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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lackieren einer Kraftwagenkarosserie, bei welchem die Kraftwagenkarosserie zumindest zweifarbig lackiert wird.
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Der Trend zur zunehmenden Stylingorientierung und Individualisierung des Fahrzeugdesigns erfordert unter anderem aufwändige, mehrfarbige Lackierkonzepte für Kraftwagenkarosserien. Der üblicherweise gängige Herstellprozess von Kraftwagen sieht jedoch vor, dass die Kraftwagenkarosserie gemeinsam mit den daran befestigten Türen und Klappen eine Lackieranlage passiert. Danach werden die Türen und Klappen abgeschlagen und einer separaten Türen- bzw. Klappenmontage zugeführt, in der sie mit Innenverkleidungsteilen, Fenstern, Fensterhebern, Schlössern und dergleichen versehen werden. Im Zuge der Endmontage werden die auf diese Weise ausgestatteten Türen und Klappen wieder an der Karosserie montiert. Da die Türen und Klappen während der Lackierung an der Karosseriezelle befestigt sind, ist es nur unter großem Aufwand möglich, sie in einer anderen Farbe als die restliche Karosseriezelle zu lackieren.
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Die
DE 10 2008 038 760 A1 beschreibt ein Verfahren zum Bearbeiten unterschiedlicher Werkstücke, die beispielsweise sequenziell einer Lackierstation zugeführt werden, in der sie auf unterschiedliche Weise lackiert werden. Diese unterschiedlichen Werkstücke könnten beispielsweise auch Karosseriezellen, Karosserieklappen, Karosserietüren und anderweitige Anbauteile einer Karosserie sein.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Lackieren einer Kraftwagenkarosserie bereitzustellen, mittels welchem auf vereinfachte Weise eine zumindest zweifarbige Lackierung der Kraftwagenkarosserie ermöglicht wird.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Lackieren einer Kraftwagenkarosserie mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen und nicht-trivialen Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Lackieren einer Kraftwagenkarosserie wird zunächst die Kraftwagenkarosserie bereitgestellt, welche eine Mehrzahl von an einer Karosseriezelle angebrachten Anbauteilen, insbesondere Klappen und Türen, umfasst. Anschließend wird zumindest eines der Anbauteile von der Karosseriezelle demontiert. Das zumindest eine demontierte Anbauteil und die restliche Kraftwagenkarosserie werden mit jeweiligen Decklacken unterschiedlicher Farbe in derselben Hauptlinie einer Karosserie-Lackieranlage lackiert.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine kostengünstige und serienmäßige Lackierung großflächiger Anbauteile in einem bestehenden Serienprozess einer Standard-Automobilfabrik. Dadurch ist die Integration einer mehrfarbigen Karosserie und damit auch beispielsweise die Bereitstellung markenbestimmender Designelemente bei jeweiligen Kraftwagenkarosserien mit sehr geringen Investitionen und einem geringen Teilemehrpreis im Wesentlichen in allen gängigen Automobilfabriken möglich.
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In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die gesamte Kraftwagenkarosserie vor dem Demontieren des zumindest einen Anbauteils einer kathodischen Tauchlackierung zugeführt und erst danach demontiert wird. Eine entsprechende Oberflächenbehandlung der gesamten Kraftwagenkarosserie ist auf Grund der nach wie vor noch daran montierten Anbauteile im Zuge der kathodischen Tauchlackierung besonders einfach und effizient möglich.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass das Anbauteil nach dessen Demontage von der Karosseriezelle auf einem Transportgestell angeordnet und fixiert wird. Dadurch, dass das Anbauteil nach dessen Montage von der Karosseriezelle auf einem Transportgestell, üblicherweise auch als Skid bezeichnet, angeordnet und fixiert wird, kann das Anbauteil auf besonders einfache und sichere Weise während des weiteren Lackiervorgangs transportiert werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass das demontierte Anbauteil und die restliche Kraftwagenkarosserie direkt hintereinander durch die Hauptlinie der Karosserie-Lackieranlage hindurchbefördert werden. Mit andern Worten folgt das demontierte Anbauteil der restlichen Kraftwagenkarosserie direkt oder läuft dieser direkt vorne weg. Dadurch bleibt eine eindeutige Zuordnung zwischen dem zumindest einen demontierten Anbauteil und der restlichen Kraftwagenkarosserie während des Transports durch die gesamte Lackieranlage erhalten.
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Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die zu lackierenden Oberflächen nur einmal in ihrer finalen Farbe lackiert werden, so dass also kein zweiter Lackiervorgang mit einer Kontrastfarbe stattfindet.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass das demontierte, mit dem Decklack lackierte Anbauteil an dieselbe Karosseriezelle montiert wird, von welcher das Anbauteil vor dem Aufbringen des Decklacks demontiert worden ist. Vorzugsweise wird das mit dem Decklack lackierte Anbauteil aus seinem Transportgestell entnommen und wieder direkt an der vorhergehenden bzw. nachfolgenden Karosseriezelle an einem entsprechenden Scharnierbereich montiert, sodass insbesondere aus Geometriegründen genau dieselben Türen und Klappen, die bereits in der Rohbauanlage an dieser Karosseriezelle montiert waren, auch nach der Aufbringung des Decklacks wieder an dieser Karosseriezelle montiert sind.
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Durch das Verfahren kann somit eine mindestens zweifarbige Fahrzeugkarosserie (d. h. Karosseriezelle inkl. Türen/Klappen/Anbauteilen) hergestellt werden, die anschließend von der Lackierung an eine Endmontagelinie übergeben wird. Vorteilhafterweise wird also durch die oben beschriebene Re-Montage der Anbauteile an die Karosseriezelle eine Fahrzeugkarosserie erzeugt, bei der mindestens eines der Anbauteile mit einem andersfarbigen Decklack als die Karosseriezelle versehen ist. Diese Fahrzeugkarosserie wird anschließend an die Endmontage weitergeleitet.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
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Die Zeichnung zeigt in:
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1 eine schematische Darstellung einer Verfahrensabfolge, bei welcher eine Kraftwagenkarosserie von einer Rohbauanlage durch eine Lackieranlage hindurchbefördert und schließlich einer Endmontage zugeführt wird;
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2 eine Perspektivansicht auf eine innerhalb der Lackieranlage angeordnete Demontagestation, in welcher jeweilige Türen von einer Karosseriezelle demontiert werden; und in
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3 eine innerhalb der Lackieranlage angeordnete Montagestation, in welcher die zuvor demontierten Türen wiederum an der Karosseriezelle angebracht werden.
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In den Figuren werden gleiche oder funktionsgleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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Eine insgesamt mit 10 bezeichnete Lackieranlage zum Lackieren einer Kraftwagenkarosserie ist in einer schematischen Darstellung in 1 gezeigt. Der Lackieranlage ist eine Rohbauanlage 12 vorgeschaltet und eine Endmontage 14 nachgeschaltet.
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Aus der Rohbauanlage 12 werden jeweilige Kraftwagenkarosserien 16 der Lackieranlage 10 zugeführt. Die Lackieranlage 10 weist eine erste Lackierstation 13 auf, in welcher eine Vorbehandlung der aus der Rohbauanlage 12 bereitgestellten Kraftwagenkarosserien 16 durch eine kathodische Tauchlackierung erfolgt. Nach der kathodischen Tauchlackierung in der Lackierstation 13 werden die so vorbehandelten Kraftwagenkarosserien 16 einer Demontagestation 15 zugeführt.
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In 2 ist in einer schematischen Darstellung die Demontagestation 15 dargestellt. Jeweilige, mittels der kathodischen Tauchlackierung vorbehandelte Kraftwagenkarosserien 16, werden also der Demontagestation 15 zugeführt, in welcher jeweilige Türen 20 von einer Karosseriezelle 18 der Kraftwagenkarosserie 16 demontiert werden. Die demontierten Türen 20 werden direkt auf einem Transportgestell 22, einem sogenannten Skid, angeordnet, mittels welchem die demontierten Türen 20 durch die weitere Lackieranlage befördert werden. Neben der Demontage der Türen 20 können in dieser Station 15 auch andere Anbauteile der Kraftwagenkarosserie 16, wie beispielsweise Kofferraumklappen oder Motorhaubenklappen demontiert und auf dem Transportgestell 22 angeordnet und fixiert werden.
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An die Demontagestation 15 schließt sich – wie in 1 dargestellt – eine weitere Lackierstation 24 an, welche von jeweiligen demontierten Türen 20 und Karosseriezellen 18 sequenziell durchlaufen werden. Die demontierten Anbauteile, vorliegend also die Türen 20, sowie die Karosseriezellen 18 werden in der weitern Lackierstation 24 unter anderem mit jeweiligen Decklacken unterschiedlicher Farbe lackiert. Mit anderen Worten werden die demontierten Türen 20 und die Karosseriezellen 18 unter Serienbedingungen in einer gleichen Hauptlinie der Karosserielackieranlage in unterschiedlichen Farben lackiert, wobei sich die Farben der Türen 20 von der Farbe der Karosseriezelle 18 unterscheiden. Zur Herstellung von mehrfarbigen Karosserien 16 ist es also nicht mehr erforderlich, dass etwaige Maskierungen, beispielsweise durch Abkleben von nicht zu lackierenden Flächen, und nachfolgende Demaskierungen vorzunehmen. Die zu lackierenden Karosserieteile 20, 18 werden also nur ein einziges Mal in ihrer finalen Farbe lackiert, sodass kein zweiter Lackiervorgang, beispielsweise mit einer Kontrastfarbe, stattfindet.
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Die demontierten Türen 20 und die zugehörigen Karosseriezellen 18 werden dabei sequenziell durch die zweite Lackierstation 24 hindurchbefördert, wobei entweder die Türen 20 den zugehörigen Karosseriezellen 18 folgen oder umgekehrt.
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Nachdem die jeweiligen Türen 20 und die Karosseriezellen 18 innerhalb der zweiten Lackierstation 24 mit ihren unterschiedlichen Decklacken versehen worden sind, werden diese der Montagestation 26 zugeführt.
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Die Montagestation 26 ist in einer schematischen Darstellung in 3 gezeigt. Wie symbolisch durch die Pfeile angedeutet, werden die mit den Decklacken versehenen Türen 20 von ihren zugehörigen Transportgestellen 22 entnommen und wiederum an derjenigen Karosseriezelle 18 montiert, von welcher sie an zuvor in der Demontagestation 15 abgenommen worden sind. Die lackierten Türen 20 werden also wiederum an der Karosseriezelle 18 an entsprechenden Scharnierbereichen montiert, an welchen diese bereits in der Rohbauanlage 12 an der Karosseriezelle 18 montiert waren.
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Nach der Montage der Türen 20 an die Karosseriezelle 18 werden die fertig lackierten Kraftwagenkarosserien 16 der Endmontage 14 zugeführt.
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Neben Türen 20 können noch weitere Anbauteile, wie beispielsweise Kofferraumklappen, Motorhauben und dergleichen von der Karosseriezelle 18 in der beschriebenen Weise demontiert, in einer von der restlichen Kraftwagenkarosserie abweichenden Farbe lackiert und danach wieder an die betreffende Karosseriezelle 18 anmontiert werden.
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Durch das erläuterte Verfahren wird eine besonders kostengünstige und serienmäßige Lackierung großflächiger Anbauteile einer Fahrzeugkarosserie in unterschiedlichen Farben in einem bestehenden Serienprozess innerhalb einer Standard-Automobilfabrik ermöglicht.