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Es gibt eine fast unübersehbare Zahl von Verriegelungssystemen für Selbstladepistolen. Die heute gängige Colt-Browning-Verriegelung überragt jedoch alle. Sie ist sie die einfachste, funktionsfähigste und auch optisch ansprechendste. Trotz einiger Nachteile ist sie deshalb Weltstandard geworden.
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Vor vielen Jahren habe ich eine Verriegelung für Selbstladepistolen erfunden, auf die unter der Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 ein Patent erteilt wurde. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie alle Vorteile des Colt-Browning-Verriegelungssystems hat ohne dessen Nachteile und dass sie darüber hinaus noch weitere beim Colt-Browning-Verriegelungssystem nicht vorhandene Vorteile besitzt.
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Hier nochmal kurz die Vorteile der Verriegelung gemäß Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 (Basis-Patent) gegenüber der Colt-Browning-Verriegelung (auf die Darstellung der Vorteile gegenüber anderen Verriegelungssystemen sei aus o. e. Gründen und der Übersichtlichkeit halber verzichtet):
- • supersolide Verriegelung mit sehr großen Verriegelungsflächen an belastungsmäßig unkritischen Stellen (können sehr hart gemacht werden), was exzellentes Verschleißverhalten bei gleichzeitig höchster Zähigkeit (auch und vor allem an kritischen Stellen) und dadurch bestmöglicher Haltbarkeit und Lebensdauer bringt; wichtiges Argument für Magnum- und Flaschenhalspatronen
- • Spiel in der Verriegelung einstellbar
- • Verschleiß in der Verriegelung ausgleichbar ohne Auswechselung von Lauf und/oder Schlitten
- • geringerer Rückstoß, FFS-Masse wirkt während der Phase hohen Gasdrucks unterstützend zur Schlitten- und Laufmasse
- • höhere Gestaltfestigkeit des Schlittens durch generell günstigere Gestalt aber auch durch einen höheren Steg unter dem Auswurffenster, damit festigkeitsmäßig der neueren Version der Colt-Browning-Verriegelung weit überlegen
- • Steghöhe des Schlittens unter dem Auswurffenster höher, damit diese Schwachstelle (Gefahr von Brüchen) bei Schlitten nach dem heutigen Colt Browning-System eliminiert
- • Schlittenhöhe konzeptionsbedingt geringer; kein Niederdrücken der Patronen im Magazin beim Rücklauf um diesen grundsätzlichen Nachteil auszugleichen.
- • wesentlich größere Gestaltungsspielräume für Auswurffenster
- • wesentlich größere Gestaltungsspielräume für Lauf
- • Rampensteigung wird im entriegelten Zustand nicht steiler wie bei Colt-Browning
- • wesentlich schmälere Aussparung im Lauf für Auszieher
- • gerade geführter Lauf
- • geeignet auch für Waffen mit aufgesetztem Schalldämpfer (das Abkippen des Laufs beim Entriegeln führt beim Schießen mit Schalldämpfern zur Zerstörung des Schalldämpfers und zu verheerenden Trefferergebnissen)
- • Schussrichtung parallel zur Schlittenführung
- • geringe Herstellkosten
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Bereits zur Zeit der Anmeldung war klar, dass die Erfindung
EP 0 8585 80 B1 nicht nur die z. Zt. bestmögliche Verriegelung beinhaltet, sondern dass aufbauend auf den Grundzügen dieses Verriegelungssystems eine ganze Reihe weiterer außerordentlich interessanter Erfindungen möglich sind.
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Ziel dieser Anmeldung ist es, zusätzliche auf
EP 0 8585 80 B aufbauende Erfindungen zu schützen.
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Der Grundgedanke der Erfindungen:
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Selbstladepistolen sind so ausgelegt, dass die Kraft der Pulvergase die Verschlussmasse entgegen der Geschossbewegung beschleunigt und damit das Auswerfen der leeren Patronenhülse sowie das Einführen einer neuen Patrone in den Lauf bewirkt. Damit alles klaglos funktioniert, ist eine gute Abstimmung aller auf den Repetiervorgang einwirkenden Parameter unerlässlich. Es ist nun aber so, dass hinsichtlich der Patrone durchaus sehr verschiedenartige Wünsche bestehen. Z. B. hätte ein und derselbe Schütze abhängig vom konkreten Anwendungsfall gerne mal eine schwache Ladung, ein anderes Mal eine starke Ladung. Bei der Gesamtheit der Schützen und Anwendungen streuen die Wünsche noch stärker. Was beim Revolver ohne irgendwelche Schwierigkeiten machbar ist, stößt bei der Selbstladepistole rasch an Grenzen:
- • eine auf schwache Ladungen ausgelegte Pistole wird bei starken Ladungen sehr hohe Verschlussgeschwindigkeiten haben und damit Waffe und Schütze in untragbarer Weise belasten.
- • eine auf starke Ladungen ausgelegte Pistole wird bei schwachen Ladungen zu geringe Verschlussgeschwindigkeiten haben und damit kein einwandfreies Repetieren ermöglichen.
- • eine auf starke Ladungen ausgelegte Pistole wird große Schließfederkräfte und damit für das Repetieren von Hand unangenehm hohe Kräfte erfordern.
- • eine auf starke Ladungen ausgelegte Pistole wird große Verschlussmassen und damit verbunden hohe Waffengesamtgewichte mit sich bringen.
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Erfindungsgemäß werden abhängig vom Gasdruck der Pulverladung zusätzliche Bremskräfte für die Verschlussbewegung aufgebaut, womit sich o. e. Nachteile der heutigen Pistolen weitgehend eliminieren lassen. Die Folge:
- • geringere bewegte Massen,
- • wesentlich geringere Betätigungskräfte für den manuellen Repetiervorgang,
- • geringere Waffengesamtgewichte,
- • geringerer Rückstoß
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Doch damit nicht genug. Die Erfindung ermöglicht weitere zusätzliche Vorteile:
- • bessere Präzision durch:
– spielfreie Laufführungen
– feststehende Läufe
– freischwingende Läufe
- • neuartige, von den seitherigen Pistolenkonzepten abweichende Pistolen-Grundkonzeptionen, die sich durch mit den seitherigen Konzepten undenkbare positive Eigenschaften auszeichnen
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Diese zusätzlichen Bremskräfte lassen sich beim Verriegelungskonzept mit FFS sehr einfach und mit sehr geringem fertigungstechnischem Mehraufwand realisieren. Auch im Hinblick auf o. e. Aspekte ist die Verriegelung über die FFS der Colt-Browning-Verriegelung überlegen.
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Es gibt eine ausgesprochen große Anzahl von Möglichkeiten, die oben angesprochene grundsätzliche Idee umzusetzen. Der Übersichtlichkeit halber und weil sowohl das Basispatent
EP 0 8585 80 B1 als auch dieses Patent die grundsätzliche Erfindung schützt, sei im Folgenden von einer Auflistung aller Varianten abgesehen und zur Veranschaulichung seien lediglich einige Beispiele der Umsetzung aufgeführt.
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0 zeigt noch einmal die in der Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 dargestellte Magnum-Pistole im Schnitt.
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1 bis 10 zeigen darauf aufbauend beispielhaft einige der erfindungsgemäßen Lösungen. Auf eine ausführliche Beschreibung jedes einzelnen Ausführungsbeispiels sei hier zunächst mal verzichtet, da dem Fachmann sich der Sachverhalt bereits aus der Skizze erschließt.
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Fig. 1:
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Zeigt eine Pistole mit einer Verriegelung wie durch
EP 0 8585 80 B1 geschützt, aber mit dem Unterschied, dass auf die Federführungsstange (FFS) eine Bremskraft wirkt. Erzeugt wird diese durch den Druck der Pulvergase. Konzeptionell lehnt sich die Pistole relativ eng an an die in der Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 dargestellte Magnum-Pistole, hat aber im Innern des Laufhakens eine Gasdruck-Bremse/Verstärkung. Auch sie hat einen axial beweglichen Lauf
1, gegen dessen Laufhaken
2 sich das hintere Ende der Federführungsstange
3 abstützt und solange das Geschoss sich im Lauf
1 befindet eine starre Verriegelung bewerkstelligt. Im Unterschied zu der Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 ist hier aber der Laufhaken
2 mit einer laufparallelen Bohrung
4 versehen, in der sowohl die Federführungsstange
3 als auch der Druckausgleichsbolzen
5 gelagert sind. Der Druckbolzen
5 ist fest mit dem Griffgehäuse verbunden z. B. über Gewinde, Presspassung o. ä.. Wird nun die Pistole abgefeuert, so wirkt die Kraft der Pulvergase einerseits über den Stoßboden
6 beschleunigend andererseits über den Druckbolzen
5 bremsend auf den Verschlussschlitten
7. Das hat zur Folge, dass bei sonst gleichen Verhältnissen Verschlussschlitten
7, Lauf
1 und FFS
3 sich mit wesentlich geringerer Beschleunigung/Geschwindigkeit nach hinten in Bewegung setzen als bei einer normal verriegelten Pistole. Nach relativ kurzer Wegstrecke überfährt die Vorderkante des Verbindungskanals
8 im Laufhaken
2 die Vorderkante des Druckbolzens
9 und unterbricht damit die Verbindung vom Druckraum
10 zwischen Druckbolzen und Federführungsstange zum Laufinnern
11. Kurz vorher, gleichzeitig oder mit geringer zeitlicher Verzögerung wird die in der Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 dargestellte Verriegelung durch die Axialbewegung und die dadurch bewirkte Drehung der FFS aufgehoben und der Verschlussschlitten setzt durch seine Massenträgheit und angetrieben durch die nach der Entriegelung noch wirksamen Restgaskräfte seine Bewegung nach hinten in bekannter Weise fort bis zum Anschlag am Griffgehäuse, wobei zuvor die leere Patronenhülse ausgeworfen und der Hahn gespannt wurde. (Das Prinzip der Nutzung des Gasdrucks der Pulvergase zur Unterstützung eines einfachen Massen-Verschlusses ist seit der Endphase des 2. Weltkriegs bekannt und wurde damals in dem sog. Volkssturm-Karabiner erstmals angewendet. Viele Jahre später griff die Fa. Heckler&Koch auf die Erfindung zurück und verwendete das Prinzip bei Pistolen z. B. bei der P7 mit dem Vorteil, dass gegenüber dem reinen Masse-Verschluss die Verschlussmasse und damit natürlich auch die Waffengesamtmasse signifikant vermindert und darüber hinaus die Verschlussfeder wesentlich schwächer ausgelegt werden kann. Faszinierend dabei, dass trotz dieser Vorteile die Fertigungskosten nicht höher sondern niedriger werden. Allerdings hat in der von HK in der P7 verwendeten Version diese Verriegelung noch etliche Nachteile, die mit der hier dargestellten Lösung vermieden werden).
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Die Vorteile einer solcherart ausgeführten erfindungsgemäßen Pistole gegenüber einer Pistole gemäß Patenschrift
EP 0 8585 80 B1 und erst recht gegenüber einer herkömmlichen:
- • geeignet sowohl für stärkste Patronen (Magnum-Patronen) als auch für schwächere Patronen
- • trotz bester Eignung für Magnum-Patronen:
• geringe bewegte Massen
• geringes Waffengewicht
• geringe Betätigungskräfte beim manuellen Repetiervorgang
• geringe Verschlussgeschwindigkeiten
• geringer Rückstoß
• geringe Belastung von Waffe und Schütze
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Die Vorteile einer erfindungsgemäßen Pistole gegenüber einer herkömmlichen Pistole mit Gasdruckverstärkung a la HK P7:
- • sehr geringe Gasverluste, da der Druckraum sehr klein im Vergleich zum Druckraum einer solchen Pistole
- • nach dem Entriegeln sofortiger Wegfall der Gasdruck-Verstärkung, damit größtmögliche Sicherheit des Repetiervorgangs
- • starre Verriegelung
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Zusätzlich zu o. e. Vorteilen kommt noch der Vorteil einer sehr kostengünstigen und dennoch außerordentlich präzisen Laufführung im unteren Bereich des Laufhakens durch die Führung des Laufhakens auf dem Druckbolzen. Verglichen mit o. e. Vorteilen sind die fertigungstechnischen Aufwendungen gering, so dass durch die andererseits erzielbaren Einsparungen sogar von geringeren Gesamtkosten ausgegangen werden kann. Das gezeigte Bremssystem baut sehr einfach. Bezgl. Montage und Demontage ergeben sich keinerlei Erschwernisse im Vergleich zur heute gebräuchlichen Colt-Browning-Verriegelung. Das System ist äußerst robust und unempfindlich gegenüber Verschmutzung. Eine evtl. irgendwann einmal erforderliche Reinigung kann sehr einfach erfolgen.
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Fig. 2:
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Die in 1 dargestellte Lösung ist lediglich eine von vielen möglichen Varianten einer Pistole mit gasdruckgebremster/unterstützter starrer Verriegelung über die Federführungsstange. Wie bereits oben erwähnt, öffnet sich ein weites Feld für die verschiedenartigsten Umsetzungen des grundsätzlichen Erfindungsgedankens. Beispielhaft für viele andere Möglichkeiten zeigt 2 eine ebenfalls im Innern des Laufhakens untergebrachte Gasdruck-Verstärkung, die jedoch bei der Demontage im Laufhaken verbleibt. Sie hat den Vorteil der Laufführung über den Druckbolzen nicht. Dafür hat sie aber den Vorteil, dass die gesamte „Mimik” für die Gasdruckverstärkung im Falle eines Laufwechsels mit ausgetauscht wird. Das bringt verschiedene zusätzliche Vorteile, z. B. bei der Umrüstung der Pistole von Läufen für schwache Patronen auf Läufe mit starken Patronen (z. B. 9 mm Luger ohne Gasdruckbremse auf 9 mm Magnum mit Gasdruckbremse)
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Fig. 3:
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Ein weiteres Beispiel. Hier sind sowohl im Druckbolzen als auch im Laufhaken Kanäle untergebracht, die einen Abfall des Drucks im Druckraum vor dem Abfall im Laufinnern bewirken, was bei gekonnter Auslegung für den Bewegungsablauf weitere Vorteile bringt. Der fertigungstechnische Mehraufwand ist minimal
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Fig. 4:
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Grundsätzlich ist es auch möglich die Kraft der Pulvergase nicht unmittelbar sondern mittelbar zu nutzen. Ein Beispiel dafür zeigt 4. Die Details sind unschwer zu erkennen. Wie bei 1 gibt es hier einen im Laufhaken 1 untergebrachten Druckbolzen 2, der jedoch nicht vom Gasdruck des Treibladungspulvers unmittelbar beaufschlagt ist, sondern von einem weiteren seinerseits vom Gasdruck beaufschlagten Druckbolzen 3 belastet wird. Die aufgrund der größeren Fläche des Druckbolzens 3 beträchtliche dem Gasdruck proportionale Druckkraft erzeugt eine auf Laufhaken und Federführungsstange wirkende Reibung, die auch wieder wie im Beispiel von 1 eine Verringerung der Beschleunigung/Geschwindigkeit des Schlittens zur Folge hat. Wie schon in den Ausführungen gemäß 1 sind auch hier die fertigungstechnischen Aufwendungen gering, die Lösung sehr robust, Montage und Demontage und Reinigung einfach
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Fig. 5:
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Zeigt stellvertretend für viele andere das Prinzip mit einem vom Gasdruck gesteuerten Ventil. Während die Varianten nach 1 und 2 sich auszeichnen durch einfachsten Aufbau, äußerste Robustheit usw. und die Grundforderungen leichteste Verschlussmassen, angenehmste Kräfte bei der Handhabung usw. perfekt erfüllen, hat bei gekonnter Auslegung die Ausführung gemäß 3 vor allem den zusätzlichen Vorteil, einer noch weiter gehenden Unabhängigkeit von der Leistung der verwendeten Patrone.
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Fig. 6:
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Betrachtet man die heutigen Pistolenkonzepte einmal genauer in Bezug auf die dynamischen Abläufe, so kommt man zum Schluss, dass diese nicht gut optimiert sind. Beispiel: Der Auswurf der leeren Patronenhülse erfolgt kurz vor Anschlag des Schlittens am Handgriffgehäuse. Damit der Auswurf erfolgreich von statten gehen kann, ist eine relativ hohe Geschwindigkeit des Verschlussschlittens zum Zeitpunkt des Ausstoßens erforderlich. Diese Mindestgeschwindigkeit zusammen mit der bei heutigen Pistolenkonzepten hohen Schlittenmasse erzeugt naturgemäß beim kurz darauf erfolgenden Anschlag einen recht beachtlichen Schlag auf das Griffgehäuse, was für die Waffe eine erhebliche Belastung bedeutet und sich für den Schützen als unangenehmer Rückschlag bemerkbar macht. Schlimmer noch: Dieser Rückschlag bringt die Waffe weit aus der Schussrichtung, sodass bis zum möglicherweise rasch erforderlichen nächsten gezielten Schuss zu viel Zeit vergeht. Abhilfe bringt neben der konstruktiven Vorgabe von geringerer Verschlussmasse und von mehr Weg zwischen Auswurf und Anschlag ein weicheres Aufschlagen des Verschlussschlittens am Griffgehäuse. Dieses kann durch eine Aufschlagfeder erreicht werden. Eine besonders elegante Lösung ergibt sich natürlich dann, wenn diese Feder ohne großen Aufwand in einem ohnehin vorhandenen anderen Teil integriert werden kann. Die FFS bietet sich für eine solche integrierte Lösung an.
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Vom Standpunkt der maximal erreichbaren Präzision sind fest mit dem Griffgehäuse verbundene Läufe den Läufen mit axialem Verriegelungsweg überlegen. Diese können darüber hinaus auch als präzisionsfördernde sog. freischwingende Läufe ausgeführt werden. Trotz dieser faszinierenden Vorteile findet man fest eingebauten Läufe praktisch nur bei relativ kleinen Pistolen für schwache Patronen, also ausgerechnet dort, wo sowohl von der Patronenleistung als auch von der Waffengröße und erst recht vom Anwendungsgebiet eine hohe Präzision nicht erforderlich ist. Dass bei leistungsfähigen Pistolen der Colt-Browning-Verschluss dominiert, hat seine Gründe (s. 0.) und auch damit zu tun, dass verriegelte Verschlüsse für Pistolen mit feststehenden Läufen mit vielerlei Unzulänglichkeiten behaftet sind. Der sog. Rollenverschluss ist komplizierter als der starr verriegelte Verschluss nach Colt-Browning-Prinzip und hat zudem noch weitere Nachteile. Der gasdruckgebremste Verschluss hat wie bereits oben erwähnt, auch eine ganze Reihe von Nachteilen. Und schließlich ist der vom Selbstladegewehr bekannte Gasdrucklader-Verschluss bei einer Pistole, die hinsichtlich Kompaktheit viel strengeren Kriterien genügen muss, auch nicht die Lösung.
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Ein Verschluss mit gasdruckgebremster FFS dagegen kann außerordentlich robust und funktionstauglich und kompakt ausgeführt werden mit einem Minimum an Fertigungskosten. Prinzipiell lassen sich 2 unterschiedliche Funktionsprinzipien verwirklichen, dargestellt in 7 und 9.:
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Fig. 7:
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Die Pistole hat einen durch den Druck der Pulvergase verzögerten Masseverschluss und hat in dieser Hinsicht eine gewisse Ähnlichkeit mit der HK P7. Der Unterschied: Durch die hier vorgesehene FFS nach
EP 0 8585 80 B1 ergibt sich ein sehr kleiner Druckraum hinter der FFS, der naturgemäß sehr geringe Gasverluste mit sich bringt. Weiter kann die Schlittenmasse geringer gehalten werden als bei der P7, da die FFS-Masse während der Phase hoher Gasdrücke die Schlittenmasse unterstützt und weil die Gasdruckbremse kräftiger ausgeführt werden kann auf Grund der nach der „Entriegelung” voll wirksamen Gaskräfte. Die FFS stützt sich in diesem Fall nicht gegen den Laufhaken ab. Die dem Druckraum zugewandte Fläche der FFS ist kleiner als der Querschnitt des Laufs, wodurch sich der Verschluss zwar vom Beginn der Geschossbewegung an in Bewegung setzt, allerdings mit einer Beschleunigung, die selbst bei geringen Verschlussmassen nur ein sehr geringes Öffnen zulässt. Erst nach Öffnen der Verriegelung und/oder der Entlüftung des Druckraums durch Übersteuern der hierfür vorgesehenen Entlastungsbohrungen wird der Verschlussschlitten durch Wegfall der Wirkung der Gasbremse eine effektvolle Beschleunigung und Geschwindigkeit erhalten. Das hier dargestellte Funktionsprinzip baut sehr einfach und kostengünstig.
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Fig. 8:
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Zeigt einen Verschluss mit einer „starren” Verriegelung nur durch Gaskräfte und einer ventilgesteuerten Verschlussöffnung nach Abfall des Gasdrucks auf sichere Werte. Wird der dem Gasdruck ausgesetzte Durchmesser der FFS größer gewählt als der Laufdurchmesser, so ergibt sich dadurch eine Kraft auf das hintere Ende der FFS, die größer ist als die Kraft der Patrone auf den Stoßboden des Verschlussschlittens, wodurch derselbe Effekt erzielt wird wie bei einer Waffe mit starrer Verriegelung. Dieser Effekt lässt sich nutzen, wenn ein zusätzliches Element eingebaut wird, das nach Abfall des Gasdrucks auf sichere Werte die Verbindung zum Laufinneren unterbricht und den Druckraum hinter der FFS entlüftet. Dieses Element könnte zum Beispiel ein einfaches Verzögerungselement sein. Es hat den Effekt, dass damit ein feststehender Lauf möglich wird. Wird dieses Element als Ventil ausgeführt, so lassen sich damit weitere interessante Effekte erzielen. Dieses Ventil kann so ausgeführt sein, dass nach Abfall des Gasdrucks auf sichere Werte die Verbindung zum Laufinneren unterbrochen und der Druckraum hinter der FFS entlüftet wird. Bei gekonnter Optimierung dieses Systems eröffnen sich mit solch einer Vorrichtung ganz neue recht interessante Perspektiven, z. B. dass neben den o. e. Vorteilen wie Eignung für stärkste Ladungen, Verringerung der Verschlussmassen, Verringerung der Betätigungskräfte beim Repetieren von Hand usw. auch ein für Pistolen neuer und sehr wünschenswerter Effekt erzielbar ist, nämlich die Sicherstellung einer einwandfreien Funktion der Waffe unabhängig von der Stärke der verwendeten Patrone.
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Nach dem Zünden der Patrone passiert das Geschossheck 1 auf seinem Weg zur Mündung die Verbindungsbohrung 2 wodurch hochgespannte Pulvergase in den Druckraum 3 hinter der FFS 4 gelangen und diese infolge ihres im Vergleich zum Lauf größeren Durchmessers sicher verriegeln. Durch den Druck der Pulvergase im Druckraum wird außerdem der Verriegelungsbolzen 5 nach unten gedrückt sodass bei nachlassendem Gasdruck der Ventilbolzen 6 unter dem Druck der Ventilfeder 7 nach vorn wandern kann. Dadurch wird die Verbindung Laufinneres zum Druckraum unterbrochen. Gleichzeitig wird durch die Übersteuerung der Entlüftungsbohrung 8 der Druckraum entlüftet. Der Gegendruck auf das hintere Ende der FFS wird dadurch abgebaut und die FFS angetrieben vom Verschlussschlitten setzt sich nach hinten in Bewegung. Über die im Steilgewinde 9 laufenden Warzen 10 wird die FFS soweit verdreht, bis am vorderen Ende die Verriegelungszähne der FFS 11 gegenüber den Lücken der Verriegelungsverzahnung 12 zu liegen kommen. Die Verriegelung des Verschlussschlittens 13 ist damit aufgehoben und dieser wird durch den Restdruck der Pulvergase nach hinten beschleunigt bis er am Griffgehäuse 14 anschlägt. Bei ihrem Weg nach hinten hat die FFS den Ventilbolzen 6 gegen den Druck der Ventilfeder 7 soweit nach hinten verschoben, dass dieser durch den inzwischen vom Gasdruck entlasteten Verriegelungsbolzen 5 in seiner hinteren Stellung verriegelt wird. Nach Anschlag des Schlittens am vorderen Anschlag ist die Pistole bereit zum nächsten Schuss.
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Fig. 9:
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Hier ist der Lauf in der Nähe des Patronenlagers angebohrt. Die Pulvergase können durch diese Bohrung hindurch auf die im Schlitteninneren angebrachte Aussparung wirken und dadurch eine nach oben wirkende Kraft auf den Schlitten und eine nach unten wirkende Kraft auf den Lauf ausüben. Das führt einerseits zu einer totalen Spielfreiheit des axial beweglichen Laufs, andererseits zu einer Reibkraft, die abhängig ist vom Gasdruck und der Aussparungsfläche im Schlitten zu Beginn der Schlittenbewegung eine bremsende Wirkung auf die axialbeweglichen Teile Schlitten und Lauf ausübt. Dieses Feature ist geeignet für Waffen sowohl mit axial beweglichem als auch mit feststehendem Lauf.
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Fig. 10:
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Ergänzend sei noch eine weitere Möglichkeit aufgezeigt, die sich bei einer Waffe mit einer Verriegelung über die FFS anbietet. Hier hat der Lauf nicht weit vom Patronenlager entfernt eine Bohrung, durch die, nach dem das Geschossheck vorbei ist, Pulvergase in den Raum zwischen Schlitten und Griffgehäuse einströmen. Diese können, da bei einem geradegeführten und erst recht bei einem feststehenden Lauf sich der Druckraum sowohl nach hinten wie nach vorne ausreichend abdichten lässt, in Folge der wirksamen Flächen eine sehr intensive Bremskraft entfalten, die sich in einfacher und bekannter Art über Steuerkanten und -Bohrungen abbauen lässt. Diese Lösung ist sehr einfach und kommt ohne Gaszylinder a la HK P7 aus. Sie bietet sich an für LowCost-Waffen. Allerdings hat sie den Nachteil starker Gasverluste sowie starker Verschmutzung der Innereien der Pistole, was allerdings bei den in Mode gekommenen NonToxPatronen nicht mehr ins Gewicht fällt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0858580 B1 [0002, 0003, 0010, 0011, 0013, 0013, 0013]
- EP 0858580 B [0004, 0005, 0013, 0014, 0024]