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Die
Erfindung betrifft Probenkörper
für die Bestimmung
von Werkstoffeigenschaften und Gefügekennwerten von Metallgusswerkstoffen,
insbesondere von Eisenlegierungen, wie GJV und ein Verfahren zur
Modellierung oder Optimierung des Gießverfahrens für geometrisch
komplexe Metallgussteile mit dickwandigen und dünnwandigen Bereichen, mit den Schritten,
Probeguss eines Probekörpers,
Ermittlung der Werkstoffeigenschaften und Gefügekennwerte des Probekörpers und
Anpassung des Gießverfahrens
für die
komplexen Metallgussteile auf der Grundlage der ermittelten Eigenschaften
und Kennwerte.
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Die
Erfindung zielt insbesondere darauf ab, durch die Vorhersagemöglichkeit
der variierenden Werkstoffeigenschaften von Metallgussbauteilen,
die Entwicklung von dünnwandigen
Zylinderkurbelgehäusen
(ZKG) aus Gusseisen, insbesondere mit Vermiculargraphit (GJV) zu
unterstützen.
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Gerade
von dünnwandigen
komplexen GJV-Gussbauteilen ist heute noch sehr wenig bezüglich deren
lokaler Werkstoffeigenschaften bekannt. Derartige Gussbauteile zeichnen
sich durch Beeinflussung der in engem Kontakt stehenden dünnwandigen
und massiven Bereichen aus. Nach dem Gießen stellen sich hier komplexe
thermische Verhältnisse
ein, die insbesondere im dünnwandigen
Bereich durch unstetigen Temperaturverlauf geprägt sind. Dies resultiert aus
der Wiederaufheizung der dünnen Bereiche
durch umgebende dickwandige Bereiche. Bekannte Methoden zur Untersuchung
an einfachen Probegeometrien und Probestäben, wie beispielsweise Stufenkeilen,
lassen sich nur sehr eingeschränkt
auf komplex geformte Bauteile übertragen. Für die Auslegung
der komplex geformten Bauteile mit dünn- und dickwandigen Bereichen
ist dabei die Kenntnis der Verteilung der mechanischen Eigenschaften
gerade in den dünnen
Wandstärken
von zentraler Bedeutung. Diese hängen
von der jeweiligen Gefügeausbildung
ab, die wiederum von den lokalen Erstarrungs- und Abkühlungsbedingungen
abhängig
sind. Die zur Gefügeausbildung
führenden thermischen
Verhältnisse
sind durch bisherige Probengeometrien und Simulationsverfahren nur
unzureichend wider gegeben.
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Erst
die genaue Kenntnis der Zusammenhänge von Erstarrung, Abkühlung, Gefüge und mechanischen
Eigenschaften ermöglicht
mittels einer Gießsimulation
eine Vorhersage der Eigenschaften und damit eine werkstoffangepasste
Konstruktion unter gezielter Ausnutzung des Werkstoffpotentials. Heutzutage
werden bei der Berechnung von Gussbauteilen meist noch homogene
Eigenschaften über das
Bauteil angenommen, da genauere Werte nur sehr schwer zu ermitteln
sind. Dies entspricht aber bei komplexen Bauteilgeometrien nicht
der Realität und
führt zu
erheblichen Vorhersagefehlern, so dass die Modellierung und Optimierung
des Gießverfahrens,
umfassend die Gießform,
Temperaturführung und
gusstechnische Anpassung der Bauteilgeometrie, für komplexe Bauteile noch weiteres
Verbesserungspotential aufweist.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Verfahren zur verbesserten Vorhersage
der Werkstoffeigenschaften und Erleichterung der Optimierung des Gießverfahrens
von geometrisch komplexen Bauteilen aufzuzeigen und eine einfache
Geometrie für
einen Probekörper,
bzw. einen Probekörper
selbst bereit zu stellen dessen Eigenschaften eine verbesserte Übertragbarkeit
auf geometrisch komplexe Bauteile besitzt.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
einen Probenkörper
für die
Bestimmung von Werkstoffeigenschaften und Gefügekennwerten von Metallgusswerkstoffen,
insbesondere von Eisenlegierungen, wobei der Probenkörper einen
zylindrischen Mantel (5) und mindestens 2 plattenförmige Stege
(1, 2) aufweist, die vom Zentrum des Mantels durch
ihn hindurch radial nach außen
verlaufen, so dass innen liegende Stegbereiche (1', 2') und außen liegende
Stegbereiche (2'') gebildet werden
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und durch ein Verfahren zur Modellierung
oder Optimierung des Gießverfahrens
für geometrisch
komplexe Metallgussteile mit dickwandigen und dünnwandigen Bereichen, mit den Schritten
- – Probeguss
eines Probekörpers
- – Ermittlung
der Werkstoffeigenschaften und Gefügekennwerte des Probekörpers
- – Anpassung
des Gießverfahrens
für die
komplexen Metallgussteile auf der Grundlage der ermittelten Eigenschaften
und Kennwerte,
wobei ein Probenkörper mit zylindrischem Mantel
(5) und mindestens 2 plattenförmigen Stegen (1, 2),
die vom Zentrum des Mantels durch ihn hindurch radial nach außen verlaufen,
gegossen wird, wobei die Größenverhältnisse
von Mantel und Stegen so gewählt werden,
dass die Stege nach dem Erstarren in der Gießform zumindest partiell wieder
durch die Restwärme
des Mantels auf eine Plateautemperatur (T) aufgeheizt werden, mit
den Merkmalen des Anspruchs 7.
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Für den erfindungsgemäßen Probenkörper ist
dabei wesentlich, dass sich neben der rein geometrischen Widergabe
der Größen- bzw. Dickenverhältnisse
der komplexen Bauteile auch eine Widergabe der beim Gießen herrschenden
thermischen Verhältnisse
realisieren lässt.
Dies wird durch einen Wabenförmigen
Probekörper
erreicht, der dünnwandige Stege
und einen dickwandigen Mantel besitzt. Von besonderer Bedeutung
sind dabei die innen liegenden Stegbereiche, die im engen Kontakt
mit dem Mantel des Probenkörpers
liegen. Nach dem Abguss des Probenkörpers stellt der vergleichsweise
massive Mantel eine Wärmequelle
für die
innen liegenden Stegbereiche dar. Hierdurch erfahren diese Stegbereiche
keine stetige Abkühlung,
sondern kurz nach deren Erstarrung eine Wiedererwärmung und
eine gewisse Haltezeit, die einen maßgeblichen Einfluss auf deren
Gefügeausbildung
ausübt.
Der Effekt ist einer Glüh-
oder Temperbehandlung vergleichbar. Durch geeignete Wahl der Wanddicken
der innen liegenden Stege und des die Stege umgebenden Mantels können die
thermischen Verhältnisse
in sehr breiter Variabilität
an die Zustände
im realen komplex geformten Bauteil angepasst werden. Dabei weist
der Probenkörper
trotz seiner einfachen Form sehr unterschiedliche geometrische und
thermische Bereiche auf. Im Gegensatz zu den innen liegenden Stegbereichen
zeichnen sich die außen
liegenden Bereiche durch eine schnelle und stetige Abkühlung aus.
Diese Stegbereiche verhalten sich nahezu von der Wärmequelle
des Mantels entkoppelt.
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Der
wabenförmige
Probenkörper
ist im Prinzip auf sehr unterschiedliche Metalllegierungen und Gießverfahren
anwendbar. Besonders geeignet ist die Verwendung des Probekörpers bei
Metall-Gusslegierungen, bei denen eine Temperung einen deutlichen
Einfluss auf die Werkstoffeigenschaften ausübt. Besonders geeignet sind
die Probengeometrie und das Verfahren für Gusseisen, insbesondere mit
Vermiculargraphit (GJV), nach dem Sandgussverfahren. GJV ist ein
Eisen-Kohlenstoff-Gusswerkstoff, dessen als Graphit vorliegender
Kohlenstoffanteil überwiegend
in vermicularer Form vorliegt.
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Mithilfe
des Probenkörpers
ist es möglich
die Konstruktion und Herstellung von dünnwandigen Gussbauteilen wie
ZKG oder Zylinderköpfe
aus GJV gezielt zu verbessern. Fertigungs- und anforderungsgerechte
Aspekte in Gusskonstruktionen können
im Vorfeld berücksichtigt
und das volle Werkstoffpotential genutzt werden. Durch die Vorhersage
der mechanischen Eigenschaften und Bereitstellung für die Lastfallberechnung
wird der Loop der virtuellen Bauteilentwicklung geschlossen und
damit die Verringerung von Prototypen, die Einsparung von Entwicklungszeiten
und letztendlich die Reduktion von Entwicklungskosten ermöglicht.
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Die
Erfindung wird anhand schematischer Zeichnungen, sowie experimenteller
Ergebnisse im Folgenden näher
beschrieben.
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Dabei
zeigen:
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1 Seitliche
Ansicht eines Probenkörpers mit
Mantel (3) und Stegen (1, 2, 3 und 4),
welche entsprechende innen liegende Bereiche (1', 2', 3', 4') und außen liegende
Bereiche (1'', 2'', 3'', 4'') aufweisen,
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2 Querschnitt
durch einen Probenkörper mit
Mantel (3) und Stegen (1, 2, 3 und 4),
welche entsprechende innen liegende Bereiche (1', 2', 3', 4') und außen liegende
Bereiche (1'', 2'', 3'', 4'') aufweisen,
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3 Abkühlkurve
eines Stufenkeils an verschiedenen Stufen (S1, S5, S6, S7),
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4 Abkühlkurve
eines Probenkörpers
an zwei Stegbereichen (A2, I2) und zwei Bereichen des Mantels (M2,
M8),
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5 Grundgefüge eines
Stufenkeils aus GJV an unterschiedlichen Stufen
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6 Grundgefüge eines
wabenförmigen Probekörpers aus
GJV an unterschiedlichen Stellen der dünnwandigen Stege
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Der
erfindungsgemäße Probenkörper ist
in seiner Grundform zylindrisch aufgebaut. Die äußere Form kann dabei an das
Bauteil angepasst sein und rund, oval oder ein Polygon sein. Hinsichtlich
der Genauigkeit der Messergebnisse und dem Herstellungsaufwand sind
insbesondere rechteckige, wie beispielsweise in 1 dargestellt
oder runde Formen zu bevorzugen. Vom Zentrum des Zylinders gehen
mindestens 2 plattenförmige
Stege (1, 2) aus, die sich durch den Mantel (5)
und darüber
hinaus erstrecken. Die Stege werden dabei den geometrischen Verhältnissen
der dünnwandigen
Bereiche des komplex geformten Bauteils angepasst. Dies bedeutet insbesondere,
dass die Wanddicken von Stegen und Bauteil vergleichbar sind. Über die
Anzahl der Stege lässt
sich Genauigkeit der Vorhersagen erhöhen. Besonders zweckmäßig sind
2, 3 und insbesondere 4 Stege. Ein quadratischer Mantel mit 4 Stegen,
gemäß 1,
bildet einen hinsichtlich Herstellungsaufwand und Verfahrensgenauigkeit
bevorzugten wabenförmigen
Probenkörper.
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Die
Dicke der plattenförmigen
Stege (1, 2) muss beim erfindungsgemäßen Probenkörper deutlich
unterhalb der Dicke des Mantels (3) liegen, damit der Effekt
einer Wiedererwärmung
durch den Mantel stattfinden kann. Die Größenverhältnisse von Mantel zu Stegen
sind so zu wählen,
dass der Mantel mindestens die 3-fache Wärmekapazität der innen liegenden Stege
aufweist. Bevorzugt liegt das Verhältnis der Wärmekapazitäten von Stege zu Mantel bei
1 zu 3 bis 1 zu 9.
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Bevorzugt
liegt die Dicke der Stege (1, 2) unterhalb von
50% derjenigen des Mantels (3). Die Dicke der Stege liegt
besonders bevorzugt im Bereich von 1 bis 15 mm und die Dicke des
Mantels im Bereich von 10 bis 45 mm. Auch bei sehr langen Stegen,
das bedeutet hoher radialer Ausdehnung, ergibt sich hierdurch in
jedem Fall ein Mantel-naher Bereich, der eine Wiederaufwärmung durch
den Mantel erfährt.
Bevorzugt ist die Länge
der innen liegende Stegbereiche (1', 2') bei 1 bis 3 fachen der Dicke
des Mantels. Dies hängt
unter anderem davon ab, welche Legierung vergossen und welcher Gieß-Formstoff verwendet
werden sollen.
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Der
erfindungsgemäße Probenkörper hat den
Vorteil einer hohen Variabilität.
So können
die Stege (1, 2) jeweils unterschiedliche Dicken
aufweisen aber auch die Dicke des inneren (1') und des äußeren Stegbereichs (1'') eines jeweiligen Stegs (1) unterschiedlich
sein. In der Regel ist es zweckmäßig, dass
alle Stege voneinander verschiedene unterschiedliche Dicke und ein
Steg jeweils gleiche Dicke aufweist. Um weitere Messwerte zu erhalten
ist es zweckmäßiger die
Stegzahl auf 3, 4, 5, 6 oder noch weiter zu erhöhen.
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Der
außen
liegende Stegbereich (1'', 2'') muss dabei zumindest so lang
sein, dass der wärmespeisende
Effekt des Mantels (3) an deren Außenkante vernachlässigbar
ist. Dies ist typischerweise bei einer Mindestlänge im Bereich des 1,5 bis
3 fachen der Dicke des Mantels erreicht. Die Länge, bzw. radiale Ausdehnung,
der innen und der außen
liegenden Stegbereiche (1', 1'') eines jeweiligen Steges (1) sind
zweckmäßigerweise
in etwa gleich groß zu
wählen.
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Die
Höhe des
Probekörpers
richtet sich nach der Größe des Realbauteils
und nach der gewünschten
Menge an analysefähigem
Probenmaterial. Die Größe des Probenkörpers hat
jedoch wiederum Einfluss auf die thermischen Verhältnisse.
Durch eine große
Höhe wird
die thermische Masse gesteigert, was zu einer ungünstigen
Beeinflussung der Modellbetrachtung führen kann.
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Die
Höhe des
Probenkörpers
liegt typischerweise im Bereich des 1 bis 10 fachen der Länge eines
Steges.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft das Verfahren zur Modellierung
oder Optimierung des Gießverfahrens
für geometrisch
komplexe Metallgussteile mit dickwandigen und dünnwandigen Bereichen.
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Das
Verfahren umfasst die Schritte:
- – Probeguss
eines Probekörpers
- – Ermittlung
der Werkstoffeigenschaften und Gefügekennwerte des Probekörpers
- – Anpassung
der Gießsimulation
und des Gießverfahrens
für die
komplexen Metallgussteile auf der Grundlage der ermittelten Eigenschaften
und Kennwerte.
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Als
Probekörper
für den
Probeguss wird erfindungsgemäß ein Körper ausgewählt mit
zylindrischem Mantel (5) und mindestens 2 plattenförmigen Stegen
(1, 2), die vom Zentrum des Mantels durch ihn
hindurch radial nach außen
verlaufen. Die Größenverhältnisse
von Mantel und Stegen werden so eingestellt, dass die Stege nach
dem Erstarren in der Gießform
zumindest partiell wieder durch die Restwärme des Mantels auf eine Plateautemperatur
(T) aufgeheizt werden. Die Wideraufwärmung der innen liegenden Stegbereiche
führt erfindungsgemäß zu einer
Umwandlung des Gefüges
und einer Veränderung
der mechanischen Eigenschaften. Die Plateautemperatur muss dabei
in einem für
die jeweilige Metalllegierung üblichen
Bereich einer Temper- oder Glühbehandlung
liegen. Ein verfahrensgemäß besonders
geeigneter Probenkörper
ist beispielsweise in 1 wiedergegeben.
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Am
Probekörper
lassen sich die üblichen Werkstoffkennwerte
ermitteln, insbesondere jedoch Härte,
Zugfestigkeit, Wärmeleitfähigkeit
und die Gefügeausbildung.
Durch Ausmessen der Werkstoffeigenschaften an unterschiedlichen
Positionen des Probekörpers
können
Korrelationsfunktionen abgeleitet werden.
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Als
lokale Werkstoffeigenschaften der Probe sind insbesondere die Härte, Zugfestigkeit,
Dehngrenze, Bruchdehnung, E-Modul und Wärmeleitfähigkeit von Bedeutung.
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Durch
die Implementierung der Korrelationsfunktionen in ein Berechnungstool
können
mittels der Gießsimulation
die lokalen Gefügeausbildungen
wie Graphit-, Ferrit-, Zementit-, Zwischenphasen- und Perlitanteil,
sowie die Graphitausbildung und der Perlitlamellenabstand vorhergesagt
werden. Durch entsprechende Korrelationsfunktionen zwischen den Gefügekennwerten
und der mechanischen Eigenschaften ist die Vorhersage der lokalen
Härte,
Dehngrenze, Zugfestigkeit, Bruchdehnung, des E-Modul und der Wärmeleitfähigkeit
möglich.
Dies lässt
dann auf das lokale Bauteil übertragen
und entsprechende Verbesserungen des Gießverfahrens oder der Bauteilgeometrie
vornehmen. Für
den Probekörper
sind nur ausnahmsweise nicht das gleiche Gießverfahren und der gleiche
Gießformstoff
zu verwenden, wie für das
reale Bauteil. Das Verfahren ist gut geeignet für das Gießen von Grauguss, GJV oder
GGG. Besonders geeignet sind die Probengeometrie und das Verfahren
für das
Gießen
komplexer Bauteile aus Gusseisen mit Vermiculargraphit (GJV). Dies
ist ein Eisen-Kohlenstoff-Gusswerkstoff,
dessen als Graphit vorliegender Kohlenstoffanteil überwiegend
in vermicularer Form vorliegt.
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Plateautemperatur
und Verweilzeit bei dieser Temperatur sind für die innen liegenden Stegbereiche
hinsichtlich der Verhältnisse
im realen Bauteil anpassbar.
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Sobald
die Wanddicken der kritischen Bauteilbereiche in den Stegen abgebildet
sind, stellen sich die für
die Vorhersage des realen Körpers
erforderlichen thermischen Verhältnisse
mit hinreichender Genauigkeit nahezu von selbst ein. Mit dem Probekörper lassen
sich in Vorteilhafter Weise, sowohl die dünnwandigen wie die dickwandigen
Bauteilbereiche erfassen.
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Im
Falle von GJV ist die Probengeometrie bevorzugt so einzustellen,
dass sich eine Plateautemperatur im Bereich von 800 bis 1200°C 1100°C einstellt.
Dies betrifft insbesondere die Bauteilgeometrie von Zylinderkurbelgehäusen. Die
Verweilzeit der innen liegenden Stegebereiche im Bereich der Plateautemperatur
liegt bevorzugt bei mindestens 100 sec. Komplexes Bauteil und Probenkörper werden bevorzugt
im Sandguss-Maschinenformverfahren hergestellt. Bei diesem Verfahren
können
die Modelle und Kernkästen
wiederholt benutzt werden. Die Form und die Kerne sind nur einmal
verwendbar, es handelt sich demnach um „verlorene Formen".
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung wird anhand von Versuchsbespielen im Vergleich zu
Ergebnissen an einem konventionellen Stufenkeil dargestellt. Die
Untersuchungen beziehen sich auf den Sandguss von GJV.
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Vergleichsmessung an Stufenkeil:
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Für die Untersuchungen
des Zusammenhangs zwischen Erstarrung, Abkühlung, Gefüge und den mechanischen Eigenschaften
wird zu Vergleichszwecken ein Stufenkeil ausgewählt. Dies ist eine in der Literatur
und Praxis übliche
Probengeometrie. Die Geometrie des Stufenkeils ist schematisch in 3 dargestellt.
Der Stufenkeil weist unterschiedliche Wandstärken auf, wie sie auch in realen Bauteilen
wie dem ZKG vorkommen. Die dickste Stufe besitzt eine Wandstärke von
57 mm. Von der Stufe 2 bis zur Stufe 7 nimmt die Wandstärke von
30, 17, 11, 7, 4 auf 2 mm ab. Die einzelnen Stufen, bzw. die Messergebnisse
der Stufen tragen die Bezeichnung S1 bis S7. Das bedeutet, dass
es mit abnehmender Wandstärke
zu einer schnelleren Erstarrung und schnelleren Abkühlung kommt.
Der Temperaturverlauf der Stufen 1S1, S5, S6 und S7 über die
Zeit nach dem Abguss ist in 3 graphisch
dargestellt. Prinzipiell weist der Stufenkeil ein gekoppeltes Erstarrungs- und Abkühlungsverhalten
auf. Das bedeutet, dass es mit abnehmender Wandstärke zu einer schnelleren
Erstarrung und schnelleren Abkühlung kommt.
Der Temperaturverlauf ist stetig und abnehmend.
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Als
wesentliche Kenngröße für die physikalischen
Eigenschaften des Gussmetalls wurde für den Stufenkeil eine Gefügeanalyse
durchgeführt.
Die unterschiedlichen Gefüge
für die
Stufen S1 bis S7 sind in 5 dargestellt.
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Es
hat sich gezeigt, dass sich im realen Bauteil des Zylinderkopfes
(ZK) die dünnen
inneren Bereiche zunächst
sehr schnell abkühlen.
Es bilden sich mehrere thermische Zentren aus. Diese thermischen Zentren
sind deutlich wärmer
als die inneren dünnen Bereiche.
Im Verlauf der weiteren Abkühlung
verlagert sich das thermische Zentrum in die Mitte des Zylinderkopfes.
Nun sind die inneren dünnen
Wände wärmer als
die massiven Bereiche. Damit erfahren die dünnen Bereiche im Inneren eine
schnelle Erstarrung, aber eine langsame Festphasenumwandlung. Solch
ein Verhalten kann mit dem Stufenkeil und den meisten bisher vorliegenden
Probengeometrien nicht beschrieben werden.
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Beispielmessung an wabenförmigem Probenkörper
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Als
Probenkörper
wurde ein quadratischer wabenförmiger
quadratischer Zylinder mit 4 Stegen, gemäß 1 und 2 heran
gezogen. Der Probenkörper
ist charakterisiert durch äußere Stegbereiche
(1''), (2''), (3''),
(4'') mit Wandstärken von
2, 4, 6 und 8 mm, die nachfolgend auch A2, A4, A6 und A8 genannt
werden. Im Inneren des Probenkörpers
befinden sich innen liegende Stege (1'), (2'), (3'), (4') mit den gleichen Wandstärken (I2,
I4, I6 und I8). Innerhalb eines jeweiligen Stegs ändert sich
die Dicke somit nicht. Die Länge
der Stege (1, 2, 3, 4) betrug
jeweils 100 mm, wobei die inneren und die äußeren Stegbereiche jeweils
eine Länge
von 40 mm aufwiesen. Zwischen den inneren und äußern Stegen befindet sich ein
20 mm dicker quadratischer Mantel (5). Der Kreuzungsbereich
von Steg und Mantel wird mit, M2, M4, M6 und M8 bezeichnet. Die
Höhe des
Probenkörpers
lag bei 200 mm.
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Mit
dem wabenförmigen
Probekörper
wurde simultan ein gekoppeltes und entkoppeltes Erstarrungs- und
Abkühlungsverhalten
festgestellt. Der Temperaturverlauf für die Positionen I2, M2, A2
und M8 sind in 4 wiedergegeben. Die inneren
dünnen
Stege (1'),
(2'), (3'), (4') erstarrten
sehr schnell. Im Laufe der weiteren Abkühlung wanderte das thermische
Zentrum in die Mitte des Probekörpers.
Dies führte
dazu, dass die inneren Stege durch den Mantel aufgeheizt werden
und anschließend
zusammen mit dem dicken Mantel langsam abkühlen. Die äußeren Stege verhielten sich
dagegen ähnlich
wie der Stufenkeil. Hier kam es zu einer schnellen Erstarrung, gekoppelt
mit einer anschließenden
schnellen Abkühlung.
Wie die Abkühlkurve
des 2 mm Außenstegs (A2)
zeigt, wird auch dieser Steg von dem Mantel beeinflusst. Der Wiederaufheizeffekt
erfolgt jedoch erst in der Nähe
der eutektoiden Umwandlungstemperatur. In diesem Fall war der Einfluss
des Mantels ohne wesentliche Wirkung auf die Gefügeausbildung. Die 4 mm, 6 mm
und 8 mm Außenstege
wiesen das gleiche Verhalten, jedoch in abgeschwächter Form auf.
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Für den Temperaturverlauf
in der Position I2 ist deutlich ein Temperaturplateau bei ca. 1000–1050°C zu erkennen,
das sich über
ca. 400 sec. erstreckt. Auch für
die Position A2 besteht noch ein geringes Plateau der Temperatur.
Der Temperaturbereich von ca. 650°C
ist jedoch für
eine Veränderung
von Gefüge
und mechanischen Eigenschaften ohne Bedeutung.
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In 6 ist
die Grundgefügeausbildung
der 2 mm und 4 mm Stege (1, 3) in den Bereichen
A2, M2 und I2, respektive A4, M4 und I4 des GJV-Probenkörpers abgebildet.
Die Gefügebilder
verdeutlichen, dass das Gussmetall sowohl nach dem stabilen als auch
nach dem metastabilen System erstarrt ist. Vor allem der 2 mm Außensteg,
entsprechend A2, ist durch die dort vorherrschenden geringen Erstarrungszeiten
weiß erstarrt.
Das thermische Zentrum wanderte während der Abkühlung zur
Mitte des Probenkörpers,
was dazu führte,
dass die inneren Stege nach der Erstarrung durch den thermischen
Einfluss des Mantels bis über
1050°C wiederaufgeheizt
wurden. Bei der entsprechenden Temperung wurde prinzipiell der carbidisch
gebundene Kohlenstoff bei ca. 950–1050°C in elementaren Kohlenstoff
aufgespalten.
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Der
2 mm Außensteg
(A2) wurde zwar ebenfalls wiederaufgeheizt, hier war der Effekt
jedoch offensichtlich deutlich geringer ausgeprägt und fand erst im Bereich
der eutektoiden Phasenumwandlung statt.
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In
den Mantelbereichen lag vergleichbar zu den dickwandigen Stufen
des Stufenkeils ein überwiegend
perlitisches Grundgefüge
vor. Die Grundgefügeausbildung
des I2-Stegs (1'),
unterschied sich dagegen wesentlich von dem A2-Steg und M2-Mantel. Hier war
neben den Graphitpartikeln und Perlitkolonien eine helle Phase zu
erkennen, die ähnlich
wie die Eisencarbide im A2-Steg länglich und zum Teil um den
Graphit angeordnet waren. Die nachfolgende Wiederaufheizung des
I2-Stegs auf bis zu 1060°C, die
langsame Abkühlung
und die Graphitausbildung deuten auf eine Temperung des Stegs hin.
Durch die Temperung bzw. durch dessen Graphitisierungsglühen, auch
Carbidzerfallsglühen
genannt, wurden die Eisencarbide aufgelöst und in Eisen (3Fe) und elementaren
Kohlenstoff (C) zerlegt, Im I4-Steg war durch die nodulare Ausscheidung
des Graphits und die damit verbundenen kürzeren Diffusionswege vermehrt
Ferrit in Form von Ferrithöfen
vorzufinden. Der A4-Steg wies in der Stegmitte ein meliertes Gefüge mit wenigen
Eisencarbiden auf, deren Anteil mit Abstand zum Mantel durch die
geringeren Erstarrungszeiten anstieg.
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Die
Validierung der Gießsimulation
erfolgte mit dem Gießsimulationsprogramm
MAGMASOFT®. Zum
Abgleich der Simulation wurden zunächst die gemessenen temperaturabhängigen thermophysikalischen
Eigenschaften in die Simulationsdatenbank von MAGMASOFT® implementiert.
Im zweiten Schritt wurden die Simulationsrandbedingungen wie Gießzeit, Gießtemperatur,
Formtemperatur und Wärmeübergangskoeffizient
(HTC) (Gussbauteil/Formstoff) definiert. Mit diesen Einstellungen
wurde eine Gießsimulation
des Gießsystems,
bestehend aus Stufenkeil, Spannungsgitter und erfindungsgemäßem Probenkörper durchgeführt. Wichen
bei dem anschließenden
Vergleich der Abkühlkurven
die simulierten von den gemessenen ab, wurden die Simulationsrandbedingungen
wie z. B. der Wärmeübergangskoeffizient
verändert
und eine weitere Simulationsschleife durchgeführt.