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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine,
insbesondere eines Kraftfahrzeugs, mit einem Abgasturbolader, der eine
Turbine mit Turbinenrad und variabler Turbinengeometrie (VTG) aufweist,
wobei die VTG in Abhängigkeit von einem Betriebszustand
der Brennkraftmaschine zwischen einer geschlossenen Stellung, in der
ein wirksamer Strömungseintrittsquerschnitt zum Turbinenrad
minimal ist, und einer offenen Stellung, in der ein wirksamer Strömungseintrittsquerschnitt zum
Turbinenrad maximal ist, verstellt wird, wobei bei einem Wechsel
des Betriebszustandes der Brennkraftmaschine von einem ersten Betriebszustand
zu einem zweiten Betriebszustand zum Erhöhen eines Ladedruckes
die VTG in Richtung geschlossene Stellung verstellt wird und zum
Erniedrigen des Ladedruckes die VTG in Richtung offene Stellung
verstellt wird, gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Aus
der
DE 100 35 762
A1 ist ein Abgasturbolader für eine Brennkraftmaschine
bekannt, der eine Turbine mit variabler Turbinengeometrie zur veränderlichen
Einstellung des wirksamen Strömungseintrittquerschnittes
zum Turbinenrad aufweist. Zur Kompensation von Verschleiß ist
ein eine Endstellung der variablen Turbinengeometrie begrenzender Anschlag
vorgesehen, dessen Position veränderlich einstellbar ist.
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Aus
der
DE 198 58 293
C1 ist eine Brennkraftmaschine mit einem Abgasturbolader
mit variabler Turbinengeometrie bekannt. Um mit einfachen Mitteln
und geringem Aufwand in weiten Betriebsbereichen eine Abgasrückführung
unter Vermeidung einer Motorüberlastung zu realisieren,
ist ein verfahrbarer Anschlag zur Begrenzung des Stellweges der variablen
Turbinengeometrie vorgesehen, wobei der Anschlag zwischen einer
den Stellweg der variablen Turbinengeometrie limitierenden Begrenzungsstellung
und einer Freigabestellung außerhalb des Stellweges der
Turbinengeometrie verstellbar ist.
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Im
Stand der Technik wird aus Spontanitätsgründen
und – zumindest bei Dieselmotoren – zur Verbesserung
der Emissionsqualität ein hoher Ladedruck in weiten Betriebsbereichen angestrebt.
Damit einher geht eine Zunahme der Turbinen- und Verdichterdrehzahl.
Insbesondere im dynamischen Betrieb ist eine kurzzeitige Überhöhung
der Laderdrehzahl über die Drehzahl im gleichen stationären
Betriebspunkt hinaus möglich. Da die Laderdrehzahl auch
kurzzeitig nicht über die betriebsfestigkeitsabhängige
Maximaldrehzahlschwelle ansteigen darf, ist stets für diese
dynamischen Drehzahlüberschwinger ein Sicherheitsabstand
von einigen tausend Umdrehungen/Minute einzuhalten. Dies hat jedoch
den Nachteil, dass der im üblichen Betrieb vorliegende Ladedruck
niedriger ist, als er sein könnte.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Verfahren der o.
g. Art die Betriebssicherheit der Brennkraftmaschine zu steigern,
den Ladedruck zur Emissions- und Drehmomentoptimierung zu steigern
und Drehzahlgrenzen der Brennkraftmaschine besser auszunutzen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren
der o. g. Art mit den in Anspruch 1 gekennzeichneten Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den weiteren
Ansprüchen beschrieben.
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Dazu
ist es bei einem Verfahren der o. g. Art erfindungsgemäß vorgesehen,
dass bei dem Wechsel des Betriebszustandes der Brennkraftmaschine die
Stellung der VTG in Abhängigkeit von einer Drehzahl des
Abgasturboladers von einer Sollstellung für einen momentan
gewünschten Ladedruck in Richtung der offenen Stellung
der VTG derart verändert wird, dass eine Istdrehzahl des
Abgasturboladers unterhalb eines vorbestimmten Drehzahlwertes bleibt, wobei
der vorbestimmte Drehzahlwert kleiner oder gleich einer Maximaldrehzahlschwelle
für die Betriebsfestigkeit des Abgasturboladers gewählt
wird.
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Dies
hat den Vorteil, dass bei einem Wechsel des Betriebszustandes der
Brennkraftmaschine von einem ersten Betriebszustand in einen zweiten
Betriebszustand ein Überschwingen der Drehzahl des Abgasturboladers
bis über eine Maximaldrehzahlschwelle der Betriebsfestigkeit
hinaus wirksam vermieden ist und daher für den ersten und
zweiten Betriebszustand der Brennkraftmaschine kein oder ein nur
sehr geringer Sicherheitsabstand für die stationäre
Drehzahl des Abgasturboladers in diesen Betriebszuständen
erforderlich ist. Auf diese Weise kann der Abgasturbolader in jeweiligen
Betriebszuständen mit einer stationären Drehzahl
näher an der Maximaldrehzahlschwelle der Betriebsfestigkeit
betrieben werden, ohne die Gefahr einer Beschädigung des
Abgasturboladers aufgrund zu hoher Drehzahl. Dies erzielt insgesamt
eine Ladedrucksteigerung mit dem Vorteil der Emissions- und/oder
Drehmomentoptimierung.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform ist der Wechsel des Betriebszustands
der Brennkraftmaschine ein Hochschaltvorgang in einem der Brennkraftmaschine
in einem Antriebsstrang nachgeschalteten Getriebe während
hoher Last von einer hohen Getriebeübersetzung eines 4.
oder höheren Ganges des Getriebes zu einer noch höheren
Getriebeübersetzung eines 5. oder höheren Ganges
des Getriebes, wobei nach dem Schaltvorgang sofort oder rampenförmig
oder nach einer vorbestimmten Totzeit eine Stellung der VTG ausgehend
von der Sollstellung für den momentan gewünschten
Ladedruck für eine vorbestimmte Zeitspanne um einen vorbestimmten
Wert in Richtung offener Stellung verändert oder ein Schließen
der VTG vollständig blockiert wird. Die vorbestimmte Zeitspanne
ist beispielsweise größer oder gleich 300 ms,
500 ms, 1.000 ms, 1.500 ms oder 2.500 ms. Die vorbestimmte Totzeit
ist beispielsweise größer oder gleich 10 ms, 50
ms, 100 ms, 200 ms oder 400 ms. Der vorbestimmte Wert in Richtung
offener Stellung wird optional in Abhängigkeit von einer
Drehzahl der Brennkraftmaschine, insbesondere 10% der Sollstellung bei
4.000 1/min, gewählt. Der vorbestimmte Wert in Richtung
offener Stellung wird beispielsweise in Abhängigkeit von
einer Abgastemperatur T3 vor der Turbine
gewählt oder erhöht. Der vorbestimmte Wert in Richtung
offener Stellung wird bevorzugt pro Grad Kelvin, das die Abgastemperatur
T3 vor der Turbine höher ist als
780°C, zu 1% der Sollstellung gewählt oder um
1% der Sollstellung erhöht.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der Wechsel
des Betriebszustands der Brennkraftmaschine ein Übergang
von einem unbefeuerten Schubbetrieb in einen befeuerten Betrieb der
Brennkraftmaschine, wobei sofort oder rampenförmig oder
nach einer vorbestimmten Totzeit nach dem Einsetzen der Befeuerung
eine Stellung der VTG ausgehend von der Sollstellung für
den momentan gewünschten Ladedruck für eine vorbestimmte Zeitspanne
um einen vorbestimmten Offset-Wert, insbesondere 10%, in Richtung
offener Stellung verändert wird. Die vorbestimmte Zeitspanne
ist beispielsweise größer oder gleich 300 ms,
500 ms, 1.000 ms, 1.500 ms oder 2.500 ms. Die vorbestimmte Totzeit
ist beispielsweise größer oder gleich 10 ms, 50
ms, 100 ms, 200 ms oder 400 ms. Der vorbestimmte Offsetwert wird
am Ende der vorbestimmten Zeitspanne, insbesondere rampenförmig,
bis auf Null reduziert. Zweckmäßigerweise wird
der vorbestimmte Offsetwert in Abhängigkeit von einem Kennfeld aus
Motordrehzahl und Einspritzmenge bestimmt. Der Offsetwert wird mit
steigender Motordrehzahl und/oder steigender Einspritzmenge erhöht.
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Der
Offsetwert wird bevorzugt nur dann angewendet, wenn eine Last der
Brennkraftmaschine gleich oder größer als 60%,
70%, 80% oder 90% der maximal anforderbaren Last beträgt.
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In
einer weiteren alternativen Ausführungsform ist der Wechsel
des Betriebszustands der Brennkraftmaschine ein Hochschaltvorgang
in einem der Brennkraftmaschine in einem Antriebsstrang nachgeschalteten
Getriebe während hoher Last von einer niedrigen Getriebeübersetzung
eines 1. oder 2. Ganges des Getriebes zu einer höheren
Getriebeübersetzung eines 2. oder 3. Ganges des Getriebes, wobei
nach dem Schaltvorgang sofort oder rampenförmig oder nach
einer vorbestimmten Totzeit ein einer Regelung für den
Ladedruck mit der VTG zugeführter Sollladedruck für
eine vorbestimmte Zeitspanne um einen vorbestimmten Wert, insbesondere
um 10%, vermindert wird. Die vorbestimmte Zeitspanne t1 ist
beispielsweise größer oder gleich 100 ms, 300 ms,
600 ms, 1.500 ms, 3.000 ms oder 8.000 ms. Die vorbestimmte Totzeit
ist beispielsweise größer oder gleich 10 ms, 50
ms, 100 ms, 200 ms oder 400 ms. Die vorbestimmte Zeitspanne t1 und/oder der vorbestimmte Wert werden in
Abhängigkeit von einer Dauer einer dem Schaltvorgang vorausgegangenen Schub-
oder Leerlaufphase und/oder einer seit Beendigung dieser Schub-
oder Leerlaufphase verstrichenen Zeit t2 gewählt.
Die Zeit t2 wird beispielsweise größer
oder gleich 2 s, 3 s, 5 s oder 10 s gewählt.
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Alternativ
wird nach dem Schaltvorgang sofort oder rampenförmig oder
nach der vorbestimmten Totzeit eine Stellung der VTG ausgehend von
der Sollstellung für den momentan gewünschten
Ladedruck für eine vorbestimmte Zeitspanne um einen vorbestimmten
Wert, insbesondere 10%, in Richtung offener Stellung verändert
oder ein Schließen der VTG vollständig blockiert.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand der Zeichnung näher
erläutert. Diese zeigt in
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1 eine
graphische Darstellung einer Drehzahl eines Abgasturboladers, einer
Ist-Stellung einer Schaufelstellung einer variablen Turbinengeometrie
und einer Drehzahl über die Zeit bei einem Hochschalten,
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2 eine
graphische Darstellung einer Drehzahl eines Abgasturboladers, einer
Sollstellung einer Schaufelstellung einer variablen Turbinengeometrie
und einer Einspritzmenge über die Zeit bei einem Wechsel
des Betriebszustandes von einem unbefeuerten Schubbetrieb zum einem
befeuerten Betrieb der Brennkraftmaschine und
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3 eine
graphische Darstellung einer Drehzahl eines Abgasturboladers, eines
Soll-Ladedruckes und einer Drehzahl über die Zeit bei einem Hochschalten
während eines Anfahrens.
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Das
Erfindungsgemäße Verfahren dient zum Betreiben
einer Brennkraftmaschine mit einem Abgasturbolader (ATL), der eine
Turbine mit Turbinenrad und variabler Turbinengeometrie (VTG) aufweist, wobei
die VTG in Abhängigkeit von einem Betriebszustand der Brennkraftmaschine
zwischen einer geschlossenen Stellung, in der ein wirksamer Strömungseintrittsquerschnitt
zum Turbinenrad minimal ist, und einer offenen Stellung, in der
ein wirksamer Strömungseintrittsquerschnitt zum Turbinenrad
maximal ist, verstellt wird In 1 ist auf
einer horizontalen Achse 10 die Zeit aufgetragen und ein
erste Graph 12 veranschaulicht einen Verlauf einer Ist-Drehzahl
des ATL über die Zeit, ein zweiter Graph 14 veranschaulicht
einen Verlauf einer Ist-Stellung von Schaufeln der VTG über
die Zeit und ein dritter Graph 16 veranschaulicht einen
Verlauf einer Drehzahl der Brennkraftmaschine über die
Zeit. Für den zweiten Graph 14 veranschaulicht
ein Pfeil 24 eine Verstellung der VTG in Richtung der geschlossenen Stellung 26 sowie
eine Verstellung der VTG in Richtung der offenen Stellung 28.
Die in 1 dargestellten Verläufe ergeben sich
bei einem Hochschalten in einem der Brennkraftmaschine in einem
Antriebsstrang nachgeschalteten Getriebe während hoher Last
von einer hohen Getriebeübersetzung eines 4. oder höheren
Ganges des Getriebes zu einer noch höheren Getriebeübersetzung
eines 5. oder höheren Ganges des Getriebes. Hierbei ist
die Brennkraftmaschine in einem Kraftfahrzeug angeordnet und die Ausdrücke ”4.
Gang”, ”5. Gang” und ”höherer
Gang” beziehen sich auf in Kraftfahrzeugen übliche
Getriebeübersetzungen für einen vierten, fünften
oder höheren Gang. Der zweite Graph 14 weist einen
mit einem dickeren Strich dargestellten Abschnitt 18 auf, der
eine erfindungsgemäße Änderung der Stellung der
VTG von dem Verlauf 20 darstellt, der sich aufgrund der
Einstellung der VTG allein aufgrund einer Regelung eines Soll-Ladedruckes
ergeben würde. Mit anderen Worten erfolgt im Abschnitt 18 eine
Veränderung der Stellung der VTG in Richtung der offenen
Stellung abweichend von der Stellung der VTG für die Ladedruckregelung.
In der Folge ergibt sich auch für den ersten Graph 12 über
einen mit einem dickeren Strich dargestellten Abschnitt 22 ein
anderer Verlauf der Drehzahl des ATL über die Zeit. Der Abschnitt 23 des
ersten Graphen 12 veranschaulicht den Verlauf der Drehzahl
des ATL über die Zeit für die Einstellung der
VTG gemäß Abschnitt 20 des zweiten Graphs 14.
Der Abschnitt 18 veranschaulicht eitle in Abhängigkeit
von der Drehzahl und/oder Einspritzmenge vorbestimmte, maximal zulässige
Stellung der VTG in Richtung der geschlossenen Stellung 26. Wie
aus 1 ersichtlich, wird durch Begrenzen der Schaufelposition
der VTG ein Drehzahlüberschwinger vermieden.
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In 2 sind
gleiche Teile mit gleichen Bezugsziffern wie in 1 bezeichnet,
so dass zu deren Erläuterung auf die obige Beschreibung
der 1 verwiesen wird. Im unterschied zu 1 veranschaulicht
der zweite Graph 14 eine Soll-Stellung der Schaufeln der
VTG und der dritte Graph 16 eine Einspritzmenge der Brennkraftmaschine.
Die in 2 dargestellten Verläufe ergeben sich
bei einem Übergang der Brennkraftmaschine von einem unbefeuerten
Schubbetrieb zu einem befeuerten Betrieb. Wie aus 2 ersichtlich,
wird durch Begrenzen der Schaufelposition der VTG ein Drehzahlüberschwinger
vermieden.
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In 3 sind
gleiche Teile mit gleichen Bezugsziffern wie in 1 bezeichnet,
so dass zu deren Erläuterung auf die obige Beschreibung
der 1 verwiesen wird. Im unterschied zu 1 veranschaulicht
der zweite Graph 14 einen Soll-Ladedruck, so dass der Abschnitt 18 eine
Rücknahme des Soll-Ladedruckes zeigt und der Abschnitt 20 den
herkömmlichen Soll-Ladedruck in diesem Abschnitt. Die Rücknahme
des Soll-Ladedruckes im Abschnitt 18 führt unmittelbar
zu einer Veränderung der Stellung der VTG in Richtung der
offenen Stellung 28 (in 3 nicht
dargestellt) sowie zu einem veränderten Verlauf der Drehzahl
im Abschnitt 22 des ersten Graphs 12. Wie aus 3 ersichtlich,
wird durch Begrenzen der Schaufelposition der VTG ein Drehzahlüberschwinger
vermieden. Die in 3 dargestellten Verläufe
ergeben sich bei einem Hochschalten in einem der Brennkraftmaschine
in einem Antriebsstrang nachgeschalteten Getriebe während
hoher Last bei einem Anfahren. Mit 30 sind bei dem dritten Graph 16 die
Schaltvorgänge bezeichnet, bei denen die Drehzahl aufgrund
der geänderten Getriebeübersetzung dementsprechend
abfällt.
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Nachfolgend
wird der Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens
bei verschiedenen Wechseln der Betriebszustands der Brennkraftmaschine
in einem Kraftfahrzeug näher beschrieben, wobei zwischen
der Brennkraftmaschine und Antriebsrädern ein Getriebe
angeordnet ist, welches manuell oder automatisiert schaltbar verschiedene Übersetzungsverhältnisse
zwischen der Brennkraftmaschine und den Antriebsrädern
einstellt.
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1 veranschaulicht
einen Hochlast-Hochschaltvorgang, insbesondere bei einem Kraftfahrzeug
mit automatisch geschaltetem Getrieben, in hohen Gängen
(> 3. Gang). Während
des Schaltvorgangs wird die Einspritzmenge (nicht dargestellt) zurückgenommen
und ein geringerer Sollladedruck (nicht dargestellt) vorgeben. Zur
Einregelung des geringeren Ladedrucks werden die VTG-Schaufeln zunächst
teilweise geöffnet. Nach Abschluss des Schaltvorganges
und abgesenkter Drehzahl wird bei Wiederanstieg der Einspritzmenge
in der Regel ein höherer Sollladedruck gefordert, wofür
die VTG-Schaufeln schnell Richtung „zu” verstellt
werden. Die Verstelleinheit für die VTG folgt dem Sollsignal
mit einer gewissen Verzögerung (ca. 100–300 ms).
Da die Ist-Stellung temporär noch zu stark geschlossen
ist, kann ein Überschwinger (Abschnitt 23) in
der Laderdrehzahl 12 auftreten.
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Erfindungsgemäß ist
vorgesehen, das Schließen der VTG in Abhängigkeit
eines Schaltvorgangs für einen applizierbaren Zeitraum
(> 300/500/1000/1500/2500
ms) sofort, rampenförmig oder nach einer applizierbaren
Totzeit (> 10/50/100/200/400
ms) ganz zu blockieren oder um einen zumindest von der Motordrehzahl 16 abhängigen
Wert (beispielsweise 10% bei 4000 1/min) zu reduzieren. Sinnvoll
ist, zusätzlich die Abgastemperatur vor der Turbine (T3) mit hinzu zu ziehen und bei hohen Temperaturen
die Schließstellung der VTG nochmals weiter zu reduzieren
(beispielsweise 1% pro Kelvin bei T3 > 780°C).
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2 veranschaulicht
einen Übergang von einer unbefeuerten Schubphase (Einspritzmenge
= 0) bei eingelegtem Gang in einen befeuerten Betrieb. Bei Erkennen
von Schubphasen (Pedalwert = 0, Gesamteinspritzmenge = 0, zumindest
aber < 5% der max.
Einspritzmenge) wird der Soll-Ladedruck (nicht dargestellt) zurückgenommen
und die VTG-Schaufeln werden zunächst geöffnet.
Bei länger anhaltenden Schubphasen fällt die Laderdrehzahl 12 so
deutlich ab, dass beim Wiedereinsetzen der Befeuerung der Brennkraftmaschine
eine längere Hochlaufphase des ATL zu erwarten ist. Daher
werden nach einer gewissen Schubdauer die VTG-Schaufeln wieder Richtung „zu” verstellt,
um die Laderdrehzahl 12 auf einem höheren Minimalniveau
zu halten. Beim Wiedereinsetzen der Befeuerung wird die Soll-Stellung der
VTG-Schaufeln in Richtung „zu”, wahlweise auch Richtung „auf”,
verändert. Die Verstelleinheit folgt überdies
dem Sollsignal mit einer gewissen Verzögerung (ca. 100
bis 300 ms). Da die Ist-Stellung der VTG bezogen auf das Abgasenthalpieangebot
temporär noch zu stark geschlossen ist, kann ein Überschwinger
(Abschnitt 23 des ersten Graphs 12) in der Laderdrehzahl 12 auftreten.
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Erfindungsgemäß ist
vorgesehen, beim Wiedereinsetzen der Befeuerung (gekennzeichnet
beispielsweise durch eine Gesamteinspritzmenge > 0) vorzugsweise sofort, oder auch rampenförmig
oder nach einer applizierbaren Totzeit (> 10/50/100/200/400 ms) die minimale Öffnung
der VTG-Schaufeln für einen applizierbaren Zeitraum um einen
vorgebbaren Offset (z. B. 10%) zurückzunehmen. Dieser Offset
wird am Ende des applizierbaren Zeitraums vorzugsweise rampenförmig
bis auf Null zurückgenommen. Die Höhe des Offsets
richtet sich nach einem Kennfeld aus Motordrehzahl und Einspritzmenge
und nimmt mit steigender Motordrehzahl und/oder Einspritzmenge tendenziell
zu. Ein Offset ist vorzugsweise nur bei hohen Lasten (z. B. > 60/70/80/90% des maximalen
Pedalwertes) beim Wiedereinsetzen erforderlich.
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3 veranschaulicht
einen Hochlast-Hochschaltvorgang in niedrigen Gängen (< '3. Gang) beim Anfahren.
Aufgrund der hohen Motordrehzahlgradienten in niedrigen Gängen
wird beim Anfahren aus dem Stand oder geringen Geschwindigkeiten
die max. Laderdrehzahl vor dem Schaltvorgang vom 1. Gang in den
zweiten Gang oder vom 2. Gang in den 3. Gang erreicht. Vor den Hochschaltungen
können temporär ggü. dem gleichen stationär
angefahrenen Betriebspunkt höhere Laderdrehzahlen auftreten. Dies
wird insbesondere nach längeren Schub- oder Leerlaufphasen
beobachtet. Die Bauteile von Verdichter und Turbine sind dabei zunächst
relativ kalt, erwärmen sich aber schnell. Dabei liegen
die transienten Wirkungsgrade von Verdichter und Turbine mit dem
Resultat einer höheren Laderdrehzahl niedriger als im Stationärzustand.
Weiterhin kann die Laderdrehzahl infolge der vergleichsweise kalten
Ladeluft und einem damit verbundenem erhöhtem Schluckvermögens
der Brennkraftmaschine höhere Werte als im Stationärbetrieb
annehmen.
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Erfindungsgemäß ist
vorgesehen, die Soll-Ladedruckvorgabe 16 nach Schub- oder
Leerlaufphasen für einen gangabhängigen Zeitraum
t1 (> 100/300/600/1500/3000/8000
ms) um einen vorgebbaren Offset (beispielsweise 10%) zu vermindern. Der
Wert für t1 und den Offset sind
wiederum abhängig von der Dauer einer vorgeschalteten Schub-
oder Leerlaufphase sowie der seit Beendigung dieser Schub- bzw.
Leerlaufphase verstrichenen Zeit t2 (> 2/3/5/10/< 10 s). Alternativ
und/oder zusätzlich kann auch die VTG-Stellung Richtung „zu” begrenzt
werden (beispielsweise 10% weniger als Stationärwert).
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Die
vorstehenden Ausführungen gelten vorzugsweise für
VTG-ATLs an Fahrzeugmotoren. Dabei können ein oder mehrere
Lader pro Motor oder Zylinderbank verwendet werden, wobei es unerheblich
ist, ob diese Lader parallel oder in Reihe geschaltet sind.
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Generell
gelten die vorstehenden Ausführungen für alle
abgasturboaufgeladenen Verbrennungskraftmaschinen mit innerer Verbrennung,
insbesondere aber für Dieselmotoren.
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Aufgrund
der möglichen Emissionsverbesserungen durch Ladedrucksteigerung
gelten die Ausführungen insbesondere für Fahrzeuge
mit Dieselmotoren, die im neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ)
bei NOx-Rohemissionen einen Wert < 300/280/235/200/180/160
mg/km aufweisen und bei denen gleichzeitig die Partikelrohemissionen
einen Wert von 35/40/45/50/55/60 mg/km nicht überschreiten
oder in anderen Testzyklen ähnliche Emissionsniveaus erreichen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 10035762
A1 [0002]
- - DE 19858293 C1 [0003]