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Die
Erfindung betrifft ein in situ Verfahren für die Behandlung
von Grundwasser, das mit toxischen organischen Schadstoffen wie
Phenol und Alkylphenolen sowie mit Mineralölkohlenwasserstoffen
(MKW), polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Aromaten
(BTEX), Heteroaromaten oder anderen schwer abbaubaren Stoffen belastet
ist, indem die im Wasser enthaltenen Schadstoffe mit Ozon, Sauerstoff und
Mikroorganismen behandelt und zu nichttoxischen Stoffen abgebaut
werden.
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Stand der Technik
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Die
Sanierung von Altlasten und Schadensfällen wie beispielsweise
Grundwasserschäden erfordert ein breites Spektrum einsatzfähiger
Sanierungstechniken. Eine wichtige Untergruppe stellen die sogenannten in
situ Techniken dar. Während bei den sogenannten ex situ
Verfahren, wie der Bodenwäsche, der Boden zur Reinigung
ausgekoffert werden muss, kann dieser wenn eine in situ Sanierungstechnik
zum Einsatz kommt, an Ort und Stelle verbleiben.
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In
situ Verfahren stellen häufig eine kostengünstige
Alternative zu herkömmlichen Sanierungstechniken dar und
sind auch aus Umweltaspekten vielfach empfehlenswert.
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Die
Wirksamkeit der in situ Verfahren hängt zum Einen von den
geologischen bzw. hydrologischen Parametern des Sanierungsgebietes
und zum Anderen von dem vorhandenen Schadstoffspektrum ab. Eine
Vielzahl von organischen Schadstoffen wie Phenol und Alkylphenole
sowie Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), polyzyklische
aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Aromaten (BTEX), oder Heteroaromaten
können durch chemische Oxidation beseitigt werden.
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Für
die in situ Behandlung wurde speziell die „In Situ Chemical
Oxidation (ISCO)" entwickelt.
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Als
Oxidationsmittel für die ISCO ist eine Reihe von Stoffen
geeignet. Unter anderem kommen Fentons Reagenz, Wasserstoffperoxid,
Kaliumpermanganat und Ozon als Möglichkeiten in Betracht.
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Fentons
Reagenz besteht aus einer Kombination aus Wasserstoffperoxid und
einem Metallkatalysator, die freie Radikale produziert. Wasserstoffperoxid
ist zwar das am besten untersuchte Oxidationsmittel für
den Einsatz in der Sanierung von Boden und Grundwasser, allerdings
ist die Reichweite und Verteilung in dem Bodenkörper begrenzt,
so dass eine hohe Anzahl an Injektionsstellen pro Flächeneinheit
erforderlich ist. Ozon ist als gasförmiges Oxidationsmittel
besser in der gesättigten und ungesättigten Zone
verteilbar.
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Ausgehend
vom Oxidationspotential sind Fentons Reagenz und Ozon weit reaktiver
als Wasserstoffperoxid oder Kaliumpermanganat (Gerhard,
Sonja: „Chemische Oxidation organischer Schadstoffe im
Boden", ARC Seibersdorf research GmbH, Umweltforschung; Groher,
Daniel, 2001: „In situ chemical Oxidation: An innovative
Groundwater Remediation Technology", Courtesey of ENSR International).
Die Auswahl des Oxidationsmittels hängt vom Schadstoff,
von der Verteilung im Boden und von den Bodengegebenheiten (hydrogeologisch,
geochemisch) ab. Aufgrund der guten Verteilung des Gases, des hohen
Oxidationspotentials und des nachweislich guten Abbaus von aromatischen
Schadstoffen bietet sich für in situ Sanierungen Ozon als
Oxidationsmittel an.
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Ozon
wurde in der Trinkwasseraufbereitung bereits im 19. Jahrhundert
eingesetzt. Die erste Ozonierungsanlage wurde 1893 in Oudshoorn
(Holland) zur Entkeimung von Rheinwasser errichtet. Dabei war zunächst
die keimtötende und vireninaktivierende Wirkung des Ozons
von Interesse, die ein Vielfaches gegenüber der Wirkung
anderer Desinfektionsmittel beträgt. Darüber hinaus
ist mit Ozon eine Oxidation der meisten natürlich vorhandenen
Wasserinhaltsstoffe möglich. So werden beispielsweise die
braunen hochmolekularen Huminstoffe in niedermolekulare Verbindungen
umgewandelt, was zu einer optischen Aufhellung und zu einer geschmacklichen
Verbesserung des Trinkwassers führt.
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Neben
dieser als „Schönungsverfahren" bezeichneten Anwendung
findet gerade in den letzten Jahren die Wirkung von Ozon auf anthropogene
organische Schadstoffe verstärkte Beachtung (Torsten
Müller, Abbau von Schadstoffen in Böden mit Ozon,
Dissertation, Hannover, Juni 2001).
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Während
die Untersuchungen zum Schadstoffabbau in wässrigem Medium
zahlreich und ausführlich sind, gibt es vermutlich aufgrund
der vielfältigen Probleme, die mit der komplexen Matrix
"Boden" auftreten, zum Einsatz von Ozon bei der Boden- und Grundwassersanierung
weit weniger Veröffentlichungen.
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Beim
Arbeiten mit Boden, bestehend aus gesättigter und ungesättigter
Phase, muss ein zusätzlicher Ozonverbrauch durch die im
Boden enthaltenen Mineralstoffe wie z. B. Eisen-, Mangan oder Titanoxiden
berücksichtigt werden. So konnte SEIDEL zeigen, dass die
Halbwertszeit von Ozon bei Durchströmung von Schüttungen
eisenhaltiger Mineralien im Gegensatz zu eisenfreien Mineralien
abfällt (J. P. Seidel, Dissertation, Forschungszentrum
Karlsruhe 1995). Ein weiterer Mehrverbrauch an Ozon kommt
durch die im Boden natürlich vorkommenden organischen Inhaltsstoffe
(z. B. Huminstoffe) zustande (J. J. Yao, S. J. Masten, Hazardous and
Industrial Wastes 24 (1992) 642).
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Ein
weiteres Problem beim Ozoneinsatz in der Bodensanierung kann die
mangelnde Gasdurchlässigkeit des Bodens sein (B.
Strich, Dissertation, Forschungszentrum Karlsruhe 1996).
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Die
Eignung der Ozonisierung als Sanierungsmethode hängt außerdem
von den vorliegenden Schadstoffen ab. Allerdings finden sich hierzu
bislang keine allgemeinen Regeln für die Anwendbarkeit
des Verfahrens. So finden sich teilweise bei ein und demselben Schadstoff
in unterschiedlichen Quellen stark voneinander abweichende Ergebnisse.
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Untersucht
wurden bisher besonders der Abbau von LHKW (
C. H. Nelson,
R. A. Brown, in: Environmental Engineering, a Supplement to Chemical
Engineering, 1994. S. EE20–EE24), BTEX und PAK
(
M. C. Leahy, C. H. Nelson, A. M. Fiorentine, R. J. SCHMITZ,
In: ALLEMAN, B.C.: In Situ and On-Site Bioremediation: Papers from
the Fourth International In Situ and On Site Bioremediation Symposium,
New Orleans, April 28–May 1, 1997. Columbus, Ohio: Batelle
Press, 1997, S. 479) sowie von Mischkontaminationen aus
Kohlenwasserstoffen und PAKs in der gesättigten und ungesättigten
Phase von Böden mit Hilfe von Ozon. Über die Beseitigung
von Phenolen in Grundwasserleitern mittels Ozon ist dagegen bisher
sehr wenig bekannt. Ein Verfahren und Gerätesystem zur
Reinigung organisch kontaminierter Grundwässer und zur
Abschottung im Grundwasserleiter ist in
DE-A-100 17 605 beschrieben.
Die Ausbreitung des mit unterschiedlichen organischen Schadstoffen
belasteten Grundwassers wird durch Anlegen eines Brunnenriegels
mit der Funktion einer hydraulischen Wand verhindert. Aus den Förderbrunnen
werden die kontaminierten Wässer gehoben und durch einen
Reaktor geleitet. In ihm werden die Schadstoffe durch Sauerstoffeinwirkung
und Elektronenbeschuss oxidativ unter Mitwirkung in situ gebildeter
freier Sauerstoff- und OH-Radikale abgebaut und mineralisiert. Es
wird auch die Verwendung von Ozon als Oxidationsmittel beansprucht,
ohne das etwas über die Herkunft des Stoffes ausgesagt
wird. Insgesamt erscheint das geschilderte Verfahren sehr aufwendig
und kompliziert, besonders durch die Verwendung eines separaten
Reaktors.
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In
DE-A-10 2005 056 192 wird
ein Verfahren und eine Anordnung zur Direktgasinjektion sowie ein Computerprogramm
und ein computerlesbares Speichermedium zur Steuerung beschrieben.
Das Ziel des Verfahrens ist die Eliminierung von Schadstoffen aus
Böden und Grundwasserleitern nach einem technisch sehr
aufwändigen Verfahren, ohne dass eine chemische Oxidation
mit Ozon vorgesehen ist.
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Ein
technisch einfaches Verfahren zur Reinigung von Grundwasser unter
minimalem Einsatz von Fremdenergien ist in
DE-B-199 38 922 beschrieben.
Die Erfindung bezieht sich im Wesentlichen auf die Reinigung eines
Grundwasserbereiches, dessen Grundwasserspiegel entweder ein natürliches
Gefälle besitzt oder in dessen unmittelbarer Nähe
sich ein Vorfluter oder Kanal befindet dessen Wasserspiegel unterhalb
des natürlich anstehenden Wasserspiegels liegt, wodurch
die Anwendbarkeit des Verfahrens erheblich eingeschränkt
ist. Außerdem ist auch in diesem Verfahren ein separater
Reaktor erforderlich.
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In
DE-B-103 10 986 wird
ein Verfahren zur oxidativen unterirdischen, sequentiellen Reinigung
von organisch kontaminiertem Grundwasser beschrieben, welches folgende
Verfahrensschritte enthält: Zunächst wird der
Grundwasserstrom aus dem Grundwasserleiter-Festbett in einem Kollektor
erfasst. Anschließend erfolgt die Konditionierung des Grundwassers
durch Einstellen des pH-Wertes. Nach Einbringen und Lösen
von Ozon in einem Reaktor erfolgt die Verteilung des behandelten
Grundwassers im Grundwasserleiter-Festbett über den Distributor
und im abschließenden Schritt wird Druckluft oder Sauerstoff
in das Grundwasserleiter-Festbett eingebracht. Nachteil dieses Verfahrens
besteht in dem hohen technischen Aufwand, der für die Durchführung
erforderlich ist.
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Nachteile
der bekannten Verfahren sind, dass es sich bei den meisten chemischen
Oxidationsverfahren nicht um Flüssig-, sondern um Gasreaktionen
handelt, da die Schadstoffe durch den Gaseintrag ebenfalls in die
Gasphase überführt werden. Die chemische Oxidation
wird dadurch ineffizient, dass das Ozon auch mit verschiedenen Stoffen
der festen Phase reagiert. Handelt es sich um Flüssigreaktionen
mit gelösten Gasen, sind dagegen komplizierte technische
Vorrichtungen erforderlich, die das Verfahren verteuern und damit
unrentabel machen.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein einfaches und
effizientes in situ Verfahren für die Behandlung von Grundwasser,
das mit toxischen organischen Schadstoffen wie Phenol und Alkylphenolen sowie
mit Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW), polyzyklischen
aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Aromaten (BTEX), Heteroaromaten
oder anderen schwer abbaubaren Stoffen belastet ist, zu entwickeln, durch
das die im Wasser enthaltenen Schadstoffe mit Ozon, Sauerstoff und
Mikroorganismen behandelt und zu nichttoxischen Stoffen abgebaut
werden.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß nach Zeichnung 1
durch ein Verfahren zur unterirdischen oxidativen Reinigung von
kontaminiertem Grundwasser gelöst, wobei das Grundwasser
im ersten Verfahrensschritt über eine Ozon-Injektions-Einheit
(1) mit einem Ozon-Sauerstoffgemisch gesättigt wird. Danach
erfolgt eine Ausbreitung in Fließrichtung des Grundwassers,
wobei die Ozon-Sauerstoffdosierung über einen Überwachungspegel
(2) gesteuert wird. Anschließend erfolgt die Entnahme des
Grundwassers an einer Entnahmeeinheit (3), durch die eine definierte Grundwassermenge
abgepumpt und durch eine Reinfiltrationseinheit (4), die sich in
Fließrichtung des Grundwassers betrachtet vor der Ozoninjektion
befindet, wieder zurückgeführt wird.
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Entscheidend
für die Effektivität des Oxidationsschrittes ist
die optimale Lösung des Ozons in der Grundwasserphase,
in welcher es mit den ebenfalls gelösten Schadstoffen in
Verbindung kommt und sich in Fließrichtung innerhalb des
Grundwasserstromes ausbreiten kann.
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Erfindungsgemäß wird
das Ozon-Sauerstoffgemisch mittels eines Injektors in fein verteilter
Form mit einer geeigneten Strömungsgeschwindigkeit so infiltriert,
dass sich das Grundwasser mit gelöstem Ozon anreichert.
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Die
effektive Herstellung des Ozons erfolgt erfindungsgemäß durch
Behandlung von speziell getrockneter Luft oder von Sauerstoff, welcher
aus einem Sauerstofftank oder Druckflaschen entnommen wird, in einem
handelsüblichen Ozongenerator.
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Bei
der Umsetzung von reinem Sauerstoff im Ozongenerator wird ein Sauerstoffstrom
erzeugt, der je nach Einstellung einen Ozongehalt zwischen 2 und
10% haben kann. Verwendet man dagegen getrocknete Luft, resultiert
ein Gasstrom mit einem geringeren Ozongehalt.
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Bei
der Injektion des Ozonstroms in die Grundwasserphase wird erfindungsgemäß die
viel höhere Löslichkeit des Ozons in Wasser (494
ml Ozon in 1 l Wasser bei 0°C) gegenüber Sauerstoff
genutzt.
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Erfindungsgemäß reagieren
die gelösten organischen Verbindungen in einer homogenen
Flüssigreaktion mit dem Ozon und werden oxidiert. Dabei
reagiert sowohl das Ozon selbst als auch Folgeprodukte wie Hydroxylradikale
mit den Schadstoffen. Besonders aromatische Verbindungen und Verbindungen,
die Doppelbindungen enthalten werden von Ozon oxidiert. Auch durch
Ozon gebildete Hydroxylradikale und anwesender Sauerstoff führen
zu einer Oxidation von Schadstoffen einschließlich Mineralölkohlenwasserstoffen
(MKW), so dass in Laufe der Oxidation ein breites Schadstoffspektrum
eliminiert wird. Als Nebeneffekt wurde festgestellt, dass auch anorganische
Stoffe wie Ammoniak, Ammonium, Cyanid und Eisen oxidiert bzw. unschädlich
gemacht werden.
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Die
In-Situ Chemical Oxidation (ISCO) führt bei einem Teil
der Schadstoffe zu einer vollständigen Mineralisierung.
Darüber hinaus treten eine Vielzahl von weiteren Oxidationsreaktionen
ein, die zu einem breiten Substanzspektrum führen. Durch
Ozon werden Doppelbindungen gespalten, so dass sich aus Alkylphenolen, PAK's
und BTEX-Aromaten durch Sauerstofffunktionalisierung Ketone, Aldehyde,
Säuren und Ester bilden, die gegenüber den Ausgangsverbindungen
eine wesentlich bessere Bioverfügbarkeit besitzen. Aliphatische
und andere gesättigte Verbindungen können durch
radikalische Reaktionen über Peroxide bzw. Hydroperoxide
abgebaut werden.
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Darüber
hinaus tritt innerhalb des Verfahrensschrittes der Oxidation noch
eine physikalische Reinigung des Grundwassers als Nebeneffekt auf.
Durch den Überschuss des infiltrierten und nicht vollständig
im Grundwasser löslichen Sauerstoffs sowie durch das bei
der Mineralisierung der Schadstoffe entstehende Kohlendioxid werden
im Grundwasser befindliche leichtflüchtige Stoffe gestrippt
und in der weiteren Bodenpassage biologisch abgebaut.
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Wie
bereits beschrieben entsteht im Oxidationsschritt aus biologisch
schwer zugänglichen Verbindungen eine Vielzahl von funktionalisierten
Stoffen die eine verbesserte Bioverfügbarkeit besitzen.
In den mikrobiologischen Abbaureaktionen, die im Abstrom des Grundwassers
parallel und im Anschluss zur chemischen Oxidation ablaufen, werden
diese Verbindungen weiter abgebaut und mineralisiert. Durch die
Ozon-Sauerstoff-Infiltration in das Grundwasser wird eine Stimulierung
der Bodenfauna ausgelöst. Neben der Behinderung bestimmter
Bakterienarten tritt eine Förderung aerober Mikroorganismen
und der Abbau von schädlichen Enzymen und Hemmstoffen ein.
Durch die Sauerstoffanreicherung des Grundwassers erfolgt die Begünstigung des
Schadstoffabbaus in der wässrigen Phase, zusätzlich
wird durch die Sättigung des Bodens mit entweichendem Sauerstoff
auch die Schadstoffeliminierung in der ungesättigten Phase
begünstigt.
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Die
Ozon-Injektion erfolgt in Fließrichtung des Grundwassers
vor dem Überwachungspegel, der der Beobachtung der in situ
ablaufenden Abbaureaktionen dient. In dem Pegel erfolgt die kontinuierliche
oder diskontinuierliche Messung der Prozessparameter wie Temperatur,
pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Redoxpotential und Leitfähigkeit.
Darüber hinaus kann ein eventuell vorhandener Ozonüberschuss
mittels Ozonsensor oder Ozon-Test-Kit verfolgt werden. Aus den Ergebnissen
der Messungen wird die Prozessführung der chemischen Oxidation
und des mikrobiologischen Abbaus gesteuert. Zusätzlich
zu den beschriebenen Messungen erfolgt eine Probenahme und Schadstoffanalyse,
durch die auf den Schadstoffabbau geschlossen werden kann.
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So
wird beispielweise die Infiltrationsmenge und -geschwindigkeit des
Ozons gesteuert. Ebenso wird aufgrund der Untersuchungsergebnisse
das Ozon-Sauerstoffverhältnis des Gasstromes gesteuert.
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Überraschenderweise
wurde bei dem beschriebenen Verfahren gefunden, dass eine gesonderte
Steuerung des pH-Wertes während der Abbaureaktionen nicht
erforderlich ist. Der pH-Wert, der im neutralen Bereich liegt, fällt
während des Schadstoffabbaus nicht ab. Ursache für
die optimalen Prozessparameter während der gesamten Reaktion
ist in der Pufferwirkung des Bodens zu sehen. Das beschriebene Verfahren
kann hierdurch einfach und kostengünstig gestaltet werden.
Der Überwachungspegel (2) besitzt weiterhin die Aufgabe, zur
Unterstützung des mikrobiologischen Abbaus der Schadstoffe
mineralische Nährstoffe aufzunehmen. Es werden Nährstoffe
entsprechend dem C:N:P-Verhältnis von mindestens 100:10:1
zugesetzt.
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In
Flussrichtung des Grundwassers ist in geeignetem Abstand zum Überwachungspegel
(2) eine Entnahmeeinheit (3) angeordnet, durch die ein variabler
Grundwasserstrom entnommen werden kann. Dieser Grundwasserstrom
wird über Pumpen in eine Reinfiltrationseinheit (4) geführt,
die in Flussrichtung des Grundwassers gesehen vor der Ozon-Injektion
liegt. Durch diese Verfahrensstufe gelingt es, mittels Rückführung
eines Teils des Grundwassers, die Effektivität der Grundwasserreinigung
zu steuern. Je nach Schadstoffgehalt oder Art der Verunreinigungen
gelingt es aufgrund der am Überwachungspegel gewonnenen
Ergebnisse auch die Reinfiltration von teildekontaminiertem Wasser
zu steuern. Die Entnahmeeinheit kann auch dazu verwendet werden,
zusätzliche Nährstoffe in das System einzutragen.
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Das
in Zeichnung 1 schematisch dargestellte Verfahren lässt
sich je nach Beschaffenheit und Ausbreitung des Grundwasserschadens
auch derart kombinieren, dass mehrere in situ – Einheiten
entweder parallel oder hintereinander kombiniert werden können.
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Für
den Fall, das eine flächige Anordnung des Grundwasserstroms
vorliegt, empfiehlt es sich, mehrere in situ Einheiten parallel
anzuordnen.
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Im
Falle eines besonders nachhaltigen Schadens, der durch hohe Schadstoffkonzentrationen
oder besonders schwer abbaubare Stoffe verursacht wird, empfiehlt
es sich mehrere in situ Einheiten hintereinander anzuordnen.
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Eine
besondere Variante des beschriebenen Verfahrens besteht in der diskontinuierlichen
Durchführung der Oxidation „Discontinuous In-Situ
Chemical Oxidation (DISCO)". Um einen optimalen Schadstoffabbau zu
erzielen kann es von Vorteil sein, die chemische Oxidation temporär
zu unterbrechen. Dazu wird an der Ozon Injektions Einheit zunächst
wie beschrieben ein Ozon-Sauerstoff-Gemisch infiltriert. Nach Erreichen
der Sättigung des Grundwassers mit Ozon, was anhand der
Daten des Überwachungspegels ermittelt werden kann, wird
die Ozonzufuhr bei gleichzeitiger Weiterführung des Sauerstoffstroms
zeitlich unterbrochen. Durch diese Verfahrensweise wird eine Schädigung
der Mikrobiologie im Wasser verhindert und gleichzeitig der biologische
Schadstoffabbau optimiert. Nach Verbrauch des Ozons im Wasser wird
erneut Ozon zudosiert. Durch diesen Wechsel erreicht man ein optimales
Verhältnis zwischen chemischer Oxidation und biologischer
Nachbehandlung.
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Die
Erfindung soll anhand des folgenden Ausführungsbeispiels
erläutert werden, ohne auf dieses Beispiel beschränkt
zu sein:
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Ausführungsbeispiel
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Auf
dem Gelände eines ehemaligen Industriestandortes wurde
ein Grundwasserschaden im Bereich einer ehemaligen Gasgeneratorenanlage
erkannt. Da der vorliegende Schaden sehr gut oxidierbare Kontaminanten
wie Phenol und Alkylphenole sowie Mineralölkohlenwasserstoffe
(MKW), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Aromaten
(BTEX) enthielt, wurde das beschriebene Verfahren der ISCO (In Situ
Chemische Oxidation) zur Behandlung des Grundwassers angewendet.
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Die
experimentell bestimmte Kontamination der Wasserphase lag bei ca.
80 mg/l Alkylphenole, die für den Versuch als Leitsubstanzen
angenommen wurden. Unter Einbeziehung der insgesamt möglichen
oxidierbaren Stoffe (TOC) wurde eine Gesamtbelastung mit ca. 300
mg/l oxidierbaren Stoffen als Berechnungsgrundlage angenommen.
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Zur
Reinigung des Grundwassers wurde ein Verfahren nach Zeichnung 1
angewendet.
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Als
Ozon-Injektions-Einheit (1) wurde ein 2-Zoll-Edelstahlrohr mit Injektionskopf
bis zu einer Tiefe von 6 m in den Boden eingebracht. In Fließrichtung
des Grundwassers wurde in einem Abstand von 10 m der Überwachungspegel
(2), ebenfalls bestehend aus einem 2-Zoll-Edelstahlrohr in eine
Tiefe von 4 m eingebracht. In einem Abstand von 5 m vom Überwachungspegel
(2) in Fließrichtung des Grundwassers wurde für
die Entnahmeeinheit 3 ein 4-Zoll-Brunnen in eine Tiefe von 6 m gebohrt,
welcher mit einer Brunnenpumpe bestückt wurde. Die Reinfiltrationseinheit
(4) befand sich im 5 m Abstand vor der Ozon-Injektions-Einheit (1),
bestehend aus einem 2-Zoll-Plastikrohr, welches in eine Tiefe von
6 m geführt wurde.
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Für
den eingebrachten Ozoneintragspegel wurde mit einem Wirkradius des
Ozons von 3 m gerechnet. Damit ergab sich bei der Behandlung einer
kreisförmigen Fläche von ca. 28 m2 (d
= 6 m) und bei einer Tiefe des Grundwasserleiters bis zu 6 m unter
GOK ein zu behandelndes Bodenvolumen von ca. 168 m3.
Unter der Annahme, dass das wassergefüllte Porenvolumen
ca. 35% des Gesamtbodenvolumens betrug, waren davon 58,8 m3 zu behandelndes Wasser.
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Mit
der angenommenen Gesamtbelastung des Bodens mit ca. 300 mg/l waren
ca. 17,64 kg oxidierbare Stoffe im betrachteten Wasservolumen enthalten.
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Über
einen Versuchszeitraum von 20 Tagen wurde ein Ozon-Sauerstoffgemisch
mit einer Ozonmenge von ca. 250 g/h eingetragen. Bei vollständiger
Nutzung des Ozons zum Schadstoffabbau würde sich rechnerisch
bei optimalen Bedingungen ein oxidativer Abbau von ca. 90% ergeben.
Durch die erzeugten oxidativen Bedingungen im Boden und Wasser wurde
mit einer guten Ansiedlung autochthoner Mikroorganismen und damit
im Anschluss zum Ozoneintrag mit einem weiter verstärkten
biologischen Abbau gerechnet.
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Die
Ozon-Injektion erfolgte in Fließrichtung des Grundwassers
der Überwachungspegel, durch den die Beobachtung der in-situ
ablaufenden Abbaureaktionen erfolgte.
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In
dem Pegel erfolgte die diskontinuierliche Messung der Prozessparameter:
- • Temperatur
- • pH-Wert
- • Sauerstoffgehalt
- • Redoxpotential
- • Leitfähigkeit.
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Die
Ergebnisse sind auszugsweise in Tabelle 1 dargestellt.
| Sauerstoff [mg/l] | Redoxpotential
[mV] | Temperatur [°C] | Leitfähigkeit [μS] | pH-Wert |
ÜP
Ausgangsw. | 1,25 | –322 | 9,2 | 874 | 7,63 |
ÜP
5 d | 3,99 | –134 | 9,8 | 822 | 7,52 |
ÜP
20 d | 5,91 | –15 | 10,1 | 860 | 7,34 |
Tabelle
1: Prozessparameter der in situ Oxidation, Ausgangswert und Messwerte
nach 5 und 20 Tagen
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Darüber
hinaus wurde mittels Ozon-Test-Kit der Ozongehalt der entnommenen
Proben untersucht. Es konnte während des gesamten Versuchszeitraumes
kein Ozon am Überwachungspegel nachgewiesen werden, was
auf einen vollständigen Verbrauch deutet.
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Zusätzlich
zu den beschriebenen Messungen erfolgte eine Probenahme und Schadstoffanalyse
bezogen auf Alkylphenole, durch die auf den Schadstoffabbau geschlossen
wurde.
| Summe
Alkylphenole [μg/l] |
ÜP
Ausgangswert | 84.560 |
ÜP
20 d | 23.240 |
Tabelle
2: Summe Alkylphenole im Grundwasser, Ausgangswert und Messwert
nach 20 Tagen
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Über
die in Flussrichtung des Grundwassers angeordnete Entnahmeeinheit
3 wurde während des Versuchszeitraumes ein Grundwasserstrom
von 2 m3 pro Stunde entnommen und über
die Reinfiltrationseinheit (4) mittels Pumpe rückgeführt.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 10017605
A [0015]
- - DE 102005056192 A [0016]
- - DE 19938922 B [0017]
- - DE 10310986 B [0018]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Gerhard, Sonja: „Chemische
Oxidation organischer Schadstoffe im Boden", ARC Seibersdorf research GmbH,
Umweltforschung; Groher, Daniel, 2001: „In situ chemical
Oxidation: An innovative Groundwater Remediation Technology", Courtesey
of ENSR International [0008]
- - Torsten Müller, Abbau von Schadstoffen in Böden
mit Ozon, Dissertation, Hannover, Juni 2001 [0010]
- - J. P. Seidel, Dissertation, Forschungszentrum Karlsruhe 1995 [0012]
- - J. J. Yao, S. J. Masten, Hazardous and Industrial Wastes 24
(1992) 642 [0012]
- - B. Strich, Dissertation, Forschungszentrum Karlsruhe 1996 [0013]
- - C. H. Nelson, R. A. Brown, in: Environmental Engineering,
a Supplement to Chemical Engineering, 1994. S. EE20–EE24 [0015]
- - M. C. Leahy, C. H. Nelson, A. M. Fiorentine, R. J. SCHMITZ,
In: ALLEMAN, B.C.: In Situ and On-Site Bioremediation: Papers from
the Fourth International In Situ and On Site Bioremediation Symposium,
New Orleans, April 28–May 1, 1997. Columbus, Ohio: Batelle
Press, 1997, S. 479 [0015]