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Die Erfindung betrifft an sich bekannte künstliche Nisthöhlen für Vögel aus einem Korpus und einer meist abnehmbaren separaten Vorderwand und mit mindestens einem darin ausgebildeten Flugloch. Die Erfindung stellt eine Verbesserung bekannter Nisthöhlen im Bereich des Flugloches bereit.
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Nisthöhlen, das heißt Nistkästen oder Vogelhäuser, für Vögel der gattungsgemäßen Art sind bekannt. Diese bestehen üblicherweise aus einem Korpus mit Dach oder Deckel und einem Boden sowie Seitenwänden, die einen inneren Brutraum (Bruthöhle) umschließen. Der Brutraum im Korpus wird zur Vorderseite hin von einer meist separat ausgebildeten und abnehmbaren Vorderwand abgeschlossen. Dort befindet sich bekanntermaßen mindestens ein Flugloch, welches die Vögel anfliegen können und welches den Zugang zu dem Brutraum ermöglicht. Die Vorderwand ist üblicherweise lösbar an dem Korpus fixiert und kann, vor allem zu Zwecken der Reinigung und Inspektion, von diesem abgenommen werden.
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Nachteilig zeigt sich dabei, dass ganz bestimmte Vogelarten, wohl aufgrund besonderer anatomischer Verhältnisse an den Krallen beziehungsweise Zehen sowie alternativ oder zusätzlich durch genetisch fixierte Präferenzen für bestimmte Rinden- und Baumstrukturen, an bekannten Fluglochöffnungen nur sehr schlecht oder gar nicht angreifen können oder wollen. Bestimmte Vogelarten nehmen daher an sich bekannte Nisthöhlen nicht oder nur unzureichend an. Aus der
DE 10 2010 056 460 B4 ist ein Flugloch mit einer lokalen Materialverdünnung der Fluglochwand bekannt. Hierbei ist der Fluglochrand im unteren Bereich des Flugloches nicht mit der Außenseite der Wand bündig, sondern von dieser zurückgesetzt.
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Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, Nisthöhlen bereitzustellen, an denen das Angreifen und Festhalten bestimmter Vogelarten beim An- beziehungsweise Abfliegen verbessert ist, so dass diese Arten die Nisthöhle besser oder überhaupt annehmen. Die Erfindung löst das ihr zugrunde liegende technische Problem durch Bereitstellung einer neuartig gestalteten und dimensionierten Fluglochöffnung in eine Nisthöhle. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, in dem in der Wand ausgebildeten Flugloch eine Nut oder Rille auszubilden, insbesondere einzufräsen, und zwar zumindest im unteren Abschnitt des Flugloches. Die Erfindung stellt dazu eine Nisthöhle mit mindestens einem in einer Wand ausgebildeten Flugloch bereit, wobei in dem Flugloch, zumindest im unteren Abschnitt, eine von der Außenfläche der Wand beabstandete Nut ausgebildet ist. Das Flugloch in der Wand bildet üblicherweise einen kreisrunden oder ovalen Querschnitt. Aufgrund der endlichen Dicke der Wand, worin das Flugloch gebildet ist, ergibt sich eine das Flugloch begrenzende Umfangs- oder Mantelfläche in der Wand. Die Nut ist erfindungsgemäß in dieser Umfangs- oder Mantelfläche des Fluglochs ausgebildet. Die Nut weist vordere und hintere Schultern auf. Die Nut kann alternativ als Fase an der Innenfläche der Wand ausgebildet sein. Im Folgenden wird der Begriff „Nut” für eine Rille, aber auch stellvertretend für eine Fase oder Ausnehmung verwendet.
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Besonders ist erfindungsgemäß die Fluglochkante, das heißt der Fluglochrand bündig mit der Außenfläche der Wand und nicht von dieser zurückgesetzt.
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Bevorzugt ist vorgesehen, dass das Flugloch in einer Wand mit einer Wanddicke von etwa 10 bis 30 mm, besonders von etwa 15 bis 20 mm, ausgebildet ist. Insbesondere weist die in die Umfangs-, das heißt Mantelfläche in der Wand eingebrachte Nut, zumindest im unteren Scheitelpunkt des Fluglochs, eine Tiefe von etwa 3 bis 12 mm, besonders von etwa 5 bis 10 mm, auf.
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Die Erfinder fanden bei aktuellen Naturbeobachtungen überraschend, dass speziell die erfindungsgemäße Fluglochgestaltung mit erfindungsgemäßer Nut oder Rille in dem Flugloch die Frequentierung des Flugloches und damit der Nisthöhle durch eine Reihe spezieller Vogelarten, die bisher bekannte Nisthöhlen mit bekannter Fluglochgestaltung gemieden hatten, signifikant erhöht. Dabei zeigt sich überraschend, dass gerade ein mit der Außenfläche der Wand bündiger, das heißt mit dieser nahtlos fluchtender Fluglochrand, wobei aber in dem Inneren eine von dem äußeren Rand des Fluglochs eine von der Außenfläche beabstandete Nut oder Fase vorhanden ist, das Halte- und Angreifverhalten dieser Vogelarten signifikant verbessert.
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Ohne an die Theorie gebunden sein zu wollen, scheint die erfindungsgemäße Fluglochgestaltung mit Nut, sowohl mit den anatomischen Besonderheiten der Krallen bestimmter Vogelarten als auch zusätzlich mit den artspezifischen Präferenzen bezüglich Rinde oder Borke der Bäume mit natürlichen Bruthöhlen zu harmonieren. Beispielsweise besitzen bestimmte Spechtarten eine Präferenz für harzarmes Forstholz wie Buche oder Eiche und weniger für harzhaltiges Nadelholz. Interessanterweise weisen gerade Buche und Eiche recht glatte Borkenoberflächen auf, wohingegen die Borke von Nadelhölzern, beispielsweise Kiefer, recht rau ist und, im mechanischen Sinne zahlreiche Ausnehmungen und Einkerbungen an der Außenoberfläche aufweist. Daraus erklärt sich das überraschend gefundene Verhalten, dass insbesondere Spechte und auch andere Baumhöhlen bewohnende Arten wie Kauze und Eulen eine von der äußeren Oberfläche der Fluglochwand zurückgesetzte Fluglochkante gerade vermeiden.
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Während Stare beispielsweise ein Flugloch annehmen, worin der Fluglochrand teilweise von der Außenseite der Wand zurückgesetzt ist, zeigt es sich überraschend, dass höhlenbauende Arten wie Spechte und andere gerade von dieser bekannten Fluglochgestaltung abgehalten werden, das Flugloch anzufliegen und anzugreifen. Gemäß der Erfindung wird daher bevorzugt im Bereich des Flugloches jeglicher Vorsprung oder das Zurückversetzen des Fluglochrands von der Außenfläche der Wand, worin das Flugloch ausgebildet ist, vermieden. Dies war überraschend und steht in Abkehr zur Lehre des Standes der Technik.
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In bevorzugter Ausgestaltung ist das Flugloch der erfindungsgemäßen Nisthöhle auch speziell dimensioniert: Bei einer bevorzugten Wandstärke der Wand, worin das Flugloch ausgebildet ist, von etwa 15 bis 20 mm ist bevorzugt etwa mittig zwischen Innenfläche und Außenfläche der Wand in dem Fluglochrand, d. h. in der Umfangs- oder Mantelfläche des Fluglochs eine Ausnehmung in Form einer Nut ausgebildet, wobei die Nut bevorzugt eine Tiefe von etwa 3 bis 12 mm, bevorzugt etwa 5 bis 10 mm aufweist. Die Nut selbst weist vorzugsweise eine Breite von etwa 5 bis 10 mm auf. Folglich bleibt zwischen Nut und Außenfläche der Wand zumindest eine vordere Schulter stehen, die selbst eine Breite von etwa 5 bis 10 mm aufweist. Die von der Nut zur Innenfläche hin gerichtete hintere Schulter kann in einer besonderen Variante entfallen. Die Nut ist dann in Form einer Fase an dem inneren Fluglochrand ausgebildet. In jedem Fall ist erfindungsgemäß aber die vordere Schulter vorhanden, so dass der äußere Fluglochrand mit der Außenfläche bündig ist.
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In einer besonderen Ausgestaltung ist die erfindungsgemäße Nut oder Fase nicht nur zumindest in dem unteren Abschnitt des Flugloches ausgebildet, sondern erstreckt sich über den vorzugsweise gesamten Umfang des Flugloches. Das heißt, die Nut oder Fase ist in vorzugsweise der gesamten Umfangs- oder Mantelfläche des Flugloches ausgebildet. Dadurch wird zusätzlich ermöglicht, dass die Vögel auch von der Seite oder von oben her, beispielsweise kopfüber, das Flugloch besser anfliegen beziehungsweise angreifen können. Dies kann die Attraktivität der Nisthöhle für bestimmte Arten weiter verbessern.
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Die Erfindung sieht in einer besonderen Ausgestaltung weiter vor, dass nach der Art eines Baukastensystems an einem an sich konstant ausgebildeten Grundkorpus die Vorderwand mit dem mindestens einen Flugloch ausgetauscht werden kann. Wobei Vorderwände mit unterschiedlich dimensionierten Fluglochöffnungen und/oder erfindungsgemäß strukturierten Fluglöchern bereitgestellt und eingesetzt werden können. So können quasi artspezifische oder von bestimmten Vogelarten präferierte Vorderwände mit spezifischen Fluglöchern bereitgestellt werden. Dies erlaubt ein einfaches „Umrüsten” bestehender Nisthöhlen. Beispielsweise durch Ersetzen einer Vorderwand mit bekannter Fluglochgestaltung durch eine Vorderwand mit erfindungsgemäßer Fluglochgestaltung, um eine bestehende Nisthöhle spezifisch für die Besiedlung durch Spechte oder andere Baumhöhlen bewohnende Arten wie Kauz oder Eule, vorzubereiten.
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Bevorzugt sind die Wand und insbesondere auch der Korpus der Nisthöhle aus einem plastisch geformten und erhärteten Werkstoff gefertigt. Dabei ist besonders vorgesehen, dass zunächst die plastische Masse des Werkstoffs in eine Form eingefüllt oder eingepresst wird, dort erhärtet und anschließend aus der Form entformt wird, wobei in einer Wand der Nisthöhle ein Flugloch ausgebildet wird. Als Werkstoff zur Herstellung von Korpus und Vorderwand werden bekanntermaßen Leichtbaustoffe wie Leichtbeton, Holzbeton mit Leichtzuschlägen oder alternativ Kunststoffe oder Keramiken eingesetzt. Leichtzuschläge zu dem Beton sind insbesondere Leichtstoffe wie Holzspäne, Holzfasern oder polymere Füllstoffe sowie Gase wie Luft. Besonders hat sich über viele Jahrzehnte hinweg ein holzhaltiger Beton, der aus Anteilen von Holzfasern oder Sägespänen und Zement hergestellt wird, bewährt. Holzbeton ist ein rein organischmineralischer Werkstoff, der bei vergleichbar geringem Gewicht eine hohe Stabilität aufweist, insbesondere hochwitterungsbeständig ist. Der Holzbeton ist feuchtigkeitsaufnehmend und atmungsaktiv. Die von anderen Werkstoffen, besonders Keramik, Beton oder auch Holz, bekannte gefürchtete Kondenswasserbildung im Brutraum kann durch den Einsatz von Holzbeton wirkungsvoll verhindert werden. Einem Verlust der Brut aufgrund von Pilzinfektionen und Staunässe wird so entgegengewirkt. Beispielsweise werden zur Herstellung des Holzbetons ein Anteil von 60 bis 80 Volumen-% Holzspäne und an Anteil vom 20 bis 40% Zement gemischt und mit Wasser angerührt, um den Holzbeton zu erhalten. Die Anwendung der Erfindung ist aber nicht auf Holzbeton beschränkt. Auch andere, in ähnlicher Weise plastische und erhärtende Werkstoffe, wie holzfreier Leichtbeton etc., können eingesetzt werden.
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In das derart in der Wand ausgebildete Flugloch wird in einem weiteren Arbeitsschritt erfindungsgemäß zumindest im unteren Bereich des Flugloches oder komplett umlaufend insbesondere mittig eine Nut oder von der Innenseite her eine Fase eingefräst. Die Erfindung betrifft daher auch ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäß gestalteten Flugloches, wobei in einem ersten Schritt ein Flugloch ausgeformt wird und in einem nachfolgenden weiteren Schritt in der Fluglochwand eine Nut oder Fase eingefräst wird.
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In einer alternativen Variante wird die Nut oder Fase nicht nachträglich eingefräst, sondern in einem einzigen Arbeitsschritt zusammen mit der gesamten Vorderwand und dem Flugloch geformt.
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Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung des erfindungsgemäß gestalteten Flugloches mit Nut, insbesondere ausgebildet in einer separaten Vorderwand, für eine gattungsgemäße Nisthöhle zur Verbesserung des Anflug- und Nutzungsverhaltens, insbesondere Erhöhung der Anflug- und Nutzungsfrequenz der Nisthöhle durch bestimmte Vogelarten, wie Spechte, Kauze und Eulen.
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Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert, ohne dass diese beschränkend zu verstehen wären.
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Die 1A und 1B zeigen eine Nisthöhle 10 aus einem Korpus mit Decke, Rückwand und Boden, worin über Nut 12 und Haken 14 eine separate Vorderwand 30 eingesetzt ist, um den Brutraum abzuschließen. In der Vorderwand 30 ist ein Flugloch 20 ausgebildet, welches erfindungsgemäß zumindest an den unteren Abschnitt 22 eine Nut 24 aufweist. Durch die Nut 24 werden die vordere Schulter 26 und die hintere Schulter 28 in der Fluglochwand gebildet. Die 1A zeigt die Schnittzeichnung, die 1B zeigt eine Detailansicht des unteren Abschnitts des Fluglochrands.
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In 2 ist eine räumliche Darstellung der separaten Vorderwand 30 mit Flugloch 20 und ausgebildeter Nut 24 dargestellt.
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Die 3A und 3B zeigen eine alternative Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Flugloches, wobei an der Nut 24 zwar die vordere Schulter 26, die erfindungsgemäß mit der Außenfläche bündig ist, vorhanden ist, die hintere, zum Brutraum gerichtete Schulter 28 aber nicht oder nicht in voller Höhe ausgebildet ist. Die 3A zeigt eine Schnittansicht der Wand 30 und eines Teils des Korpus. Die 3B zeigt eine Detailansicht des Flugloches 20.
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Die 4 zeigt eine dreidimensionale Darstellung einer erfindungsgemäßen Ausführung der Nisthöhle mit Korpus und eingesetzter Vorderwand 30 mit erfindungsgemäßem Flugloch 20 mit darin ausgebildeter Nut 24.