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Die
Erfindung betrifft allgemein die Ermittlung elektrischer Eigenschaften
von elektronischen Bauelementen mittels Prober. Sie betrifft insbesondere
ein Verfahren zur temperaturabhängigen
Kalibrierung einer Messeinheit, die zur Ermittlung solcher Eigenschaften
Teil eines solchen Probers ist, unter Verwendung planarer Kalibrierstandards
für den
Hochfrequenz und für
den Niederfrequenzbereich, die mittels Prüfsprizten kontaktiert werden.
Die Erfindung betrifft ebenso ein Verfahren zur Ermittlung einer temperaturabhängigen elektrischen
Eigenschaft unter Verwendung des Kalibrierverfahrens.
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Für die Charakterisierung
und Modellierung von elektronischen Bauelementen erfolgt deren Messung
in geeigneten Prüfvorrichtungen,
so genannten Prüfstationen
oder Probern. Zur Messung werden die Kontaktinseln der zu messenden
Bauelemente mittels Kontaktanordnungen in Form von Prüfspitzen kontaktiert
und elektrische Signale eingespeist und/oder abgegriffen. An die
Prüfvorrichtungen
werden je nach zu messendem elektronischen Bauelement und insbesondere
je nach dem für
das Bauelement relevantem Frequenzbereich, d. h. dem Hoch- oder
Niederfrequenzbereich, sehr verschiedene Anforderungen gestellt.
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Im
Hochfrequenz-(HF-)Bereich, dessen untere Grenze sich mit der Entwicklung
der elektronischen Bauelemente stetig zu höheren Frequenzen verschiebt
und die derzeit bei Frequenzen ab ca. 6 GHZ liegt, umfasst die Prüfvorrichtung
einen vektoriellen Netzwerkanalysator (VNA) als Messeinheit. Vektorielle
Netzwerkanalysatoren dienen der präzisen Vermessung von elektronischen
Bauteilen und Komponenten sowie aktiven und passiven Hochfrequenzschaltungen
und Hochfrequenzbaugruppen bis hin zu Antennen.
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Die
in der Hochfrequenztechnik übliche
Beschreibungsform des elektrischen Verhaltens von elektronischen
Bauteilen und Komponenten erfolgt über deren Streuparameter (auch
S-Parameter). Sie verknüpfen
nicht Ströme
und Spannungen miteinander, sondern Wellengrößen. Diese Darstellung ist den
physikalischen Gegebenheiten besonders angepasst. Eine so genannte
Systemfehlerkorrektur sorgt dafür,
dass präzise
Messungen der Streuparameter der Bauteile und Komponenten mit vektoriellen
Netzwerkanalysatoren überhaupt
durchführbar
sind. Diese Systemfehlerkorrektur setzt eine präzise Kalibriermessung von Standards
voraus, deren elektronisches Verhalten bekannt oder im Rahmen der
Systemfehlerkorrektur bestimmbar ist.
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Zur
Kalibrierung eines n Messtore aufweisenden Netzwerkanalysators,
werden Reflexions- und Transmissionsparameter verschiedener zwischen
den Messtoren in beliebiger Reihenfolge geschalteten n-Tor-Kalibrierstandards,
die keine Transmission aufweisen, und verschiedener, zwischen den Messtoren
in definierter Kombination und Reihenfolge geschalteten Zweitor-Kalibrierstandards,
die alle einen Transmissionspfad aufweisen, gemessen. Unter Verwendung
der gemessenen Kalibierstandards sowie durch rechnerische Ermittlung
der fehlerkorrigierten Streumatrizen [Sx] der Kalibrierstandards
aus den Fehlerkoeffizienten jedes Zweitor-Kalibierstandards werden
die Fehlerkoeffizienten des Netzwerkanalysators mittels eines geeigneten
Verfahrens rechnerisch ermittelt.
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Mit
diesen Korrekturdaten und einer entsprechenden Korrekturrechnung
bekommt man für
jedes beliebige Messobjekt Messwerte, die von Systemfehlern des
Netzwerkanalysators und der Zuleitungen, beispielsweise von Verkopplungen
(Übersprecher) oder
Fehlanpassungen (Reflexionen), befreit sind. Eine präzise Kalibrierung
ist somit ausschlaggebend für
die Messung, Charakterisierung und Modellierung von elektronischen
Bauelementen.
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Im
NF-Frequenzbereich, in dem mit zunehmender Skalierung der Bau elemente
und kleiner werdenden Leistungsaufnahme Signale bis in Bereiche
von 3 GHz, derzeit maximal 6 GHz verwendet werden, kommen Messverfahren
zur Anwendung, die auf Messungen von Kapazitäten, Spannungen und Induktionen
in diesem Frequenzbereich beruhen. So werden zur Charakterisierung
elektronischer Bauelemente z. B. deren Strom-Spannungs-Kennlinie
mittels Impuls I/V-Messung oder Kapazitäts-Spannungs-Kennlinie (CV-Messungen)
zur Bestimmung von Ladungsträgerprofilen
ermittelt.
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Bei
diesen Messungen werden deutlich leistungsärmere Messsignale verwendet,
als für
die noch vor wenigen Jahren üblichen
Messungen, da selbst eine kleine Leistung zur Zerstörung des
Bauteils oder zu unbrauchbaren Messwerten führen kann. So erfolgen gepulste
Widerstands- und gepulste I/V-Messungen mit Impulsen von nur 50
Mikrosekunden, sogar bei niedrigen Strömen, denn kurze Impulse bedeuten,
dass weniger Leistung vom elektronischen Bauelement aufgenommen
wird. Auch die Ermittlung des niederfrequenten Rauschverhaltens (Low
Frequency Noise – LFN)
z. B. mittels 1/f-Messung dient der Charakterisierung der Bauelemente und
erfolgt bei kleinsten Messsignalen in dem oben genannten Frequenzband.
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Aufgrund
dieser Signalgrößen und
Frequenzbereiche gewinnen parasitäre Einflüsse durch äußere und durch die Messung
selbst erzeugte elektromagnetische Felder an Bedeutung. So sind
z. B. DC-Offsets und Netzfrequenzstörungen bei den empfindlichen
Impulsmessungen zu vermeiden. Zur Begrenzung dieser Einflüsse erfolgt
die Messung in abgeschirmter Umgebung oder schirmenden Gehäusen.
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Ebensolchen
Einfluss auf die Messungen haben die Präzision der Kalibrierung und
deren Übertragbarkeit
auf die aktuelle Messumgebung. Die derzeit für die Bauelemente-Charakterisierung
im genannten Frequenzbereich üblichen
Kalibrierverfahren berücksichtigen
jedoch nur die Messinstrumente. Auch hier ist es jedoch erforderlich,
die Kalibrierebene wie aus der Streuparametermessung bekannt bis an
die Ein- bzw. Ausgänge
des Bauelements, d. h. bis einschließlich der das Bauelement kontaktierenden
Prüfspitzen
zu legen.
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Aufgrund
der bei den jeweiligen Frequenzsignalen auftretenden Verluste und
der Beeinflussung der Messung durch Störsignale, die mitunter in der gleichen
Größenordnung
wie die Messsignale liegen, werden hinsichtlich der Messauflösung und
der Messgenauigkeit nicht die erforderlichen Werte erreicht.
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Darüber hinaus
ist auch der Einfluss der klimatischen Bedingungen auf die Messung
der Kalibrierstandards und der elektronischen Bauelemente zu berücksichtigen,
insbesondere bei von Raumtemperatur abweichender Messtemperatur.
Aufgrund die Temperaturabhängigkeit
der komplexen Widerstände und
der Verluste sowohl der Kalibrierstandards als auch der Bauelemente
ist neben der Frequenzabhängigkeit
deren elektrischer Eigenschaften auch der Temperaturabhängigkeit
Rechnung zu tragen.
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Gegenwärtige Kalibriermessungen
werden sowohl im HF- als auch im NF-Bereich mit Kalibrierstandards
durchgeführt,
die unter Raumtemperatur vermessen werden. Damit können zwar
Kalibrierstandards verwendet werden, deren elektrisches Verhalten
bekannt ist, aber eine Berücksichtigung der
tatsächlichen
thermischen Verhältnisse
am Bauelement ist nicht möglich.
Häufig
ist es erforderlich für die
Charakterisierung der Bauelemente die mitunter auch extremen klimatischen
Bedingungen einzustellen, unter denen die Bauelemente später zum
Einsatz kommen. Um dennoch eine Kalibrierung vornehmen zu können, werden
derzeit die Kalibrierstandards von dem im unmittelbar zeitlichen
und räumlichen
Zusammenhang zu messenden Bauelement thermisch entkoppelt. Eine
solche thermische Entkopplung ist für die Haltevorrichtung gut
realisierbar, jedoch nicht für
die Prüfspitzen,
die in diesem Fall als Wärmeträger zwischen
Bauelement und Kalibrierstandard wirken und aufgrund der Größen- und
Massenverhältnisse
einen nicht zu vernachlässigenden thermischen
Einfluss haben.
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Zu
berücksichtigen
ist sowohl für
die HF- als auch für
die NF-Messung darüber hinaus,
dass die Messung elektronischer Bauelemente im Wafer-Verband (On-Wafer-Messungen)
besonderen Randbedingungen unterliegt, insbesondere hinsichtlich
der Realisierbarkeit der Kalibrierstandards. Denn im Halbleiterbereich
ist es erwünscht,
dass Anwender auf den Wafern selbst die Kalibrierstandards realisieren.
Die geometrische Reproduzierbarkeit und Gleichheit von derartig
selbst gefertigten Kalibrierstandards ist sehr hoch. Jedoch werden
die elektrischen Eigenschaften nur in guter Näherung realisiert.
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So
variiert z. B. der Reflexionsstandard Leerlauf aus der Streuparametermessung
hinsichtlich seiner Gleichstrom-Widerstandswerte sehr stark. Vorteilhaft
ist dabei jedoch, dass sich die Kalibrierstandards auf dem gleichen
Substratträger
(Halbleiter) befinden wie auch die Messobjekte. Neben den Vorteilen
der geringen Verfahrwege können
außerdem parasitäre Elemente
sowie Übergangseffekte
von der Prüfspitze
zum Wafer „herauskalibriert” werden.
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Derzeit
sind Kalibrierverfahren auf einem Wafer bekannt, die unter Verwendung
von bekannten und teilweise auch unbekannten Kalibrierstandards und
in letzterem Fall unter Verwendung einer so genannten Selbstkalibrierung
der unbekannten Standards die Streuparameter mit hinreichender Genauigkeit
bestimmen und dabei Unterschiede in der Messumgebung z. B. mittels
so genanntem De-embedding und Unterschiede in der Kalibrierumgebung
wie z. B. das Substrat, auf welchem die Kalibrierstandards und die
Bauelemente realisiert sind, das Design der Bauelemente, die konkret
verwendeten Materialien der Metallisierungen auf dem Wafer und andere
mathematisch durch das Kalibrierverfahren selbst berücksichtigt
werden. Als Deembedding ist ein Verfahren zur Fehlerkorrektur von
Kalibriermessungen benannt, bei dem die nach einer ersten Kalibrierung
erhaltenen und noch nicht ausreichend fehlerbereinigten Streuparameter
einer zweiten Meßwertkorrektur
unterzogen werden.
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Die
Kalibrierstandards zur niederfrequenten Bauelemente-Charakterisierung
werden derzeit überwiegend
auf separaten Kalibriersubstraten hergestellt, wodurch zwar ihre
physikalische Reproduzierbarkeit gut zu kontrollieren ist, jedoch
können
Parameter einer sich ändernden
Messumgebung häufig nicht
in der erforderlichen zeitlichen Schrittweite berücksichtigt
werden.
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Mit
dem vorgeschlagenen Kalibrierverfahren und dem das Kalibrierverfahren
verwendende Messverfahren zur Ermittlung der elektrischen Eigenschaften
von elektronischen Bauelementen, den so genannten Devices Under
Test (DUTs) ist es möglich, die
Eigenschaften unter den thermischen Bedingungen zu ermitteln, denen
die DUTs im Anwendungsfall ausgesetzt sind. Die Kalibrierung erfolgt
bei der jeweiligen thermischen Messumgebung, bei der auch die elektrischen
Eigenschaften des DUT ermittelt werden. Damit sind alle mit einer
Temperaturänderung
einhergehenden Änderungen
des Messsys tems, z. B. auch die sich ändernden elektrischen und magnetischen
Eigenschaften der dielektrischen Substrate, die unmittelbar Einfluss
auf die physikalischen Werte der darauf ausgebildeten Kalibrierstandards haben.
In vergleichbarer Weise können
auch weitere klimatische Änderungen
der Messumgebung, wie z. B. Druck, Feuchtegehalt, Zusammensetzung
der umgebenden Atmosphäre
oder anderes berücksichtigt werden.
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Als
elektrische Eigenschaft sollen hier solche verstanden werden, die
das Verhalten eines DUT in den verschiedenen Frequenzbereichen beschreiben. Wie
oben dargelegt sind das im Hochfrequenzbereich die Streuparameter
und im Niederfrequenzbereich insbesondere Impedanzen, Widerstände, Spannungen,
Kapazitäten
und/oder Induktionen zur Charakterisierung des Rauschverhaltens,
zur Ermittlung der Strom-Spannungs-Kennlinie oder der Kapazitäts-Spannungs-Kennlinie.
Um diese Eigenschaften zu ermitteln kennt der Fachmann die erforderlichen
elektrischen Messgrößen, je
nach der zu ermittelnden elektrischen Eigenschaft, wobei für den NF-Bereich
die genannten Eigenschaften den Messgrößen entsprechen. Die elektrischen
Messgrößen werden
sowohl am Kalibrierstandard als auch am DUT gemessen.
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Weiterhin
können
die bekannten Kalibrierverfahren sowohl im hochfrequenten als auch
im niederfrequenten Bereich verwendet werden, so auch die Verwendung
von unbekannten Kalibrierstandards unter Nutzung der bekannten Verfahrend
zur Selbstkalibrierung für
die Kalibrierung von vektoriellen Netzwerkanalysatoren (VNA).
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Dies
unterstützt
zum einen die Verwendung von Kalibriersubstraten mit absolut oder
relativ präzise
einstellbaren, bekannten oder unbekannten elektrischen Eigenschaften
der Kalibrierstandards. Zum anderen ist auch die Verwendung von
Kalibrierstandards möglich,
die vom Anwender selbst auf dem Substrat hergestellt sind, welches
auch das DUT trägt,
z. B. den Wafer oder andere, auch dielektrische Trägersubstrate.
Diese so genannten Wafer-embedded Kalibrierstandards sind im Gegensatz
zum Stand der Technik auch für
alle Standards aus dem NF-Bereich verwendbar, z. B. für Kapazitäts- oder
Widerstandsstrukturen.
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Die
Kalibrierung erfolgt mit dem beschriebenen Verfahren sowohl für den HF-
als auch für
den NF-Bereich bis zum Ende der Prüfspit ze, so dass die Messebene
bis an die Ein- und Ausgänge
des DUT gelegt ist.
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Nachfolgend
soll die Erfindung an Ausführungsbeispielen
erläutert
werden, wobei die Erläuterungen
nur als beispielhafte Erläuterung
und nicht als beschränkend
anzusehen sind.
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Zunächst soll
die Erfindung anhand der Beschreibung der Kalibrierung eines Netzwerkanalysators
und der Ermittlung von Streuparametern eines HF-Bauelements erläutert werden.
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Zur
temperaturabhängigen
Kalibrierung eines Netwerkanalysators werden zunächst die Streuparameter Sij der für
das verwendete Kalibrierverfahren zu messenden bekannten und gegebenenfalls auch
unbekannten Kalibrierstandards bei einer ersten Temperatur T1 ermittelt. Welche Kalibrierstandards, welche
Anzahl und welche davon tatsächlich bekannt
sein müssen,
hängt vom
verwendeten Kalibrierverfahren ab und dieses wiederum unter anderem von
der Realisierbarkeit bekannter Kalibrierstandards. Diese erste Messung
soll auch als Bezugsmessung bezeichnet sein. Die erste Temperatur
T1 wird meist die Raumtemperatur sein, da
hier die elektrischen Eigenschaften der Kalibrierstandards bekannt
sind oder zumindest durch Selbstkalibrierung rechnerisch ermittelt
werden können.
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In
einem zweiten Schritt werden die Streuparameter Sij' derselben Kalibrierstandards
bei zumindest einer zweiten Temperatur T2 mit
möglichst
großem
Temperaturunterschied zwischen T1 und T2 relativ zu den Streuparametern Sij der Bezugsmessung ermittelt. Dies erfolgt,
indem die Abweichung der Streuparameter |Sij – Sij']
bei der zweiten Messung im Vergleich zur ersten Messung bestimmt
wird, wobei, ij ein Element der Menge {11, 12, 13, 21, 22, ...,
nn} ist, für
Reflexion und Transmission einer auf das n-Tor-Messobjekt hinlaufenden
und einer rücklaufenden
Welle.
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Aus
den ermittelten Abweichungen wird ein Temperaturkoeffizient berechnet.
Mittels des Temperaturkoeffizienten werden die bei einer weiteren,
als Messtemperatur bezeichneten Temperatur zur Kalibrierung des
VNA ermittelten Streuparameter auf jene Temperatur umgerechnet,
bei der ein elektronisches Bauelement zu messen ist. Mit Hilfe dieser
korrigierten Streuparameter werden unter Verwendung des mit dem
ausgewählten
Kalibrierverfahren verknüpften Methode,
z. B. 7- oder 10-Term-Verfahren, die Fehlerkoeffizienten des Netzwerkanalysators
rechnerisch ermittelt.
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Da
für die
Ermittlung des Temperaturkoeffizienten und daraus folgernd des Fehlerkoeffizienten der
Messeinheit nur die relativen Änderungen
der Streuparameter und nicht die Streuparameter selbst ermittelt
werden, gestattet diese Methode eine Anwendung sowohl auf bekannte
als auch auf unbekannte Kalibrierstandards und somit auch auf Standards,
die auf dem Wafer hergestellt sind. Das für die Kalibrierstandards einmal
ermittelte Temperaturmodell ist auf jedes der bekannten Kalibrierverfahren
anwendbar, z. B. sowohl auf SOLI oder TRL und ebenso auf LRM, RRMT
oder andere, wobei bekanntermaßen
die Buchstabenkombination der Verfahrensbezeichnung die verwendeten
Kalibrierstandards angeben.
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Darüber hinaus
ist eine Fehlerkorrektur des Temperaturmodells mittels De-embedding
nicht erforderlich. Eine Berücksichtigung
der Temperaturdrift der Messanordnung kann mittels des bekannten,
in „Porposed
procedures for verifying probe station integrity and onwafer measurement
accuracy” NIST/Industrial
MMIC Consortium beschriebenen Verfahrens einbezogen werden.
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Werden
in einer Ausgestaltung des Verfahrens die zwei Kalibriermessungen,
die Bezugs-Kalibrierung und die geprüfte Kalibrierung zu Beginn
und am Ende eines Experiments unter sich verändernden klimatischen Verhältnissen
durchgeführt,
kann die Systemdrift unter diesen Änderungen quantitativ bestimmt
werden. Im Idealfall können
beide Messungen zu gleichen Ergebnissen führen, so dass die Abweichung
Null ist.
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Der
Temperaturkoeffizient kann in weiteren Ausgestaltungen des Verfahrens
auch mittels mehr als zwei Messungen bei unterschiedlichen Temperaturen
durchgeführt
werden. Des Weiteren können auch
geringe Temperaturdifferenzen zwischen T1 und T2 verwendet werden. Entsprechend der gewählten Messpunkte
und Anzahl der Messungen kann der Temperaturkoeffizient entweder
ein konstanter Wert sein, eine Funktion oder eine konkrete Datenmenge von
temperaturbezogenen Werten.
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Um
Einflüsse
des Substrats oder der verwendeten HF-Messspitzen feststellen zu
können, sind
die temperaturabhängigen
Messungen und die relativen Änderungen
auch für
Standards auf unterschiedlichen Substraten und mit voneinander in Struktur
und Material abweichenden Messspitzen zu ermitteln.
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Da,
wie oben dargelegt, die elektrischen Eigenschaften der Kalibrierstandards
und der DUTs frequenzabhängig
sind, können
in noch weiteren Ausgestaltungen des Verfahrens die Messungen bei verschiedenen
Frequenzen durchgeführt
werden, um einen frequenzabhängigen
Temperaturkoeffizienten zu ermitteln. Es wurde festgestellt, dass
mit zunehmender Frequenz die Abweichungen, die bei einer bestimmten
Temperaturänderung
auftreten, steigen. Auf der Grundlage des frequenzabhängigen Temperaturkoeffizienten
sind auch die elektrischen Eigenschaften eines elektronischen Bauelements
frequenzabhängig
zu bestimmen.
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Die
vorstehenden Beschreibungen des Kalibrierverfahrens und dessen verschiedene
Ausgestaltungen beziehen sich zunächst auf Messungen im HF-Bereich.
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Jedoch
sind auch die Temperaturkoeffizienten im NF-Bereich in vergleichbarer
Weise zu ermitteln, um die oben beschriebenen verschiedenen Kennlinien
zur Charakterisierung von NF-Bauelementen und Baugruppen vorzunehmen.
Der oben dargelegte grundsätzliche
Verfahrensablauf für
die Kalibrierung trifft insofern auch für die Kalibrierung im NF-Bereich
zu, wie die zu ermittelnden elektrischen Eigenschaften und zugehörigen elektrischen
Messgrößen dem
NF-Bereich zuzuordnen sind und dafür die erforderlichen Kalibrierstandards
gemessen werden. Das Kalibrierverfahren in diesem Frequenzbereich
unterscheidet sich lediglich dadurch vom oben beschriebenen Kalibrierverfahren
im HF-Bereich, dass nur bekannte, d. h. bei der ersten Temperatur bekannte
Kalibrierstandards verwendet werden. Aus diesem Grund sind andere,
geeignete Methoden zur Ermittlung des Fehlerkoeffizienten der Messeinheit aus
der temperaturkorrigierten elektrischen Eigenschaft verwendbar und
bekannt.
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Die
Art der verwendbaren Kalibrierstandards hängt insbesondere von den Messverfahren
ab. Für CV-Messungen
beispielsweise werden Impedanzen mit verschiedenen Abschlüssen, einen
Wellenabschluss von 50 Ω oder
einem Kurzschluss oder Leerlauf ähnelnd,
verwendet. Darüber
hinaus wird ein verlustarmer Kondensator verwendet. Letzterer kann
z. B. durch einen langen koplanaren Wellenleiter gebildet sein oder komplexere
Strukturen aufweisen, z. B. zwei sich gegenüber liegende Kammstrukturen
um eine höhere
Präzision
in der eingestellten Kapazität des
Kalibrierstandards zu erzielen.
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Für die I/V-Messungen
sind verschiedene Widerstände
als Kalibrierstandards erforderlich. Zur Kalibrierung für LFN-Messungen
werden häufig
Kalibrierstandards, wie die oben zur CV-Messung beschriebenen Impedanzen
oder aus der Ermittlung der Streuparameter von elektronischen Bauelementen bekannte
Standards oder Dünn-Film-Widerstände verwendet.
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Aufgrund
der grundsätzlichen
Gleichartigkeit der Kalibrierverfahren im HF- und im NF-Bereich
sind auch die beschriebenen Ausgestaltungen auf die Kalibrierung
im NF-Bereich entsprechend anwendbar. Beide können auch in einer Prüfanordnung
miteinander kombiniert werden. So können zur I/V-Charakterisierung
von Kalibrierstandards und DUTs so genannte Source Monitor Units
(SMUs), auch als Source Measurement Units bezeichnet, verwendet
werden, die programmierbar sein können. Eine SMU ist ein präzises Netzteil,
das Spannungsversorgung und -messung mit einer Auflösung von
1 mV oder weniger sowie Stromversorgung und -messung mit einer Auflösung von
1 μA oder
weniger gestattet. So ist mittels der SMU eine präzise Widerstandsmessung
laufend möglich
sowie eine Kombination mit einer Prüfanordnung, die einen vektoriellen
Netzwerkanalysator aufweist. In letzterem Fall können mit einer Prüfanordnung
Kalibrierungen und Messungen von DUTs über dem gesamten Frequenzbereich
und den interessierenden Temperaturbereich durchgeführt werden, wenn
die HF- und NF-Kalibrierstandards z. B. auf einem Kalibriersubstrat
bereitgestellt werden.
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Die
Kalibrierstandards für
HF- und NF-Messungen sind planare Leitungen auf einem Trägersubstrat
ausgebildet, wobei deren exakte physikalische Ausführung für reproduzierbare
elektrische Eigenschaften, insbesondere mit bekannter oder präzise bestimmbarer
Impedanz, möglich
ist. Über
die Änderung
von physikalischen Parametern, wie z. B. der Länge können die Kalibrierstandards
auch trimmbar gestaltet sein, d. h. so auf einen bestimmten elektrischen
Eigenschaftswert einstellbar. Als planare Leitungen werden allgemein
verschiedene Ausgestaltungen der Anordnung von Ground- und Signalleitungen
beschrieben. Eine Ausgestaltung planarer Leitungen sind die koplanaren
Leitungen. Bei diesen liegen die Ground- und Signalleitungen in
der Ebene. Hingegen liegen bei so genannten Microstrip- oder Mixed
Anordnungen die Ground- und Signalleitungen in zwei elektrisch voneinander
isolierten Ebenen übereinander.
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Als
Kalibriersubstrat kommen verschiedene dielektrische, z. B. keramische
oder auch halbleitende Substrate zur Anwendung, wobei aufgrund des Einflusses
des Substrats auf verschiedene Messungen das Substrat dem Trägersubstrat
des elektronischen Bauelements angepasst sein kann oder der Wafer
mit dem Bauelementen selbst als Trägersubstrats dient.
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Das
Kalibriersubstrat wird meist in der Umgebung des zu messenden elektronischen
Bauelements angeordnet, um zum einen den Einfluss der Messumgebung
zu vermindern und zum anderen bis zu den Kontaktfingern dieselbe
Messanordnung zur Kalibrierung und zur Messung zu verwenden und
so die weitestgehend zum Bauelement verlagerte Kalibrierebene realisieren
zu können.
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Zur
Ermittlung einer elektrischen Eigenschaft eines DUTs werden in einer
geeigneten Prüfvorrichtung
zunächst
eine Kalibrierung unter Ermittlung eines, gegebenenfalls frequenzabhängigen,
Temperaturkoeffizienten nach einem der oben beschriebenen Verfahren
durchgeführt.
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Dazu
werden ein oder mehrere DUTs, die sich im Waferverbund befinden
oder auf einem Trägersubstrat
angeordnet sind, sowie ein oder mehrere Kalibrierstandards auf einer
Haltevorrichtung angeordnet. Die Kalibrierstandards können auf
dem Wafer ausgebildet oder auf dem Trägersubstrats angeordnet sein.
Alternativ weist ein separates, ebenfalls von der Haltevorrichtung
gehaltenes Kalibriersubstrat die Kalibrierstandards auf.
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Von
einer Sondenhalterung werden die zumeist mehreren Prüfspitzen
in einer Relativposition zueinander gehalten, so dass mehrere Kontaktflächen gleichzeitig
kontaktierbar sind. Der besseren Übersicht wegen wird der folgende
Ablauf am Beispiel eines einzelnen Kalibrierstandards und nur eines
DUTs dargelegt werden. Die Kontaktierung und Messung weiterer Kalibrierstandards
nacheinander oder gleichzeitig mit einer entsprechenden Anordnung
einer Mehr zahl von Prüfspitzen
oder das Scanning aller DUTs eines Wafers erfolgt in analoger Weise.
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Mittels
einer geeigneten Positionierungsvorrichtung werden zunächst das
Kalibriersubstrat und die Prüfspitzen
relativ zueinander positioniert, beide werden einander zugestellt
bis zur Herstellung eines sicheren elektrischen Kontakts und anschließend erfolgt
die Kalibriermessung. Dazu wird der Kalibrierstandard mit einem
Signal beaufschlagt und das dadurch erzeugte oder das durch den
Kalibrierstandard veränderte
Signal wird mittels der Prüfspitzen
abgegriffen und der Messeinheit zur Verarbeitung zugeführt.
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Diese
erste Messung erfolgt bei der Temperatur T1 , beispielsweise bei Raumtemperatur. Nach der
Einstellung einer zweiten Temperatur T2,
beispielsweise 100°C,
erfolgt eine weitere Messung des Kalibrierstandards. In gleicher
Weise können
weitere Messungen bei den Temperaturen T3 und
T4, beispielsweise 50°C und 200°C erfolgen. Aus diesen Messungen
wird ein Temperaturkoeffizient wie oben beschrieben ermittelt.
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Nachfolgend
wird die Temperatur auf jene Messtemperatur TM eingestellt,
bei der ein DUT gemessen werden soll, beispielsweise 150°C oder 250°C und die
Messung des Kalibrierstandards wird wiederholt. Anhand der Messwerte
bei T1 und T2 können durch
Anwendung des Temperaturkoeffizienten Messwerte oder davon abgeleitete
elektrische Eigenschaften prognostiziert werden, die mit den gemessenen
Werten oder abgeleiteten Eigenschaften verglichen werden, um aus
diesem Vergleich einen Fehlerkoeffizienten zu ermitteln. Dieser
Fehlerkoeffizient dient dem Abgleich der Messgröße oder elektrischen Eigenschaft
eines DUTs, um diese von den Systemfehlern zu bereinigen.
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Die
gewünschte
Messgröße oder
elektrische Eigenschaft des DUTs wird durch eine weitere Messung
bei der Messtemperatur TM ermittelt, indem
diese mit der bestehenden Prüfanordnung
nach der Herstellung eines elektrischen Kontakts der Prüfspitzen mit
dem DUT wie oben zur Kalibrierung beschrieben ausgeführt wird.
Bezüglich
der Ausführung
der Messung wird auf die Darlegungen zur Kalibriermessung verwiesen.
Die nachfolgende Bereinigung der Messgröße durch Anwendung des Fehlerkoeffizienten
erfolgt nach bekannten Methoden. Häufig ist dies bereits in der
Messeinheit, z. B. dem vektoriellen Netzwerkanalysator implementiert.
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Sofern
die aktuell herrschende Messumgebung reproduzierbar ist oder eine Änderung
oder Drift bekannt ist, so dass die Kalibrierwerte wieder verwendbar
sind, können
diese in einer Datenbank hinterlegt sein, um für weitere, spätere Messungen
zur Verfügung
zu stehen. Selbst elektronische Bauelemente aus deren Entwicklung,
die für
Testzwecke hergestellt wurden und deren elektrische Eigenschaften
sehr präzise
ermittelt wurden, können
für Kalibriermessungen
verwendet werden. Die späteren Messungen
können
bei beliebigen Messtemperaturen und, sofern der Temperaturkoeffizient
frequenzabhängig
ermittelt wurde, auch bei beliebigen Frequenzen erfolgen. Die zuvor
ermittelten, auch frequenzabhängigen
Abweichungen der elektrischen Eigenschaften werden als Fehlerkoeffizienten
in Form konkreter Werte oder als Funktion in einer Messeinheit,
z. B. einem vektoriellen Netzwerkanalysator hinterlegt und während des
Kalibrierverfahrens auf die Berechnung elektrischen Eigenschaften
direkt angewendet.
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Entsprechend
verschiedener Ausgestaltungen des Verfahrens können die Kalibrierstandards entweder
auf Prüfsubstrat
angeordnet sein, auf dem auch ein zu prüfender DUT angeordnet ist oder
auf einem separiertem Kalibriersubstrat.
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Separate
Kalibriersubstrate sind von Vorteil, wenn sehr präzise getrimmte
Standards gewünscht sind
oder wenn die Substrate z. B. für
weitere Messungen von DUTs wieder verwendet werden können. Dabei
kann das Material des Kalibriersubstrats auch von dem des Prüfsubstrats
abweichen, wenn der Einfluss des Substrats auf den in der Kalibrierung
zu ermittelnden Fehlerkoeffizienten zuvor wie oben beschrieben anhand
verschiedener Substrate ermittelt wurde.
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Sind
die Kalibrierstandards auf dem Prüfsubstrat, z. B. durch den
Hersteller der elektronischen Bauelemente selbst ausgebildet, weisen
die Standards, im Vergleich zu Standards auf Kalibriersubstraten,
häufig
größere Abweichungen
von der einzustellenden elektrischen Eigenschaft auf. Wie oben dargelegt
ist diese Abweichung unschädlich,
da sie durch das Kalibrierverfahren herauskalibriert wird. Eine
solche Anordnung stellt eine nahezu übereinstimmende Messumgebung
für den
Kalibrierstandard und den DUT zur Verfügung. Auch sind die elektrischen
Eigenschaften des Kalibrierstandards im Verlauf der Messung mehrerer
DUTs aktuell, so genannt on-the-fly zu bestimmen, z. B. mittels
einer oben beschriebenen SMU.
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Derartige
On-the-fly-Kalibriermessungen, die zur laufenden Implementierung
verschiedener Änderungen
in der Messumgebung erforderlich wären und als Zwischenschritt
zwischen zwei aufeinanderfolgende Messungen zur Nachführung der
Kalibrierung durchgeführt
werden, sind selbstverständlich auch
mit Kalibriersubstraten möglich.
Für diesen
Fall wird ein Kalibriersubstrat auf der Haltevorrichtung, die auch
das Prüfsubstrat
hält und
gegebenenfalls eine für
das Kalibriersubstrat konfigurierte separate Komponente aufweist,
neben dem Prüfsubstrat
bereitgehalten, so dass ein zügiger
und ungehinderter Wechsel der Kontaktierungen der Prüfspitzenanordnung
zwischen dem DUT und dem Kalibrierstandard möglich ist.