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Die vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Abgasnachbehandlungssystems mit wenigstens einer ersten SCR-Einrichtung und wenigstens einer zweiten SCR-Einrichtung und einer in Abgasströmrichtung stromaufwärts der ersten SCR-Einrichtung angeordneten Dosiereinrichtung für Reaktionsmittel für die SCR-Einrichtungen. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein Computerprogramm und ein Computerprogrammprodukt mit Programmcode, die zur Durchführung dieses Verfahrens geeignet sind.
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Stand der Technik
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Um die immer strengeren Abgasgesetzgebungen insbesondere für Kraftfahrzeuge zu erfüllen, ist es notwendig, den Gehalt von Stickoxiden (NOx) im Abgas von Verbrennungskraftmaschinen, insbesondere bei Dieselmotoren, zu verringern. Hierfür sind SCR-Katalysatoren (Selective Catalytic Reduction) bekannt, die im Abgasbereich einer Brennkraftmaschine angeordnet werden, wobei die SCR-Katalysatoren die im Abgas der Brennkraftmaschine enthaltenen Stickoxide in Gegenwart eines Reduktionsmittels zu Stickstoff reduzieren. Für den Ablauf der Reaktion wird Ammoniak (NH3) als Reduktionsmittel bzw. Reaktionsmittel benötigt, das dem Abgas zugemischt wird. Für die Bereitstellung von Ammoniak wird üblicherweise eine wässrige Harnstofflösung verwendet, die stromaufwärts des SCR-Katalysators in den Abgasstrang mithilfe einer Dosiereinrichtung eingespritzt wird. Aus dieser Lösung spaltet sich NH3 ab, das im SCR-Katalysator als Reduktionsmittel wirken kann. Um in dem SCR-Katalysator hohe Umsatzraten bei der Reduktion der Stickoxide zu erzielen, muss der SCR-Katalysator so betrieben werden, dass er ständig bis zu einem gewissen Niveau mit dem Reduktionsmittel Ammoniak befüllt ist.
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Zur Erzielung höherer Umsatzraten bei der Stickoxidreduktion im Abgasstrang sind bereits Systeme bekannt, die zwei separate SCR-Katalysatoren einsetzen. Es sind auch sogenannte SCRF-Systeme bekannt, die einen Partikelfilter, der mit SCR-Material beschichtet ist, und einen nachgelagerten üblichen SCR-Katalysator aufweisen. Solche Systeme mit zwei SCR-Einrichtungen können zur Prozessführung auf herkömmliche Art und Weise mit einer gedoppelten Software gesteuert werden, wobei die Größen für die Prozessführung für jede SCR-Einrichtung aus an sich bekannten Katalysatormodellen entnommen werden können. Aus der Literatur bekannte Modellierungen von SCR-Katalysatoren sind in den Steuergeräten moderner Kraftfahrzeuge implementierbar und bilden sowohl den NOx-Umsatz des SCR-Katalysators als auch den NH3-Schlupf ab. Durch die gedoppelte Software bzw. die doppelte Modellierung der in dem System vorhandenen SCR-Einrichtungen, also insbesondere zwei hintereinander geschaltete SCR-Katalysatoren, ist die Prozessführung für dieses System verhältnismäßig aufwendig und auch störungsanfällig. Der vorliegenden Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde, die Prozessführung für zwei hintereinander geschaltete SCR-Einrichtungen zu verbessern und zu optimieren.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Betreiben eines Abgasnachbehandlungssystems mit wenigstens einer ersten und wenigstens einer zweiten SCR-Einrichtung gelöst, wie es sich aus dem Anspruch 1 ergibt. Bevorzugte Ausgestaltungen dieses Verfahrens sowie ein entsprechendes Computerprogramm und ein entsprechendes Computerprogrammprodukt zur Durchführung des Verfahrens ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen.
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Offenbarung der Erfindung
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Vorteile der Erfindung
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Das erfindungsgemäße Verfahren geht von einem Abgasnachbehandlungssystem aus, das wenigstens eine erste SCR-Einrichtung und wenigstens eine zweite SCR-Einrichtung umfasst. Hierbei kann es sich um gleichartige oder auch um verschiedenartige SCR-Einrichtungen handeln. Beispielsweise kann die erste SCR-Einrichtung ein Partikelfilter mit SCR-Beschichtung sein (SCRF = SCR on Filter). Die zweite SCR-Einrichtung kann ein üblicher SCR-Katalysator sein. Weiterhin ist es vorgesehen, dass die zweite SCR-Einrichtung mit Reaktionsmittel versorgt wird, das aus der ersten SCR-Einrichtung entweicht. Die zweite SCR-Einrichtung bezieht also das Reduktionsmittel aus dem NH3-Schlupf der ersten SCR-Einrichtung, beispielsweise aus dem Partikelfilter mit SCR-Beschichtung. Die erste SCR-Einrichtung wird über eine Dosiereinrichtung mit Reaktionsmittel versorgt, wobei die Dosiereinrichtung in Abgasströmrichtung gesehen stromaufwärts der ersten SCR-Einrichtung angeordnet ist. In der ersten SCR-Einrichtung nicht umgesetztes Reaktionsmittel passiert die erste SCR-Einrichtung und steht für die zweite SCR-Einrichtung zur Reduktion der Stickoxide zur Verfügung. Der Kern der Erfindung besteht darin, dass mithilfe eines analytischen SCR-Gesamtmodells eine Gesamtoptimierung für NOx und NH3 erreicht wird. Im Gegensatz zur herkömmlichen Prozessführung bei Systemen mit zwei SCR-Einrichtungen werden die SCR-Einrichtungen nicht separat optimiert, sondern als Gesamtsystem. Hierfür wird erfindungsgemäß ein gewünschter Gesamtwirkungsgrad ηDes für die beiden SCR-Einrichtungen vorgegeben. Anhand einer Modellierung des Abgasnachbehandlungssystems in Abhängigkeit von dem vorgegebenen Gesamtwirkungsgrad ηDes wird ein Soll-Wert θ1,Des ermittelt, wobei θ1,Des den Beladungsgrad der ersten SCR-Einrichtung mit Reaktionsmittel repräsentiert. Schließlich wird die Dosierung des Reaktionsmittels, das zur Erreichung des Soll-Wertes θ1,Des erforderlich ist, eingestellt, wobei die stromaufwärts der ersten SCR-Einrichtung angeordnete Dosiereinrichtung entsprechend angesteuert wird. Durch dieses Verfahren können erhebliche Verbesserungen in der Applikation und in der Qualität der Prozessführung bei Abgasnachbehandlungssystemen mit wenigstens einer ersten und wenigstens einer zweiten SCR-Einrichtung erzielt werden. Insbesondere wird die NH3-Versorgung des nachgeschalteten SCR-Katalysators bzw. der nachgeschalteten SCR-Einrichtung verbessert, wobei gleichzeitig der Reduktionsmittel-Schlupf (NH3-Schlupf) stromabwärts der zweiten SCR-Einrichtung unter Kontrolle bleibt. Somit kann ein deutlich höherer NOx-Umsatz bei gleichzeitig niedrigem NH3-Schlupf des gesamten Systems erreicht werden.
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Das wesentliche Optimierungsziel des erfindungsgemäßen Verfahrens ist der NOx-Umsatz. Wird ein Ziel-NOx-Umsatz vorgegeben, der insbesondere zur Erreichung eines bestimmten Emissionsziels notwendig ist, so kann bei bekannter NH3-Beladung der nachgeschalteten SCR-Einrichtung rechnerisch ermittelt werden, wie viel Reduktionsmittel in der vorgeschalteten SCR-Einrichtung (beispielsweise SCRF) vorhanden sein muss, um dieses Ziel zu erreichen. Dieser Füllstand bzw. Beladungsgrad der ersten SCR-Einrichtung kann verhältnismäßig schnell über die Dosierung des Reaktionsmittels eingestellt werden. Die erfindungsgemäße Strategie optimiert zugleich den NH3-Schlupf des gesamten Systems, da der NH3-Schlupf durch eine Überfüllung der zweiten SCR-Einrichtung mit Reaktionsmittel entsteht. Je höher der Beladungsgrad der nachgeschalteten SCR-Einrichtung ist, desto mehr NOx-Umsatz kann von der zweiten SCR-Einrichtung übernommen werden und desto geringer ist der erforderliche Füllstand bzw. Beladungsgrad in der ersten SCR-Einrichtung. Erfindungsgemäß wird daher die Neigung zu NH3-Schlupf, also NH3, das die zweite SCR-Einrichtung verlässt, implizit minimiert.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf die Kopplung eines SCR- beschichteten Partikelfilters mit einem SCR-Katalysator beschränkt. Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens können in gleicher Weise auch für beispielsweise zwei hintereinander geschaltete SCR-Katalysatoren genutzt werden.
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Der gewünschte Gesamtwirkungsgrad ηDes bzw. entsprechende Größen, die diesen Gesamtwirkungsgrad repräsentieren, kann bzw. können als fester Applikationswert oder in Abhängigkeit von verschiedenen Größen vorgegeben werden, beispielsweise in Abhängigkeit von dem Betriebspunkt und/oder der Temperatur insbesondere im Abgasnachbehandlungssystem und/oder dem Massenstrom im Abgasstrang und/oder der Fahrgeschwindigkeit und/oder den bereits akkumulierten NOx-Emissionen.
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In die Modellierung des Abgasnachbehandlungssystems (Denoxierungssystem) fließen verschiedene Größen ein, insbesondere der Abgasvolumenstrom und/oder der Abgasmassenstrom und/oder Temperaturen im System und/oder der Füllstand bzw. Beladungsgrad in wenigstens einer der SCR-Einrichtungen und/oder das Verhältnis von NO2 zu NOx. Die Eingangsgrößen können gemessen oder simuliert sein. Anhand einer Modellierung des Denoxierungssystems kann der Soll-Beladungsgrad (Soll-Bedeckungsgrad) θ1,Des für die erste SCR-Einrichtung, bei dem das Denoxierungssystem einen Gesamtwirkungsgrad ηDes hat, berechnet werden.
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Die Größen, die in die Modellierung einfließen, können aktuelle Werte oder applizierbare Werte sein. Insbesondere für den Wert des Abgasvolumenstroms und/oder den Abgasmassenstrom kann ein aktueller Wert oder ein applizierbarer Wert, insbesondere ein mittlerer erwarteter Wert, eingesetzt werden.
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Die Berechnung von θ
1,Des kann beispielsweise anhand der folgenden Formel vorgenommen werden:
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Hierbei bezeichnet der Index 1 die Größen in der ersten SCR-Einrichtung und der Index 2 die Größen in der zweiten SCR-Einrichtung. V .1 bezeichnet den Volumenstrom, kreac exp(-...) bezeichnet einen aus der Literatur bekannten Arrhenius-Ansatz für eine in der SCR-Einrichtung ablaufende katalysierte Reaktion, beispielsweise eine bestimmte NOx-Reaktion oder auch andere Reaktionen, wie beispielsweise eine NH3-Oxidation, Lachgasbildung, Nitratbildung oder Anderes. Der in der Formel dargestellte Arrhenius-Ansatz steht beispielhaft für eine Reaktion erster Ordnung in NOx, das heißt, die Reaktionsgeschwindigkeit von NOx rreac in [mol/s] ist proportional zu rreac ~ kreaccNOxexp(–E/(R·T)). Dabei bezeichnet cNOx die Konzentration von NOx am Einlass des jeweiligen Katalysators. Ereac,i bezeichnet die Aktivierungsenergie für die NOx-Reaktion im i-ten Katalysator (i = 1 oder i = 2). A bezeichnet die katalytisch aktiven Flächen in den SCR-Einrichtungen und T die Temperaturen in den jeweiligen SCR-Einrichtungen.
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Es ist möglich, die aus der Literatur bekannten verschiedenen Reaktionen für eine SCR-Reaktion, insbesondere eine Standard-SCR-Reaktion, eine langsame SCR-Reaktion und/oder eine schnelle SCR-Reaktion als Basis für die erfindungsgemäße Berechnung zu verwenden. Mit besonderem Vorteil ist es möglich, die verschiedenen bekannten Reaktionen zu einer repräsentativen Reaktion zusammenzufassen und damit alle möglichen Bedingungen in den SCR-Einrichtungen bzw. im gesamten Denoxierungssystem abzubilden. Je nach Komplexität des zugrunde liegenden Modells kann es sein, dass sich die Gleichungen nicht mehr analytisch nach θ auflösen lassen. In diesem Fall bietet es sich an, die Gleichungen nummerisch im Steuergerät zu lösen.
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Nach der Ermittlung des Soll-Wertes θ1,Des, also dem Soll-Wert für den Beladungsgrad der ersten SCR-Einrichtung bei vorgegebenem Gesamtwirkungsgrad ηDes, wird die Dosierung des Reaktionsmittels entsprechend eingestellt. Vorteilhafterweise kann die Dosierung des Reaktionsmittels mit einem Füllstandsregler erfolgen, der in vielen üblichen Systemen serienmäßig vorhanden ist. Hierbei bezeichnet der Begriff Füllstand das Produkt aus Bedeckungsgrad bzw. Beladungsgrad und maximalem Füllstand der SCR-Einrichtung mit Reduktionsmittel. Üblicherweise wird hierbei zu einem Vorsteueranteil ein P-Regler zur Einregelung des Füllstandes eingesetzt.
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Weiterhin kann mit Vorteil der Beladungsgrad der zweiten SCR-Einrichtung überwacht werden. Hierbei kann die Dosierung so eingestellt werden, dass die zweite SCR-Einrichtung nicht mit Reaktionsmittel überladen wird, so dass ein zu großer NH3-Schlupf vermieden wird.
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Weiterhin kann es vorgesehen sein, dass Verbrennungsrückstände, also insbesondere Ruß oder Asche in den SCR-Einrichtungen und insbesondere in der ersten SCR-Einrichtung, beispielsweise im SCRF, berücksichtigt werden und beispielsweise in die Modellierung des Denoxierungssystems einfließen.
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Die Erfindung umfasst schließlich ein Computerprogramm, das alle Schritte des beschriebenen Verfahrens ausführt, wenn es auf einem Rechengerät oder einem Steuergerät ausgeführt wird, sowie ein Computerprogrammprodukt mit Programmcode, der auf einem maschinenlesbaren Träger gespeichert ist, zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wenn das Programm auf einem Rechengerät oder einem Steuergerät ausgeführt wird. Die Implementierung des erfindungsgemäßen Verfahrens als Computerprogramm bzw. als Computerprogrammprodukt hat den Vorteil, dass dieses Programm ohne Weiteres auch bei bestehenden Kraftfahrzeugen eingesetzt werden kann, um so die Vorteile in der Prozessführung bei einem Abgasnachbehandlungssystem mit zwei oder mehr SCR-Einrichtungen nutzen zu können.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit den Zeichnungen. Hierbei können die einzelnen Merkmale jeweils für sich oder in Kombination miteinander verwirklicht sein.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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In den Zeichnungen zeigen:
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1 schematische Darstellung der Komponenten in einem Abgasstrang einer Brennkraftmaschine zur Abgasnachbehandlung aus dem Stand der Technik und
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2 Verfahrensschema zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Beschreibung von Ausführungsbeispielen
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1 zeigt eine beispielhafte Anordnung der Komponenten in dem Abgasstrang einer Brennkraftmaschine mit zwei SCR-Einrichtungen. Bei einer solchen Abgasnachbehandlungsanlage ist das erfindungsgemäße Verfahren mit Vorteil einsetzbar. Das Verfahren kann jedoch auch bei anderen Abgasnachbehandlungsanlagen eingesetzt werden, die zwei oder mehr SCR-Einrichtungen aufweisen, beispielsweise zwei hintereinander geschaltete SCR-Katalysatoren. In dieser Ausgestaltung der Abgasnachbehandlungsanlage ist in Abgasströmrichtung zunächst eine Diesel-Oxidationskatalysator (DOC) 10 vorgesehen. In Abgasströmrichtung schließt sich daran eine Dosiereinrichtung 11 für das Reaktionsmittel der SCR-Einrichtungen an. Als erste SCR-Einrichtung ist ein Partikelfilter 12 mit einer SCR-Beschichtung (SCRF) vorgesehen. Hinter dem SCRF 12 ist ein SCR-Katalysator 13 angeordnet. Schließlich ist ein weiterer Katalysator, in diesem Fall ein Clean-up-Cat (CuC) 14 vorgesehen, um die Abgasnachbehandlung abzuschließen. Der Pfeil gibt die Flussrichtung des Abgases an. Weiterhin sind verschiedene Sensoren vorgesehen, insbesondere Stickoxidsensoren 15, ein NH3-Sensor 16 sowie Temperatursensoren 17. Die mittels der Sensoren 15, 16 und 17 erfassbaren Werte werden für die Prozessführung eingesetzt. Die Position, Art und Anzahl der gezeigten Sensoren 15, 16 und 17 ist jedoch rein beispielhaft und nicht wesentlich für das erfindungsgemäße Verfahren. Statt der Messung der verschiedenen Größen können auch modellierte Werte, indirekt erfassbare Werte oder anderweitig gemessene Werte für die Prozessführung verwendet werden. Auch die gezeigten weiteren Katalysatoren neben den SCR-Einrichtungen 12 und 13, also insbesondere der Oxidationskatalysator 10 und der Clean-up-Katalysator 14 sind beispielhaft zu verstehen und spielen keine wesentliche Rolle für die Erfindung. Die für die Erfindung wesentlichen Komponenten sind die Dosierstelle 11, die erste SCR-Einrichtung 12 und die zweite SCR-Einrichtung 13.
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Die SCR-Einrichtungen des Abgasnachbehandlungssystems können beispielsweise aus Bauraumgründen geteilt sein. So kann die zweite SCR-Einrichtung 13, also der in diesem Beispiel gezeigte SCR-Katalysator, beispielsweise zweigeteilt sein.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird mittels eines analytischen SCR-Modells eine Gesamtsystemoptimierung für Stickoxide und Ammoniak erreicht, wobei die beiden SCR-Einrichtungen 12 und 13 nicht separat optimiert werden, sondern beide SCR-Einrichtungen 12 und 13 als Gesamtsystem behandelt werden. So kann der NOx-Umsatz in diesem Denoxierungssystem optimiert werden, um insbesondere ein vorgegebenes Emissionsziel zu erreichen. Erfindungsgemäß wird ein Gesamtwirkungsgrad ηDes der SCR-Einrichtungen 12 und 13 vorgegeben. Anhand einer Modellierung des Abgasnachbehandlungssystems wird in Abhängigkeit von dem Soll-Gesamtwirkungsgrad ηDes ein Soll-Wert θ1,Des ermittelt, der den Beladungsgrad der ersten SCR-Einrichtung 12 mit Reaktionsmittel repräsentiert. 2 zeigt schematisch den Verfahrensablauf. Nach Vorgabe des Gesamtwirkungsgrads ηDes wird ein analytisches SCR-Modell 200 genutzt, um den Soll-Wert θ1,Des für den Beladungsgrad der ersten SCR-Einrichtung 12 zu ermitteln. Mit diesem Wert wird die Dosierung des Reaktionsmittels in einem Schritt 300 eingestellt. Hierbei wird die erforderliche Menge zur Erreichung des Gesamtwirkungsgrads ηDes über die Dosiereinrichtung 11 in den Abgasstrang stromaufwärts der ersten SCR-Einrichtung 12 eingebracht. Mit diesem Verfahren kann die Prozessführung beispielsweise in einem SCRF-SCR-System optimiert werden. Gegenüber herkömmlichen Systemen bietet das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil, dass eine Gesamtsystemoptimierung im Hinblick auf NOx und NH3 vorgenommen werden kann, ohne dass die einzelnen SCR-Einrichtungen separat optimiert werden müssten. Der mittels des analytischen SCR-Modells 200 errechenbare optimale Beladungsgrad für die erste SCR-Einrichtung 12 kann sehr schnell über die Dosierung 300 eingestellt werden, so dass die erfindungsgemäße Systemoptimierung sehr schnell erfolgt. Es ist nur eine Dosierstelle bzw. Dosiereinrichtung 11 erforderlich, über die die erste SCR-Einrichtung 12 mit Reduktionsmittel versorgt wird. Die Dosierung wird so eingestellt, dass die zweite SCR-Einrichtung 13 über den Reduktionsmittel-Schlupf aus der ersten SCR-Einrichtung 12 mit einer ausreichenden Reduktionsmittelmenge beaufschlagt wird. Auf diese Weise kann ein optimaler NOx-Umsatz erreicht werden. Gleichzeitig wird eine NH3-Freisetzung (NH3-Schlupf) aus der zweiten SCR-Einrichtung 13 minimiert. Der NH3-Schlupf würde insbesondere durch eine Überladung des zweiten SCR-Katalysators 13 entstehen. Da die zweite SCR-Einrichtung 13 mehr NOx-Umsatz übernimmt, wenn der Beladungsgrad der zweiten SCR-Einrichtung höher ist, wird desto weniger Beladung in der ersten SCR-Einrichtung 12 benötigt. Somit wird die Neigung zu NH3-Schlupf durch das erfindungsgemäße Verfahren implizit minimiert.
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Der in
2 gezeigte schematische Verfahrensablauf zeigt die Berechnungskette beispielsweise in einem Steuergerät, wobei die Berechnung in der entsprechenden Dosierung über die Dosiereinrichtung
11 mündet. Der Soll-Gesamtwirkungsgrad η
Des kann im Steuergerät als fester Applikationswert oder in Abhängigkeit beispielsweise von Betriebspunkt, Temperatur, Massenstrom, Fahrgeschwindigkeit und/oder bisher akkumulierten NOx-Emissionen hinterlegt sein. Mithilfe des analytischen SCR-Gesamtmodells wird unter Berücksichtigung der relevanten Größen (beispielsweise Abgasvolumenstrom, Temperaturen, Füllstand SCR, NO
2/NOx-Verhältnis usw.) der Soll-Beladungsgrad für die erste SCR-Einrichtung (z.B. SCRF) als θ
1,Des berechnet, wobei bei diesem Wert das Denoxierungssystem einen Gesamtwirkungsgrad η
Des hat. Hierfür kann vorteilhafterweise insbesondere die folgende Formel eingesetzt werden:
V .1 bezeichnet den Volumenstrom, k
reac exp(-...) bezeichnet einen aus der Literatur bekannten Arrhenius-Ansatz für eine Reaktion erster Ordnung in NOx oder andere katalysierte Reaktionen. Der Index 1 steht für Größen in der ersten SCR-Einrichtung
12, beispielsweise im SCRF, der Index 2 bezeichnet Größen in der zweiten SCR-Einrichtung
13, insbesondere in einem SCR-Katalysator. A bezeichnet die jeweiligen aktiven Flächen in den SCR-Einrichtungen
12 und
13 und T die Temperaturen. Die entsprechenden Werte können mittels geeigneter Sensoren oder durch indirekte Methoden, Simulierungen oder Modellierungen erfasst werden und beispielsweise im Steuergerät bereitgestellt werden. In diesem Beispiel sind verschiedene aus der Literatur bekannte Reaktionen für die Reduktion der Stickoxide (Standard SCR, Slow SCR, Fast SCR) zu einer repräsentativen Reaktion zusammengefasst. Alternativ ist es ebenfalls möglich, eine entsprechende Formel für die jeweilige konkrete SCR-Reaktion aufzustellen. Die Formel für das analytische SCR-Gesamtmodell kann beispielsweise mit dem aktuellen Volumenstrom berechnet werden oder es kann ein mittlerer erwarteter, vom Applikateur applizierter Volumenstrom eingesetzt werden.
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Nach der Berechnung von θ1,Des als Soll-Beladungsgrad für die erste SCR-Einrichtung 12 kann ein üblicher, beispielsweise in Serienanwendungen eingesetzter Füllstandsregler verwendet werden, um die entsprechende Dosierung des Reaktionsmittels stromaufwärts der ersten SCR-Einrichtung 12 vorzunehmen. Hierbei kann zu einem Vorsteueranteil ein P-Regler zur Einregelung des Füllstandes (Füllstand = Bedeckungsgrad (Beladungsgrad)·maximaler Füllstand) eingesetzt werden, wie es dem Fachmann bekannt ist. Alternativ zu einer solchen Füllstandsregelung kann beispielsweise auch eine Zweipunktregelung zum Einsatz kommen, wobei Dosierpulse aktiviert werden, wenn der modellierte Füllstand kleiner als der Soll-Füllstand ist. Hierbei kann weiterhin vorgegeben sein, dass der nachgeschaltete SCR-Katalysator 13 bzw. die zweite SCR-Einrichtung 13 nicht mit Reaktionsmittel überladen wird.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren kann vorteilhafterweise beispielsweise als Ergänzung zu einem in Serie befindlichen Füllstandsregelkonzept die Abfrage vorgenommen werden, ob die zweite SCR-Einrichtung 13 nicht überladen ist. Insbesondere aufgrund von bestimmten Fahrsituationen kann der Fall eintreten, dass der gewünschte, also optimale NOx-Umsatz nur unter erheblichem NH3-Schlupf zu verwirklichen wäre. In solchen Fällen ist es zweckmäßig, den Füllstand der zweiten SCR-Einrichtung 13 abzufragen und die Dosiermenge gegebenenfalls auf einen Massenstrom zu begrenzen, der beispielsweise kleiner als die äquivalente NH3-Menge ist, die durch den NOx-Umsatz im gesamten Denoxierungssystem verbraucht wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf ein bestimmtes Katalysatormaterial bzw. eine bestimmte Katalysatorreaktion beschränkt. Vielmehr können neben der hier näher erläuterten NOx-Reaktion auch andere in einem Katalysator ablaufende Reaktionen durch die erfindungsgemäße Prozessführung optimiert werden. Beispiele hierfür sind eine NH3-Oxidation, eine Lachgasbildung oder eine Nitratbildung. Die entsprechenden Reaktionen können in die erfindungsgemäße Modellierung des Abgasnachbehandlungssystems einfließen, so dass in jedem Fall eine optimale Dosiermenge für das jeweilige Reaktionsmittel eingestellt werden kann.
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Vorteilhafterweise werden in dem Modell des Abgasnachbehandlungssystems, das erfindungsgemäß eingesetzt wird, weitere Einflussgrößen berücksichtigt. Insbesondere können Verbrennungsrückstände, wie Ruß oder Asche insbesondere in der ersten SCR-Einrichtung 12 berücksichtigt werden, beispielsweise durch entsprechende Faktoren in dem analytischen SCR-Modell.
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Bei dem Abgasnachbehandlungssystem, für das das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt wird, sind wenigstens zwei SCR-Einrichtungen vorgesehen. Hierbei ist es auch möglich, dass das erfindungsgemäße Verfahren bei einem System eingesetzt wird, dass eine virtuelle Zweiteilung eines physikalisch einteiligen SCR-Katalysators aufweist. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Katalysator verhältnismäßig lang ist und ein entsprechendes Temperaturgefälle aufweist. Auch bei derartigen Anordnungen kann das erfindungsgemäße Verfahren mit Vorteil eingesetzt werden.