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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatisierten Entwickeln eines Handlungsplans zur computergestützten Bearbeitung von Vorfällen an einer Fertigungsanlage im Fertigungsprozess.
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Eine wirtschaftliche Produktion ist in Ländern mit hohen Arbeitskosten je Arbeitnehmer nur noch durch hochautomatisierte und damit kapitalintensive Fertigungstechnologien möglich. Moderne Automatisierungs- und Messtechniken substituieren die menschliche Arbeitskraft im Produktionsumfeld an immer mehr Stellen. Dabei lassen sich mehrere, zum Teil sich widersprechende Trends erkennen. Bisher war ein Produktionsmitarbeiter hauptsächlich für die Bedienung ausschließlich einer Maschine zuständig. Heutzutage wird er in der Produktion vermehrt zum Produktionslinienmanager, der eine Vielzahl von Maschinen überwacht. Außerdem werden erfahrene und qualifizierte meist festangestellte Mitarbeiter reduziert und durch unerfahrenere und ggf. weniger qualifizierte Leiharbeitskräfte ersetzt.
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Ein Hintergrund dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass Maschinen heute regelmäßig mit komplexer Software ausgestattet sind, die ein vielfältiges Verknüpfen von Maschinen ermöglicht (Internet der Dinge) und daher so intelligente Verbindungen zwischen Maschinen hergestellt werden können, wie sie bisher noch nicht möglich waren. Daraus ergibt sich jedoch eine erhebliche Komplexitätszunahme von Fertigungsprozessen, wodurch der Maschinenbediener eine Vielzahl von regulierenden Tätigkeiten erfüllen muss, die in ihrem zeitlichen Auftreten wenig planbar sind. Der sich daraus ergebende erhöhte Leistungsdruck wird zudem auch noch dadurch verstärkt, dass die extrem hohen Investitionskosten für hochautomatisierte Produktionsanlagen einen Zwang zu hoher Produktivität und damit nach geringen Stillstands- und Störzeiten nach sich zieht.
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Die zunehmende Komplexität von Produktionsanlagen, die sich auf einer beliebigen Vielzahl von Daten und Informationen im Zusammenhang mit dem Produktionsprozess bezieht, stellt das sog. Shop Floor Management, welches vor Ort unmittelbar mit den Problemlösungen an der Linie, d. h. im Fertigungsbereich betraut ist, vor erhebliche und zum Teil ganz neue Herausforderungen.
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Dabei sei erwähnt, dass aus dem Stand der Technik bereits technische Systeme bekannt sind, mit denen der gesamte Produktionsprozess mit allen seinen Einflussgrößen überwacht werden soll. Es handelt sich hierbei um Maschinendatenerfassungs-Systeme (MDE), Betriebsdatenerfassungs-Systeme (BDE) sowie um Manufacturing Execution Systeme (MES). All diese Systeme haben gemeinsam, dass sie eine Aufbereitung aller erfassten Daten und Informationen auf Managementebene zur Verfügung stellen und in der Regel eingebunden sind in Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme (PPS-Systeme) sowie in Enterprise Resource Planning Systeme (ERP-Systeme), die die Ressourcenplanung eines Unternehmens steuern.
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Je nach Ausprägung können mit ihnen eine Vielzahl von Prozessdaten (Stückzahlen, Zykluszeiten, Drücke, Temperaturen) aller angebundenen Maschinen als auch Störungsinformationen und Warnmeldungen überwacht, erkannt und signalisiert werden, sowie basierend auf den Informationen einzelne Maßnahmen zu deren Behebung eingeleitet werden. Letzteres beinhaltet auch die Workflowgestützte Signalisierung und die Weitergabe von Fehlern oder Maßnahmen an das Shop Floor Management, die Instandhaltung oder anderen mit Management- oder Planungsaufgaben betrauten Personen bzw. Unternehmensinstanzen. Eine Weitergabe dieser Daten und Informationen an den Maschinenbediener erfolgt heute nicht.
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1 zeigt in diesem Zusammenhang beispielhaft welche Herausforderungen moderne Produktionsanlagen unter anderem an Maschinenbediener stellen. Was die Produktionsanlage bzw. den Fertigungsbereich oder Shop Floor 6a angeht, hat der Bediener z. B. den Produktionsprozess zu überwachen und im Zweifelsfall korrigierend einzugreifen. Daraus leitet sich direkt oder indirekt ab, dass es auch Aufgabe des Maschinenbedieners ist, die Produktionsanlage zu pflegen, Störungen zu analysieren und zu priorisieren und diese natürlich zu beseitigen. Um den laufenden Prozess zu gewährleisten müssen aber auch regelmäßige Erfordernisse, wie beispielsweise die Versorgung der Maschinen mit Material, einschließlich der Material- und Qualitätskontrolle, gewährleistet werden. Dem schließt sich das Ersetzen von Verbrauchsmaterialien und Werkzeugen an. Damit jedoch noch nicht genug, denn es zählt ferner auch zu den Aufgaben des Maschinenbedieners, produzierte Produkte zu verpacken, die dafür erforderlichen Verpackungsmaterialien zu beschaffen und für die gesamte Materiallogistik, d. h. insbesondere für die Bereitstellung und den Abtransport der produzierten Ware zu sorgen, wobei maximale Termintreue gewährleistet werden muss. Noch nicht gerechnet, dass er auch teilweise für das Anleiten und die Einsatzplanung von erforderlichen Hilfspersonal verantwortlich gemacht werden kann.
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Dies hat jedoch zur Konsequenz, dass obwohl womöglich Warnungen und Störungen auf Maschinenebene gemeldet werden, diese in Konflikt stehen mit anderen, durch den Maschinenbediener vorzunehmenden Handlungen an der Produktionslinie. Die bestehenden MES-Systeme und dergleichen sind Leit- und Managementebenen bezogen und bieten damit keine Unterstützung für die auf Shop-Floor-Ebene tätigen Personen.
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Daraus ergeben sich verschiedene Themenstellungen: Die an der Linie tätigen Personen haben nicht immer an jedem Ort der Linie alle notwendigen Informationen über den aktuellen Status der Linie verfügbar. Ohne ein an oder für die Linie zuständiges Management werden die Handlungsaktionen nicht richtig priorisiert, was insbesondere dann vorkommt, wenn unerfahrenes oder schlecht ausgebildetes Personal vor Ort ist. In letzterem Fall kommt noch hinzu, dass die notwendigen Handlungsaktivitäten und Handlungsabfolgen oft nicht richtig erkannt werden oder die verantwortliche Person handelt nicht präventiv, sondern reagiert jeweils nur. Insgesamt führt ein Einströmen von einer Vielzahl an unterschiedlichen Informationen und Handlungsanweisungen an die für die Produktionslinie verantwortlichen Personen zu einer erhöhten Fehleranfälligkeit oder zumindest dazu, dass Entscheidungen nicht schnell genug getroffen und umgesetzt werden.
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Im Ergebnis können all diese Szenarien für sich und in Kombination zu zunehmende Stillstandzeiten bzw. geringer Produktivität führen und damit zu wirtschaftlichen Verlusten. Darüber hinaus zur Demotivation des Personals, steigender Krankheitsrate und erhöhter Personalfluktuation.
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Hier setzt die Erfindung unter anderem an.
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Eine Aufgabe nach der vorliegenden Erfindung kann daher darin gesehen werden, Stillstandzeiten von Fertigungsanlagen zu vermeiden oder zu reduzieren.
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Die Aufgabe wird einer Ausgestaltung der Erfindung zufolge gelöst durch ein Verfahren zum automatisierten Entwickeln eines Handlungsplans zur computergestützten Bearbeitung von Vorfällen an einer Fertigungsanlage im Fertigungsprozess, wobei das Verfahren ein Ermitteln aller Vorfälle vorsieht und wobei das Ermitteln der Vorfälle insbesondere ein Erfassen aller verfügbaren Störungs- und/oder Warnmeldungsinformationen aller in der Fertigungsanlage eingebundener Maschinen und ein Erfassen aller verfügbaren, für den Normalbetrieb der Fertigungsanlage erforderlichen Informationen umfasst, wobei aus den ermittelten Vorfällen eine oder mehrere Handlungsanweisungen abgeleitet werden und alle zur Ausführung der Handlungsanweisung oder der Handlungsanweisungen nutzbaren Personen ermittelt werden; im Verfahren wird anschließend – anhand festgelegter Kriterien – ein Handlungsplan basierend auf der oder den Handlungsanweisungen und den verfügbaren Personen entwickelt, wobei hierzu nicht nur maschinenbezogene, sondern auch personenbezogene Daten oder Informationen verwendet, d. h. erfasst und verwertet werden und der entwickelte Handlungsplan mit der oder den Handlungsanweisungen an die nach dem Handlungsplan identifizierte Person oder die identifizierten Personen zur Bearbeitung der Handlungsanweisung oder der Handlungsanweisungen ausgegeben wird.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird erstmals sichergestellt, dass die im Shop-Floor, d. h. die an der Fertigungslinie bzw. Fertigungsanlage tätigen Personen, ohne dass es einer Zwischenschaltung oder eines Einschaltens eines Shop-Floor-Managements bedarf, sämtliche zur Aufrechthaltung des laufenden Produktionsprozesses erforderlichen Informationen in Form von Handlungsanweisungen erhalten, welche im Sinne des erfindungsgemäß Handlungsplans an die verantwortlichen Personen unmittelbar so ausgeben werden können, so dass diese ohne Verzögerung auf Shop-Floor-Ebenen die erforderlichen Maßnahmen einleiten können, so dass ein Stillstand oder eine Verzögerung in der Produktion verhindert wird. Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Handlungsplans werden die Personen Schritt für Schritt zu den richtigen Handlungsweisen angeleitet, so dass das Verfahren auch den Einsatz weniger qualifizierter oder weniger erfahrener Personen erlaubt, ohne dass hierdurch Qualitätseinbußen zu erwartet wären. Da das erfindungsgemäße Verfahren ausschließlich computergestützt ausgeführt wird, bietet es auch auf einfache Art und Weise die Möglichkeit die Handlungsanweisungen an die vom Verfahren identifizierten Personen bzw. den Personenkreis weiterzureichen, so dass überall der notwendige Status der Fertigungsanlage vorhanden ist.
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Als besonders vorteilhaft hat es sich nach der Erfindung erwiesen, wenn die Ausgabe des Handlungsplans und der darin enthaltenen Handlungsanweisungen per Sprachausgabe erfolgt. Die Informationen können dabei direkt als Sprachanweisung per Funk z. B. vom Computer auf ein Head-Set, einen In-Ear-Kopfhörer oder ein Smartphone der vom Verfahren identifizierte Person oder den Personen übermittelt werden. Dies ist deshalb besonders vorteilhaft, weil die in der Linie tätigen Personen nicht überall auf einfache Art und Weise Zugang zu Computer-Hardware-Schnittstellen, wie Monitore, Maus und Tastatur haben. Zudem ist es der direkteste Weg der Datenübermittlung, die den Einsatz von sogar sehr wenig belesenen Personen zulässt. Selbstverständlich ist dabei nach der Erfindung die Umschaltbarkeit von sprach- zu textbasierter Ausgabe gewährleistet und die Sprach- und/oder Textausgabe kann an die vom Empfänger gewünschte Sprache angepasst werden.
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Eine Weiterbildung kann diesbezüglich auch darin bestehen, wenn die Ausgabe der Anweisungen nicht nur ausschließlich aus einem Computersprachmodul auf einen Kopfhörer erfolgt, sondern gleichfalls parallel oder in Ergänzungen in Form von Symbolen, technischen Zeichnungen und dergleichen der identifizierten Person zur Verfügung gestellt werden. Letzteres könnte z. B. mit so genannten Datenbrillen oder vergleichbaren Instrumenten erfolgen.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht ferner darin, die Handlungsanweisungen nach dem Handlungsplan individualisiert an mehrere Personen oder Personengruppen zu übermitteln bzw. auszugeben. Hierbei können Angaben mit eingebunden sein, die den Empfänger darüber informieren, ob er einer von den Handelnden ist oder die Handlungsanweisung nur zur Information erhält. Ferner ist vorgesehen, die zur Handlung bzw. zur Erledigung vorgesehenen Personen, abhängig von der Komplexität der zu erledigenden Aufgabe, zur Team-Erledigung aufzufordern. Dabei kann das Verfahren auf Basis der analysierten/bewerteten personenbezogenen Daten Vorschläge unterbreiten oder vorgeben, welche Person welche Teamaufgabe zu erledigen hat.
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Mit Vorteil sieht das erfindungsgemäße Verfahren dabei vor, dass die personenbezogenen Informationen Informationen zur Arbeitsbe- oder -auslastung umfasst. Solche Informationen sind wichtig, weil nur durch ihren Einbezug sichergestellt werden kann, dass die Erledigung der Handlungsanweisungen insbesondere termingerecht, aber auch inhaltlich korrekt ausgeführt werden, denn eine stark belastete Person wird mit großer Wahrscheinlichkeit bei einer zusätzlichen Tätigkeit, d. h. weiteren Belastung weniger konzentriert bei der Sache sein.
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In diesem Zusammenhang steht auch die Tatsache, dass nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die vorteilhafte Möglichkeit besteht, personenbezogenen Informationen mit Bezug auf Informationen zur Kompetenz der Person zu berücksichtigen. Nicht jede Handlungsanweisung eignet sich für jede Person. Insofern übernimmt das erfindungsgemäße Verfahren an dieser wie auch an den anderen Stellen die Aufgabe eines Shop-Floor-Managers.
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Natürlich kann das erfindungsgemäße Verfahren nicht nur für die Handlungsanweisungen und den Handlungsplan kognitive relevante Informationen verarbeiten, sondern auch personenbezogene Informationen zur körperlichen Eignung oder Fitness, soweit diese im personenbezogenen Profil der Person vorhanden ist und eingelesen bzw. erfasst werden kann. Solche oder auch andere Informationen können entweder datenbankgestützt abgerufen oder direkt von Sensoren oder Informationsträger abgefragt werden, die in der Kleidung der identifizierten Person oder sonst wie körpernah angebracht sind.
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Nach einer weiteren erfindungsgemäßen Weiterbildung besteht nach dem Verfahren auch die Möglichkeit, im Rahmen der Entwicklung des Handlungsplans, aber auch – soweit gewünscht oder erforderlich – schon auf der Ebene der Handlungsanweisungen Informationen zu priorisieren oder einzuordnen. Dies gilt selbstverständlich sowohl für Handlungen als auch für Personen unter Einbezug aller verfügbaren Informationen.
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Das Priorisieren und/oder Einordnen berücksichtig nach dem erfindungsgemäßen Verfahren auch, Handlungsanweisungen bzw. Handlungspaket in Größe und Inhalt z. B. an den zur Verfügung stehenden Personen auszurichten. Dies ist der Teil der erfindungsgemäßen Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise im Rahmen des erfindungsgemäßen Handlungsplans.
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Darüber hinaus kann das erfindungsgemäße Verfahren bei der Entwicklung des Handlungsplans auch Standortinformationen zu allen in Frage kommenden Personen einbeziehen, wozu eine Lokalisierung der Personen erfolgen kann. Diese Standortinformationen können sich auf Standorte im Unternehmen oder außerhalb beziehen, wobei in der Gewichtung regelmäßig nur solche Personen zum Einsatz kommen werden, die von ihrem Standort aus gesehen, schnell oder zumindest innerhalb einer vom Verfahren vorbestimmen Zeit am Handlungsort sein können. Hierbei kann das erfindungsgemäße Verfahren auch Wegstreckeninformationen berücksichtigen.
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Eine weitere vorteilhafte Ausprägung der Erfindung kann auch darin gesehen werden, dass beim Entwickeln des Handlungsplans nach der Erfindung auch arbeitsorganisatorische Informationen zu den Personen berücksichtigt werden. Bei solchen Informationen kann es sich beispielsweise um Verfügbarkeitsinformationen handeln, so dass nach der Erfindung auch Schicht-, Urlaubs- oder sonstige Abwesenheitspläne bei der Ermittlung des Handlungsplans mit einbezogen werden können.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht auch darin, die Möglichkeit vorzusehen, dass nach Erledigung der Handlungsanweisung die für die Erledigung verantwortliche Person im Verfahren ein Bestätigungssignal abgibt. Ein solches Signal kann z. B. entweder per Desktopeingabe oder über z. B. den In-Ear-Kopfhörer erfolgen. Hierbei können Mehrfachbestätigungen im Team oder auf unterschiedlichen Hierarchieebenen berücksichtigt werden.
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Die Aufgabe wird einer anderen Ausgestaltung der Erfindung zufolge ferner gelöst durch ein Computersystem, insbesondere durch Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, zum automatisierten Entwickeln eines Handlungsplans zur computergestützten Bearbeitung von Vorfällen an einer Fertigungsanlage im Fertigungsprozess umfassend: Mittel zum Ermitteln aller Vorfälle, wobei die Mittel zum Ermitteln aller Vorfälle insbesondere Mittel zum Erfassen aller verfügbaren Störungs- und/oder Warnmeldungsinformationen aller in der Fertigungsanlage eingebundener Maschinen und insbesondere Mittel zum Erfassen aller verfügbaren, für den Normalbetrieb der Fertigungsanlage erforderlichen Informationen aufweist, Mittel zum Ableiten von einer oder mehreren Handlungsanweisungen aus den ermittelten Vorfällen, Mittel zum Ermitteln aller zur Ausführung der Handlungsanweisung oder der Handlungsanweisungen nutzbaren Personen, Mittel zum Entwickeln des Handlungsplans, basierend auf der oder den Handlungsanweisungen und den verfügbaren Personen, wobei das Mittel zum Entwickeln auch Mittel zum Erfassen und Verwerten von personenbezogenen Informationen beinhaltet, Mittel zum Ausgeben des Handlungsplans mit der oder den Handlungsanweisungen an die nach dem Handlungsplan erforderliche Person oder die erforderlichen Personen zur Bearbeitung der Handlungsanweisung oder den Handlungsanweisungen.
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Darüber hinaus bestehen weitere Ausbildungen der Erfindung zum einen in einem computerlesbaren Medium mit Programmcode-Mitteln, die so eingerichtet sind, dass sie das Computersystem veranlassen, das Verfahren im Einzelnen und seiner Gesamt auszuführen und zum anderen in einem Computerprogramm mit Programmcode-Mitteln, um alle Schritte des Verfahrens im Einzelnen und in Kombination auszuführen.
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Weitere Merkmale, Vorteile, Wirkungen und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der gegebenenfalls unter Bezug auf eine oder mehrere Zeichnungen zumindest ein Ausführungsbeispiel im Einzelnen beschrieben ist. Beschriebene und/oder bildlich dargestellte Merkmale bilden für sich oder in beliebiger, sinnvoller Kombination den Gegenstand, gegebenenfalls auch unabhängig von den Ansprüchen, und können insbesondere zusätzlich auch Gegenstand einer oder mehrerer separater Anmeldung/en sein. Gleiche, ähnliche und/oder funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen. Dabei zeigen schematisch:
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1 eine Übersicht über die Aufgaben eines Maschinenbedieners im Shop Floor;
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2 eine Übersicht über die maßgeblichen Funktionseinheiten des erfindungsgemäßen Systems;
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3 eine Übersicht zum erfindungsgemäßen Verfahren; Auf 1 wurde bereits einleitet ausführlich eingegangen.
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2 zeigt schematisch ein erfindungsgemäßes Computersystem 1, insbesondere zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum automatisierten Entwickeln eines Handlungsplans zur computergestützten Bearbeitung von Vorfällen an einer Fertigungsanlage im Fertigungsprozess.
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Die wesentlichen Mittel bzw. Einheiten des Computersystems 1 sind das Systeminterface 2, die Erfassungsmittel bzw. – einheiten 3a bis 3d, die Datenbank 4, die Eingabe/Ausgabeeinheit 7 und die Auswerteeinheit 5. Das erfindungsgemäße Computersystem 1 bildet insoweit einen Server zum Erfassen und Auswerten der erfassten Daten bzw. Informationen. Zur Durchführung seiner Aufgaben umfasst der Server, wie dem Fachmann bekannt, einen Prozessor (CPU), einen Chipsatz, Arbeitsspeicher, einen Peripherie-Chipsatz mit z. B. Schnittstellen für Ein- und Ausgabeeinheit etc. und einen Festplattenspeicher. Ferner bedarf es der Stromversorgung durch ein Netzteil und anderer dem Fachmann bekannten und für die Funktion des Servers erforderlichen Einheiten.
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Ein zentraler Bestandteil des Systems ist unter anderem das Systeminterface 2, über welches nach der Erfindung per Standarddatenübertragungsprotokollen, wie z. B. ProfiNet, EtherCat, Ethernet, Profibus, mit den externen Einheiten Shop Floor 6a, Personendaten 6b und Arbeitsorganisation 6c der Daten bzw. Informationsaustausch erfolgt. Shop Floor 6a steht insofern auch für die Generierung von Daten und Informationen von Maschinen einer Fertigungslinie, welche mit einer Intelligenz ausgestatten sind, d. h. welche jeweils und/oder in Kombination mit einer eigenen Computereinheit ausgestatten sind, die ein Abgreifen bzw. Erfassen von maschinenbezogenen Vorfällen im Sinne der Erfindung ermöglicht. Die Stärke des erfindungsgemäßen Systeminterfaces 2 liegt aber auch darin, dass es derart flexibel ausgestattet ist, dass es neben den maschinenbezogenen Informationen bzw. Vorfällen auch den Zugang zu personenbezogenen Daten 6b und arbeitsorganisationsbezogenen Daten 6c und Information ermöglicht. Dabei lässt sich vielfach keine scharfe Trennlinie zwischen diesen Daten ziehen. Allgemein gesprochen sind dies zusammengenommen nach der Erfindung Daten und Informationen zu Personen 8, die in Beziehung zu dem Fertigungsprozess stehen und welche Einfluss auf die Handlungsanweisung und/oder dem Handlungsplan haben könnten. Man kann hier auch von Personeninformationen sprechen. Im engeren Sinne lassen sich nach der Erfindung unter personenbezogenen Daten aber auch solche Daten verstehen, die in der handelnden Person 8 selbst begründet sind, wobei in Abgrenzung dazu arbeitsorganisatorische Daten und Informationen nach der Erfindung solche sind, die die Person 8 in den unternehmensorganisatorischen Ablauf einbinden. Damit können unter personenbezogene Daten und Informationen z. B. verstanden werden: persönliche Kompetenzen, Eignung und Fitness, persönlicher Belastungsgrad, arbeitspsychologische Aspekte (Mensch-Maschine-Verhältnis), etc., wohingegen sich die arbeitsorganisatorischen Daten und Informationen, auf die organisatorische Einbindung in die gesamtbetrieblichen Abläufe und Hierarchien beziehen, welche z. B. auch die Betriebspsychologie mit einbezieht, aber auch Dinge wie An- und Abwesenheit.
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Das Systeminterface 2 steuert aber nicht nur den Austausch von Daten und Informationen mit den Einheiten 6a bis 6b, sondern auch solche mit der oder den Ausgabe- und Eingabeeinheiten 7. Nach der Erfindung ist vorgesehen, die Übermittlung der Handlungsanweisungen nach dem Handlungsplan über ein standardisiertes Protokoll derart an einen Maschinenbediener zu übermitteln, so dass der, der das erfindungsgemäßen Systems für seine Produktionslinie 6a einsetzt, in der Lage ist, jedem seiner Mitarbeiter die Handlungsanweisungen entweder per reiner Sprachanweisung oder in Kombination einer Sprachanweisung und von grafischen Zeichen, die z. B. Symbole oder technische Zeichnungen beinhalten können, in Form z. B. eines Heads-Up-Displays mitzuteilen. Die Verwendung von Head-Sets, In-Ear-Kopfhörern, Google-Glasses (im Deutschen auch als Datenbrillen bezeichnet) oder dergleichen oder eine Kombination daraus bietet sich derzeit an. In Zukunft wird es sicherlich noch andere Möglichkeiten der verbalen und/oder grafischen Informationsübermittlung geben. Hierzu ist natürlich nach der Erfindung auch ein Sprachmodul vorgesehen, welches aus den computergenerierten Befehlen oder Texten Sprachhandlungsanweisungen generieren kann. Letzteres, soweit gewünscht, auch in unterschiedlichen Sprachen, abhängig vom jeweiligen Empfänger.
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Dem Systeminterface 2 schließt, sich wie aus 2 hervorgeht, ein Mittel bzw. eine Einheit zur Erfassung oder Einlesen der Shop Floor Informationen im Normalbetrieb an. Dabei versteht die Erfindung unter Normalbetrieb, den Betrieb der Fertigungslinie 6a in Abwesenheit von Störungs- oder Warnmeldungen. D. h. darunter fallen z. B. die Gerätepflege, einschließlich periodischer Reinigungen, das Ersetzen von Verbrauchsmaterialien, das Befüllen oder Entleeren von Materialpuffern, etc.
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Demgegenüber erfasst die Einheit 3b sämtliche Störungen und Warnmeldungen im Schritt S1 des Verfahrens nach 3. Eine getrennte Erfassung dieser Vorfälle ist deshalb zweckmäßig, da nur so eine geeignete Priorisierung zwischen diesen Vorfällen möglich ist. Ähnliches gilt für die separate Erfassung der personenbezogenen Daten und der arbeitsorganisatorischen Informationen, die mit den Einheiten 3c und 3d erfasst werden.
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Wie aus 2 zu entnehmen, werden ferner die erfassten Informationen – hierzu auch die Schritte S1, S1' und S1'' nach 3 – in einer oder mehreren Speichereinheiten 4 zumindest zwischengespeichert und vermittels der Auswerteeinheit 5 ausgewertet, d. h. es werden, wie dies ebenfalls näher in 3 schematisch dargestellt ist, erfindungsgemäß Handlungsanweisungen abgeleitet S2, die zur Ausführung der Handlungsanweisung nutzbaren Personen ermittelt S3, der Handlungsplan entwickelt S4, S4' und die Handlungsanweisung, d. h. portionierte Handlungspaket, Schritt für Schritt gemäß dem Handlungsplan an die nach dem Handlungsplan identifizierte oder identifizierten Personen 8 vermittels der Ein-/Ausgabeeinheit 7 ausgegeben S5, S5'. Das erfindungsgemäße Verfahren bezieht insbesondere beim Ermitteln der Personen 8 im Schritt S3 vorteilhafterweise auch arbeitsorganisatorische Informationen S3' und Weg und Standorte S3'' der Personen 8 oder andere personenbezogene Informationen ein.
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Es versteht sich, dass die obige detaillierte Beschreibung und die Zeichnungen zwar bestimmte exemplarische Ausgestaltungen der Erfindung darstellen, dass sie aber nur zur Veranschaulichung gedacht sind und nicht als den Umfang der Erfindung einschränkend ausgelegt werden sollen. Diverse Abwandlungen der beschriebenen Ausgestaltungen sind möglich, ohne den Rahmen der nachfolgenden Ansprüche und deren Äquivalenzbereich zu verlassen. Insbesondere gehen aus dieser Beschreibung und den Figuren auch Merkmale der Ausführungsbeispiele hervor, die nicht in den Ansprüchen erwähnt sind. Solche Merkmale können auch in anderen als den hier spezifisch offenbarten Kombinationen auftreten. Die Tatsache, dass mehrere solcher Merkmale in einem gleichen Satz oder in einer anderen Art von Textzusammenhang miteinander erwähnt sind, rechtfertigt daher nicht den Schluss, dass sie nur in der spezifisch offenbarten Kombination auftreten können; stattdessen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass von mehreren solchen Merkmalen auch einzelne weggelassen oder abgewandelt werden können, sofern dies die Funktionsfähigkeit der Erfindung nicht in Frage stellt.
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Für die gesamte Beschreibung und die Ansprüche gilt, dass der Ausdruck „ein” als unbestimmter Artikel benutzt wird und die Anzahl von Teilen nicht auf ein einziges beschränkt ist. Sollte „ein” die Bedeutung von „nur ein” haben, so ist dies für den Fachmann aus dem Kontext zu verstehen oder wird durch die Verwendung geeigneter Ausdrücke, wie zum Beispiel „ein einziger” eineindeutig offenbart.