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Die Erfindung betrifft einen Katheter, insbesondere einen Verweilkatheter, bevorzugt zur Behandlung von Funktionsstörungen und/oder Erkrankungen der Blase und/oder der Prostata, vorzugsweise in Verbindung mit oder nach einer Bestrahlungstherapie eines Prostatakarzinoms und/oder zur medikamentösen und/oder physikalischen Behandlung der Prostata und/oder der Blase, mit einem Katheterschlauch und einem distalen Katheteranschluss, wobei ein vom distalen Katheteranschluss bis zu wenigstens einer Ablauföffnung im Bereich des proximalen Endes des Katheterschlauchs reichender erster Kanal vorgesehen ist und wobei ein vom distalen Katheteranschluss bis zu einem befüllbaren Blasenballon im Bereich des proximalen Endes des Katheterschlauchs reichender zweiter Kanal vorgesehen ist, wobei der Blasenballon im eingeführten Zustand des Katheters zur Anordnung in der Blase vorgesehen ist.
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Das Prostatakarzinom stellt den häufigsten Tumor des Mannes dar. Aktuell werden in Deutschland pro Jahr ca. 64000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Durch die bessere Diagnostik wird das Prostatakarzinom immer häufiger im lokalisierten Stadium diagnostiziert, so dass die Möglichkeit einer Kuration gegeben ist. In der Vergangenheit bestand die Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms nahezu ausschließlich in der radikalen Prostatovesikulektomie.
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In den letzten Jahren sind verschiedene konkurrierende Therapieverfahren entwickelt worden, die zu einer veränderten Patientenpräferenz geführt haben. Dabei setzten sich vor allem diejenigen Therapiemaßnahmen durch, bei denen es mit Hilfe von ”Hightech-Maßnahmen” gelingt, Karzinomgewebe präzise und punktgenau zu destruieren.
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Aufgrund evidenzbasierter Daten konnten sich besonders radiologische Behandlungsverfahren etablieren. Sie erzielen nachweislich eine befriedigende Kontrolle des Tumors.
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Die interdisziplinären Leitlinien zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms empfehlen daher auch radiologische Therapieverfahren als primäre Behandlung des lokalisierten Prostatakarzinoms. Aus den vorhandenen Literaturdaten lässt sich erkennen, dass der Anteil der radiotherapierten Patienten derzeit ca. 30% beträgt. In Amerika ist dieses Therapieverfahren seit Jahren etabliert. Dort werden pro Jahr ca. 80.000 von ca. 240.000 neu erkrankten Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom bestrahlt.
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Allerdings führt die Bestrahlungstherapie zu postradiogenen Funktionsstörungen der Blase und/oder der Prostata, die die Strahlendosis limitiert und die Lebensqualität des Patienten einschränkt.
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Die Hauptfunktionsstörungen betreffen die Blasenfunktion. Diese Störungen sind gekennzeichnet durch eine irritative und obstruktive Symptomatik der Blase und der Prostata. Insbesondere werden die Prostata- und die Blasenschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen. Die Bestrahlung führt zu einer Reizung der Blasen- und Prostataschleimhaut und vermehrtem Harndrang mit einer irritativen Symptomatik. Im Ergebnis kommt es zu einer Störung der Blasenspeicherphase, die eine erhebliche Drangsymptomatik verursacht. Zusätzlich kann es durch das Ödem der bestrahlten Prostata zu einer Obstruktion kommen. Irritative und obstruktive Komponenten führen zu einer Symptomatik, die eine Pollakisurie, Nykturie, Dysurie und Restharnbildung bis zum Harnverhalt beinhaltet.
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Die vorgenannten Blasenfunktionsstörungen werden zur Zeit zum einen medikamentös, vorwiegend per os, also systemisch, oder durch intravesikale Therapien behandelt, wobei die Konzentration dieser Substanzen am Erfolgsorgan gering und/oder die Verweildauer kurz ist.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Katheter der eingangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, der eine bessere Therapierung von Funktionsstörungen und Erkrankungen der Blase und der Prostata erlaubt.
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Zur Lösung der vorgenannten Aufgabe ist bei einer ersten erfindungsgemäßen Alternative bei einem Katheter der eingangs genannten Art vorgesehen, dass der Blasenballon eine permeable oder semipermeable Wandung zur Medikamentenabgabe aufweist. Durch die Ausbildung des Blasenballons als Einrichtung zur Medikamentenabgabe wird letztlich ein Reservoir bzw. ein Depot für ein Medikament zur Verfügung gestellt, wobei das Reservoir im Körper des Patienten am Ort des Geschehens, d. h. an der Therapiestelle, zur Verfügung gestellt wird und das Medikament gezielt über eine vorgegebene Dauer abgegeben werden kann. Die Erfindung ermöglicht damit eine Behandlung für ein definiertes Zeitsegment durch die kontinuierliche Abgabe eines Medikaments über den permeablen Ballon unmittelbar an der Therapiestelle, wobei über die Durchlässigkeit der Wandung des Blasenballons die Abgabemenge des Medikaments pro Zeiteinheit exakt gesteuert werden kann. Beim erfindungsgemäßen Katheter handelt es sich somit um einen Spezial-Verweilkatheter, mit dem durch physikalische und medikamentöse Maßnahmen nicht nur Funktionsstörungen der Blase und der Prostata, sondern auch Erkrankungen wie Blasenkarzinome, Prostatakarzinome oder gutartige Vergrößerungen der Prostata behandelt werden können. Dabei sollte der erfindungsgemäße Verweilkatheter eine maximale Verweildauer von 48 h in der Blase haben.
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Im Zusammenhang mit der vorgenannten Alternative hat es sich als ausgesprochen vorteilhaft erwiesen, dass ein vom distalen Katheteranschluss bis zu einem befüllbaren Prostataballon im Bereich des proximalen Endes des Katheterschlauchs reichender dritter Kanal vorgesehen ist, wobei der Prostataballon im eingeführten Zustand des Katheters zur Anordnung im Bereich der Prostata vorgesehen ist. Der vorgenannte Prostataballon dient der Kompression und damit der lokalen physikalischen Behandlung der Prostata, aber auch der medikamentösen Behandlung der Prostata, entweder durch Beschichtung des Ballons mit einem Medikament oder durch Einbringen des Medikamentes in den Prostataballon, das über eine permeable Wand in die Prostata diffundiert, wenn er durch den dritten Kanal befüllt wird. Letztlich wird durch den befüllten Prostataballon die Harnröhre im Bereich der Prostata aufgeweitet und medikamentös beeinflusst.
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Bei einer alternativen Ausführungsform des Katheters mit einem ersten Kanal zur Urinabführung und einem zweiten Kanal zur Befüllung des Blasenballons, wobei der Blasenballon jedoch nicht zur Medikamentenabgabe geeignet ist, also keine entsprechend durchlässige Wandung aufweist, ist vorgesehen, dass ein vom distalen Katheteranschluss bis zu wenigstens einer im eingeführten Zustand im Bereich der Prostata befindlichen Auslassöffnung vor dem Blasenballon reichender dritter Kanal zur Medikamentenzuführung vorgesehen ist. Bei dieser Ausführungsform ist eine örtlich genau definierte Zugabe eines Medikaments im Bereich der zu therapierenden Prostata möglich. Die exakte Medikamentenzugabe im Bereich der Prostata ist deshalb gewährleistet, da letztlich der Blasenballon eine Fixierung des Katheters in der Blase darstellt. Durch Anordnung der Auslassöffnung zur Medikamentenzuführung in einem genau vorgegebenen Abstand zum Blasenballon, der wenigstens 0,5 cm betragen und vorzugsweise zwischen 1,0 und 3 cm und insbesondere bei etwa 1,5 cm liegen sollte, ist die Medikamentenzufuhr in der zu behandelnden Prostataregion gewährleistet.
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Alternativ zu der vorgenannten Ausführungsform ist es grundsätzlich auch möglich, dass der erfindungsgemäße Katheter entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ausgebildet ist und im Bereich der Prostata zumindest mit einer teilflächigen, insbesondere einer vollflächigen Beschichtung mit einem Medikament zur Behandlung von Funktionsstörungen und Erkrankungen der Prostata außenseitig beschichtet ist. Alternativ hierzu oder aber ergänzend kann vorgesehen sein, dass in den Katheterschlauch im Bereich der Prostata zumindest außenseitig ein Medikament zur Behandlung von Funktionsstörungen und/oder Erkrankungen der Prostata inkorporiert ist Bei den vorgenannten Ausführungsformen kann grundsätzlich auf den zuvor beschriebenen dritten Kanal verzichtet werden. Die exakte Medikamentenzugabe über die außenseitige Beschichtung und/oder Inkorporation des Medikaments des Katheterschlauchs im Bereich der Prostata ist, wie zuvor erwähnt, durch die Fixierung des Katheters über den Blasenballon in der Blase sichergestellt. Über die Dicke bzw. die Konzentration der Medikamentenbeschichtung und/oder die Menge/Konzentration des in das Schlauchmaterial inkorporierten und nach Einführung freigegebenen Medikaments und die Verweildauer des Katheters im Bereich der Prostata lässt sich dann die Therapie entsprechend steuern.
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Dabei versteht es sich, dass es sich anbietet, letztlich nicht nur eine einzige Auslassöffnung zur Medikamentenzuführung im Bereich der Prostata am proximalen Ende des Katheterschlauchs vorzusehen, sondern im Bereich der betroffenen Region eine Vielzahl von Auslassöffnungen zu realisieren.
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Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorgenannten zweiten erfindungsgemäßen Alternative ist im Bereich der Auslassöffnung ein Prostataballon vorgesehen, wobei der Prostataballon eine permeable oder semipermeable Wandung zur Medikamentenabgabe aufweist. Auf diese Weise erfüllt der Prostataballon dann gleichzeitig mehrere Funktionen. Zum einen bewirkt, wie zuvor beschrieben worden ist, die Befüllung des Prostataballons eine Kompression der Prostata und Aufweitung der Harnröhre im Bereich der Prostata. Neben dieser physikalischen Behandlung ergeben sich durch die Medikamentenabgabe über die durchlässige Wandung die zuvor im Zusammenhang mit dem Blasenballon beschriebenen Vorteile. Der mit Medikament gefüllte Prostataballon stellt damit ebenfalls ein Depot/Reservoir zur Verfügung, das über eine längere Zeitdauer definiert eine bestimmte Menge an Medikament unmittelbar an der Therapiestelle abgibt.
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Alternativ zu der vorgenannten Ausführungsform ist es auch möglich, dass die Wandung des Prostataballons undurchlässig ist. In diesem Falle weist der Prostataballon die zuvor beschriebene außenseitige Medikamentenbeschichtung und/oder -inkorporation auf. Der dritte Kanal dient dann nur dazu, den Prostataballon zu befüllen und eine Kompression der Prostata und Aufweitung der Harnröhre im Bereich der Prostata zu bewirken. Darüber hinaus ergibt sich durch die Befüllung des außenseitig mit dem Medikament beschichteten und/oder das Medikament in der Ballonwandung inkorporierten Prostataballons eine verstärkte Freigabe der Medikamentenbeschichtung.
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Wenngleich die beiden zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen Alternativen, also Blasenballon mit durchlässiger Wandung zur Medikamentenabgabe einerseits und Katheter mit üblichem Blasenballon, also nicht zur Medikamentenabgabe, und im Bereich der Prostata befindliche Auslassöffnung zur Medikamentenzuführung über einen dritten Kanal andererseits – für sich möglich und vorteilhaft sind, versteht es sich, dass auch die Kombination der vorgenannten Alternativen möglich und sogar besonders bevorzugt ist, und zwar insbesondere dann, wenn die Auslassöffnung zur Medikamentenzuführung letztlich zur Befüllung des Prostataballons dient, über den die Medikamentenabgabe erfolgt. In diesem Falle ist dann bedarfsweise über den Blasenballon und/oder den Prostataballon eine Medikamentenzufuhr bei gleichzeitiger Kompression der Prostata möglich.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die Wandung des Blasenballons und/oder die Wandung des Prostataballons derart ausgelegt bzw. ausgebildet ist, dass die Medikamentenabgabe durch Diffusion über einen Zeitraum von größer einer Stunde, vorzugsweise größer acht Stunden und insbesondere über einen Zeitraum zwischen 18 und 60 Stunden, bevorzugt zwischen 24 und 48 Stunden erfolgt. Dabei ist dann bevorzugt die Durchlässigkeit bzw. Permeabilität des betreffenden Ballons auf die Viskosität des zuzuführenden Medikaments abgestimmt. Je größer die Abgabemenge an Medikament pro Zeiteinheit ist, desto größer ist die Durchlässigkeit der Wandung.
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Da die Medikamentenabgabe über die Wandung des Blasenballons und/oder die Wandung des Prostataballons erfolgt, ergibt sich über die Abgabezeit eine Verringerung des Lumens des betreffenden Ballons. In diesem Zusammenhang ist es von Vorteil, dass die Wandung des Blasenballons und/oder die Wandung die Prostataballons derart ausgebildet ist, dass trotz der Medikamentenabgabe im befüllten Zustand ein Außendurchmesser von mehr 20 Charr. verbleibt. Dies bedeutet, dass nach Abgabe einer vorgegebenen Menge an Medikament und Reduzierung des maximalen Lumens auf ein Restlumen keine weitere Medikamentenabgabe mehr erfolgt. Der vorgenannte Außendurchmesser von größer 20 Charr. resultiert letztlich daraus, dass der Katheterschlauch in der Regel einen Durchmesser von 16 Charr. bis maximal 18 Charr. hat. Katheterschläuche mit größeren Durchmessern lassen sich in der Regel nicht mehr über die Harnröhre ohne weiteres einführen. Dadurch, dass sich durch die Medikamentenabgabe der Außendurchmesser auf einen Betrag von maximal 20 Charr. verringert, ist sichergestellt, dass sich der Blasenballon nicht aus der Blase herausziehen lässt und der Prostataballon noch eine hinreichende Kompression der Prostata gewährleistet.
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Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bietet es sich im Übrigen an, dass der Blasenballon nach Befüllung im Wesentlichen kugelförmig ist. Durch die Kugelform kann die Anschlagfunktion des Blasenballons im eingeführten Zustand in einfacher Weise sichergestellt werden. Demgegenüber bietet es sich an, dass der Prostataballon nach Befüllung im Wesentlichen zylinderförmig ist. Die zylinderförmige Ausgestaltung stellt sicher, dass es zu einer gleichmäßigen Aufdehnung der Harnröhre im Bereich der Prostata kommt. Dabei sollte der Prostataballon in Abhängigkeit der Größe der Prostata des Patienten eine Länge zwischen 2 cm und 6 cm haben. Dies hat zur Folge, dass grundsätzlich eine Mehrzahl von Kathetern mit unterschiedlichen Längen des Prostataballons zur Verfügung gestellt werden können. Im Übrigen ist festgestellt worden, dass der Prostataballon im befüllten Zustand einen maximalen Außendurchmesser zwischen 20 und 30 Charr., vorzugsweise zwischen 22 und 26 Charr. und insbesondere von etwa 24 Charr. haben sollte. Bei Versuchen ist festgestellt worden, dass bei derartigen Durchmessern eine hinreichende, aber gleichzeitig die Prostata nicht schädigende Kompression sowie eine die Harnröhre nicht schädigende Aufweitung erfolgt.
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Bei einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist am proximalen Ende des Katheterschlauchs eine endseitig geschlossene Spitze vorgesehen, die vorzugsweise hinter der Spitze liegende Schlitze aufweist. Durch die Realisierung der seitlichen Schlitzöffnungen hinter der Spitze ergibt sich eine bessere Urinabfuhr aus der Blase. Im Übrigen ist die Spitze des Katheterschlauchs gebogen, was insgesamt das Handling vereinfacht.
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Weiterhin bezieht sich die vorliegende Erfindung auf die Verwendung eines Katheters zur lokalen medikamentösen und/oder physikalischen Behandlung von Funktionsstörungen der Blase und/oder der Prostata, vorzugsweise in Verbindung mit oder nach einer Bestrahlungstherapie eines Prostatakarzinoms, mit einem Katheter der vorgenannten Art.
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Im Ergebnis wird durch die vorliegende Erfindung ein transurethraler Katheter zur Verfügung gestellt, der zur lokalen, physikalischen und medikamentösen Therapie des Ödems der Prostata und der abakteriellen Prostatitis, die durch Abbauvorgänge des devitalisierten Gewebes entsteht, sowie der radiogenen Urozystitis besonders geeignet ist und der erstmals eine gezielte lokale Therapie der Blasenfunktionsstörungen nach Radiotherapie des lokalisierten Prostatakarzinoms erlaubt. Über die einzelnen Kanäle dieses 3-Kanal-2-Ballon-Katheters kann den jeweiligen Ballons das Medikament zur Therapie der Urozystitis zugeführt werden. Natürlich können auch andere Medikamente, insbesondere lipophile Substanzen eingesetzt werden, die antiphlogistisch oder antiödematös wirken. Durch die Medikamentenzugabe über die Wandungen des oder der Ballons ist eine über einen langdauernden Zeitraum begrenzte Medikamentengabe möglich. Die Medikamente befinden sich dabei unmittelbar an der Therapiestelle und werden nicht, wie bei der oralen Therapie, über den ganzen Körper verteilt. Durch die Konzentration des Medikaments auf das Zielorgan werden Medikamentenkosten eingespart und systemische unerwünschte Wirkungen vermieden. Die vorliegende Erfindung kann sogar auch zu einer Erhöhung der Behandlungsdosis bei der Radiotherapie führen, da die durch die Radiotherapie verursachten Beeinträchtigungen besser beseitigt werden können. Dies führt letztlich zu einer objektiv besseren Behandlung im Sinne des onkologischen Ergebnisses.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung und der Zeichnung selbst. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der vorliegenden Erfindung, unabhängig von ihrer Zusammenfassung in Ansprüchen oder deren Rückbeziehung.
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Es zeigt
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1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Katheters im eingeführten Zustand,
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2 eine Schnittdarstellung eines erfindungsgemäßen Katheters und
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3 eine schematische Darstellung eines Katheters mit gefülltem Blasen- und Prostataballon.
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In 1 ist schematisch ein Katheter 1 im eingeführten Zustand dargestellt. Bei dem Katheter 1 handelt sich um einen Verweil-Blasenkatheter, der insbesondere zur Behandlung von Funktionsstörungen und Erkrankungen der Blase 2 sowie der Prostata 3, insbesondere im Zusammenhang mit einer Bestrahlungstherapie eines Prostatakarzinoms, dient. Der Katheter 1 wird hierzu für ein vorgegebenes Zeitsegment, das maximal 48 h betragen sollte, in die Blase eingeführt.
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Der Katheter 1 weist einen Katheterschlauch 4 und einen distalen Kathteranschluss 5 mit vorliegend drei Anschlussenden auf. Der Katheterschlauch 4 weist einen äußeren Mantel 6 auf, der als solcher aus Silikon besteht. Der Außendurchmessers des Katheterschlauchs 4 beträgt ca. 18 Charr. (Charrière). Der mittlere Katheteranschluss ist größer als 18 Charr. und verjüngt sich konisch auf ca. 18 Charr.
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Der Katheter 1 selbst hat eine Länge zwischen 20 bis 40 cm.
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Der Katheter 1 gemäß 2 weist einen ersten Kanal 8 auf, der vom distalen Katheteranschluss 5 bis zu mehreren Ablauföffnungen 10 im Bereich des proximalen Endes 7 verläuft. Die Ablauföffnung 10 und der erste Kanal 8 dienen zum Ablass von Urin 9 aus der Blase 2.
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Weiterhin ist ein zweiter Kanal 11 vorgesehen, der vom distalen Katheteranschluss 5 bis zu einem befüllbaren Blasenballon 12 im Bereich des proximalen Endes 7 des Katheterschlauchs 4 reicht. Der Blasenballon 12 ist vorliegend kugelförmig ausgebildet. Das Lumen des Blasenballons 12 beträgt vorliegend etwa 30 ml. Im eingeführten Zustand des Katheters 1 entsprechend 1 befindet sich der Blasenballon 12 in der Blase 2 und dient als Anschlag zur Verhinderung des unbeabsichtigten Entfernens (Herausziehens des eingeführten Katheters 1.
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Bei der dargestellten Ausführungsform ist es nun so, dass der Blasenballon 12 eine permeable oder semipermeable Wandung 13 zur Abgabe eines oder mehrerer Medikamente 14 aufweist. Damit ist die Wandung 13 für das Medikament durchlässig.
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Weiterhin weist der Katheter 1 einen dritten Kanal 15 auf, der vom distalen Katheteranschluss 5 bis zu einem befüllbaren Prostataballon 16 im Bereich des proximalen Endes 7 des Katheterschlauchs 4 reicht. Wie sich aus 1 ergibt, ist der Prostataballon 16 im eingeführten Zustand zur Anordnung im Bereich der Prostata 3 vorgesehen. Im dargestellten Ausführungsformbeispiel weist der Prostataballon 16 eine permeable oder semipermeable Wandung 17 zur Medikamentenabgabe auf. Letztlich ist die Wandung 17 des Prostataballons 16 in gleicher Weise ausgebildet wie die Wandung 13 des Blasenballons 12. Grundsätzlich können die Wandungen 13, 17 auch eine unterschiedliche Durchlässigkeit haben, wenn eine bestimmte Mengenabgabe des Medikaments pro Zeiteinheit über die jeweilige Wandung 13, 17 gewährleistet werden soll.
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Konkret ist die Ausbildung des Blasenballons 12 so, dass die Wandung 13 auf den Mantel 6 aufgebracht und an den äußeren Rändern des Mantels 6 umlaufend mit dem Mantel 6 verbunden ist. Der zweite Kanal 11 mündet über eine Auslassöffnung 18 in den Ringraum zwischen der Wandung 13 und dem Mantel 6. In ähnlicher Weise ist der Prostataballon 16 realisiert. An den äußeren Rändern ist die Wandung 17 mit dem Mantel 6 umlaufend verbunden. In den Ringraum zwischen der Wandung 17 und dem Mantel 6 mündet eine Auslassöffnung 19 des dritten Kanals 15.
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Der lichte Abstand a des Prostataballons 16 zum Blasenballon 12 beträgt vorliegend etwa 1,5 cm. Durch diesen Abstand ist letztlich die exakte Anordnung des Prostataballons 16 im Bereich der Prostata 3 sichergestellt.
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Bei den dargestellten Ausführungsformen sind die Wandungen 13, 17 der Ballons 12, 16 derart ausgebildet, dass die Medikamentenabgabe durch Diffusion über einen längeren Zeitraum erfolgt. Bevorzugt sollte die Medikamentenabgabe über einen Zeitraum zwischen 24 Stunden und 48 Stunden erfolgen. Die Medikamentenabgabe pro Zeiteinheit lässt sich jedenfalls auch durch eine bestimmte Materialwahl der Wandungen 13, 17, deren Porosität oder Permeabilität beeinflussen. So kann es sich bei den Wandungen 13, 17 beispielsweise um permeable oder semipermeable Membranen handeln. Die Wandungen 13, 17 sind dabei bevorzugt so ausgestaltet, dass nach der anfänglichen Befüllung der Ballons 12, 16 ein Medikament 14 abgeben wird, so dass das jeweilige Lumen der Ballons 12, 16 sich verringert, dass bei Erreichen eines bestimmten Lumens jedoch keine weitere Medikamentenabgabe mehr erfolgt, wenn der Austausch der Substanzen bzw. Medikamente erfolgt ist und die Konzentration dieser Substanzen, sowohl in dem Ballon oder dem Gewebe der Prostata oder der Flüssigkeit in der Blase zumindest im wesentlichen gleich ist (Ausgleich der Konzentration durch Diffusion). Auf diese Weise verbleibt ein Restlumen der Ballons 12, 16, wodurch sichergestellt ist, dass der Blasenballon 12 weiterhin als Anschlag in der Blase 2 wirken kann und der Prostataballon 16 ebenfalls in Position im Bereich der Prostata 3 gehalten wird und dort die Kompressionswirkung auf das Gewebe der Prostata 3 ausübt.
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Wie sich aus den 1 und 3 ergibt, ist der Blasenballon 12 nach Befüllung im Wesentlichen kugelförmig. Demgegenüber ist der Prostataballon 16 nach Befüllung im Wesentlichen zylinderförmig. Die Länge des Prostataballons 16 kann variieren. Sie hängt letztlich von der Größe der Prostata des jeweiligen Patienten ab. Übliche Längen liegen zwischen 2 und 6 cm. Im befüllten Zustand, wie in den 1 und 3 dargestellt ist, weist der Prostataballon 16 einen Außendurchmesser von etwa 24 Charr. auf.
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Insbesondere die 2 verdeutlicht, dass am proximalen Ende 7 des Katheterschlauchs 4 eine endseitig geschlossene Spitze 20 vorgesehen ist. Vor der Spitze 20 befinden sich im vorliegenden Fall zwei Ablauföffnungen 10, die rund oder schlitzförmig sein können.
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Zur Anwendung des Katheters 1 wird dieser zunächst über die Harnröhre 21 eingeführt, bis sich der Katheterschlauch 4 mit dem noch nicht befüllten Blasenkatheter 12 in der Blase 2 befindet. Sobald sich die Spitze 20 mit den Ablauföffnungen 10 in der Blase 2 befindet, kann etwaig dort befindlicher Urin 9 über die Ablauföffnungen 10 und den ersten Kanal 8 ablaufen. Ein im Bereich des Katheteranschlusses 5 befindlicher Stöpsel 22 dient zum Verschluss des ersten Kanals. Der Stöpsel 22 kann grundsätzlich jederzeit entfernt werden. Grundsätzlich ist auch möglich, einen Stöpsel mit Ventilmechanismus zur bedarfsweisen Entleerung der Blase vorzusehen. Anschließend wird der Blasenballon 12 über den zweiten Kanal 11 mit einem Medikament, beispielsweise ein Medikament 14 zur Therapie der Urozystitis, befüllt. Ein im Bereich des Katheteranschlusses 5 im zweiten Kanal 11 befindliches Ventil 23 verhindert den Rücklauf des betreffenden Medikaments 14. Anschließend wird der Prostataballon 16 über den dritten Kanal 15 mit einem Medikament 14 befüllt. Hierbei handelt es sich um ein Medikament 14 zur Behandlung der Prostata.
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Im Bereich des Katheteranschlusses 5 befindet sich im dritten Kanal 15 ein weiteres Ventil 24 zur Verhinderung des Auslaufens des Medikaments 14.
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Im befüllten Zustand hat der Katheter 1 folgende Funktionen:
- 1. Durch die Füllung des Prostataballons 16 wird die Prostata 3 komprimiert und das Ödem herausgepresst (physikalischer Ansatz).
- 2. Es erfolgt eine lokale Therapie der Prostata 3, die durch Abräumvorgänge der devitalisierten Zellen entzündlich verändert ist. Dabei können die lipophilen Substanzen eingesetzt werden, die antiphlogistisch und antiödematös wirken (pharmako-therapeutischer Ansatz der odematös und entzündlich veränderten Prostata).
- 3. Es wird per difusionem aus der permeablen Wandung 13 des Blasenkatheters 12 eine oder mehrere antiinflammatorische Substanzen zur lokalen Therapie der Urozystitis abgegeben.
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Hinzuweisen ist darauf, dass es im Übrigen grundsätzlich möglich ist, über den ersten Kanal 8 Medikament 14 der Blase 2 zuzuführen. Dies ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn eine größere Menge an Medikament 14 sehr schnell in die Blase 2 einzubringen ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Katheter
- 2
- Blase
- 3
- Prostata
- 4
- Katheterschlauch
- 5
- Katheteranschluss
- 6
- Mantel
- 7
- proximales Ende
- 8
- erster Kanal
- 9
- Urin
- 10
- Ablauföffnung
- 11
- zweiter Kanal
- 12
- Blasenballon
- 13
- Wandung
- 14
- Medikament
- 15
- dritter Kanal
- 16
- Prostataballon
- 17
- Wandung
- 18
- Auslassöffnung
- 19
- Auslassöffnung
- 20
- Spitze
- 21
- Harnröhre
- 22
- Stöpsel
- 23
- Ventil
- 24
- Ventil
- a
- lichter Abstand