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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Erfassen der geographischen Position eines Fahrzeugs.
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Die zunehmende Verbreitung und Vernetzung elektronischer Kommunikationsgeräte spielt eine besondere Rolle in Fahrzeugen. Die komplexe Aufgabe einer Fahrzeugfahrt, insbesondere der Navigation zu einem Zielpunkt, kann auf vielfältige Weise durch mobile Geräte unterstützt werden. Beispielweise kann ein Navigationsgerät verwendet werden, um den Fahrer entlang einer Route von einem Start- zu einem Zielpunkt zu führen. Es ist dabei in vielen Fällen wünschenswert, ein Nutzergerät im Fahrzeug einzubinden und dessen Funktionalitäten zu nutzen, statt diese im Fahrzeug selbst zu implementieren. Insbesondere sind die Produktzyklen im Bereich elektronischer Geräte typischerweise deutlich kürzer als bei Fahrzeugen, sodass Aktualisierungen der Hard- und Software bei Mobilgeräten einfacher als bei Fahrzeugen erfolgen können beziehungsweise unabhängig von der Anwendung im Fahrzeug sowieso vorgenommen werden.
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Ein zentraler Aspekt der Nutzung mobiler Nutzergeräte in Fahrzeugen ist die präzise Bestimmung der Position des Fahrzeugs. Dadurch kann beispielsweise eine Navigation bereitgestellt werden, die genau an den aktuellen Standort des Fahrzeugs angepasst ist. Ferner kann die Position des Fahrzeugs für weitere Funktionalitäten des Nutzergeräts genutzt werden, etwa um dem Nutzer Informationen zu Sonderzielen in der Umgebung auszugeben oder Verkehrswarnungen, Wetterdaten und Termine mit lokalem Bezug zu verarbeiten.
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Bei der Bestimmung der Position durch ein mobiles Nutzergerät können sich im Fahrzeug allerdings besondere Herausforderungen ergeben, etwa wenn die Karosserie des Fahrzeugs Signale abschwächt, die das Nutzergerät zur Positionsbestimmung nutzt, oder wenn die Fahrt durch Bereiche wie Tunnel führt, in denen solche Signale womöglich schlecht zu empfangen sind. Ferner können beispielsweise Ungenauigkeiten abhängig von der Signalqualität oder systembedingtem Rauschen auftreten. Hierbei können zur Unterstützung der Positionsbestimmung Daten des Fahrzeugs hinzugezogen werden.
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So werden etwa bei dem in der
DE 10 2004 005 152 A1 beschriebenen Verfahren zur Ausgabe von Positionsdaten an ein mobiles Endgerät durch ein Fahrzeug Positionsdaten anhand von Rohdaten, etwa eines Geräts zur Satellitennavigation, erfasst und anhand von Betriebsdaten des Fahrzeugs erweitert. Die resultierenden erweiterten Positionsdaten werden in ein standardisiertes Format umgesetzt und an ein Mobilgerät übertragen. Die Erzeugung der erweiterten Positionsdaten erfolgt also unabhängig von dem Mobilgerät im Fahrzeug.
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In der
DE 10 2004 036 564 A1 wird ein Navigationsgerät mit einer ersten Schnittstelle beschrieben, welche über eine zweite Schnittstelle eines Kraftfahrzeugs Betriebs- und Sensordaten einer Fahrzeugkomponente in das Gerät einliest.
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In der
US 2014 163 870 A1 nutzen ein mobiles Gerät und ein Fahrzeugnavigationssystem Sensor- und Global Navigation Satellite System-Informationen gemeinsam, um eine verbesserte Navigationslösung zu erhalten.
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In der
EP 1 130 358 A1 wird ein Navigationsgerät beschrieben, das den Verwendungsort des Geräts ermittelt und in Abhängigkeit davon eine für Fußgänger oder für Fahrzeuge geeignete Navigation ausgibt.
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In der
EP 2 351 989 A1 wird, wenn der Signalempfang eines GPS-Geräts nicht ausreicht, um die Position des mobilen Sende-/Empfangsgeräts zu aktualisieren, mit Hilfe einer zuvor ermittelten Position eine geschätzte Position des Fahrzeugs ermittelt.
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In der
US 2015/0300826 A1 wird ein Navigationssystem beschrieben, bei dem durch ein Mobilgerät mit einem GPS-Empfänger Daten für ein fahrzeugeigenes Navigationsgerät bereitgestellt werden können. Zur Korrektur der mittels GPS bestimmten Position werden Daten über die Positionsveränderung des Fahrzeugs berücksichtigt.
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In der
US 7 483 789 B1 wird ein Verfahren für sich ergänzende Navigationsgeräte mit verschiedenen integrierten Positionierungsfunktionen beschrieben. Die erste Navigationsvorrichtung enthält eine Triangulationspositionierungsfunktionalität. Die zweite Navigationsvorrichtung ist zur Kommunikation mit der ersten Navigationsvorrichtung geeignet und enthält eine oder mehrere Koppelnavigationskomponenten. Eine Positionsbestimmung erfolgt unter Verwendung der Koppelnavigationskomponenten in Ergänzung zur Triangulationspositionierungsfunktionalität.
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Die
DE 10 2005 001 399 A1 beschreibt ein Fahrzeugnavigationssystem mit einem tragbaren Navigationsgerät. Dynamische Fahrzeugdaten werden von einem Fahrzeug an das Navigationsgerät übertragen. Koppeldaten können über eine bidirektionale Datenschnittstelle vom Fahrzeug angefordert werden, beispielsweise, wenn diese nicht oder nicht vollständig übertragen werden.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und ein System zum Erfassen der geographischen Position eines Fahrzeugs bereitzustellen, bei denen die Ressourcen des Fahrzeugs und des mobilen Nutzergeräts möglichst effizient für das Erreichen hoher Präzision genutzt werden können.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und ein System mit den Merkmalen des Anspruchs 8 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der eingangs genannten Art werden durch eine Erfassungseinheit des Fahrzeugs Bewegungsdaten des Fahrzeugs erfasst und es werden anhand der Bewegungsdaten des Fahrzeugs Positionsergänzungsdaten erzeugt. Durch eine Positionsbestimmungseinheit eines mobilen Nutzergeräts werden Rohdaten zur Positionsbestimmung erfasst. Die Positionsergänzungsdaten werden vom Fahrzeug an das mobile Nutzergerät übertragen und durch eine Recheneinheit des mobilen Nutzergeräts wird anhand der Rohdaten und der Positionsergänzungsdaten die geographische Position des Fahrzeugs bestimmt.
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Es werden dadurch vorteilhafterweise Funktionalitäten des Fahrzeugs und des mobilen Nutzergeräts kombiniert und zur präzisen Bestimmung der Position des Fahrzeugs genutzt. Beispielsweise ermöglicht dies eine Plausibilitätsprüfung, bei der Abweichungen zwischen vom mobilen Nutzergerät und vom Fahrzeug erfassten Daten überprüft werden. Insbesondere kann die Positionsbestimmungseinheit des mobilen Nutzergeräts ein von dem Fahrzeug unabhängiges System zur Positionsbestimmung nutzen, beispielsweise das Satellitennavigationssystem „Global Positioning System“ (GPS) oder ähnliche Systeme sowie lokal verfügbare Einrichtungen zur Positionsbestimmung. Mittels dieser Systeme werden zunächst Rohdaten erfasst, die - abhängig von dem jeweiligen System - Fehlerquellen aufweisen können, etwa durch Rauschen oder eingeschränkte Verfügbarkeit des verwendeten Signals.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht insbesondere, ein solches System zur Positionsbestimmung zu nutzen, ohne dass eine entsprechende Einrichtung im Fahrzeug fest vorhanden sein muss. Beispielsweise kann ein GPS-basiertes Navigationssystem des mobilen Nutzergeräts verwendet werden, ohne dass ein entsprechender Empfänger im Fahrzeug verbaut sein muss. Da ein großer Teil etwa der handelsüblichen modernen Mobiltelefone über ein integriertes System zur Positionsbestimmung verfügt, kann ein doppelter Aufwand vermieden werden und es können die damit verbundenen Kosten eingespart werden.
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Die anhand der Rohdaten ermittelten Informationen können nun erfindungsgemäß durch Bewegungsdaten des Fahrzeugs ergänzt werden, sodass mehr Daten für eine genaue Bestimmung der Position zur Verfügung stehen. Insbesondere kann auf diese Weise berücksichtigt werden, dass sich die Position des Fahrzeugs während der Fahrt kontinuierlich ändert und daher auch die Positionsbestimmung ständig aktualisiert werden muss. Zur Erfassung relevanter Daten steht in Fahrzeugen typischerweise eine Vielzahl von Sensoren und Erfassungseinrichtungen bereits zur Verfügung, wobei die Daten dieser Einrichtungen in modernen Fahrzeugen auch elektronisch vorliegen und verarbeitet werden können. Es müssen also keine weiteren Sensoren im Fahrzeug verbaut werden, um das erfindungsgemäße Verfahren zu implementieren.
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Bei Anwendungen, die Daten über die Position des Fahrzeugs verarbeiten, können an sich bekannte Verfahren verwendet werden, um die genaue Position des Fahrzeugs relativ zu einer Karte zu ermitteln. Beispielsweise kann ein Kartenabgleich (map matching) durchgeführt werden, um zu ermitteln, auf welchem Weg eines digital erfassten Wegenetzes sich das Fahrzeug befindet, selbst wenn die ermittelte Position nicht exakt mit den Positionsdaten des erfassten Wegenetzes übereinstimmt.
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Bei einer Ausbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfassen die Positionsergänzungsdaten eine Geschwindigkeit, eine Bewegungsrichtung und/oder eine Bewegungsrichtungsänderung des Fahrzeugs.
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Dadurch kann die erfasste Position des Fahrzeugs ständig an die Veränderung während der Fahrt angepasst werden. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn zu einem Zeitpunkt keine oder unzureichende weitere Rohdaten zur Positionsbestimmung erfasst werden, beispielweise bei der Bewegung in Bereichen mit eingeschränktem Empfang benötigter externer Signale. Die genannte Liste der Bewegungsdaten ist dabei nicht abschließend zu verstehen. Insbesondere können bei dem Verfahren alle Bewegungsdaten des Fahrzeugs verwendet werden, die eine verbesserte Qualität der Positionsbestimmung ermöglichen.
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Bei einer Weiterbildung wird anhand der Positionsergänzungsdaten ein Koppelnavigationsverfahren (dead reckoning) durchgeführt. Dadurch kann vorteilhafterweise die Position des Fahrzeugs ausgehend von einem Referenzpunkt anhand der Bewegungsdaten bestimmt werden.
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Die Koppelnavigation kann dabei durch das mobile Nutzergerät oder das Fahrzeug durchgeführt werden. Die Bewegungsdaten des Fahrzeugs beschreiben hierzu, mit welcher Geschwindigkeit sich das Fahrzeug in welche Richtung bewegt beziehungsweise wie sich die Bewegungsrichtung des Fahrzeugs ändert. Diese Änderung kann insbesondere als Winkelgeschwindigkeit angegeben werden. Auf diese Weise kann der Verlauf der Trajektorie des Fahrzeugs laufend bestimmt werden, wobei die Präzision unter anderem von der Genauigkeit der Bestimmung der Ausgangsposition, der Geschwindigkeit und der Richtungsänderung abhängt.
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Die Auswertung der Bewegungsdaten im Rahmen einer Koppelnavigation kann durch das mobile Nutzergerät durchgeführt werden, wobei in diesem Fall die übertragenen Positionsergänzungsdaten entsprechende Informationen umfassen. Ferner können die Daten bereits durch das Fahrzeug so aufbereitet werden, dass die Positionsergänzungsdaten höher verarbeitete Informationen umfassen. Es sind ferner Kombinationen denkbar, bei denen sowohl rohe, als auch verarbeitete Daten an das mobile Nutzergerät übertragen werden.
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Bei einer weiteren Ausbildung umfassen die Positionsergänzungsdaten ferner eine Ausrichtung des Fahrzeugs, eine Lage des Fahrzeugs und/oder eine Fahrspur. Dadurch kann vorteilhafterweise die Genauigkeit der Positionsbestimmung weiter erhöht werden.
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Beispielsweise können Daten über die Fahrspur mittels eines Bildverarbeitungssystems des Fahrzeugs erfasst werden. Diese Information kann etwa für Navigationsanwendungen von Bedeutung sein, wenn dem Nutzer rechtzeitig die Notwendigkeit eines Wechsels der Fahrspur signalisiert werden soll. Auch die Ausrichtung des Fahrzeugs kann in diesem Zusammenhang etwa einen bevorstehenden oder gerade durchgeführten Wechsel der befahrenen Fahrspur anzeigen. Auch die Lage des Fahrzeugs, etwa eine Schräge bei ansteigender Fahrbahn, kann durch eine Anwendung des mobilen Nutzergerätes ausgewertet werden.
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Erfindungsgemäß werden Anfragedaten von dem mobilen Nutzergerät an das Fahrzeug übertragen und die Bewegungsdaten und Positionsergänzungsdaten werden in Abhängigkeit von den Anfragedaten erfasst, verarbeitet und erzeugt und an das mobile Nutzergerät übertragen.
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Dadurch kann vorteilhafterweise die Übertragung der Positionsergänzungsdaten durch das mobile Nutzergerät bei Bedarf angefragt werden. Es findet daher zum Beispiel kein unnötiger Datenaustausch statt, der das System unnötig belasten würde. Anhand der Anfrage kann beispielsweise ein Zeitpunkt definiert werden, auf den sich die Anfrage bezieht und durch den die Erfassung der Daten durch das Fahrzeug und das mobile Nutzergerät synchronisiert werden kann.
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Bei einer Weiterbildung werden Ergänzungs-Mobildaten durch das mobile Nutzergerät erfasst und die geographische Position wird ferner anhand der Ergänzungs-Mobildaten erzeugt. Es können so vorteilhafterweise weitere Daten des mobilen Nutzergeräts zur Positionsbestimmung erfasst und genutzt werden. Beispielsweise können Informationen von anderen Einrichtungen erfasst werden, etwa die Verfügbarkeit lokaler Drahtlosnetzwerke, die eine Positionsbestimmung ermöglichen können. Ferner können Informationen von einem externen Server abgerufen werden, etwa mittels einer von dem mobilen Nutzergerät hergestellten Verbindung zu einem Netzwerk wie dem Internet.
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Bei einer Ausbildung umfassen die Positionsergänzungsdaten eine geographische Position. Dadurch kann vorteilhafterweise bereits durch das Fahrzeug eine weitgehende Positionsbestimmung vorgenommen werden, etwa durch ein bereits vorhandenes Positionsbestimmungsmodul des Fahrzeugs.
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Diese Daten können von dem mobilen Nutzergerät etwa genutzt werden, um eine Plausibilitätsprüfung durchzuführen, wobei die durch das mobile Nutzergerät ermittelte Position mit der übertragenen Position verglichen wird. Dies kann die Sicherheit der Positionsbestimmung erhöhen und etwa Aufschluss darüber geben, welches der Systeme zuverlässigere und/oder genauere Daten liefert.
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Bei einer weiteren Ausbildung wird die durch die Recheneinheit des mobilen Nutzergeräts bestimmte geographische Position an das Fahrzeug übertragen. Dies erlaubt vorteilhafterweise eine Nutzung der Positionsbestimmung im Fahrzeug. Insbesondere können so Funktionalitäten des mobilen Nutzergerätes für das Fahrzeug genutzt werden. Dies ist auch daher vorteilhaft, weil das mobile Nutzergerät leicht aktualisiert, ausgetauscht oder ergänzt werden kann.
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Bei dem erfindungsgemäßen System der eingangs genannten Art umfasst das Fahrzeug eine Erfassungseinheit und eine Verarbeitungseinheit, wobei durch die Erfassungseinheit Bewegungsdaten des Fahrzeugs erfassbar sind und durch die Verarbeitungseinheit anhand der Bewegungsdaten des Fahrzeugs Positionsergänzungsdaten erzeugbar sind. Dabei ist ferner in dem Fahrzeug ein mobiles Nutzergerät angeordnet, das eine Positionsbestimmungseinheit umfasst, durch die Rohdaten zur Positionsbestimmung erfassbar sind. Dabei sind die Positionsergänzungsdaten vom Fahrzeug an das mobile Nutzergerät übertragbar und es ist durch eine Recheneinheit des mobilen Nutzergeräts anhand der Rohdaten und der Positionsergänzungsdaten die geographische Position des Fahrzeugs bestimmbar. Von dem mobilen Nutzergerät sind Anfragedaten an das Fahrzeug übertragbar und die Bewegungsdaten und Positionsergänzungsdaten sind in Abhängigkeit von den Anfragedaten erfassbar, verarbeitbar und erzeugbar und an das mobile Nutzergerät übertragbar.
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Das erfindungsgemäße System ist insbesondere ausgebildet, das vorstehend beschriebene erfindungsgemäße Verfahren zu implementieren. Das System weist somit dieselben Vorteile auf wie das erfindungsgemäße Verfahren.
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Bei einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Systems umfasst die Erfassungseinheit zumindest einen Lenksensor, eine Raddrehzahlsensor und/oder einen Niveausensor. Dadurch können vorteilhafterweise die für eine Koppelnavigation notwendigen Daten durch Einrichtungen des Fahrzeugs erfasst werden. Die an das mobile Nutzergerät übertragenen Positionsergänzungsdaten können in diesem Fall die von den Sensoren erfassten Daten in roher oder verarbeiteter Form umfassen.
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Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels mit Bezug zu den Zeichnungen erläutert.
- 1 und 2 zeigen ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems und
- 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Mit Bezug zu den 1 und 2 wird ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Systems erläutert.
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Ein mobiles Nutzergerät 2, im dargestellten Fall ein Mobiltelefon 2, ist in einem Fahrzeug 1 angeordnet. Das Mobiltelefon 2 ist datentechnisch mittels einer Funkschnittstelle 2a wenigstens zeitweise mit einer Funkschnittstelle 1a des Fahrzeugs 1 verbunden. Ein Nutzer hält das Mobiltelefon 2 in der Hand 10, allerdings kann auch eine Halterung, vorgesehen sein, beispielsweise eine Dockingstation, die auch die Möglichkeit eines kabelgebundenen Anschlusses des Mobiltelefons 2 an das Fahrzeug 1 bereitstellen kann.
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In dem Mobiltelefon 2 ist eine Positionsbestimmungseinheit 5 integriert, in dem dargestellten Fall ein Satellitennavigationsmodul, welches Signale des globalen Positionsbestimmungssystems GPS nutzt, um Rohdaten einer Positionsbestimmung zu erfassen. Die Qualität und Vollständigkeit der so erfassten Daten ist insbesondere davon abhängig, wie gut Signale von mehreren Satelliten empfangen werden können.
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Das Fahrzeug 1 umfasst eine Erfassungseinheit 3 mit einem Lenksensor 3a, einem Raddrehzahlsensor 3b und einem Niveausensor 3c. Mittels dieser Sensoren sind Bewegungsdaten des Fahrzeugs 1 erfassbar, insbesondere zur aktuellen Geschwindigkeit, zu Veränderungen der Bewegungsrichtung und der Lage des Fahrzeugs 1. Die Erfassungseinheit 3 ist mit einer Verarbeitungseinheit 4 gekoppelt, die von der Erfassungseinheit 3 erfasste Daten verarbeitet und Positionsergänzungsdaten erzeugt, die dann über die Funkschnittstellen 1a und 2a an das Mobiltelefon 2 übertragen werden können.
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Mit Bezug zu 3 wird ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens erläutert. Dabei wird davon ausgegangen, dass das Verfahren mittels des oben mit Bezug zu den 1 und 2 beschriebenen Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Systems ausgeführt wird.
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In einem ersten Schritt 31 werden durch die Sensoren 3a, 3b, 3c der Erfassungseinheit 3 des Fahrzeugs 1 Bewegungsdaten des Fahrzeugs 2 erfasst. Dies sind im dargestellten Beispiel Daten des Lenksensors 3a, des Raddrehzahlsensors 3b und des Niveausensors 3c. Diese Daten beschrieben insbesondere die Fahrtgeschwindigkeit des Fahrzeugs 2 sowie Änderungen der Bewegungsrichtung.
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In einem weiteren Schritt 32 werden die so erfassten Daten zu Positionsergänzungsdaten verarbeitet. Diese weisen insbesondere ein Datenformat auf, das einfach an andere Geräte übertragen und von diesen ausgewertet werden kann, ferner kann eine Kompression und/oder Vorverarbeitung erfolgen. Die so erfassten und vorverarbeiteten Daten werden an das Mobiltelefon 2 übertragen.
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Parallel werden in einem Schritt 33 mittels der Positionsbestimmungseinheit 5 des Mobiltelefons 2 Rohdaten zur Positionsbestimmung erfasst, im dargestellten Fall durch ein Satellitennavigationsmodul. Die Rohdaten weisen system- und implementierungsbedingt Rauschen und Ungenauigkeiten auf, etwa weil der Empfang von Signalen von außerhalb des Fahrzeugs 1 durch die Karosserie beeinträchtigt ist. Ferner können äußere Umstände, etwa eine Fahrt durch einen Tunnel, Einfluss auf den Signalempfang haben.
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Die in Schritt 33 erfassten Rohdaten zur Positionsbestimmung werden in einem weiteren Schritt 34 verarbeitet, wobei hier eine erste, nicht optimierte Position bestimmt wird. Diese nicht optimierte Position wird nun in einem weiteren Schritt 35 optimiert, wobei die vom Fahrzeug 1 empfangenen Positionsergänzungsdaten berücksichtigt werden. Im dargestellten Fall wird anhand der Positionsergänzungsdaten eine Koppelnavigation (dead reckoning) durchgeführt, wobei von einem Referenzpunkt ausgehend der anhand der Bewegungsdaten des Fahrzeugs 1 erfasste Bewegungsablauf berechnet wird. Das heißt, die Trajektorie des Fahrzeugs 1 wird anhand der Daten über die Geschwindigkeit und Fahrtrichtung, beziehungsweise Änderungen der Fahrtrichtung, ermittelt. Es wird also im Schritt 35 die geographische Position des Fahrzeugs anhand möglichst aller zur Verfügung stehender Daten bestimmt und optimiert.
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In einem weiteren Schritt 36 wird die zuvor bestimmte geographische Position des Fahrzeugs 1 ausgegeben, beispielsweise durch eine Anwendung des Mobiltelefons 2. Diese Anwendung kann verschiedenste Aufgaben erfüllen, etwa als Navigationsanwendung und bei der Routenplanung, im Rahmen einer Anzeige von Daten über die Umgebung der Position des Fahrzeugs oder zur Bestimmung des geographischen Kontextes für andere Anwendungen.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel besteht eine bidirektionale Verbindung zwischen den Funkschnittstellen 1a, 2a des Fahrzeugs 1 und des Mobiltelefons 2. Die Bewegungsdaten und Positionsergänzungsdaten werden erfindungsgemäß in Abhängigkeit von einer Anfrage erfasst und verarbeitet, wobei die Anfrage in dem weiteren Ausführungsbeispiel durch die Recheneinheit 6 des Mobiltelefons 2 erzeugt wird. Beispielsweise kann so ein Zeitpunkt vorgegeben werden, auf den sich die Positionsbestimmungsdaten beziehen, oder es kann eine bestimmte Verarbeitung der von den Sensoren 3a, 3b, 3c erfassten Daten bei der Erzeugung der Positionsergänzungsdaten angefordert werden.
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Insbesondere kann in einem Ausführungsbeispiel die Durchführung der Koppelnavigation bereits im Fahrzeug 1 erfolgen und die Positionsergänzungsdaten können Daten umfassen, die mittels dieser Koppelnavigation bestimmt wurden. Die Positionsergänzungsdaten können insbesondere auch sowohl Rohdaten als auch zu verschiedenen Graden verarbeitete Daten umfassen. Die Recheneinheit 6 des Mobiltelefons 2 kann dann so gebildet sein, dass sowohl auf die Ergebnisse bereits zuvor durchgeführter Berechnungen zurückgegriffen werden kann und eigene Berechnungen durchgeführt werden können, etwa zur Ermittlung weiterer Informationen, zur Plausibilitätsprüfung oder zur Anwendung eines anderen Verfahrens zur Positionsbestimmung.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel wird die im Schritt 36 ausgegebene geographische Position an das Fahrzeug 1 übertragen. Beispielsweise können so die einem Navigationssystem des Fahrzeugs 1 zur Verfügung stehenden Daten optimiert und/oder ergänzt werden.
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Zusätzlich oder alternativ kann das Fahrzeug 1 eine eigene Einrichtung zur Bestimmung der geographischen Position umfassen. Auf diese Weise kann die Optimierung mittels der Bewegungsdaten zweifach durchgeführt werden, nämlich sowohl im Fahrzeug 1 mit Bezug zu dessen eigenen Positionsdaten, als auch im Mobiltelefon 2 mit Bezug zu den von der Positionsbestimmungseinheit 5 erfassten Rohdaten. Die Positionsergänzungsdaten umfassen in diesem Fall auch die vom Fahrzeug bestimmte Position. Es kann nun beispielsweise ein Vergleich zur Prüfung der Plausibilität durchgeführt werden, was die Sicherheit der Positionsbestimmung erhöhen kann. Ferner kann damit Redundanz für die Positionsbestimmung erreicht werden, da diese für viele Funktionen des Fahrzeugs 1 und/oder des Mobiltelefons 2 zentral sein kann und möglicherweise auch sicherheitsrelevant ist. Zudem kann eine erhöhte Genauigkeit erreicht werden, indem die Positionsergänzungsdaten auch die von dem Fahrzeug 1 selbst erfassten Position umfassen.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel werden von weiteren Sensoren des Fahrzeugs 1 Daten erfasst und an das Mobiltelefon 2 übertragen. Insbesondere kann dies ein Sensor für die Fahrspur des Fahrzeugs 1 sein. Anhand der Daten dieses Sensors kann die Position des Fahrzeugs 1 auf einer befahrenen Straße genauer spezifiziert werden. Die so zur Verfügung stehenden Informationen können zur weiteren Optimierung der Positionsbestimmung anhand der Rohdaten zur Positionsbestimmung dienen und für Anwendungen des Mobiltelefons 2, etwa eine Navigationsanwendung, verwendet werden.
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Ferner kann das Mobiltelefon 2 neben der Positionsbestimmungseinheit 5 auch weitere Erfassungseinrichtungen umfassen. Beispielsweise können drahtlose Netzwerke in der Umgebung detektiert werden, was durch einen Abgleich mit einer geeigneten Datenbank eine weitere Positionsbestimmung erlauben kann. Ferner kann auf Daten weiterer externer Einrichtungen zugegriffen werden, beispielweise über eine Verbindung mit dem Internet. In diesem Fall können etwa Daten eines externen Servers zur Optimierung der Rohdaten zur Positionsbestimmung verwendet und von Anwendungen des Mobiltelefons 2 verarbeitet werden. Diese ergänzenden Daten des Mobiltelefons 2 können geographische Informationen umfassen, sind jedoch nicht auf diese beschränkt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeug
- 1a
- Funkschnittstelle des Fahrzeugs
- 2
- Mobiles Nutzergerät; Mobiltelefon
- 2a
- Funkschnittstelle des Mobiltelefons
- 3
- Erfassungseinheit
- 3a
- Lenksensor
- 3b
- Raddrehzahlsensor
- 3c
- Niveausensor
- 4
- Verarbeitungseinheit
- 5
- Positionsbestimmungseinheit
- 6
- Recheneinheit
- 10
- Hand des Nutzers
- 31
- Erfassen von Bewegungsdaten
- 32
- Erzeugung von Positionsergänzungsdaten
- 33
- Erfassen von Rohdaten zur Positionsbestimmung
- 34
- Auswertung der Rohdaten zur Positionsbestimmung
- 35
- Bestimmung der geographischen Position
- 36
- Ausgabe der geographischen Position