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Die Erfindung betrifft ein textiles Flächengebilde zum Einleiten einer milden Hypothermie und eine Transportvorrichtung zur Unterstützung der Reanimations-Chancen bei einem Patienten, der einen Herz-Kreislaufstillstand erlitten hat.
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In Europa erleiden jährlich über 375.000 Menschen einen prähospitalen Herz-Kreislaufstillstand. Über 82% aller Kreislaufstillstände, die sich in westlichen Industrienationen außerhalb von Gesundheitseinrichtungen ereignen sind kardial bedingt. Aufgrund der demographischen Entwicklung und der Zunahme von Herz-Kreislauferkrankungen in den modernen Industriestaaten steigt auch die Zahl der Menschen, die infolge eines plötzlichen Herzstillstandes kardiopulmonal reanimiert werden müssen. Die Reanimation erfolgt in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation, die ohne unverzügliche Hilfe zur Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff führt. Als Folge einer mangelnden Sauerstoffversorgung des Gehirns können schwere neurologische Schäden auftreten.
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In einer solchen Notfallsituation produziert aufgrund der Stoffwechselfunktionen der Körper mehr Wärme. Es kommt insbesondere zum Anstieg der Körperkerntemperatur.
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In der jüngeren Medizingeschichte hat sich herausgestellt, dass das Herbeiführen einer kontrollierten milden Hypothermie (Absenken der Körpertemperatur auf 32 °C bis 34 °C) die Chancen auf ein besseres neurologisches Outcome nach einem Herz-Kreislaufstillstand wesentlich verbessert. Um dabei einen größtmöglichen Effekt zu erzielen, sollte nach einem Herz-Kreislaufstillstand so schnell wie möglich mit dem Absenken der Körperkerntemperatur begonnen werden. Mehrere Studien gelangten zu der Empfehlung, bereits am Ort der Durchführung der Reanimation unmittelbar mit den Kühlmaßnahmen zu beginnen.
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Die
DE 10 2011 001 932 B3 offenbart eine Vorrichtung, zum nicht-invasiven Kühlen des Gehirns, welche ähnlich einer Halskrause im Bereich mindestens einer Halsschlagader befestigt wird, sodass die Halsschlagader mit einem Kälteerzeugungsmittel überdeckt wird. Die Kälteerzeugungsmittel umfassen bevorzugt Mittel zum Auslösen einer nicht reversiblen endothermen Reaktion durch Zusammenbringen eines ersten Reagenz mit einem zweiten Reagenz. Zusätzlich zu den Kälteerzeugungsmitteln können Temperaturregelungsmittel vorhanden sein, um einer Abkühlung unter einen vorgegebenen Temperaturwert entgegen zu wirken. Als Temperaturregelungsmittel werden beispielsweise Latentwärmespeicher vorgeschlagen. Als Temperaturregulierungsmittel kann dabei ein PCM-Material verwendet werden, welches als Mikrokapseln vorliegt.
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Die
DE 10 2013 006 103 A1 offenbart eine Vorrichtung zum Temperieren, beispielsweise zur Kühlung von Organen, mittels eines Latentwärmespeichers, wobei der Latentwärmespeicher in einer Basismatrix mit einem verzweigten Hohlraum angeordnet ist, so dass eine Wärmeübertragung zwischen dem Latentwärmespeicher und der den Hohlraum bildenden Basismatrix möglich ist.
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In der
EP 0 898 473 B1 wird ein Kühlsystem zum Kühlen einer auf dem Rücken liegenden Person beschrieben, umfassend eine Matte mit aufblasbaren Kammern zum Stützen der Person, Luftzufuhrmittel zum Zuführen von Druckluft zu den Kammern und einen Wärmeaustauscher zum Kühlen der Luftzufuhr, wodurch eine Quelle gekühlter Luft vorgesehen ist, beispielsweise eine aufblasbare Kühljacke. Diese Lösung benötigt umfangreiche Hilfsmittel sowie technische Erfahrung/Schulung zur Umsetzung einer Kühlung.
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Es sind weiterhin aus dem Stand der Technik sogenannte Notfall- Rucksäcke oder Rettungswesten für den dauerhaften Einsatz im täglichen Rettungsdienst bekannt, mit welchen ein sicherer Transport einer verunfallten Person gewährleistet werden soll (z.B.
DE 7047751 U – für den Seenoteinsatz). Diese sind im Wesentlichen in der Art eines Schlafsackes oder westenartig ausgebildet und nehmen die verunfallte Person auf und sollen ein Auskühlen der zu rettenden Person verhindern.
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Eine Rettungsweste für den aquatischen Einsatz mit einem Rückenteil und mehreren mittels eines Verschlusses miteinander verbindbaren Vorderteilen wird beispielsweise in der Druckschrift
DE 10 2009 056 744 B4 beschrieben. Die Rettungsweste wird seitlich des Rumpfes geschlossen und ist aus mehreren Schichten aufgebaut, wobei eine an oder nahe der Innenseite der Rettungsweste liegende Schicht ein Latentwärmespeicher-Material aufweist, in dem bei Aktivierung durch eine vorgesehene Aktivierungseinheit eine exotherme Reaktion stattfindet, wobei die das Latentwärmespeicher-Material aufweisende Schicht in dem Rückenteil und in den Vorderteilen in mehrere Kammern für das Latentwärmespeicher-Material untergliedert ist. Die Kammern sind direkt miteinander verbunden oder stehen über Verbindungskanäle miteinander in Verbindung. Die Rettungsweste weist kurze Ärmchen auf, die die Schultern bedecken und die sich in den Oberarmbereich erstrecken. Die das Latentwärmespeicher-Material aufweisende Schicht erstreckt sich bis in den Schulter- und Oberarmbereich. Die Rettungsweste weist einen mehrschichtigen Aufbau auf mit einer Außenschicht aus einem robusten Westenmaterial mit einer inneren Isolierschicht, die Kälte von außen nach innen abhält; eine mit Gas (z. B. Kohlendioxid) füllbare aufblasbare Schicht die bei einer aufblasbaren Rettungsweste für einen Großteil des Auftriebes sorgt und zugleich Isolationsfunktion gegen Wärmeverlust nach außen hat, eine wärmeerzeugende Schicht mit Latentwärmespeicher-Material, und eine Innenschicht aus Neopren, die als Wärmespeicher für die in der wärmeerzeugenden Schicht erzeugte Wärme dient; sie gibt Wärme an den Körper dosiert ab, so dass eine Verbrennungsgefahr bei direktem Hautkontakt oder dünner Bekleidung für den Träger verringert ist. Mit dieser Rettungsweste erfolgt somit keine Kühlung der verunfallten Person bzw. des Patienten vielmehr soll das Auskühlen und unerwünschte Sinken der Körpertemperatur verhindert werden.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2009 032 918 A1 ist die Verwendung von Makrokapseln und kleinvolumigen PCM-Kapseln für Verpackungszwecke bekannt.
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In der Druckschrift
US 6 004 662 A wird ein textiles Flächengebilde zur Kühlung von Körpern bzw. Körperteilen beschrieben, wobei das Flächengebilde eine dem Körper abgewandte thermische Isolationsschicht, eine dem Körperzugewandte, die Temperatur steuernde Schicht sowie eine dazwischen angeordnete Matrix, in der Phasenwechselmaterial als Kapsel, Granulat oder Kügelchen vorliegt, aufweist. Des Weiteren geht daraus ein Anzug hervor, der ein solches textiles Flächengebilde aufweist. Das verwendete hochflexible Verbundmaterial weist eine flexible Matrix auf, die ein Phasenwechsel-Wärmespeichermaterial enthält. Dabei wird ein PCM-Material in das Matrixmaterial eingekapselt.
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Eine orthopädische Vorrichtung zur Behandlung verletzter Gelenke oder Gliedmaßen mit mindestens einem Gelpolster, das mindestens ein Phasenwechselmaterial zur Verbesserung der Speicherkapazität des Gelpolsters für thermische Energie enthält wird in der Druckschrift
US 4 964 402 A offenbart. Das in dem Gelmaterial innerhalb des Gelkissens enthaltene Phasenwechselmaterial kann eingekapselt, in Form von Pellets, löslich, unlöslich oder in jeder gewünschten Form vorliegen.
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Die Druckschrift
US 6 666 836 B1 offenbar eine Vorrichtung zum Anbringen von thermischen Verbänden, die im Wesentlichen jede Art von Wärme- oder Kältequelle verwendet. Das thermische Material kann ein typisches Gelmaterial sein, das vor der Verwendung erhitzt oder gekühlt wird. Eine bevorzugte Vorrichtung besteht darin, eine Erwärmung oder Kühlung durch eine Art Phasenwechselsystem bereitzustellen.
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Weiterhin wird in
US 2012/0305231 A1 ein System und Verfahren zum Regulieren der Körpertemperatur offenbart. Das System umfasst ein Gehäuse, das Kammern für ein Phasenwechselmaterial und ein Wärmeübertragungsmaterial umfasst. Die Kammern sind konfiguriert, um Wärme von dem Wärmeübertragungsmaterial zu dem Phasenwechselmaterial zu übertragen. Ein Temperatursensor wird verwendet, um zu bestimmen, wann das Phasenwechselmaterial eine vorbestimmte Temperatur erreicht hat. Wenn die vorbestimmte Temperatur erreicht ist, wird ein Freigabemechanismus oder -hebel mit dem Temperatursensor gekoppelt, um die Kammer für Phasenwechselmaterial von der Kammer für Wärmeübertragungsmaterial zu trennen oder um das Wärmeübertragungsmaterial von der Kammer für Phasenwechselmaterial zu entfernen. Das beheizte Phasenwechselmaterialfach kann zur Regulierung der Körpertemperatur verwendet werden.
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Bei einer Person, die jedoch beispielsweise einen Herzstillstand erlitten hat und reanimiert werden muss ist demgegenüber eine Kühlung mittels einer milden Hypertomie wünschenswert, so dass neurologische Schäden verhindert oder reduziert werden.
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Aufgabe ist es daher, eine Kühlung der Körperkerntemperatur einer Person, die beispielsweise infolge eines plötzlichen Herzstillstandes kardiopulmonal reanimiert werden muss, mit möglichst geringem technischen Aufwand und einfacher Handhabung umzusetzen.
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Die Aufgabe wird mit den Merkmalen des 1. und 7. Patentanspruchs gelöst durch ein erfindungsgemäßes textiles Flächengebilde zur Induzierung einer milden Hypothermie eines menschlichen Körpers, enthaltend ein in Makrokapseln vorliegendes Phasenwechselmaterial, wobei die Makrokapseln zwischen einer dem Körper zugewandten textilen Kontaktschicht und einer vom Körper abgewandten textilen Abstands- und Kompensationsschicht angeordnet (z.B. eingebettet) sind. Der textilen Abstands- und Kompensationsschicht kann sich eine zusätzliche äußere Schutzschicht anschließen.
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Die Ausbildung von Makrokapseln ist dem Fachmann beispielsweise aus Urbaneck, T. Kältespeicher: Grundlagen, Technik, Anwendungen. Oldenbourg 2012. ISBN 3486707760, 9783486707762 (vor Allem S. 174 ff.) bekannt.
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Erfindungsgemäß sind mehrere Makrokapseln miteinander verbunden und nehmen als Phasenwechselmaterial beispielsweise Paraffin und/oder Salzhydrat oder andere geeignete Mischungen auf.
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Phasenwechselmaterialien sind reine Stoffe oder Stoffgemische bzw. Stoffsysteme, die technisch zur Wärmeaufnahme und -abgabe z.B. in thermischen Energiespeichern eingesetzt werden. Der Wechsel zwischen der festen und der flüssigen Phase ist mit einer hohen Wärmeübertragung verbunden, wobei die Temperatur bei reinen Stoffen während dieses Phasenwechselvorgangs konstant (Schmelzpunkt) oder näherungsweise konstant (Schmelzbereich) bleibt.
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Die Phasenwechselmaterialien sind bevorzugt ausgewählt aus: Paraffinen, beispielsweise Heptadecan, Octadecan, Nonadecan; Salzhydraten, beispielsweise LiNO3·3H2O, CaCl2·6H2O; Polyethylenglycolen, beispielsweise PEG 600; Mischungen/Suspensionen mit Paraffinen, beispielsweise Octadecan + Docosan; Mischungen/Suspensionen mit Salzhydraten, beispielsweise 55-65% LiNO3·3H2O + 35-45% Ni(NO3)2·6H2O, 48% CaCl2·6H2O + 4,3% NaCl + 0,4%KCI + 47,3% H2O, 67% Ca(NO3)2·4H2O + 33% Mg(NO3)2·6H2O, 45% Ca(NO3)2·4H2O + 55% Zn(NO3)2·6H2O, 66,6% CaCl2·6H2O + 33,3% MgCl2·6H2O; Mischungen/Suspensionen mit Polyethylenglycolen und/oder Fertigprodukten mit Phasenwechselmaterialien. Dem verwendeten Phasenwechselmaterial können Zusatzstoffe, wie Graphit, Diamant und/oder Metalle wie beispielsweise Kupfer und/oder Aluminium zugegeben werden.
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Die Makrokapseln weisen eine Hülle aus einem reißfesten Material auf, die beispielsweise aus wenigstens einer Kunststofffolie gefertigt ist. In einer bevorzugten Variante sind die Makrokapseln zwischen zwei miteinander verschweißten Kunststofffolien ausgebildet. Die Makrokapseln weisen eine Abmessung größer 0,5mm, vorzugsweise größer 1 mm in wenigstens eine Erstreckungsrichtung auf.
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Das Phasenwechselmaterial liegt zunächst in der erstarrten Form vor - die Umgebungstemperatur (<30 °C) ist geringer als die Schmelztemperatur (31-32 °C) des Phasenwechselmaterials. Im oben beschriebenen Notfall liegt die Körperkerntemperatur bei etwa 36 °C. Damit liegt eine kleine, aber ausreichende Temperaturdifferenz zur Kühlung vor. Zu Beginn führt die Wärmeübertragung vom Körper an das Phasenwechselmaterial zu einer Temperaturerhöhung des Phasenwechselmaterials bis auf die entsprechende Schmelztemperatur. Anschließend bleibt die Temperatur des Phasenwechselmaterials während des Schmelzvorganges näherungsweise konstant.
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Dieser Prozess ist prinzipiell für eine Kühlung geeignet und zeichnet sich unter anderem durch folgende Vorteile aus: Halten einer konstanten, optimalen Temperatur; keine Schockkühlung; selbstregulierende Wärmeübertragung und dadurch hohes Maß an Sicherheit gegen Fehlbedienungen; geringe Sensitivität bezüglich der Patientengröße (keine Fehlfunktion bei kleinen Patienten); Selbstregulierung (da eine größere Person automatisch mehr Wärme abgibt als eine kleinere); Möglichkeit geringer Wärmeübergangswiderstände durch den Einsatz dünnwandiger und flexibler Konstruktionen. Ein weiterer Vorteil ist die Skalierbarkeit der Kühldauer: Eine längere Kühldauer kann über den Einsatz einer höheren Phasenwechselmaterial-Masse erreicht werden. Des Weiteren ist zur Erhaltung der Einsatzfähigkeit keine zusätzliche beispielsweise externe Kältezufuhr oder Wärmeabfuhr notwendig.
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Erfindungsgemäß ist die dem Körper zugewandte textile Kontaktschicht aus einem hautverträglichen, wärmeleitfähigen Material, besonders bevorzugt aus dünnen netzartigen Baumwoll- oder Kunstfasern bzw. Flies oder einer Mischung daraus gefertigt. Dadurch liegt das Phasenwechselmaterial bestmöglich am Körper an, um einen niedrigen Widerstand beim Wärmeübergang zu realisieren.
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Die dem Körper abgewandte textile Abstands- und Kompensationsschicht ist aus einem isolierenden Material, bevorzugt aus einer Verbundfolie (z.B. Aluminium mit Kunststoff beschichtet) gefertigt. Zusätzlich soll die textile Abstands- und Kompensationsschicht eine komfortable Lagerung des Patienten ermöglichen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform sind die Makrokapseln aus einem reißfesten wärmeleitfähigem Material, beispielsweise einer Kunststofffolie wie beispielsweise einer Verbundfolie gefertigt.
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Zwischen den Makrokapseln und der textilen Abstands- und Kompensationsschicht können optional zusätzliche Kühlkanäle für eine eventuelle extern zuführbare Kühlung vorhanden sein.
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Zusätzliche Einrichtungen, wie beispielsweise Kältemaschinen im Rettungswagen, sind nicht nötig um die Einsatzfähigkeit zu erhalten.
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Zur Beurteilung des Patientenzustandes und zur Funktionskontrolle kann die Oberflächentemperatur oder Körperkerntemperatur der zu behandelnden Person überwacht werden. Bevorzugt sind dabei zwischen den Makrokapseln und der dem Körper zugewandten textilen Kontaktschicht oder an der dem Körper zugewandten textilen Kontaktschicht in Richtung zum Körper Temperatursensoren angeordnet, die mit einem Signalgeber und einer Anzeigeeinheit zum Anzeigen der gemessenen Temperatur verbunden sind. Alternativ kann zusätzlich ein akustisches Signal ertönen, wenn die Körpertemperatur einen vorgegebenen Wert über- oder unterschreitet.
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Das textile Flächengebilde kann dabei beispielsweise ähnlich einer Matte oder eines Schlafsackes bevorzugt mit einer den Kopf des Patienten aufnehmbaren Kapuze ausgebildet sein. Das erfindungsgemäße textile Flächengebilde erstreckt sich dabei bevorzugt über die gesamte Körperoberfläche der zu behandelnden Person, bzw. ist die so ausgebildet, dass der Patient mit dem textilen Flächengebilde umhüllt werden kann. Vorteilhafterweise dienen die Makrokapseln auch als Polsterung für die Lagerung des Patienten.
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Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist die Ausbildung und Verwendung des textilen Flächengebildes als Transportvorrichtung zur Aufnahme einer zu behandelnden Person.
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Die erfindungsgemäße Transportvorrichtung enthält bevorzugt mindestens eine in Längsrichtung verlaufende Öffnung, durch die ein menschlicher Körper in die Transportvorrichtung gelegt werden kann. Alternativ kann die erfindungsgemäße Transportvorrichtung in einem aufgeklappten und in einem zugeklappten Zustand vorliegen, wobei im aufgeklappten Zustand eine Person auf die erfindungsgemäße Transportvorrichtung und somit auf das textile Flächengebilde gelegt werden und diese/s anschließend zugeklappt und verschlossen werden kann.
Bevorzugt ist die Transportvorrichtung in der Art eines Schlafsackes mit Kapuze ausgebildet und weist Mittel zum manuellen Transport auf.
Vorteilhafter Weise sind an der erfindungsgemäßen Transportvorrichtung bzw. an dem textilen Flächengebilde seitlich Trageschlaufen angebracht, mittels derer ein darin aufgenommener Patient getragen werden kann.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist ein Signalgeber zum Anzeigen der von den Temperatursensoren gemessenen Oberflächentemperatur oder Körperkerntemperatur der zu behandelnden Person enthalten. Ebenfalls denkbar ist das Vorhandensein von Anschlüssen für ein Aufzeichnungsgerät, um die gemessene Patiententemperatur aufzuzeichnen. Wahlweise kann im Kopfbereich ein Ohrsensor enthalten sein, um eine Messung der Körpertemperatur im Kopfbereich zu ermöglichen.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung werden erstmalig bestmögliche Bedingungen für den Aufbau einer kontinuierlichen Kühlkette bereits ab dem Einsatz eines Ersthelfers geschaffen, der den Patienten in dem neuartigen Rettungshilfsmittel positioniert und dadurch gewährleistet, dass dessen Körpertemperatur soweit reduziert wird, dass möglichst keine neurologischen Schäden entstehen. Die Bergung und der Transport ins Krankenhaus kann in dem „Overall“ durch die Notfallmediziner erfolgen, so dass keine Umlagerung des Patienten erforderlich ist, wodurch eine sehr hohe Kompatibilität zu Standard-Rettungsmaßnahmen möglich ist. Zusätzliche Einrichtungen, wie z.B. Kältemaschinen im Rettungswagen sind nicht erforderlich. Es ist eine Kühlung und eine optimale Lagerung des Patienten vor Ort gewährleistet, bis der Arzt bzw. die Rettungssanitäter eintreffen. Durch die Integration der Messung der Körpertemperatur des Patienten und bedarfsweise auch des Blutdrucks ist eine messtechnische Erfassung und Bewertung des Patientenzustandes möglich, so dass bei Erscheinen der Mediziner sofort eine Bewertung des Zustandes möglich ist. Durch die Integration von Transportschlaufen ist vorteilhafter Weise der Transport des Patienten in dem Textilen Flächengebilde möglich.
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Dadurch, dass der Patient weitestgehend wie in einem Schlafsack von dem textilen Flächengebilde eingehüllt wird, steht eine große Fläche für den erforderlichen Wärmeübergang und somit für die Reduzierung der Körpertemperatur des Patienten zur Verfügung.
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Die Erfindung wird nachfolgend durch ein Ausführungsbeispiel sowie dazugehörige Zeichnungen näher erläutert, ohne dabei auf diese beschränkt zu sein.
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Dabei zeigen:
- 1 einen Querschnitt durch ein textiles Flächengebilde,
- 2 eine schematische Darstellung des Phasenwechsels eines verwendeten Phasenwechselmaterials bei Wärmezufuhr und -entzug.
- 3 eine Prinzipskizze durch einen Querschnitt zweier miteinander verbundener Folien, zwischen denen die Makrokapseln mit dem Phasenwechselmaterial ausgebildet sind.
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In 1 ist ein Querschnitt durch ein textiles Flächengebilde 1 dargestellt. In Makrokapseln 2 befindet sich das Phasenwechselmaterial 3. Zwischen den einzelnen Makrokapseln sind Verbindungen 8 angeordnet. Die dem Körper zugewandte textile Kontaktschicht 4 ist aus einem wärmeleitfähigen und hautverträglichen Material gefertigt und gewährleistet so einen optimalen Wärmeübergang vom Körper zum Phasenwechselmaterial 3. Zwischen den Makrokapseln 2 und der textilen Kontaktschicht 4 befinden sich Temperatursensoren 7 zur Messung der Körperoberflächentemperatur. Auf der gegenüberliegenden Seite werden die Makrokapseln 2 von einer textilen Abstands- und Kompensationsschicht 5 begrenzt, wobei sich zwischen den Makrokapseln 2 und der textilen Abstands- und Kompensationsschicht 5 noch Kühlkanäle 9 für eine eventuelle externe Kühlung befinden können. Die textile Abstands- und Kompensationsschicht 5 ist vorzugsweise aus einem isolierenden Material gefertigt und verhindert einen Wärmeübergang von der Außenseite der erfindungsgemäßen Transportvorrichtung zum Phasenwechselmaterial 3. Auf der dem Körper abgewandten Seite wird das textile Flächengebilde 1 von einer äußeren Schutzschicht 6 begrenzt. Kommt ein Körper mit der textilen Kontaktschicht 4 in Kontakt, so kommt es zur Wärmeübertragung vom Körper auf das Phasenwechselmaterial 3. Der genaue Vorgang wird im Folgenden anhand von 2 verdeutlicht.
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2 zeigt eine schematische Darstellung des Phasenwechsels eines verwendeten Phasenwechselmaterials bei Wärmezufuhr und -entzug. Aufgetragen ist die Temperatur über der inneren Energie des Phasenwechselmaterials 3. Parallel zur inneren Energie ist der Aggregatzustand des Phasenwechselmaterials 3 dargestellt.
Das Phasenwechselmaterial 3 liegt zunächst in der erstarrten Form vor - die Umgebungstemperatur (<30 °C) ist geringer als die Schmelztemperatur (31-32 °C) des Phasenwechselmaterials 3. Im oben beschriebenen Notfall liegt die Körperkerntemperatur bei etwa 36 °C. Damit liegt eine kleine, aber ausreichende Temperaturdifferenz zur Kühlung vor. Zu Beginn, die Temperatur des Phasenwechselmaterials 3 liegt bei der minimalen Speichertemperatur 10, führt die Wärmeübertragung vom Körper an das Phasenwechselmaterial 3 zu einer Temperaturerhöhung 13 des Phasenwechselmaterials 3 bis auf die entsprechende Schmelztemperatur. Anschließend bleibt die Temperatur des Phasenwechselmaterials 3 während des Schmelzvorganges 15 im Wesentlichen konstant bei der Phasenwechseltemperatur 11. Liegt das Phasenwechselmaterial 3 in flüssiger Form vor und es kommt zu einem weiteren Temperaturanstieg, so erhöht sich die innere Energie noch so lange, bis die maximale Speichertemperatur 12 erreicht ist. Der Schmelzvorgang ist dabei von dem verwendeten PCM abhängig und wird in Vorversuchen ermittelt und den Erfordernissen angepasst. Vorteilhaft ist eine Zeitdauer von ein bis zwei Stunden, was über die verwendete Masse beeinflusst werden kann. Bevorzugt sollte die maximale Speichertemperatur des PCM-Materials zwischen 20 und 32°C liegen.
Wenn die Temperatur an der Kontaktfläche der textilen Kontaktschicht 4 wieder sinkt, weil beispielsweise der Körper der zu behandelnden Person nicht mehr mit der erfindungsgemäßen Transportvorrichtung in Kontakt steht, kommt es wieder zu einem Temperaturabfall 14 des Phasenwechselmaterials 3 und nach Erreichen der Phasenwechseltemperatur 11 zu einem Erstarren 16 des Phasenwechselmaterials 3, bis dieses schließlich wieder in fester Form vorliegt und für einen erneuten Einsatz bereit ist.
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Gemäß 3 sind die Makrokapseln 2 beispielsweise zwischen einer ersten Folie 2.1 und einer zweiten Folie 2.2 ausgebildet. Dazu wurde die erste Folie 2.1 mit nicht bezeichneten Vertiefungen versehen, in welche das Phasenwechselmaterial 3 gefüllt wurde. Danach wird die hier obere zweite Folie 2.2 mit der ersten Folie verbunden, und zwar in den Bereichen, die sich zwischen den Vertiefungen der ersten Folie erstrecken, wodurch zwischen der ersten und der zweiten Folie die Makrokapseln ausgebildet werden, zwischen denen sich die Verbindungen 8 erstrecken. Es ist möglich, in die Makrokapseln 2 ein Phasenwechselmaterial 3 einzufüllen, welches in mikroverkapselter Form vorliegt, so dass mikroverkapseltes PCM-Material 3 von den Makrokapseln 2 aufgenommen wird.
Die erste und/oder die zweite Folie bestehen bevorzugt aus einer reißfesten Verbundfolie und werden beispielsweise mittels Versiegeln (Heiß- oder Kaltversiegeln), welches aus dem Verschließen von Verpackungen bekannt ist, stoffschlüssig miteinander verbunden.
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Das Hilfsmittel wird bevorzugt neben einem Defibrillator positioniert, wie er z.B. in öffentlichen Gebäuden, Institutionen oder auch in Firmen eingesetzt wird, um im Notfall, bei einem Herz-Kreislaufzusammenbruch eines Patienten jedermann in die Lage zu versetzen, den Patienten zu reanimieren.
Wenn die Reanimation mit dem Defibrillator nicht möglich ist, kann der Ersthelfer den Patienten mit dem erfindungsgemäßen textilen Flächengebilde zumindest teilweise umhüllen, so dass dessen Körpertemperatur insbesondere im Kopfbereich reduziert wird. Dadurch verbessern sich die Chancen auf ein besseres neurologisches Outcome nach einem Herz-Kreislaufstillstand wesentlich und es kommt zu einer Unterstützung der Reanimations-Chancen der betroffenen Person. Im Optimalfall weist der Defibrillator eine Anzeigeeinheit auf, die im Falle einer missglückten Reanimation die Notwendigkeit zur Verwendung des erfindungsgemäßen textilen Flächengebildes anzeigt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Textiles Flächengebilde
- 2
- Makrokapseln
- 2.1
- erste Folie
- 2.2
- zweite Folie
- 3
- Phasenwechselmaterial
- 4
- Textile Kontaktschicht
- 5
- Textile Abstands- und Kompensationsschicht
- 6
- Äußere Schutzschicht
- 7
- Temperatursensoren
- 8
- Verbindungen
- 9
- Kühlkanäle
- 10
- minimale Speichertemperatur
- 11
- Phasenwechseltemperatur
- 12
- maximale Speichertemperatur
- 13
- Wärmezufuhr
- 14
- Wärmeentzug
- 15
- Schmelzen bei konstanter Temperatur
- 16
- Erstarren bei konstanter Temperatur