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Die
Erfindung betrifft ein Zerstäubungstarget zur Herstellung
von PVD-Beschichtungen das aus mehreren Komponenten nach den Oberbegriffen
der Patentansprüche 1 und 2 aufgebaut ist.
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Stand der Technik
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Bei
einem PVD-Zerstäubungsprozess (Physical Vapour Deposition)
wird ein Plasma in einer geeigneten Atmosphäre mit Hilfe
von elektrischen bzw. und magnetischen Feldern erzeugt, dessen positiv
geladene Ionen in Richtung der negativen Kathode beschleunigt werden
und dort beim Aufprall die Zerstäubung des Kathodenmaterials
herbeiführen. Hiermit werden Substrate, die um die Kathode
angeordnet sind, beschichtet.
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Die
Vielzahl der PVD-Beschichtungsverfahren lässt sich hauptsächlich
in zwei Kategorien aufteilen: das Lichtbogenentladungsverfahren
und das Kathodenzerstäubungsverfahren. In die zuletzt genannte
Kategorie gehört auch das viel verbreitete Zerstäubungsverfahren
mit Hilfe eines Planarmagnetrons (1). Es besteht
im Wesentlichen aus dem auf einem Kühlkörper (2)
befestigten Target (1) und einem dahinter angeordneten
Magnetsystem (5), welches das entstehende Plasma (3)
in der Nähe der Targetoberfläche in der Form eines
geschlossenen Schlauches konzentriert. Unterhalb des Plasmaschlauches
(3) entsteht durch eine intensive Kathodenzerstäubung
des Targets der typische Zerstäubungsgraben (6).
Dagegen ist der Kathodenabtrag bei einem Zerstäubungsverfahren
ohne Magnetfelder weniger intensiv und mehr oder weniger gleichmäßig
auf der gesamten Kathodenoberfläche verteilt.
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Neben
den elektrischen und magnetischen Feldern benötigt man
zur Plasmaerzeugung bei der „nicht reaktiven Zerstäubung"
ein Edelgas – meistens Argon – z. B. in einem
Druckbereich um 10–3 mbar. Im Falle der „reaktiven
Zerstäubung" wird dem Edelgas ein reaktives Gas (N2‚ O2, Kohlenwasserstoffe,
usw.) beigemischt, das mit dem Kathodenmaterial reagiert und zur
Beschichtung der Substrate mit den Reaktionsprodukten führt.
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Nach
dem heutigen Stand der Technik finden PVD-Schichten nicht nur für
dekorative Zwecke Anwendung, sondern werden vielmehr auch als funktionaler Überzug
auf diverse Bauteile und Werkzeuge aufgebracht. Es ist bekannt,
dass PVD-Schichten aus z. B. Titannitrid (TiN), Titan-Aluminiumnitrid
(TiAlN), Titancarbonitrid (TiCN) usw. zur Erhöhung der
Oberflächenhärte bzw. der Verschleißfestigkeit
der Substrate eingesetzt werden. Damit lassen sich Standzeiten von
Bauteilen und Werkzeugen wesentlich verlängern.
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Im
Laufe der Zeit hat die Praxis gezeigt, dass es außer den
bekannten binären (wie z. B. TiN, CrN) und ternären
(wie z. B. TiAlN, TiCN) Schichtsystemen wünschenswert wäre,
auch quaternäre bzw. mehrkomponentige PVD-Beschichtungen
herstellen zu können. Durch Zugabe von bestimmten Elementen
(wie z. B. Si oder B) und durch Variation deren Konzentrationen
in der Schicht lassen sich gezielt verschiedene Funktionalitäten
der Schicht (wie z. B. Härte oder Reibwert) für
den jeweiligen Anwendungsfall optimieren. Eine Reihe der Schichtelemente
(wie z. B. C oder N) lassen sich zwar über die Gasphase
durch reaktive Zerstäubung einbauen, die Mehrzahl jedoch
wird bevorzugt über die Zerstäubung des Kathodenmaterials
erzeugt.
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Zu
diesem Zweck verwendet man häufig pulvermetallurgisch – mit
der gewünschten Zusammensetzung – hergestellte
Kathodentargets, oder man lässt die räumlich rotierenden
Substrate aus mehreren Zerstäubungsquellen beschichten.
Beide Methoden sind jedoch sehr kostspielig und unflexibel bei der
ständigen Anpassung an den zunehmend wachsenden Bedarf
für neue Schichtarten mit mehreren Elementen.
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Nach
dem US-Patent
US-4,505,798 werden
mehrkomponentige Targets aus nebeneinander liegenden Segmenten oder
Sektoren von Metallelementen vorgeschlagen. Dies kann entweder mit
Hilfe einer elektrolytischen Abscheidung – wie im Falle
des beschriebenen Systems Nickel/Chrom – oder durch Bonden
der Segmente auf den Kathodengrundkörper hergestellt werden.
Beide Verfahren sind jedoch kostenintensiv und nicht immer auf alle
chemischen Elemente anwendbar.
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Zur
Herstellung von großen Targets ist in dem Patent
EP 1614767A1 vorgeschlagen,
auf einer Grundplatte mehrere rechteckige bzw. nicht rechteckige
Plättchen mit gleicher chemischer Zusammensetzung als ein- bzw.
zweidimensionale Reihe zu bonden. Nach dieser Technik könnte
man prinzipiell auch durch Wahl von Plättchen mit verschiedener
chemischer Zusammensetzung jede gewünschte Verbundbeschichtung
auf Substraten erzeugen. Solche Targets sind aber kostspielig, da
die Plättchen auf die Grundplatte gebondet werden müssen.
Darüber hinaus verbergen sie eine signifikante Gefahr der
unerwünschten Mitzerstäubung der Grundplatte an
möglichen unbedeckten Grenzflächen zwischen den
Plättchen.
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Zweikomponentige
Targets für Titan-Aluminium-Verbindungen werden von der
Fa. CemeCon – Ceramic Metal Coatings – Dr.-Ing.,
Antonius Leyendecker AG in D52146 Würselen, nach der Offenlegungsschrift
DE 100 39 478 A1 serienmäßig
gefertigt. Sie bestehen aus einer Kupfergrundplatte, die über
eine Sprengplattierung mit einer Titanplatte gebondet sind. Zur
Erzeugung der gewünschten Ti-Al-Zusammensetzung sind Aluminiumstopfen
in entsprechende Bohrungen der Titanplatte eingebaut. Die freiliegende
Stopfenoberfläche soll laut Anmeldung besonders geformt
werden, um die Gleichmäßigkeit der Beschichtung
während der gesamten Lebensdauer des Targets zu gewährleisten.
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Es
ist leicht ersichtlich, dass eine derartige Targetfertigung sehr
kostspielig ist, zumal die Platten nach dem Explosionsbonding gerichtet,
beidseitig plangefräst und zur Aufnahme der Aluminiumstopfen
bearbeitet werden müssen. Darüber hinaus steigen
die Fertigungskosten durch die Formgebung der Stopfenoberfläche und
durch das Fügen der Stopfen in die Plattenbohrungen.
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Im
besonderen Fall der weit verbreiteten Targets für einen
Planarmagnetron (1) entsteht durch die Zerstäubung
bis zum Targetumtausch ein Graben (6) entsprechend der
Ionendichteverteilung des darüber liegenden Plasmaschlauches
(3). Dabei beträgt die Abtragung nur etwa 20%
des Targetmaterials. Daher wurde versucht, die Targets durch Füllung
des Grabens mit Hilfe des Plasmaspray-Verfahrens aus dem entsprechenden
Pulvermaterial zu regenerieren. Dieses Verfahren ist jedoch aufwendig
und liefert darüber hinaus ein Füllmaterial im
Graben, das einen erhöhten Anteil an unerwünschten
Verunreinigungen aufweist.
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Abschließend
sei auch das Problem vom Recycling der hochwertigen Bestandteile
aus den verbrauchten Targets erwähnt. Durch eine Verwertung
dieser Materialien könnte man die Umwelt schonen und darüber hinaus
die Targetkosten reduzieren. Leider sind die Bestandteile in den
meisten Targets miteinander so gebondet, dass ein Recycling je nach
Bonding-Verfahren sehr aufwendig bzw. teilweise auch unmöglich
ist.
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Aufgabenstellung
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Es
war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, diese Nachteile des
Standes der Technik zu beseitigen und durch die Verwendung der erfindungsgemäßen
Merkmalen ein mehrkomponentiges Target zu schaffen, das – verglichen
mit der bisher bekannten Technik – leicht herstellbar ist,
eine erhöhte Wirtschaftlichkeit sowie hohe Flexibilität
zur Variation der Bestandteile in der Beschichtung aufweist und
nach Verbrauch durch ein einfaches Recycling kostengünstig
verwertet werden kann.
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Diese
Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und
2 der vorliegenden Erfindung gelöst. Zum besseren Verständnis
der erfindungsgemäßen Vorteile wird es zuerst
im Falle des am meisten verwendeten rechteckigen zweikomponentigen
Targets für Planarmagnetrons ausführlich erläutert.
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In
einem rechteckigen Planarmagnetrontarget (1) findet
die Zerstäubung nur im Bereich unterhalb des Plasmaschlauches
(3) statt. Die lokale Zerstäubungsintensität
entspricht der Ionendichteverteilung im Plasma. Da letztere gaußförmig
ist, entsteht durch die Zerstäubung der bekannte Targetgraben
(6) in der Form einer Gaußglocke mit einer Standardabweichung
von typisch etwa 2σ = 8 mm. Diese Standardabweichung hängt
hauptsächlich von der Magnetfeldverteilung (4)
des Planarmagnetrons ab. In der Mitte des Grabens hat die Zerstäubungsrate
ihr Maximum; bei ab nur ca. 15 mm rechts und links der Grabenmitte
findet praktisch keine Zerstäubung statt.
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Es
ist daher ersichtlich, dass die chemische Zusammensetzung in der
Beschichtung – abgesehen von Anteilen eventuell vorhandener
reaktiver Gase in der Entladungsatmosphäre – nur
von der örtlichen Verteilung der Elemente im Graben, der
lokalen Intensität der Zerstäubung sowie dem Zerstäubungskoeffizienten
abhängig ist. Daher wäre es eigentlich denkbar,
nur die teuren Komponenten der Beschichtung im Bereich des Grabens
einzubetten. Damit könnten sich die Targetkosten beträchtlich
reduzieren lassen, da der Grabenanteil im Target bei nur etwa 20%
liegt.
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In
folgendem Beispiel wird die chemische Zusammensetzung der Beschichtung
in einem Planarmagnetron bei einer nicht reaktiven Zerstäubung
aus einem Target (
2 und
3) mit zwei
Komponenten bestimmt. Sei der Graben
6 in (
2)
und (
3) mit einer Standardabweichung von z. B. 2σ =
8 mm belegt mit einer Komponenten (
11) z. B. aus Titan
bis zu einer Distanz von z. B. x = 2 mm über die Mitte
des Grabens und dem Rest aus der Komponenten (
10) z. B.
Aluminium. Ferner seien α
Al und α
Ti die Zerstäubungskoeffizienten
für Aluminium und Titan. Daraus folgt:
Relative lokale
Innenintensität:
Relative lokale Zerstäubungsrate: α
Al·f(x) bzw. α
Ti·f(x)
Relative
Zerstäubung für Titan:
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Der
Intergral lässt sich mit Hilfe der bekannten Fehlerfunktion
erf(x/σ√
2)
berechnen:
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Dementsprechend
ergibt sich auch die relative Zerstäubung für
Aluminium:
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Die
prozentuale atomare Konzentration der Elemente in der Beschichtung
ist dann:
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Die
Zerstäubungskoeffizienten der Elementen findet man z. B.
aus dem Internet: http://www.npl.co.uk/nanoanalysis/sputtering_yields.html.
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Die
Standardabweichung σ des Grabens lässt sich für
jedes Magnetron durch Messungen an dem ausgebildeten Graben nach
einer langen Zerstäubung jedes beliebigen einkomponentigen
Targets bestimmen.
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Für
den vorliegenden Fall ist dann:
αTi =
0,58, αAl = 1,00, erf(x/σ√2) = erf(0,35) = 0,38, ZTi = 0,40, ZAl =
0,31 CTi = 56% Ti, CAl =
44% Al
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Die
erfindungsgemäße technische Realisierung eines
solchen Targets ist in 3 dargestellt. Das Target besteht
aus einer z. B. 10 mm dicken Aluminium Grundplatte (10),
die in ihrer Mitte bis zu einer Tiefe von z. B. 5 mm ausgefräst
ist. Diese Ausfräsung (8) läuft z. B.
2 mm über die Mitte des Zerstäubungsgrabens und dient
zum Einbetten des zur Ausfräsung passenden 5 mm dicken
Titan-Bleches (11). Über gemeinsame Schrauben
(9) – die z. B. in der von Ionen nicht bombardierten
neutralen Mitte des Titanbleches liegen könnten – wird
dann das Titanblech auf die Aluminiumplatte gepresst und zusammen
auf die Kühlplatte des Planarmagnetrons festgeschraubt.
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Damit
erreicht man eine optimale Kühlung des Targets ohne Anwendung
eines kostspieligen Bonding-Verfahrens, eine Reduzierung vom teuren
Titan-Material, eine Reduzierung der Bearbeitungskosten, eine vollständige
und einfache Verwertung der Bestandteile des verbrauchten Targets
und vor allem eine Verlängerung der Einsatzzeit, da die
oberhalb der Kühlplatte liegende Aluminiumkomponente eine
versehentliche Mitzerstäubung der Kühlplatte kurz
vor Abnutzung des Targets ausschließt.
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4 zeigt
eine bevorzugte Ausführung der Erfindung für ein
Target mit drei Komponenten (10, 11 und 12),
wobei die zwei Komponenten (11) und (12) ineinander
und zur Grundplatte aus der Komponente (10) eingebettet
sind und über eine gemeinsame Verschraubung in der neutralen
Mitte des Targets an der Kathodenkühlplatte befestigt werden.
In der Ausführung der 5 werden
zusätzliche Komponente (13) und (14) über Verschraubungen
im Bereich des vom Ionenbombardements freien und neutralen Randes
eingebaut. Damit lassen sich Targets aus vier bzw. fünf
Komponenten realisieren. Darüber hinaus lässt
sich die Zahl der Elemente im Target durch die Wahl von gängigen
Metalllegierungen als Targetkomponente beliebig variieren.
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Mit
steigender Anzahl von Elementen in der Schicht wird in der Regel
die Konzentration speziell von teueren Elementen gering. In diesem
Fall (5) werden diese Elemente (13) und (14)
erfindungsgemäß nur am Rand des Grabens eingebettet.
Damit lassen sich die notwendigen Mengen von teuren Elementen und
damit auch die Kosten reduzieren. Die Befestigung aller Targetkomponenten
auf der Kühlplatte der Kathode erfolgt über Verschraubungen
in den vom Ionenbombardement freien Zonen außerhalb des
Zerstäubungsgrabens.
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Zur
Vermeidung von Änderungen in der Schichtzusammensetzung,
bedingt durch mechanische Toleranzen bei der Bestimmung der Grabenmitte
und Platzierung des Targets, wird nach einer bevorzugten erfindungsgemäßen
Ausführung (6) die Trennlinie (20)
zwischen den Komponenten mehr oder weniger wellenförmig
moduliert. Diese Modulation bewirkt den Ausgleich von unerwünschten
Unterschieden in der Zerstäubungsintensität zwischen
den Targetkomponenten im Bereich der Grabenmitte. Bei einer Vergrößerung der
Modulationsamplitude (21) über den Graben hinaus,
erreicht man dann die totale Unabhängigkeit der Schichtzusammensetzung
von der Lage des Grabens. In diesem Fall hängt dann die
Zusammensetzung nur vom Flächenverhältnis in Bereich
des Grabens und den entsprechenden Zerstäubungskoeffizienten
der Elemente ab.
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Anstelle
der Modulation der Trennlinie werden die Komponenten des Targets
in einer weiteren bevorzugten erfindungsgemäßen
Ausführung (7) als Streifen in entsprechende
Einfräsungen der Grundplatte eingebettet. Das Flächenverhältnis
dieser Streifen bestimmt dann die Zusammensetzung der Beschichtung. Bei
einer Targetgeometrie mit wenig Platz am Targetrand werden diese
Streifen bzw. andere Komponenten am Grabenrand von der zur Kathode
zugewandten Seite an die Grundplatte (10) verschraubt (16).
Das Target wird dann über die Hauptverschraubungen (9)
an die Kathode befestigt.
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Nach
einer bevorzugten Targetausführung für größere
Fertigungsserien kann z. B. die Komponente (11) mit jeder
gewünschten Randmodulation (20 bzw. 21)
kostengünstig gestanzt, oder mit Wasser- bzw. Laserstrahl
geschnitten und über Heißpressen, -walzen oder
-gesenkschmieden in die Grundplatte (10) eingebettet werden.
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Mehrere
der beschriebenen Targets wurden bereits erfolgreich getestet und
serienmäßig gefertigt und zur Beschichtung von
Werkzeugen und Bauteilkomponenten erfolgreich eingesetzt. Durch
Wahl der Elemente und Variation der Konzentration konnte man die
Eigenschaften der Beschichtungen mit den Erfordernissen leicht und
kostengünstig anpassen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 505798 [0008]
- - EP 1614767 A1 [0009]
- - DE 10039478 A1 [0010]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - http://www.npl.co.uk/nanoanalysis/sputtering_yields.html [0022]