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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kollisionsvermeidung oder Kollisionsfolgenminderung
für ein Kraftfahrzeug, mit den Schritten: Erfassen von Objekten
in einer Ist-Umgebung des Fahrzeugs mittels einer Umgebungserfassungsvorrichtung,
Ermitteln ob eine Kollision des Kraftfahrzeugs mit einem entgegenkommenden
ersten Objekt droht mittels einer der Umgebungserfassungsvorrichtung
zugeordneten Auswertevorrichtung und Auslösen einer Reaktion
zum Verhindern oder Folgemindern der drohenden Kollision.
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Verfahren
zur Kollisionsvermeidung oder Kollisionsfolgenminderung für
ein Kraftfahrzeug sind bekannt. Das Kraftfahrzeug kann zum Erfassen
von Objekten, die sich in einer Ist-Umgebung des Kraftfahrzeugs
befinden eine Umgebungserfassungsvorrichtung aufweisen. Es kann
festgestellt werden, ob es sich bei einem erfassten Objekt um ein
entgegenkommendes Fahrzeug handelt, mit dem eine Kollisionsgefahr
droht. Ferner ist es bekannt, auf die erkannte Kollisionsgefahr
zu reagieren, beispielsweise durch eine Warnung, einen Lenkeingriff
oder einen Bremseingriff. Die
DE 10 2004 057 060 A1 betrifft eine Fahrassistenzvorrichtung
sowie ein Verfahren zur Erkennung von auf der eigenen Fahrspur entgegenkommenden
Fahrzeugen. Zur Erkennung von auf der eigenen Fahrspur entgegenkommenden
Fahrzeugen sind Mittel zur Umfelderfassung vorgesehen. Ferner sind
von einer Auswertevorrichtung betätigbare Mittel zur Ausgabe
eines Warnsignals vorgesehen. Zur Erkennung von auf der eigenen
Fahrspur entgegenkommenden Fahrzeugen, bei dem Objekte im Umfeld
des eigenen Kraftfahrzeuges erfasst werden, wird deren Relativgeschwindigkeit
mit der Eigengeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs verglichen, wobei das
Objekt als ein entgegenkommendes Fahrzeug erkannt wird, wenn die
Relativgeschwindigkeit größer als die Eigengeschwindigkeit
ist. Das Fahrzeug wird der eigenen Fahrspur anhand einer oder mehrerer
Informationen zugeordnet. Bei den Informationen kann es sich um
eine Fahrspurzuordnung einer Fahrgeschwindigkeitsregelungsvorrichtung,
eine Fahrspurerkennung eines bildgebenden Sensors, eine digitale
Straßenkarte mit darin enthaltenen Angaben über
die Anzahl der Fahrspuren und deren Fahrtrichtungen im befahrenen
Streckenabschnitt oder Telemetriedaten handeln. Aus der
US 6 317 639 B2 ist
ein Sicherheitssystem für Fahrzeuge bekannt. Das System
weist eine Erfassungseinheit zum Erfassen eines Objektes in einer
Fahrtrichtung des Fahrzeuges, eine Wegzeitschätzeinheit
zum Schätzen eines zukünftigen Ortes des Fahrzeuges,
eine Querversatzberechnungseinheit zum Berechnen eines relativen
Querversatzes zwischen dem Fahrzeug und einem entgegenkommenden
Fahrzeug auf Basis der Erfassung mittels der Erfassungseinheit und
des zukünftigen Ortes des Fahrzeuges, eine Wahrscheinlichkeitsentscheidungseinheit
zum Entscheiden dass eine Kollisionswahrscheinlichkeit des Fahrzeuges mit
dem entgegenkommenden Fahrzeug besteht, falls die mittels der Querversatzberechnungseinheit berechnete
Querversatz innerhalb eines vorgegebenen Bereichs liegt, eine Kollisionsvermeidungseinheit
zum automatischen Ausführen einer Kollisionsvermeidungshandlung,
falls die Kollisionswahrscheinlichkeitsentscheidungseinheit entscheidet,
dass eine Kollisionsgefahr des Fahrzeugs mit dem entgegenkommenden
Fahrzeug droht und eine Überholentscheidungseinheit zum
Entscheiden, ob das Fahrzeug ein vorausfahrendes Fahrzeug überholt
auf. Falls die Überholentscheidungseinheit entscheidet,
dass das Fahrzeug das vorausfahrende Fahrzeug überholt
wird die Kollisionsvermeidungshandlung der Kollisionsvermeidungseinheit
eingeschränkt oder eingestellt. Als Kollisionsverhinderungshandlung
kann ein automatisierter Lenkeingriff vorgenommen werden.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, eine verbesserte Kollisionsvermeidung oder
Kollisionsfolgendminderung für ein Kraftfahrzeug zu ermöglichen,
insbesondere verbesserte Kriterien für ein Auslösen
einer Reaktion zur Kollisionsvermeidung oder Kollisionsfolgenminderung
anzugeben.
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Die
Aufgabe ist bei einem Verfahren zur Kollisionsvermeidung oder Kollisionsfolgenminderung für
ein Kraftfahrzeug, mit den Schritten: Erfassen von Objekten in einer
Ist-Umgebung des Fahrzeugs mittels einer Umgebungserfassungsvorrichtung,
Ermitteln ob eine Kollision des Kraftfahrzeugs mit einem entgegenkommenden
ersten Objekt droht mittels einer der Umgebungserfassungsvorrichtung
zugeordneten Auswertevorrichtung und Auslösen einer Reaktion
zum Verhindern oder Folgemindern der drohenden Kollision gelöst
durch den Schritt Auslösen der Reaktion mittels eines das
erste Objekt in einer Wegzeitbeziehung zu dem Kraftfahrzeug kennzeichnenden
ersten Kriteriums und mittels eines zweiten Kriteriums, das erfüllt
ist, falls eine die Ist-Umgebung kennzeichnende Ist-Umgebungsgröße
zumindest einen der folgenden Zustände aufweist:
- a) das erste Objekt weist einen einen Querversatz repräsentierenden
x-Abstand zu dem Kraftfahrzeug auf, der kleiner ist als 50% einer
Breite BSpur einer Fahrspur, die das Fahrzeug
befährt;
- b) ein entgegenkommendes zweites Objekt befährt eine
Gegenfahrspur und das entgegenkommende erste Objekt befährt
die Fahrspur zum Überholen des zweiten Objekts;
- c) das erste Objekt befährt die Fahrspur und das zweite
Objekt befährt die Gegenfahrspur und ein drittes Objekt
folgt dem zweiten Objekt auf der Gegenfahrspur und eine Geschwindigkeit
vO1 des ersten Objekts ist größer
als eine zweite Geschwindigkeit vO2 des
zweiten Objekts; und
- d) das Kraftfahrzeug befährt die Gegenfahrspur mit
einer Fahrgeschwindigkeit vKFZ und ein viertes Objekt
befährt die Fahrspur mit einer kleineren Geschwindigkeit
vO4 als die Fahrgeschwindigkeit vKFZ und das erste Objekt befährt
die Gegenfahrspur.
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Vorteilhaft
kann mittels des ersten Kriteriums ermittelt werden, ob grundsätzlich
eine Kollision des Fahrzeuges mit dem entgegenkommenden ersten Objekt
droht. Unter Kriterium kann das Abprüfen eines oder mehrerer
Schwellwerte und/oder eine Mehrfachauswahl beziehungsweise Mehrfachabfrage
verstanden werden. Hierzu können verschiedene den Zustand
des ersten Objekts in seiner relativen Lage, Beschleunigung, Geschwindigkeit
und/oder Gierbewegung und/oder Abmessungen und/oder weitere Größen
mittels der Umgebungserfassungsvorrichtung und/oder der nachgeschalteten
Auswertevorrichtung erfasst und/oder berechnet werden. Die so erfassten
Größen, also die Wegzeitbeziehung des ersten Objekts
zu dem Kraftfahrzeug kann mittels des ersten Kriteriums, das beispielsweise
entsprechende Schwellwerte enthalten kann, zum Treffen der Entscheidung
ausgewertet werden. Vorteilhaft muss zum Auslösen der Reaktion
zusätzlich das zweite Kriterium erfüllt sein beziehungsweise
die vorab beschriebenen Zustände erfüllen. Vorteilhaft
kann so sicher verhindert werden, dass die Reaktion zu einem unpassenden
Moment erfolgt, also beispielsweise für solche Fälle,
bei denen das Auslösen der Reaktion womöglich
eine Unfallgefahr erhöhen würde. Unter Größe, insbesondere
der Ist-Umgebungsgröße, kann ein Skalar, eine
Zustandsgröße, eine vektorielle Größe
und/oder eine Mehrgrößen-Größe
verstanden werden.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens ist ein
Auslösen der Reaktion als optische und/oder akustische
und/oder haptische Warnung falls zur Vermeidung der Kollision eine
Bremsung des Fahrzeugs mit einer Verzögerung zwischen 0
bis 2 m/s2 erforderlich ist, vorgesehen.
Die erforderliche Beschleunigung zur Vermeidung der Kollision kann ebenfalls
eine das erste Objekt in der Wegzeitbeziehung zu dem Kraftfahrzeug
beschreibende Größe darstellen, wobei das erste
Kriterium einen ersten Schwellwert für diese Größe,
beispielsweise von 2 m/s2, aufweisen kann,
wobei vorteilhaft darauf basierend die optische und/oder akustische
und/oder haptische Warnung ausgelöst werden kann, falls
die erforderliche Verzögerung zwischen 0 und 2 m/s2 liegt. Das erste und/oder zweite Kriterium
kann eine vektorielle Größe darstellen und/oder
eine Vielzahl von Einzelgrößen aufweisen, insbesondere
unterschiedliche Schwellwerte für eine der Größen
und/oder mehrere der Größen aufweisen. Vorteilhaft
ist es so möglich mittels des ersten Kriteriums nicht nur
grundsätzlich die Kollisionsgefahr zu detektieren, sondern
diese auch einzustufen und eine entsprechend angepasste Reaktion
auszulösen.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Auslösen
der Reaktion als Warnbremsung mit einer Verzögerung zwischen
0 und 2 m/s2 vorgesehen, falls zur Vermeidung
der Kollision eine Bremsung des Fahrzeugs mit einer Verzögerung
zwischen 0 bis 2 m/s2 erforderlich ist,
vorgesehen. Vorteilhaft kann mittels der Warnbremsung der Fahrer sehr
eindringlich und deutlich gewarnt werden, wobei vorteilhaft gleichzeitig
die Verzögerung so gewählt werden kann, dass auch
die drohende Kollisionsgefahr behoben wird.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Auslösen
der Reaktion als Notbremsung falls der Fahrer trotz der optischen
und/oder akustischen und/oder haptischen Warnung und/oder der Warnbremsung
nicht reagiert vorgesehen. Vorteilhaft ist es zusätzlich
denkbar, eine Zeitverzögerung beziehungsweise ein Abwarten
einer vorgegebenen Zeitspanne bis zum Auslösen der Notbremsung
vorzusehen. Unter nicht ragieren kann eine Untätigkeit
des Fahrers während des Abwartens beziehungsweise der Zeitspanne
verstanden werden. Es kann also vorteilhaft zunächst die
vorgegebene Zeitspanne abgewartet werden während der der
Fahrer nicht reagiert. Erst wenn diese Zeitspanne verstrichen ist,
kann sicher darauf geschlossen werden, dass der Fahrer nichts zur
Verhinderung der drohenden Kollision unternehmen wird, wobei vorteilhaft automatisch
die Notbremsung zur Kollisionsvermeidung oder zumindest Kollisionsfolgendminderung eingeleitet
werden kann.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Auslösen
der Reaktion als Notbremsung falls zur Vermeidung der Kollision
eine Bremsung des Fahrzeugs mit einer Verzögerung größer als
2 m/s2 erforderlich ist, vorgesehen, wobei
zusätzlich oder alternativ die optische und/oder akustische und/oder
haptische Warnung durchgeführt werden kann. Vorteilhaft
kann die drohende Kollisionsgefahr eingestuft werden, wobei ein Überschreiten
der Schwelle von 2 m/s2 mit einer besonders
großen Kollisionsgefahr gleichzusetzen ist, wobei vorteilhaft ohne
weitere zeitliche Verzögerungen die Notbremsung eingeleitet
werden kann.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist vorgesehen,
dass das erste Kriterium zumindest ein Element der folgenden Gruppe
aufweist: Die zur Vermeidung der Kollision notwendige Beschleunigung,
eine Zeit bis zu einem Aufprall ttc, ein Abstand
zwischen dem ersten Objekt und dem Kraftfahrzeug. Für die
Beschleunigung, die Zeit ttc sowie den Abstand
kann das Kriterium Schwellwerte aufweisen, insbesondere mehrere
Schwellwerte pro Größe zum Auslösen der
Reaktion, insbesondere einer dem Schwellwert angemessenen Teilreaktion, beispielsweise
unterschiedliche Warnstufen.
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Bei
einer Ausführungsform des Verfahrens sind ein Vergleichen
des ersten Kriteriums mit einem ersten und einem zweiten Schwellwert
und/oder ein Auslösen der Reaktion in Abhängigkeit
der Schwellwerte vorgesehen. Vorteilhaft kann mittels der Schwellwerte
die schwere der drohenden Kollision klassifiziert werden und in
Abhängigkeit davon eine angemessene Reaktion ausgelöst
werden.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Einschalten
einer Warnblinkanlage falls die zur Vermeidung der Kollision notwendige
Beschleunigung 1,5 m/s2 übersteigt
vorgesehen. Vorteilhaft kann im Sinne eines Partnerschutzes weiterer Verkehrsteilnehmer
das Warnblinklicht eingeschaltet werden. Die weiteren Verkehrsteilnehmer
können vorteilhaft gewarnt werden, so dass diese noch rechtzeitig
ihre Geschwindigkeit anpassen können.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Ermitteln
des Ist-Umgebungskriteriums mittels Daten eines der Auswertevorrichtung
zugeordneten Spurwechselassistenten vorgesehen. Vorteilhaft kann,
falls das Kraftfahrzeug über einen Spurwechselassistent
verfügt, dieser an die Auswertevorrichtung angebunden werden.
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Der
Spurwechselassistent verfügt vorteilhaft über
entsprechende Sensoren zum Erkennen der Fahrspuren und zum Vorhersagen
einer Fahrlinie des Kraftfahrzeugs. Vorteilhaft können
die dem Spurwechselassistent beziehungsweise mittels diesem ermittelbare
Daten ebenfalls für das Verfahren genutzt werden.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Unterdrücken
der Warnbremsung und der Notbremsung falls das Ist-Umgebungskriterium anzeigt,
dass das Kraftfahrzeug einen Überholvorgang durchführt
vorgesehen. Vorteilhaft kann mittels des Ist-Umgebungskriteriums
ermittelt werden, ob das Kraftfahrzeug selbst ein weiteres Fahrzeug überholt
und sich aufgrund des Überholvorgangs eine Gefahrensituation
ergibt. Für diesen Fall ist es sehr wahrscheinlich, das
eine Warnbremsung oder eine Notbremsung eine für den Fahrer
des Fahrzeugs überraschende Reaktion darstellen würde.
Vorteilhaft kann für diesen Fall lediglich die optische,
akustische und/oder haptische Warnung ausgegeben werden, so dass
der Fahrer des Kraftfahrzeuges selbst entscheiden kann, wie er reagieren
möchte, beispielsweise versuchen noch einzufädeln
oder den Überholdvorgang durch Bremsen abzubrechen.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist ein Klassifizieren
der Fahrbahn und der Gegenfahrbahn in zumindest eine der folgenden
Typen: innerstädtische Straße, Landstraße,
Schnellstraße, Autobahn und/oder ein Auslösen
der Reaktion als Geisterfahrerwarnung, falls der Typ Schnellstraße
oder Autobahn aufweist und/oder ein Einleiten der Reaktion als aktives
Ausweichen mittels eines Lenkeingriffs vorgesehen. Vorteilhaft kann
der Straßentyp in die Strategie zum Einleiten der Reaktion mit
einbezogen werden. Für den Fall, dass es sich um eine mehrstreifige
Schnellstraße oder eine Autobahn handelt, kann sicher daraus
geschlossen werden, dass das entgegenkommende Fahrzeug ein Geisterfahrer
ist. In diesem Fall kann der Fahrer des Fahrzeugs entsprechend gewarnt
werden. Überdies ist es denkbar, im Sinne einer Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation
auch nachfolgende Fahrzeuge auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
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Die
Aufgabe ist außerdem bei einem Kraftfahrzeug, insbesondere
Lastkraftfahrzeug, gekennzeichnet durch eine Vorrichtung zur Kollisionsvermeidung
oder Kollisionsfolgenminderung, eingerichtet, ausgelegt und/oder
konstruiert zum Durchführen eines vorab beschriebenen Verfahrens
gelöst. Es ergeben sich die vorab beschriebenen Vorteile.
Bei dem Kraftfahrzeug kann es sich um ein Lastkraftfahrzeug handeln,
bei dem besonders vorteilhaft das Verfahren angewendet werden kann.
In dichtem Landstraßenverkehr kommt es sehr häufig
vor, das Lastkraftfahrzeuge aufgrund ihrer vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeit
eine Kolonne anführen, sich also vor diesen eine vergleichsweise
große Zeitlücke ergibt, die entgegenkommende Fahrzeuge
gerne zum Überholen nutzen. Lastkraftfahrzeuge werden also vergleichsweise
häufig mit Gefahrensituationen konfrontiert, die mittels
des vorab beschriebenen Verfahrens vorteilhaft entschärft
werden können.
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Weitere
Vorteile, Merkmale und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung, in der unter Bezug auf die Zeichnung ein Ausführungsbeispiel
im Einzelnen beschrieben ist. Gleiche, ähnliche und/oder
funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Es zeigen:
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1 eine
schematische Ansicht einer Vorrichtung zur Kollisionsvermeidung
oder Kollisionsfolgenminderung;
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2 eine
schematische Ansicht einer Verkehrssituation eines Kraftfahrzeuges
und einem diesem entgegenkommenden ersten Objekt, dargestellt in
insgesamt drei verschiedenen Lagen beziehungsweise Phasen;
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3 eine
weitere schematische Ansicht einer Verkehrssituation des Kraftfahrzeuges
in drei Lagen beziehungsweise Phasen, wobei das entgegenkommende
erste Objekt ein zweites Objekt überholt; und
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4 eine
weitere Verkehrssituation des Kraftfahrzeuges, wobei das erste Objekt
das zweite Objekt und ein drittes Objekt überholt.
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1 zeigt
ein mittels des Bezugszeichens 1 lediglich angedeutetes
Kraftfahrzeug mit einer Vorrichtung 3 zur Kollisionsvermeidung
oder Kollisionsfolgenminderung. Die Vorrichtung 3 kann
in einem nicht näher dargestellten Steuergerät
des Kraftfahrzeuges 1 implementiert sein. 1 zeigt
verschiedene Funktionseinheiten der Vorrichtung 3. Diese
weist eine Umgebungserfassungsvorrichtung 5 zum Erfassen
von Objekten in einer Ist-Umgebung des Fahrzeugs 1 auf.
Hierzu kann die Umgebungserfassungsvorrichtung 5 eine oder
mehrere Sensorvorrichtungen 7 zum Erfassen der Ist-Umgebung
beziehungsweise der Objekte in der Ist-Umgebung aufweisen. Bei den
Sensorvorrichtungen 7 kann es sich beispielsweise um Radarsensoren,
Lidar-Sensoren, Video-Sensoren, insbesondere binokulare Sensoren, Ultraschallsensoren
und/oder weitere aufweisen. Mittels der Umgebungserfassungsvorrichtung 5 ist
eine Zustandsgröße 9 erfassbar, die einen
relativen Zustand eines ersten Objekts 11 in Beziehung
zu dem Kraftfahrzeug 1 charakterisiert. Die Zustandsgröße 9 kann
beispielsweise als vektorielle Größe und/oder Mehrfachgröße
implementiert sein, beispielsweise eine Beschleunigung, eine Geschwindigkeit,
eine Gierrate, Abmessungen, eine Position, eine Differenzgeschwindigkeit
des ersten Objekts 11 relativ zu dem Kraftfahrzeug 1,
eine Bewegungsrichtung des ersten Objekts 11 und/oder weitere
Größen aufweisen.
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Außerdem
kann mittels der Umgebungserfassungsvorrichtung 5 eine
Ist-Umgebungsgröße 13 erfasst werden.
Die Ist-Umgebungsgröße 13 charakterisiert
einen Bewegungszustand beziehungsweise einen Verkehrszustand der
Objekte in der Umgebung des Kraftfahrzeuges 1, also zumindest
des ersten Objektes 11. Beispielhaft ist ein zweites Objekt 15 in 1 eingezeichnet.
Ferner charakterisiert die Ist-Umgebungsgröße 13 die
Objekte 11 und 15 auch in ihrer relativen Lage
zu einer Fahrbahnmarkierung 17. Mittels der Ist-Umgebungsgröße
kann also die Verkehrssituation der Objekte 11 und 15 charakterisiert
werden. Die Zustandsgröße 9 und die Ist-Umgebungsgröße 13 werden
einem ersten Kriterium 19 und einem zweiten Kriterium 21 einer
Auswertevorrichtung 23 des Kraftfahrzeuges 1 zugeführt.
Die Auswertevorrichtung 23 klassifiziert mittels des ersten
Kriteriums 19 und des zweiten Kriteriums 21 ein Zustand
der Umgebung und/oder des Kraftfahrzeuges 1, insbesondere
in einer relativen Beziehung zueinander wie beispielsweise einer
Relativgeschwindigkeit, und leitet daraus eine Entscheidung ab,
ob eine Reaktion 25 zur Vermeidung oder Kollisionsfolgenvermeidung
einer drohenden Kollision 1 mit dem ersten Objekt 11 eingeleitet
werden soll. Die Reaktion 25 kann mittels einer Stelleinheit 27,
die direkt oder indirekt auf die Zustandsgröße 9 und/oder
die Ist-Umgebungsgröße 13 wirkt, durchgeführt
werden. Die Stelleinheit 27 kann beispielsweise eine Warnung
an einen Fahrer des Kraftfahrzeuges 1, beispielsweise als
optische und/oder akustische und/oder haptische Signalisierung einstellen.
Außerdem kann die Stelleinheit 27 auf eine Längsdynamik
und/oder eine Querdynamik des Kraftfahrzeuges 1 einwirken,
beispielsweise in Form eines Bremseingriffes und/oder eines Lenkeingriffes.
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2 zeigt
eine schematische Ansicht einer Verkehrssituation beziehungsweise
Ist-Umgebung des Kraftfahrzeuges 1. Das Kraftfahrzeug 1 befährt eine
Fahrspur 29, deren Mittellinie 31 in 2 gestrichelt
eingezeichnet ist. Die Fahrspur 29 ist mittels der Fahrbahnmarkierung 17 von
einer Gegenfahrspur 33 abgegrenzt. Mittels durchgezogener Linien 35 sind die
Fahrspuren 29 sowie die Gegenfahrspur 33 abgegrenzt.
Bei der in 2 dargestellten Straße
kann es sich beispielsweise um eine Landstraße handeln,
bei der die Fahrspur 29 und die Gegenfahrspur 33 lediglich
durch die eingezeichnete Mittellinie 31 voneinander abgegrenzt
sind. Mittels eines ersten Pfeils 37 ist in 2 eine
Fahrgeschwindigkeit des Kraftfahrzeuges 1, vKFZ angedeutet.
Bei dem Kraftfahrzeug 1 kann es sich beispielsweise um
ein Nutzfahrzeug beziehungsweise Lastkraftfahrzeug handeln. Es ist
jedoch auch denkbar, dass das Kraftfahrzeug 1 ein beliebiges
anderes Fahrzeug ist, beispielsweise ein Fahrzeug zur Personenbeförderung,
beispielsweise ein Personenkraftwagen oder ein Omnibus.
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Dem
Kraftfahrzeug 1 kommt ein erstes Objekt 11 entgegen,
das in insgesamt drei verschiedenen Fahrphasen beziehungsweise Positionen
relativ zu dem Kraftfahrzeug 1 in 2 dargestellt
ist. Eine erste Geschwindigkeit vO1 des
ersten Objekts 11 ist in 2 mittels
eines zweiten Pfeiles 39 angedeutet. In einer ersten Phase
weist das erste Objekt 11 einen nachfolgend auch x-Abstand
oder lateralen Abstand genannten Querversatz X1 und einen Längsabstand Y1
zu dem Kraftfahrzeug 1 auf. Unter Querversatz kann der
Abstand zwischen einer Mittelachse des ersten Objekts 11 und
einer Mittelachse des Kraftfahrzeuges 1 verstanden werden.
Unter Längsabstand kann ein Abstand zwischen einem vorderen Ende
des Kraftfahrzeuges 1 und einem vorderen Ende des ersten
Objektes 11 verstanden werden. Die Querversätze
X1 bis X3 sowie die Längsabstände Y1 bis Y3 sind
in 2 jeweils mittels Doppelpfeilen symbolisiert.
Ferner ist in 2 eine Breite BLKW des Kraftfahrzeuges 1 sowie
eine Breite BPKW des ersten Objekts 11,
ebenfalls mittels Doppelpfeilen symbolisiert, eingezeichnet. Der
Längsabstand Y1 bis Y3 kann vorliegend eine Einzelgröße
der Zustandsgröße 9 darstellen, wobei
das erste Kriterium 19 einen Schwellwert für den
Längsabstand aufweisen kann, bei dessen Unterschreitung
grundsätzlich die Reaktion 25 ausgelöst
werden kann. Zusätzlich muss jedoch auch das zweite Kriterium 21,
das ein Ist-Umgebungskriterium darstellt, erfüllt sein.
Dies kann, wie in 2 gezeigt, beispielsweise einen
Schwellwert für den Querversatz X1 bis X3 aufweisen. Das
zweite Kriterium kann beispielsweise lauten, dass der Querversatz
kleiner ist als 50% der Breite BSpur der
Fahrspur 29, die das Kraftfahrzeug 1 befährt.
Für den Fall, dass das Kraftfahrzeug 1 die Mitte
der Fahrspur 29 befährt, sich also entlang der
Mittellinie 31 bewegt, bedeutet dies, dass das erste Objekt 11 mit
seiner halben Breite BPKW in die Fahrspur 29 des
Kraftfahrzeuges 1 hineinragt beziehungsweise hinein gefahren
ist. Für den Fall, dass das zweite Kriterium 21 und das
erste Kriterium 19 erfüllt sind, wird die Reaktion 25 an
die Stelleinheit 27 weitergeleitet. Im vorliegenden Beispiel
der 2 würden X3 und Y3 das zweite Kriterium 21 und
das erste Kriterium 19 erfüllen.
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3 zeigt
eine weitere Verkehrssituation beziehungsweise Ist-Umgebung des
Kraftfahrzeuges 1. Im Unterschied befährt zusätzlich
ein zweites Objekt 15 die Gegenfahrspur 33 mit
einer kleineren zweiten Geschwindigkeit vO2 als
die erste Geschwindigkeit vO1 des ersten
Objektes 11. Die zweite Geschwindigkeit vO2 ist
in 3 mittels eines dritten Pfeils 40 symbolisiert.
Das erste Objekte 11 befährt die Gegenfahrspur 33 und
die Fahrspur 29 entlang einer geschwungenen Bahn 41,
wobei das erste Objekt 11 das zweite Objekt 15 überholt
und, vorausgesetzt, dass keine Kollision mit dem Kraftfahrzeug 1 erfolgt
nach Beendigung des Überholvorgangs vor dem Kraftfahrzeug 1 wieder
auf die Gegenfahrspur 33 einschert. Die Ist-Umgebungsgröße 13 kann
Lage und Zustand des ersten Objekts 11 und des zweiten Objekts 15 aufweisen,
insbesondere die Geschwindigkeiten vO1 und
vO2. Mittels vierten Pfeilen 43 sind Beschleunigungen
des ersten Objekts 11 und des zweiten Objekts 15 angedeutet,
die ebenfalls Teil der das erste Objekt 11 charakterisierenden
Zustandsgröße 9 sowie der die Verkehrssituation
charakterisierenden Ist-Umgebungsgröße 13 sein
können.
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In 3 ist
beispielhaft das Kraftfahrzeug 1 in verschiedenen Längsabständen
Y1, Y2 und Y3 symbolisiert. Vorliegend kann angenommen werden, dass
bei dem Längsabstand Y1 ein gefahrloses Einscheren des
ersten Objekts auf die Gegenfahrspur 33 möglich
ist. Für den Längsabstand Y2 kann beispielhaft
angenommen werden, dass zur Vermeidung einer Kollision des Kraftfahrzeuges 1 mit
dem ersten Objekt 11 eine Verzögerung des Kraftfahrzeuges 1 zwischen
0 und 2 m/s, insbesondere genau 2 m/s notwendig wäre. Unter
Verzögerung kann eine negative Beschleunigung verstanden
werden. Für den kürzesten Längsabstand
Y3 kann angenommen werden, dass zur Vermeidung einer Kollision des Kraftfahrzeuges 1 mit
dem ersten Objekt 11 eine Verzögerung größer
als 2 m/s notwendig wäre. Die Längsabstände
Y1 bis Y3 können Teil der Zustandsgröße 9,
die mittels der Umgebungserfassungsvorrichtung 5 ermittelbar
ist, sein. Es ist jedoch auch möglich, mittels der Längsabstände
Y1 bis Y3 Verzögerungswerte zu ermitteln, die notwendig
sind zum Vermeiden der Kollision des Kraftfahrzeuges 1 mit dem
ersten Objekt 11. Dabei ist es möglich, dass das erste
Kriterium 19 einen Schwellwert für diese Verzögerung,
beispielsweise in Höhe von 0 m/s einen ersten Schwellwert
und in Höhe von 2 m/s einen zweiten Schwellwert aufweist,
wobei die Reaktion je nach dem ob keiner der Schwellwerte, nur der
erste Schwellwert oder beide Schwellwerte überschritten sind, unterschiedlich
ausfällt, beispielsweise im Falle bei Unterschreiten beider
Schwellwerte keine oder lediglich eine optische, akustische und/oder
haptische Warnung ausgegeben wird, bei Überschreiten des
ersten Schwellwertes ebenfalls eine akustische, optische und/oder
haptische Warnung ausgegeben wird und/oder die optische, akustische
und/oder haptische Warnung für einen bestimmten Zeitraum
ausgegeben wird, um danach in eine Notbremsung überzugehen,
falls der Fahrer nicht darauf reagiert und/oder die optische, haptische
und/oder akustische Warnung ausgegeben wird und gleichzeitig eine Warnbremsung
zwischen 0 und 2 m/s durchgeführt wird und/oder bei Überschreiten
beider Schwellwerte sofort eine Notbremsung mit einer maximalen
Verzögerung des Kraftfahrzeuges 1 eingeleitet
wird. Ferner ist es denkbar, dass die Stelleinheit 27 mit
einer Warnblinkvorrichtung des Kraftfahrzeuges 1 gekoppelt
ist, wobei mittels der Stelleinheit 27 die Warnblinkeinrichtung
genau dann aktivierbar ist, falls eine mittels der Stelleinheit 27 einstellbare
Beschleunigung beziehungsweise Verzögerung des Kraftfahrzeuges 1 einen
Schwellwert unterschreitet, beispielsweise einen Schwellwert von –1,5
m/s2 unterschreitet beziehungsweise als
Verzögerung ausgedrückt einen Schwellwert von
1,5 m/s2 überschreitet. Die Warnblinkvorrichtung
kann auch bereits dann eingeschaltet werden falls eine Sollgröße
und/oder Kenngröße den Schwellwert unter- beziehungsweise überschreitet,
beispielsweise solange kein Bremseingriff erfolgt und lediglich
eine Reaktion des Fahrers abgewertet wird, jedoch zum Vermeiden
der Kollision theoretisch eine entsprechende Verzögerung
notwendig wäre.
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Die
in 3 gezeigte Verkehrssituation kann Teil des zweiten
Kriteriums 21 beziehungsweise des Ist-Umgebungskriteriums
der Auswertevorrichtung 23 sein, wobei zum Einleiten der
Reaktion 25 gegeben sein muss, dass das entgegenkommende
erste Objekt 11 die Fahrspur 29 und das entgegenkommende
zweite Objekt 15 die Gegenfahrspur 23 zum Überholen
des zweiten Objekts 15, also mit einer größeren
Geschwindigkeit befährt, wobei gilt vO1 größer als
vO2. Das zweite Kriterium 21 ist
also erfüllt, falls das erste Objekt 11 ein einzelnes
Objekt, also vorliegend das zweite Objekt 15 überholt.
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4 zeigt
eine weitere Verkehrssituation beziehungsweise Ist-Umgebung des
Kraftfahrzeuges 1 ähnlich der in 3 dargestellten
Situation, wobei das erste Objekt 11 das zweite Objekt 15 überholt.
Im Unterschied zur Darstellung gemäß 3 folgt
dem zweiten Objekt 15 ein drittes Objekt 45 mit
einer dritten Geschwindigkeit vO3 die ungefähr
der zweiten Geschwindigkeit vO2 des zweiten
Objekts 15 entspricht. Die dritten Geschwindigkeit vO3 ist in 4 mittels
eines fünften Pfeils 47 symbolisiert. Es handelt
sich also um eine Verkehrssituation, bei der das erste Objekt 11 mehrere
Objekte 15, 45 gleichzeitig entlang der in 4 eingezeichneten
Bahn 41 überholt. In 4 ist das
Kraftfahrzeug 1 ebenfalls beispielhaft in drei verschiedenen
Position analog der 3 eingezeichnet. Ferner sind
ein Längsabstand yO2 des zweiten
Objekts 15 zu dem Kraftfahrzeug 1 und ein Längsabstand
yO3 des dritten Objekts 45 zu dem Kraftfahrzeug 1 mittels
Doppelpfeilen in 4 eingezeichnet. Das erste Kriterium 19 kann
analog der Darstellung gemäß 3 abgeprüft
werden. Das zweite Kriterium 21 ist dann erfüllt,
falls das erste Objekt 11 die Fahrspur 29 und
das zweite Objekt 15 die Gegenfahrspur befährt,
wobei das dritte Objekt 45 dem zweiten Objekt 15 mit
ungefähr der selben Geschwindigkeit folgt. Ferner muss
die Geschwindigkeit vO1 des ersten Objekts
größer sein, insbesondere signifikant größer,
beispielsweise mindestens 10 km/h, vorzugsweise mindestens 20 km/h,
sein als die zweite Geschwindigkeit vO2 des
zweiten Objekts 15. In diesem Fall kann nämlich
davon ausgegangen werden, dass das erste Objekt 11 nach
dem Überholen des dritten Objekts 45 auch dazu
ansetzt, das zweite Objekt 15 zu überholen, also
die Bahn 41, wie in 4 eingezeichnet,
befahren möchte. Falls sich die Bahn 41 kollisionsgefährdend
mit der Fahrlinie des Kraftfahrzeuges 1 überschneidet,
also falls das erste Kriterium 19 erfüllt ist,
kann entsprechend die Reaktion 25 an die Stelleinheit 27 weiter
gegeben werden. Für den Fall, dass das erste Objekt 11 ungefähr
dieselbe Geschwindigkeit oder sogar eine geringfügig geringere
Geschwindigkeit vO1 aufweist als die zweite Geschwindigkeit
vO2 des zweiten Objekts 15 kann darauf
geschlossen werden, dass das erste Objekt 11 seinen Überholvorgang
abbrechen möchte, also zwischen dem zweiten Objekt 15 und
dem dritten Objekt 45 einscheren möchte. In diesem
Fall ist es vorteilhaft möglich, das zweite Kriterium 21 als
nicht erfüllt anzusehen, so dass keine Reaktion 25 ausgelöst wird.
Es ist jedoch auch denkbar, für diesen Fall eine stark
abgemilderte Reaktion 25 auszulösen, beispielsweise
lediglich eine schwache Warnung, beispielsweise nur eine optische
Warnung an den Fahrer des Kraftfahrzeuges 1 auszugeben.
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Es
ist denkbar, für das zweite Kriterium 21 weitere
Regeln für die Ist-Umgebungsgröße 13 vorzusehen.
Ferner ist es denkbar, für jede Einzeldefinition des zweiten
Kriteriums 21, also für unterschiedliche erkannte
Verkehrssituationen beziehungsweise Ist-Umgebungen des Kraftfahrzeuges 1 unterschiedliche
Reaktionen 25 vorzusehen.
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Es
ist beispielsweise denkbar, mittels des zweiten Kriteriums 21 festzustellen,
ob das Kraftfahrzeug 1 selbst einen Überholvorgang
durchführt, also beispielsweise die Gegenfahrspur 33 mit
der Geschwindigkeit vKFZ befährt,
wobei ein viertes Objekt mit einer geringeren Geschwindigkeit vO4 die Fahrspur 29 befährt
und erfasst wird, dass das erste Objekt, mit dem die Kollision droht
die Gegenfahrspur 33 befährt. In dieser Situation
wird ebenfalls angenommen beziehungsweise abgeprüft, dass
das erste Objekt dem Kraftfahrzeug 1 entgegenfährt,
also nicht vor diesem herfahrend ebenfalls das vierte Objekt überholt.
Falls die Ist-Umgebungsgröße 13 dieses zweite
Kriterium 21 erfüllt, kann eine abweichende Reaktion 25 ausgelöst
werden, beispielsweise die Warnbremsung und die Notbremsung unterdrückt werden,
was vorteilhaft eine Verschlimmerung der Situation und/oder Verwirrung
des Fahrers des Kraftfahrzeuges 1 vermeidet.
-
Die
aktive Reaktion 25 auf das entgegenkommende erste Objekt 11,
wobei das erste Objekt 11 mittels der Sensorvorrichtungen 7,
beispielsweise mittels eines Radarsensors die, Zustandsgröße 1, beispielsweise
einen Abstand und/oder eine Relativgeschwindigkeit zu dem entgegenkommenden
ersten Objekt 11 erfasst und die Auswertevorrichtung 23 das
erste Objekt 11 mit einem Kennzeichen „entgegenkommend” versehen
kann. Zusätzlich zu dieser Information kann auch die Position
des entgegenkommenden ersten Objekts 11 erfasst und bewertet werden.
Um eine Warnung, beziehungsweise die Reaktion 25, insbesondere
als aktiver Eingriff, auszulösen, kann vorteilhaft entschieden
werden, ob das erste Objekt 11 in der eigenen Fahrspur 29 fährt
oder nicht. Dazu kann ein Auswertealgorithmus der Auswertevorrichtung 23 Objektpositionen
der Objekte 11, 15, 45 relativ zu dem
Kraftfahrzeug 1, insbesondere zu einem Einbauort der Sensorvorrichtungen 7,
insbesondere eines Radarsensors, der beispielsweise mittig an einer
Fahrzeugfront des Kraftfahrzeuges 1 angebracht sein kann,
als x- und y-Koordinaten ermitteln. In Kenntnis der Fahrzeugbreite
BLKW des Kraftfahrzeugs 1 und der,
beispielsweise schätzweise ermittelbaren Fahrzeugbreite
BPKW des ersten Objekts 11 kann
vorteilhaft eine Aussage getroffen werden, ob das entgegenkommende
erste Objekt 11 eine potentielle Gefahr darstellt, also
eine Kollision droht. Vorteilhaft kann auch eine Spurprädiktion,
beispielsweise von einem in 1 gestrichelt
eingezeichneten Spurwechselassistenten 49, mit eingerechnet
und dazu der Auswertevorrichtung 23 zur Verfügung
gestellt werden. Entsprechende Daten des Spurwechselassistenten 49 können
Teil der Ist-Umgebungsgröße 13 sein.
Eine entsprechend Radar-basierte Spurverlaufermittlung kann alternativ und/oder
zusätzlich auch mittels eines Kamerasystems ergänzt
und/oder validiert werden. Vorteilhaft kann dazu als Alternative,
insbesondere bei Lastkraftwagen, eine ohnehin vorhandene Spurwarnungskamera
des Kraftfahrzeuges 1 verwendet werden, insbesondere zum
Ermitteln der Breite der Fahrspur BSpur.
-
Falls
sich das entgegenkommende erste Objekt 11 in der eigenen
Fahrspur 29 befindet, so kann in Abhängigkeit
des Längsabstandes Y1, Y2, Y3 zu dem ersten Objekt 11 und
einer Relativgeschwindigkeit in einem ersten Schritt die optische,
akustische und/oder haptische Warnung ausgegeben werden. In einem
zweiten Schritt kann eine variable Bremsung, die Warnbremsung erfolgen,
die beispielsweise auf maximal 2 m/s2 limitiert
ist. In einem dritten Schritt kann als Reaktion 25 die
Notbremsung durchgeführt werden.
-
Die
jeweiligen Warnstufen können mittels des ersten Kriteriums 19,
beispielsweise mittels der Längsabstände Y1 bis
Y3 oder auch mittels dieser und weiterer Größen
charakterisiert werden, beispielsweise mittels einer geschätzten
Zeit ttc bis zu einem Aufprall.
-
Als
Warnstufen sind denkbar: keine Warnung falls das erste Objekt 11 als überholendes
Fahrzeug, wie in den 3 und 4 dargestellt,
entlang der Bahn 41 gefahrlos sein Überholmanöver
abschließen kann. In diesem Fall kann der Wert ttc auf ∞ gesetzt werden, es ist
also keine Kollision zu erwarten.
-
In
einer zweiten Stufe kann eine optische, akustische und/oder haptische
Warnung erfolgen, falls das Kraftfahrzeug 1 mit einer Verzögerung
von 0 bis 2 m/s2 bremsen müsste,
um eine Kollision zu vermeiden. Es ist denkbar, dass diese Bremsung
von dem Fahrer des Kraftfahrzeuges 1 ausgelöst
wird. Alternativ und/oder zusätzlich ist es auch denkbar,
dass als Reaktion 25 die variable Bremsung als Warnbremsung
mit einer Verzögerung zwischen 0 und 2 m/s2 aktiv
mittels der Stelleinheit 27 des Kraftfahrzeuges 1 als
aktiver Eingriff in die Längsdynamik des Kraftfahrzeuges 1 durchgeführt
wird.
-
In
einer weiteren Stufe kann weiterhin die optische, akustische und/oder
haptische Warnung erfolgen, wobei zusätzlich eine Notbremsung
mittels der Stelleinheit 27 als Reaktion 25 eingestellt
wird, falls eine Verzögerung des Kraftfahrzeuges 1 mit
mehr als 2 m/s2 notwendig wäre,
um eine Kollision mit dem ersten Objekt 11 zu vermeiden
und/oder der Fahrer des Kraftfahrzeuges 1 innerhalb einer
bestimmten Zeit, beispielsweise innerhalb der zweiten Warnphase
während der optisch, akustisch und/oder haptisch gewarnt
wird und/oder die Warnbremsung folgt, keine Reaktion zeigt.
-
Vorteilhaft
kann in Kenntnis von Differenzgeschwindigkeiten zwischen dem Kraftfahrzeug 1 und den
Objekten 11, 15, 45 sowie einer statistischen mittleren
Fahrzeuglänge der Objekte 11, 15, 45 auf einen
Zeitbedarf des Überholvorgangs entlang der Bahn 41 geschlossen
werden. Für den Fall, dass das Überholen länger
dauert als die ermittelte Zeit ttc bis zu
einem Aufprall, kann als Reaktion 25 sofort ein mittels
der Stelleinheit 27 durchgeführter aktiver Eingriff
erfolgen. Die Zeit ttc kann Teil der Zustandsgröße 9 und
in Form des ersten Kriteriums 19 entsprechend abgeprüft
werden, wobei vorliegend der Schwellwert variabel sein kann und
von dem errechneten Zeitbedarf des Überholvorgangs abhängt.
-
Für
die in 4 dargestellte Fahrsituation kann in Kenntnis
eines aus den Längsabständen yO3 und
yO2 gebildeten Differenzabstandes zwischen dem
zweiten Objekt 15 und dem dritten Objekt 45, also
die zu überholenden Objekte und aller Relativgeschwindigkeiten
sowie den Längsabstand zu dem ersten Objekt 11 auf
eine voraussichtliche Dauer des Überholvorgangs geschlossen
werden. Außerdem lässt sich in Abhängigkeit
der Differenzgeschwindigkeiten und der Größe des
Abstandes zwischen dem zweiten Objekt 15 und dem dritten
Objekt 45 ermittelt werden, ob das erste Objekt 11 den Überholvorgang abbrechen
wird.
-
Dies
kann beispielsweise dann angenommen werden, falls die Differenzgeschwindigkeit
des ersten Objekts 11 annähernd gleich oder kleiner
als der des zweiten Objekts 15 und sich das erste Objekt 11 noch
nicht neben dem zweiten Objekt 15 befindet, also noch zwischen
dem zweiten Objekt 15 und dem dritten Objekt 45 einscheren
kann. In diesem Fall fährt das erste Objekt 11 mit
einer ungefähr gleichen oder sogar geringeren Geschwindigkeit
vO1 als die Geschwindigkeit vO2 des
zweiten Objekts 15. Für diesen Fall kann davon
ausgegangen werden, dass das erste Objekt 11 seinen Überholversuch
abbrechen wird. Vorteilhaft kann in diesem Fall die Reaktion 25 nicht
erfolgen beziehungsweise unterbunden werden und/oder lediglich die
optische, akustische und/oder haptische Warnung an den Fahrer des
Kraftfahrzeuges 1 ausgegeben werden. Die Annahme zum Abbruch
des Überholvorgangs des in 4 dargestellten
ersten Objekts 11 kann mittels des ersten Kriteriums 19,
also der Positionsbewertung des ersten Objekts 11 validiert
werden. Dies kann ebenfalls mittels des ersten Kriteriums 19, beispielsweise
wie in den 2 und/oder 3 verdeutlicht,
erfolgen. Dazu kann zusätzlich eine zeitliche Änderung
des vertikalen Versatzes X1 bis X3 des in 2 dargestellten ersten
Objekts 11 ausgewertet werden. Insbesondere ergeben sich
Informationen über einen Richtungswechsel, eine Geschwindigkeit
und/oder eine Beschleunigung des ersten Objekts 11. Für
den Fall, dass der Überholvorgang trotzdem nicht abgebrochen
wird, also das erste Objekt 11 weiterhin die Fahrspur 29 des
Kraftfahrzeuges 1 befährt, kann als Reaktion 25 eine
stärkere Bremsung oder sogar die Notbremsung ausgelöst
werden.
-
Für
den Fall einer mittels der Stelleinheit ausgelösten Bremsung
mit einer Verzögerung größer als 1,5
m/s2 kann zusätzlich mittels der
Stelleinheit 27 eine zugeordnete Warnblinkanlage als Warnung
für nachfolgende Fahrzeuge aktiviert werden.
-
Für
den Fall, dass das Kraftfahrzeug 1 selbst überholt,
also die Gegenfahrspur 23 befährt ergibt sich
eine zu den 2 bis 4 gezeigte ähnliche Situation,
wobei jedoch mittels des zweiten Kriteriums 21 vorteilhaft
ermittelt werden kann, dass das Kraftfahrzeug 1 selbst
einen Überholvorgang durchführt. In diesem Fall
kann jegliche Art einer Einbremsung beziehungsweise automatisch
eingeleiteter Verzögerung mittels der Stelleinheit 27 unterbleiben beziehungsweise
aktiv unterbunden werden, wobei vorteilhaft jegliche Verzögerung
des Fahrers und/oder Verschlimmerung der Situation verhinderbar
ist.
-
Für
den Fall, dass das Kraftfahrzeug 1 selbst einen Überholvorgang
durchführt, kann mittels der Informationen der Sensorvorrichtung 7,
beispielsweise in Form von Radarinformationen, die beispielsweise
auch mittels eines Abstandsregeltempomats generierbar sind, des
zunächst vorausfahrenden vierten Objekts dazu benutzt werden,
unter der Annahme, dass das vierte Objekt mit einer konstanten Geschwindigkeit
weiterfährt, eine voraussichtliche Überholdauer
berechnet werden. In diese Berechnung kann vorteilhaft eine Länge
des Kraftfahrzeuges 1 einfließen, um eine effektive
Dauer des Überholvorgangs zu bestimmen. Falls das Kraftfahrzeug 1 über den
Spurwechselassistent 49 verfügt, kann in die vorab
beschriebenen Berechnungen beziehungsweise Kriterien die Information
des Spurwechselassistent 49 mit einfließen, wobei
aktuelle Informationen über das gerade überholte
vierte Objekt korrigiert und verfeinert werden können.
-
Taucht
ein entgegenkommendes Fahrzeug, also das erste Objekt 11 auf,
kann ebenfalls die bis zum Aufprall verbleibende Zeit ttc berechnet
werden. Falls diese Zeit ttc kleiner ist
als die noch zum Abschluss des Überholvorgangs benötigte
Zeit kann vorteilhaft die Reaktion 25 als Warnung des Fahrers generiert
werden. Da jegliches Einbremsen unterbunden ist, also als Reaktion 25 lediglich
eine Warnung erfolgt, muss der Fahrer des Kraftfahrzeuges 1 selbst
entscheiden, wie er reagieren möchte, also ob er den Überholvorgang
abbricht oder trotz der Warnung versucht einzufädeln.
-
Alternativ
und/oder zusätzlich ist es denkbar, zu ermitteln, ob sich
das Kraftfahrzeug 1 in einer Landstraßenähnlichen
Fahrsituation befindet. Hierzu können vorteilhaft Kartenmaterial
und/oder Daten einer Kamera basierten Spurerkennung verwendet werden.
-
Anhand
der Kamera-/Kartendaten ist insbesondere eine Bewertung der Verkehrssituation
dahingehend möglich, ob das entgegenkommende Fahrzeug 11 oder
das Kraftfahrzeug 1 sich aufgrund eines Überholmanövers
auf einer Fahrspur in einer der regulären Fahrtrichtung
entgegengesetzten Richtung bewegt.
-
Vorteilhaft
ist es möglich, die Vorrichtung 3 als Überholassistent
auszuführen, wobei angezeigt werden kann, ob ein gefahrloses Überholen
möglich ist. Ferner ist es denkbar, in einer Autobahn oder Schnellstraßen ähnlichen
Situation, also auf Fahrbahnen mit mehreren Fahrstreifen, die Vorrichtung 3 zur
Erkennung von Geisterfahrern zu verwenden. Mittels Kartenmaterial
oder des Spurwechselassistents 49 kann erkannt werden,
welche Art von Straße das Kraftfahrzeug 1 befährt.
Falls in einer Autobahn oder Schnellstraßen ähnlichen
Situation dennoch das erste Objekt 11 dem Kraftfahrzeug 1 entgegen kommt,
kann die Warnblinkanlage als Reaktion 25 mittels der Stelleinheit 27 angeschaltet
werden, um nachfolgende Fahrer aufmerksam zu machen. Ferner ist
es denkbar, als Reaktion 25 ein aktives Ausweichen, also
ein Eingriff in eine Querdynamik, insbesondere eine Lenkung des
Kraftfahrzeuges 1, auszuführen. Es ist jedoch
auch denkbar, lediglich eine Ausweichempfehlung in Form von optischen
Zeichen, beispielsweise einblendbar auf einer Windschutzscheibe
in einem Sichtfeld des Fahrers und/oder als haptischer Hinweis an
einem Lenkrad des Kraftfahrzeuges 1, auszulösen.
-
Somit
werden mit dem vorliegenden Verfahren die kollisionsvermeidenden
oder kollisionsfolgenmindernden Maßnahmen, beispielsweise
die Warnauslösung mit optionaler nachfolgender Teil- oder Vollbremsauslösung,
unter Berücksichtigung von entgegenkommenden Fahrzeugen 11 dann
eingeleitet, wenn erkannt wird, dass entweder das entgegenkommende
Fahrzeug 11 oder das Kraftfahrzeug 1 ein Überholmanöver
durchführt und sich aus diesem Grunde auf der Fahrspur
des jeweils anderen Fahrzeugs befindet, wenn weiterhin eine Prädiktion
ergibt, dass die beiden Fahrzeuge 1, 11 bei Aufrechterhaltung
ihres Bewegungszustands innerhalb einer vorgegebenen Zeitdauer miteinander
kollidieren würden und wenn zusätzlich erkannt
wird, dass das überholende Fahrzeug das Überholmanöver
aufgrund der vorliegenden Verkehrsituation nicht innerhalb der vorgegebenen
Zeitdauer beenden oder abbrechen kann.
-
- 1
- Kraftfahrzeug
- 3
- Vorrichtung
- 5
- Umgebungserfassungsvorrichtung
- 7
- Sensorvorrichtung
- 9
- Zustandsgröße
- 11
- erstes
Objekt
- 13
- Ist-Umgebungsgröße
- 15
- zweites
Objekt
- 17
- Fahrbahnmarkierung
- 19
- erstes
Kriterium
- 21
- zweites
Kriterium
- 23
- Auswertevorrichtung
- 25
- Reaktion
- 27
- Stelleinheit
- 29
- Fahrspur
- 31
- Mittellinie
- 33
- Gegenfahrspur
- 35
- Linien
- 37
- erster
Pfeil
- 39
- zweiter
Pfeil
- 40
- dritter
Pfeil
- 41
- Bahn
- 43
- vierter
Pfeil
- 45
- drittes
Objekt
- 47
- fünfter
Pfeil
- 49
- Spurwechselassistent
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 102004057060
A1 [0002]
- - US 6317639 B2 [0002]