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Die Erfindung betrifft eine Betätigungsvorrichtung für eine Kraftfahrzeug-Bremsanlage.
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Stand der Technik
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Die Anforderungen an Bremssysteme steigen. Dies gilt insbesondere auch hinsichtlich Fehlersicherheit und guter Rückfallebene. Wenn der Bremskraftverstärker ausfällt, so soll bei der international vorgegebenen Fußkraft von 500 N eine Verzögerung möglichst größer als 0,64 g erreicht werden, was gegenüber der Mindestanforderung des Gesetzgebers von 0,24 g erheblich mehr bedeutet. Ein Vorteil der hohen erreichbaren Verzögerung ist es auch, dass eine rote Warnlampe, welche den Fahrer irritiert, nicht angesteuert werden muss.
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Gelöst werden kann diese Forderung durch Brake-by-wire-Systeme mit Wegsimulator. Hierbei ist der Hauptzylinder (HZ) bzw. Tandem-Hauptzylinder (THZ) für die Rückfallebene bei Ausfall des Bremssystems ausgelegt. Dies erfolgt durch entsprechende Dimensionierung mit kleinem Durchmesser. Dadurch entstehen höhere Drücke bei einer entsprechenden Fußkraft. Das notwendige Volumen für 0,64 g und entsprechenden Druck ist relativ klein im Vergleich zu dem maximalen Druck bei voller Fahrzeugverzögerung und Fading. Das notwendige Volumen kann ein THZ auch bei größerem Hub nicht voll aufbringen. In der
DE 10 2007 062 839 der Anmelderin ist hierfür eine Lösung vorgeschlagen mit Speicherkammer, welche bei höheren Drücken entsprechende Volumen in den Bremskreis einspeist. Ferner ist in der
DE 10 2011 009 059 der Anmelderin eine weitere Lösung beschrieben, bei der über entsprechende Ventil- und HZ-Steuerung Volumen vom HZ aus dem Vorratsbehälter in den Bremskreis gefördert wird. Bei Fahrzeugen mit großer Volumenaufnahme, z. B. SUV und Kleintransportern, muss die Auffüllung der Bremskreise beim Abbremsen schon vor dem Blockierdruck für high μ notwendig erfolgen. Beide Lösungen stellen eine hohe Anforderung an die Dichtheit der Ventile. Außerdem ist für die zusätzliche Auffüllung der Bremskreise eine Unterbrechung des Druckaufbaus und kleiner Bremswegverlust verbunden.
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In der
DE 10 2011 111 368 der Anmelderin ist ein System mit Zusatzkolben beschrieben, welche das erforderliche Druckmittelvolumen bringen und den Vorteil haben, dass sie von der Motorspindel betätigt werden und in der Rückfallebene nicht wirksam sind, d. h. die vorgegebene Verzögerung ermöglichen. Nachteilig können sich hierbei unter Umständen die entsprechend höheren Kräfte auswirken, welche die Spindel, den Kugel-Gewinde-Trieb (KGT) und die Lager belasten.
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Aufgabe der Erfindung
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Betätigungsvorrichtung, insbesondere für eine Kraftfahrzeug-Bremsanlage zu schaffen, die insbesondere auch auf einfache Weise genügend Druckflüssigkeitsvolumen, insbesondere für die Bremsenaktivierung ermöglicht.
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Lösung der Aufgabe
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Die erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe erfolgt mit den Merkmalen des Patentanspruches 1.
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Vorteile der Erfindung
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung und ihren Ausgestaltungen wird eine Betätigungseinrichtung, insbesondere für eine Kraftfahrzeugbremse, geschaffen mit der auf überraschend einfachem Wege ausreichend Flüssigkeitsvolumen insbesondere für die Bremsenaktivierung zur Verfügung gestellt wird. Dies kann in sehr vorteilhafter Weise ohne nennenswerte Verzögerung im Druckaufbau unter Wahrung der Fehlersicherheit und Diagnosemöglichkeit der Fehler erfolgen.
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Grundgedanke ist die Ausbildung des angetriebenen (DK-)Kolbens der Kolben-Zylinder-Einheit, insbesondere als gestuften, Doppelhubkolben, der im der Druckkammer zugewandten Teil als konventioneller zylindrischer Kolben (DK) wie gewohnt im Vorhub den Druck in der Kolben-Zylinder-Einheit bzw. HZ/THZ aufbaut und im Rückhub, insbesondere als Ringkolben, wirkt und insbesondere ebenso Volumen in einen oder beide Bremskreise fördert.
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Mit dem erfindungsgemäßen Einsatz eines Doppelhubkolbens (wie er z. B. aus der
DE 10 2011 007 672 A1 an sich bekannt ist) kann theoretisch unbegrenzt Volumen in die Bremskreise gefördert werden mit einer hohen Dynamik. Dabei wird das Umschalten der Kolbenbewegung durch einen dynamischen Motor begünstigt, so dass diese Phase im zeitlichen Druckaufbau nur eine Unterbrechung von wenigen ms bedeutet.
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Vorteilhafte Ausführungen bzw. Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Merkmalen der weiteren Ansprüche, auf die hier der Einfachheit halber zu Beschreibungswecken Bezug genommen wird.
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Die Volumensteuerung erfolgt zweckmäßig über Magnetventile ohne die üblichen Rückschlagventile. Diese Magnetventile zur Volumensteuerung sind sicherheitskritisch und können in der Funktion voll diagnostiziert werden. Es sind auch zusätzliche Varianten der Ventilsteuerung denkbar, wie nachfolgend beschrieben ist.
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Auch sind verschiedene Ventilschaltungen zur Druckmodulation ABS denkbar. Neben der einfachen und vorteilhaften Druckmodulation über Multiplex-Verfahren (MUX), wie es z. B in der
EP 06724475 der Anmelderin näher beschrieben ist, kann auch die konventionelle Ventilschaltung mit Ein- und Auslassventilen eingesetzt werden. Die restliche Systemgestaltung entspricht der in den
DE 10 2013 105 377 und
DE 10 2010 045 617 der Anmelderin beschriebenen Gestaltung.
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Die Volumensteuerung kann vorteilhaft sowohl für Bremskraftverstärkung (BKV) als auch ABS eingesetzt werden.
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Die Magnetventile (EA) können zweckmäßig auch für Zusatzfunktionen eingesetzt werden, wie Druckabbau aus den Bremskreisen ohne HZ-Kolbenbewegung für spezielle Funktionen wie z. B. bei Rekuperation oder klemmendem Spindelantrieb u. a.
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Für die volle Nutzung der Rückfallebene ist eine Trennung der Spindel vom angetriebenen (DK-)Kolben zweckmäßig. Dies kann z. B. mittels einer Kupplung erfolgen, wie sie in der
EP 07819692 der Anmelderin beschrieben ist, erfolgen. Auf diese wird hiermit Bezug genommen.
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Bremsgeräte sind regelmäßig an der Spritzwand des Fahrzeuges angebaut und ragen zum einen in den Fußraum zur Verbindung mit dem Bremspedal und zum anderen in den Motorraum. Bei Leckage von Dichtungen im Bremsgerät kann Flüssigkeit in beide Räume austreten was zu vermeiden ist.
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Eine zweckmäßige Ausführung der Bremsbetätigungsvorrichtung sieht daher vor, dass Leckageflüssigkeit nicht nach außen dringen kann. Hierbei wird das Gehäuse, insbesondere das Motorgehäuse vergrößert und als Auffangbehälter verwendet. Die ausgetretene Leckageflüssigkeit wird bei entsprechender Menge vom Niveaugeber des Vorratsbehälters erkannt. Der Sensor ist vorteilhaft mit der benachbarten ECU verbunden. Alternativ kann auch eine Elektrode im Auffangbehälter eingesetzt werden, die frühzeitig auch kleinere Flüssigkeitsmengen erkennt. Um ein Schwappen der Flüssigkeit zu vermeiden, können entsprechende Schottkammern mit einem Schwamm eingesetzt werden.
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Vorteilhafte Ausführungsbeispiele der Erfindung und ihrer Ausgestaltungen sind in der Zeichnung dargestellt und im Folgenden näher beschrieben.
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Beschreibung der Figuren
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Es zeigen:
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1 ein Bremssystem mit dem erfindungsgemäßen Doppelhubkolben (DHK);
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2 einen Ausschnitt des Bremssystems mit Doppelhubkolben (DHK) mit Ventilschaltung;
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3 einen Ausschnitt des Bremssystems mit einer alternativen Ventilschaltung;
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4 eine Darstellung des Doppelhubkolbens (DHK);
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5 die zeitliche Volumenförderung in drei Stufen;
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5a einen Auszug betreffend Stufe 1;
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5b einen Auszug betreffend Stufen 1 und 2;
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6 eine andere Ausführungsform eines Bremssystems mit einem erfindungsgemäßen Doppelhubkolben; und
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7 eine Ausführung mit einer Einrichtung zur Vermeidung des Austritts von Leckageflüssigkeit nach außen.
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Das in
1 dargestellte Bremssystem basiert z. B auf dem in der
DE 10 2013 105 377 der Anmelderin dargestellten und beschriebenen Bremssystem auf das hiermit auch zu Offenbarungszwecken Bezug genommen wird.
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Das Bremssystem besteht im Wesentlichen aus einer Betätigungseinrichtung, insbesondere einem Bremspedal
1, einem Pedalinterface
14 mit einem Hilfskolben
16 und redundanten Pedalhubsensoren
2, einem Antrieb mit Motor
8 und Getriebe, insbesondere einem Kugel-Gewinde-Getriebe
7 mit Spindel
5, einer mittels des Antriebes, insbesondere der Spindel
5 betätigbaren Kolben-Zylinder-Einheit, einem Tandem-Hauptzylinder (THZ)
13 mit einem unmittelbar angetriebenen Doppelhubkolben (DHK)
10, der an der Spindel
5 anliegt und einem mittelbar, d. h. hier hydraulisch angetriebenen Kolben (SK)
12. Der Doppelhubkolben
10 ist gestuft ausgeführt und bildet mittels der Stufung einen Ringraum
10a. Zwischen dem Antrieb, insbesondere der Spindel
5 und dem Doppelhubkolben
10 ist eine Kupplung
9 angeordnet, die in diesem Falle mechanisch wirkt und mechanisch betätigbar ist. Ein Beispiel für eine derartige Kupplung ist in der
EP 2217478 A2 der Anmelderin beschrieben, auf die hiermit Bezug genommen wird, und ist daher in
1 nur schematisch dargestellt. Mit der Kolben-Zylinder-Einheit
13 ist ein Vorratsbehälter
11 über Hydraulikleitungen verbunden und zwar mit den Druckkammern
10b,
12b der Kolben-Zylinder-Einheit
13 und über ein stromlos offenes Magnetventil AS mit dem Ringraum
10a. Der Ringraum
10a ist ferner über hydraulische Leitungen, in die stromlos geschlossene Magnetventile EA geschaltet sind, mit den Bremskreisen A, B verbinden. Ferner sind eine Wegsimulatoreinrichtung WS und im Folgenden näher beschriebene weitere Ventileinrichtungen sowie eine (nicht dargestellte) elektronische Steuer- und Regeleinrichtung (ECU) vorgesehen.
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Das Bremspedal
1 wirkt auf den im Pedalinterface
14 angeordneten Hilfskolben
16. Dieser wirkt auf den Pedalstößel
3 und letzterer wirkt auf den Kolbenstößel
4. Pedalstößel
3 und Kolbenstößel
4 können getrennt sein oder miteinander verbunden sein. Zwischen dem Pedalstößel
3 und dem Doppelhubkolben
10 ist ein Leerhub bzw. Leerweg LW vorgesehen. Bei dem in
1 dargestellten Beispiel ist der Leerweg LW zwischen dem Ende des Kolbenstößels
4 und der Kupplung
9 vorgesehen. Bei der Ausführungsform gemäß
6 ist der Leerweg LW zwischen dem getrennt ausgeführten Pedalstößel und dem Kolbenstößel vorgesehen. Wenn kein großer Leerweg entsprechend der
DE 10 2013 105 377 der Anmelderin vorgesehen ist, ist bei der Alternative mit kleinem Leerweg der Leerweg zwischen Kolbenstößel
4 und Kupplung annähernd Null, damit bei jeder Bremsung die Kupplung bewegt wird. Das hat den Vorteil, dass ein Klemmen diagnostiziert werden kann.
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Der Kolbenstößel 4 wirkt über die Kupplung 9 auf den Doppelhubkolben (DHK) 10, der insbesondere gestuft ausgeführt ist und ein Ringraum 10a bildet. Dieser Ringraum 10a ist über Hydraulikleitungen mit dem Vorratsbehälter 11 und den Bremskreisen A, B verbunden.
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Im Normalfall wird der Motor 8 über die Pedalhubsensoren 2 gesteuert und wirkt über Rotor, Kugel-Gewinde-Trieb (KGT) 7 und Spindel 5 über ein kleines Spiel auf den Kolben (DHK) 10. Dieser erzeugt Druck im Bremskreis A, der sich in bekannter Weise über den (SK-)Kolben 12 in den Bremskreis B auswirkt. Vorzugsweise sind die Kolben in einem Tandem-HZ (THZ) 13 angeordnet. Es sind im Rahmen der Erfindung auch Twin-Anordnungen möglich.
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Im Folgenden ist zunächst der Druckaufbau P
auf und Druckabbau P
ab für die normale Bremsfunktion beschrieben werden, danach für die ABS-Funktion. Die Funktion der Wegsimualtoreinrichtung WS ist in
DE 10 2013 105 377 der Anmelderin beschrieben auf die hiermit Bezug genommen wird.
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Bei der Funktion des Druckaufbaues Pauf kommt der Doppelhubkolben (DHK) 10 und (SK-)Kolben 12 in den Bereich des Hubendes, welches beim DHK durch den Motorsensor 6 über die Rotorumdrehung und Spindelsteigung (Hub) erfasst wird. Die Bewegung (Position) des Kolbens SK 12 kann aus dem Spindelhub und dem von einem im Bremskreis A vorgesehenen Druckgeber DG festgestellten Druck unter der bekannten Auswertung der Druck-Volumen-Kennlinie ausgewertet werden. Wird nun das Hubende erreicht, so wird der Motor 8 und die Spindel 5 von Vorhub auf Rückhub umgeschaltet. Hierbei wird das in der Hydraulikleitung zum Vorratsbehälter 11 angeordnete stromlos geöffnete Ventil AS geschlossen und eines oder beide der in Hydraulikleitungen zu den Bremskreisen A, B angeordneten stromlos geschlossenen Ventile EA geöffnet. Die Spindel 5 bewegt nun über die geschlossene Kupplung 9 den Doppelhubkolben 10 zurück, und das Volumen aus dem Ring-Kolbenraum 10a gelangt nun über die EA in die Bremskreise A und B. Dies kann simultan oder seriell erfolgen. Ist nun das Ende der Rückhubs erreicht, so erfolgt unter Schließung der Ventile EA und Öffnung des Ventils AS wieder der Vorhub.
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Der Rückhub hängt dabei von der Stellung des Pedals 1 bzw. Pedalstößel ab. Bei voller Aussteuerung des Wegsimulators WS kann der Rückhub ca. 60% des Vorhubs betragen, was aber ausreichend Volumen fördert. Bei einem normalen Fahrzeug ist der Rückhub erst im Fadingbereich notwendig, bei kleinen NFZ kann er schon bei 50% Abbremsung erfolgen.
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Es sind Grenzfälle denkbar, bei denen die zusätzliche Volumenförderung über den Rückhub früher einsetzt, z. B. bei kleiner Leckage oder bei Dampfblasenbildung. Vorteilhaft bei diesem Verfahren ist, dass die Volumenförderung hoch dynamisch und ohne nennenswerten Zeitverzug theoretisch nur durch den Vorrat im Vorratsbehälter 11 begrenzt erfolgen kann. Dies bei relativ kleinen Kolbendimensionen und entsprechenden Spindelkräften.
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Ventilschaltungen:
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Die ABS-Regelung kann in der bevorzugten und oft beschriebenen Weise durch Ventile SV im Multiplex(MUX)-Verfahren erfolgen, wobei pro (nicht dargestellter) Radbremse RZ jeweils nur ein Ventil SV vorgesehen ist, wie dies in 1 für den Bremskreis A dargestellt ist. Durch die Möglichkeit der kontinuierlichen Volumenförderung kann auch das konventionelle Verfahren der Druckmodulation über Einlassventile E und Auslassventile A (je ein Ventil E und A pro Radbremse RZ) erfolgen wie dies in der 1 bezüglich des Bremskreises B dargestellt ist. Das zum Druckabbau Pab notwendige Volumen, das über die Rücklaufleitung R in den Vorratsbehälter geleitet wird, kann durch die Volumenförderung des Kolbens (DHK) 10 ergänzt werden.
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Die E- bzw. A-Ventile haben noch zusätzliche Funktionen. Bei Regelung auf low μ muss der Kolben (DHK)
10 sehr weit zurück gefahren werden, was zur Kollision mit dem Pedal/Kolbenstößel führen würde. Um dies zu verhindern, kann zweckmäßig eine Öffnung des EA Ventiles und Druckabbau aus dem Bremskreis erfolgen, wie dies in der
DE 10 2010 045 617 der Anmelderin beschrieben ist (sog. HLF) Das Volumen aus dem Bremskreis A oder zusätzlich B kann zum Druckabbau in den Vorratsbehälter
11 über den Kolben
10 bzw. die zugeordnete Druckkammer und das Ventil AS geleitet werden.
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Alternativ kann zwischen Pedal und Kolbenstößel ein Leerweg LW vorgesehen werden, wie dies z. B. in der
DE 10 2013 105 377 der Anmelderin näher beschrieben ist. Ein weiterer Grenzfall ist denkbar durch blockierten Motor oder Spindel. Hier bliebe das Fahrzeug gebremst stehen. Hierbei kann der Druck über die E/A-Ventile abgelassen werden.
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In der Rückfallebene (RFE) wird die Kopplung zwischen der Spindel 5 und dem Kolben 10 zweckmäßig getrennt, d. h. die Kupplung ist dann offen, da sonst die RFE-Wirkung um die zusätzliche Kraft zur Überwindung von Restmoment und Spindelrückstellfeder vermindert wird, was ca. 15% ausmacht, so dass die 0,64 g nicht erreicht werden können. Deshalb trennt der Kolbenstößel in der RFE die Kupplung 9 und wirkt direkt auf den Kolben 10 DHK. Falls, z. B. aus Kostengründen die Kupplung weggelassen wird, ergibt sich eine entsprechende Verminderung des Wirkungsgrades. Auch es denkbar, den Kolben der Kolben-Zylinder-Einheit (THZ) 13 im Durchmesser zu verkleinern, da das schnelle Nachfördern dies erlaubt und in der Rückfallebene über Einspeisen genügend Druckmittelvolumen bereitgestellt wird.
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Zur Verbesserung des Pedalweges in der Rückfallebene kann, wie in der
DE 10 2013 105 377 der Anmelderin beschrieben, Volumen aus dem Druckraum des Hilfskolbens
16 über das Ventil ESV in die Bremskreise geleitet werden. Das kann hier z. B. über Ventil ESV in den Bremskreis A erfolgen. Alternativ kann Druckmittel über das Ventil ESV auf die Rückseite des Kolbens
10, (entsprechend der in
6 gestrichelt eingezeichneten Linie). Das hat den Vorteil, dass bei einem Leck des Ventiles ESV kein Bremskreisausfall auftritt. Außerdem kann auch, abhängig von der Position der Kolben
10,
12 über die Ventile EA Druckmittelvolumen in die Bremskreise eingespeist werden. Das Einspeisen ist besonders voreilhaft bei einer Lösung mit Leerhub, wie sie in der
DE 10 2013 105 377 der Anmelderin beschrieben ist. Das Auftreffen des Pedalstößels auf den Doppelhubkolben
10, kann über den Pedalwegsensor
2 erfasst werden.
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2 zeigt in der Leitung vom Ringraum 10a des DHK-Kolbens 10 zu den Ventilen EA ein zusätzliches, stromlos geschlossenes Sicherheitsventil SiV. Undichte EA-Ventile haben einen Bremskreisausfall zur Folge, da das Leckvolumen über den DHK-Kolben 10 in den Vorratsbehälter 11 gelangt. Dieses verhindert das redundante SiV in der Leitung zum Vorratsbehälter 11 über das Ventil AS. Auch kann das Ventil AS durch Parallelschaltung eines zweiten Ventiles redundant ausgeführt werden. Damit ist sichergestellt, dass ein Druckaufbau auch bei Ausfall eines Ventiles möglich ist.
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3 zeigt eine vereinfachte Ventilschaltung für die Steuerung des DHK-Kolbens 10. Anstelle der Ventile EA und AS kann für jeden Bremskreis A, B ein 3/2-Wege Magnetventil MV eingesetzt werden, das das Ventil AS einspart, weil in der Ausgangsstellung der Ringraum 10a des Ventils 10 über das 3/2-Magnetventil mit dem Vorratsbehälter verbunden ist. Im geschalteten Zustand ist und diese Verbindung gesperrt und der Ringraum 10a ist mit dem Bremskreis A oder B über das Ventil 3/2-Magnetventil verbunden. In der Figur ist dies nur für einen Bremskreis A dargestellt, da für den anderen eine alternative Ausführung gezeigt ist. Für den Bremskreis B wäre dann ebenso ein 3/2-magnetventil einzusetzen. Auch hier kann noch zusätzlich in der Leitung ein SiV (nicht dargestellt) eingesetzt werden. Für Bremskreis B kann die Öffnung des Bremskreises B durch einen Plunger 17 zusammen mit EA-Ventil vermieden werden.
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4 zeigt vergrößert den gestuften DHK-Kolben 10 mit dem Ringraum 10a seinen verschiedenen Wirkflächen A1 – A3. Das Volumen für Vorhub wird bestimmt aus Volumen VV = A1 × Kolbenhub, für Rückhub gilt VR = (A2 – A3 – A1) × Kolbenhub. Vorzugweise wird VR kleiner gewählt, damit ist für den höheren Druckbereich eine kleinere Kolbenkraft = Motormoment notwendig, wenn nur ein Rückhub erforderlich ist.
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Bei zwei Vorhüben kann derselbe Effekt ggf. durch einen Leerhub beim Vorhub erzielt werden, indem der Vorhub bei geschlossenem Ventil SV in den Vorratsbehälter 11 fördert.
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5 zeigt die zeitliche Volumenförderung in drei Stufen über zweimaligen Vorhub VH und einen Rückhub RH. Die Umschaltzeit von Vorhub VH zu Rückhub RH erfordert einen nur sehr kleinen Zeitverzug von < 10 ms.
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5a zeigt nur eine Stufe, was bei über 90% der Bremsungen genutzt wird. Diese Phase kann auch zur Diagnose der Dichtheit der Ventile EA und AS genutzt werden. Ein Leck von EA kann durch zwei Methoden festgestellt werden. Zum Ersten durch Vergleich Druck und Kolbenweg und Auswertung der Druck-Volumen-Kennlinie. Bei einem Leck würde die bekannte Zuordnung von Druck und Volumen (bzw. Kolbenweg) gestört sein. Zum Zweiten kann beim Druckabbau Pab bei × der Druck durch entsprechende Kolbenstellung gehalten und über tD ausgewertet werden.
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Bei beiden Tests werden alle Undichtheiten in den Bremskreisen erfasst. Beim Einsatz des SiV gem. 2 können durch Schließen von SiV die Ventile EA getrennt getestet werden.
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5b zeigt die Volumenförderung in zwei Stufen. Bei Zurücknahme des Bremspedals aus Stufe 2 wird der entsprechende Druck reduziert durch Öffnung des Ventils EA, gesteuert über den Druckgeber DG. Damit wird verhindert, dass der DHK-Kolben 10 oder SK-Kolben 12 sich mit zu viel Druck über das Schnüffelloch im Hauptzylinder bewegt. Es wird nur so viel Druck reduziert, damit in Stufe 1 die normale Zuordnung des Drucks zum Kolbenweg entsteht, damit ggf. nur mit kleinem Druck über die Manschette gefahren wird.
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Mit der dem Doppelhubkolben und den beschriebenen Steuerungsmöglichkeiten ist mit relativ geringem Aufwand eine schnelle und kontinuierliche Volumenänderung möglich, welche die Anwendung und Akzeptanz des Systems erweitert und zugleich fehlersicher ist.
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In
6 ist eine andere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Bremssystems dargestellt. Bei dieser erfolgt die Volumenzuführung mit einer modifizierten Ventilschaltung. Hierbei wird beim Rückhub nicht über voll oder teilweise geöffnete Ventile SV bzw. Ventile E in den Bremskreis gefördert, sondern in die Druckammern
10b,
12b der Kolben-Zylinder-Einheit (THZ)
13. Dabei sind alle Ventile SV und E geschlossen. Vorteilhaft ist hierbei die Verwendung einer einfachen Magnetkupplung, wie diese in der
DE 10 2010 044 754 der Anmelderin beschrieben ist, auf die hiermit auch zu Offenbarungszwecken Bezug genommen wird. Das ist bei dieser Ausführung möglich, weil eine vergleichsweise geringe Kolbenkraft ausreicht, um das Flüssigkeitsvolumen aus dem Ringraum
10a des Doppelhubkolbens
10 über die Ventile EA in die Arbeitskammern des Hauptzylinders zu fördern, die den Bremskreisen A, B zugeordnet sind. Hierbei muss das Fördervolumen der Rückförderung mit dem Aufnahmevolumen der Hauptzylinderkreise durch entsprechende Dimensionierung abgestimmt sein. In
6 ist die Ventilschaltstellung beim Rückhubende dargestellt, d. h. Ventil EA offen und Ventil SV bzw. Ventil E zum Radbremszylinder sind geschlossen. Ferner ergeben sich geringere Lagerkräfte im Antrieb beim Rückhub. Allerdings kann diese Ausführungsform zu einem geringen Zeitverzug beim Druckaufbau führen gegenüber dem Ansaugen über Unterdruck. Im Übrigen können bei dieser Ausführungsform die Ventilschaltung gem.
2 und das 3/2-Wege-ventil gem.
3 eingesetzt werden
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7 zeigt eine Ausführung mit einer Einrichtung zur Vermeidung des Austritts von Leckageflüssigkeit nach außen. Dichtungen bei hydraulischen Systemen neigen bei ungünstigen Bedingungen zur Leckage. Oft werden Doppeldichtungen eingesetzt, welche die Wahrscheinlichkeit von Leckagen verringern aber nicht ausschließen. Außerdem erzeugen derartige Dichtungen eine nachteilige höhere Reibung. Betroffen sind Dichtungen die sowohl den Fußraum als auch Aggregate oder den Motorraum bei Leckage betreffen. Zur Lösung wird ein entsprechendes Gehäuse, vorteilhaft ein erweitertes Motor- oder Motoranschlussgehäuse 21, 22 verwendet, das sowohl Ablaufkanäle 25 als auch ein Aufnahmevolumen für den Leckfluß aufweist. Zweckmäßig wird dabei im unteren Bereich von 22 eine Schottkammer 23 mit Schwamm 24 vorgesehen, um insbesondere beim Beschleunigen und Verzögern des Fahrzeuges ein Schwappen der Flüssigkeit zu vermeiden.
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Der entsprechende Leckfluß wird von einem Niveaugeber 18 erkannt. Hierbei ist es weiter vorteilhaft, den Niveaugeber mit der benachbarten ECU zu kombinieren. Dabei lassen sich auch Sensoren mit hoher Fehlersicherheit einsetzen. Alternativ dazu können auch Elektroden 20 eingesetzt werden, die im unteren Bereich des Auffangbehälters angeordnet sind und mittels elektrischer Leitung mit der ECU verbunden sind. Mit diesen lassen sich schon sehr kleine Flüssigkeitsleckmengen erkennen. Zur gesamten Integration ist die HCU, die die Magnetventile und die Druckgeber umfasst, integriert. Das heißt, es wird eine sog. „1-Box-Lösung” erreicht, die eine volle Integration aller Komponenten in einer Baueinheit umfasst.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bremspedal
- 2
- Pedalwegsensoren
- 3
- Pedalstößel
- 4
- Kolbenstößel
- 5
- Spindel
- 6
- Motorsensor
- 7
- KGT
- 8
- EC-Motor
- 9
- Kupplung
- 9a
- Magnetkupplung
- 10
- DK-Doppelhubkolben (DHK)
- 10a
- Ringraum
- 10b
- Druckkammer
- 11
- Vorratsbehälter
- 12
- SK-Kolben
- 12b
- Druckkammer
- 13
- Kolben-Zylinder-Einheit bzw. THZ
- 14
- Pedalinterface
- 15
- SK-Positionssensor
- 15a
- Target für Positionssensor
- 16
- Hilfskolben
- 17
- Plungerkolben
- 18
- Niveaugeber
- 19
- elektrische Verbindungen zur ECU
- 20
- Elektrode
- 21
- Leckfluss
- 22
- Gehäuseerweiterung
- 23
- Schottkammer
- 24
- Schwamm
- 25
- Ablaufkanäle
- WS
- Wegsimulatorschaltung
- AS
- Absperrventil
- WA
- WS-Abschaltventil
- ESV
- Einspeisventil
- EA
- Einlass-/Auslassventil
- SV
- Schaltventil
- E
- Einlassventil
- A
- Auslassventil
- SiV
- Sicherheitsventil
- RZ
- Radzylinder
- R
- Rücklaufleitung
- BKV
- Bremskraftverstärker
- DG
- Druckgeber
- RFE
- Rückfallebene
- VH
- Vorhub DHK
- RH
- Rückhub DHK
- tD
- Diagnosezeit
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007062839 [0003]
- DE 102011009059 [0003]
- DE 102011111368 [0004]
- DE 102011007672 A1 [0009]
- EP 06724475 [0012]
- DE 102013105377 [0012, 0029, 0031, 0034, 0040, 0042, 0042]
- DE 102010045617 [0012, 0039]
- EP 07819692 [0015]
- EP 2217478 A2 [0030]
- DE 102010044754 [0052]