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Die Erfindung betrifft einen Abgasturbolader für eine Brennkraftmaschine, mit einer ein schwenkbares Schwenkelement aufweisenden Einrichtung, wobei eine mit dem Schwenkelement verbundene Stellwelle in einem an einem Gehäuse des Abgasturboladers vorgesehenen Lager gelagert ist. Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Montieren eines Abgasturboladers.
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Der Abgasturbolader ist beispielsweise der Brennkraftmaschine zugeordnet. Selbstverständlich kann er jedoch auch in anderen Einsatzgebieten Anwendung finden. Der Abgasturbolader weist eine Turbine sowie einen Verdichter auf. Dem Abgasturbolader beziehungsweise seiner Turbine wird Abgas, insbesondere Abgas der Brennkraftmaschine zugeführt. Mittels der Turbine wird dem Abgas üblicherweise zunächst Enthalpie entnommen und in Strömungsenergie umgewandelt. Diese Strömungsenergie wird nachfolgend in Rotationsenergie umgesetzt. Die dem Abgas mittels der Turbine entnommene Energie wird zum Antreiben des Verdichters verwendet. Dieser dient zum Verdichten von Luft, insbesondere von Frischluft aus einer Umgebung des Abgasturboladers, welche nachfolgend der Brennkraftmaschine zugeführt wird. Auf diese Weise kann die Leistungsdichte und/oder die Effizienz der Brennkraftmaschine deutlich verbessert werden.
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Jedoch ist der Betrieb des Abgasturboladers, insbesondere mit denselben Betriebsparametern, nicht in jedem Betriebszustand der Brennkraftmaschine sinnvoll. Aus diesem Grund ist beispielsweise ein Wastegate in Form der Einrichtung vorgesehen, mittels welchem Abgas stromaufwärts der Turbine aus dem Abgasturbolader entnommen und um die Turbine herumgeführt werden kann. Dem Wastegate ist die als Schwenkelement vorliegende Wastegateklappe zugeordnet, mittels welcher ein Durchströmungsquerschnitt des Wastegates einstellbar ist. Soll das gesamte dem Abgasturbolader zugeführte Abgas die Turbine durchströmen beziehungsweise überströmen, so wird das Wastegate mittels der Wastegateklappe verschlossen. Soll dagegen ein großer Teil des Abgases um die Turbine herumgeführt werden, so wird die Wastegateklappe derart angeordnet, dass das Wastegate vollständig oder zumindest teilweise freigegeben ist. Alternativ oder zusätzlich kann als Schwenkelement auch eine verstellbare (Leit-) Schaufel einer variablen Turbinengeometrie, die in diesem Fall die Einrichtung darstellt, vorgesehen sein.
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Zum Verlagern des Schwenkelements ist dieses mit der Stellwelle verbunden, welche wiederum in dem Lager gelagert ist. Das Lager ist bevorzugt an dem Gehäuse des Abgasturboladers vorgesehen. Im Betrieb des Abgasturboladers kommt es zu Verschleiß an dieser Lagerstelle, was bei einer Lagerung der Stellwelle unmittelbar an dem Gehäuse zu einem Verkippen der Stellwelle führen kann. Dieses beeinträchtigt jedoch wiederum die Verstellbarkeit der Lagerwelle, weil das Verkippen das zum Verstellen der Wastegateklappe notwendige Stellmoment vergrößert. Außerdem hat der Verschleiß negative Auswirkungen auf das Stellglied der gesamten Wastegate-Kinematik.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen Abgasturbolader für eine Brennkraftmaschine vorzuschlagen, welches den eingangs genannten Nachteil nicht aufweist, sondern insbesondere zum einen eine zuverlässige Lagerung der Stellwelle an dem Gehäuse und zum anderen ein leichtgängiges Stellen des Schwenkelements, insbesondere der Wastegateklappe, mit einem geringen Stellmoment ermöglicht.
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Dies wird erfindungsgemäß mit einem Abgasturbolader mit den Merkmalen des Anspruchs 1 erreicht. Dabei ist vorgesehen, dass das Lager eine, insbesondere lösbar an dem Gehäuse befestigte Führungsbuchse aus einem Führungsbuchsenmaterial und zumindest eine aus einem von dem Führungsbuchsenmaterial verschiedenen Verbundmaterial bestehende Lagerbuchse aufweist, wobei die Führungsbuchse die Lagerbuchse wenigstens teilweise aufnimmt und die Stellwelle in der Lagerbuchse gelagert ist. Das Lager ist insoweit mehrteilig ausgebildet und besteht aus der Führungsbuchse sowie der wenigstens einen Lagerbuchse. Die Führungsbuchse sorgt dabei für ein zuverlässiges Halten beziehungsweise Führen der Stellwelle bezüglich des Gehäuses, insbesondere verhindert sie das eingangs erwähnte Verkippen der Stellwelle. Die Lagerbuchse ermöglicht dagegen eine reibungsarme Lagerung der Stellwelle und mithin ein leichtgängiges Verstellen des Schwenkelements mit einem geringen Stellmoment, sowie dadurch eine Reduzierung des Verschleißes.
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Zu diesem Zweck bestehen die Führungsbuchse und die Lagerbuchse aus verschiedenen Materialien. Insbesondere ist für die Lagerbuchse ein Verbundmaterial vorgesehen, welches sich von dem Führungsbuchsenmaterial, aus dem die Führungsbuchse besteht, unterscheidet. Das Verbundmaterial ist ein Werkstoff aus wenigstens zwei miteinander verbundenen beziehungsweise vermengten Materialien. Die Verbindung zwischen den beiden Materialien ist beispielsweise durch Stoffschluss und/oder Formschluss hergestellt. Die Materialien des Verbundmaterials sind auch nach dem Herstellen der Lagerbuchse voneinander unterscheidbar, jedoch nicht notwendigerweise voneinander trennbar. Besonders bevorzugt ist ein Verbundmaterial vorgesehen, welches hervorragende Laufeigenschaften der Stellwelle sicherstellt, vorzugsweise also ein Schmiermittel, insbesondere ein Festschmiermittel, aufweist. Die Lagerbuchse ist also bevorzugt derart ausgeführt, dass der Verschleiß der Lagerung reduziert wird.
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Hinsichtlich der Anordnung der Führungsbuchse und der Lagerbuchse bezüglich des Gehäuses ist es vorgesehen, dass die Lagerbuchse lediglich mittelbar, insbesondere ausschließlich über die Führungsbuchse, an dem Gehäuse befestigt ist, wobei eine eventuelle Verbindung über die Stellwelle außer Betracht bleibt. Es ist also beispielsweise vorgesehen, dass die Führungsbuchse die Lagerbuchse wenigstens teilweise aufnimmt, während die Stellwelle in der Lagerbuchse gelagert ist. Die Stellwelle steht also im Bereich des Lagers ausschließlich mit der Lagerbuchse in Berührkontakt beziehungsweise Gleitkontakt. Im Bereich des Lagers steht folglich die Stellwelle bevorzugt nur über die Lagerbuchse sowie die Lagerbuchse nur über die Führungsbuchse mit dem Gehäuse in Verbindung. Beispielsweise durchgreift die Führungsbuchse das Gehäuse im Bereich des Lagers in axialer Richtung (bezogen auf eine Drehachse der Stellwelle) vollständig. In einer bevorzugten Ausführungsform ragt die Führungsbuchse in axialer Richtung zumindest auf einer Seite, insbesondere beidseitig, über das Gehäuse hinaus. Gleichzeitig durchgreift die Lagerbuchse bevorzugt die Führungsbuchse in axialer Richtung ebenso vollständig oder ragt in diese Richtung sogar zumindest einseitig, insbesondere beidseitig, über sie hinaus.
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Bevorzugt ist das Führungsbuchsenmaterial steifer als das Verbundmaterial, sodass trotz der geringen Stärke der Führungsbuchse im Bereich des Lagers eine zuverlässige Befestigung beziehungsweise Führung der Stellwelle an dem Gehäuse erzielt wird. Sowohl die Führungsbuchse als auch die Lagerbuchse liegen im Wesentlichen in Form eines Hohlzylinders vor, weisen also eine zentrale Ausnehmung auf. Die Wandstärke der Führungsbuchse ist dabei im Vergleich zu der Wandstärke der Lagerbuchse geringer, insbesondere beträgt die Wandstärke der Führungsbuchse lediglich höchstens 75%, höchstens 60%, höchstens 50%, höchstens 40% oder höchstens 25% der Wandstärke der Lagerbuchse.
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Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Lagerbuchse aus mehreren, insbesondere zwei, in axialer Richtung benachbart angeordneten Teillagerbuchsen besteht. Die Lagerbuchse ist in axialer Richtung also nicht durchgehend ausgeführt, sondern vielmehr in die zumindest zwei Teillagerbuchsen unterteilt. Diese können in axialer Richtung entweder unmittelbar aneinandergrenzen oder voneinander beabstandet in der Führungsbuchse angeordnet sein. Auf diese Weise wird eine einfache Montage der Lagerbuchse in der Führungsbuchse gewährleistet.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Lagerbuchse an wenigstens einem Ende einen Buchsenkragen aufweist, der die Buchse in radialer Richtung wenigstens bereichsweise übergreift und dabei einen Endanschlag bildet. Der Buchsenkragen liegt dabei an einem freien Ende der Lagerbuchse, insbesondere an einem freien Ende einer der Teillagerbuchsen, vor. Im Bereich des Buchsenkragens ist die Lagerbuchse beziehungsweise die jeweilige Teillagerbuchse in radialer Richtung nach außen gegenüber weiteren Bereichen vergrößert, sodass sie die Führungsbuchse in radialer Richtung wenigstens bereichsweise übergreift. Das bedeutet, dass der Buchsenkragen einen Endanschlag bildet, bis zu welchem die Lagerbuchse beziehungsweise die Teillagerbuchse in die Führungsbuchse einbringbar ist. Der Buchsenkragen bildet zudem einen axialen Anschlag für zumindest ein angrenzendes Bauteil, insbesondere der Wastegate-Kinematik.
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Insbesondere ist an jeder Teillagerbuchse genau ein Buchsenkragen vorgesehen, die an einander abgewandten Enden der Teillagerbuchsen vorliegen. Die Buchsenkragen werden bevorzugt vor dem Einbringen der Lagerbuchse beziehungsweise der Teillagerbuchsen in die Führungsbuchse ausgebildet. Es kann jedoch auch vorgesehen sein, insbesondere wenn die Lagerbuchse einstückig ausgeführt ist, also nicht aus mehreren Teillagerbuchsen besteht, dass zunächst die Lagerbuchse in die Führungsbuchse eingebracht und nachfolgend an beiden Enden jeweils ein Buchsenkragen ausgebildet wird. Entsprechend ist die Lagerbuchse sicher in axialer Richtung in der Führungsbuchse gehalten.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Führungsbuchse und die wenigstens eine Lagerbuchse drehfest miteinander verbunden sind, insbesondere kraftschlüssig, formschlüssig und/oder stoffschlüssig. Die Verbindung zwischen der Führungsbuchse und der Lagerbuchse soll entsprechend derart vorgesehen sein, dass eine Verlagerung der Lagerbuchse insbesondere in Umfangsrichtung bezüglich der Führungsbuchse verhindert wird. Zusätzlich kann die Lagerbuchse durch die Verbindung auch in axialer Richtung bezüglich der Führungsbuchse festgesetzt sein. Die Verbindung kann prinzipiell beliebig ausgestaltet sein, insbesondere also kraftschlüssig, formschlüssig beziehungsweise stoffschlüssig.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass das Verbundmaterial eine Matrix aus einem Matrixmaterial und eine Füllung aus einem Füllstoff aufweist, wobei der Füllstoff ein Metall ist. Bedingt durch das Metall kann mittels der Füllung eine Struktur der Lagerbuchse vorgegeben werden, während das Matrixmaterial beziehungsweise die Matrix für das Bereitstellen der weiteren gewünschten Eigenschaften der Lagerbuchse ausgewählt wird. Beispielsweise wird das Matrixmaterial derart gewählt, dass eine geringe Reibung zwischen der Lagerbuchse und der Stellwelle vorliegt. Insbesondere wird die Matrix auf die Füllung aufgeschlämmt. Das bedeutet, dass die Füllung zunächst als Preform vorgegeben wird und nachfolgend die beispielsweise als Dispersion vorliegende Matrix zum Auffüllen von Hohlräumen der Füllung auf diese aufgetragen wird. Für das Auftragen wird das Matrixmaterial mit einem Lösungsmittel, beispielsweise Wasser oder dergleichen, vermengt und gemeinsam mit diesem auf die Füllung aufgebracht. Nachfolgend wird die Dispersion getrocknet, entsprechend also der Lösungsmittelanteil beziehungsweise Wasseranteil aus der Dispersion ausgebracht. Es verbleibt lediglich das Matrixmaterial auf der Füllung. Anschließend kann das auf diese Weise erlangte Element zum endgültigen Herstellen der Lagerbuchse in die gewünschte Form gepresst werden, wobei auch eine Dichte des Verbundmaterials auf einen gewünschten Wert eingestellt werden kann.
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Dabei kann es vorgesehen sein, dass die Füllung aus einer Vielzahl von Verstärkungsfasern besteht, die in Form eines Gestricks, eines Geleges, eines Gewebes oder eines Geflechts vorliegen. Prinzipiell können die Verstärkungsfasern der Füllung, welche aus dem Füllstoff bestehen, beliebig angeordnet sein. Besonders bevorzugt werden sie jedoch in den genannten Formen angeordnet, sodass eine Verbindung zwischen wenigstens einigen der Verstärkungsfasern hergestellt ist. Auf diese Weise kann eine besonders hohe Stabilität beziehungsweise Festigkeit der Lagerbuchse erzielt werden. Das Geflecht liegt beispielsweise als Maschendraht vor.
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Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der Füllstoff Stahl, insbesondere ein austenitischer Stahl, ist. Die Füllung besteht also, wie bereits ausgeführt, aus Metall. Auf diese Weise kann die Matrix äußerst zuverlässig und dauerhaft in Form gehalten werden. Soll als Füllstoff austenitischer Stahl vorgesehen sein, so wird dem Stahl wenigstens ein Austenitbildner, beispielsweise Nickel, Kobalt, Kohlenstoff, Mangan oder Stickstoff, zugefügt.
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Schließlich kann vorgesehen sein, dass das Matrixmaterial einen Schmierstoff, insbesondere einen Festschmierstoff, enthält. Auf diese Weise wird eine besonders niedrige Reibung zwischen Stellwelle und Lager beziehungsweise der Lagerbuchse erzielt. Grundsätzlich kann dem Matrixmaterial ein beliebiger Schmierstoff zugeführt werden. Besonders bevorzugt ist jedoch der Festschmierstoff vorgesehen, weil dieser auch für thermisch hochbelastete Bereiche des Abgasturboladers geeignet ist. Derartige Festschmierstoffe sind beispielsweise Graphit, Molybdänsulfid oder ein Mineral, wie beispielsweise Glimmer oder Talkum. Auch ein Kunststoff, beispielsweise Polytetrafluorethylen (PTFE) kann als Festschmierstoff verwendet werden.
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Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Montieren eines Abgasturboladers, insbesondere eines Abgasturboladers gemäß den vorstehenden Ausführungen, wobei der Abgasturbolader über eine ein schwenkbares Schwenkelement aufweisende Einrichtung verfügt und eine mit dem Schwenkelement verbundene Stellwelle in einem an einem Gehäuse des Abgasturboladers vorgesehenen Lager gelagert wird. Dabei soll das Lager eine, insbesondere lösbar an dem Gehäuse befestigte Führungsbuchse aus einem Führungsbuchsenmaterial und zumindest eine aus einem von dem Führungsbuchsenmaterial verschiedenen Verbundmaterial bestehende Lagerbuchse aufweisen, wobei die Führungsbuchse die Lagerbuchse wenigstens teilweise aufnimmt und die Stellwelle in der Lagerbuchse gelagert wird. Auf die Vorteile einer derartigen Ausgestaltung wurde bereits hingewiesen. Der Abgasturbolader beziehungsweise das entsprechende Verfahren kann selbstverständlich gemäß den vorstehenden Ausführungen weitergebildet sein, sodass insoweit auf diese verwiesen wird.
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In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die wenigstens eine Lagerbuchse drehfest mit der Führungsbuchse verbunden und gemeinsam mit dieser in eine an dem Gehäuse ausgebildete Lagerausnehmung des Lagers eingebracht wird. Bei dem Herstellen beziehungsweise Montieren des Abgasturboladers wird also die Lagerausnehmung des Lagers bereitgestellt beziehungsweise hergestellt. Nachfolgend wird die Führungsbuchse gemeinsam mit der Lagerbuchse beziehungsweise den mehreren Teillagerbuchsen der Lagerbuchse gemeinsam in die Lagerausnehmungen gebracht und dort befestigt, wobei die Befestigung vorzugsweise lösbar ist. Nachfolgend wird beispielsweise die Stellwelle in die Lagerbuchse eingebracht.
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Zudem betrifft die Erfindung die Verwendung einer aus einem Verbundmaterial bestehenden Lagerbuchse für ein Lager eines Abgasturboladers, insbesondere eines Abgasturboladers gemäß den vorstehenden Ausführungen.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert, ohne dass eine Beschränkung der Erfindung erfolgt. Dabei zeigt die einzige
- Figur einen Querschnitt durch einen Abgasturbolader im Bereich eines Lagers für eine Stellwelle einer Wastegateklappe.
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Die Figur zeigt einen Bereich eines Abgasturboladers 1, insbesondere im Bereich eines Lagers 2 einer Stellwelle 3. Die Stellwelle 3 ist um eine Drehachse 4 bezüglich eines Gehäuses 5 des Abgasturboladers drehbar gelagert. Die Stellwelle 3 durchgreift dabei eine Wandung 6 des Gehäuses 5 in axialer Richtung vollständig. Auf einer bezüglich der Wandung 6 ersten Seite 8 der Stellwelle 3 ist diese beispielsweise an einen Stellantrieb, insbesondere einen pneumatischen Antrieb oder einen Elektromotor, beispielsweise über einen Stellhebel 9, drehfest angebunden. Mit Hilfe des Stellantriebs kann nun die Stellwelle 3 gedreht werden. Auf einer der ersten Seite 8 bezüglich der Wandung 6 gegenüberliegenden zweiten Seite 7 ist zum Beispiel ein Schwenkelement drehfest mit der Stellwelle 3 wirkverbunden beziehungsweise an dieser befestigt. Das Schwenkelement des Abgasturboladers 1, ist zum Beispiel eine Wastegateklappe. Mit einer solchen Wastegateklappe kann ein Durchströmungsquerschnitt eines Wastegates beziehungsweise einer Wastegateöffnung vorzugsweise stufenlos eingestellt werden.
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Um eine reibungsarme und mithin verschleißfreie Lagerung der Stellwelle 3 bezüglich des Gehäuses 5 zu ermöglichen, ist das Lager 2 mehrteilig ausgebildet und weist zumindest eine Führungsbuchse 10 sowie eine Lagerbuchse 11 auf. Letztere kann ebenfalls mehrteilig ausgebildet sein und entsprechend aus mehreren Teillagerbuchsen bestehen. In dem hier vorgestellten Ausführungsbeispiel sind zwei Teillagerbuchsen 12 und 13 vorgesehen. Die Führungsbuchse 10 nimmt nun die aus den zwei Teillagerbuchsen 12 und 13 bestehende Lagerbuchse 11 auf. Die Stellwelle 3 ist dagegen in der Lagerbuchse 11 gelagert, steht also lediglich über diese in Verbindung mit der Führungsbuchse 10 beziehungsweise dem Gehäuse 5. Besonders bevorzugt durchgreift die Führungsbuchse 10 das Gehäuse 5 beziehungsweise die Wandung 6 in axialer Richtung vollständig oder steht zumindest einseitig, bevorzugt beidseitig, sogar über dieses über. Entsprechendes gilt für die Lagerbuchse 11, welche ebenfalls in axialer Richtung zumindest das Gehäuse 5 vollständig durchgreift. Besonders bevorzugt ist ihre Erstreckung in axialer Richtung zumindest gleich groß, insbesondere jedoch größer, als die der Führungsbuchse 10.
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Beispielsweise ist es vorgesehen, dass die Lagerbuchse 11 zumindest einen Buchsenkragen 14 aufweist, der in radialer Richtung die Führungsbuchse 10 wenigstens bereichsweise übergreift. In dem hier vorgestellten Ausführungsbeispiel weist jede der Teillagerbuchsen 12 und 13 einen derartigen Buchsenkragen 14 auf. Die Buchsenkragen 14 sind dabei an einander abgewandten Enden der Teillagerbuchsen 12 und 13 angeordnet. Mittels der Buchsenkragen 14 wird die Lagerbuchse 11 beziehungsweise werden die Teillagerbuchsen 12 und 13 in axialer Richtung bezüglich der Führungsbuchse 10 und damit des Gehäuses 5 im Wesentlichen festgesetzt. Die Buchsenkragen 14 bilden also im Wesentlichen Endanschläge für die Lagerbuchse 11. Zusätzlich können sie Endanschläge für angrenzende Bauteile darstellen. Entsprechend kann es auch bei Beaufschlagung mit einer axialen Kraft nicht zu einem Berührkontakt zwischen dem Stellhebel 9 und dem Gehäuse 5 kommen, weil dieser zunächst mit der Lagerbuchse 11 in Berührkontakt tritt, diese bedingt durch den Buchsenkragen 14 der Teillagerbuchse 13 jedoch nicht in axialer Richtung ausweichen kann.
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Besonders bevorzugt sind die Führungsbuche 10 und die Lagerbuchse 11 zumindest drehfest miteinander verbunden, insbesondere jedoch auch in axialer Richtung zueinander festgesetzt. Dies kann durch eine kraftschlüssige, formschlüssige und/oder stoffschlüssige Verbindung vorgesehen sein. Die Führungsbuchse 10 kann wiederum ebenfalls über eine kraftschlüssige, formschlüssige und/oder stoffschlüssige Verbindung mit dem Gehäuse 5 beziehungsweise dessen Wandung 6 verbunden sein. Diese Verbindung ist beispielsweise lösbar. Besonders bevorzugt ist es vorgesehen, bei einer Montage des Abgasturboladers 1 zunächst die Lagerbuchse 11 mit der Führungsbuchse 10 zu verbinden und diese anschließend gemeinsam in eine Lagerausnehmung 15 des Gehäuses 5 beziehungsweise des Lagers 2 anzuordnen und dort zu befestigen.
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Um sowohl ein sicheres Halten beziehungsweise Führen der Stellwelle 3 und zudem eine geringe Reibung und mithin eine geringe notwendige Stellkraft zum Verstellen der Stellwelle 3 zu erzielen, besteht die Führungsbuchse aus einem Führungsbuchsenmaterial und die Lagerbuchse aus einem von dem Führungsbuchsenmaterial verschiedenen Verbundmaterial. Das Führungsbuchsenmaterial ist beispielsweise Stahl, insbesondere ein nicht rostender Stahl, beispielsweise ein nicht rostender Edelstahl. Das Verbundmaterial setzt sich dagegen aus einer Matrix aus einem Matrixmaterial und aus einer Füllung aus einem Füllstoff zusammen. Als Füllstoff kommt dabei ein Metall zum Einsatz. Die Füllung besteht aus einer Vielzahl von Verstärkungsfasern, die beispielsweise in Form eines Geflechts, beispielsweise eines Maschendrahts oder dergleichen, vorliegen und aus dem Füllstoff, also aus Metall, bestehen. Besonders bevorzugt ist der Füllstoff ein Stahl, besonders bevorzugt ein austenitischer Stahl.
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Um die Reibung zwischen der Lagerbuchse 11 und der Stellwelle 3 zu verringern, soll dem Matrixmaterial ein Schmierstoff, beispielsweise ein Festschmierstoff, zugesetzt werden. Als ein derartiger Festschmierstoff kommt vorzugsweise Glimmer zum Einsatz. Die Matrix wird beispielsweise auf die Füllung aufgeschlämmt, also zunächst mit einem Lösungsmittel, beispielsweise Wasser, gelöst und auf die Füllung aufgebracht. Nachfolgend wird das Lösungsmittel ausgeschieden, sodass nunmehr lediglich das auf die Füllung aufgebrachte Matrixmaterial vorliegt. Anschließend kann das Verbundmaterial endgültig in die für die Lagerbuchse benötigte Form gebracht werden, beispielsweise durch Pressen. Besonders bevorzugt wird vor dem Aufbringen der Matrix die Füllung bereits als Preform für die Lagerbuchse angeordnet, also zumindest näherungsweise in die endgültige Form der Lagerbuchse gebracht. Entsprechend muss nach dem Aufbringen der Matrix auf die Füllung keine weitgehende Umformung des Verbundmaterials zum Herstellen der Lagerbuchse erfolgen.
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Mit einem derartigen Lager 2 kann sowohl der Verschleiß der Lagerung der Stellwelle 3 verringert als auch eine zuverlässige Befestigung an dem Gehäuse 5 erzielt werden. Dabei wird durch die Verwendung der aus dem Verbundmaterial bestehenden Lagerbuchse 11 insbesondere eine Schwingungsdämpfung für die Stelleinrichtung, die zumindest die Stellwelle 3 und den Stellhebel 9 umfasst, realisiert. Die Stelleinrichtung ist bevorzugt als Wastegatestelleinrichtung oder VTG-Stelleinrichtung (VTG: variable Turbinengeometrie) ausgebildet. Auf diese Weise wird der Verschleiß an allen spielbehafteten Stellen der Stelleinrichtung und zudem das Auftreten von störenden Geräuschen, beispielsweise metallischen Prasselgeräuschen, reduziert. Zudem wird mit Hilfe des erfindungsgemäßen Lagers 2 eine verbesserte Abdichtung der Lagerausnehmung 15 erreicht, sodass das Austreten von Abgas aus dem Abgasturbolader 1 durch die Lagerausnehmung 15, zumindest größtenteils, insbesondere vollständig, vermieden wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Abgasturbolader
- 2
- Lager
- 3
- Stellwelle
- 4
- Drehachse
- 5
- Gehäuse
- 6
- Wandung
- 7
- 2. Seite
- 8
- 1. Seite
- 9
- Stellhebel
- 10
- Führungsbuchse
- 11
- Lagerbuchse
- 12
- Teillagerbuchse
- 13
- Teillagerbuchse
- 14
- Buchsenkragen
- 15
- Lagerausnehmung