umfang und die Fläche nicht nur durch Berücksichtigung der Pixel des Tropfenpixelfeldes 20 bestimmt, sondern es werden auch Randpixel 22, 24, 26, 28 berücksichtigt, die zwar nicht zu dem zusammenhängenden Tropfenpixelfeld 20 gehören, jedoch auf zwei benachbarten Seiten an das Tropfenpixelfeld 20 angrenzen.
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Zur Bestimmung des Umfangs wird für jedes dieser Randpixel eine diagonale Kante 30 berücksichtigt, deren Länge den Wert √2N hat. Der Umfang des Tropfens wird dann ermittelt durch die Summe der nicht zu den Randpixeln 22 bis 28 hinweisenden Außenkanten der Pixel des Tropfenpixelfeld 20 und der diagonalen Kanten 30. Für das in 3 gezeigte Beispiel sind dies vier Außenkanten und vier diagonale Kanten, so dass als Umfang der Wert p = 4 N + 4√2N berücksichtigt wird.
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Bei der Bestimmung der Tropfenfläche werden die Randpixel 22 bis 28 ebenfalls berücksichtigt, wobei sie mit der halben Fläche eines Pixels, also mit 0,5N2, berücksichtigt werden. Die Fläche ergibt sich damit aus der Summe der im Tropfenpixelfeld enthaltenen Pixel plus der halben Fläche aller Randpixel 22 bis 28. Am Beispiel von 3 sind dies fünf Pixel im Tropfenpixelfeld 20 und vier Randpixel, so dass als Fläche der Wert A = 5N2 + 4·0,5N2 berücksichtigt wird.
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Damit ergibt sich für die in
3 abgebildete Tropfenform eine Rundheit von:
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Diesem Rundheitswert kann durch Zuordnung zu Referenzwerten dann eine freie Oberflächenenergie bzw. eine Polarität zugeordnet werden. Die Referenzwerte sind vorzugsweise im Vorfeld der Messung ermittelt, indem z. B. an Oberflächen bekannter Oberflächenenergie und bekannter Polarität Tropfen aufgebracht und die Rundheit bestimmt wurde. Die Referenzwerte können z. B. für eine Vielzahl von Oberflächenarten und Materialien und eine Vielzahl von Prüfflüssigkeiten vorliegen.
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Durch die Berücksichtigung der Randpixel bei der Bestimmung der Rundheit und insbesondere durch die Berücksichtigung der Randpixel bei der Bestimmung der Fläche der Tropfen bilden die ermittelten Rundheitswerte die tatsächliche Tropfenrundheit in sehr guter Weise ab, wodurch die Korrelationsschärfe zwischen Rundheitswert der Tropfen und freier Oberflächenenergie bzw. Polarität der Oberfläche gesteigert werden kann.
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Das Verfahren kann anhand nur eines einzigen Tropfens durchgeführt werden. Für große Oberflächen kann die Auswertung einer Vielzahl von Tropfen vorteilhaft sein, wobei für jeden Tropfen bzw. jede Tropfenabbildung eine Rundheit bestimmt wird und eine Rundheitsverteilung der Gesamtheit der Tropfen. Die 5A und 5B zeigen beispielhaft de ermittelten Rundheitsverteilungen für die Bilddaten aus den 2A bzw. 2B, wobei auf der x-Achse die Rundheit R abgebildet ist und auf der y-Achse die relative Häufigkeit. Andere Darstellungen und Auswertungen der Rundheitsverteilung, z. B. als Angabe der absoluten Häufigkeit sind jedoch ebenso möglich.
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Für Oberflächen mit geringer Oberflächenenergie und geringem polarem Anteil kann erwartungsgemäß eine enge Rundheitsverteilung ermittelt werden (s. 5A), wohingegen die Tropfen auf einer Oberfläche mit hoher Oberflächenenergie und großem polarem Anteil eine breite Rundheitsverteilung aufweisen. Soll der Oberfläche auf der Grundlage der Rundheitsverteilung ein Oberflächenenergiewert bzw. ein polarer Anteil zugeordnet werden, so kann dies vorzugsweise aufgrund von statistisch ermittelten Werten, wie z. B. dem Merian oder dem statistischen Mittelwert erfolgen.
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Die Ausführungsbeispiele sind nicht maßstabsgetreu und nicht beschränkend. Abwandlungen im Rahmen des fachmännischen Handelns sind möglich.
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Bezugszeichenliste
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- A, B, C, D
- Verfahrensschritte
- N
- Kantenlänge Pixel
- 10
- Rastergrafik
- 20
- Tropfenpixelfeld
- 22, 24, 26, 28
- Randpixel
- 30
- diagonale Kante
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10207282 A1 [0005]
- DE 102005027106 B3 [0006]