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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lageabgleich mindestens eines physischen Bauteils oder einer physischen Bauteilgruppe mit einem virtuellen Modell des Bauteils oder der Bauteilgruppe.
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In der Konstruktionspraxis werden Bauteile oder Bauteilgruppen heutzutage computergestützt mit modernen CAD-Verfahren oder CAS-Verfahren, die von Datenverarbeitungseinrichtungen ausgeführt werden, konstruiert. Dadurch werden entsprechende Konstruktionsdaten, insbesondere dreidimensionale CAD-Daten oder CAS-Daten, erhalten, die in Speichermitteln der Datenverarbeitungseinrichtungen oder in Servereinrichtungen in einem Computernetzwerk abrufbar gespeichert sind. Mit Hilfe einer Datenverarbeitungseinrichtung ist es möglich, ein digitales Versuchsmodell (D-VM) zu generieren, welches ein möglichst wirklichkeitsgetreues Abbild des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe darstellt. Ein derartiges digitales Versuchsmodell wird häufig auch als „Digital Mock-Up“ (DMU) bezeichnet. Um die Funktion des digitalen Versuchsmodells auch anhand eines realen Objekts untersuchen zu können, wird in der Praxis in der Regel ein physisches Versuchsmodell (P-VM) des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe erstellt. Dieses physische Versuchsmodell wird häufig auch als „Physical Mock-Up“ (PMU) bezeichnet. Die Überprüfung des physischen Versuchsmodells des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe und der Abgleich mit dem digitalen Versuchsmodell erfolgt häufig über eine reine Sichtprüfung beziehungsweise über teilweise sehr zeit- und arbeitsaufwändige Erfassungsmethoden.
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Die
EP 1 403 790 A2 offenbart ein Verfahren zum Aufbau eines Versuchsfahrzeugs (Technikträgers) mit einer neu entwickelten Fahrzeugkomponente und einer Serienkomponente. Bei diesem Verfahren wird zunächst ein virtuelles Modell der neu entwickelten Fahrzeugkomponente erzeugt. In einem nächsten Schritt wird die reale Serienkomponente mit dem virtuellen Modell zu einem so genannten „Mixed-Reality“-Technikträger in einem Sichtfeld mindestens eines Anwenders durch erweiterte Realität (engl.: Augmented Reality, AR) überlagert. Schließlich wird das Zusammenspiel des virtuellen Modells der Fahrzeugkomponente mit der Serienkomponente analysiert. Dabei kann die reale Fahrzeugkomponente durch Augmentierung mit dem virtuellen Modell verglichen werden, so dass festgestellt werden kann, ob die reale Fahrzeugkomponente mit dem virtuellen Modell übereinstimmt oder ob Abweichungen vorliegen. Zu diesem Zweck wird die reale Fahrzeugkomponente mit dem virtuellen Modell durch erweiterte Realität überlagert. Dadurch kann überprüft werden, ob ein Fehler bei der Herstellung der realen Fahrzeugkomponente vorgelegen hat. Wenn die reale Fahrzeugkomponente nicht mit dem virtuellen Modell übereinstimmt, kann eine Fehleranalyse durchgeführt werden, so dass Fehler bei der Herstellung einer angepassten realen Fahrzeugkomponente vermieden werden können. Bei diesem Verfahren werden dem Anwender mittels einer Datenbrille Informationen in sein Sichtfeld eingeblendet.
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Die vorliegende Erfindung macht es sich zur Aufgabe, ein Verfahren zum Lageabgleich mindestens eines physischen Bauteils oder einer physischen Bauteilgruppe mit einem virtuellen Modell des Bauteils oder der Bauteilgruppe zur Verfügung zu stellen, das sich durch eine einfache und intuitive Verfahrensdurchführbarkeit auszeichnet.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Lageabgleich mindestens eines physischen Bauteils oder einer physischen Bauteilgruppe mit einem virtuellen Modell des Bauteils oder der Bauteilgruppe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Die Unteransprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
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Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Lageabgleich mindestens eines physischen Bauteils oder einer physischen Bauteilgruppe mit einem virtuellen Modell des Bauteils oder der Bauteilgruppe umfasst die Schritte
- a) Erzeugen des virtuellen Modells mit mindestens einer Datenverarbeitungseinrichtung und Speichern mindestens eines Datensatzes mit modellspezifischen Konstruktionsdaten in einem der Datenverarbeitungseinrichtung zugeordneten Speichermittel,
- b) Bereitstellen einer Datenverbindung zwischen der Datenverarbeitungseinrichtung und einer tragbaren Rechnereinrichtung,
- c) Übertragen des mindestens einen Datensatzes mittels der Datenverbindung von der Datenverarbeitungseinrichtung zu der Rechnereinrichtung,
- d) Erfassen zumindest eines Bildes des Bauteils oder der Bauteilgruppe mit einer ersten Bilderfassungseinrichtung und mit mindestens einer zweiten Bilderfassungseinrichtung der Rechnereinrichtung, wobei die zweite Bilderfassungseinrichtung eine Stereobasis mit der ersten Bilderfassungseinrichtung bildet, so dass Abstandsinformationen zum Abstand zwischen der Rechnereinrichtung und dem mindestens einen Bauteil oder der Bauteilgruppe erhalten werden,
- e) Berechnen eines Differenzbildes aus dem in Schritt d) erfassten Bild und einem aus dem mindestens einen Datensatz generierten virtuellen Bild des Bauteils oder der Bauteilgruppe,
- f) Darstellen zumindest des in Schritt e) berechneten Differenzbildes auf einer Anzeigevorrichtung der Rechnereinrichtung.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht durch die Erzeugung des Differenzbildes aus dem tatsächlich erfassten (realen) Bild und dem virtuellen Bild auf einfache und intuitive Weise einen Lageabgleich des mindestens einen physischen Bauteils oder der physischen Bauteilgruppe mit dem virtuellen Modell. Die erste Bilderfassungseinrichtung, die bei dem Verfahren verwendet wird, liefert im Wesentlichen nur laterale Bildinformationen. Dadurch, dass die zweite Bilderfassungseinrichtung mit der ersten Bilderfassungseinrichtung eine Stereobasis bildet, können aus den erfassten Abstandsinformationen auch Höheninformationen des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe erhalten werden, die ebenfalls in die Differenzbildberechnung einfließen. Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens können zum Beispiel fehlerhafte Bauteilgeometrien oder fehlerhafte Lagen mindestens zweier Bauteile der Bauteilgruppe relativ zueinander oder auch in der Bauteilgruppe fehlende, im virtuellen Modell jedoch vorhandene Bauteile erfasst werden. Die Darstellung zumindest des Differenzbildes auf der Anzeigevorrichtung ermöglicht eine sofortige, intuitive Fehlererkennung seitens des Anwenders.
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Um das Ausrichten der tragbaren Rechnereinrichtung beziehungsweise der Bilderfassungseinrichtungen der Rechnereinrichtung auf das zu analysierende Bauteil beziehungsweise die zu analysierende Bauteilgruppe zu vereinfachen, wird in einer bevorzugten Ausführungsform vorgeschlagen, dass nach dem Schritt c) aus dem mindestens einen Datensatz ein virtuelles Bild des mindestens einen physischen Bauteils oder der physischen Bauteilgruppe berechnet wird und auf der Anzeigevorrichtung der Rechnereinrichtung dargestellt wird. Dadurch, dass der Anwender zumindest Umrisse des virtuellen Modells auf der Anzeigevorrichtung der tragbaren Rechnereinrichtung erkennen kann, wird ihm das Ausrichten und Positionieren der Rechnereinrichtung beziehungsweise der Bilderfassungseinrichtungen auf das zu analysierende Bauteil beziehungsweise die zu analysierende Bauteilgruppe wesentlich erleichtert.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass im Schritt f) das Differenzbild und das mittels der Bilderfassungseinrichtungen erfasste Bild des mindestens einen Bauteils oder der Bauteilgruppe und/oder das virtuelle Bild des mindestens einen Bauteils oder der Bauteilgruppe dargestellt werden. Diese Ausführungsform ermöglicht insbesondere eine ganzheitliche Darstellung des mindestens einen Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe, des virtuellen Bildes des mindestens einen Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe sowie des Differenzbildes, so dass die Fehlererfassung durch den Anwender noch intuitiver erfolgen kann.
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Um die Genauigkeit der Abstands- und Höheninformationen weiter zu erhöhen, wird in einer vorteilhaften Ausführungsform vorgeschlagen, dass zur Bestimmung des Abstands der Rechnereinrichtung von dem mindestens einen Bauteil oder der Bauteilgruppe zusätzlich Daten von Lagesensormitteln und/oder Winkelsensormitteln der Rechnereinrichtung ausgewertet werden.
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Um die Genauigkeit der Abstands- und Höheninformationen noch weiter zu erhöhen, besteht in einer vorteilhaften Ausführungsform die Möglichkeit, dass zur Bestimmung der Position der Rechnereinrichtung von dieser satellitengestützte Positionsdaten empfangen und ausgewertet werden. Zu diesem Zweck kann die Rechnereinrichtung vorzugsweise mindestens ein GPS-Empfängermittel aufweisen. Um dabei eine besonders hohe Genauigkeit zu erzielen, wird in einer besonders vorteilhaften Ausführungsform vorgeschlagen, dass die Bestimmung der Position der Rechnereinrichtung mittels eines Differential-GPS-Verfahrens erfolgt. Bei einem Differential-GPS-Verfahren werden zusätzlich zum GPS-Signal weitere Korrekturdaten ausgewertet. Diese zusätzlichen Korrekturdaten werden von einem Referenz-GPS-Empfängermittel, dessen Position exakt bekannt ist, zur Verfügung gestellt. Dieses Referenz-GPS-Empfängermittel kann zum Beispiel in der Nähe des zu analysierenden Bauteils beziehungsweise der zu analysierenden Bauteilgruppe positioniert werden.
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Das Differenzbild kann vorzugsweise von der tragbaren Rechnereinrichtung berechnet werden. Diese Ausführungsform ermöglicht eine rasche Differenzbildberechnung und Anzeige zumindest des Differenzbildes auf der Anzeigevorrichtung der Rechnereinrichtung, die vorzugsweise in Echtzeit erfolgen können.
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Um das Verfahren auch mit leistungsschwächeren tragbaren Rechnereinrichtungen durchführen zu können, besteht in einer alternativen Ausführungsform die Möglichkeit, dass das im Schritt d) erfasste Bild mittels der Datenverbindung von der Rechnereinrichtung zu der Datenverarbeitungseinrichtung übertragen wird und das Differenzbild von der Datenverarbeitungseinrichtung berechnet wird, wobei das Differenzbild mittels der Datenverbindung von der Datenverarbeitungseinrichtung zu der Rechnereinrichtung übertragen wird und auf der Anzeigevorrichtung angezeigt wird. Bei einer schnellen Datenverbindung zwischen der tragbaren Rechnereinrichtung und der Datenverarbeitungseinrichtung und einer entsprechend hohen Rechenleistung der Datenverarbeitungseinrichtung können die Berechnung des Differenzbildes und dessen Anzeige auf der Anzeigevorrichtung ohne wesentliche Zeitverzögerungen und damit zumindest nahezu in Echtzeit erfolgen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass zumindest das Differenzbild in dem der Datenverarbeitungseinrichtung zugeordneten Speichermittel gespeichert wird. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, dass zu einem späteren Zeitpunkt des Konstruktionsprozesses des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe wieder auf das Differenzbild zurückgegriffen werden kann. Des Weiteren besteht auch die Möglichkeit, dass das der Differenzbildberechung zugrundeliegende Bild des Bauteils oder der Bauteilgruppe in dem der Datenverarbeitungseinrichtung zugeordneten Speichermittel gespeichert wird, so dass auf dieses Bild und die darin erhaltenen Bildinformationen zu einem späteren Zeitpunkt des Konstruktionsprozesses ebenfalls wieder zurückgegriffen werden kann.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann als transportable Rechnereinrichtung ein Tablet-Computer oder ein Smartphone verwendet werden. Tablet-Computer und Smartphones sind in einer Vielzahl unterschiedlicher Ausführungsvarianten erhältlich. Sie sind relativ kostengünstig und weisen mittlerweile auch für Bildbearbeitungszwecke ausreichende Rechenleistungen auf. Ferner umfassen Tablet-Computer und Smartphones in der Regel zumindest eine integrierte Bilderfassungseinrichtung sowie Winkel- und Lagesensormittel, die bei dem hier beschriebenen Verfahren verwendet werden können. Die zweite Bilderfassungseinrichtung kann als separates Bauteil in ein Anschlussschnittstellenmittel des Tablet-Computers oder Smartphones eingesteckt werden oder gegebenenfalls in den Tablet-Computer beziehungsweise das Smartphone integriert sein.
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Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die beiliegenden Abbildungen. Dabei zeigen
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1 eine stark vereinfachte Darstellung einer Anordnung, die zur Durchführung eines Verfahrens zum Lageabgleich mindestens eines physischen Bauteils oder einer physischen Bauteilgruppe mit einem virtuellen Modell des Bauteils oder der Bauteilgruppe eingerichtet ist,
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2 eine schematisch stark vereinfachte Bilddarstellung einer Bauteilgruppe, die mit Hilfe des hier vorgestellten Verfahrens erhältlich ist.
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Unter Bezugnahme auf 1 umfasst eine Anordnung, die zur Durchführung eines Verfahrens zum Lageabgleich mindestens eines physischen Bauteils oder einer physischen Bauteilgruppe 100 mit einem virtuellen Modell des Bauteils oder der Bauteilgruppe eingerichtet ist, eine tragbare Rechnereinrichtung 1, die zumindest eine erste Bilderfassungseinrichtung aufweist. Die erste Bilderfassungseinrichtung ist vorzugsweise in die Rechnereinrichtung 1 integriert. Die tragbare Rechnereinrichtung 1 weist eine Anzeigevorrichtung 10 auf, mittels derer einem Anwender Bilddaten visuell angezeigt werden können. Die Rechnereinrichtung 1 umfasst ferner integrierte Winkelsensormittel und Lagesensormittel, die dazu ausgebildet sind, die Lage und Neigung der Rechnereinrichtung 1 in Bezug auf ein Referenzkoordinatensystem im Raum zu erfassen. Ferner weist die tragbare Rechnereinrichtung 1 eine zweite Bilderfassungseinrichtung auf, die entweder in die Rechnereinrichtung 1 integriert sein kann oder alternativ über ein Anschlussschnittstellenmittel lösbar mit dieser verbunden werden kann. Die Rechnereinrichtung 1 kann vorteilhaft ferner ein GPS-Antennenmittel und Auswertemittel für eine satellitenbasierte Positionsbestimmung umfassen. Vorzugsweise kann die tragbare Rechnereinrichtung 1 ein Tablet-PC oder ein Smartphone mit einer integrierten, berührungsempfindlichen Anzeigevorrichtung 10 sein, so dass ein Anwender durch Berühren der Anzeigevorrichtung 10 mit seinen Fingern und/oder mit einem Stift Benutzereingaben vornehmen kann.
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Die Anordnung umfasst ferner eine stationäre Datenverarbeitungseinrichtung 2 mit zugeordneten Speichermitteln, in denen Konstruktionsdaten, insbesondere CAD-Daten oder CAS-Daten, abrufbar gespeichert sind. Mittels einer Datenverbindung 3 können Daten bidirektional zwischen der Rechnereinrichtung 1 und der Datenverarbeitungseinrichtung 2 übertragen werden. Die Datenverbindung 3 ist vorzugsweise drahtlos ausgeführt und kann zum Beispiel eine Funkverbindung gemäß dem IEEE 802.15.x-Standard (WPAN-Verbindung) sein, die sich für eine Datenübertragung zwischen der Rechnereinrichtung 1 und der Datenverarbeitungseinrichtung 2 über kurze Distanzen bis etwa 50 m eignet. Alternativ oder zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass die Rechnereinrichtung 1 und die Datenverarbeitungseinrichtung 2 so ausgeführt sind, dass die Datenverbindung 3 eine drahtlose lokale Netzwerkverbindung gemäß dem Standard IEEE-802.11.x (WLAN-Verbindung) ist. Mittels einer WLAN-Verbindung lassen sich in vorteilhafter Weise wesentlich größere Reichweiten als mit einer WPAN-Verbindung erreichen. In einer weiteren Ausführungsform ist es ebenfalls möglich, die Datenverbindung 3 zwischen der Rechnereinrichtung 1 und der Datenverarbeitungseinrichtung 2 drahtgebunden auszuführen. Eine drahtgebundene Datenverbindung 3 kann gegenüber einer drahtlos ausgeführten Datenverbindung 3 unter Umständen Geschwindigkeitsvorteile, insbesondere bei der Übertragung größerer Datenmengen, liefern. Über die Datenverbindung 3 können insbesondere Datensätze mit Konstruktionsdaten von der stationären Datenverarbeitungseinrichtung 2 zur Rechnereinrichtung 1 zur Weiterverarbeitung übertragen werden.
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Eine bildliche Erfassung eines Bauteils oder einer ganzen Bauteilgruppe 100, die eine Mehrzahl von Bauteilen aufweist, erfolgt mit Hilfe der ersten und der zweiten Bilderfassungseinrichtung der tragbaren Rechnereinrichtung 1. Mittels der ersten Bilderfassungseinrichtung der Rechnereinrichtung 1 wird mindestens ein Bild des zu analysierenden Bauteils beziehungsweise der zu analysierenden Bauteilgruppe 100 erfasst. Dadurch werden in erster Linie laterale Bildinformationen des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100 erhalten. Die zweite Bilderfassungseinrichtung der tragbaren Rechnereinrichtung 1 bildet mit der ersten Bilderfassungseinrichtung eine Stereo-Basis, über die Abstandsinformationen zur Verfügung gestellt werden können. Aus diesen Abstandsinformationen können Höheninformationen des Bauteils beziehungswiese der Bauteilgruppe 100 bestimmt werden. Die Genauigkeit der Höheninformationen kann vorzugsweise durch eine Auswertung von Daten der in die tragbare Rechnereinrichtung 1 integrierten Lagesensormittel und/oder Winkelsensormittel verbessert werden. Eine weitere Erhöhung der Genauigkeit kann durch eine zusätzliche Auswertung der satellitenbasierten GPS-Signale zur Positionsbestimmung der tragbaren Rechnereinrichtung 1 erreicht werden. Vorzugsweise erfolgt diese Positionsbestimmung der tragbaren Rechnereinrichtung 1 mittels eines Differential-GPS-Verfahrens (DGPS). Dieses bietet gegenüber einer Positionsbestimmung mittels eines herkömmlichen GPS-Verfahrens eine wesentlich höhere Genauigkeit. Beim Differential-GPS-Verfahren werden zusätzlich zum GPS-Signal weitere Korrekturdaten berücksichtigt. Diese zusätzlichen Korrekturdaten werden von einem Referenz-GPS-Empfängermittel zur Verfügung gestellt, dessen Position exakt bekannt ist. Dieses Referenz-GPS-Empfängermittel kann zum Beispiel in der Nähe des zu analysierenden Bauteils beziehungsweise der zu analysierenden Bauteilgruppe 100 positioniert werden.
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Die Auswertung der Bilddaten erfolgt nach einer Methode der so genannten erweiterten Realität (engl.: Augmented Reality, AR). Dabei werden die mit den beiden Bilderfassungseinrichtungen der tragbaren Rechnereinrichtung 1 erfassten Bildinformationen um computergenerierte Informationen, die dem Anwender eine erweiterte Realitätswahrnehmung ermöglichen, ergänzt. Dieses erfolgt durch die Berechnung eines Differenzbilds zwischen dem mittels der Bilderfassungseinrichtungen erfassten Bild des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100 und dem aus den Konstruktionsdaten erhältlichen virtuellen Bild. Die Berechnung des Differenzbildes erfolgt mit Hilfe eines Computerprogramms, das vorzugsweise von der tragbaren Rechnereinrichtung 1 ausgeführt wird. Diejenigen Bereiche des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100, in denen Abweichungen zwischen den erfassten Bildinformationen und dem aus den Konstruktionsdaten generierten virtuellen Bild vorliegen, werden dem Anwender – vorzugsweise in Echtzeit – auf der Anzeigevorrichtung 10 der tragbaren Rechnereinrichtung 1 angezeigt. Auf die Weise ist es möglich, Abweichungen der Ist-Positionen von den durch die Konstruktionsdaten vorgegebenen Sollpositionen einzelner Bauteile oder Bauteilen der Bauteilgruppe 100 zu bestimmen. Auch das Fehlen eines im virtuellen Modell vorhandenen Bauteils der Bauteilgruppe 100 kann dadurch sehr einfach erfasst werden.
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Bei der Durchführung des Verfahrens wird die tragbare Rechnereinrichtung 1 mit dem auf der Anzeigevorrichtung 10 angezeigten virtuellen Bild des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100 auf das zu analysierende Bauteil beziehungsweise die zu analysierende Baugruppe 100 gerichtet. Die mittels der beiden Bilderfassungseinrichtungen der tragbaren Rechnereinrichtung 1 erfassten Bilddaten werden mittels des Computerprogramms verarbeitet. Das Computerprogramm berechnet diejenigen Differenzbereiche, in denen Abweichungen der Ist-Positionen von den Soll-Positionen vorliegen, und zeigt diese in Echtzeit auf der Anzeigevorrichtung 10 an. Die Bildanzeige auf der Anzeigevorrichtung 10 umfasst dabei vorzugsweise die drei nachfolgend genannten Bildebenen
- a) das mittels der beiden Bilderfassungseinrichtungen der tragbaren Rechenvorrichtung 1 erfasste (reale) Bild des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100,
- b) das aus den Konstruktionsdaten generierte virtuelle Bild des Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100,
- c) die durch die Differenzbildberechnung erhaltenen Differenzbereiche, in denen sich Abweichungen der Ist-Positionen von den durch die Konstruktionsdaten vorgegebenen Soll-Positionen ergeben.
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In 2 ist exemplarisch eine Bilddarstellung einer Bauteilgruppe 100 gezeigt, die mit Hilfe des hier vorgestellten Verfahrens erhältlich ist. Zu erkennen ist die Baugruppe 100 mit zwei Bereichen 200, 201, in denen jeweils ein Bauteil fehlt. Diese Bereiche 200, 201 werden im Differenzbild durch eine geeignete Visualisierung, wie zum Beispiel durch eine Farb- und/oder Liniendarstellung, für einen Anwender sichtbar gemacht wird. Das reine Differenzbild umfasst somit nur diejenigen Bereiche, in denen sich Abweichungen der durch das virtuelle Modell definierten Soll-Positionen von den Ist-Positionen ergeben. In 2 ist ferner ein rechteckiger Bildrand 202 zu erkennen, der den Rand der Bilderfassung mittels der beiden Bilderfassungseinrichtungen der tragbaren Rechnereinrichtung veranschaulicht.
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Vorzugsweise kann die tragbare Rechnereinrichtung 1 so konfiguriert sein, dass das Differenzbild und das mittels der Bilderfassungseinrichtungen der Rechnereinrichtung 1 erfasste Bild des mindestens einen Bauteils oder der Bauteilgruppe 100 sowie das virtuelle Bild des mindestens einen Bauteils oder der Bauteilgruppe 100 auf der Anzeigevorrichtung 10 dargestellt werden. Dadurch wird insbesondere eine ganzheitliche Darstellung des mindestens einen Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100, des virtuellen Bildes des mindestens einen Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100 sowie des Differenzbildes ermöglicht, so dass die Fehlererfassung durch den Anwender besonders einfach und intuitiv erfolgen kann.
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Das hier vorgestellte Verfahren ermöglicht es in vorteilhafter Weise, durch die Methode der erweiterten Realität fehlerhafte Formgestaltungen von Bauteilen und/oder fehlerhafte Lagen von Bauteilen innerhalb einer Bauteilgruppe 100 und/oder fehlende Bauteile innerhalb der Bauteilgruppe 100 zu erfassen.
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Insbesondere kann mittels des hier beschriebenen Verfahrens ein physisches Versuchsmodell („Physical Mock-Up“, PMU) des mindestens einen Bauteils beziehungsweise der Bauteilgruppe 100 analysiert werden, um die Funktion eines computergenerierten, digitalen Versuchsmodells („Digital Mock-Up“, DMU) anhand eines realen Objekts zu untersuchen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- IEEE 802.15.x-Standard [0020]
- Standard IEEE-802.11.x [0020]