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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bewertung eines Gefährdungszustands eines elektrischen Energiespeichers sowie ein entsprechendes Computerprogramm und ein entsprechendes computerlesbares Speichermedium, welche insbesondere einsetzbar sind zur Vereinheitlichung der Risikobewertung von Batterien, insbesondere von Traktionsbatterien.
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Stand der Technik
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Für die Energieversorgung von elektrischen Komponenten in Kraftfahrzeugen, insbesondere von elektrischen Antrieben in Elektro- und Hybridfahrzeugen, werden meist Batterien eingesetzt. Bevorzugt werden heutzutage Lithium-Ionen-Batterien verwendet.
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Diese Batterien weisen durch ihre Bauweise und Chemie ein nicht zu vernachlässigendes Gefährdungspotential auf. Bei der Überschreitung von Betriebsgrenzen kann es zu einem Batteriebrand oder zu einem Austritt von gefährlichen chemischen Substanzen aus der Batterie kommen.
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Eine Ursache für eine solche Gefährdungslage kann beispielsweise ein zu hoher Ladestrom in der Batterie sein, der über einen zu langen Zeitraum oder mit einer zu hohen Frequenz besteht, beispielsweise bei niedrigen Temperaturen. Hierbei kann es zu sogenanntem „Lithium Plating“ kommen, ein Zustand, bei dem sich Lithium-Ionen auf der Anode der Batterie ansammeln. Dies kann zum Wachsen eines Dendriten führen, der später in der Lage sein kann, den Separator der Batterie zu beschädigen und gegebenenfalls zu durchstoßen. In der Folge kann es zu einem internen Kurzschluss in der Batterie kommen. Liegt ein solcher interner Kurzschluss vor, so kommt es zu einer thermischen Reaktion, einem sogenannten „thermal runaway“, bei der die Batterie erhitzt und schließlich ein Brand oder sogar eine Explosion ausgelöst werden kann.
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Um eine möglichst schnelle Fehleranalyse und Beurteilung von Geräten und Vorrichtungen zu ermöglichen, sind verschiedene Kennzahlen entwickelt worden, die den Zustand eines betreffenden Gerätes oder einer Vorrichtung beschreiben.
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Im Bereich der Batterien ist beispielsweise die Kennzahl SOH, für engl. „State of Health“ gebräuchlich. Diese Kennzahl wird als Maß für den Alterungszustand einer Batterie verwendet und wird mittels der Eingangsgrößen Kapazitätsverlust und Erhöhung des Innenwiderstandes bestimmt.
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Von einer Batterie kann aber auch ein erhebliches Gefährdungspotential ausgehen. So kann bei einer Batterie, insbesondere einer Lithium-Ionen-Batterie, die sich in einem sogenannten thermischen Durchgehen (Thermal Runaway) befindet, Explosionsgefahr bestehen.
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Vor diesem Hintergrund ist eine Möglichkeit für eine zügige Einschätzung der Gefährdung, die von einer Batterie ausgeht, sinnvoll. So ist es beispielsweise beim Austausch von defekten Batterien oder bei der Wartung von Batterien wünschenswert, das Risiko, welches von der Batterie im aktuellen Zustand ausgeht, verlässlich einschätzen zu können, ohne die Notwendigkeit, langwierige Diagnoseverfahren durchführen zu müssen.
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Bislang ist keine Kennzahl bekannt, welche den Gefährdungszustand einer Batterie beschreibt.
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Darüber hinaus sind bisher keine normierten Abläufe für eine Risikobewertung des Batteriezustands bekannt.
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Offenbarung der Erfindung
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Erfindungsgemäß wird bei dem Verfahren zur Bewertung eines Gefährdungszustands eines elektrischen Energiespeichers zunächst ein Computerprogramm zur Analyse des Gefährdungszustands bereitgestellt, wobei das Computerprogramm auf einer Datenverarbeitungseinrichtung installiert ist. Zwischen der Datenverarbeitungseinrichtung und einer Überwachungseinheit des Energiespeichers wird eine Verbindung hergestellt. In einer Speichereinheit der Überwachungseinheit sind zumindest eine Kennzahl zur Beschreibung des Gefährdungszustands und/oder Informationen über Fehler des Energiespeichers gespeichert. Über die Verbindung werden zumindest die Kennzahl und/oder die Fehlerinformationen an die Datenverarbeitungseinrichtung übertragen. Auf der Datenverarbeitungseinrichtung werden die mindestens eine Kennzahl und/oder die Fehlerinformationen durch das Computerprogramm vorzugsweise automatisch ausgewertet, um den Gefährdungszustand des Energiespeichers zu ermitteln. Vorzugsweise umfasst die Auswertung die Ermittlung mindestens einer Kennzahl zur Beschreibung des Gefährdungszustands. Falls die Überwachungseinheit keine Kennzahl zur Beschreibung des Gefährdungszustands, sondern lediglich die Fehlerinformationen bereitstellen kann, wird in einer bevorzugten Ausführungsform durch das Computerprogramm die mindestens eine Kennzahl aus den Fehlerinformationen ermittelt. In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass es sich bei der mindestens einen Kennzahl um eine Kennzahl für den Gefährdungszustand des Energiespeichers bezüglich der Temperatur und/oder um eine Kennzahl für den Gefährdungszustand des Energiespeichers bezüglich der Spannung handelt.
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Bei dem elektrischen Energiespeicher handelt es sich vorzugsweise um eine Batterie, vorzugsweise um eine Traktionsbatterie eines Elektrofahrzeugs oder eines Hybridfahrzeugs. Vorzugsweise handelt es sich bei der Batterie um eine Lithium-Ionen-Batterie oder die Batterie umfasst elektrochemische Zellen, die als Lithium-Ionen-Batteriezellen ausgebildet sind.
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Eine bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass es sich bei der Überwachungseinheit um ein Batteriemanagementsystem (BMS) handelt und die mindestens eine Kennzahl und/oder die Fehlerinformationen in einem Fehlerspeicher des BMS gespeichert sind.
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In einer anderen bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass in Abhängigkeit des ermittelten Gefährdungszustands der Zugang zu dem elektrischen Energiespeicher ermöglicht oder verhindert wird. Insbesondere kann in Abhängigkeit des ermittelten Gefährdungszustands ein Öffnen des elektrischen Energiespeichers durch vorzugsweise automatische Entriegelung ermöglicht werden. In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass eine Serviceklappe entriegelt wird, um einem Servicetechniker den Zugang zu dem Energiespeicher zu ermöglichen.
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Eine andere bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass das Computerprogramm Mittel für einen Dialog mit einem Nutzer bereitstellt. Bei diesem Mittel kann es sich beispielsweise um eine Eingabemaske handeln, welche auf einer grafischen Bedienoberfläche der Datenverarbeitungseinrichtung bereitgestellt wird. Somit wird ermöglicht, die Bewertung des Gefährdungszustands Dialog gesteuert durchzuführen. Bei dem Dialog wird einem Nutzer, z. B. einem Servicetechniker, durch das Computerprogramm vorzugsweise automatisch ein Schritt der Risikobewertung vorgegeben. Anschließend gibt der Nutzer die Ergebnisse in das Computerprogramm ein und in Abhängigkeit der Eingabe wird durch das Computerprogramm vorzugsweise automatisch der nächste Schritt vorgegeben. Die Ergebnisse können natürlich auch automatisch eingelesen werden, beispielsweise aus einem Temperatur- oder Gassensor. Der Ablauf der Schritte bei einer Risikobewertung erfolgt vorzugsweise automatisch. Ein besonderer Vorteil dieser Ausführungsform besteht darin, dass so eine einheitliche Benutzerführung auch in verschiedenen Werkstätten ermöglicht wird.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass bereits vor und/oder auch nach der Herstellung der Verbindung zwischen der Datenverarbeitungseinrichtung und der Überwachungseinheit des Energiespeichers durch das Computerprogramm Maßnahmen zur Risikobewertung vorgegeben werden. Insbesondere kann die Eingabe von Informationen erforderlich sein, welche eine Beschädigung des Energiespeichers, die Temperatur von zumindest Teilen des Energiespeichers und/oder ein Entweichen von Gasen betreffen. Hierfür ist in einer bevorzugten Ausführungsform vorgesehen, dass die Informationen über die Temperatur durch eine Wärmebildkamera und/oder einen Infrarotsensor und/oder die Informationen über das Entweichen von Gasen durch einen Gassensor erfasst und bereitgestellt werden. Durch die Detektion von Gasen kann beispielsweise festgestellt werden, ob Elektrolyt ausgetreten ist oder Hitzeschäden an Komponenten des elektrischen Energiespeichers, beispielsweise verschmorte Verkabelung, vorhanden sind.
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Ein Computerprogramm zur Bewertung eines Gefährdungszustands eines elektrischen Energiespeichers ermöglicht es einer Datenverarbeitungseinrichtung, nachdem das Computerprogramm in Speichermittel der Datenverarbeitungseinrichtung geladen worden ist, ein Bewertungsverfahren durchzuführen, wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:
Übertragen von mindestens einer in einer Überwachungseinheit des Energiespeichers gespeicherten Kennzahl zur Beschreibung des Gefährdungszustands und/oder von in der Überwachungseinheit gespeicherten Fehlerinformationen an die Datenverarbeitungseinrichtung und Auswerten der mindestens einen Kennzahl und/oder der Fehlerinformationen durch das Computerprogramm zur Ermittlung des Gefährdungszustands des Energiespeichers.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass das erfindungsgemäße Computerprogramm modular aufgebaut ist, wobei einzelne Module auf verschiedenen Teilen der Datenverarbeitungseinrichtung installiert sind.
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Vorteilhafte Ausführungsformen sehen zusätzlich Computerprogramme vor, durch welche weitere in der Beschreibung angegebene Verfahrensschritte oder Verfahrensabläufe ausgeführt werden können.
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Solche Computerprogramme können beispielsweise (gegen Gebühr oder unentgeltlich, frei zugänglich oder passwortgeschützt) downloadbar in einem Daten- oder Kommunikationsnetz bereitgestellt werden. Die so bereitgestellten Computerprogramme können dann durch ein Verfahren nutzbar gemacht werden, bei dem ein Computerprogramm nach Anspruch 9 aus einem elektronischen Datennetz, wie beispielsweise aus dem Internet, auf eine an das Datennetz angeschlossene Datenverarbeitungseinrichtung heruntergeladen wird.
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Um das erfindungsgemäße Bewertungsverfahren durchzuführen, ist vorgesehen, ein computerlesbares Speichermedium einzusetzen, auf dem ein Programm gespeichert ist, das es einer Datenverarbeitungseinrichtung ermöglicht, nachdem es in Speichermittel der Datenverarbeitungseinrichtung geladen worden ist, ein Verfahren zur Bewertung eines Gefährdungszustands eines elektrischen Energiespeichers durchzuführen, wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:
Übertragen von mindestens einer in einer Überwachungseinheit des Energiespeichers gespeicherten Kennzahl zur Beschreibung des Gefährdungszustands und/oder von in der Überwachungseinheit gespeicherten Fehlerinformationen an die Datenverarbeitungseinrichtung und Auswerten der mindestens einen Kennzahl und/oder der Fehlerinformationen durch das Computerprogramm zur Ermittlung des Gefährdungszustands des Energiespeichers.
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Die Erfindung stellt somit sicher, dass alle Schritte zur Risikobewertung durchgeführt werden. Dadurch wird der Servicetechniker unterstützt und der Mensch als Risikofaktor weitestgehend minimiert.
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Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben und in der Beschreibung beschrieben.
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Zeichnungen
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der Zeichnung und der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigt:
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1 eine schematische Veranschaulichung des Zusammenwirkens der Komponenten der Erfindung.
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Ausführungsformen der Erfindung
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In der 1 ist eine Anordnung der Komponenten eines beispielhaften Systems 100 zur Bewertung eines Gefährdungszustands einer Batterie gezeigt. Das System 100 umfasst eine Batterie 102 mit einem BMS 104 sowie einen Service-PC 106. Auf dem Service-PC 106 ist ein Computerprogramm 108 installiert zur automatischen Steuerung des schrittweisen Ablaufs der Risikobewertung.
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Zunächst sollen jedoch zwei spezielle Kennzahlen für den Gefährdungszustand einer Batterie beschrieben werden.
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Als Kennzahlen für den Gefährdungszustand einer Batterie werden zwei Kennzahlen vorgeschlagen, welche den Gefährdungszustand einer Batterie bezüglich der Zelltemperatur (SORT) und den Gefährdungszustand einer Batterie bezüglich der Zellspannung (SORV) beschreiben.
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SORT:
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Als Eingangsgröße für die Bestimmung von SORT wird die aktuelle Temperatur Takt für eine, mehrere oder alle Zellen der Batterie verwendet. Diese kann durch einen Messfühler in oder an der Batteriezelle erfasst werden. Aus dieser Eingangsgröße lässt sich ermitteln, ob wenigstens eine Batteriezelle den Temperaturbereich für einen ungefährlichen Betrieb der Batterie aktuell bereits verlassen hat.
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Zusätzlich wird als Eingangsgröße für die Bestimmung von SORT die Anzahl #Thoch von Ereignissen herangezogen, bei denen für mindestens eine Batteriezelle eine Überschreitung der Zellentemperatur über einen vorgegebenen Schwellenwert stattgefunden hat. Dabei ist der Schwellenwert bevorzugt derart gewählt, dass bei einer Überschreitung des Schwellenwertes eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für den Eintritt eines bleibenden Schadens in der Zelle besteht. Aus dieser Eingangsgröße lässt sich ermitteln, ob bereits für eine Zelle der Batterie von einer Schädigung oder Beeinträchtigung ausgegangen werden muss.
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Als dritte Eingangsgröße für die Bestimmung von SORT wird die aktuelle Rate der Temperaturänderung ΔT(t) für eine, mehrere oder alle Zellen der Batterie eingesetzt. Diese Eingangsgröße beschreibt die Veränderung der Temperatur einer Zelle der Batterie in Abhängigkeit von der Zeit. Nimmt die Temperatur einer Batteriezelle pro Zeiteinheit in besonders hohem Maße zu, so ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich diese Zelle auf einen „thermal runaway“ zubewegt oder sich bereits in einem „thermal runaway“ befindet. Aus dieser Eingangsgröße lässt sich also ermitteln, ob von dieser Zelle unmittelbar und konkret eine erhöhte Gefährdung ausgeht.
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Bei der Bestimmung von SORT können daneben noch weitere Eingangsgrößen verwendet werden. So ist es bekannt, dass sowohl die Entladung einer Batterie bzw. einer Batteriezelle über einen bestimmten Schwellenwert hinaus, eine sogenannte Tiefentladung, ebenso eine Schädigung der Batterie nach sich ziehen kann wie eine Überladung der Batterie oder einer Batteriezelle. Auch kann der Anstieg des Druckes in der Batterie oder in einer Batteriezelle ein Hinweis sein auf eine gestiegene Gefährdungslage, die von der Batterie ausgeht. Ein anderer Indikator für das Vorliegen einer Schädigung in einer Batterie ist die Entstehung und/oder Freisetzung von Gas aus einer, mehreren oder allen Zellen der Batterie. Es kann weiter vorgesehen sein, dass bei der Bestimmung von SORT zusätzlich die Eingangsgrößen Anzahl an Tiefentladungen einer, mehrerer oder aller Zellen der Batterie, Überladung einer, mehrerer oder aller Zellen der Batterie, Zelldruck einer, mehrerer oder aller Zellen der Batterie und/oder die Entwicklung von Gas in einer, mehreren oder allen Zellen der Batterie berücksichtigt werden.
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SORV:
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Als Eingangsgröße für die Bestimmung von SORV werden die Batteriespannung UBat und die Zellspannung UZell für eine, mehrere oder alle Zellen der Batterie verwendet. Über- oder Unterschreiten eine, mehrere oder alle dieser Eingangsgrößen jeweils einen Schwellenwert, so muss von einer Schädigung der Batterie ausgegangen werden und damit von einer erhöhten Gefährdungslage, die von der Batterie ausgeht.
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Bei der Bestimmung von SORV können zusätzlich noch weitere Eingangsgrößen herangezogen werden. So können aus dem aktuellen Isolationswiderstand Riso ebenfalls wichtige Informationen über den Gefährdungszustand der Batterie abgeleitet werden, wie aus dem aktuellen Batteriestrom IBat. Zusätzlich kann festgestellt werden, ob ein sogenannter „Schützkleber“ vorliegt. Auch die Anzahl an erkannten durchgebrannten Sicherungen kann berücksichtigt werden. Es kann weiter vorgesehen sein, dass bei der Bestimmung von SORV zusätzlich die Eingangsgrößen Link-Spannung Ulink, aktueller Isolationswiderstand Riso, Batteriestrom IBat und/oder die Anzahl erkannter durchgebrannter Sicherungen der Batterie berücksichtigt werden.
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Durch eine Auswertefunktion wird aus den entsprechenden Eingangsgrößen die Kennzahl SORT für den Gefährdungszustand der Batterie bezüglich der Zelltemperatur und/oder die Kennzahl SORV für den Gefährdungszustand der Batterie bezüglich der Zellspannung bestimmt. Die tatsächliche Ausgestaltung der Auswertefunktion hängt von der zu überwachenden Batterie ab und der Fachmann kann diese ohne unzumutbaren Aufwand für den konkreten Anwendungsfall ermitteln. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass die Auswertefunktionen für die Ermittlung der Kennzahlen SORT und/oder SORV die Bestimmung der Kennzahl anhand eines Fehlerbaumes, einer Wahrheitstabelle und/oder eines Algorithmus umfassen. Dabei können die verschiedenen Eingangsgrößen in geeigneter Weise gewichtet in die Bestimmung einfließen. Die Kennzahlen SORT und SORV können jeweils als diskreter Wert angegeben werden. Dabei sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. Es kann beispielsweise jede Kennzahl nur zwei Werte annehmen, z. B. 0 für ungefährlich und 1 für möglicherweise gefährlich. Alternativ kann aber auch eine Werteskala mit mehreren Abstufungen für die tatsächliche Gefährdungslage verwendet werden, z. B. eine Bewertung auf einer Skala von 0 bis 10. Es ist auch möglich, die Kennzahlen SORT und SORV jeweils als Fehlercode auszubilden, der es einer externen Software erlaubt, die Fehlerfälle anzuzeigen.
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Mithilfe der Erfindung lassen sich nun die Kennzahlen für den Gefährdungszustand einer Batterie für eine Risikobewertung mit einem vorgebbaren Ablauf auswerten. Hierfür ist in der beispielhaften Ausführungsform ein Computerprogramm vorgesehen, welches beispielsweise auf einem Service-PC 106 als Anwendung 108 bzw. auf einem geeigneten Gerät als ein sogenanntes „App“ installiert ist. Die Software ermöglicht es einem Servicetechniker 110, den vorgegebenen Ablauf einzuhalten, so dass die Risikobewertung automatisiert bzw. rechnergestützt, vorzugsweise in einem Dialogverfahren zwischen der Anwendung 108 und dem Servicetechniker 110, erfolgt.
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Die beispielhafte Anwendung 108 analysiert die Daten des BMS 104 und stellt damit ein spezielles Diagnosewerkzeug zur Verfügung. Zur Risikobewertung werden insbesondere die Fehlercodes der Kennzahlen SORT und SORV verwendet, um den Status der Batterie 102 vorab zu ermitteln.
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Darüber hinaus weist sie den Servicetechniker 110 gegebenenfalls an, weitere Messungen durchzuführen und die jeweiligen Ergebnisse in die Anwendung 108 einzugeben. Das kann beispielsweise eine Temperaturmessung sein, um zu überprüfen, ob die Temperatursensoren des Batteriepacks korrekt arbeiten. Eine Untersuchung mit einer Wärmebildkamera kann von der Anwendung zur Risikobewertung zusätzlich gefordert werden.
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In einer beispielhaften Ausführungsform ist die Funktionsweise der Anwendung 108 zur Risikobewertung mit einem Installationsassistenten einer Software für PCs vergleichbar. Es werden Vorschläge 112 gemacht und/oder Eingabedaten 114 angefordert. Dadurch wird sichergestellt, dass in jeder Werkstatt die gleiche Risikobewertung durchgeführt wird.
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Eine beispielhafte Implementierung wird nachfolgend näher beschrieben:
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Schritt 1:
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Bevor die Batterie 102 angefasst wird, fordert die Anwendung 102 eine Sichtprüfung 116 durch den Servicetechniker 110. Die Anwendung 108 weist auf nötige Maßnahmen wie z. B. Visier, Handschuh oder dergleichen hin.
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Gleichzeitig mit der Aufforderung 112 stellt die Anwendung 108 eine Eingabemaske zur Eingabe 114 der Ergebnisse der Sichtprüfung 116 bereit. Dabei werden z. B. Beulen abgefragt. Zusätzlich kann noch die Eingabe des Ortes und/oder der Größe der Beule gefordert werden.
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Die Anwendung 108 kann für den entsprechenden Batterietyp anhand der Eingaben ermitteln, ob möglicherweise Zellen beschädigt sind oder ob kein Einfluss gegeben ist.
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Schritt 2:
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Es wird von der Anwendung 108 eine Geruchsprüfung 118 gefordert, die z. B. mit einem Gassensor durchgeführt wird. Die Geruchsprüfung 118 dient dazu, um Hinweise auf einen möglichen Elektrolytaustritt oder auf verbrannte Elektronik zu erhalten. Die Anwendung 108 weist dabei auf die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen hin.
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Schritt 3:
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Die Anwendung 108 fordert die Durchführung einer Temperaturprüfung mittels Wärmebildkamera oder Infrarotmessung aus sicherem Abstand.
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Schritt 4:
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Danach wird ermittelt, ob die Datenverarbeitungseinrichtung 106, auf der die Anwendung 108 zur Risikobewertung installiert ist, mit dem BMS 104 verbunden werden darf. Ist eine Verbindung möglich, so wird eine Kommunikationsverbindung 120 zwischen der Anwendung 108 und dem BMS 104 hergestellt. Eventuell sind weitere Schritte zuvor nötig, um den Servicetechniker 110, z. B. vor gefährlichen Spannungen, zu schützen.
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Schritt 5:
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Die Anwendung 108 startet nun die Auswertung des BMS 104. Insbesondere werden die Kennzahlen für den Gefährdungszustand einer Batterie SORT und/oder SORV ausgewertet. Falls vom BMS 104 kein aktueller SORT und/oder SORV zur Verfügung gestellt werden kann, beispielsweise weil nach einem Fehlereintritt die Berechnung einer der oder beider Kennzahlen nicht mehr möglich ist, bestimmt in einer beispielhaften Ausführung der Erfindung die Anwendung 108 auf Basis des vorliegenden Fehlerspeichers diese Kennzahlen selbst.
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Danach wird festgestellt, ob ein sicheres Ausbauen der Batterie 102 möglich ist.
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Schritt 6:
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Nach dem Ausbau kann durch die Anwendung eine weitere Sicht- 116 und/oder Geruchsprüfung 118 gefordert werden.
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Schritt 7:
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Es werden in Abhängigkeit von SORT und/oder SORV durch die Anwendung 108 ggf. weitere Messungen 122 des Servicetechnikers 110 gefordert.
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Schritt 8:
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Die Anwendung 108 analysiert alle Informationen und gibt Empfehlungen 112 für weitere Schritte. Das kann die Feststellung einer ungefährlichen Batterie 102 sein, so dass repariert oder der Service durchgeführt werden darf. In einem solchen Fall wird die Batterie 102 durch die Anwendung 108 entriegelt. Eine Serviceöffnung kann somit nur dann geöffnet werden, wenn die Anwendung 108 dem BMS 104 mitteilt, dass alle Schritte der Risikobewertung durchgeführt wurden und keine Gefährdung gegeben ist. Das kann z. B. ähnlich wie bei einer Verriegelung einer Waschmaschine geschehen.
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Es kann aber auch eine „gefährliche“ Batterie 102 festgestellt werden, für die eine entsprechende Firma angefordert werden muss.
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Zwischen diesen beiden Fällen kann anhand der Kennzahlen SORT und/oder SORV festgestellt werden, ob eine Reparatur möglich ist oder nicht.
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Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführungsform nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsbeispiele. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar, die von dem erfindungsgemäßen Verfahren, dem erfindungsgemäßen Computerprogramm und dem erfindungsgemäßen computerlesbaren Speichermedium auch bei grundsätzlich anders gearteten Ausführungen Gebrauch macht.