-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Kristallisation von
PCMs (englisch: Phase Change Materials, deutsch: Latentwärmespeichermaterialien),
insbesondere Salzhydraten mit geringer Kristallisationsgeschwindigkeit
und/oder kleinen Kristallgrößen, sowie Konzepte
zu deren Einsatz in Kälte- und Wärmespeichern
und als pumpfähige PCM-Slurries.
-
[Stand der Technik]
-
Heute
eingesetzte Kältespeicher funktionieren meist mit kaltem
Wasser oder mit Eis als Kältespeichermedium. Im Falle des
kalten Wassers wird nur eine geringe Speicherdichte erreicht, im
Gegensatz dazu ist bei Eisspeichern die Speicherdichte aufgrund
des Schmelzvorgangs fest-flüssig um ein Vielfaches höher.
Die Erzeugung von Eis bei 0°C ist jedoch oft energetisch
ineffizient, da z. B. im Bereich der Gebäudeklimatisierung
Temperaturen von 10°C bei gängigen Systemen und
etwa 16°C–20°C bei Flächenkühlung
genügen. Die Erzeugung der Kälte bei diesen Temperaturen,
anstatt bei 0°C, würde zu einer signifikanten
Verbesserung der Wirkungsgrade und damit der energetischen Effizienz
führen. Seit langem wird daher versucht ein Speichermaterial
mit einem geeigneten Schmelzpunkt und einem Phasenübergang
fest-flüssig mit hoher Speicherdichte zu finden. Der Schmelzpunkt
sollte dabei soweit als möglich größer
als 0°C sein um den Wirkungsgrad der Kälteerzeugung
nicht unnötig zu verschlechtern, muss aber aufgrund der
Anwendung für Klimakälte noch kleiner als 15°C
sein.
-
Eine
bekannte Lösung dieses Problems ist der Einsatz von Paraffinen
als Speichermaterial. Paraffine sind allerdings aufgrund der in
diesem Temperaturbereich relativ weit auseinander liegenden Schmelzpunkte
der einzelnen n-Alkane nur bedingt in der Schmelztemperatur einstellbar.
Reine n-Alkane sind zudem zu teuer für eine breite Anwendung als
PCM. Ihre Mischungen in diesem Temperaturbereich besitzen andererseits
einen relativ breiten Schmelzbereich und vergleichsweise geringe Übergangsenthalpien.
Speicherkonzepte zum Einsatz von Paraffinen sind bekannt (Patentschrift
DE 199 38 725 C1 ).
-
Ebenso
ist ihr Einsatz als pumpfähiges PCM-Slurry bekannt. Pumpfähige
PCM-Slurrys sind Wärmeträgerfluide, die zusätzlich
einen Anteil an einem Phasenwechselmaterial beinhalten.
-
Dieser
Anteil erhöht durch den Phasenwechsel die Fähigkeit
des Fluids Wärme oder Kälte schon bei geringen
Temperaturänderungen zu transportieren. PCM-Slurries ermöglichen
aufgrund der höheren Energiedichte des Wärmeträgerfluids
und den damit verbundenen höheren Übertragungsleistungen
den Transport von Kälte/Wärme mit geringen Verlusten, da
niedrigere Temperaturgradienten zur Umgebung ermöglicht
werden. Zusätzlich ändert sich die Temperatur
des Wärmeträgerfluids auch bei Wärme-
oder Kälteverlusten praktisch nicht, wodurch auch bei langen Übertragungswegen
noch nutzbare Wärme oder Kälte beim Verbraucher
ankommt. Auch für diese Anwendung sind die Kosten für
die Paraffine sowie für deren Verkapselung zum Einsatz
als pumpfähiges PCM-Slurrys erheblich.
-
Eine
weitere Materialklasse, deren Vertreter in diesem Temperaturbereich
mit hoher Übergangsenthalpie und damit hoher Energiespeicherfähigkeit schmelzen
sind Chlatrat-Hydrate.
-
Diese
haben sich bisher aufgrund vielfältiger technischer Probleme
nicht als PCM bewährt.
-
Eine
weitere prinzipielle Alternative zu Paraffinen ist die Verwendung
von Salzhydraten als Speichermaterial. Allerdings besitzen nur wenige
Salzhydrate einen Phasenübergang in dem angestrebten Temperaturbereich.
Die meisten von ihnen eignen sich aufgrund weiterer Eigenschaften
nicht als PCM. Solche Eigenschaften sind z. B. schlechte Kristallisationseigenschaften,
Toxizität oder zu hoher Preis. Eines dieser in der Literatur
genannten Materialien ist K2HPO4·6H2O (di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat)
mit einem Schmelzpunkt bei ca. 13°C. Es wurde als ungeeignet
für den Einsatz als PCM eingestuft, da Tests hohe Unterkühlung,
langsame Kristallisation und niedrige Übergangsenthalpie
zeigten (G. A. Lane, Solar heat storage: Latent heat material,
Volume 1, CRC Press, Boca Raton, Florida p. 17; Proceedings
of the Workshop on Solar Energy Storage Subsystems for Heating and
Cooling of Buildings, Charlottesville, Virginia, USA, April 16–18,
1975, p 43–55, G. A. Lane, et al. Heat-of-fusion
systems for solar energy storage; NSF-RA-N-75-041).
-
Die
hauptsächlich genannten Probleme sind schlechte Keimbildung
und geringe Kristallisationsgeschwindigkeit, welche das Anwachsen
von Keimen zu makroskopischen Kristallen verhindert und somit zu
einer hohen Unterkühlung der Schmelze führt. Gebildete
Kristalle wachsen aufgrund ihrer Kristallstruktur nur langsam bis
zu einer Ausdehnung von etwa einem Millimeter und wachsen dann praktisch
kaum mehr weiter. Dieses Verhalten führt zu einer sehr
geringen thermischen Leistung des Speichers. Diese Gründe
führten dazu, dass di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat
als nicht funktionsfähig für Latentwärmespeicher
eingestuft wurde.
-
[Aufgabe der Erfindung]
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist die maßgebliche Verbesserung
der Kristallisationsgeschwindigkeit von schlecht bzw. langsam kristallisierenden
Salzhydraten. Das hier beschriebene Verfahren verhindert eine starke
Unterkühlung des entsprechenden PCM und beschleunigt die
Kristallisation der Schmelze. Diese bisher als Latentwärmespeichermaterialien
ungeeigneten Salzhydrate können durch dieses Verfahren
in Wärme- und Kältespeichern und/oder als pumpfähige
Slurries verwendet werden.
-
Zur
Reduktion der Unterkühlung können prinzipiell
zwei Verfahren eingesetzt werden. Das erste, die Zugabe von keimbildenden
Substanzen, ist nicht allgemein durchführbar, da geeignete
Substanzen für viele Salzhydrate nicht bekannt sind. Das zweite
Verfahren besteht darin, auch in der flüssigen Phase einen
Rest der festen Phase, welcher keimbildend wirkt, zu behalten. Dies
geschieht dadurch dass an einer Stelle im Speichermaterial die Temperatur konstant
unter der Schmelztemperatur gehalten wird. Hierzu kann z. B. lokal
mittels eines Peltierelements gekühlt werden. Dieser Ansatz
versagt jedoch z. B. bei K2HPO4·6H2O (Schmelzpunkt etwa 14°C) zunächst,
da die Kristalle aufgrund ihrer Kristallstruktur nur langsam bis
zu einer Ausdehnung von etwa einem Millimeter und dann praktisch
kaum mehr weiter wachsen.
-
Erfindungsgemäß wird
das weitere Kristallisieren des Speichermaterials dadurch ermöglicht, dass
besagte Kristalle mit etwa 1 mm Ausdehnung immer wieder zerkleinert
werden und somit die Bruchstücke selbst wieder als eine
Vielzahl von Keimbildner fungieren. Durch das erneute Anwachsen
dieser Bruchstücke auf die Größe von
1 mm nimmt insgesamt der Anteil der festen Phase zu. Es entsteht
eine Mischung aus flüssiger Phase mit bis zu 1 mm großen
Partikeln der festen Phase. Die Zerkleinerung der Kristalle kann
beispielsweise durch einen speziellen mechanischen Mechanismus oder
durch Ultraschall oder in einer geeignet ausgeführten Pumpe,
wie sie in manchen Speicherkonzepten ohnehin eingesetzt wird, bewerkstelligt
werden.
-
Ein
großer Vorteil ist, dass ein Rühren bzw. Vermischen
dieser Lösung aus Partikeln der festen Phase mit der flüssigen
Phase weiterhin möglich ist und bleibt. Dies hat weitere
positive Nebeneffekte. Durch das Fehlen eines mechanisch stabilen
großen Blocks der festen Phase werden Druckspitzen, welche
beim wieder Aufschmelzen durch die Volumenausdehnung erzeugt werden
können, verhindert. Bei Speicherkonzepten mit Direktkontakt
zwischen dem PCM und einem mit ihm nicht mischbaren Wärmeträgerfluid
wird zudem ein Blockieren der Kanäle für das Wärmeträgerfluid
verhindert.
-
Salzhydrate
mit den beschriebenen Eigenschaften bieten sich daher auch zur Nutzung
in PCM-Slurries an. Zur Herstellung von PCM-Slurries gibt es unterschiedliche
Ansätze wie z. B. die Bildung einer Suspension des PCM
im Wärmeträgerfluid, die Bildung einer Emulsion,
sowie durch Mikroverkapselung des PCMs. Diese Ansätze unterbinden
eine makroskopische Entmischung von PCM-Anteil und flüssiger
Phase und somit eine daraus folgende Agglomeration des PCMs.
-
Hier
kann das schlechte Kristallwachstum des erfindungsgemäßen
PCM gezielt vorteilhaft genutzt werden, denn wird z. B. eine unterkühlte K2HPO4·6H2O Schmelze wie oben ausgeführt
mit zerkleinerten Eigenkeimen vermengt, so erfolgt das Kristallwachstum
nur so lange bis eine Kristallgröße von etwa 1
mm erreicht wird. Dies verhindert ein Zusammenwachsen und eine Agglomeration
zu größeren Klumpen, wie es z. B. bei Eis-Slurries
Probleme bereitet; eine Verkapselung oder ein Emulgator sind somit überflüssig.
-
Ein
weiterer Vorteil ist, dass dieses PCM-Slurry nur aus einer einzigen
Komponente besteht. Im Gegensatz zu Slurries aus mikroverkapseltem
Paraffin in Wasser kann bei Einkomponentensystemen jederzeit durch
komplettes Aufschmelzen wieder eine homogene Mischung erzeugt werden. Außerdem
muss auf eine Zerstörung der Verkapselung z. B. innerhalb
von Pumpen keine Rücksicht genommen werden, dies stellt
bei mikroverkapselten Slurries ein Problem dar.
-
Weiterhin
eignet sich für oben genanntes Verfahren Ca(NO3)2·4H2O mit
einem Schmelzpunkt von etwa 43°C als Wärmespeicher.
Ebenso empfehlen sich verschiedene Alaune wie z. B. KAl(SO4)2·12H2O mit einem Schmelzpunkt von etwa 92°C
oder NH4Al(SO4)2·12H2O
mit einem Schmelzpunkt von etwa 95°C zur Wärmespeicherung.
-
[Ausführungsbeispiel 1]
-
Ein
mit di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat betriebener Kältespeicher
ist im geladenen Zustand zum Großteil in der festen Phase.
Bei Nutzung der gespeicherten Kühlenergie schmilzt das PCM
nahezu vollständig auf. Die Speicherkammer ist mit einem
Peltierelement (1) versehen, an dessen Oberfläche
dauerhaft eine Temperatur unter 13°C herrscht, so dass
sich an der Oberfläche des Peltierelementes immer ein di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat-Kristall
(2) befindet bzw. sich bildet. Beim Regenerieren des Speichers
durch externe Kältezufuhr wird das PCM durch Ultraschallschwingungen,
beispielsweise durch ein angekoppeltes Ultraschall-Gerät
(z. B. Bandelin Sonoplus HD 3110, 100 W HF-Leistung) mit Kristallisationskeimen
(4) versetzt. Der Kristall am Peltierelement (1)
wird dabei in viele kleinere Kristalle (4), so genannte
Eigenkeime, zerkleinert. Diese Eigenkeime wachsen durch Kristallisation
des flüssigen PCM an und werden dann durch den Ultraschall
wieder zerkleinert. Auf diese Weise kann fast das ganze PCM-Volumen
auskristallisiert werden.
-
[Ausführungsbeispiel 2]
-
Ein
mit di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat betriebener Kältespeicher
ist im geladenen Zustand zum Großteil in der festen Phase.
Bei Nutzung der gespeicherten Kühlenergie schmilzt das PCM
nahezu vollständig auf. Die Speicherkammer ist mit einem
Peltierelement (1) versehen, an dessen Oberfläche
dauerhaft eine Temperatur unter 13°C herrscht, so dass
sich an der Oberfläche des Peltierelementes immer ein di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat-Kristall
(2) befindet bzw. sich bildet. 1 zeigt
das vollständig aufgeschmolzene PCM mit einem Eigenkeim
(2) am Peltierelement (1). Beim Regenerieren des
Speichers durch externe Kältezufuhr wird das PCM durch
einen mechanischen Zerkleinerungsmechanismus (3), beispielsweise
eine geeignete Pumpe, mit Kristallisationskeimen (4) versetzt.
Der Kristall am Peltierelement (1) wird dabei in viele
kleinere Kristalle (4), so genannte Eigenkeime, zerkleinert.
Diese Eigenkeime wachsen durch Kristallisation des flüssigen
PCM an und werden dann durch den mechanischen Zerkleinerungsmechanismus
wieder zerkleinert. In 2 ist der Aufladevorgang des
Kältespeichers dargestellt, d. h. der Phasenübergang
von flüssig nach fest.
-
[Ausführungsbeispiel 3]
-
Ein
PCM-Slurry aus di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat dient zur effektiven Übertragung
von Kühlenergie. Flüssiges di-Kaliumhydrogenphosphat-Hexahydrat
wird kurz vor einer Kältequelle mit Eigenkeimen versetzt
und so zur Bildung von Kristallen veranlasst. Die Eigenkeime entstammen einem
Mutterkeim, der an einem Peltierelement wächst, und durch
Ultraschallanregung davon abgespalten wurde. Aufgrund der Eigenschaften
des Materials wachsen die Kristalle nur bis zu einer Größe von
etwa 1 mm an, die Mischung aus festem und flüssigem PCM
bleibt pumpfähig. Am Verbraucher schmelzen die Kristalle
unter Abgabe von nutzbarer Kühlleistung ganz oder teilweise
auf, das (teilweise-)aufgeschmolzenen PCM wird dem Kreislauf wieder
zugeführt. Der gesamte Kreislauf eines solchen PCM-Slurries
ist in 3 zu sehen.
-
- 1
- Peltierelement
- 2
- Eigenkeim
- 3
- Mechanismus
zur Zerkleinerung der Kristalle in wachstumsfähige Keime
- 4
- zerkleinerte
wachstumsfähige Kristalle
- 5
- Zirkulation
der Eigenkeime
- 6
- Slurry
aus zerkleinerten, wachstumsfähigen Keimen und flüssigem
PCM
- 7
- Kälteaufnahme
des PCMs (Laden des Kältespeichers)
- 8
- heranwachsende
Keime
- 9
- ausgewachsene
Kristalle
- 10
- Kälteabgabe
des PCMs (Entladen bzw. Verbrauchen der Kälte)
- 11
- aufgeschmolzenes
PCM
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - G. A. Lane,
Solar heat storage: Latent heat material, Volume 1, CRC Press, Boca
Raton, Florida p. 17 [0008]
- - Proceedings of the Workshop on Solar Energy Storage Subsystems
for Heating and Cooling of Buildings, Charlottesville, Virginia,
USA, April 16–18, 1975, p 43–55 [0008]
- - G. A. Lane, et al. Heat-of-fusion systems for solar energy
storage; NSF-RA-N-75-041 [0008]