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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur pulverbettbasierten generativen Fertigung einer Körpers.
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In der Fertigung wird großer Wert auf eine schnelle Herstellung der Produkte und gleichzeitig auf geringe Kosten gelegt. Besonders bei Kleinst- und Kleinserien, die oftmals zur Verwendung als Prototypen, Modelle oder Muster hergestellt werden, kommen daher generative Fertigungsverfahren zum Einsatz. Generative Fertigungsverfahren haben in den letzten beiden Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht, was die Werkstoffvielfalt, Produktivität, Genauigkeit und Materialeigenschaften betrifft. Aus diesem Grund werden generative Verfahren zunehmend auch für die Serienfertigung komplexer Bauteile eingesetzt.
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Bei einem generativen Fertigungsverfahren handelt es sich um ein Urform-Verfahren. Dabei wird aus formlosem oder formneutralem Rohmaterial mittels chemischer oder thermischer Prozesse ein Körper gefertigt. Ein besonderer Vorteil bei einem solchen Verfahren ist, dass dabei keine Form und auch keine verschleißbehafteten Werkzeuge, wie z. B. Wendeschneidplatten beim Drehen, erforderlich sind, und folglich eine schnelle und kostengünstige Herstellung möglich ist. Aufgrund des werkzeuglosen, schichtweisen Aufbaus bieten generative Fertigungsverfahren enorme geometrische Freiheiten und eigenen sich dabei insbesondere für die Herstellung komplexer Bauteile und Komponenten. Bei generativen Fertigungsverfahren werden 3D-CAD-Datenmodelle direkt umgesetzt, um einen Körper herzustellen.
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Eine weitverbreitete Ausführungsform der generativen Fertigungsverfahren sind die pulverbettbasierten generativen Fertigungsverfahren. Dies sind Verfahren, bei denn auf Basis von 3D-CAD-Daten aus pulverförmigem Ausgangsmaterial (z. B. Kunststoffe, Keramikmaterial, Metalle) schichtweise ein physischer Körper erzeugt wird, z. B. durch Laser-Sintern, 3-D-Drucken, Masken-Sintern oder Strahlschmelzen.
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Aus der
WO 2004/050746 ist ein Lasersinterverfahren bekannt, bei dem ein dreidimensionales Objekt aus sinterbarem Kunststoffpulver schichtweise durch Aufschmelzen mittels eines Laserstrahls gebildet wird.
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Bei der Herstellung des dreidimensionalen Objekts wird das Pulvermaterial schichtweise auf einen Träger oder eine zuletzt verfestigte Schicht aufgetragen und mit einem Laserstrahl Schicht für Schicht verfestigt. Der Träger wird dabei schichtweise abgesenkt. Vergleichbare Verfahren beschreiben auch die
DE 44 10 046 A1 und die
WO 92/08566 A1 .
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Ein 3D-Druckverfahren, das auch zur Formherstellung genutzt wird, ist von der
WO 93/25336 A1 bekannt. Hierbei wird von einem Dispersionskopf in einer Bauteilkammer eine Pulvermaterialschicht deponiert, die in den dem späteren Bauteil entsprechenden Bereiche mit einem verfestigenden Bindermaterial behandelt und durch mehrfache Wiederholung dieses Vorganges ein Produkt generiert wird. Diese kann später noch zusätzlich einer Infiltration mit einem porenfüllenden Medium sowie einer aushärtenden Wärmebehandlung unterworfen werden.
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Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Masken-Sintern sind aus der
EP 1 015 214 B1 bekannt. Hierbei wird eine Pulvermaterialschicht (Schicht aus teilchenförmigem Material aus einem schmelzbaren oder sinterbaren Pulver) mit einer Maske entsprechend den Informationen einer CAD-Einheit abgedeckt und ein Strahlungsgenerator wird über der Maskenanordnung vorgesehen, um die Teilchen zu erwärmen, die nicht durch die Maskenanordnung abgedeckt sind und zur Bestrahlung frei liegen, so dass sie durch Schmelzen oder Sintern miteinander zu einer festen Schicht verbunden werden. Das Objekt wird ebenfalls durch mehrfache Wiederholung des Vorgangs gebildet.
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Die generative Herstellung eines Körpers durch selektives Laserstrahlschmelzen eines pulverförmigen Werkstoffes ist auch aus der
DE 10 2005 025 348 A1 bekannt. Hierbei ist einer Bauplattform zur Festlegung einer Schichtdicke eine Sensoreinrichtung zur taktilen Signalerfassung zugeordnet. Ein Verfahrweg der Bauplattform wird in Abhängigkeit eines Sensorsignales der Sensoreinheit gesteuert.
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Der Prozessablauf bei pulverbettbasierten, generativen Fertigungsverfahren kann durch die nachfolgend dargestellten Prozessschritte beschrieben werden:
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Die formgebende Verfestigung innerhalb einer Schicht sowie zwischen den einzelnen Schichten kann bei pulverbettbasierten generativen Fertigungsverfahren im Wesentlichen durch folgende beiden Bindungsmechanismen erfolgen:
- – thermisch (Sintern, Schmelzen)
- – chemisch (Auftrag von Bindermaterial zum partiellen Verkleben des Pulvermaterials)
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Dabei ist die thermische Verfestigung des Pulvermaterials Grundlage für die Mehrzahl pulverbettbasierter Fertigungsverfahren.
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Neben dem Bindungsmechanismus sind pulverbettbasierte, generative Fertigungsverfahren hinsichtlich Ihres Pulverauftragsmechanismus und der dazugehörigen Pulverbevorratung zu kategorisieren. Dabei ist in folgende zwei Systeme zu unterscheiden:
- – Einkammersystem
- – Zweikammersystem (bzw. Mehrkammersystem)
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Sowohl das Einkammer- als auch das Zweikammersystem (bzw. Mehrkammersystem) verfügen über eine Baukammer, in welcher eine entlang einer vertikalen z-Achse verfahrbare Bauplattform integriert ist. Durch Absenken der Bauplattform (Verfahren in negative z-Richtung) um eine vorgegebene Höhe, wird die Schichtstärke des zu fertigenden Bauteils bestimmt. Der wesentliche Unterschied beider Systeme besteht darin, wie das Pulver in der Maschine bevorratet und zur Baukammer befördert wird.
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Das Einkammersystem verfügt über eine Baukammer und die Pulverbevorratung ist unmittelbar mit der Beschichtungseinheit verbunden. Nach Absenkung der Bauplattform um die entsprechende Schichtstärke, trägt dieses System die neue Schicht von links nach rechts oder rechts nach links auf – ja nach aktueller Position der Pulvervorrats-Beschichtungs-Einheit in Relation zur Baukammer.
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Ein herkömmliches Zwei- oder Mehrkammersystem, das in 6 schematisch dargestellt ist, verfügt über eine Baukammer 1 und eine Dosierkammer 3, die eine Pulvervorratskammer bildet. Die Baukammer 1 weist eine entlang der z-Achse verfahrbare Bauplattform 2 auf, deren Verfahrweg die Schichtdicke des zu fertigenden Bauteils bestimmt. Der Pulverauftrag erfolgt durch Erhöhung der Dosierkammer um mindestens die neue Schichtdicke IS, in der die Erhöhung der Dichte des Materials nach Schmelzverfestigung/Sintern berücksichtigt wird, wobei diesbezüglich auf Erfahrungswerte zurückgegriffen wird, auf deren Grundlage ein Pulverzustellfaktor PZF (PZF > 1) manuell vorgegeben bzw. fest voreingestellt wird. Anschließend erfolgt der Pulvertransport bzw. -auftrag oberhalb der Dosier- und Baukammern mittels einer Beschichtungseinheit 4 (z. B. Rakel, Rolle, Klinge, Lippe, Schieber oder dergleichen).
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Pulverbettbasierte generative Fertigungsverfahren mit thermischem Bindungsmechanismus liegt der physikalische Effekt zugrunde, dass das pulverförmige Ausgangsmaterial in Bezug auf eine Volumeneinheit eine wesentlich geringere Dichte (Schüttdichte) aufweist, als das gesinterte bzw. aufgeschmolzene Material. Daraus resultiert, dass der Materialbedarf (Schichtstärke IS und Pulverzustellfaktor PZF mit PZF > 1) einer einzelnen Schicht sehr stark von der vorher gesinterten/aufgeschmolzenen Fläche abhängt.
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Eine Fix-Voreinstellung des Pulverzustellfaktors mit Pulverüberschuss führt dazu, dass somit dem den tatsächlichen Pulverbedarf nicht gerecht werden kann und somit auch nicht auf die jeweils zu generierende Einzelschicht abgestimmt ist. Manuelle Anpassungen sind während des laufenden Prozesses zwar generell möglich, ändern aber an der fehlenden Bedarfsorientierung der Pulverbereitstellung nichts, zumal pulverbettbasierte generative Fertigungstechnologien mit einem erheblichen Zeitbedarf verbunden sind und überwiegend unbeaufsichtigt ablaufen.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art hinsichtlich der Genauigkeit der Pulverzuführung zu verbessern und eine Möglichkeit zu schaffen, diese auf die bereits zu fertigende Pulverschicht abzustimmen und damit unnötige Pulverüberschüsse zu vermeiden. Auf diese Weise soll auch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens und seine Marktakzeptanz verbessert und Fertigungsausschuß vermieden werden.
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Die vorgenannte Aufgabe wird erfahrungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine intelligente, auf den Materialbedarf der einzelnen, als Nächstes zu generierenden Schicht abgestimmten Pulvermaterialzufuhr, vorzugsweise durch automatische Regelung, vorgesehen, die erhöhten Aufwand der mit Pulverüberschuss ebenso wie einem Pulvermangel resultierenden Fertigungsausschuß bei der pulverbettbasierten Generierung von Bauteilen vermeidet.
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Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der Feststellung/Erfassung des Volumens des Materialdefizits der zuletzt aufgeschmolzenen/gesinterten Schicht und der Berücksichtigung dieses Materialdefizits bei der Bemessung einer Pulvermaterialzustellung für die nächste, neu zu bildende Schicht, die die Schichtdicke IS+1 der neu aufzutragenden Pulverschicht und die Fläche der Bauteilkammer APK berücksichtigt.
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Nach einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung erfolgt eine Bestimmung/Regelung der Pulvermengenzufuhr für eine neu zu bildende Schicht unter Berücksichtigung der Schrumpfungsrate des Pulvermaterials.
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Jedes Pulvermaterial ist durch eine entsprechende Schüttdichte (in pulverförmigem Ausgangszustand) sowie durch eine Dichte des Materials nach dessen thermischer Bindung (Schmelzen oder Sintern) bestimmt. Dieses Dichteverhältnis von Schüttdichte ρP zu Dichte ρthB der generierten Schicht wird als Schrumpfungsrate des Materials, bezogen auf eine Volumeneinheit bezeichnet.
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Nach einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung erfolgt die Abstimmung des Pulverzustellfaktor PZF auf der Grundlage eines Material-Referenzwertes MRef, der für jedes Material empirisch auf Basis einer Referenzgeometrie ermittelt wird. Eine solche Referenzgeometrie wird z. B. durch einen einfachen Körper, wie einem Würfel, Quader oder Zylinder gebildet, der in Richtung einer Hochachse (z-Achse, z-Richtung) keine Querschnittänderungen aufweist, aber mit identischen Außenflächen (untere Bodenfläche/obere Deckfläche) versehen ist.
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An einem linearen Zusammenhang zwischen Pulverzustellfaktor und Fläche der gesinterten/aufgeschmolzenen, zuletzt generierten Schicht kann für jede beliebige Fläche einer Baukammer schichtbezogen eine bedarfsgerechte Pulverzustellmenge aus einem zugehörigen materialspezifischen Diagramm abgelesen werden.
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Beide vorgenannten Ausführungsbeispiele können auch untereinander kombiniert werden.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen und zugehörigen Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigen:
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1 eine diagrammatische Darstellung der Bestimmung einer schichtbezogenen Pulverzustellmenge nach einem ersten Ausführungsbeispiel (auf der Basis einer Materialschrumpfungsrate),
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2 einen oberen Bereich einer Baukammer zur pulverbettbasierten generativen Fertigung,
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3 eine Einzelheit A nach 2
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4 eine diagrammatische Darstellung der Bestimmung einer schichtbezogenen Pulverzustellmenge nach einem zweiten Ausführungsbeispiel (auf der Basis eines Materialreferenzwertes),
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5 ein Diagramm zur Abstimmung des Pulverzustellfaktors PZF auf der Basis eines Materialreferenzwertes (MRef), und
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6 eine herkömmliche Zweikammer-Laserstrahl-Fertigungsanlage zur pulverbettbasierten generativen Fertigung von Bauteilen in schematischer Teil-Darstellung.
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Im Folgenden wird ein erstes Ausführungsbeispiel erläutert, wie es in Verbindung mit einer herkömmlichen Ein- oder Zweikammer-Fertigungsanlage für die auf einem Pulverbett beruhende Erzeugung von Bauteilen mit thermischer Bindung (Schmelzen oder Sintern) des Pulvermateriales zur Präzisierung der schichtbezogenen Bereitstellung der Pulvermaterialmenge verwendet werden kann (s. 6 und obige Erläuterung).
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Eine solche, in 6 schematisch in Teildarstellung ihres oberen Bereiches im Längsschnitt dargestellte Zweikammer-Vorrichtung (gem. 6) weist eine Baukammer 1 auf, in der eine vertikal (in Richtung z-Achse) verfahrbare Bauplattform 2 (s. 6) als Trägerplatte eines zu erzeugenden Bauteiles 5 angeordnet ist. Durch Absenken der Bauplattform 2 (Bewegung in negative z-Richtung) um einen vorgebbaren Betrag (der in Abhängigkeit von der Bauteilkonfiguration oder auch der Aufschmelzleistung der Strahlquelle (Laser- oder Elektronenstrahl, UV- oder Infrarotstrahl) variieren kann), wird die Schichtdicke des zu generierenden Bauteiles und damit auch die für jede Schichterzeugung erforderliche Pulverzustellmenge PZQ bestimmt.
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Neben der Baukammer 1, die in den 2 und 3 ausschnittsweise dargestellt ist, befindet sich eine in den 2 und 3 nicht gezeigte Dosierkammer 3 (Pulvervorratskammer), s. 6. Soll das Bauteil 5 als Composite aus mehreren unterschiedlichen Materialien bestehen, können auch mehrere Dosierkammern 3 mit Pulvervorräten unterschiedlichen Materials vorgesehen sein.
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Gleichermaßen ist die Erfindung auch für ein Einkammersystem vorgesehen.
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Für die Pulverbereitstellung von der Dosierkammer 3 zur Baukammer 1 wird eine Pulverträgerplatte 6, auf der ein Pulvervorrat 7 in der Dosierkammer 3 ruht, um zumindest eine Schichtdicke IS (unter Berücksichtigung eines bisher nur generell fest voreingestellten Pulverzustellfaktor PZF, mit PZF > 1) angehoben und das Pulver durch eine Beschichtungseinheit 4, wie z. B. Rakel, Rolle, Klinge, Lippe, Schieber od. dgl., oberhalb der Baukammer 1 angeordnet und z. B. durch eine CAD-datengesteuerte Laserstrahlvorrichtung 8 durch einen Laserstrahl 9 (oder auch andere bei pulverbettbasierten generativen Fertigungsverfahren übliche Energiequellen) in Übereinstimmung mit den schichtbezogenen Bauteildaten zur Verfestigung des Pulvers (aus z. B. thermoplastischen Kunststoff oder z. B. einer Aluminium-Legierung) an den vorgesehenen (belichteten) Stellen verfestigt (aufgeschmolzen oder gesintert).
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Das erste Ausführungsbeispiel des Verfahrens zur pulverbettbasierten, generativen Fertigung des Bauteiles 5, das nachfolgend unter Bezugnahme auch auf die 2 und 3 erläutert wird, verbessert die präzise Zumessung des benötigten Pulvermateriales für eine neu zu generierende Schicht 10 (s. 3 ), indem ein zugehöriger Pulverzustellfaktor PZF schichtbezogen berechnet und als Regelungsgröße der Bestimmung der Pulverzustellmenge PZQ, bezogen auf die jeweilige Schicht 10 des Pulvermateriales 100 zugrundegelegt wird.
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Im ersten Ausführungsbeispiel des Verfahrens erfolgt die Bestimmung des Pulverzustellfaktor PZF schichtbezogen auf der Grundlage einerseits der Kammergeometrie der Baukammer 1, andererseits der Berücksichtigung der Fläche des in der vorhergehenden Schicht generierten Bauteiles 5 und einem Volumen eines Materialdefezits VMD in der vorhergehenden Schicht 11, d. h. unter Einbeziehung der Materialschrumpfungsrate RS, die sich aus dem Verhältnis der Dichte ρP des Pulvermateriales 100 als Schüttgut zur Dichte ρthB des thermisch gebundenen, verfestigten Bauteiles 5 in der Baukammer (vorhergehender generativer Aufbau) ergibt.
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Aus der Fläche AthB der zuletzt generierten, thermisch gebundenen Bauteilschicht und die hierzu eingesetzte Pulvermenge, ausgedrückt durch eine Schichthöhe IS der Pulverschicht, auf die die zuletzt generierte Schicht 11 zurückgeht, kann unter Berücksichtung der Materialschrumpfungsrate RS (= ρP/ρthB) das Volumen VthB der zuletzt thermisch gebundenen Schicht 12 mit VthB = AthB·IS·(ρP/ρthB) berechnet werden.
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Hieraus ergibt sich das „Schrumpfungsvolumen”, d. h. das in der zuletzt gesinterten/aufgeschmolzenen Schicht aufgetretene Volumen des Materialdefizites VMD zu VMD = (AthB·IS) – VthB
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Andererseits ist das Volumen VS+1 der neu aufzutragenden Schicht aus der Fläche ABK der Bauteilkammer und der Schichthöhe IS+1 der neu aufzutragenden Schicht bekannt zu VS+1 = ABK·IS+1
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Damit lässt sich die schichtbezogene Pulverzustellmenge PZQ für die nächste zu generierende Schicht berechnen zu PZQ = ABK·IS+1·PZF
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Die Schichthöhe IS+1 der neu aufzutragenden Schicht 10 ist aus den Baudaten des Bauteiles bekannt und ist in vielen Fällen konstant, kann aber auch von Schicht zu Schicht innerhalb des Bauteiles variieren. Gebräuchlich sind Schichthöhen IS, IS+1, ..., IS+n im Bereich von 10 μm bis 100 μm.
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Auf diese Weise kann eine wesentlich präzisere Zumessung des Pulvermateriales im Prozess erfolgen und einerseits Ausschuss durch Pulvermangel ebenso wie unnötiger Materialverbrauch an kostspieligem Pulvermaterial vermieden werden. Für Einkammersysteme kann somit eine bedarfsgerechte Pulvermenge durch die Pulvervorrat-Beschichtungseinheit aufgetragen werden.
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Ebenso ist es auf dieser Grundlage bei Zwei- oder Mehrkammersystemen möglich, über die Zustellung der Dosierplattform in positive z-Richtung mit dem geregelten Pulverzustellfaktor PZF mal Schichtstärke IS+1 eine bedarfsgerechte Pulvermenge PZQ bereitzustellen und aufzutragen.
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Wie das weitere Ausführungsbeispiel nach 4 verdeutlicht, kann der tatsächliche Pulverbedarf PZQ aber auch ohne Berechnung der Materialschrumpfungsrate RS auf der Grundlage eines vorab empirisch ermittelten Zusammenhanges zwischen einem Pulverzustellfaktor PZF und der zuletzt gesinterten/aufgeschmolzenen Fläche ermittelt werden, und zwar unter Berücksichtigung eines Materialreferenzwertes (MRef) für den Pulverzustellfaktor PZF, der empirisch für jedes Material auf der Basis einer Referenzgeometrie eines einfachen geometrischen Vergleichskörpers mit identischen Flächen in z-Richtung ermittelt wird.
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Solche einfache geometrische Referenzkörper mit identischen Flächen in z-Richtung sind z. B. Würfel, Quader oder Zylinder.
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Das zugehörige Diagramm des linearen Zusammenhanges zwischen dem Flächenanteil AthB aufgeschmolzener Fläche und dem materialreferenzwert-bezogenen Pulverzustellfaktor PZF für die Berechnung PZQ = ABK·IS+1·PZF ist in 4 gezeigt.
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Aufgrund des linearen Zusammenhangs kann besonders einfach für jede beliebige Fläche ein schichtbezogener, bedarfsgerechter Pulverzustellfaktor abgelesen und mit diesem die erforderliche Pulverzustellmenge PZQ berechnet werden.
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Je nach Material gibt es ein anderes Diagramm, in dem die Gerade a für den optimalen Pulverzustellfaktor einen anderen Anstieg „α” aufweist.
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Durch die Erfindung kann also einerseits Ausschuss in der Fertigung durch Pulverdefizite ebenso wie unnötiger Pulverüberschuss beim Schichtauftrag vermieden werden, welcher eine größere Bevorratung des teuren Pulvermaterials voraussetzt.
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Der Pulverauftrag bei pulverbettbasierten generativen Fertigungsverfahren mit thermischem Bindungsmechanismus ist durch eine Gratwanderung zwischen Pulverdefiziten und Pulverüberschuss gekennzeichnet.
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Pulverdefizite führen in vielen Fällen zu Fertigungsausschuss. Dieser Ausschuss kann durch die beschriebene Erfindung vermieden werden. Damit können sowohl die Prozessstabilität als auch Wirtschaftlichkeit des Verfahrens erhöht und die Marktakzeptanz pulverbettbasierter generativer Fertigungsverfahren verbessert werden.
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Pulverüberschüsse hingegen schaden nicht der Qualität der Bauteile, führen jedoch dazu, dass unnötig mehr Mengen an Pulvermaterial für das herzustellende Bauteil bereitgestellt werden müssen. Das hat zur Folge, dass mehr Kapital in Form von Pulvermaterial gebunden ist. Für Baukammergrößen nach heutigem Stand der Technik und Preisen für Pulvermaterialen, welche in mittleren dreistelligen Euro-Bereich pro Kilogramm liegen können, kommen hierbei schnell hohe vierstellige Euro-Beträge an unnötigerweise gebundenem Kapital zusammen (für die Verarbeitung von teueren Edelmetallen, wie Gold oder Platin, liegen die Kosten für gebundenes Kapital um ein Vielfaches höher). Weiterhin führen Pulverüberschüsse zu erhöhten Aufwendungen (und damit Kosten) für das Pulverrecycling, indem die zu siebenden Pulvermenge erhöht wird. Ebenso können durch Pulverüberschüsse zusätzliche Arbeitschritte notwendig werden, wie z. B.:
- – Pulvernachfüllen im Prozess (birgt gleichzeitig die Gefahr von Fertigungsausschuss, da Prozessunterbrechung notwendig wird)
- – erhöhter Handlingaufwand durch Umlauf größerer Pulvermengen
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Mit der beschrieben Erfindung können Pulverüberschüsse vermieden werden. Damit reduziert sich das gebunden Kapital und gleichzeitig können die Kosten durch schnellere Durchlaufzeiten gesenkt werden. Im Ergebnis wird auch damit eine höhere Marktakzeptanz und bessere Wirtschaftlichkeit gegenüber konkurrierenden Fertigungsverfahren erzielt.
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Die Erfindung findet Anwendung zur Regelung der Pulverzustellmenge für pulverbettbasierte generative Fertigungsverfahren mit thermischem Bindungsmechanismus. Dazu zählen z. B. die Verfahren Laser-Sintern, Masken-Sintern und Strahlschmelzen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2004/050746 [0005]
- DE 4410046 A1 [0006]
- WO 92/08566 A1 [0006]
- WO 93/25336 A1 [0007]
- EP 1015214 B1 [0008]
- DE 102005025348 A1 [0009]