-
Die Erfindung betrifft eine Betriebsstrategie für ein elektrisches Energiebordnetz eines Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Personenkraftfahrzeugs mit einem 12-V-Bordnetz oder 48-V-Bordnetz.
-
Die Steuerung eines Energiebordnetzes erfolgt typischerweise mit einer funktional implementierten Betriebsstrategie.
-
Die Betriebsstrategie eines elektrischen Energiebordnetzes umfasst spezifische Bewertungen von elektrischen Systemgrößen wie dem Ladezustand (SoC – state of charge). Die Bewertung der elektrischen Systemgrößen erfolgt hierbei innerhalb der betriebsstrategischen Regeln, die die Betriebsstrategie ausmachen. Die Implementierung einer derartigen Betriebsstrategie erfordert einen hohen Aufwand bei der Entwicklung der betriebsstrategischen Regeln und der Absicherung der Betriebsstrategie.
-
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine hierzu verbesserte Betriebsstrategie anzugeben.
-
Die Aufgabe wird durch die Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
-
Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein Betriebsstrategie-Verfahren für ein Energiebordnetz eines Kraftfahrzeugs, welches eine elektrische Batterie, einen elektrischen Generator und mehrere elektrische Verbraucher umfasst.
-
Das Verfahren geht von einer Mehrzahl von gemessenen oder sonst wie ermittelten systembeschreibenden Systemgrößen des Bordnetzes aus. Hierbei handelt es sich vorzugsweise um elektrische Systemgrößen; es sind aber auch eine oder mehrere nicht elektrische Systemgrößen denkbar, beispielsweise eine Kennzahl als Funktion der Spannung und der Temperatur. Diese Systemgrößen stellen die Eingangsgrößen des Verfahrens dar. Bei den Systemgrößen kann es sich beispielsweise um die Batteriespannung der Batterie des Bordnetzes, den Batteriestrom der Batterie des Bordnetzes, den Ladezustand der Batterie und/oder die Auslastung des elektrischen Generators (beispielsweise der aktuell ausgeschöpfte Anteil am maximal zulässigen Strom des Generators) handeln. Bei einer derartigen Systemgröße kann es sich auch um eine berechnete Kennzahl handeln, beispielsweise ein berechnetes Verhältnis zwischen einer gemessenen Größe (beispielsweise Batteriespannung) und einer zweiten gemessenen Größe (beispielsweise Batteriestrom). Die Systemgrößen sind typischerweise wertkontinuierlichen Größen (da die Größen typischerweise als digitale Werte vorliegen ist die Auflösung der jeweiligen Systemgröße natürlich beschränkt).
-
Für jede dieser vorzugsweise elektrischen Systemgrößen wird ein Zustand der vorzugsweise elektrischen Systemgröße in Abhängigkeit des Werts der jeweiligen Systemgröße bestimmt. Hierbei kann der Zustand einen von mehreren möglichen diskreten Werten (vorzugsweise weniger als 10 diskrete Werte, beispielsweise 5 diskrete Werte) aufweisen, wobei die mehreren diskreten Werte vorzugsweise in einer bestimmten Reihenfolge stehen. Bei den diskreten Werten handelt es sich zum Beispiel um ganze Zahlen; beispielsweise wird einer vorzugsweise elektrischen Systemgröße als Zustand der Systemgröße ein Wert aus der Menge der ganzen Zahlen {–2; –1; 0; 1; 2} zugewiesen. Der Wertebereich für die Zustände der einzelnen Systemgrößen ist vorzugsweise für die einzelnen Systemgrößen identisch; dies ist aber nicht zwingend notwendig.
-
Aus den Zuständen der einzelnen Systemgrößen wird dann in einem weiteren Schritt ein übergeordneter Zustand des Bordnetzes bestimmt. Hierbei kann der übergeordnete Zustand des Bordnetzes einen von mehreren möglichen diskreten Werten (vorzugsweise weniger als 10 diskrete Werte, beispielsweise 5 diskrete Werte) aufweisen, wobei die mehreren diskreten Werte vorzugsweise in einer bestimmten Reihenfolge stehen. Bei den diskreten Werten handelt es sich beispielsweise um ganze Zahlen. Beispielsweise wird als Zustand des Bordnetzes ein Wert aus der Menge der ganzen Zahlen {–2; –1; 0; +1; +2} bestimmt. Hierbei beschreibt „+2” einen positiv erschöpften Zustand, „+1” einen positiv angespannten Zustand, „0” einen entspannten Zustand, „–1” einen negativ angespannten Zustand und „–2” einen negativ erschöpften Zustand.
-
Der Wertebereich für den übergeordneten Zustand des Bordnetzes ist vorzugsweise identisch zu dem Wertebereich der Zustände der einzelnen Systemgrößen; dies ist aber nicht zwingend notwendig.
-
In einem weiteren Schritt werden Werte für Stellgrößen des Bordnetzes in Abhängigkeit des übergeordneten Zustands des Bordnetzes bestimmt. Über diese Stellgrößen kann das Bordnetz gesteuert werden. Bei den Stellgrößen handelt es sich beispielsweise um die Soll-Generatorspannung als Führungsgröße für einen Regler zur Regelung der Generatorspannung des elektrischen Generators. Als Wert einer Stellgröße kann auch der Wert einer Steuergröße zur Steuerung der Leistungsaufnahme mindestens eines elektrischen Verbrauchers in Abhängigkeit des übergeordneten Zustands des Bordnetzes bestimmt werden. Beispielsweise kann als Steuergröße zur Steuerung der Leistungsaufnahme der zentrale Systemparameter Energieverfügbarkeit verwendet werden, den jeweils eine Vielzahl von Verbrauchern entgegennehmen. Dieser Systemparameter der Energieverfügbarkeit wird von dem jeweiligen Verbraucher individuell ausgewertet, wobei der jeweilige Verbraucher seine eigene Stromaufnahme an den Systemparameter der Energieverfügbarkeit anpasst. Die Energieverfügbarkeit initiiert also in den jeweiligen Verbrauchern eine Begrenzung der Leistungsaufnahme.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren basiert auf dem Gedanken, die Zustände der einzelnen Systemgrößen und hierauf basierend den übergeordneten Zustand des Bordnetzes zu ermitteln und basierend auf dem übergeordneten Zustand eine Betriebsstrategie abzuleiten, um die Stellgrößen des Bordnetzes an den übergeordneten Zustand des Bordnetzes anzupassen. Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird die Implementierung der Betriebsstrategie deutlich gegenüber einer konventionellen Betriebsstrategie vereinfacht, die auf der Auswertung der einzelnen Systemgrößen als Eingangsgrößen der Betriebsstrategie basiert. Durch die Verwendung der Zustandsbeschreibung erfolgt eine Trennung der Datenaufbereitung und der Betriebsstrategie zum Zwecke der Komplexitätsminimierung durch eine Beschränkung auf den betriebsstrategischen Kern des zu lösenden Problems. Wird dabei – wie beschrieben – ein zentraler Zustand bestimmt, so ist die hierauf bezogene Betriebsstrategie im Umfang begrenzt und eindeutig.
-
Sie muss nicht mit mehreren Strategien nachträglich in funktionalen Einklang gebracht werden. Hierdurch werden beispielsweise gegenläufige Strategien ausgeschlossen.
-
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden die Zustände der jeweiligen Systemgrößen durch Schwellwertvergleich der jeweiligen Systemgröße mit jeweils einem (der Systemgröße zugeordneten) Schwellwert bestimmt. Jeder Schwellwert beschreibt dabei einen Übergang zwischen zwei benachbarten Zustandswerten. Hierbei ist von Vorteil, wenn der jeweilige Übergang zwischen zwei Zustandswerten eine Hysterese aufweist. Die Hysterese verhindert bei kleinen Änderungen der Systemgröße ein Toggeln zwischen den benachbarten Zustandswerten.
-
Vorzugsweise sind die Schwellwerte und/oder die Hysteresebreiten (d. h. der jeweilige Abstand der beiden Schwellwerte einer Hysterese) für einen Übergang variabel: Beispielsweise hängen die Schwellwerte und/oder Hysteresebreiten von den Umweltbedingungen ab, beispielsweise von der Umgebungstemperatur. Außerdem können die Schwellwerte und/oder Hysteresebreiten auch von dem jeweiligen Betriebsmodus des Bordnetzes abhängig sein.
-
Vorzugsweise ist eine Priorisierung der Zustände der Systemgrößen untereinander vorhanden. Beispielsweise ist der Zustand der Batteriespannung höher priorisiert als der Zustand des Batteriestromes, welcher wiederum höher priorisiert ist als der Zustand des SoC. Der übergeordnete Zustand des Bordnetzes wird dann aus den Zuständen der Systemgrößen unter Berücksichtigung dieser Priorisierung bestimmt.
-
Für die Bestimmung der Stellgrößen kann lediglich der übergeordnete Zustand des Bordnetzes verwendet werden. Bei einer alternativen Implementierung des Betriebsstrategie-Verfahrens können die Stellgrößen des Bordnetzes in Abhängigkeit sowohl des übergeordneten Zustands des Bordnetzes als auch in Abhängigkeit eines oder mehrerer Zustände der vorzugsweise elektrischen Systemgrößen bestimmt werden.
-
Vorzugsweise wird zum Bestimmen der Werte der Stellgrößen des Bordnetzes eine betriebsstrategische Handlung in Abhängigkeit des übergeordneten Zustands des Bordnetzes festgelegt. Beispielsweise wird bei einem übergeordneten Zustand des Bordnetzes von +2 ein starkes Absenken der Bordnetzspannung als betriebsstrategische Handlung festgelegt. Die Bordnetzspannung wird beispielsweise an der Batterie gemessen und entspricht daher beispielsweise der Batteriespannung.
-
Die Werte der Stellgrößen des Bordnetzes werden dann in Abhängigkeit der betriebsstrategischen Handlung bestimmt. Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das Festlegen einer betriebsstrategischen Handlung in Abhängigkeit sowohl des übergeordneten Zustands des Bordnetzes als auch in Abhängigkeit der Zustände einer oder mehrerer Systemgrößen erfolgt.
-
Die Erfindung wird nachfolgend unter Zuhilfenahme auf die beigefügten Zeichnungen anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben. In diesen zeigen:
-
1 ein Ausführungsbeispiel für ein Energie- und Leistungs-Management für ein Bordnetz;
-
2 eine beispielhafte Zuordnung der Systemgröße Batteriestrom IBatt zu einem Zustand x_IBatt;
-
3 eine beispielhafte Zuordnung der Systemgröße Batteriespannung UBatt zu einem Zustand x_UBatt; und
-
4 eine beispielhafte Zuordnung der Systemgröße SoC zu einem Zustand x_SoC.
-
Bei dem erfindungsgemäßen Betriebsstrategie-Verfahren werden die systembeschreibenden vorzugsweise elektrischen Systemgrößen (d. h. die Eingangsgrößen der Betriebsstrategie), insbesondere in Verbindung mit zu steuernden Reglern im Bordnetz, einer vorgelagerten Bewertung unterzogen, wobei Zustände dieser Systemgrößen bestimmt werden. Basierend auf diesen Zuständen der Systemgrößen wird ein übergeordneter Zustand des Bordnetzes bestimmt. In Abhängigkeit des übergeordneten Zustands und optional auch der Zustände von Systemgrößen wird anschließend die Betriebsstrategie zu einem Eingriff in die Stellgrößen des Bordnetzes veranlasst.
-
1 skizziert ein beispielhaftes Betriebsstrategie-Verfahren in Form einer Software mit mehreren Software-Funktionsblöcken. Diese umfasst konventionelle Software-Funktionsblöcke Generatorsteuerung 1 zur Steuerung des elektrischen Generators 2, Ladebilanz 3 zur Berechnung des Ladezustands der elektrischen Batterie 4, Spannungsregelung 5 zur Regelung der Bordnetzspannung (welche vorzugsweise der Spannung des Pluspols der Batterie entspricht) und Verbrauchersteuerung 6 zur Steuerung der elektrischen Leistungsaufnahme der elektrischen Verbraucher 7.1–7.n. Ferner sind die Software-Funktionsblöcke Beobachtung 8, Zustandsbewertung 9, Betriebsstrategie-Kern 10 und Modifikation 11 vorgesehen.
-
Die Eingangsgrößen der Betriebsstrategie bilden Systemgrößen des Bordnetzes, wie beispielsweise die Batteriespannung UBatt, der Batteriestrom IBatt durch die Batterie 4 und der Ladezustand SoC. Optional kann auch die Auslastung DF des Generators 2 (hier: das Verhältnis zwischen dem aktuellen Generatorstrom IGen zum maximal zulässigen Generatorstrom) als Systemgröße berücksichtigt werden. Die gemessenen oder berechneten Systemgrößen beziehen sich typischerweise auf systeminterne oder umweltbedingte physikalische Zusammenhänge.
-
In dem optionalen Software-Funktionsblock Beobachtung 8 werden basierend auf den Systemgrößen Kennzahlen ermittelt, beispielsweise das Verhältnis zwischen der Batteriespannung UBatt zum Batteriestrom IBatt. Die Kennzahlen werden im Sinne der Anmeldung auch als Systemgrößen verstanden.
-
Im Software-Funktionsblock Zustandsbewertung 9 werden die vorzugsweise elektrischen Systemgrößen (die auch elektrische Kennzahlen umfassen können) in Form von Zuständen bewertet; die Systemgrößen werden also in Zustände transformiert, typischerweise mittels Schwellwerten.
-
Hierbei wird für die einzelnen Systemgrößen jeweils der Zustand der jeweiligen Systemgröße in Abhängigkeit des Werts der jeweiligen Systemgröße bestimmt. Ferner wird in dem Software-Funktionsblock Zustandsbewertung 9 aus den Zuständen der Systemgrößen ein übergeordneter Zustand des Bordnetzes bestimmt.
-
Ziel ist die Erkennung instabiler Zustände (z. B. Spannungslage zu gering, Gefahr eines Funktionsausfalls).
-
In 1 ist der Software-Funktionsblock 9 der Zustandsbewertung etwas detaillierter dargestellt. Im Software-Teilfunktionsblock 12 wird für jede der Systemgrößen UBatt, IBatt und SoC jeweils ein Zustandswert x_UBatt, x_IBatt und x_SoC bestimmt. Mit anderen Worten: Die gemessenen oder berechneten Systemgrößen UBatt, IBatt und SoC (inklusive etwaiger Kennzahlen) werden zu Zuständen x_UBatt, x_IBatt und x_SoC transformiert; dies geschieht typischerweise mittels Schwellwerten, wie dies später noch beschrieben wird.
-
Im Software-Teilfunktionsblock 13 wird der Zustand xG des Bordnetzes aus den Zuständen der Systemgrößen bestimmt.
-
Im Software-Funktionsblock Betriebsstrategie-Kern 10 wird basierend auf dem übergeordneten Zustand xG des Bordnetzes eine betriebsstrategische Handlung BSH festgelegt. Zur Festlegung einer betriebsstrategischen Handlung BSH werden ferner optional noch eine, mehrere oder sämtliche Zustände x_UBatt, x_IBatt und x_SoC der Systemgrößen UBatt, IBatt und SoC berücksichtigt (dies wird durch die gepunkteten Pfeile angedeutet). Im Betriebsstrategie-Kern 10 wird also eine betriebsstrategische Handlung aufgrund eines Zustands oder mehrerer Zustände festgelegt (beispielsweise ein angespannter oder ein erschöpfter Zustand).
-
In dem Software-Funktionsblock Modifikation 11 werden basierend auf der festgelegten betriebsstrategischen Handlung BSH Werte für Stellgrößen des Bordnetzes bestimmt. Wird ein instabiler Zustand xG des Bordnetzes erkannt, so erfolgt ein Eingriff (hier Modifikation genannt) auf eine oder mehrere Stellgrößen des Bordnetzes, wodurch der Zustand xG des Bordnetzes in gewünschter Weise geändert wird. Hierbei wird versucht, das Bordnetz in einen entspannten Bereich zu bringen oder dort zu halten, d. h. es wird beispielsweise versucht, durch Modifikation der Stellgrößen den Zustand xG des Bordnetzes auf den Wert 0 (= entspannter Zustand) zu bringen oder auf diesem Wert zu halten.
-
Eine Stellgröße kann beispielsweise eine Sollwertvorgabe für einen Regler sein. Im Fall von 1 handelt es sich bei den Stellgrößen beispielsweise um die Soll-Generatorspannung UGen,Soll als Führungsgröße für einen Regler zur Regelung der Generatorspannung UGen des elektrischen Generators 2 und um die Energieverfügbarkeit EV. Die Energieverfügbarkeit EV dient der Vorgabe der Leistungsaufnahme der Verbraucher 7.1–7.n und wird von Verbrauchern 7.1–7.n jeweils entgegengenommen. Die Energieverfügbarkeit EV wird von dem jeweiligen Verbraucher 7.i individuell ausgewertet, wobei der jeweilige Verbraucher 7.i seine eigene Stromaufnahme IV,i an den Systemparameter der Energieverfügbarkeit EV anpasst.
-
Die Sollwertvorgaben der Soll-Generatorspannung UGen,Soll und der Energieverfügbarkeit EV entsprechen quasi einer Arbeitspunktvorgabe im Gesamtsystem passend zu dem aktuellen Zustand xG des Bordnetzes.
-
Nachfolgend wird die im Teilfunktionsblock 12 durchgeführte Bestimmung der Zustände x_UBatt, X_IBatt und x_SoC der Systemgrößen UBatt, IBatt und SoC erläutert.
-
In 2 ist die Zuordnung der Systemgröße Batteriestrom IBatt zu einem Zustand x_IBatt dargestellt. Der Wertebereich des Zustands X_IBatt umfasst hier fünf diskrete Werte {–2; –1; 0; +1; +2}. Hierbei beschreibt ein Zustandswert x_IBatt = +2 einen positiv erschöpften Zustand, x_IBatt = +1 einen positiv angespannten Zustand, x_IBatt = +0 einen entspannten Zustand, x_IBatt = –1 einen negativ angespannten Zustand und x_IBatt = –2 einen negativ erschöpften Zustand. Diese Beschreibung der verschiedenen Zustandswerte gilt in gleicher Weise auch für die Zustände X_UBatt und x_SoC in 3 bzw. 4.
-
Die Zuordnung eines Wert der Systemgröße Batteriestrom IBatt zu einem Zustandswert x_IBatt erfolgt durch einen Schwellwertvergleich mit den in 2 dargestellten Schwellwerten.
-
Ein Schwellwert beschreibt dabei einen Übergang zwischen zwei benachbarten Zustandswerten. Der Übergang zwischen zwei Zustandswerten weist vorzugsweise eine Hysterese auf. Vorzugsweise sind die Schwellwerte und/oder die Hysteresebreiten variabel: Beispielsweise hängen die Schwellwerte und/oder Hysteresebreiten von den Umweltbedingungen ab, beispielsweise von der Umgebungstemperatur. Außerdem können die Schwellwerte und/oder Hysteresebreiten auch von dem jeweiligen Betriebsmodus des Bordnetzes abhängig sein (die Betriebsmodi werden im Folgenden noch genauerer diskutiert).
-
3 zeigt die Zuordnung der Systemgröße Batteriespannung UBatt zu einem Zustand x_UBatt. Die vorstehenden Aussagen zu 2 gelten hier entsprechend.
-
4 zeigt die Zuordnung der Systemgröße SoC zu einem Zustand x_SoC. Die vorstehenden Aussagen zu 2 gelten hier entsprechend.
-
Nachfolgend wird die im Teilfunktionsblock 13 durchgeführte Bestimmung des Zustands xG des Bordnetzes erläutert.
-
Der Wertebereich des Zustands xG umfasst hier fünf diskrete Werte {–2; –1; 0; +1; +2}. Hierbei beschreibt ein Zustandswert xG = +2 einen positiv erschöpften Zustand des Bordnetzes, xG = +1 einen positiv angespannten Zustand des Bordnetzes, xG = +0 einen entspannten Zustand des Bordnetzes, xG = –1 einen negativ angespannten Zustand des Bordnetzes und xG = –2 einen negativ erschöpften Zustand des Bordnetzes.
-
Die Bestimmung des Zustands xG (insbesondere die dafür verwendete Priorisierung der Zustände x_UBatt, x_IBatt und x_SoC) hängt vorzugsweise neben den Zuständen x_UBatt, x_IBatt und x_SoC der Systemgrößen UBatt, IBatt und SoC auch von dem jeweiligen Betriebsmodus des Bordnetzes ab.
-
Ein erster Betriebsmodus ist beispielsweise ein Betriebsmodus mit möglichst optimaler Leistungsbereitstellung, bei dem eine hohe Bordnetzspannung (beispielsweise für Fahrwerks-Regelsysteme), bereitgestellt wird und daher eine entsprechend hohe Batteriespannung eingestellt werden muss. Ein zweiter Betriebsmodus ist beispielsweise ein Betriebsmodus für einen effizienten Betrieb (möglichst ohne Laden und Entladen der Batterie), bei dem die Batteriespannung nicht sehr hoch gewählt wird. Ein dritter Betriebsmodus ist ein Betriebsmodus zum Komponentenschutz mit geringer Belastung der Batterie.
-
Im Folgenden wird beispielsweise ein Betriebsmodus mit optimaler Leistungsbereitstellung mit hoher Bordnetzspannung (beispielsweise zur Versorgung von Fahrwerks-Regelsystemen) angenommen. Der Bedarf an optimaler Leistungsbereitstellung kann beispielsweise aufgrund von Navigationsinformation über einen vorausliegenden Streckenabschnitt mit hohem Spannungsbedarf prädiziert werden.
-
Der Zustand xG des Bordnetzes ergibt sich beispielsweise als Funktion der Zustände x_UBatt, x_IBatt und x_SoC und einer Priorisierung P der Zustände x_UBatt, x_IBatt und x_SoC zueinander: xG = f(x_SoC; x_IBatt; x_UBatt; P)
-
Die Priorisierung P der Zustände x_UBatt, x_IBatt und x_SoC zueinander ist vorzugsweise eine Funktion des Betriebsmodus: P = f(Betriebsmodus)
-
Daher ist der Zustand xG des Bordnetzes auch von dem Betriebsmodus abhängig.
-
Beispielsweise ergibt sich bei dem angenommenen Betriebsmodus mit optimaler Leistungsbereitstellung folgende Priorisierung P: P: x_SoC < X_IBatt < x_UBatt
-
In diesem Fall hat der Zustand x_IBatt des Batteriestroms IBatt eine höhere Priorität als der Zustand x_SoC des SoC, während der Zustand x_UBatt der Batteriespannung UBatt eine höhere Priorität als der Zustand x_IBatt des Batteriestroms IBatt aufweist.
-
Der Zustand xG des Bordnetzes entspricht beispielsweise dem Zustand derjenigen Systemgröße, die die höchste Priorität bei einer gegebenen Priorisierung P aufweist. Im Fall der oben dargestellten beispielhaften Priorisierung P, bei der x_UBatt die höchste Priorität aufweist, gilt also xG = x_UBatt. Im Fall von x_SoC = 2, x_IBatt = 1 und x_UBatt = –1 und der vorstehend beschriebenen Priorisierung P ergibt sich also xG = –1.
-
Wenn beispielsweise im Betriebsmodus für einen effizienten Betrieb eine Priorisierung P mit x_SoC < x_UBatt < x_IBatt angenommen wird (d. h. x_IBatt weist die höchste Priorität auf), gilt xG = x_IBatt.
-
Alternativ wäre es auch möglich, den Zustand xG des Bordnetzes durch Mittelwertbildung (mit oder ohne Gewichtung) der Zustände x_UBatt, x_IBatt und x_SoC zu bestimmen.
-
Nach Bestimmung des Zustands x
G des Bordnetzes wird im Betriebsstrategie-Kern
10 eine betriebsstrategische Handlung BSH in Abhängigkeit des Zustands x
G des Bordnetzes festgelegt (s. Funktionsblock
10 in
1), beispielsweise in der in Tabelle 1 dargestellten Weise.
xG | BSH |
2 | Bordnetzspannung stark absenken |
1 | Bordnetzspannung absenken |
0 | keine Änderung |
–1 | Bordnetzspannung erhöhen |
–2 | Bordnetzspannung stark erhöhen |
Tabelle 1: Festlegung der betriebsstrategischen Handlung BSH in Abhängigkeit des Zustands x
G des Bordnetzes
-
Im Fall von xG = 2, d. h. im Fall eines positiv erschöpften Zustands des Bordnetzes, wird beispielsweise als betriebsstrategische Handlung BSH die Bordnetzspannung stark abgesenkt. Im Fall von xG = –2, d. h. im Fall eines negativ erschöpften Zustands des Bordnetzes, wird beispielsweise als betriebsstrategische Handlung BSH die Bordnetzspannung stark erhöht. Im Fall von xG = 0, d. h. im Fall eines entspannten Zustands des Bordnetzes, erfolgt beispielsweise keine Änderung.
-
Basierend auf der festgelegten betriebsstrategischen Handlung BSH werden Werte für die Stellgrößen U
Gen,soll und EV bestimmt (s. Software-Funktionsblock Modifikation
11 in
1). Tabelle 2 zeigt beispielhafte Werte für U
Gen,soll und EV in Abhängigkeit der festgelegten betriebsstrategische Handlung BSH.
BSH | UGen,soll | EV |
Bordnetzspannung stark absenken | 11 V | 100% |
Bordnetzspannung absenken | 12 V | 100% |
keine Änderung | keine Änderung | keine Änderung |
Bordnetzspannung erhöhen | 13,5 V | 90% |
Bordnetzspannung stark erhöhen | 14,3 V | 80% |
Tabelle 2: Werte der Stellgrößen U
Gen,soll und EV in Abhängigkeit der betriebsstrategischen Handlung BSH
-
Für den Fall, dass die Bordnetzspannung stark abgesenkt werden soll, wird beispielsweise die Soll-Generatorspannung UGen,soll auf einen geringen Wert von 11 V gesetzt und die Energieverfügbarkeit EV auf ihren maximalen Wert gesetzt. Wenn seitens der Betriebsstrategie keine Änderung vorgesehen ist, werden die Werte für UGen,soll und EV unverändert belassen. Für den Fall, dass die Bordnetzspannung stark erhöht werden soll, wird beispielsweise die Soll-Generatorspannung UGen,soll auf einen hohen Wert von 14,3 V gesetzt und die Energieverfügbarkeit EV auf einen geringen Wert von 80% gesetzt, so dass die Verbraucher 7.1–7.n die Batterie 4 wenig belasten und die Batteriespannung UBatt damit steigt.
-
Es kann optional vorgesehen sein, dass die Werte der Stellgrößen UGen,soll und EV nicht nur in Abhängigkeit des Zustands xG bestimmt werden, sondern auch direkt von dem Zustand x_UBatt, x_IBatt und/oder x_SoC abhängig sind (zusätzlich zu dem Zustand von xG). Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass für den Fall x_SoC = 2 und xG = –2 eine alternative Betriebsstrategie BSH für xG = –2 festgelegt wird, bei der die Bordnetzspannung zwar stark erhöht wird, jedoch ohne dass die Verbraucher eine reduzierte Leistungsaufnahme (durch einen reduzierten Verbraucherstrom Iv,1–Iv,n) aufweisen. In diesem Fall der alternativen Betriebsstrategie für xG = –2 wird beispielsweise die Soll-Generatorspannung UGen,soll auf einen hohen Wert von 14,3 V gesetzt, während die Energieverfügbarkeit EV auf einen hoher Wert von 100% gesetzt wird. Der Hintergrund hierfür ist, dass im Fall von x_SoC = 2 die Leistungsfähigkeit der Batterie 4 hoch ist und somit die Verbraucher 7.1–7.n nicht in ihrer Leistungsaufnahme gedrosselt werden müssen.