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Die Erfindung betrifft eine medizinische Vorrichtung, insbesondere einen Stent zur Implantation in einem Körperhohlgefäß. Die medizinische Vorrichtung kann insbesondere zur Abdeckung eines Aneurysmenhalses im Bereich einer Gefäßverzweigung ausgebildet sein. Ferner betrifft die Erfindung ein System mit einer derartigen Vorrichtung und ein Herstellungsverfahren.
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Aneurysmen sind Blutgefäßaussackungen, die zu ernsthaften medizinischen Komplikationen führen können. Durch die Aufweitung und Dehnung des Gewebes der Gefäßwand besteht die Gefahr, dass die Gefäßwand im Bereich des Aneurysmas reißt. Eine derartige Ruptur mit der damit einhergehenden Blutung kann beispielsweise zu einer Minderversorgung von stromabwärts gelegenen Blutgefäßen und Gewebe führen. Tritt eine derartige Aneurysmenruptur im Bereich der Gehirngefäße, d.h. im neurovaskulären Bereich, auf, so spricht man von einem blutigen Schlaganfall.
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Gerade im neurovaskulären Bereich besteht das Risiko, dass sich Aneurysmen an Gefäßverzweigungen bilden. Beispielsweise teilt sich die Basilararterie in die beiden hinteren Zerebralarterien auf. Im Bereich dieser Y-förmigen Gabelung wird das Blut pulsierend gegen die stirnseitig mit der Basilararterie fluchtende Gefäßwand gedrängt, so dass sich an dieser Stelle leicht Aneurysmen bilden.
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Die übliche Behandlung von Aneurysmen erfolgt durch den Einsatz von Coils, die in das Aneurysma eingebracht werden. Dadurch soll die Blutströmung im Aneurysma beeinflusst und insbesondere so zum Stocken gebracht werden, dass die durch den pulsierenden Blutstrom belastete Gefäßwand des Aneurysmas entlastet wird. Bei der Behandlung von Aneurysmen ist es generell üblich, vor das Aneurysma einen Stent zu setzen, der verhindert, dass die Coils das Aneurysma verlassen und mit der Blutströmung in stromabwärts gelegene Gefäße gespült werden. Dies ist jedoch im Bereich von Gefäßverzweigungen, insbesondere im Bereich der sich verzweigenden Basilararterie, nicht mit der notwendigen Verschlusssicherheit möglich.
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11 zeigt beispielsweise ein Aneurysma im Bereich der Gefäßverzweigung an der Basilararterie. In das Aneurysma 30’ sind Coils 31’ eingebracht. Über die Basilararterie 32’ ist ein Stent 10’ an den Behandlungsort geführt. Der Stent 10’ ist derart angeordnet, dass er sich von der Basilararterie 32’ in eine der hinteren Zerebralarterien 33’ erstreckt. So bedeckt der Stent 10’ zwar teilweise das Aneurysma 30’ bzw. den Aneurysmenhals 34’. Die Abdeckung erfolgt jedoch nicht vollständig, so dass die Gefahr besteht, dass Coils 31’ aus dem Aneurysma 30’ herausdrängen und in einen der Seitenäste der Basilararterie 32’ gespült werden. Dies ist in 11 gut erkennbar.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, einen medizinische Vorrichtung, insbesondere einen Stent, anzugeben, der einen effizienten Verschluss eines Aneurysmas, insbesondere eine effiziente Abdeckung eines Aneurysmenhalses im Bereich einer Gefäßverzweigung, ermöglicht und ggf. die Thrombosegefahr durch aus dem Aneurysma austretende Coils reduziert. Ferner ist es Aufgabe der Erfindung, ein System mit einer derartigen Vorrichtung und ein Herstellungsverfahren anzugeben.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe im Hinblick auf die medizinische Vorrichtung durch den Gegenstand des Anspruchs 1, im Hinblick auf das System durch den Gegenstand des Anspruchs 18 und im Hinblick auf das Herstellungsverfahren durch den Gegenstand des Anspruchs 19 gelöst.
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Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, eine medizinische Vorrichtung, insbesondere einen Stent, zur Implantation in einem Körperhohlgefäß, vorzugsweise zur Abdeckung eines Aneurysmenhalses im Bereich einer Gefäßverzweigung, anzugeben, der eine Gitterstruktur aufweist, die von einem expandierten Ruhezustand in einen komprimierten Zuführzustand überführbar ist und wenigstens einen mittleren Längsabschnitt und zwei an den mittleren Längsabschnitt angrenzende, randseitige Längsabschnitte aufweist. Der mittlere Längsabschnitt weist im Ruhezustand der Gitterstruktur einen maximalen, ersten Querschnittsdurchmesser auf, der größer als maximaler, zweiter Querschnittsdurchmesser der randseitigen Längsabschnitte ist.
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Die Bezeichnung „Ruhezustand“ bezieht sich vorzugsweise auf den Zustand der Gitterstruktur, in dem die Gitterstruktur vollständig kraftunbelastet ist. Die Gitterstruktur kann dann vollständig expandiert sein. Als „Zuführzustand“ wird der Zustand der Gitterstruktur bezeichnet, bei welchem die Gitterstruktur auf den kleinstmöglichen Querschnittsdurchmesser komprimiert ist. Die Gitterstruktur weist ferner einen implantierten Zustand auf, der zwischen dem komprimierten Zuführzustand und dem expandierten Ruhezustand liegt. Im implantierten Zustand ist die Gitterstruktur teilweise expandiert, so dass sie eine Radialkraft auf die Gefäßwand aufbringen kann. So wird die Gitterstruktur im Gefäß bzw. Körperhohlgefäß verankert.
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Vorzugsweise ist die Gitterstruktur derart angepasst, dass zumindest die randseitigen Längsabschnitte im implantierten Zustand eine Radialkraft auf das Körperhohlgefäß ausüben. Zumindest die randseitigen Längsabschnitte sind also dazu angepasst, die Gitterstruktur im Körperhohlgefäß zu verankern.
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Die Gitterstruktur kann einen längsaxial durchströmbaren Hohlkanal aufweisen. Insbesondere kann die Gitterstruktur stentartig geformt sein. Zumindest die randseitigen Längsabschnitte der Gitterstruktur können jeweils zumindest teilweise eine hohlzylinderförmige Grundform aufweisen. Damit ist sichergestellt, dass die Gitterstruktur in axialer Richtung durchströmbar, insbesondere frei durchströmbar, ist. Insbesondere kann der Hohlkanal einbautenfrei gestaltet sein, so dass der Strömung durch die Gitterstruktur keine Hindernisse im Wege stehen. Die hohlzylinderförmige Grundstruktur der randseitigen Längsabschnitte erleichtert zudem die Abschnittsbegrenzung der randseitigen Längsabschnitte. Konkret können sich die randseitigen Längsabschnitte von den Längsenden der Gitterstruktur bis zu einer radialen Aufweitung erstrecken, die dem mittleren Längsabschnitt zugeordnet ist.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen medizinischen Vorrichtung ist der Übergang zwischen dem ersten Querschnittsdurchmesser und dem zweiten Querschnittsdurchmesser kontinuierlich bzw. fließend. Im Wesentlichen kann vorgesehen sein, dass die Gitterstruktur eine Doppeltrichterform aufweist. Die Gitterstruktur kann einen proximalen, trichterförmigen Abschnitt und einen distalen, trichterförmigen Abschnitt umfassen. Dabei verjüngt sich der jeweilige trichterförmige Abschnitt nach außen. Konkret kann sich der proximale, trichterförmige Abschnitt in proximale Richtung und der distale, trichterförmige Abschnitt in distale Richtung verjüngen.
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Durch den mittleren Längsabschnitt der Gitterstruktur, der einen größeren Querschnittsdurchmesser als die randseitigen Längsabschnitte aufweist, wird die Möglichkeit geschaffen, dass sich die Gitterstruktur im Bereich einer Gefäßverzweigung vollständig über einen Aneurysmenhals legt. Die randseitigen Längsabschnitte können in voneinander abzweigenden Körperhohlgefäßen angeordnet sein und die Gitterstruktur so im Gefäßsystem verankern. Der mittlere Längsabschnitt mit dem relativ größeren Querschnittsdurchmesser kann sich hingegen verformen, so dass er sich zumindest teilweise in ein weiteres, abzweigendes Körperhohlgefäß wölbt. Insgesamt kann sich der mittlere Längsabschnitt derart verformen, dass eine sichere Abdeckung des Aneurysmas erreicht wird.
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Für die Verformung des mittleren Längsabschnitts ist es besonders vorteilhaft, wenn der mittlere Längsabschnitt eine kleinere Radialkraft und/oder einen kleineren Radialdruck als die randseitigen Längsabschnitte aufweist. Die Gitterstruktur kann also in Längsrichtung derart konstruiert sein, dass sie unterschiedliche Radialkräfte bzw. Radialdrücke auf das Körperhohlgefäß ausübt. Ein hoher Radialdruck bzw. eine hohe Radialkraft fördert die Verankerung der Gitterstruktur im Gefäß. Diese Funktion soll durch die randseitigen Längsabschnitte übernommen werden, so dass in den randseitigen Längsabschnitten vorzugsweise eine höhere Radialkraft bzw. ein höherer Radialdruck als im mittleren Längsabschnitt vorteilhaft ist. Indem der mittlere Längsabschnitt eine kleinere Radialkraft bzw. einen kleineren Radialdruck als die randseitigen Längsabschnitte aufweist, ist dieser besonders gut verformbar. So kann sich der mittlere Längsabschnitt gut an die Gefäßgeometrie einer Gefäßverzweigung anpassen und sich insbesondere gut an einen Aneurysmenhals anlegen. Insbesondere wird dadurch verhindert, dass sich die Gitterstruktur im Körperhohlorgan am inneren Krümmungsradius, d.h. an der Seite, die einen besonders kleinen Krümmungsradius aufweist, von der Gefäßwand abhebt. Vielmehr wird sichergestellt, dass die Gitterstruktur vollflächig an der Gefäßwand anliegt. Es bilden sich daher keine strömungsberuhigten Räume zwischen der Gitterstruktur und der Gefäßwand, die die Bildung von Thromben begünstigen.
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Im Hinblick auf die Verankerung der Gitterstruktur im Köperhohlgefäß und die Verformung des mittleren Längsabschnitts hat es sich als zweckmäßig herausgestellt, wenn die Radialkraft und/oder der Radialdruck des mittleren Längsabschnitts höchstens dem 0,8-fachen, insbesondere höchstens dem 0,6-fachen, insbesondere höchstens dem 0,4-fachen, insbesondere höchstens dem 0,2-fachen, insbesondere höchstens dem 0,1-fachen, insbesondere höchstens dem 0,05-fachen, der Radialkraft und/oder dem Radialdruck der randseitigen Längsabschnitte entspricht.
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Bei der Messung der Radialkraft bzw. des Radialdrucks wird eine Überdimensionierung (Oversizing) der Gitterstruktur berücksichtigt. Die Gitterstruktur weist konkret einen Querschnittsdurchmesser auf, der – über die gesamte Länge der Gitterstruktur – größer als der Querschnittsdurchmesser des Körperhohlgefäßes ist, in welches die Gitterstruktur einzusetzen ist. Da die Gitterstruktur selbsttätig in den expandierten Ruhezustand drängt, übt sie im Körperhohlgefäß, das diesem Drang aufgrund des geringeren Querschnittsdurchmessers entgegenwirkt, eine Radialkraft bzw. einen Radialdruck auf die Gefäßwand aus. Die Messung der Radialkraft bzw. des Radialdrucks erfolgt in einem teilweise komprimierten Zustand der Gitterstruktur, wobei die Gitterstruktur einen Querschnittsdurchmesser aufweist, der um 0,5 mm oder um 1 mm kleiner als im Ruhezustand ist. Insofern wird bei der Messung der Radialkraft bzw. des Radialdrucks ein Oversizing von 0,5 mm oder 1 mm berücksichtigt. In diesem Zustand bewirkt der Längsabschnitt vorzugsweise eine Radialkraft bzw. einen Radialdruck im oben beschriebenen Verhältnis zu den randseitigen Längsabschnitten.
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Ferner kann vorgesehen sein, dass die randseitigen Längsabschnitte der Gitterstruktur unterschiedliche Querschnittsdurchmesser aufweisen. Insbesondere kann ein distaler, randseitiger Längsabschnitt im Ruhezustand der Gitterstruktur einen kleineren Querschnittsdurchmesser als ein proximaler, randseitiger Längsabschnitt aufweisen. Damit wird der sich nach distal verjüngenden Querschnittsgeometrie von Körperhohlgefäßen Rechnung getragen.
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Im Ruhezustand kann die Gitterstruktur eine rotationssymmetrische Grundform aufweisen. Die rotationssymmetrische Grundform ist insbesondere für die Herstellung der Gitterstruktur vorteilhaft. So kann die Gitterstruktur einfach auf einen Flechtdorn durch Flechten von Drähten gebildet sein oder durch Schneiden aus einem rohrförmigen Ausgangsmaterial. Insbesondere kann die Gitterstruktur durch Laserschneiden aus einem rotationssymmetrischen, insbesondere hohlzylinderförmigen, Ausgangsmaterial hergestellt und anschließend durch eine Wärmebehandlung umgeformt werden, so dass sich der mittlere Längsabschnitt mit dem gegenüber dem Querschnittsdurchmesser der randseitigen Längsabschnitte größeren Querschnittsdurchmesser ergibt. Im Ruhezustand kann die Gitterstruktur eine ringförmige Auswölbung aufweisen, die den mittleren Längsabschnitt bildet. Die Auswölbung kann bei einer geflochtenen Gitterstruktur durch Variation des Flechtwinkels beim Flechten auf einem Flechtdorn gebildet werden.
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Im Allgemeinen kann die Gitterstruktur so flexibel sein, dass die Gitterstruktur unter Einwirkung äußerer Kräfte eine asymmetrische Form einnimmt. Insbesondere kann sich die Gitterstruktur an die Form des Körperhohlgefäßes, insbesondere die Gefäßverzweigung, anpassen. Die Asymmetrie bezieht sich auf die Längsachse der Gitterstruktur. Wenn die Gitterstruktur im Ruhezustand eine rotationssymmetrische Grundform aufweist, so ist in einer Seitenansicht der Gitterstruktur eine symmetrische Form erkennbar. Durch die Anpassung und Verschiebung des mittleren Längsabschnitts im implantierten Zustand kann eine asymmetrische Form eingenommen werden. Dies erlaubt die vergleichsweise hohe Flexibilität der Gitterstruktur.
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In dem konkreten Anwendungsfall, bei dem die Gitterstruktur in einer Gefäßverzweigung zum Einsatz gelangt, ist es besonders bevorzugt, wenn die Gitterstruktur derart flexibel ist, dass die beiden randseitigen Längsabschnitte jeweils in zwei winklig zueinander angeordneten Körperhohlgefäßen anordenbar sind, wobei der mittlere Längsabschnitt derart verformbar ist, dass ein Aneurysmenhals, der einem der beiden winklig zueinander angeordneten Körperhohlgefäßen gegenüber angeordnet ist, durch den mittleren Längsabschnitt abdeckbar ist. Dies stellt sicher, dass eventuell in das Aneurysma eingebrachte Coils darin gehalten werden.
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Bei einer weiteren bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung weist die Gitterstruktur einen stabilen und einen metastabilen Zustand auf, wobei die Gitterstruktur im stabilen Zustand eine gerade Längsachse und im metastabilen Zustand eine gekrümmte Längsachse aufweist. Die Gitterstruktur kann insbesondere derart ausgebildet sein, dass die Gitterstruktur durch eine äußere, insbesondere seitliche Krafteinwirkung vom stabilen Zustand in den metastabilen Zustand umspringt. Dieses Prinzip ist grundsätzlich von Spielzeug-Knackfröschen bekannt, die eine Feder aus einem Federstahlstreifen umfassen. Beim Durchdrücken der Feder springt diese von einem stabilen in einen metastabilen Zustand um, wodurch ein Geräusch erzeugt wird. Ein ähnliches Prinzip ist bei der Erfindung anwendbar. Dabei kann der stabile Zustand vorzugsweise dem Ruhezustand bzw. allen Zuständen entsprechen, bei welchen die Gitterstruktur eine gerade Rotationsachse aufweist. Bei der Implantation kann durch eine seitliche Krafteinwirkung, beispielsweise durch Umlenken der Gitterstruktur zur Einführung eines randseitigen Längsabschnitts in ein abzweigendes Blutgefäß, der stabile Zustand verlassen werden. Dabei kann die Gitterstruktur so ausgebildet sein, dass sie automatisch in eine vorgeprägte gekrümmte Form umspringt. In diesem metastabilen Zustand weist die Gitterstruktur vorzugsweise eine gekrümmte Längsachse auf. Gleichzeitig kann die Gitterstruktur, insbesondere der mittlere Längsabschnitt, in eine asymmetrische Form umspringen und so den Aneurysmenhals abdecken.
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Die Gitterstruktur kann in einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung einen grobmaschigen Bereich und einen engmaschigen Bereich aufweisen. Sowohl der grobmaschige Bereich, als auch der engmaschige Bereich können jeweils einen randseitigen Längsabschnitt und einen Teil des mittleren Längsabschnitts bilden. Mit anderen Worten kann der proximale oder distale trichterförmige Abschnitt der Gitterstruktur einen grobmaschigen Bereich oder einen engmaschigen Bereich aufweisen. Grundsätzlich kann sich die Maschengröße entlang der Gitterstruktur ändern. Vorzugsweise weist die Gitterstruktur in einem proximalen, trichterförmigen Abschnitt eine andere Maschengröße als in einem distalen, trichterförmigen Abschnitt auf.
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Beispielsweise kann sich der grobmaschige Bereich über eine erste Hälfte der Gitterstruktur erstrecken. Der engmaschige Bereich kann sich über eine zweite Hälfte der Gitterstruktur erstrecken. Besonders bevorzugt ist es, wenn der engmaschige Bereich eine distale Hälfte, also einen distalen, trichterförmigen Abschnitt, der Gitterstruktur bildet. Der distale trichterförmige Abschnitt ist vorzugsweise im Bereich des Aneurysmas platziert, so dass durch die Engmaschigkeit in diesem Bereich effizient verhindert wird, dass Coils aus dem Aneurysma austreten. Alternativ kann der engmaschige Bereich die Strömung in das Aneurysma so beeinflussen, dass auf den Einsatz von Coils gänzlich verzichtet werden kann. Der grobmaschige Bereich, der den distalen, trichterförmigen Abschnitt der Gitterstruktur bilden kann, ermöglicht hingegen, dass eine Blutströmung den proximalen, trichterförmigen Bereich bzw. die erste Hälfte der Gitterstruktur durchströmen kann. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn der grobmaschige Bereich so in der Gefäßverzweigung angeordnet ist, dass die Blutströmung durch den grobmaschigen Bereich in ein verzweigtes Körperhohlgefäß geleitet werden kann. Somit wird die Thrombosegefahr im Bereich der Gefäßverzweigung reduziert.
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Der mittlere Längsabschnitt kann Zellen oder Maschen aufweisen, die einen größeren Zellenwinkel oder Maschenwinkel als die Zellen oder Maschen der randseitigen Längsabschnitte aufweisen. Auf diese Weise ist die Auswölbung des mittleren Längsabschnitts vergleichsweise leicht herstellbar.
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Bevorzugt ist es ferner, wenn der mittlere Längsabschnitt zumindest teilweise eine kleinere Anzahl an Zellen oder Maschen als die randseitigen Längsabschnitte aufweist. Insbesondere kann der gesamte mittlere Längsabschnitt eine kleinere Anzahl an Zellen oder Maschen als jeder der randseitigen Längsabschnitte aufweisen. Es ist auch möglich, dass der mittlere Längsabschnitt nur in Teilen, beispielsweise in einem distalen Teil bzw. einer distalen Hälfte, des mittleren Längsabschnitts eine größere Anzahl an Zellen oder Maschen als in den randseitigen Längsabschnitten und insbesondere einem proximalen Teil bzw. einer proximalen Hälfte umfasst. Insgesamt kann die Gitterstruktur in vier Unterabschnitte unterteilt sein, wobei – von proximal nach distal betrachtet – ein dritter Unterabschnitt eine größere Anzahl an Zellen als ein erster, zweiter und vierter Unterabschnitt der Gitterstruktur aufweist. Die Gitterstruktur ist also im dritten Unterabschnitt engmaschiger als in den restlichen Unterabschnitten.
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Die Gitterstruktur kann in einem proximalen Teil bzw. einer proximalen Hälfte des mittleren Längsabschnitts eine kleinere Anzahl an Zellen oder Maschen als in den randseitigen Längsabschnitten und dem distalen Teil bzw. der distalen Hälfte des mittleren Längsabschnitts aufweisen. Insbesondere kann – von proximal nach distal betrachtet – ein zweiter Unterabschnitt der Gitterstruktur eine kleinere Anzahl an Zellen als der erste, dritte und vierte Unterabschnitt aufweisen. Die Gitterstruktur ist im zweiten Unterabschnitt grobmaschiger als in den restlichen Unterabschnitten.
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Konkret kann vorgesehen sein, dass lediglich in einem Bereich der Gitterstruktur, insbesondere des mittleren Längsabschnitts, der im implantierten Zustand der Vorrichtung den Aneurysmenhals bedeckt, eine engmaschige Struktur vorliegt. Die engmaschige Struktur weist eine größere Anzahl an Zellen oder Maschen als die restlichen Bereiche der Gitterstruktur auf. Das Verhältnis zwischen der Anzahl der Zellen oder Maschen im mittleren Längsabschnitt bzw. in Teilen des mittleren Längsabschnitts und der Anzahl der Zellen in den randseitigen Längsabschnitten beträgt vorzugsweise mindestens 1, insbesondere mindestens 1,2, insbesondere mindestens 1,5, insbesondere mindestens 1,6.
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Grundsätzlich kann die Gitterstruktur durch Stege oder Filamente gebildet sein, wobei die Stege oder Filamente im mittleren Längsabschnitt eine kleinere Stegbreite oder Filamentstärke als in dem randseitigen Längsabschnitten aufweisen. Dies erhöht weiter die Flexibilität des mittleren Längsabschnitts und fördert die Anpassungsfähigkeit des mittleren Längsabschnitts an die Gefäßgeometrie in einer Gefäßverzweigung.
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Außerdem kann die Flexibilität des mittleren Längsabschnitts im Vergleich zu den randseitigen Längsabschnitten und somit die Anpassungsfähigkeit des mittleren Längsabschnitts an die Geometrie der Gefäßverzweigung, die zu einer effizienten Abdeckung des Aneurysmas führt, erhöht werden, indem die Gitterstruktur im mittleren Längsabschnitt eine kleinere Wandstärke als in den randseitigen Längsabschnitten aufweist.
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Gemäß einem nebengeordneten Aspekt beruht die Erfindung auf dem Gedanken, ein System mit einer zuvor beschriebenen Vorrichtung und einer Zuführeinrichtung, insbesondere einer Schleuse oder einem Katheter, anzugeben. Dabei kann die Gitterstruktur im komprimierten Zuführzustand längsverschieblich innerhalb der Zuführeinrichtung angeordnet und mit einem Transportdraht verbunden oder verbindbar sein.
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Ein weiterer nebengeordneter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer zuvor beschriebenen Vorrichtung oder des zuvor beschriebenen Systems, wobei ein formgebender Dorn bereitgestellt wird, der im Wesentlichen rotationssymmetrisch ausgebildet ist und in einem mittleren Bereich eine ringförmige Auswölbung aufweist. Auf dem formgebenden Dorn wird anschließend die Gitterstruktur der medizinischen Vorrichtung durch Flechten von Filamenten oder durch Laserschneiden und eine anschließende, formgebende Wärmebehandlung gebildet.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten, schematischen Zeichnungen näher erläutert. Darin zeigen:
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1: eine Seitenansicht der erfindungsgemäßen medizinischen Vorrichtung nach einem bevorzugten Ausführungsbeispiel;
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2: die erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung im implantierten Zustand;
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3: eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung nach einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel im implantierten Zustand, wobei die Gitterstruktur der Vorrichtung zwei Bereiche mit unterschiedlichen Maschengrößen aufweist;
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4: eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung nach einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel im implantierten Zustand, wobei die Gitterstruktur der Vorrichtung drei Bereiche mit unterschiedlichen Maschengrößen aufweist;
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5: die medizinische Vorrichtung gemäß 1 im stabilen Zustand;
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6: die medizinische Vorrichtung gemäß 5 im metastabilen Zustand;
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7: eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung nach einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel, wobei die Gitterstruktur einen beidseitig asymmetrisch ausgewölbten mittleren Längsabschnitt aufweist;
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8: eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung nach einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel, wobei die Gitterstruktur einen einseitig asymmetrisch ausgewölbten mittleren Längsabschnitt aufweist;
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9: eine erfindungsgemäße medizinische Vorrichtung nach einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel, wobei die randseitigen Längsabschnitte unterschiedlich orientierte Längsachsen aufweisen;
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10: eine schematische Seitenansicht der Gitterstruktur der erfindungsgemäßen medizinischen Vorrichtung, wobei die Zellgeometrien der einzelnen Längsabschnitte der medizinischen Vorrichtung gezeigt sind; und
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11: eine Ansicht eines herkömmlichen Stents bei der Anordnung in einer Gefäßverzweigung.
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Die medizinische Vorrichtung ist vorzugsweise als Stent ausgebildet. Insbesondere eignet sich die medizinische Vorrichtung, insbesondere der Stent, zur Implantation in einem Körperhohlgefäß. Die Erfindung zielt insbesondere darauf, einen Stent anzugeben, der die Abdeckung eines Aneurysmenhalses im Bereich einer Gefäßverzweigung ermöglicht. Dies gilt konkret für die Abdeckung eines Aneurysmenhalses bei einem Basilarkopfaneurysma.
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Die medizinische Vorrichtung bzw. der Stent weist eine Gitterstruktur 10 auf, die von einem expandierten Ruhezustand in einen komprimierten Zuführzustand überführbar ist. Die Gitterstruktur 10 kann als Gittergeflecht gebildet sein. Dabei können mehrere Filamente, insbesondere Drähte, miteinander verflochten sein, um so insgesamt eine gitterartige Maschenstruktur zu bilden. Vorzugsweise ist die Gitterstruktur als 1-über-1-Flechtung ausgeführt. Das bedeutet, dass jeweils ein Filament jedes zweite kreuzende Filament überkreuzt und das jeweils dazwischen liegende, kreuzende Filament unterkreuzt.
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Alternativ kann die Gitterstruktur 10 auch aus einstückig miteinander verbundenen Stegen 22 gebildet sein, die Zellen 21 begrenzen. Die Herstellung der Gitterstruktur kann durch Freischneiden der Zellen 21 aus einem Vollrohr erfolgen. Das Ausgangsmaterial für die Herstellung eines derartigen Stents bzw. einer derartigen Gitterstruktur 10 kann also ein Metallröhrchen sein, in das, vorzugsweise durch einen Laser, die Zellen 21 eingeschnitten werden. Dadurch werden die Stege 22 freigelegt. Alternativ ist es möglich, die Gitterstruktur 10 durch ein Abscheideverfahren herzustellen.
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Grundsätzlich ist die Gitterstruktur 10 im Wesentlichen röhrchenförmig ausgebildet und weist einen Durchgangskanal auf. Durch den Durchgangskanal erstreckt sich auch die Längsachse der Gitterstruktur 10. Senkrecht zur Längsachse kann die Gitterstruktur 10 expandieren oder gecrimpt werden. Vorzugsweise ist die Gitterstruktur 10 selbstexpandierbar ausgeführt. Die Gitterstruktur 10 weist also eine Radialkraft bzw. einen Radialdruck auf, die die Gitterstruktur 10 zur Aufweitung drängt.
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In 1 ist die Gitterstruktur 10 nach einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. 1 zeigt die Gitterstruktur 10 im Ruhezustand, insbesondere im vollständig expandierten Zustand. In diesem Zustand wirken auf die Gitterstruktur 10 keine äußeren Kräfte. Es ist gut erkennbar, dass die Gitterstruktur 10 drei voneinander unterscheidbare Längsabschnitte 11, 12, 13 aufweist. Ein erster Längsabschnitt 12 bildet einen proximalen randseitigen Längsabschnitt 12. Der proximale Längsabschnitt 12 kann, wie in 1 dargestellt ist, ein abgeschrägtes Ende der Gitterstruktur 10 umfassen. Das abgeschrägte Ende bzw. der proximale Abschlussrand 14 ermöglichen ein Wiedereinziehen der Gitterstruktur 10 in einen Katheter, auch wenn die Gitterstruktur 10 vollständig expandiert war. Dazu ist konkret vorgesehen, dass der proximale Abschlussrand 14 über den gesamten Umfang des Abschlussrands 14 glatt ausgebildet ist. Gleichzeitig ist der Abschlussrand 14 schräg bezüglich der Längsachse der Gitterstruktur 10 angeordnet, so dass der Abschlussrand 14 in einen Katheter zurückgleiten kann und gleichzeitig die Gitterstruktur 10 in den komprimierten Zustand drängt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist der Abschlussrand 14 vereinfacht dargestellt. In der Praxis kann der Abschlussrand 14 in eine Spitze bzw. eine Verlängerung übergehen, die sich im Wesentlichen fluchtend zur Wandungsebene der Gitterstruktur ersteckt. Die Spitze bzw. Verlängerung kann mit einem Transportdraht verbindbar sein. Die Verbindung ist vorzugweise lösbar, insbesondere elektrolytisch, so dass die Gitterstruktur nach korrekter Positionierung im Körperhohlgefäß von dem Transportdraht abkoppelbar ist.
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Auf den proximalen Längsabschnitt 12 folgt ein mittlerer Längsabschnitt 11 der Gitterstruktur 10. Der mittlere Längsabschnitt 11 unterscheidet sich vom proximalen Längsabschnitt 12 durch einen größeren Querschnittsdurchmesser. Konkret bildet die Gitterstruktur 10 im Bereich des mittleren Längsabschnitts 11 eine ringförmige Auswölbung 15. Die ringförmige Auswölbung 15 erstreckt sich über den gesamten Umfang der Gitterstruktur 10. Insbesondere erstreckt sich die ringförmige Auswölbung 15 bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 1 gleichmäßig über den gesamten Umfang der Gitterstruktur 10.
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Die Gitterstruktur 10 weist ferner einen zweiten randseitigen Längsabschnitt 13, insbesondere einen distalen randseitigen Längsabschnitt 13, auf. Der distale Längsabschnitt 13 weist einen Querschnittsdurchmesser auf, der im Wesentlichen dem Querschnittsdurchmesser des proximalen Längsabschnitts 12 entspricht. Es ist auch möglich, dass der distale Längsabschnitt 13 einen anderen Querschnittsdurchmesser als der proximale Längsabschnitt 12 aufweist. Beispielsweise kann der distale Längsabschnitt 13 einen größeren oder einen kleineren Querschnittsdurchmesser als der proximale Längsabschnitt 12 aufweisen. Die Wahl des Querschnittsdurchmessers obliegt dem Fachmann, der gegebenenfalls bevorzugte Radialkräfte bei der Implantation in unterschiedliche Blutgefäße berücksichtigt. In jedem Fall weist der distale Längsabschnitt 13 einen kleineren Querschnittsdurchmesser als der mittlere Längsabschnitt 11 auf. Es ist auch möglich, dass der distale Längsabschnitt 13 einen kleineren Querschnittsdurchmesser als der proximale Längsabschnitt 12 aufweist. Insbesondere kann der distale Längsabschnitt 13 einen Querschnittsdurchmesser aufweisen, der mindestens 0,5 mm, insbesondere mindestens 1 mm, kleiner als der Querschnittsdurchmesser des proximalen Längsabschnitts 12 ist. Grundsätzlich gilt, insbesondere für alle Ausführungsformen der Erfindung, dass der mittlere Längsabschnitt 11 den größten Querschnittsdurchmesser aufweist, d.h. einen Querschnittsdurchmesser umfasst, der größer als der Querschnittsdurchmesser des proximalen Längsabschnitts 12 ist. Die vorgenannten Querschnittsdurchmesser beziehen sich auf den Ruhezustand der Gitterstruktur.
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Der mittlere Längsabschnitt 11 weist vorzugsweise eine Flexibilität auf, die größer als die Flexibilität der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 ist. Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Stegbreite oder die Filamentstärke der Gitterstruktur reduziert wird. Ferner kann die Flexibilität im mittleren Längsabschnitt 11 gegenüber den randseitigen Längsabschnitten 12, 13 durch einen entsprechenden Flechtwinkel bzw. Stegwinkel erreicht werden. Die erhöhte Flexibilität im mittleren Längsabschnitt 11 ermöglicht eine gute Verformung des mittleren Längsabschnitts 11, so dass sich dieser in einer Gefäßverzweigung an einen Aneurysmenhals 34 anlegen kann.
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1 zeigt außerdem, dass die Gitterstruktur 10 im mittleren Längsabschnitt 11 ausgewölbt ist. Im Bereich des maximalen Querschnittsdurchmessers des mittleren Längsabschnitts 11 bildet die Gitterstruktur 10 eine Wölbung, die radial nach außen gerichtet ist. Die Wölbung weist im dem Bereich des mittleren Längsabschnitts 11, in dem der maximale Querschnittsdurchmesser der Gitterstruktur 10 im Ruhezustand erkennbar ist, insbesondere im Bereich einer den mittleren Längsabschnitt 11 halbierenden Querschnittsebene, einen Wölbungsradius WR auf, der vorzugsweise höchstens dem 0,5-fachen, insbesondere höchstens dem 0,4-fachen, insbesondere höchstens dem 0,3-fachen, insbesondere höchstens dem 0,2-fachen, insbesondere höchstens dem 0,1-fachen des maximalen Querschnittsdurchmessers der Gitterstruktur 10 bzw. des mittleren Längsabschnitts 11 aufweist. Damit wird erreicht, dass sich der mittlere Längsabschnitt 11 bei queraxialer Auslenkung im implantierten Zustand innerhalb einer Gefäßverzweigung gut an die Geometrie der Gefäßverzweigung anpasst, insbesondere zumindest teilweise in ein weiteres abzweigendes Gefäß hineinwölben kann.
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2 zeigt die zuvor beschriebene Gitterstruktur 10 im implantierten Zustand in einer Gefäßverzweigung. Beispielhaft ist hier die Gefäßverzweigung der Basilararterie 32 gezeigt, wobei sich die Basilararterie 32 in eine erste Zerebralarterie 33a und eine zweite Zerebralarterie 33b aufteilt. Zwischen den beiden Zerebralarterien 33a, 33b ist stirnseitig und fluchtend mit der Basilararterie 32 ein Aneurysma 30 angeordnet. Das Aneurysma 30 weist einen Aneurysmenhals 34 auf, der die Eingangspforte zum Aneurysma 30 bildet. Im Übergang zwischen der Basilararterie 32 und der ersten Zerebralarterie 33a ist die Gitterstruktur 10 eingesetzt. Die Gitterstruktur 10 liegt derart in den Blutgefäßen, dass ein proximaler Längsabschnitt 11 in der Basilararterie 32 und ein distaler Längsabschnitt 13 in der ersten Zerebralarterie 33a angeordnet ist. Die randseitigen Längsabschnitte 12, 13 sind zumindest teilweise aufgeweitet bzw. expandiert, so dass sie einen Radialdruck auf die Gefäßwände der Basilararterie 32 bzw. der ersten Zerebralarterie 33a ausüben. So wird die Gitterstruktur 10 bzw. allgemein der Stent im Blutgefäß gehalten.
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Der mittlere Längsabschnitt 11 ist im Wesentlichen zentral innerhalb der Gefäßverzweigung angeordnet. Durch die Umlenkung der Gitterstruktur 10, die sich durch die Anordnung der Gitterstruktur 10 in den winklig zueinander angeordneten Gefäßen (z.B. Basilararterie 32 und erste Zerebralarterie 33a) ergibt, wird auf den mittleren Längsabschnitt 11 eine seitliche Kraft aufgebracht, die zu einer Verformung des mittleren Längsabschnitts 11 führt. Dadurch bildet sich eine seitliche Auswölbung 18, die in Richtung der zweiten Zerebralarterie 33b drängt. Auf diese Weise überdeckt der mittlere Längsabschnitt 11 den Aneurysmenhals 34. Das Aneurysma 30 ist somit gut von der Blutströmung im Gefäßsystem abgeschnitten. Zwar können in das Aneurysma 30 Coils eingebracht sein, vorzugsweise bevor die Gitterstruktur 10 eingesetzt wird. Es ist jedoch auch möglich, die Behandlung des Aneurysmas 30 vollständig ohne Coils zu lösen, da mit der Abdeckung des Aneurysmenhalses 34 durch die hochflexible Gitterstruktur 10 die Strömung im Aneurysma bereits ausreichend reduziert ist, so dass das Risiko einer Ruptur gesenkt wird.
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In 3 ist ein alternatives Ausführungsbeispiel der medizinischen Vorrichtung bzw. des Stents gezeigt. Die Gitterstruktur 10 ist dabei in ihrer Form im Wesentlichen analog zu dem Ausführungsbeispiel gemäß 1 und 2 ausgebildet. 3 zeigt den implantierten Zustand der Gitterstruktur 10, wobei eine Auswölbung 18 gebildet ist, die sich in einen weiteren Seitenast, hier die zweite Zerebralarterie 33b, der Gefäßverzweigung erstreckt. Zusätzlich ist vorgesehen, dass die Gitterstruktur 10 in einen grobmaschigen Bereich 17 und einen engmaschigen Bereich 16 unterteilt ist. Die Unterteilung erfolgt bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 3 vorzugsweise in der Hälfte. Das bedeutet, dass der engmaschige Bereich 16 einerseits durch einen randseitigen Längsabschnitt, hier den distalen Längsabschnitt 13, und einem Teil, insbesondere der Hälfte, des mittleren Längsabschnitts 11 gebildet ist. Der grobmaschige Bereich 17 erstreckt sich hingegen über den proximalen Längsabschnitt 12 und einen Teil des mittleren Längsabschnitts 11. Im Allgemeinen kann die Gitterstruktur 10 gemäß 3 als eine Doppeltrichterform angesehen werden, wenn die Gitterstruktur 10 im Ruhezustand vorliegt. Dabei ist ein trichterartiger Abschnitt als grobmaschiger Bereich 17 und ein weiterer trichterartiger Abschnitt als engmaschiger Bereich 16 ausgebildet.
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Grundsätzlich ist es denkbar, den mittleren Längsabschnitt 11 in mehrere Teile zu unterteilen. Beispielsweise kann der mittlere Längsabschnitt 11 einen distalen Teil und einen proximalen Teil umfassen. Der distale Teil kommt im implantierten Zustand vorzugsweise im Bereich des Aneurysmenhalses zum Liegen. Daher ist es bevorzugt, wenn der distale Teil des mittleren Längsabschnitts 11 zumindest auf einer, insbesondere dem Aneurysma zugewandten Seite, einen engmaschigen Bereich 16 bildet. Der proximale Teil des mittleren Längsabschnitts 11 kann im Wesenlichen dieselbe Struktur wie die randseitigen Längsabschnitte 12, 13 aufweisen und insbesondere einen grobmaschigen Bereich 17 bilden. Der grobmaschige Bereich kann also mehrteilig ausgebildet und, beispielsweise im distalen Teil des mittleren Längsabschnitts 11, durch einen engmaschigen Bereich 16 unterbrochen sein. Der distale Teil des mittleren Längsabschnitts 11 kann sich über die gesamte distale Hälfte des mittleren Längsabschnitts 11 erstrecken oder lediglich einen Unterabschnitt der distalen Hälfte des mittleren Längsabschnitts 11 bilden. Die distale Hälfte des mittleren Längsabschnitts 11 kann mehrere Unterabschnitte aufweisen, wobei wenigstens ein Unterabschnitt den engmaschigen Bereich 16 bildet. Entsprechendes gilt für die proximale Hälfte des mittleren Längsabschnitts 11, die mehrere Unterabschnitte aufweisen kann, wobei wenigstens ein Unterabschnitt, insbesondere die gesamte proximale Hälfte, den grobmaschigen Bereich 17 bildet.
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Wie aus 3 gut erkennbar ist, bewirkt der engmaschige Bereich 16 eine gute Abdeckung des Aneurysmas 30, so dass die Strömung innerhalb des Aneurysmas 30 effizient reduziert oder sogar blockiert wird. Hingegen ist der grobmaschige Bereich 17 strömungsdurchlässig. Das bedeutet, dass das Blut, das über die Basilararterie 32 in die Gefäßverzweigung gelangt, nicht nur über die Durchgangsöffnung in die erste Zerebralarterie 33a, sondern über die relativ großen Maschen des grobmaschigen Bereichs 17 auch in die zweite Zerebralarterie 33b gelangt. Somit die Gefahr einer Minderversorgung von Gewebe, das stromabwärts der zweiten Zerebralarterie 33b liegt, vermieden.
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4 zeigt eine weitere beispielhafte Ausführung einer erfindungsgemäßen medizinischen Vorrichtung im implantierten Zustand. Im Wesentlichen ähnelt die Gitterstruktur 10 gemäß 4 der Gitterstruktur 10 gemäß 3. Im Unterschied zu dem vorhergehenden Ausführungsbeispiel ist jedoch bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 4 vorgesehen, dass beide randseitigen Längsabschnitte 12, 13 einen engmaschigen Bereich 16 bilden. Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 4 sind also die randseitigen Längsabschnitte 12, 13 mit dem engmaschigen Bereich 16 versehen. Der mittlere Längsabschnitt 11 ist hingegen mit einem grobmaschigen Bereich 17 versehen. Der engmaschige Bereich 16 des distalen Längsabschnitts 13 erstreckt sich allerdings teilweise in den mittleren Längsabschnitt 11 hinein, so dass sichergestellt ist, dass das Aneurysma 30 bzw. der Aneurysmenhals 34 zumindest großteils vom engmaschigen Bereich 16 abgedeckt ist. Der engmaschige Bereich 16 im proximalen Längsabschnitt erhöht die Anhaftung der Gitterstruktur 10 in der Basilararterie 32 bzw. allgemein im Körperhohlgefäß. Durch Engmaschigkeit wird auch die Endothelialisierung verbessert.
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Der grobmaschige Bereich 17 erstreckt sich über einen Großteil, insbesondere nahezu vollständig, über den mittleren Längsabschnitt 11. Zumindest erstreckt sich der grobmaschige Bereich 17 soweit über den mittleren Längsabschnitt 11, dass sichergestellt ist, dass die zweite Zerebralarterie 33b, also ein abzweigendes Körperhohlgefäß ausschließlich von dem grobmaschigen Bereich 17 überdeckt wird, um einen ausreichenden Blutfluss in das abzweigende Körperhohlgefäß, hier die zweite Zerebralarterie 33b, zu gewährleisten.
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5 zeigt im Wesentlichen die Gitterstruktur 10 gemäß 1. Die Darstellung aus 1 ist deswegen in 5 wiederholt, um den Übergang der Gitterstruktur 10 von einem stabilen Zustand, wie er in 5 gezeigt ist, in einen metastabilen Zustand zu verdeutlichen, der in 6 zu sehen ist. Der stabile Zustand der Gitterstruktur 10 wird vorzugsweise durch den Ruhezustand gebildet. Im Ruhezustand weist die Gitterstruktur 10 vorzugsweise eine gerade Längsachse, insbesondere eine gerade Rotationsachse auf. Die Längsachse ist jedoch nicht zwingend mit einer Rotationsachse gleichzusetzen, da es auch Ausführungsbeispiele der Erfindung gibt, die eine von der rotationssymmetrischen Grundform abweichende Form aufweisen. Darauf wird später näher eingegangen. Generell ist anzumerken, dass bei Verwendung einer symmetrischen Grundform der Gitterstruktur 10 vorteilhaft vermieden wird, die Gitterstruktur 10 im Blutgefäß auszurichten. Vielmehr ist eine symmetrische Gitterstruktur 10 bei der Implantation generell korrekt im Blutgefäß ausgerichtet.
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Der metastabile Zustand, den 6 zeigt, wird durch ein Umspringen der Gitterstruktur 10 erreicht. Im metastabilen Zustand nimmt die Gitterstruktur 10 eine zuvor aufgeprägte Form ein. Die Gitterstruktur 10 kann zwischen dem stabilen Zustand (5) und dem metastabilen Zustand (6) umspringen. Dieses Prinzip ist grundsätzlich von Knackfröschen oder Haarspangen bekannt.
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Im metastabilen Zustand nach 6 weist die Gitterstruktur 10 eine gekrümmte Längsachse auf. Die zuvor ringförmige Auswölbung 15 verschiebt sich also beim Übergang vom stabilen Zustand in den metastabilen Zustand seitlich. Das führt zu einer seitlichen Auswölbung 18 und einer der seitlichen Auswölbung 18 radial gegenüberliegenden seitlichen Einwölbung 19. Dabei wird hauptsächlich der mittlere Längsabschnitt 11 verformt. Die randseitigen Längsabschnitte 12, 13 behalten ihre Form weitgehend bei. Die Längsachse der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 fluchten im stabilen Zustand der Gitterstruktur 10 und können sich im metastabilen Zustand der Gitterstruktur 10 unterschiedlich orientieren, insbesondere windschief oder sich kreuzend angeordnet sein. Die Längsachsen R1, R2 der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 sind in 9 durch strichpunktierte Linien dargestellt. Dabei wird die Längsachse des distalen Längsabschnitts 13 mit R1 und die Längsachse des proximalen Längsabschnitts 12 mit R2 bezeichnet.
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Es ist auch möglich, dass die Längsachsen R1, R2 der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 bereits im Ruhezustand windschief zueinander oder sich kreuzend angeordnet sind. 9 stellt insofern auch eine Gitterstruktur 10 im Ruhezustand dar. In der Darstellung gemäß 9 ist erkennbar, dass sich die Längsachsen R1, R2 der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 im Wesentlichen innerhalb des proximalen Längsabschnitts 13 kreuzen. Vorzugsweise ist jedoch der distale Längsabschnitt 13 derart ausgerichet, dass sich die Längsachsen R1, R2 der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 im mittleren Längsabschnitt 11, insbesondere in einer queraxialen Mittelebene kreuzen, die die Gitterstruktur 10 halbiert. Der distale Längabschnitt 13 kann im Wesentlichen an der queraxialen Mittelebene gespiegelt zum proximalen Längsabschnitt 12 ausgebildet sein.
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Die Gitterstruktur 10 gemäß 9 ist im Ruhezustand asymmetrisch geformt. Als asymmetrisch werden im Allgemeinen Formen bezeichnet, die nicht rotationssymmetrisch sind.
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In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass die Rotationssymmetrie mit Bezug auf die Gitterstruktur 10 nicht zwingend einen Vollkörper voraussetzt. Im Rahmen der Anmeldung werden auch Gitterstrukturen als rotationssymmetrisch bezeichnet, wenn die Gitterstrukturen in einer Wandungsebene angeordnet sind, die als virtuelle Ebene rotationssymmetrisch um eine Längsachse angeordnet ist.
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Die Ausführungsbeispiele gemäß 7–9 zeigen asymmetrische Gitterstrukturen 10, wobei die Asymmetrie bereits im Ruhezustand vorliegt. Derartige Gitterstrukturen können an die Form des Behandlungsortes angepasst sein. Insofern stellen die 7–9 Ausführungsbeispiele der Erfindung dar, die für die Behandlung an besonderen Gefäßverzweigungen vorgeformte Gitterstrukturen 10 umfassen.
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Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 7 ist vorgesehen, dass der mittlere Längsabschnitt 11 eine seitliche Auswölbung 18 aufweist. Die seitliche Auswölbung 18 ist in sich asymmetrisch geformt. Das bedeutet, dass die Auswölbung 18 bereichsweise unterschiedlich stark ausgebildet ist. Die Auswölbung 18 ist also in Umfangsrichtung der Gitterstruktur 10 bereichsweise stärker ausgeprägt als in Umfangsrichtung benachbarten Bereichen. So ist gemäß 7 beispielsweise vorgesehen, dass die Auswölbung 18 auf einer Seite der Gitterstruktur 10 stärker ausgeprägt ist, als auf der radial gegenüberliegenden Seite. Die schwächer ausgeprägte seitliche Auswölbung ist mit 18a bezeichnet.
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Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 8 ist die seitliche Auswölbung 18 im Wesentlichen einseitig angeordnet. Radial gegenüberliegend der Auswölbung 18 weist die Gitterstruktur 10 keine Auswölbung auf. Vielmehr ist die Gitterstruktur 10 radial gegenüberliegend der seitlichen Auswölbung 18 geradlinig geformt. Mit anderen Worten weist die Gitterstruktur 10 gemäß 8 eine seitliche Auswölbung 18 auf, die sich gegenüberliegend, insbesondere radial gegenüberliegend, eines geraden Wandungsbereichs 20 der Gitterstruktur 10 erstreckt. Die seitliche Auswölbung 18 ist im mittleren Längsabschnitt 11 ausgeprägt bzw. angeordnet. Der gerade Wandungsbereich 20 erstreckt sich über die gesamte Länge der Gitterstruktur 10.
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Das Ausführungsbeispiel gemäß 9 entspricht strukturell im Wesentlichen dem Ausführungsbeispiel gemäß 6, wobei das Ausführungsbeispiel gemäß 9 den Ruhezustand der Gitterstruktur 10 zeigt. 6 zeigt hingegen einen metastabilen Zustand.
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Im Allgemeinen ist bei der Erfindung vorgesehen, dass die Gitterstruktur 10 bzw. der Stent in drei Abschnitte unterteilt ist. Es werden ein proximaler Längsabschnitt 12, ein mittlerer Längsabschnitt 11 und ein distaler Längsabschnitt 13 unterschieden. Im mittleren Längsabschnitt 11 weist die Gitterstruktur 10 eine andere Struktur als im proximalen Längsabschnitt 12 und/oder distalen Längsabschnitt 13 auf. Der mittlere Längsabschnitt 11 kann in Unterabschnitte bzw. Teile unterteilt sein. Wenigstens in einem Unterabschnitt bzw. Teil des mittleren Längsabschnitts 11 kann die Gitterstruktur 10 eine andere Struktur als im proximalen Längsabschnitt 12 und/oder im distalen Längsabschnitt 13 aufweisen. Dies gilt für alle Ausführungsformen der Erfindung.
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Beispielsweise kann die Gitterstruktur aus Stegen 22 gebildet sein, die Zellen begrenzen. In 10 sind beispielhaft einzelne Zellen 21 gezeigt, die jeweils in Aneinanderreihung einen Abschnitt der Gitterstruktur 10 bilden. Es ist gut erkennbar, dass die Zellen 21 des mittleren Längsabschnitts 11 eine andere Form bzw. Geometrie als die Zellen 21 der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 aufweisen. Beispielsweise können die Zellen 21 im mittleren Längsabschnitt einen größeren bzw. breiteren Stegwinkel 22 als die Zellen 21 in den randseitigen Längsabschnitten 12, 13 aufweisen. Vorzugsweise beträgt der Winkel y der Zellen 21 im mittleren Längsabschnitt 11 wenigstens 90°, insbesondere wenigstens 100°, insbesondere wenigstens 110°, insbesondere wenigstens 120°, insbesondere wenigstens 130°, insbesondere wenigstens 150°. Die Winkelangabe bezieht sich auf den Winkel zwischen zwei, gegebenenfalls gedachten, geradlinigen Verbindungen zwischen den vier Spitzen einer Zelle 21. Für die Berechnung des Winkels wird also von einer idealen Zelle ausgegangen, die gerade Stege 22 aufweist. Im Allgemeinen kann vorgesehen sein, dass die Zelle 21 eine rautenförmige oder parallelogrammartige Grundstruktur aufweist. Je größer der Stegwinkel y im mittleren Längsabschnitt 1 ist, desto größer ist dessen Flexibilität. Insofern ist es bevorzugt, wenn der Stegwinkel y im mittleren Längsabschnitt 11 oder einem Unterabschnitt bzw. einer Hälfte des mittleren Längsabschnitts 11 wenigstens 10°, insbesondere wenigstens 20°, insbesondere wenigstens 30°, insbesondere wenigstens 40°, insbesondere wenigstens 50°, insbesondere wenigstens 60°, größer als in wenigstens einem randseitigen Längsabschnitt 12, 13 ist. Vorzugsweise ist der Stegwinkel y in den Zellen 21 der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 identisch.
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Um zusätzlich zur hohen Flexibilität, die der mittlere Längsabschnitt 11 vorzugsweise aufweist, sicherzustellen, dass sich die Gitterstruktur 10 gut an variable Gefäßdurchmesser anpasst, ist es vorteilhaft, wenn der Stegwinkel y im mittleren Längsabschnitt 11, höchstens 90°, insbesondere höchstens 80°, insbesondere höchstens 70°, insbesondere höchstens 60°, beträgt. Wenn also eine Gitterstruktur 10 bereitgestellt werden soll, die sich gut an variable Gefäßdurchmesser anpassen kann, dann ist es vorteilhaft, wenn der Stegwinkel y im mittleren Längsabschnitt 11 oder einem Unterabschnitt bzw. einer Hälfte des mittleren Längsabschnitts 11 mindestens 10°, insbesondere wenigstens 20°, insbesondere wenigstens 30°, insbesondere wenigstens 40°, insbesondere wenigstens 50°, insbesondere wenigstens 60°, kleiner als der Stegwinkel y in den randseitigen Längsabschnitten 12, 13 ist.
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Grundsätzlich ist es zweckmäßig, wenn im mittleren Längsabschnitt 11 eine hohe Verformbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Gitterstruktur 10 gegeben ist. Es kommt daher kaum auf eine hohe Radialkraft an, sondern vielmehr steht eine hohe Flexibilität des mittleren Längsabschnitts 11 im Vordergrund. Diese kann beispielsweise durch eine kleine Stegbreite erreicht werden. Die Stegbreite beträgt vorzugsweise höchstens 30 µm, insbesondere höchstens 25 µm, insbesondere höchstens 20 µm, im mittleren Längsabschnitt 11. Vorzugsweise ist die Stegbreite im mittleren Längsabschnitt 11 wenigstens um 5 µm, insbesondere wenigstens um 10 µm, insbesondere wenigstens um 15 µm, kleiner als in den randseitigen Längsabschnitten 12, 13, insbesondere kleiner als im proximalen Randabschnitt 11 und/oder im distalen Randabschnitt 13.
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Die Anpassungsfähigkeit der Gitterstruktur 10, insbesondere des mittleren Längsabschnitts 11, an die Gefäßgeometrie, d.h. die Flexibilität der Gitterstruktur 10 bzw. dessen mittleren Längsabschnitts 11, kann alternativ oder zusätzlich durch eine geeignete Wandstärke eingestellt werden. So kann die Gitterstruktur 10 im mittleren Längsabschnitt 11 eine kleinere Wandstärke als in den randseitigen Längsabschnitten 12, 13 aufweisen. Vorzugsweise ist die Wandstärke im mittleren Längsabschnitt um wenigstens 5 µm, insbesondere um wenigstens 10 µm, insbesondere um wenigstens 15 µm, insbesondere um wenigstens 20 µm, insbesondere um wenigstens 25 µm, insbesondere um wenigstens 30 µm, insbesondere um wenigstens 40 µm, kleiner als in wenigstens einem, vorzugsweise beiden, der randseitigen Längsabschnitte 12, 13. Die Wandstärke des mittleren Längsabschnitts 11 beträgt vorzugsweise höchstens 55 µm, insbesondere höchstens 45 µm, insbesondere höchstens 35 µm, insbesondere höchstens 25 µm, insbesondere höchstens 20 µm, insbesondere höchstens 15 µm.
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Im Hinblick auf die Längendimensionen der Gitterstruktur 10 ist es bevorzugt, wenn der mittlere Längsabschnitt 11, gemessen entlang der Längsachse der Gitterstruktur 10 eine Länge aufweist, die wenigstens der 0,3-fachen, insbesondere wenigstens der 0,5-fachen, insbesondere wenigstens der 0,8-fachen, insbesondere wenigstens der 1-fachen, insbesondere wenigstens der 1,5-fachen, Länge eines der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 beträgt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass der Bifurkationsbereich, also der Bereich der Gefäßverzweigung, gut durch den mittleren Längsabschnitt 11 gefüllt ist. Maximal beträgt die Länge des mittleren Längsabschnitts 11 der 3-fachen, insbesondere höchstens der 2,5-fachen, insbesondere höchstens der 2-fachen, insbesondere höchstens der 1,5-fachen Länge eines der randseitigen Längsabschnitte 12, 13, um eine Verankerung der Gitterstruktur bzw. des Stents in den Körperhohlgefäßen, die von der Gefäßverzweigung ausgehen, nicht zu beeinträchtigen. Die Ermittlung der Länge der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 erfolgt vorzugweise nur entlang der Randabschnitte der Gitterstruktur 10, die einen konstanten Querschnittsdurchmesser, insbesondere eine Hohlzylinderform, aufweisen. Diese Randabschnitte bilden die randseitigen Längsabschnitte 12, 13.
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Um eine gute Fixierung der Gitterstruktur 10 im Bereich der Gefäßverzweigung bzw. im Bifurkationsbereich zu erreichen, ist es vorteilhaft, ein relativ großes Verhältnis zwischen dem Querschnittsdurchmesser und der Länge des mittleren Längsabschnitts 11 zu wählen. Vorzugsweise beträgt das Verhältnis zwischen dem Querschnittsdurchmesser des mittleren Längsabschnitts 11 und der Länge des mittleren Längsabschnitts 11 mindestens 0,5, insbesondere mindestens 0,8, insbesondere mindestens 1, insbesondere mindestens 1,5, insbesondere mindestens 2. Damit ist gewährleistet, dass der mittlere Längsabschnitt 11 den Bifurkationsbereich ausfüllt und insbesondere den Aneurysmenhals 34 überdeckt. Das Verhältnis zwischen dem Querschnittsdurchmesser des mittleren Längsabschnitts 11 und der Länge des mittleren Längsabschnitts 11 kann höchstens 4, insbesondere höchstens 3, insbesondere höchstens 2, betragen.
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Der mittlere Längsabschnitt 11 unterscheidet sich von den randseitigen Längsabschnitten 12, 13 durch seinen Querschnittsdurchmesser. Bevorzugt ist es, wenn das Verhältnis zwischen dem Querschnittsdurchmesser des mittleren Längsabschnitts 11 und dem Querschnittsdurchmesser der randseitigen Längsabschnitte 12, 13 wenigstens 1,2, insbesondere wenigstens 1,4, insbesondere wenigstens 1,6, insbesondere wenigstens 1,8, insbesondere wenigstens 2,0, insbesondere wenigstens 2,2, insbesondere wenigstens 2,5, insbesondere wenigstens 3,0, insbesondere wenigstens 3,5, insbesondere wenigstens 4,0, beträgt.
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Die oben genannten Werte gelten generell für den Ruhezustand der Gitterstruktur 10. Ferner gelten die Werte für die Querschnittsdurchmesser der einzelnen Längsabschnitte grundsätzlich für den maximalen Querschnittsdurchmesser im jeweiligen Abschnitt. Diese grundsätzlichen Definitionen gelten für alle Ausführungsformen der Erfindung.
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Ferner kann vorgesehen sein, dass sich der mittlere Längsabschnitt 11 und die randseitigen Längsabschnitte 12, 13 durch die Anzahl ihrer Zellen 21 unterscheiden. Vorzugsweise ist das Verhältnis zwischen der Anzahl der Zellen 21 im mittleren Längsabschnitt 11 bzw. einem Unterabschnitt bzw. einem Teil des mittleren Längsabschnitts und der Anzahl der Zellen 21 in den randseitigen Längsabschnitten 12, 13 kleiner als 1, insbesondere kleiner als 0,8, insbesondere kleiner als 0,5, insbesondere kleiner als 0,25. Auf diese Weise wird die Blutströmung in einen Seitenast, beispielsweise in die zweite Zerebralarterie 33b nicht beeinträchtigt. Besonders bevorzugt ist es, wenn im mittleren Längsabschnitt 11 maximal drei Zellen angeordnet sind. Dies ist besonders dann zweckmäßig, wenn der Stegwinkel bzw. allgemein der Zellenwinkel groß ist.
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Der mittlere Längsabschnitt 1 kann nicht nur eine konstante bzw. gleichförmige Struktur aufweisen. Vielmehr kann es vorteilhaft sein, wenn der mittlere Längsabschnitt 11 eine variable Struktur aufweist, die sich insbesondere von proximal nach distal ändert. Beispielsweise kann der distale Teil des mittleren Längsabschnitts 11 eine höhere Anzahl an Zellen 21 als der proximale Teil des mittleren Längsabschnitts 11 aufweisen. Dies hat Vorteile hinsichtlich der Beeinflussung der Strömung im Bereich des Aneurysmenhalses 34. Vorzugsweise lässt sich der mittlere Längsabschnitt 11 in einen distalen Teil und eine proximalen Teil unterteilen, wobei das Verhältnis zwischen der Zellenanzahl im proximalen Teil des mittleren Längsabschnitts 11 und im distalen Teil des Längsabschnitts 11 kleiner als 1, insbesondere kleiner als 0,8, insbesondere kleiner als 0,5, insbesondere kleiner als 0,25, ist. Der distale und der proximale Teil des mittleren Längsabschnitts 11 können ferner, auch unabhängig voneinander, mehrere Unterabschnitte aufweisen, die eine unterschiedliche Anzahl von Zellen 21 umfassen. Insbesondere ist es bevorzugt, wenn in einem distalen Teil des mittleren Längsabschnitts 11 wenigstens in einem Unterabschnitt, insbesondere im gesamte Teil, eine größere Anzahl an Zellen 21 vorliegt als in den restlichen Abschnitten der Gitterstruktur 10. Ferner kann in einem proximalen Teil des mittleren Längsabschnitts 11 wenigstens ein Unterabschnitt, insbesondere der gesamte proximale Teil, eine kleinere Anzahl an Zellen 21 als die restlichen Abschnitte der Gitterstruktur 10 aufweisen.
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Im Allgemeinen gilt im Rahmen der Anmeldung, dass die Anzahl der Zellen 21 über den Umfang der Gitterstruktur 10 ermittelt wird. Insbesondere bilden mehrere Zellen 21 der Gitterstruktur 10 jeweils einen Zellenring, der sich über den gesamten Umfang der Gitterstruktur 10 erstreckt. Für den Vergleich der Anzahl von Zellen 21 in unterschiedlichen Abschnitten der Gitterstruktur 10 wird die Zahl der Zellen 21 in den Zellenringen der einzelnen Abschnitte herangezogen. Die Anzahl von in Längsrichtung benachbarten Zellen 21 ist für den Vergleich der Zellenanzahl unerheblich.
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Im Hinblick auf das System mit der beschriebenen medizinischen Vorrichtung und einer Zuführeinrichtung ist es vorteilhaft, wenn die Gitterstruktur 10 derart komprimierbar ist, dass sie in einer Zuführeinrichtung, insbesondere einen Katheter, mit einem Innendurchmesser von höchsten 0,7, insbesondere höchstens 0,6, insbesondere höchstens 0,5, insbesondere höchstens 0,42, insbesondere höchstens 0,4, anordenbar ist. Die Gitterstruktur 10 bzw. allgemein die medizinische Vorrichtung oder der Stent können mit einem Transportdraht verbindbar sein. Vorzugsweise ist die Gitterstruktur 10 elektrolytisch von dem Transportdraht bzw. allgemein der Zuführeinrichtung abkoppelbar.
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Insgesamt kann die medizinische Vorrichtung, insbesondere die Gitterstruktur 10, eine Länge von weniger als 35 mm, insbesondere weniger als 25 mm, insbesondere weniger als 15 mm, aufweisen. Die randseitigen Längsabschnitte 12, 13 können einen Querschnittsdurchmesser aufweisen, der kleiner als 12 mm, insbesondere kleiner als 10 mm, insbesondere kleiner als 8 mm, beträgt. Für die Stabilität der Gitterstruktur 10 ist es förderlich, wenn der Querschnittsdurchmesser mindestens 4 mm, insbesondere mindestens 6 mm, insbesondere mindestens 8 mm, insbesondere mindestens 10 mm, beträgt. Der Querschnittsdurchmesser des mittleren Längsabschnitts, insbesondere der maximale Querschnittsdurchmesser des mittleren Längsabschnitts, beträgt vorzugsweise weniger als 12 mm, insbesondere weniger als 10 mm, insbesondere weniger als 8 mm und/oder höchstens mehr als 5 mm, insbesondere mehr als 6 mm, insbesondere mehr als 8 mm. Die genannten Querschnittsdimensionen und Längendimensionen beziehen sich generell auf den Ruhezustand der Gitterstruktur 10.
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Ferner kann vorgesehen sein, dass die Gitterstruktur 10 Markerelemente aufweist, die eine erhöhte Röntgensichtbarkeit umfassen. Die Markerelemente sind vorzugsweise an der Grenzlinie zwischen engmaschigen Bereichen 16 und grobmaschigen Bereichen 17 angeordnet. Ferner können Markerelemente an den axialen Enden der Gitterstruktur 10 angeordnet sein. Beispielsweise können die axialen Enden der Gitterstruktur 10 Eyelets bzw. Ösen aufweisen, die Markerelemente tragen. Die Ösen können an Zellenspitzen am axialen Ende der Gitterstruktur 10 angeordnet sein.
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Wie in den Figuren gut erkennbar ist, kann der Übergang vom randseitigen Längsabschnitt 12, 13 zum mittleren Längsabschnitt 11 kontinuierlich bzw. durch eine kontinuierliche bzw. stetige Krümmung erfolgen. Insofern beziehen sich die Dimensionsangaben hinsichtlich der Querschnittsdurchmesser grundsätzlich auf die im jeweiligen Längsabschnitt maximal vorliegenden Querschnittsdurchmesser. Dies kann beispielsweise in dem Ausführungsbeispiel gemäß 1 beim mittleren Längsabschnitt 11 in der Hälfte der Gitterstruktur 10 vorliegen.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Gitterstruktur
- 10’
- Stent
- 11
- mittlerer Langsabschnitt
- 12
- proximaler Längsabschnitt
- 13
- distaler Längsabschnitt
- 14
- proximaler Abschlussrand
- 15
- ringförmige Auswölbung
- 16
- engmaschiger Bereich
- 17
- grobmaschiger Bereich
- 18
- seitliche Auswölbung
- 19
- seitliche Einwölbung
- 20
- gerader Wandungsbereich
- 21
- Zelle
- 22
- Steg
- 30, 30’
- Aneurysma
- 31’
- Coil
- 32, 32’
- Basilararterie
- 33a, 33a’
- erste Zerebralarterie
- 33b, 33b’
- zweite Zerebralarterie
- 34, 34’
- Aneurysmenhals