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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Verwendung von getrockneten
Wasserkefirkörnern
gemäß dem Patentanspruch
1.
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Aus
der
GB 2 018 124 A ist
es bekannt, getrocknete Kefirkörner
mit Zucker, löslichem
Dextrin, organischer Säure
und pulverförmigem
Fruchtsaft zu vermischen und dieses Gemisch zu granulieren. Das so
erhaltene Granulat wird mit Wasser oder Milch zur Herstellung von
Joghurt vermischt.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen kostengünstigen
und natürlichen
Trägerstoff
zum Binden von unpolaren Stoffen oder leicht polaren Stoffen, insbesondere
Lipiden, anzugeben.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine
Verwendung von getrockneten Wasserkefirkörnern gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst.
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Erfindungsgemäß werden
getrocknete Wasserkefirkörner
als Träger
von ölartigen
Substanzen verwendet.
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Weiterbildungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung wird nachstehend erläutert.
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Als
erfindungsgemäßer Trägerstoff
ist ein Stoff oder ein Gemisch anzusehen, der bzw. das aufgrund
seiner chemischen Beschaffenheit Einschlussverbindungen (wie zum
Beispiel Clathrate) mit unpolaren oder leicht polaren Stoffen eingehen
kann.
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Unter
unpolaren oder leicht polaren Stoffen sind Substanzen mit geringem
elektrischem Dipolmoment, genauer mit einer Elektronegativitätsdifferenz
von 0 bis 0,45 (dimensionslose Zahl) zu verstehen. Bevorzugterweise
sind die unpolaren oder leicht polaren Stoffe Lipide.
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Als
ein kostengünstiger
und natürlicher
Trägerstoff
werden getrocknete Wasserkefirkörner
vorgeschlagen.
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Bei
den Wasserkefirkörnern
handelt es sich um ein Gemisch von Einzellern, die in einer zucker- und
fruchtsäurehaltigen
Lösung
wachsen und diese vergären.
Die Namensgebung stammt vom (Milch-)Kefir, wo in einem ähnlichen
Prozess Milch zu Dickmilch vergoren wird. Die im Wasserkefir enthaltenen
Einzeller sind vorwiegend Hefen wie Saccharomyces kefir (verwandt
mit der Bäckerhefe)
und Milchsäurebakterien
(Lactobacillus acidophilus).
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Die
Fruchtsäure
und durch den Gärprozess entstehende
Milchsäure
und Alkohol verhindern ein Wachstum von Fremdkeimen, und die beiden
Einzeller arbeiten im Team und wachsen sortenrein.
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Der
Ansatz mit der Zucker- und Fruchtsäurelösung wird mit dem Wasserkefir
etwa zwei Tage vergoren, dann wird der aus weichen Knöllchen bestehende
Wasserkefir abgefiltert und getrocknet. Dieses Pulver dient dann
als Lipidbindemittel als Ersatz für Cyclodextrin.
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Hauptbestandteil
und als Lipidbinder wirksamer Inhaltsstoff des Wasserkefirs sind
das Zellskelett von Saccharomyces kefir, und zwar Chitine und wenig
Chitosane. Die Lipidbindefähigkeit
von Chitosanen ist im Labor und in der Praxis nachgewiesen. Chemisch
modifizierte Chitosane können
bis zum 300-fachen des Eigengewichtes Lipide speichern und werden
zum Beispiel als L112 Formoline (R) gehandelt.
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Der
Grund, warum Chitosane nicht als Ersatz für Cyclodextrine dienen, liegt
darin begründet,
daß zum
einen diese unter Verwendung eines chemischen Verfahrens (Kochen
mit Natronlauge) aus Chitin hergestellt werden müssen, und zum anderen die zu
bindenden Stoffe selbst Stoffgemische sind. Knoblauchextrakt oder
Zedernholzöl
(für natürliche Mottenkugeln)
sind selbst Gemische aus öligen
(unpolaren) und leicht polaren Stoffen wie höheren Alkoholen.
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Wasserkefir
als Stoffgemisch stellt einen gut geeigneten Binder für verschiedenartige
Substanzen dar. So findet jeder Bestandteil des zu bindenden ölartigen
Stoffes einen passenden Bindungspartner im Wasserkefir-Pulver.
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Die
Erfindung bezieht sich auf einen Trägerstoff, dessen wesentlicher
Bestandteil Zellwandbestandteile von Pilzen oder Chitine sind. Von
besonderem Vorteil ist, dass diese chemisch nicht nachbehandelt
sind, wie zum Beispiel deacetyliert sind.
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Weiterbildungen
der Erfindung beziehen sich unter anderem darauf, dass es sich bei
den Pilzen aus Saccharomyces handelt, genauer um ein Gemisch aus
Lactobacillus acidophilus und Saccharomyces kefir. In den meisten
Anwendungsfällen
wird der Trägerstoff
getrocknet.
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Weiterbildungen
der Erfindung beziehen sich auf Zubereitungen aus einem oben erläuterten
Trägerstoff
und pharmazeutisch wirksamen Lipiden oder Aromaölen.
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Die
Lipide werden bevorzugt zum getrockneten Trägerstoff hinzugefügt und werden
von diesem aufgesaugt.
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Als
Beispiel für
eine Zubereitung wird die Herstellung von Knoblauchpillen oder natürlichen Mottenkugeln
nach diesem Verfahren beschrieben. Wasserkefirkulturen werden in
einer Nährlösung kultiviert,
abgesiebt und getrocknet. Es entstehen glasige Körnchen von einigen mm Durchmesser.
Das zu bindende Öl,
hier zum Beispiel Knoblauchöl,
Zedernholzöl
oder Lavendelöl,
wird nach dem Trocknen (bei stärker
polaren Ölen
auch während
des Trocknens) zugegeben.
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Diese
Verbindung wird nun in eine anwendungsgerechte Form gebracht, zum
Beispiel eingekapselt. Für
bestimmte Anwendungen ist es erforderlich, die Kefirkörnchen vor
der Weiterverarbeitung sicher abzutöten; zum Beispiel durch Erhitzen.
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Solchermaßen verpackt,
bieten sich wie eingangs angedeutet, verschiedene Vorteile:
- • Als
Duftstoff oder als Arzneimittel wirksame Öle und Lipide sind so vor dem
Luftsauerstoff geschützt,
d. h. davor geschützt,
ranzig zu werden. Wird das Lipid ranzig, verschlechtert sich nicht
nur der Geschmack/Geruch, sondern auch die Wirksamkeit.
- • Die
Freisetzung von Duftstoffen kann gut reguliert werden. Z. B. bei
Knoblauchpillen werden negative Gerüche besser gebunden, bei den
Mottenkugeln wird eine Freisetzung über einen längeren Zeitraum gewährleistet.
- • Es
entstehen auf preisgünstigem
und gentechnikfreiem Wege Zubereitungen, die den Anforderungen der
modernen Industrie entsprechen (Vitaminpräparate, Zubereitungen künstlicher
und natürlicher
Aromastoffe, für
die Industriezweige Lebensmittel, Kosmetik oder Tierfutter).
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Ein
weiterer Anwendungszweck erschließt sich in dem Bereich, wo
aus wässrigen
Lösungen
unerwünschte
Geruchsstoffe und Fette entfernt werden sollen, wie zum Beispiel
fetthaltige Abwässer
aus Schlachtereien. Diese sind teuer in der Entsorgung, weil sie
den Reinigungsprozess im Klärwerk
beeinträchtigen.
Trägerstoffe
auf der Basis von Wasserkefir sind kostengünstig herzustellen und können die Aufgabe übernehmen,
emulgiertes oder aufschwimmendes Fett zu binden.
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Der
Kefir quillt stark auf und kann dann so einfach durch grobmaschige
Siebe abgetrennt werden. Dadurch können die Entsorgungskosten
gesenkt und die Fettablagerungen in Abwasserleitungen reduziert
werden. Da es sich beim Trägerstoff
auf der Basis von Kefir um polyvalente Stoffgemische handelt, können auch
polarere Stoffe, wie übelriechende
Amine, gebunden werden.
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Bevorzugt
werden die aufgequollenen Wasserkefirkörner getrocknet und dienen
im getrockneten Zustand als Trägerstoff
für Anreicherungsstoffe (Wirkstoffe
oder Wirkstoffgruppen), was nachstehend detaillierter erläutert werden
wird. Der Vorgang des Einbringens der getrockneten Wasserkefirkörner in eine
den Anreicherungsstoff enthaltende Flüssigkeit und des nachfolgenden
Trocknens kann mehrmals wiederholt werden, um die Konzentration
des Anreicherungsstoffs zu erhöhen.
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In
anderen Ausführungsformen
kann der Anreicherungsstoff durch Bedampfen, Besprühen oder Räuchern eingebracht
werden.
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Als
Anreicherungsstoffe eignen sich beispielhaft Lebensmittel, Genussmittel
und Gewürze
wie Himbeersaft, Maggi, Sojasoße,
Kaffee, Nikotin, Thymian, Nelkenöl,
Zimtöl,
Oregano und Lavendel.
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Als
Anreicherungsstoffe eignen sich außerdem beispielhaft Duftstoffe
wie Parfüm
und Farbstoffe wie Uraninfarbstoff und Rodaminfarbstoff.
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Des
Weiteren können
Pharmastoffe, wie Aspirin® (Acetylsalicylsäure), Schmiermittel,
toxische Stoffe, wie Schädlingsbekämpfungsmittel,
Farben und Aromastoffe als Anreicherungsstoffe dienen.
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Gemäß einer
ersten Ausführungsform
werden die mit einem Anreicherungsstoff angereicherten feuchten
Wasserkefirkörner
in diesem Zustand belassen und dienen so zur Verwendung. So können z. B.
mit Gewürzstoffen
oder Genussstoffen angereicherte feuchte Wasserkefirkörner, wie
z. B. mit Maggi, Himbeersaft oder Sojasoße angereicherte Wasserkefirkörner ähnlich Gummibärchen gelutscht
oder gekaut werden.
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Mit
Medikamenten angereicherte feuchte Wasserkefirkörner können gelutscht, geschluckt
oder in Getränke
gegeben werden.
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Die
angereicherten trockenen Wasserkefirkörner können zweckdienlich in besondere
Behältnisse
eingebracht werden, wobei einige Vorschläge hierfür im folgenden aufgeführt sind.
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In
einer Ausführungsform
weist ein Kugelschreiber eine Kammer auf, in der mit Parfüm angereicherte
Wasserkefirkörner
aufbewahrt sind, wobei über
Löcher
von der Kammer zur Außenumgebung der
Duftstoff des Parfüms über mehrere
Monate hinweg abgegeben wird. In einer abweichenden Ausführungsform
sind in der Kammer des Kugelschreibers mit einem desinfizierenden
Stoff angereicherte Wasserkefirkörner
untergebracht.
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So
hemmen mit Zimt, Oregano oder Rosmarin versetzte Wasserkefirkörner die
Schimmelbildung. Mit Lavendel, Nelkenöl oder Zimtöl angereicherte Wasserkefirkörner dienen
zur Abwehr von Fluginsekten. Mit Parfüm angereicherte Wasserkefirkörner dienen
der Verbesserung der Raumluft. Wasserkefir als Trägerstoff
dient der Aufgabe, die Wirkstofffreisetzung zu steuern sowie den
Wirkstoff vor Oxidation zu schützen.
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Weitere
Anwendungsbeispiele bestehen in der Landwirtschaft. Pflanzenhormone,
Fungizide oder Pestizide können
mit dem erfindungsgemäßen Trägerstoff
als Pulver gebunden werden. Vorteile können sich bei der Ausbringung
(z. B. Düngerstreuer)
oder durch zeitliche Steuerung der Wirkstofffreisetzung ergeben.
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In
einer weiteren Ausführungsform
sind die Wasserkefirkörner
mit einem Nikotinsud oder mit einer koffeinhaltigen Flüssigkeit
angereichert, wobei die so behandelten Wasserkefirkörner ähnlich wie Kautabak
gelutscht werden können
oder geschluckt werden können.
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Die
Erfindung ist nicht auf die aufgeführten Beispiele begrenzt.