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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Röntgensystems zur Untersuchung eines Objektes. Darüber hinaus betrifft die Erfindung ein solches Röntgensystem.
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Bei der Untersuchung eines Objektes mit Hilfe eines Röntgensystems durch Erzeugung von Durchleuchtungsbildern ist es aus verschiedenen Gründen notwendig, zwischen relevanten und nichtrelevanten Bildinhalten zu unterscheiden. Eine solche Unterscheidung ist einerseits von Bedeutung für die Anpassung der zum Durchstrahlen des Objektes verwendeten Strahlendosis. Andererseits ist eine solche Unterscheidung bei der Bildverarbeitung (Bildnachverarbeitung) der Durchleuchtungsbilder wichtig.
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Das Signal-Rausch-Verhältnis, mit dem ein sich im Strahlengang befindliches Objekt auf einen Detektor abgebildet wird, ist proportional zur transmittierten Strahlendosis. Die am Bildempfänger (Röntgendetektor) gemessene Dosis ist somit ein indirektes Maß für die Bildqualität und wird häufig als Sollgröße für die Dosisregelung vorgegeben. Bei Systemen ohne detektorseitiger Ionisationskammer wird die Strahlendosis üblicherweise direkt aus den aufgenommenen Bilddaten (Grauwerten) errechnet. Dies ist möglich, da in digitalen Röntgensystemen die unverarbeiteten Bilddaten direkt proportional zur absorbierten Strahlendosis sind.
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Da die Bilddaten häufig neben anatomischen Informationen auch Bereiche ohne klinische Relevanz enthalten, z. B. Direktstrahlung oder Metallobjekte, muss entschieden werden, welche Bildbereiche zur Berechnung der Strahlendosis herangezogen werden sollen. Vorteilhafterweise werden nur solche Bildbereiche, die relevante Bildinhalte aufweisen, zur Dosisberechnung und in der Folge zur Regelung der Strahlendosis herangezogen. Die Dosisregelung beruht dann auf einer Ermittlung des Grauwertes in einer festgelegten ROI (region of interest). Hierbei wird die Intensität der Röntgenstrahlung so gesteuert, dass sich ein konstanter Mittelwert ergibt.
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Unabhängig von einer Dosisberechnung müssen die Bilddaten der Durchleuchtungsbilder auch so aufbereitet werden, dass relevante Informationen (bei medizinischen Röntgensystemen z. B. klinisch relevante Informationen) optimal für den Anwender dargestellt werden. Dabei ist es ein häufiges Problem, dass auch die anatomischen, potentiell klinisch relevanten Daten einen großen Grauwertbereich abdecken, der dem Anwender nicht als Ganzes optimal präsentiert werden kann. Daher muss auch bei der Bildverarbeitung eine Auswahl relevanter Bildbereiche in dem Durchleuchtungsbild stattfinden, die im Anschluss daran für den Anwender optimal aufbereitet werden.
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Moderne digitale Röntgensysteme setzen eines oder mehrere der folgenden Verfahren der automatischen Bildbewertung ein, um zwischen relevanten Bildinhalten (z.B. klinisch relevanter Anatomie) und anderen Bildinhalten zu unterscheiden.
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Bei einem ersten Verfahren kommen feste Messfelder zum Einsatz. Dabei werden statische Bildbereiche bezogen auf die Bildmatrix festgelegt, die zur Bestimmung der Strahlendosis ausgewertet werden. Der Anwender kann für eine korrekte Dosisregelung und Bildverarbeitung dadurch sorgen, dass er die Strahlengeometrie so einstellt, dass der interessierende Teil des Objektes auf diesen Bildbereich abgebildet wird. Der Hauptnachteil dieser Methode besteht darin, dass der Anwender in seinem Workflow eingeschränkt ist, insbesondere hinsichtlich der Positionierung von Objekt und Röntgensystem.
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Neben dieser positionsabhängigen Objektbewertung wird als zweites Verfahren eine Histogramm-Regelung angewendet. Hierbei werden unter Verwendung eines Histogramms von den aufgenommenen Bilddaten relevante und nichtrelevante Grauwertbereiche dynamisch und mit Hilfe vorher definierter Regeln ermittelt. Ziel ist es, eine positionsunabhängige Objektbewertung sicherzustellen. Die Histogramm-Regelung kann bei speziellen klinischen Anwendungen, z. B. laterale HWS, oder Objekten, z. B. sehr großen Metallimplantaten, eine richtige Bewertung des Bildes nicht gewährleisten. Es besteht dann das Risiko, dass die falschen Bildinhalte als relevant eingestuft werden und somit Dosisregelung und/oder Bildverarbeitung nicht korrekt ausgeführt werden.
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Als drittes Verfahren kann eine manuelle Regelung vorgesehen sein. Dabei werden dem Anwender Bedienelemente angeboten, mit Hilfe derer der Anwender die Parameter (Strom, Spannung) der Röntgeneinrichtung direkt beeinflussen kann, um eine Über- oder Unterbelichtung seitens der automatischen Bildbewertung zu korrigieren. Nachteile dieser Methode sind die Fehleranfälligkeit bei einer Fehlinterpretation des Anwenders, die schlechte Bedienbarkeit sowie die häufig nicht optimale Kopplung an die Bildverarbeitung.
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Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass aufgrund der großen Bandbreite von möglichen klinischen Anwendungen und Objekten es nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine automatisierte Bildbewertung mit Hilfe der oben beschriebenen Verfahren, einschließlich einer etwaigen manuellen Korrektur, fehlschlägt. Dies kann sowohl bei der Ermittlung der relevanten Bildinhalte für die Dosisregelung als auch für die Bildverarbeitung geschehen. Die möglichen Konsequenzen einer Fehlbewertung sind unter anderem eine erhöhte Dosisbelastung für das Objekt und das Bedienpersonal und eine schlechte Bildqualität aufgrund von Unter- oder Überbelichtung der relevanten Strukturen bzw. aufgrund von nicht optimaler Aufbereitung der Bilddaten durch die Bildverarbeitung.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Betrieb eines Röntgensystems, insbesondere die Dosisregelung und/oder die Bildverarbeitung zu optimieren. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 bzw. durch ein Röntgensystem nach Anspruch 7 gelöst. Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die im Folgenden im Zusammenhang mit dem Verfahren erläuterten Vorteile und Ausgestaltungen gelten sinngemäß auch für das erfindungsgemäße Röntgensystem und umgekehrt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betrieb eines Röntgensystems zur Untersuchung eines Objektes umfasst die folgenden Schritte: Durchstrahlen des zu untersuchenden Objektes und Erzeugen einer Anzahl von Durchleuchtungsbildern des Objektes, Auswählen wenigstens eines relevanten Bildbereiches eines Durchleuchtungsbildes, und Durchführen einer bildbasierten Dosisregelung der zum Durchstrahlen des Objektes verwendeten Strahlendosis unter Verwendung des ausgewählten Bildbereiches und/oder Durchführen einer Bildverarbeitung unter Verwendung des ausgewählten Bildbereiches. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass das Auswählen des wenigstens einen relevanten Bildbereiches des Durchleuchtungsbildes durch einen Anwender des Röntgensystems erfolgt.
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Das erfindungsgemäße Röntgensystem zur Untersuchung eines Objektes umfasst demnach eine Röntgenstrahlungsquelle zum Durchstrahlen des zu untersuchenden Objektes, einen Röntgendetektor zum Erzeugen einer Anzahl von Durchleuchtungsbildern des Objektes, eine Auswahleinheit zum Auswählen wenigstens eines relevanten Bildbereiches eines Durchleuchtungsbildes sowie eine Dosisregelungseinheit zum Durchführen einer bildbasierten Dosisregelung und/oder eine Bildverarbeitungseinheit, und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Auswahleinheit zum Auswählen des wenigstens einen relevanten Bildbereiches des Durchleuchtungsbildes durch einen Anwender des Röntgensystems ausgebildet ist.
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Welche Bildbereiche als relevant gelten, ist von dem Untersuchungszweck abhängig. Bei klinischen Diagnostiksystemen kommen beispielsweise als relevante Bildbereiche solche Bildbereiche in Betracht, in denen klinisch relevante Anatomie abgebildet ist.
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Wenn allgemein von dem Auswählen eines relevanten Bildbereiches durch den Anwender die Rede ist, dann kann dieses Auswählen im einfachsten Fall durch ein Markieren von Bildbereichsgrenzen erfolgen. So kann beispielsweise ein bestimmter Bildbereich (ROI) mit Hilfe eines Polygonzuges von dem Anwender markiert werden. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt das Auswählen des Bildbereiches durch ein Auswählen eines Bildinhalts in einem auf einem Bildwiedergabegerät angezeigten Durchleuchtungsbild, im Sinne eines Kennzeichnens, Markierens bzw. Bestimmens einer lokalen Struktur als ROI.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung muss hierzu lediglich ein Punkt des interessierenden Bildinhalts, insbesondere einer in dem Durchleuchtungsbild abgebildeten lokalen Struktur, ausgewählt werden. Dieser Punkt bildet dann das Zentrum eines von dem Röntgensystem automatisch erzeugten vordefinierten Bildbereiches, welcher in Form und Größe bestimmbar ist.
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Das Auswählen des Punktes kann durch Berührung eines berührungssensitiven Bildwiedergabegerätes oder auf andere geeignete Weise durch Berührung erfolgen. In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt eine berührungslose Auswahl des Punktes, vorzugsweise unter Anwendung eines Eye-Tracking-Verfahren.
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Eine Markierung eines interessierenden Bildinhalts durch die Definition eines Bildbereiches mit Hilfe eines Polygonzuges oder auf ähnliche Art und Weise findet vorzugsweise Anwendung im Bereich der Befundung, während bei dynamischeren Anwendungen, wie beispielsweise im OP-Bereich, ein Touch-System vorteilhaft ist oder aber die Bedienung unmittelbar vom Operateur mit Hilfe des Eye-Tracking-Verfahrens erfolgt.
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Das Durchführen der Dosisregelung erfolgt zum Erzeugen idealer Bilddaten, insbesondere hinsichtlich Kontrast und Helligkeit. Das Durchführen einer Bildverarbeitung erfolgt zum Erzeugen eines einem Anwender des Röntgensystems anzuzeigenden, optimierten Bildes des Objektes. Hierzu erfolgt eine Bildverarbeitung wenigstens eines Bereiches wenigstens eines der Anzahl der Durchleuchtungsbilder.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung bedeutet ein Durchführen der Dosisregelung bzw. der Bildverarbeitung unter Verwendung des ausgewählten Bildbereiches, dass die Dosisregelung bzw. die Bildverarbeitung auf den ausgewählten Bildbereich optimiert wird. Mit anderen Worten erfolgt nach der Auswahl eines bestimmten relevanten Bildbereiches eine auf diesen Bildbereich optimierte Dosisregelung und/oder Bildverarbeitung. Eine solche Optimierung kann beispielsweise durch Weglassen anderer Bildbereiche erfolgen oder aber durch ein unterschiedliches Gewichten der verschiedenen Bildbereiche, um zu bestimmen, welchen Einfluss ein Bildbereich auf das Ergebnis der Dosisregelung bzw. der Bildverarbeitung hat.
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Eine Anpassung der Strahlendosis bzw. eine bestimmte Art und Weise der Bildverarbeitung wirkt sich in der Folge automatisch auf weitere Bildbereiche mit vergleichbaren bzw. ähnlichen Bildinhalten aus.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Auswirkung der Optimierung der Dosisregelung bzw. der Bildverarbeitung anhand einer Anzahl bestimmter Eigenschaften des ausgewählten Bildbereiches oder anders ausgedrückt anhand definierter Ähnlichkeitskriterien auf weitere Bildbereiche vergleichbaren oder ähnlichen Bildinhalten ausgedehnt. Hierzu werden auf der Grundlage bestimmter Eigenschaften der lokalen Strukturen vergleichbare Strukturen im gesamten Bild gesucht und anschließend mitoptimiert.
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Bei diesen Eigenschaften kann es sich z. B. um die lokale Verteilung der Grauwerte handeln. Suchkriterien sind dann beispielsweise Minimum/Maximum-Werte, Mittelwerte, Standardabweichungen usw., wobei auch Histogramm-basierte Vergleiche möglich sind. Vergleichbare Strukturen können auch anhand ihrer zweidimensionalen Struktur bestimmt werden, beispielsweise durch Vergleich der 2D-Spektren der enthaltenen Ortsfrequenzen. Die Suche vergleichbarer Strukturen kann auch anhand der dargestellten Form erfolgen, so können beispielsweise anatomische Formen (ähnliche Rippen, Wirbel usw.) bzw. künstliche Formen (beispielsweise Implantate) unterschieden werden. Andere Struktureigenschaften beziehen sich auf die Größe der lokalen Struktur (deren Ausdehnung in Pixeln), deren Zugehörigkeit zum Skelett als primäre Struktur, oder unter Verwendung von anderen aus dem Bild ersichtlichen Eigenschaften wie Konturen und Vorzugsrichtungen. Ebenfalls möglich ist es, vergleichbare Strukturen anhand zeitlicher Veränderungen zu bestimmen, beispielsweise unter Einsatz einer 3D-Analyse der Spektren, der Änderung der Grauwerte je Zeiteinheit oder der Bewegungsrichtung.
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Mit der vorliegenden Erfindung wird dem Anwender des Röntgensystems eine bildbasierte Möglichkeit gegeben, die Dosisregelung und/oder die Bildverarbeitung auf einen interessanten Bereich zu optimieren. Die durch die Erfindung vorgeschlagene manuelle Auswahl relevanter Bereiche erfolgt vorzugsweise anstelle einer maschinellen Bildbewertung mit regalbasierter Bildbereichsauswahl. Die vorgeschlagene manuelle Auswahl kann jedoch auch im Anschluss an eine solche automatisierte Bildbewertung stattfinden, um eine fehlgeschlagene Bildbewertung möglichst einfach korrigieren zu können.
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Mit anderen Worten kann die von der Erfindung vorgeschlagene manuelle Auswahl eines relevanten Bildbereiches die aus dem Stand der Technik bekannte automatische Bildbewertung, beispielsweise mittels der drei oben beschriebenen Verfahren, ersetzen oder aber die automatische Bildbewertung durch eine manuelle Vorauswahl relevanter Bildbereiche ergänzen. In letzteren Fall muss sich der anschließende Automatismus nicht mehr auf das gesamte Durchleuchtungsbild, also sämtliche Bildbereiche des Durchleuchtungsbildes beziehen. Stattdessen werden durch die manuelle Vorauswahl von vorne herein uninteressante, nicht relevante Bereiche abgewählt. Die automatische Bildbewertung erfolgt nur noch für die manuell ausgewählten Bildbereiche, gegebenenfalls zuzüglich der automatisch mitausgewählten Bildbereiche mit ähnlichen Bildinhalten.
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Gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren ergeben sich mehrere Vorteile. Besonders vorteilhaft ist es, dass die Anwendung der Erfindung keine Einschränkung des (klinischen) Workflows zur Folge hat, da die Methode die bereits vorhandenen automatischen Bildbewertungsverfahren ergänzt, also parallel zu den anderen Verfahren angeboten und/oder durchgeführt werden kann. Ein weiterer wesentlicher Vorteil liegt in der einfachen, intuitiven Bedienbarkeit des in seiner Funktionalität hinsichtlich der Dosisregelung und/oder hinsichtlich der Bildverarbeitung ergänzten Röntgensystems. Die Selektion des bekannten Bildinhalts in einem Bild kann intuitiv und schnell durchgeführt werden, insbesondere wenn die Auswahl über eine Markierung der Mitte einer interessanten Struktur und eine vordefinierte ROI erfolgt.
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Ein weiterer wesentlicher Vorteil liegt in der Vermeidung einer unnötigen Strahlenbelastung von Objekt (Patient) und Bedien- und/oder Klinikpersonal. Eine einmalige Auswahl des relevanten Objektes kann eine wiederholte Fehlauswertung des Bildes in aufeinanderfolgenden Strahlungssequenzen verhindern und somit unnötige Strahlung (beispielsweise durch Unter- oder Überbelichtung) vermeiden.
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Eine vollautomatisierte Lösung zum Auffinden der relevanten Bildbereiche mit Hilfe der aus dem Stand der Technik bekannten und oben beschriebenen Verfahren ist schwierig, insbesondere bei einer dynamischen Bildgebung, wie beispielsweise während einer Operation. In einem ungünstigen Fall beruht dann die automatisierte Dosisregelung auf einem klinisch nicht relevanten Bildbereich, so dass ein Körperteil mit beispielsweise einer besonders hohen Knochendichte nicht optimal dargestellt wird. Zugleich kann die Bildverarbeitung auf einen nichtrelevanten Bildbereich beruhen, so dass die den Anwender am meisten interessierenden anatomischen Strukturen nur mit einem sehr schwachen Kontrast angezeigt werden. Durch Anwendung der vorliegenden Erfindung ist es auf besonders einfache Weise möglich, beispielsweise durch einfaches Antippen des Bildschirms oder aber, bei Anwendung des Eye-Tracking-Verfahrens, durch bloßes Hinschauen auf eine lokale Struktur von besonderem Interesse, eine optimierte Dosisregelung und/oder eine optimierte Bildverarbeitung zu erreichen. In dem herangezogenen Beispiel wird der sehr dichte Knochenkomplex deutlicher abgebildet bzw. die interessierende Struktur optimal kontrastverstärkt angezeigt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann rechnergestützt durchgeführt werden. Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Vorrichtung lässt sich im wesentlichen durch die Bereitstellung eines geeigneten Computerprogramms realisieren. Eine kostenaufwändige Änderung der Hardware ist dazu nicht unbedingt erforderlich.
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Die vorliegende Erfindung ist bei Röntgensystemen unterschiedlicher Art anwendbar, vorzugsweise jedoch bei digitalen Röntgensystemen, insbesondere digitalen 2D-Röntgensystemen für die klinische Diagnostik oder Intervention.
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Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei zeigen:
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1 eine stark vereinfachte, schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Röntgensystems,
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2 ein Ablaufdiagramm zu dem erfindungsgemäßen Verfahren,
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3 einen Monitor mit einer Abbildung eines Durchleuchtungsbildes und der Auswahl eines Bildbereiches.
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Sämtliche Figuren zeigen die Erfindung lediglich schematisch und mit ihren wesentlichen Bestandteilen. Gleiche Bezugszeichen entsprechen dabei Elementen gleicher oder vergleichbarer Funktion.
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Ein als Röntgendiagnostiksystem dienendes digitales 2D-Röntgensystem 1 zur Untersuchung eines Patienten 2, wie es bei der vorliegenden Erfindung einsetzbar ist, umfasst in bekannter Weise eine Röntgenstrahlungsquelle (Röntgenröhre) 3 zum Durchstrahlen (Schritt 21) des Patienten 2 und einen Röntgendetektor 4 zum Erzeugen (Schritt 22) einer Anzahl von Durchleuchtungsbildern 5 des Patienten 2. Der Patient 2 befindet sich während der Aufnahmen auf einem Patientenlagerungstisch 6.
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Der Röntgendetektor 4 steht mit einer Auswerteeinrichtung 7 in Verbindung. Die Auswerteeinrichtung 7 verarbeitet die von dem Röntgendetektor 4 erfassten Messdaten, um eine geeignete Bilddarstellung auf einem mit der Auswerteeinrichtung 7 verbundenen Monitor 8 zu erzielen.
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Die Auswerteeinrichtung 7 umfasst eine Auswahleinheit 9 zum Auswählen (Schritt 23) eines relevanten Bildbereiches eines Durchleuchtungsbildes 5 durch einen Anwender des Röntgensystems.
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Die Erfindung schlägt vor, dem Anwender des Röntgensystems 1 indirekte Kontrolle über eine bildbasierte Dosisregelung und/oder eine Bildnachverarbeitung zu ermöglichen, indem er einen für ihn interessanten Bildinhalt (ROI) in einem repräsentativen Bild 5 markiert, das ihm auf dem Monitor 8 oder einem anderen geeigneten digitalen Bildwiedergabegerät angezeigt wird.
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Dies kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen, beispielsweise wie im vorliegenden Fall mittels Fingerdruck auf dem Monitor 8, der zu diesem Zweck als Touchscreen-Monitor ausgebildet ist. Das Markieren eines relevanten Bildinhalts kann aber beispielsweise auch durch Mausklick oder durch visuelle Selektion mit Hilfe eines installierten Eye-Tracking-Systems erfolgen.
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Zur einfacheren Bedienung soll es nicht zwingend erforderlich sein, dass der Anwender die gesamte ROI durch einen Polygonzug markiert. Stattdessen ist es auch ausreichend, das Zentrum einer vordefinierten ROI von einstellbarer Größe und Form zu markieren. Mit anderen Worten kann das Auswählen des relevanten Bildbereiches, beispielsweise einer interessanten lokalen anatomischen Struktur, durch ein Auswählen eines bestimmten Bildinhaltes erfolgen, hier beispielsweise durch das Markieren eines einen Knochen 11 darstellenden Bildpunktes 12.
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In 3 wird durch einen Anwender ein solcher Punkt 12 innerhalb einer dargestellten Struktur 11 markiert. Anschließend erfolgt automatisch durch die Auswahleinheit 9 das Erzeugen einer vordefinierten ROI 13, hier in kreisrunder Form.
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Das repräsentative Bild, mit Hilfe dessen die Selektion stattfindet, ist vorzugsweise das Live-Bild 5 aus der gegenwärtigen Durchleuchtungssequenz. Es kann sich dabei aber beispielsweise auch um ein LIH (Last Image Hold; das letzte Durchleuchtungsbild) aus der vorherigen Durchleuchtungssequenz handeln.
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Sobald ein Bildinhalt 13 selektiert wurde, werden die Dosisregelung und/oder die Bildnachverarbeitung auf diesen Bereich optimiert. Optimierung bedeutet, dass z. B. eine Histogramm-Regelung nur mit solchen Bilddaten durchgeführt wird, die sich in der markierten ROI 13 befinden.
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Die nach einer Selektion der ROI 13 auf einen bestimmten Bildbereich bezogene Optimierung kann entweder für die Dosisregelung und die Bildverarbeitung erfolgen oder aber nur hinsichtlich einer dieser beiden Anwendungen.
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Eine Optimierung der Dosisregelung tritt erst für die darauffolgenden aufgenommenen Bilder in Kraft. Eine Optimierung der Bildverarbeitung kann sofort auf die bereits aufgenommenen Bilder 5 angewendet werden, insbesondere auch rückwirkend. Der Anwender kann entscheiden, ob er die optimierten Parameter für weitere Strahlungssequenzen beigehalten will oder nicht.
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Unter Verwendung (Schritt 24) des ausgewählten Bildbereiches erfolgen anschließend eine bildbasierte Dosisregelung und/oder eine Bildnachverarbeitung. Entsprechend umfasst die Auswerteeinrichtung 7 eine mit der Röntgenstrahlungsquelle 3 in Verbindung stehende Dosisregelungseinheit 14 zum Durchführen einer bildbasierten Dosisregelung zur Anpassung der Strahlendosis der Röntgenstrahlungsquelle 3 sowie eine Bildverarbeitungseinheit 15 zum Durchführen einer Bildnachverarbeitung der Durchleuchtungsbilder 5 zur Erzeugung optimaler Darstellungen auf dem Monitor 8.
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Die Dosisregelung kann dabei nach einem vorgegebenen Programm auf der Grundlage einer Grauwertanalyse des ausgewählten relevanten Bildbereiches 13 erfolgen, beispielsweise durch Änderung der Röhrenspannung oder durch ein Verschwenken eines vor der Röntgenröhre angeordneten variablen Schwächungselements in den Strahlengang 16.
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Die Auswerteeinrichtung 7 ist so eingerichtet ist, dass sie ein Verfahren der oben erläuterten Art ausführen kann. Besonders vorteilhaft ist es, wenn das erfindungsgemäße Röntgensystem 1 einen Computer umfaßt und die Mittel zum Auswählen eines relevanten Bildbereiches 13 eines Durchleuchtungsbildes 5 durch einen Anwender des Röntgensystems 1 als Computerprogramm ausgeführt oder mittels eines Computerprogramms implementiert ist.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht auf die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Röntgensystem
- 2
- Patient
- 3
- Röntgenstrahlungsquelle
- 4
- Röntgenstrahlungsdetektor
- 5
- Durchleuchtungsbild
- 6
- Patientenlagerungstisch
- 7
- Auswerteeinrichtung
- 8
- Monitor
- 9
- Auswahleinheit
- 10
- (frei)
- 11
- Knochen, lokale Struktur
- 12
- Bildpunkt
- 13
- ROI, ausgewählter Bildbereich
- 14
- Dosisregelungseinheit
- 15
- Bildverarbeitungseinheit
- 16
- Strahlengang