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Eine
sichere Stromversorgung setzt voraus, dass das Stromangebot jederzeit
exakt genau so groß ist
wie die Stromnachfrage. Pumpspeicher Kraftwerke leisten dabei einen
wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Stromnetze.
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Die
bekannten Pumpspeicher-Kraftwerke bestehen aus zwei Wasserbecken,
die höhenmäßig möglichst
weit auseinander liegen. Dazwischen ist das eigentliche Kraftwerk
mit den Turbinen, Pumpen und Generatoren/Motoren angeordnet. Soll
das Kraftwerk Strom liefern, wird das Wasser vom Oberbecken über die
Turbinen in das Unterbecken geleitet. Soll das Oberbecken gefüllt werden,
wird der Weg des Wassers umgekehrt. Die Generatoren werden dann
als Motoren für
den Antrieb der Pumpen genutzt, die das Wasser nach oben pumpen.
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Den
Strombedarf für
den Pumpvorgang liefern heute meist Grundleistungskraftwerke in
bedarfsarmen Zeiten. Zunehmend werden aber auch Angebotsspitzen
z. B. aus der Windkraft zur Befüllung
der oberen Becken genutzt. Der Wirkungsgrad von Pumpspeicherkraftwerken
beträgt
bis zu 80%. Der Energieverlust durch die Umwälzung des Wassers wird durch
die Betriebsvorteile bei den Grundleistungs-Kraftwerken und Beiträge für die kurzfristige
Versorgungssicherheit aufgewogen. Die Kosten für den Spitzenlaststrom aus
Pumpspeicherkraftwerken können
bei hoher Nachfrage mehrere EUR je kWh erreichen.
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Die
Energiebilanz der Bundesrepublik Deutschland weist für das Jahr
2006 einen Verbrauch an Pumpspeicherstrom in Höhe von 9,1 TWh aus. Damit wurden
ca 1,5% des Gesamtstromverbrauchs i. H. v. 614,6 TWh für die Stabilisierung
der Netze und die Erhöhung
der kurzfristigen Versorgungssicherheit eingesetzt.
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Die
Erzeugung erneuerbarer Energien wie Windenergie und oder Solarstrom
ist mit plötzlichen Schwankungen
(Minutenreserve) verbunden, die ausgeglichen werden müssen. Hinzu
kommen die natürlichen
Schwankungen des Stromangebots über den
Tagesverlauf und die Jahreszeiten. Pumpspeicher Kraftwerke werden
insbesondere eingesetzt um die kurzfristigen Nachfrage- bzw. Angebotsschwankungen
nach Strom auszugleichen. Der Bedarf an Krafwerken dieser Art ist
tendenziell steigend. Der Zubau an Pumpspeicherkraftwerken ist u.
a. auch aufgrund von Naturschutzaspekten kaum noch möglich.
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Physikalische Grundlagen
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Mechanische
Arbeit und elektrische Arbeit sind äquivalent. Es gilt: 1 Nm =
1 Ws Das Anheben bzw. Absenken einer Masse ist mit dem Einsatz bzw. dem
Gewinn von Energie verbunden. Zum Anheben eines Körpers ist
eine Arbeit zu verrichten, die eine potentielle Energie Epot = m·g·h erzeugt.
(m = Masse in Kg, g = Erdbeschleunigung 9,81 m/sec2 und
h = Hubhöhe
in m) Wird ein Masseträger
von 1 kg um 1 m angehoben, so beträgt die potentielle Energie
an der Erdoberfläche
9,81 Nm. In den nachfolgenden Beispielrechnungen wird die potentielle
Energie bei einem Hub von 1 kg um 1 m vereinfachend mit 10 Nm bzw.
10 Ws angesetzt.
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Stand der Technik
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Es
ist bekannt, dass die Schwerkraft gestauter Wassermassen zur Erzeugung
elektrischer Energie und in Pumpspeicherseen zum Speichern elektrischer
Energie genutzt wird. Dabei wird die Fließeigenschaft des Wassers genutzt,
um große
Massen bei geringen Energieverlusten anzuheben bzw. abzusenken.
Zum Beispiel speichert das Pumpspeicher Kraftwerk Herdecke pro Füllung ein
Arbeitsvermögen von
590 MWh.
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Es
ist auch bekannt, dass Fahrzeuge (z. B. Lokomotiven, Autos) bei
einer Talfahrt Bremsenergie mit der Hilfe von Vorrichtungen der
Rekuperation in elektrische Energie zurückverwandeln.
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Probleme beim Stand der Technik
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Die
zunehmende Nutzung Erneuerbarer Energien verringert den Anteil an
Grundlaststrom aus fossilen Großkraftwerken.
Es gibt zunehmend Zeiten mit einem Überschussangebot an Strom.
Zu anderen Zeiten ist die Nachfrage nach Strom höher als das Angebot. Spitzen
im Stromangebot müssen
in die Zeiten geringen Stromangebots oder hoher Stromnachfrage verschoben
werden. Die Speicherkapazitäten
für elektrische
Energie sind knapp. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ist an das
Vorkommen von Wasser bei geeigneten Höhenunterschieden gebunden.
Der Zubau an Pumpspeicher Kraftwerken ist stark begrenzt.
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Die
Nutzung der Schwerkraft fester Masseträger zur Speicherung elektrischer
Energie ist unerforscht und unerschlossen.
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Lösung
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Die
Speicherung elektrischer Energie durch das „bergauf” pumpen von Wasser beruht
physikalisch gesehen auf dem Anheben der Masse des Wassers. Alternativen
zu den Pumpspeicher Kraftwerken ergeben sich, wenn das Speichermedium
Wasser durch beliebige Masseträger
z. B. Gestein, Beton, Eisen ersetzt wird.
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Die
Grundgleichung für
die potentielle Energie beinhaltet bei gegebener Schwerkraft nur
die Variablen: Masse und Hubhöhe.
D. h. zum Speichern nennenswerter Mengen an Energie sind große Massen
möglichst
hoch anzuheben.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Verfahren und Vorrichtungen
zu entwickeln, die die Schwerkraft zur Speicherung und Rückgewinnung elektrischer
Energie nutzen und die Kapazitäten
zur Speicherung elektrischer Energie erhöhen.
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Hubspeicher Kraftwerk mit
Kettenhub
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Zeichnung
1 verdeutlicht die Funktionsweise eines Ketten Hubspeicher Kraftwerks.
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Eine
Fördervorrichtung
mit Kettenhub 1 ist über
ein Getriebe 3 mit einem Elektromotor/Generator 4 verbunden.
Der Elektromotor/Generator 4 ist an das Stromnetz 5 angeschlossen.
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Die
Speicherebenen 6 und 7 sind waagrecht ausgerichtet.
Sie sind mit Schienen 8 belegt, auf denen die Masseträger 9 mit
geringem Energieeinsatz horizontal gerollt werden können. Der
Masseträger 9 hat
die Form eines Zylinders, in den Nuten eingearbeitet sind, die den
Zylinder auf den Gleisen führen. Die
Masseträger 9 werden
mit leichten Seil- oder Kettenzügen
(nicht in Zeichnung skizziert) horizontal bewegt.
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Eine
gleichmäßige Auslastung
der Fördervorrichtung
wird erreicht, indem die Zufuhr und Entnahme je eines Gewichtes
gleichzeitig ausgeführt wird.
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Zum
Erzeugen der potentiellen Energie entnimmt der Elektromotor/Generator 4 den
Strom aus dem Netz 5 und treibt die Kettenzüge 2 der
Fördervorrichtung 1 an.
Die Masseträger
werden auf der unteren Speicherebene an die Fördervorrichtung herangerollt
und über
eine Übergabevorrichtung 10 in die
Fördervorrichtung
eingehängt.
Die Fördervorrichtung
hebt den Masseträger
auf die obere Speicherebene 7, die ebenfalls mit einer Übergabevorrichtung ausgestattet
ist. Die Übergabevorrichtung
rollt den Masseträger
aus der Fördervorrichtung
heraus auf die obere Speicherebene 7.
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Für die Rückverwandlung
der potentiellen Energie erfolgt bei hoher Stromnachfrage. Dazu kehrt
die Fördervorrichtung
die Laufrichtung der Kettenzüge 2 um
und senkt die Masseträger
auf die untere Speicherebene 6 ab. Das Gewicht der Masseträger treibt
die Kettenzüge 2,
die Laufwelle 15, das Getriebe 3 und den Generator 4 an.
Dieser speist den erzeugten Strom in das Netz 5 zurück.
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Zeichnung
2 zeigt eine Anordnung mit gegenüber
liegenden Kettenzügen.
Zum Zweck der besseren Darstellung sind im Hintergrund nur zwei der
vier Träger 13 gezeichnet.
An den Trägern 13 sind
je zwei Laufwellen 15 angebracht, auf die wiederum je zwei
Kettenzüge 2 montiert
sind. Die Kettenzüge
sind über
Querstäbe 14 verbunden,
auf denen die Masseträger 9 eingehängt werden.
Das Gewicht der Masseträger
wird auf vier Ketten gleichmäßig verteilt.
Die Übergabevorrichtungen
und Speicherebenen können
wie in Zeichnung 1 angeordnet werden.
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Zeichnung
3 zeigt die vorteilhafte Anordnung eines Ketten Hubspeicher Kraftwerks
in einem Gelände
mit einer Steilwand (z. B. Abhang, Steinbruch, Bergwerk). Die obere
Speicherebene besteht aus zwei Teilebenen, die ähnlich wie in einem Hochregallager
angeordnet sind.
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Folgende
Vorteile eines Hubspeicher Kraftwerks mit Kettenhub können erreicht
werden:
Hubvorrichtungen, wie z. B. Seilwinden, Hydraulikanlagen
oder Fahrzeuge erfordern nach jedem Hub eine Verholzeit, um das
nächstfolgende
Gewicht anzufahren. Hubspeicher Kraftwerke mit Kettenhub können bei
gleichmäßiger Last
unterbrechungsfrei betrieben werden.
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Die
zylindrischen Gewichte können
aus Rohrabschnitten, die z. B. mit Beton gefüllt werden, kostengünstig hergestellt
werden. Der Zylindermantel dient als Abrollfläche, die bei geringen Reibungsverlusten
die horizontale Verteilung der Masseträger mit hohem energetischen
Wirkungsgrad ermöglicht.
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Hubspeicher
Kraftwerke sind vom Vorkommen von Wasser unabhängig. Sie können z. B. auch in Wüstengebieten
errichtet werden, um Solarstrom zu speichern. Hubspeicher Kraftwerke
können
auf jedem Gelände – auch im
Flachland – erbaut
und betrieben werden. Hubspeicher Kraftwerke mit Kettenhub können ganz
oder teilweise unter der Erdoberfläche errichtet oder in Gebäuden integriert
werden. Besonders vorteilhaft ist die Nutzung von Steilhängen. (z.
B.: Steinbruchwände,
stillgelegte Bergwerksschächte,
hohe Industriebauten) Hubspeicher Kraftwerke mit Kettenhub beanspruchen
geringe Flächen und
können
auch in Industriegebieten errichtet werden. Der Verbrauch von landschaftlich
wertvollen Flächen
wird vermieden.
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Hubspeicher
Kraftwerke arbeiten umweltfreundlich und wartungsarm. Zum Bau werden
nur Materialien benötigt,
die schadstofffrei recycelt werden können.
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Eine
Beispielrechnung veranschaulicht die erzielbaren Speicherkapazitäten: Der
Masseträger besteht
aus einem Zylinder der von einem Eisenmantel eingehüllt ist
und der mit Schwerbeton gefüllt
wird. Die Dichte beträgt
ca. 4 t pro m3. Der Zylinder hat einen Durchmesser
von 4 m und ist 7 m lang. Das ergibt ein Volumen von 88 m3. Das Gesamtgewicht eines Masseträgers beträgt dann
88 m3 × 4t/m3 ~ 360 t.
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Bei
einer Hubhöhe
von 100 m beträgt
die potentielle Energie eines Gewichts: 360.000
kg × 100
m × 10
Ws/kg·m
= 360.000.000 Ws = 100 kWh
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Das
Hubspeicherkraftwerk wird mit einer Leistung von 2 MW Leistung betrieben.
Bei Pumpspeicher Kraftwerken beträgt die durchschnittliche Zeit
zum laden bzw. entladen des Speichers 6 Stunden. Das ergibt einen
Speicherinhalt von 12 MWh elektrische Energie. Ohne Berücksichtigung
des Wirkungsgrades genügen
120 Gewichte, um das Speichervermögen zu erzielen. Diese können auf
einer Schienenlänge
von 2 × 480
m untergebracht werden. 1 ha. Grundfläche genügt, um das Hubspeicher Kraftwerk
zu errichten.
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Staiß gibt für den Bau
von Wasserkraftwerken mittlerer Leistung Investitionskosten i. H.
v. 5,4 Mio EUR je MW Leistung an. Bei Investitionskosten i. H. v.
ca. 10,8 Mio EUR erreicht das Hubspeicherkraftwerk des Beispiels
die Wirtschaftlichkeit von Pumpspeicher Kraftwerken.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fördervorrichtung
- 2
- Kettenzug
- 3
- Getriebe
- 4
- Elektromotor/Generator
- 5
- Stromnetz
- 6
- untere
Speicherebene
- 7
- obere
Speicherebene
- 8
- Schienen
- 9
- Masseträger (zylinderförmiges Gewicht)
- 10
- Übergabevorrichtung
- 11
- Gelände mit
Steilhang
- 12
- Hubhöhe
- 13
- Träger
- 14
- Querstab
mit Auflage
- 15
- Laufwelle