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In
der heutigen Zeit werden in der Berufsschifffahrt über ein
spezielles Verfahren, dem sogenannten AIS, (Automatisches Identifikations
System für
Schiffe) Daten per UKW ausgetauscht.
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AIS
steht für
Automatisches Schiffsidentifizierungs System (Automatic Identification
System).
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Mit
AIS identifizieren sich Schiffe und geben relevante statische, reisebezogene
und dynamische Daten für
andere eindeutig bekannt.
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Die
statischen Daten geben Auskunft beispielsweise über den Schiffsnamen, das Internationale
Funkrufzeichen, den Schiffstyp und die Abmessungen des Schiffes.
Diese Daten sind charakteristisch für das betreffende Schiff und
ermöglichen
seine Identifikation. Zu den reisebezogenen Daten gehören der
aktuelle Tiefgang, der Bestimmungshafen, das ETA (geplante Ankunftszeit)
sowie u. U. eine Angabe zur Ladungskategorie. Diese Daten sind zumindest
für eine
Reise feststehend und geben Auskunft über die aktuelle Mission des
Schiffes.
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Die
dynamischen Daten sind für
die Kollisionsverhütung
mit anderen Schiffen von besonderer Bedeutung. Zu diesen Daten zählen genaue
Angaben über
die Position des Schiffes, seine Geschwindigkeit und sein Kurs über Grund,
die exakte Vorausrichtung oder auch das momentane Drehverhalten des
Schiffes.
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Zwischen
AIS-Sende/Empfangsgeräten
werden diese Daten automatisch in kurzen Zeitabständen mit
speziellen UKW-Sendern und Empfängern ausgetauscht
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Die
UKW-Sendeeinheit sendet die Datentelegramme wechselweise auf einer
von zwei international festgelegten AIS-Funk-Frequenzen (161,975 MHz
und 162,025 MHz) aus. Eine der Besonderheiten der AIS-Technologie
gegenüber
anderen Funkdiensten ist die automatische Organisation des Zusammenspiels
von mehreren AIS-Geräten
auf einer Funkfrequenz, ohne dass gegenseitige Beeinträchtigungen
auftreten.
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Dies
wird erreicht durch das SOTDMA-Übertragungsverfahren
(„Self
Organising Time Divison Multiple Access”). Die Daten werden innerhalb
eines oder mehrerer für
das AIS-Gerät reservierten
Zeitschlitze auf den zwei Funkkanälen übertragen.
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Jeder
AIS-Sender erstellt hierfür
seinen eigenen Übertragungszeitplan,
basierend auf dem von ihm beobachteten, vergangenen Datenverkehr
und der Kenntnis von zukünftigen
Aktionen anderer AIS-Geräte
innerhalb der Funkreichweite. Hierbei werden die für die eigene Übertragung
benötigten Zeitschlitze
belegt.
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Die
Aussendungen der Datentelegramme geschehen automatisch, in kurzen
Zeitintervallen, abhängig
von der Situation, d. h. der Geschwindigkeit und der aktuellen Manöver-Situation.
Befindet sich ein Schiff beispielsweise vor Anker, sendet es nur
alle drei Minuten einen Report, ist es in Fahrt und ändert gleichzeitig
den Kurs, sendet es in Zwei-Sekundenabständen
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Die Übertragungskapazität des AIS-Systems ist
hoch, da die Länge
eines Zeitschlitzes 26,7 Millisekunden beträgt. Es können mehr als 2000 Telegramme
pro Minute auf jedem der beiden einzelnen UKW-Kanäle übertragen
werden.
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Das
Verfahren des Datenaustausches ist weltweit standardisiert und funktioniert
auf allen Weltmeeren, so dass sich auch mit AIS-Bordgeräten verschiedener
Hersteller ausgerüstete
Fahrzeuge, die sich auf offener See begegnen, gegenseitig ”sehen” können.
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Es
gibt nun ein weiteres Funksystem, das auf Berufs- und Freizeitschiffen
eingesetzt wird. Dieses System heißt DSC (Digital Selective Calling).
Es dient dazu per Funk kurze Telegramme (datenbasierte Botschaften)
an andere Schiffe oder Küstenstationen
zu senden. Eine wesentliche Funktion ist das Absetzen von einem
Seenotruf (Distress call). Dieser enthält unter Anderem die aktuelle
Position des Schiffes, das den Notruf abgesetzt hat. Somit kann Hilfe
angefordert werden.
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DSC
arbeitet auch im UKW-Marine-Frequenzband (UKW = Ultra-Kurzwelle:
156,000 MHz bis 162,050 MHz) und ist weltweit auf die Frequenz 156,525
MHz (Kanal 2070) eingestellt. DSC verwendet im Gegensatz zu AIS
eine 2-Ton-Modulation mit einer Datenrate von 1200 baud. Einer der
beiden Töne
stellt die Information (0) und der andere die Information
(1) dar. Gruppen von 10 solcher Informationen oder Bits
stellen ein Zeichen dar. Aus diesen Zeichen werden die DSC-Meldungen
oder Daten-Telegramme gebildet.
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Die
UKW-Sendeempfänger
auf Schiffen sind meistens auch mit einer Sprechfunkeinrichtung
ausgestattet, die es dem Schiffsführer erlaubt – neben dem
DSC-Senden- und Empfangen – auch
eine Sprechfunkverbindung in dem UKW-Marine-Frequenzband zu einem
anderen Teilnehmer aufzubauen und zu betreiben. Wir sprechen im
Nachfolgenden bei diesem Kombinationsgerät von einem DSC-/UKW-Sprechfunkgerät.
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Hintergrund
für die
Erfindung ist die Idee für beide
Funksysteme (also AIS und DSC-/UKW-Sprechfunk)
nur eine Antenne zu verwenden und den Antennen-Signalpfad in zwei
Signalpfade (z. B. Koaxiale Kabel) aufzuteilen. Diese Idee ist nicht
neu und ist häufig
unter dem Namen „Antennen-Splitter” oder ”Antennen-Weiche” zu finden.
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Nachteil
der bestehenden ”Antennen-Weichen” ist der
Umstand, dass immer nur eines der beiden Funksysteme (AIS und DSC-/UKW-Sprechfunk) zur
gleichen Zeit senden kann und dass die Weiche einem der beiden Funksysteme
eine höhere
Priorität fest
eingestellt hat. Es wird je nach Ausführung der Weiche zwischen dem
einem oder dem anderen System geschaltet. Das heißt, bei
gleichzeitiger Sendung wird ein System auf die Antenne geschaltet
und das andere System läuft ”leer” (wird
also mit einer Impedanz in der Regel 50 Ohm abgeschlossen).
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Nun
stellt sich immer die Frage, welchem System gibt man nun den Vorrang
vor dem anderen. Es gibt bei dem heutigen Stand der Technik folgende Fälle:
- (A) Das AIS hat höhere Priorität als das DSC-Sprechfunksystem.
Wenn der AIS-Sende-Empfänger sendet,
wird ein gerade sendendes DSC-/UKW-Sprechfunkgerät für die Dauer des AIS-Telegramms
unterbrochen.
- (B) Das DSC-/UKW-Sprechfunkgerät hat höhere Priorität als der
AIS-Sende-Empfänger.
Sendet das DSC-/UKW-Sprechfunkgerät, dann kann AIS-Sende-Empfänger nicht
diese Sendung unterbrechen.
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Im
Fall (A) hat man den Vorteil, dass eine AIS-Positions Meldung über die
Antenne an andere Schiffe oder Küstenstationen
gesendet wird, auch wenn ein relativ langer Sprechfunkbetrieb über das DSC-/UKW-Sprechfunkgerät gerade
läuft.
Der Sprechfunk wird nur für
die Dauer des AIS-Telegramms (26,7 ms) unterbrochen und wird nur
als ganz kurzer ”Knack” im Lautsprecher
der Teilnehmer zu hören
sein. Das stört
den Sprechfunk nicht. Problematischer ist es, wenn das AIS-Telegramm
ein DSC-Telegramm unterbricht. Ein DSC-Notruf (”Distress Call”) würde dann
eventuell nicht empfangbar sein. Das ist im Vergleich zum Sprechfunk
sehr viel kritischer, da ein ”Distress
Call” als
vital zu sehen ist. Nun ist es aber so, dass ein DSC-Telegramm Redundanz
eingebaut hat. Die Redundanz besteht darin, dass jedes gesendete
Zeichen im Telegramm nach 4 Zeichen (also nach 33 1/3 ms) wiederholt
wird. Der Empänger
ist also in der Lage die Redundanz zu nutzen und fehlerhafte Zeichen
zu erkennen und gegebenenfalls zu korrigieren. Das gelingt deshalb,
weil die Zeichen 10 Bit lang sind also eine Wertemenge von 1024
Bitmustern haben. Es werden davon nur 128 Bitmuster genutzt. Es
sind also 128 verschiedene Zeichen möglich. Damit hat dieses System
einen sog. Hamming-Abstand, dass die Erkennung von fehlerhaften
Zeichen zuläßt. Wenn
nun ein AIS-Telegramm, das 26,7 ms lang ist, das DSC-Telegramm unterbricht,
so kann aufgrund des Hamming-Abstands dies erkannt werden und der
Empfänger
nutzt die Wiederholung zur Korrektur dieser fehlerhaften Zeichen.
Es gibt aber einen entscheidenden Nachteil. Die Korrektur ist nicht
garantiert, da es immer möglich
ist, dass der Empfänger
während
der Unterbrechung durch ein AIS-Telegramm aus dem Rauschen heraus
auch ein oder mehrere gültige
Zeichen demodulieren kann. Somit kann der DSC-Empfänger auch
im Unterbrechungsfall gültige
Zeichen erhalten, die von den Zeichen, die wiederholt wurden, verschieden
sein können.
Da die DSC-Empfangsstation nicht weiß, welches Zeichen (das Erste
oder das Wiederholte) im Unterbrechungszeitintervall der Sendestation
lag, kann sie sich für
das Falsche entscheiden, und das DSC-Telegramm wird nicht ausgewertet;
also eine vitale Notruf-Meldung wird verpaßt.
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Im
Fall (B) werden immer alle DSC-Telegramme oder der UKW-Sprechfunk über die
Antenne abgestrahlt. Der Nachteil dabei ist, dass im Falle eines
langen Sprechfunkbetriebs mit dem DSC-/UKW-Sprechfunkgerät keine
AIS-Meldungen mehr über
die Antenne ausgegeben werden. Als Folge davon kann es passieren,
dass das betreffende Schiff auf den elektronischen Kartenbildschirmen (ECDIS)
der anderen Schiffe verschwindet oder sich nicht mehr bewegt. Die
Sicherheit, die das AIS zur Verhütung
von Kollisionen geben soll, ist nicht mehr gegeben.
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Die
Erfindung besteht in einer Einrichtung, die durch ein neuartiges
Verfahren die Nachteile der Fälle
(A) und (B) vermeidet und somit die Übertragung der DSC-Meldungen
und AIS-Meldungen über eine
gemeinsame Antenne intelligent löst.
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Die
Erfindung hat folgenden Aufbau: Der AIS-Sende-Empfänger wird
um den Steuerausgang (6), der die Prioritäten der
Hochfrequenz-Signalleitungen steuert, und den Eingang (7),
der Information über
die Existenz eines Sendesignals vom DSC-/UKW-Sprechfunkgerät liefert,
erweitet.
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Die
Antennen-Weiche (1) wird um die Vorrichtung (2),
die die Schaltfunktion entsprechend der Prioritätenfestlegung durch die Signalleitung
(6) realisiert, und die Vorrichtung (3), die die
Existenz eines Sendesignals auf der Hochfrequenz-Signalleitung (4) über die
Signalleitung (7) anzeigt, erweitert.
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Die
Existenz eines Sendesignals kann in der Antennen-Weiche (1)
durch je eine HF-Detektor-Schaltung
in den Eingängen
(4) und (5), z. B. mittels einer HF-Gleichrichter-Diode,
ermittelt werden.
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Die
Antenne wird an die Hochfrequenz-Signalleitung (0) angeschlossen.
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Über Signalleitung
(6) hat der AIS-Sende-Empfänger die Möglichkeit, die Prioriät des Schaltvorgangs
bei gleichzeitigem Senden auf den Hochfrequenz-Signalleitungen (4)
und (5) in der Antennen-Weiche (1) zu steuern.
Das heißt,
wird über die
Signalleitung (6) und der Vorrichtung (2) die
Priorität
für die
Hochfrequenz-Signalleitung (5) auf hoch gesetzt, so hat
der AIS-Sende-Empfänger
Vorrang vor dem DSC-/UKW-Sprechfunkgerät, wenn beide zeitgleich senden.
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Die
Erfindung kann auch derart gestaltet werden, dass die Schaltungsteile
(1), (2) und (3) im AIS-Sende-Empfänger integriert
werden.
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Die
Erfindung kann auch derart gestaltet werden, dass die Vorrichtung
(3) entfällt
und stattdessen das DSC-/-UKW-Sprechfunkgerät um eine Signalleitung (8),
die die Existenz eines Sendesignals auf der Signalleitung (4)
anzeigt, erweitert wird. Diese Signalleitung (8) wird zum
AIS-Sende-Empfänger verbunden.
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Die
Einrichtung arbeitet derart, dass der AIS-Sende-Empfänger ein
Zeitintervall I (beispeilsweise 10 Sekunden), und eine Anzahl N
(beispielsweise N = 10) Zeitpunkte [T1,
T2, TN] in dem Intervall I
festlegt und zu beliebigen Zeitpunkten TX aus
der Menge [T1, ..., TN] über die
Signalleitung (6) in der Antennen-Weiche (1) der
Signalleitung (4) höhere
Priorität
gegenüber
(5) einstellt und zu den übrigen Zeitpunkten TY aus der Menge [T1,
..., TN] über (6) der Signalleitung
(5) höhere
Priorität
gegenüber
(4) einstellt.
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Bevorzugt
wird man zu allen Zeitpunkten TX = [T1, T2, ..., T(N-1)] die Priorität auf Signalleitung (4) setzen
und zum Zeitpunkt TY = TN die
Priorität
auf Signalleitung (5) setzen.
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Die
Einrichtung arbeitet dann derart, dass der AIS-Sende-Empfänger zu
einem oder mehreren Zeitpunkten TX versucht,
eine Sendung über
(5), (1) und (0) abzusetzen, wenn die
Signalleitung (7) anzeigt, dass das ”DSC-/UKW-Sprechfunkgerät” nicht sendet.
Hat er schließlich
gesendet, so verfallen die restlichen Zeitpunkte TX und
TY, um nicht mehrfach in dem Intervall I
zu senden. Da der AIS-Sende-Empfänger,
speziell der vom Typ ”Class
B 'CS' ”, in regelmäßigen aber
statistisch variiernden Perioden sein Positions-Telegramm senden
soll, kann das Zeitintervall I immer ans Ende dieser Periode oder
um diesen Sendezeitpunkt herum gesetzt werden.
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Weiterhin
arbeitet die Einrichtung so, dass der AIS-Sende-Empfänger zu
ausgewählten
Zeitpunkten TX aus [T1,
..., TN] (beispielsweise: die Zeitpunkte
[T1, T2, ..., T(N-1)]) keine Sendung über Signalleitung (5)
absetzt, wenn die Signalleitung (7) anzeigt, dass das ”DSC-/UKW-Sprechfunkgerät” sendet.
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Zu
den anderen Zeitpunkten TY, die nicht zu den
oben ausgewählten
TX gehören
(beispielsweise: der Zeitpunkt TN), sendet
der AIS-Sende-Empfänger unabhängig dessen, was
die Signalleitung (7) anzeigt. Diese Sendung erfolgt ja
mit hoher Priorität
für Signalleitung
(5). Dies kann der AIS-Sende-Empfänger über die Signalleitung (6)
steuern.
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Da
die vitalen DSC-Meldungen (wie Seenotruf (Distress), Dringlichkeit
(Urgency) oder Sicherheit (Security)) im Vergleich zu dem Zeitintervall
I kurz sind (einige 100 ms) und der Abstand zwischen zwei DSC-Meldungen
groß ist
(mehrere Sekunden), ist die Übertragungssicherheit
dieser Meldungen durch diese Erfindung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
gegeben.
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Mit
dieser Erfindung ist es auch möglich
eine AIS-Meldung während
eines längeren
VHF-Sprechfunkbetriebs
zu senden, ohne dass die Teilnehmer des Spechfunks beeinträchtigt werden.
Das Schiff bleibt mit ausreichend guter Aktualisierungsrate, die durch
das Intervall I gegeben ist, auf den Elektronischen Navigations-Anzeigen
(ECDIS) im Empfangsbereich des Senders sichtbar.