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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur reversiblen Wasserstoffspeicherung,
ein Material zur reversiblen Wasserstoffspeicherung sowie die Verwendung
des Materials zur reversiblen Wasserstoffspeicherung.
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Wasserstoff
ist ein Energieträger,
der großes
Potential für
die zukünftige
Energieversorgung aufweist. So kann beispielsweise regenerative
Energie in Form von Wasserstoff direkt gespeichert werden. Um diesen Energieträger wirksam
zu nutzen, sind jedoch geeignete Verfahren zur Wasserstoffspeicherung
nötig.
Bisher werden dazu im Wesentlichen (i) die Druckgaswasserstoff-Speicherung,
(ii) die Flüssig-Wasserstoff-Speicherung
sowie (iii) die Metallhydrid- bzw. Hydridkomplex-Speicherung verwendet.
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Bei
der Druckgaswasserstoff-Speicherung werden üblicherweise Speicherdrücke im Bereich
von 20 bis 30 MPa verwendet; es gibt aber mittlerweile schon Speichertanks
im Automobilbereich, die für
einen Druck von etwa 70 MPa ausgelegt sind. Dazu werden im Allgemeinen
Speichertanks in Faserverbundbauweise verwendet. Der Energieaufwand
für die
Komprimierung des Wasserstoffgases auf einen Druck von 70 MPa beträgt etwa
15% des Energieinhaltes des Wasserstoffs. Der Nachteil dieser Art
der Wasserstoff-Speicherung besteht jedoch auf der einen Seite in
den hohen Drücken
in den Tanks und den damit verbundenen Risiken, und zum anderen
in der Selbstentzündlichkeit
des Wasserstoffs. So kann es bei einem Leck im Tank zu folgenschweren
Unfällen
kommen.
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Bei
der Flüssig-Wasserstoff-Speicherung
wird Wasserstoff bei sehr tiefen Temperaturen (im Bereich von 21
K) verflüssigt.
Auf diese Weise stellt der Druck kein Pro blem für die Gestaltung des Tanks
dar und auch die Reaktivität
des Wasserstoffs ist nach Verflüssigung
vorteilhafterweise verringert. Der Nachteil dieser Art der Wasserstoff-Speicherung
liegt allerdings in der hohen Energie, die zur Verflüssigung
notwendig ist. So müssen etwa
40% des Energieinhalts des Wasserstoffs für die Verflüssigung aufgewendet werden.
Darüber
hinaus sind auch die unvermeidbaren Verdampfungsverluste an Wasserstoff
bei diesem Verfahren nachteilig.
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Als
Alternative zu den vorstehend genannten Verfahren wurde vorgeschlagen,
Wasserstoff in der Form von Metallhydriden bzw. Hydridkomplexen
zu speichern. Derartige Materialien eignen sich prinzipiell sehr
gut zur Speicherung von Wasserstoff. Es ist sogar möglich, bei
einem Speichermedium auf Metallhydridbasis eine höhere Dichte
an Wasserstoff pro Kubikzentimeter als bei verflüssigtem Wasserstoff zu erzielen. Das
Problem bei dieser Art der Wasserstoff-Speicherung liegt jedoch
in der Reversibilität
sowie der Kinetik der Wasserstoff-Desorption bzw. Absorption.
US 7 011 768 B2 offenbart
beispielsweise die Verwendung von mit Titan dotiertem NaAlH
4 als Speichermaterial für Wasserstoff. Jedoch ist die
Kinetik der Wasserstoff-Desorption bzw.
Absorption in NaAlH
4/Ti unzulänglich,
was eine effektive Nutzung dieses Materials als Wasserstoff-Speichermedium
erschwert.
DE
10 2006 013 457 A1 beschreibt dagegen die Verwendung von
Lanthan-reichen Mischmetallen zur Wasserstoffspeicherung. Jedoch
sind derartige Mischmetalle vergleichsweise teuer. Außerdem erfordert
diese Art an Materialien die Anwendung von hohen Drücken, um
den Wasserstoff zu speichern.
WO 2006 060 851 A1 beschreibt ein Material
zur Wasserstoffspeicherung auf Basis von Magnesium-Nickel mit einer
verfeinerten eutektischen Struktur. Dieses Material weist jedoch
den Nachtteil auf, dass es relativ teuer ist und Temperaturen von
mehr als 250°C
zur Wasserstoffspeicherung notwendig sind.
US 2007 0 025 908 A1 beschreibt
die Verwendung von AlH
3 als Material zur
Wasserstoffspeicherung. Jedoch ist in dieser Art von Speichermaterialien
die Reversibilität
ein Problem. Die Wasserstoffspeicherung ist dabei außerdem in
thermodynamischer Hinsicht ungünstig,
da AlH
3 ein vergleichsweise stabiler Feststoff
ist.
DE 601 24 677
T2 und
US 2003
0 052 304 A1 beschreiben Zusammensetzungen, die zur Wasserstoffsorption
in einem geschlossenen Behälter
bei niedrigem Druck in der Lage sind und ein substituiertes Triazin
sowie einen Hydrierungskatalysator umfas sen.
EP 1 475 349 A2 und
WO 2005 000 457 A2 beschreiben
die reversible Hydrierung von pi-konjugierten Substraten wie polycyclischen
aromatischen Kohlenwasserstoffen.
WO-A-89/01823 beschreibt eine Vorrichtung
zur Dehydrierung von flüssigen
Hydriden, die einen chemischen Reaktor zum Dehydrieren. des erhitzten
dampfförmigen
Hydrids, eine Vorwärmstufe
zum Vorwärmen
des Hydrids, eine Verdampferstufe zum Verdampfen des Hydrids, eine Überhitzungsstufe
zum Überhitzen
des dampfförmigen
Hydrids und eine Kondensatorstufe zum Abkühlen der Dehydrierungsprodukte
umfasst.
US 2006
0 292 068 A1 schreibt ein Verfahren zum Dehydrieren von
Aminoboranen.
JP
2003-277 004 A (beschreibt eine Vorrichtung zur Gewinnung
von Wasserstoffgas aus der reversiblen Reaktion von Decalin zu Naphthalin.
A. Stanger, J. Am. Chem. Soc. 1998, 120, 12034 beschreibt eine theoretische
Untersuchung zur Aromatizität
beispielsweise von borhaltigen aromatischen Molekülen.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Material
zur Wasserstoffspeicherung, welches eine ideale Reversibilität und Kinetik
sowie einen ausreichend hohen Massenprozentsatz an gespeichertem
Wasserstoff aufweist und vergleichsweise geringe Herstellungskosten
erfordert, die Verwendung eines solchen Materials zur reversiblen
Wasserstoffspeicherung und ein Verfahren zur reversiblen Wasserstoffspeicherung
bereitzustellen.
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Diese
Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen
gelöst.
Insbesondere wird ein Verfahren zur reversiblen Wasserstoffspeicherung
bereitgestellt, welches den Schritt des Umsetzens eines Materials
zur reversiblen Wasserstoffspeicherung, umfassend zumindest eine
Verbindung der folgenden allgemeinen Formeln (III), (IV), (VI),
(VII), (VIII) oder (IX) mit molekularem Wasserstoff, um diesen reversibel
zu speichern, und/oder das Erwärmen
auf eine Temperatur im Bereich von 50°C bis 150°C und/oder das unter Vakuumsetzen
eines Materials, welches reversibel Wasserstoff gespeichert hat,
umfassend zumindest eine Verbindung der folgenden allgemeinen Formeln
(I), (II), (III), (V), (VI), (VII) oder (VIII), um molekularen Wasserstoff
freizusetzen, umfasst:
wobei
E
aus der Gruppe, bestehend aus B, AI und Ga, ausgewählt ist,
A
unabhängig
voneinander eine C
1-8-Alkylengruppe, die
gegebenenfalls mit einem oder mehreren Resten R
1 substituiert
sein kann, eine C
2-8-Alkenylengruppe, die
gegebenenfalls mit einem oder mehreren Resten R
2 substituiert
sein kann, eine Gruppe -NR
3CR
4NR
5-, eine Gruppe -NR
3-(CR
4R
4)
n-NR
5- mit n = 1 bis 10, oder ein aromatischer
oder heterocyclischer Ring, der gegebenenfalls mit einem oder mehreren
Resten R
6 substituiert sein kann, ist,
R
1, R
2, R
3,
R
4, R
5 und R
6 unabhängig
voneinander aus Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Thio, Cyano, Sulfonsäure, Carboxyl,
einem gerad- oder verzweigtkettigen C
1-8-Alkylrest,
einem C
3-7-Cycloalkylrest, einem gerad- oder
verzweigtkettigen C
2-8-Alkenylrest, einem Arylrest, einem heterocyclischen
Rest, einem Arylcarbonylrest, einem C
1-8-Alkylcarbonylrest,
einem Carbonyloxyrest, einem Sulfonylrest, einem Aminorest, einem
C
1-8-Alkylaminorest, einem C
1-8-Dialkylaminorest,
einem Amidorest, einem C
1-8-Alkylamidorest,
einem C
1-8-Dialkylamidorest, einem C
1-8- Alkyloxycarbonylaminorest,
einem Aryloxycarbonylaminorest, einem Amidinorest, einem Guanidinorest,
einem C
1-8-Alkyloxyrest, einem Aryloxyrest,
einem Arylalkyloxyrest, einem Sulfonylamidorest, einem C
1-8-Alkylsulfonylamidorest, einem Arylsulfonylamidorest,
einem Aminosäurerest
oder einem geschützten Aminosäurerest
ausgewählt
sind,
X unabhängig
voneinander aus Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Thio, Cyano, Sulfonsäure, Carboxyl,
einem gerad- oder verzweigtkettigen C
1-8-Alkylrest,
einem C
3-7-Cycloalkylrest, einem gerad- oder verzweigtkettigen C
2-8-Alkenylrest, einem Arylrest, einem heterocyclischen
Rest, einem Arylcarbonylrest, einem C
1-8-Alkylcarbonylrest,
einem Carbonyloxyrest, einem Sulfonylrest, einem Aminorest, einem
C
1-8-Alkylaminorest,
einem C
1-8-Dialkylaminorest, einem Amidorest,
einem C
1-8-Alkylamidorest, einem C
1-8-Dialkylamidorest,
einem C
1-8-Alkyloxycarbonylaminorest, einem
Aryloxycarbonylaminorest, einem Amidinorest, einem Guanidinorest, einem
C
1-8-Alkyloxyrest, einem Aryloxyrest, einem
Arylalkyloxyrest, einem Sulfonylamidorest, einem C
1-8-Alkylsulfonylamidorest,
einem Arlysulfonylamidorest, einem Aminosäurerest oder einem geschützten Aminosäurerest
ausgewählt
ist,
wobei zwei oder mehr beliebige Reste R
1 bis
R
6 und/oder X miteinander einen oder mehrere
Ringe bilden können,
und wobei das Molekül
zwei oder mehrere der in den Formeln (I) bis (IX) gezeigten Strukturmerkmale
aufweisen kann, mit der Maßgabe,
dass die Verbindungen (I) bis (IX) entweder zur Aufnahme und/oder
Abgabe von Wasserstoff befähigt
sind.
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Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist es einerseits möglich,
in schneller und reversibler Weise Wasserstoff zu speichern. Dies
kann dadurch erreicht werden, dass zumindest eine Verbindung der
allgemeinen Formeln (III), (IV), (VI), (VII), (VIII) oder (IX) mit
molekularem Wasserstoff umgesetzt wird. Voraussetzung für eine solche
Wasserstoffaufnahme ist, dass die entsprechenden Verbindungen der
allgemeinen Formeln (III), (IV), (VI), (VII), (VIII) oder (IX) zur
Aufnahme von Wasserstoff befähigt
sind. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter der Befähigung zur
Wasserstoffaufnahme verstanden, dass die entsprechende Verbindung
mindestens einfach ungesättigt
hinsichtlich einer Wasserstoffanlagerung ist. So enthalten diese Verbindungen
mindestens eine E-E-Bindung, die im Rahmen der Wasserstoffanla gerung
gemäß der Reaktion des
folgenden allgemeinen Typs E-E + H2 → 2 E-H (E
= B, Al oder Ga) gespalten wird.
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Durch
die Umsetzung der Verbindungen der Formeln (III), (IV), (VI), (VII),
(VIII) oder (IX) mit Wasserstoff werden Verbindungen der folgenden
allgemeinen Formeln (I), (II), (III), (V), (VI), (VII) oder (VIII)
erhalten, wobei mindestens zwei der Substituenten X Wasserstoff
darstellen.
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Das
Umsetzen mit Wasserstoff bzw. Hydrieren kann in jeder geeigneten
Weise erfolgen. Entsprechende Verfahren zum Hydrieren sind dem Fachmann
bekannt. Das Hydrieren kann beispielsweise im Labormaßstab oder
im technischen Maßstab
erfolgen. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung erfolgt das Hydrieren bei einem Druck im Bereich von etwa
0,1 bis 5 bar, besonders bevorzugt im Bereich um 1 bar. Ein solches
Hydrieren ist vorteilhaft, da keine aufwändigen Vorrichtungen wie beispielsweise
ein Autoklav verwendet werden müssen.
Dies ist besonders vorteilhaft hinsichtlich einer technischen Verwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
beispielsweise zur reversiblen Wasserstoffspeicherung in der Kraftfahrzeugtechnik.
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Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist es ebenfalls möglich,
auf schnelle und sichere Weise Wasserstoff freizusetzen. Dazu wird
das Wasserstoff-haltige Material, welches zumindest eine Verbindung
der folgenden allgemeinen Formeln (I), (II), (III), (V), (VI), (VII)
oder (VIII) enthält,
auf eine Temperatur im Bereich von 50 bis 150°C, vorzugsweise im Bereich von
50 bis 100°C
erwärmt
und/oder unter Vakuum gesetzt. Auf diese Weise wird die Reaktion
der Wasserstoffaufnahme umgekehrt, wobei Wasserstoff aus den Verbindungen der
allgemeinen Formeln (I), (II), (III), (V), (VI), (VII) oder (VIII)
eliminiert und damit gezielt freigesetzt wird. Voraussetzung für eine solche
Wasserstoffabgabe ist, dass die entsprechenden Verbindungen der
allgemeinen Formeln (I), (II), (III), (V), (VI), (VII) oder (VIII)
zur Abgabe von Wasserstoff befähigt
sind. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter der Befähigung zur
Wasserstoffabgabe verstanden, dass die entsprechende Verbindung
mindestens einen Substituenten X aufweist, für den X Wasserstoff darstellt.
Vorzugsweise ent hält die
entsprechende Verbindung mindestens zwei Substituenten, für die X
Wasserstoff darstellt.
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Das
Erwärmen
kann auf jede geeignete Weise erfolgen. Auch das unter Vakuumsetzen
des Materials kann in jeder geeigneten Weise erfolgen. Dabei wird
im Rahmen der vorliegenden Erfindung unter dem Begriff "unter Vakuumsetzen" jegliche Verminderung
des Druckes verstanden. Beispielsweise kann im Rahmen der vorliegenden
Erfindung der Druck auf einen Wert von etwa 100 mbar verringert
werden, noch bevorzugter ist eine Verringerung des Drucks auf einen
Wert von etwa 50 mbar, um so die Freisetzung von Wasserstoff zu bewirken.
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Durch
die Eliminierung von Wasserstoff aus einer geeigneten, vorstehend
genannten Verbindung ist es mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens überraschenderweise
möglich,
Wasserstoff bei Bedarf gezielt und sicher freizusetzen. Der auf
diese Weise freigesetzte Wasserstoff kann in jedweder geeigneter
Weise verwendet werden. So kann beispielsweise der Wasserstoff zum
Betreiben einer Brennstoffzelle, beispielsweise in einem Kraftfahrzeug,
oder zur katalytischen Hydrierung von Olefinen sowohl im großtechnischen
als auch im Labormaßstab
verwendet werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist deswegen besonders vorteilhaft, weil die Wasserstoffabgabe bzw.
-aufnahme sehr schnell erfolgen kann. In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung erfolgt die Wasserstoffabgabe bzw. -aufnahme
im Wesentlichen vollständig,
d. h. zu mehr als 95%, innerhalb von weniger als 15 Minuten, mehr
bevorzugt innerhalb von weniger als 10 Minuten und noch mehr bevorzugt innerhalb
von einer Minute.
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Das
im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete Material kann entweder als Flüssigkeit oder als molekularer,
oligomerer oder polymerer Feststoff vorliegen. Der Zustand hängt insbesondere
von der Struktur der Verbindungen der allgemeinen Formeln (I) bis
(IX), d. h. insbesondere von der Natur der Brücke A sowie der Substituenten
X, sowie von der Art, in welcher Weise die Verbindungen der allgemeinen
Formeln (I) bis (IX) innerhalb des Materials verarbeitet sind, ab.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung ist E aus der Gruppe, bestehend aus B, Al und Ga, ausgewählt. In einer
bevorzugten Ausführungsform
sind alle Atome E innerhalb der Verbindung gemäß einer der allgemeinen Formeln
(I) bis (IX) identisch und stellen dasselbe Element B, Al oder Ga
dar. Es ist aber auch möglich,
dass die Verbindungen der allgemeinen Formeln (I) bis (IX) zwei
verschiedene Elemente, ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus B, AI und Ga, enthalten. Die Verwendung
dieser Elemente in den Verbindungen der allgemeinen Formeln (I)
bis (IX) für
das erfindungsgemäße Verfahren
zur reversiblen Wasserstoffspeicherung ist besonders vorteilhaft,
weil damit die Reaktion der Wasserstoffaufnahme und die Rückreaktion
der Wasserstoffabgabe sowohl thermodynamisch als auch kinetisch
besonders günstig
ist. So kann das erfindungsgemäße Verfahren
vereinfacht durch eine Reaktion des folgenden allgemeinen Typs E-E
+ H2 → 2
E-H (E = B, Al oder Ga) sowie deren Rückreaktion dargestellt werden.
Da bei dieser Reaktion der Elektronegativitätsunterschied zwischen E und
H nicht zu groß ist,
ist die Reaktion nur schwach exotherm oder endotherm und die freie
Standard-Reaktionsenthalpie nimmt einen Wert an, bei dem die Reaktion
unter rein thermodynamischen Gesichtspunkten unter milden Bedingungen
in beide Richtungen ablaufen kann. Darüber hinaus ist eine vergleichsweise
geringe Reaktionsbarriere eine weitere Voraussetzung für die Reversibilität der Reaktion
unter milden Bedingungen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist auch diese
Voraussetzung erfüllt,
da gezeigt werden konnte, dass für
E = B, Al oder Ga die Bindungen E-E und E-H nicht zu stark sind.
Darüber
hinaus sind im erfindungsgemäßen Verfahren
zwei Atome E über
einen oder zwei verbrückende
Liganden A miteinander verbunden. Auf diese Weise wird die Reaktionsbarriere
der Wasserstoffaufnahme bzw. -abgabe weiter verringert, was eine
weitere Verbesserung der Reversibilität der vorstehend gezeigten
Reaktion bewirkt. Damit kann das erfindungsgemäße Verfahren der Wasserstoffabgabe
durch Verwendung eines oder mehrerer Elemente, ausgewählt aus
B, Al oder Ga, bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen, nämlich im
Bereich von etwa 50°C bis
etwa 150°C
durchgeführt
werden. Ebenso kann die Aufnahme von Wasserstoff unter sehr milden
Bedingungen stattfinden.
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Die
beiden Atome E sind über
mindestens eine Brücke
A miteinander verbrückt.
Dabei weisen die Verbindungen der allgemeinen Formeln (I), (III)
und (IV) zwei Brücken
A auf, wobei die Brücken
A gleich oder verschieden sein können.
In den Verbindungen der allgemeinen Formeln (II), (V), (VI), (VII),
(VIII) und (IX) ist eine Brücke
A vorhanden. Dabei stellt A eine C1-8-Alkylengruppe,
die gegebenenfalls mit einem oder mehreren Resten R1 substituiert
sein kann, eine C2-8-Alkenylengruppe, die
gegebenenfalls mit einem oder mehreren Resten R2 substituiert
sein kann, eine Gruppe -NR3CR4NR5-, eine Gruppe -NR3-(CR4R4)n-NR5- mit n = 1 bis 10, oder einen aromatischen
oder heterocyclischen Ring, der gegebenenfalls mit einem oder mehreren
Resten R6 substituiert sein kann, dar.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter einer C1-8-Alkylengruppe
eine Methylen-, Ethylen-, Propylen-, Butylen-, Pentylen-, Hexylen-,
Heptylen- oder Octylengruppe verstanden. Bei der C2-8-Alkenylengruppe
kann es sich um eine Ethenylen-, Propenylen-, 1-Butenylen-, 2-Butenylen-,
1-Pentenylen-, 2-Pentenylen- oder 1,3-Pentdienylengruppe handeln.
Darüber
hinaus kann die C2-8-Alkenylengruppe auch
jedwede einfach oder mehrfach ungesättigte Hexenylen-, Heptenylen-
oder Octenylengruppe darstellen.
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Die
Gruppe A kann darüber
hinaus eine Gruppe -NR3CR4NR5- darstellen, wobei diese Gruppe unter Wasserstoffabstraktion
von einem Imin der Formel NR3=CR4-NR5H oder HNR3-CR4=NR5 abgeleitet
ist.
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Ferner
kann die Gruppe A ein aromatischer oder heterocyclischer Ring sein, über welchen
die beiden Atome E miteinander verbrückt sind. Beispiele für entsprechende
aromatische Gruppen sind Phenylen, Naphthylen, Phenanthrylen und
Anthracylen. Bei dem heterocyclischen Ring handelt es sich um einen
gesättigten oder
ungesättigten
cyclischen oder multicyclischen Ring mit beispielsweise 5 bis 12
Atomen, der ein oder mehrere Heteroatome enthält. Beispiele für entsprechende
heteroaromatische Gruppen sind Thiendiyl, Furandiyl, Pyrroldiyl,
Imidazoldiyl, Pyrazoldiyl, Thiazoldiyl, Isothiazoldiyl, Oxazoldiyl,
Pyrrolidindiyl, Pyrrolindiyl, Imidazolidindiyl, Imidazolindiyl,
Pyrazolidindiyl, Tetrahydrofurandiyl, Pyrandiyl, Pyrondiyl, Pyridindiyl,
Pyrazindiyl, Pyridazindiyl, Benzofurandiyl, Isobenzofurandiyl, Indoldiyl,
Oxyindoldiyl, Isoindoldiyl, Indazoldiyl, Indolindiyl, 7-Azaindoldiyl,
Isoindazoldiyl, Benzopyrandiyl, Cumarindiyl, Isocumarindiyl, Chinoldiyl,
Isochinoldiyl, Naphthridindiyl, Cinnolindiyl, Chinazolindiyl, Pyridopyridindiyl,
Benzoxazindiyl, Chinoxadindiyl, Chromendiyl, Chromandiyl, Isochromandiyl,
Carbolindiyl, Oxadiazoldiyl, Thiadiazoldiyl, Triazoldiyl, Tetrazoldiyl
oder Pyrimidindiyl.
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Wie
vorstehend dargestellt, können
die Gruppen A gegebenenfalls mit einem oder mehreren Substituenten
R1 bis R6 substituiert
sein, wobei die Substituenten R1 bis R6 gleich oder verschieden sein können und beispielsweise
auch mehrere Substituenten R1 sich voneinander
unterscheiden können.
Gemäß der vorliegenden
Erfindung sind die Substituenten R1 bis
R6 unabhängig
voneinander aus Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Thio, Cyano, Sulfonsäure, Carboxyl,
einem gerad- oder verzweigtkettigen C1-8-Alkylrest,
einem C3-7-Cycloalkylrest, einem gerad-
oder verzweigtkettigen C2-8-Alkenylrest, einem
Arylrest, einem heterocyclischen Rest, einem Arylcarbonylrest, einem
C1-8-Alkylcarbonylrest, einem Carbonyloxyrest,
einem Sulfonylrest, einem Aminorest, einem C1-8-Alkylaminorest,
einem C1-8-Dialkylaminorest, einem Amidorest,
einem C1-8-Alkylamidorest, einem C1-8-Dialkylamidorest, einem C1-8-Alkyloxycarbonylaminorest,
einem Aryloxycarbonylaminorest, einem Amidinorest, einem Guanidinorest,
einem C1-8-Alkyloxyrest, einem Aryloxyrest,
einem Arylalkyloxyrest, einem Sulfonylamidorest, einem C1-8-Alkylsulfonylamidorest, einem Arylsulfonylamidorest,
einem Aminosäurerest oder
einem geschützten
Aminosäurerest
ausgewählt.
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Unter
einem Substituenten mit der Bezeichnung Halogen ist ein Halogenatom
aus der Gruppe F, Cl, Br oder I zu verstehen. Bevorzugte Halogensubstituenten
sind F, Cl und Br.
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Beispiele
für C1-8-Alkylreste sind Methyl, Ethyl, iso-Propyl,
n-Propyl, iso-Butyl, tert-Butyl,
n-Butyl, 1-, 2- oder 3-Pentyl, 2-Methylbutyl, 3-Methylbutyl, 1,1-Dimethylpropyl,
1,2-Dimethylpropyl, 2,2-Dimethylpropyl, n-, 2- oder 3-Hexyl, 2-,
3- oder 4-Methylpentyl,
2-Methyl-2-pentyl, 2,2-Dimethylbutyl, 3,3-Dimethylbutyl, 2,3- Dimethylbutyl, 3-Methyl-2-pentyl,
2-Methyl-2-pentyl, 2,3-Dimethyl-2-butyl und 3,3-Dimethyl-2-butyl.
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Unter
einem C3-7-Cycloalkylrest sind beispielsweise
ein Cyclopropyl-, ein Cyclobutan-, ein Cyclopentan-, ein Cyclohexan-
oder ein Cycloheptanrest zu verstehen. Besonders bevorzugt ist dabei
ein Cyclohexanrest.
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Beispiele
für C2-8-Alkenylreste sind ein Ethenyl-, Propenyl-,
1-Butenyl-, 2-Butenyl-, 1-Pentenyl-,
2-Pentenyl- oder 1,3-Pentadienylrest. Darüber hinaus kann die C2-8-Alkenylgruppe
auch jedwede einfach oder mehrfach ungesättigte Hexenyl-, Heptenyl-
oder Octenylgruppe darstellen.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung ist unter einem Arylrest eine
cyclische oder multicyclische aromatische Gruppe wie beispielsweise
Phenyl, Naphthyl, Phenanthryl und Anthracyl zu verstehen. Bei einem
heterocyclischen Rest handelt es sich um einen gesättigten
oder ungesättigten
cyclischen oder multicyclischen Rest, der ein oder mehrere Heteroatome
enthält.
Beispiele für
einen heterocyclischen Rest sind Thienyl, Furanyl, Pyrrolyl, Imidazolyl,
Pyrazolyl, Thiazolyl, Isothiazolyl, Oxazolyl, Pyrrolidinyl, Pyrrolinyl,
Imidazolidinyl, Imidazolinyl, Pyrazolidinyl, Tetrahydrofuranyl,
Pyranyl, Pyronyl, Pyridyl, Pyrazinyl, Pyridazinyl, Benzofuranyl, Isobenzofuryl,
Indolyl, Oxyindolyl, Isoindolyl, Indazolyl, Indolinyl, 7-Azaindolyl,
Isoindazolyl, Benzopyranyl, Cumarinyl, Isocumarinyl, Chinolyl, Isochinolyl,
Naphthridinyl, Cinnolinyl, Chinazolinyl, Pyridopyridyl, Benzoxazinyl,
Chinoxadinyl, Chromenyl, Chromanyl, Isochromanyl, Carbolinyl, Oxadiazolyl,
Thiadiazolyl, Triazolyl, Tetrazolyl oder Pyrimidinyl.
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Die
vorstehend genannten Definitionen für Aryl- und C1-8-Alkylreste
gelten ebenfalls für
andere Substituenten, die eine Aryl- und/oder C1-8-Alkylgruppe
enthalten. Dies können
ein Arylcarbonylrest, ein C1-8-Alkylcarbonylrest,
ein C1-8-Alkylaminorest, ein C1-8-Dialkylaminorest,
ein C1-8-Alkylamidorest, ein C1-8-Dialkylamidorest, ein
C1-8-Alkyloxycarbonylaminorest,
ein Aryloxycarbonylaminorest, ein C1-8-Alkyloxyrest,
ein Aryloxyrest, ein Arylalkyloxyrest, ein C1-8-Alkylsulfonylamidorest
oder ein Arylsulfonylamidorest sein.
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Neben
den verbrückenden
Gruppen A können
die Verbindungen der allgemeinen Formeln (I) bis (IX) gemäß der vorliegenden
Erfindung Substituenten X aufweisen, die terminal an ein Atom E
gebunden sind und/oder verbrückend
zwei Atome E miteinander verbinden. Die Substituenten X können gleich
oder verschieden sein und können
unabhängig
voneinander aus Wasserstoff, Halogen, Hydroxy, Thio, Cyano, Sulfonsäure, Carboxyl,
einem gerad- oder verzweigtkettigen C1-8-Alkylrest,
einem C3-7-Cycloalkylrest, einem gerad-
oder verzweigtkettigen C2-8-Alkenylrest,
einem Arylrest, einem heterocyclischen Rest, einem Arylcarbonylrest,
einem C1-8-Alkylcarbonylrest, einem Carbonyloxyrest,
einem Sulfonylrest, einem Aminorest, einem C1-8-Alkylaminorest,
einem C1-8-Dialkylaminorest, einem Amidorest,
einem C1-8-Alkylamidorest, einem C1-8-Dialkylamidorest,
einem C1-8-Alkyloxycarbonylaminorest, einem
Aryloxycarbonylaminorest, einem Amidinorest, einem Guanidinorest,
einem C1-8-Alkyloxyrest, einem Aryloxyrest,
einem Arylalkyloxyrest, einem Sulfonylamidorest, einem C1-8-Alkylsulfonylamidorest, einem Arlysulfonylamidorest,
einem Aminosäurerest
oder einem geschützten Aminosäurerest
ausgewählt
sein. Die jeweiligen Definitionen entsprechen dabei denen für die Substituenten R1 bis R6.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung stellen die Substituenten X unabhängig voneinander
Wasserstoff, Halogen, insbesondere Fluor, einen Aminorest, einen
C1-8-Alkylaminorest oder einen C1-8-Dialkylaminorest dar. Dies ist aus Stabilisierungsgründen besonders
vorteilhaft hinsichtlich einer Wasserstoffaufnahme bzw. -abgabe.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung sind die Verbindungen (I) bis (IX) entweder zur Aufnahme und/oder
zur Abgabe von Wasserstoff befähigt.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter der Befähigung zur
Wasserstoffabgabe verstanden, dass die entsprechende Verbindung
mindestens einen Substituenten X aufweist, für den X Wasserstoff darstellt.
Vorzugsweise enthält
die entsprechende Verbindung mindestens zwei Substituenten, für die X
Wasserstoff darstellt. Dies betrifft ausschließlich die Verbindungen der
allgemeinen Formeln (I), (II), (III), (V), (VI), (VII) und (VIII),
da diese Substituenten X aufweisen. Ferner wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung
unter der Befähigung
zur Wasserstoffaufnahme verstanden, dass die entsprechende Verbindung
mindestens einfach ungesättigt
hinsichtlich einer Wasserstoffanlagerung ist. Diese Verbindungen
enthalten mindestens eine E-E-Bindung, die im Rahmen der Wasserstoffanlagerung
gemäß der Reaktion
des folgenden allgemeinen Typs E-E + H2 → 2 E-H (E
= B, Al oder Ga) gespalten wird. Dies betrifft ausschließlich die
Verbindungen der allgemeinen Formeln (III), (IV), (VI), (VII), (VIII)
und (IX). Aus dem vorstehenden ergibt sich, dass die vorliegende
Erfindung auch Verbindungen betrifft, die sowohl zur Wasserstoffaufnahme
als auch zur Wasserstoffabgabe befähigt sind. Dies sind die Verbindungen
der allgemeinen Formeln (III), (VI), (VII) und (VIII).
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Es
ist weiterhin möglich,
dass zwei oder mehr beliebige Reste R1 bis
R6 und/oder X miteinander einen oder mehrere
Ringe bilden und/oder dass das Molekül zwei oder mehrere der in
den Formeln (I) bis (IX) gezeigten Strukturmerkmale aufweist.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist A eine Gruppe -NR3CR4NR5- und X Wasserstoff,
Halogen, ein gerad- oder verzweigtkettiger C1-8-Alkylrest oder NH2. Die Gruppe A ist dabei vorzugsweise ein
Amidinat mit R4 als Wasserstoff oder C1-8-Alkylrest oder ein Guanidinat mit R4 als C1-8-Dialkylaminorest.
Die Verwendung von Amidinat-Brücken
ist im Hinblick auf die Speicherkapazität von Wasserstoff vorteilhaft.
So können
bei Verwendung von Amidinat-Brücken
bis zu etwa 6 Gew.-% Wasserstoff in den Verbindungen der allgemeine
Formel (I) gespeichert werden. Amidinat- und Guanidinat-Brücken sind
außerdem in
kinetischer und thermodynamischer Hinsicht vorteilhaft. So ist berechnet
worden, dass für
eine Verbindung der allgemeinen Formel (I) mit E = B, A = -NR3CR4NR5-
und R3, R4, R5 und X = Wasserstoff die Wasserstoffabgabe
mit +50 kJ/mol nur leicht endotherm ist und diese Reaktion eine
Freie Reaktionsenthalpie (ΔG0) von +28 kJ/mol (1 bar, 25°C) aufweist.
Für die
entsprechende Verbindung mit E = Ga ist die Wasserstoffabgabe mit –20 kJ/mol
leicht exotherm und die Freie Reaktionsenthalpie (ΔG0) beträgt –44 kJ/mol
(1 bar, 25°C).
Wenn anstatt einer Amidinat-Brücke
eine Guanidinat-Brücke
verwendet wird, so ergibt sich, dass für die Verbindung der allgemeinen
Formel (I) mit E = B, A = -NR3CR4NR5-, R3,
R5 und X = Wasserstoff, und R4 =
NH2 die Wasser stoffabgabe mit +46 kJ/mol
endotherm ist und diese Reaktion eine Freie Reaktionsenthalpie (ΔG0) von +19 kJ/mol (1 bar, 25°C) aufweist.
Für die
entsprechende Verbindung mit E = Ga ist die Wasserstoffabgabe mit –7 kJ/mol leicht
exotherm und die Freie Reaktionsenthalpie (ΔG0)
beträgt –33 kJ/mol
(1 bar, 25°C).
-
Insbesondere
bevorzugt ist A daher eine der folgenden Gruppen (X) bis (XII):
wobei
die Reste (X) bis (XII) mit einem oder mehreren gerad- oder verzweigtkettigen
C
1-8-Alkylresten, Arylresten und/oder Halogenatomen
substituiert sein können.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete Material zumindest eine Verbindung der folgenden Formeln
(XIII) bis (XV):
-
In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist A eine C2-Alkenylengruppe,
die mit einem oder mehreren C1-8-Alkylresten,
Arylresten und/oder Halogenatomen substituiert sein kann, und X
ist Wasserstoff, Halogen, ein gerad- oder verzweigtkettiger C1-8-Alkylrest oder NH2.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete Material zumindest eine Verbindung der folgenden Formel
(XVI):
-
Die
Verbindung der Formel (XVI) ist insbesondere hinsichtlich der Wasserstoffspeicher-Kapazität vorteilhaft.
So kann die Verbindung bis zu etwa 8 Gew.-% Wasserstoff unter Bildung
eines entsprechenden Diboracyclobuten-Derivats abspalten.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der Rest A ein aromatischer Ring,
der mit einem oder mehreren C
1-8-Alkylresten,
Arylresten und/oder Halogenatomen substituiert sein kann, und X
ist Wasserstoff, Halogen, ein gerad- oder verzweigtkettiger C
1-8-Alkylrest oder NH
2.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung umfasst das im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Material
zumindest eine Verbindung der folgenden Formel (XVII), wobei X Halogen
oder Wasserstoff ist:
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das im erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete Material zumindest eine Verbindung der folgenden Formel
(XVIII):
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht überraschenderweise
eine schnelle und reversible Wasserstoffspeichung bei einem vergleichsweise
geringen Druck. Vorzugsweise liegt der Druck im Bereich von etwa
0,1 bis 5 bar, besonders bevorzugt bei einem Druck von etwa 1 bar.
Darüber
hinaus kann das erfindungsgemäße Verfahren
bei vergleichsweise milden Temperaturen von unterhalb 150°C durchgeführt werden.
Auch die hohe Flexibilität
hinsichtlich der Wahl des verbrückenden
Liganden A sowie des Substituenten X ist vorteilhaft hinsichtlich
einer Anpassung des erfindungsgemäßen Verfahrens an verschiedene
Anwendungen, wie beispielsweise die Wasserstoffspeicherung im Rahmen
der Kraftfahrzeugtechnik oder die Wasserstofffreisetzung bei der
stöchiometrischen
Olefin-Hydrierung. Darüber
hinaus ist das im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete
Material vergleichsweise einfach und kostengünstig herzustellen.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Material zur reversiblen
Wasserstoffspeicherung, umfassend zumindest eine Verbindung der
folgenden allgemeinen Formeln (I) bis (IX), wobei E Bor ist und
die Gruppen A und X wie verstehend definiert sind:
-
Gemäß der vorliegenden
Erfindung sind die Verbindungen (I) bis (IX) entweder zur Aufnahme und/oder
zur Abgabe von Wasserstoff befähigt.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter der Befähigung zur
Wasserstoffabgabe verstanden, dass die entsprechende Verbindung
mindestens einen Substituenten X aufweist, für den X Wasserstoff darstellt.
Vorzugsweise enthält
die entsprechende Verbindung mindestens zwei Substituenten, für die X
Wasserstoff darstellt. Dies betrifft ausschließlich die Verbindungen der
allgemeinen Formeln (I), (II), (III), (V), (VI), (VII) und (VIII),
da diese Substituenten X aufweisen. Ferner wird im Rahmen der vorliegenden
Erfindung unter der Befähigung
zur Wasserstoffaufnahme verstanden, dass die entsprechende Verbindung
mindestens einfach ungesättigt
hinsichtlich einer Wasserstoffanlagerung ist. Diese Verbindungen
enthalten mindestens eine E-E-Bindung, die im Rahmen der Wasserstoffanlagerung
gemäß der Reaktion
des folgenden allgemeinen Typs E-E + H2 → 2 E-H (E
= B) gespalten wird. Dies betrifft ausschließlich die Verbindungen der
allgemeinen Formeln (III), (IV), (VI), (VII), (VIII) und (IX). Aus
dem vorstehenden ergibt sich, dass die vorliegende Erfindung auch
Verbindungen betrifft, die sowohl zur Wasserstoffaufnahme als auch zur
Wasserstoffabgabe befähigt
sind. Dies sind der Verbindungen der allgemeinen Formeln (III),
(VI), (VII) und (VIII).
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Somit
ist es mit dem erfindungsgemäßen Material
möglich,
in schneller und reversibler Weise Wasserstoff zu speichern und/oder
auf schnelle und sichere Weise Wasserstoff freizusetzen. In einer
bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung erfolgt die Wasserstoffabgabe bzw. -aufnahme
im Wesentlichen vollständig,
d. h. zu mehr als 95%, innerhalb von weniger als 15 Minuten, mehr
bevorzugt innerhalb von weniger als 10 Minuten und noch mehr bevorzugt
innerhalb von einer Minute.
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Das
erfindungsgemäße Material
kann entweder als Flüssigkeit
oder als molekularer, oligomerer oder polymerer Feststoff vorliegen.
Der Zustand hängt
insbesondere von der Struktur der Verbindungen der allgemeinen Formeln
(I) bis (IX), d. h. insbesondere von der Natur der Brücke A sowie
der Substituenten X, sowie von der Art, in welcher Weise die Verbindungen
der allgemeinen Formeln (I) bis (IX) innerhalb des Materials verarbeitet
sind, ab.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist A eine Gruppe -NR
3CR
4NR
5- und X Wasserstoff,
Halogen, ein gerad- oder verzweigtkettiger C
1-8-Alkylrest oder NH
2. Insbesondere bevorzugt ist A eine der
folgenden Gruppen (X) bis (XII):
wobei
die Reste (X) bis (XII) mit einem oder mehreren gerad- oder verzweigtkettigen
C
1-8-Alkylresten, Arylresten und/oder Halogenatomen
substituiert sein können.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das erfindungsgemäße Material
zumindest eine Verbindung der folgenden Formeln (XIII) bis (XV):
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist A eine C2-Alkenylengruppe,
die mit einem oder mehreren C1-8-Alkylresten,
Arylresten und/oder Halogenatomen substituiert sein kann, und X
ist Wasserstoff, Halogen, ein gerad- oder verzweigtkettiger C1-8-Alkylrest oder NH2.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das erfindungsgemäße Material
zumindest eine Verbindung der folgenden Formel (XVI):
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der Rest A ein aromatischer Ring,
der mit einem oder mehreren C1-8-Alkylresten,
Arylresten und/oder Halogenatomen substituiert sein kann, und X
ist Wasserstoff, Halogen, ein gerad- oder verzweigtkettiger C1-8-Alkylrest oder NH2.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung umfasst das erfindungsgemäße Material zumindest eine
Verbindung der folgenden Formel (XVII), wobei X Halogen oder Wasserstoff
ist.
-
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das erfindungsgemäße Material
zumindest eine Verbindung der folgenden Formel (XVIII):
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung des vorstehend
dargestellten Materials zur reversiblen Wasserstoffspeicherung.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird dabei unter der reversiblen Wasserstoffspeicherung
ein Verfahren verstanden, welches einerseits die Umsetzung des erfindungsgemäßen Materials
mit Wasserstoff zur Wasserstoffaufnahme und andererseits die Freisetzung
von Wasserstoff aus dem durch Wasserstoffaufnahme erhaltenen Wasserstoff-haltigen
Material umfasst. Das erfindungsgemäße Material kann beispielsweise
als Wasserstoffspeicher in der Brennstoffzellentechnologie, beispielsweise
im Kraftfahrzeugbereich, oder auch zur Freisetzung von Wasserstoff
für die
Olefin-Hydrierung sowohl im Labormaßstab als auch im großtechnischen
Maßstab
verwendet werden.
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Die
Verbindungen der allgemeinen Formeln (I) bis (IX) können auf
jede geeignete Weise hergestellt werden. Entsprechende Verfahren
sind dem Fachmann bekannt.
-
Beispielsweise
kann die Verbindung der allgemeinen Formel (III) (E = B) durch die
im folgenden Reaktionsschema (1) dargestellte Reaktion erhalten
werden: Reaktionsschema
(1)
wobei die in dieser Reaktion erhaltene Verbindung
reversibel Wasserstoff gemäß dem folgenden
Reaktionsschema (2) aufgeben bzw. abgeben kann: Reaktionsschema
(2)
Darüber
hinaus können
die erfindungsgemäßen Verbindungen
mit nur einer Brücke
A beispielsweise auf die folgende Weise (Reaktionsschema (3) und
Reaktionsschema (4)) hergestellt werden, wobei E Bor darstellt und Y
ein Halogen, vorzugsweise Chlor, ist: Reaktionsschema
(3)
-
Die
Struktur der erhaltenen erfindungsgemäßen Verbindungen kann salzartig
(allgemeine Formel (VIII)) oder kovalent (allgemeine Formeln (VI)
und (VII)) sein. Dies hängt
im Wesentlichen von der Natur (elektronische und sterische Eigenschaften)
des Substituenten X ab. Ist die erhaltende Verbindung salzartig
(allgemeine Formel (VIII)), so kann das Gegenanion jedes beliebige,
geeignete Anion darstellen. Vorzugsweise ist es jedoch mit dem Substituenten
X identisch. Besonders bevorzugt ist das Gegenion ein Halogenid.
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In
folgendem Reaktionsschema (5) ist dargestellt, wie sich ausgehend
von einem diborylierten Alkinderivat, erhältlich durch Umsetzung von
CaC
2 mit BX
3-OEt
2, durch katalytische Cyclotrimerisierung
ein Hexaborylbenzol-Derivat aufbauen lässt. Durch Reduktion mit Li
oder einem anderen geeigneten Reduktionsmittel entsteht die Verbindung
der allgemeinen Formel (XVII) gemäß der vorliegenden Erfindung. Reaktionsschema
(5)
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Wenn
in der Verbindung der allgemeinen Formel (XVII) X2-Abspaltung
möglich
ist (beispielsweise wenn X Wasserstoff ist), so kann durch X2-Abspaltung das Oligomer bzw. Polymer der
allgemeinen Formel (XVIII) gebildet werden.
-
Die
vorliegende Erfindung wird im Folgenden anhand beispielhaft näher erläutert werden,
ohne jedoch dadurch beschränkt
zu sein.
-
Beispiel:
-
Synthese von dem Dibordiguanidinatodihydrid
[HB(hpp)]2
-
Zu
einer Lösung
von H3B·NMe3 (0,21
g, 2,9 mmol) in 15 mL Toluol wird langsam eine Lösung von hppH (1,3,4,6,7,8-Hexahydro-2H-pyrimido[1,2-a]pyrimidin,
0,4 g, 2,9 mmol) in 15 mL Toluol gegeben und anschließend für 20 h bei
115°C unter
Rückfluss
zum Sieden erhitzt. Danach wird die auf Raumtemperatur abgekühlte Lösung eingeengt
und das Produkt [HB(hpp)]2 bei –20°C in einer
Ausbeute von 70% auskristallisiert. 1H NMR (600
MHz, C6D6): δ = 3,23 (t,
1H, 3J = 5,8 Hz C1H2), 2,57 (t, 1H, 3J
= 6,6 Hz, C3H2),
1,56 (quin, 1H, C2H2). 13C{1H}NMR (150,9
MHz, C6D6): δ = 47,96
(C3), 47,19 (C1),
24,21 (C2). 11B{1H}NMR (192,5 MHz, C6D6): δ = –2,39 (BH).
MS (EI+, m/z): 299,4 [C14H26B2N6 +], 138,2 [hpp+].
IR(CsI(s), cm–1):
2964m (C-H), 2852m (C-H), 2398–2230m
(B-H), 1565s (C-N), 1321m (B-N).
-
In
einer alternativen Reaktionsfolge kann zunächst in einem ersten Schritt
das Vorläufer-Molekül H3B·hppH
hergestellt werden, wobei zu einer Lösung von hppH (1.00 g, 7.18
mmol) in 20 mL Toluol langsam eine Lösung von H3B·NMe3 (0.524 g, 7.18 mmol) in 20 mL Toluol gegeben
wird und die Reaktionslösung
für 18
h bei 60°C
gerührt
wird. Anschließend
wird das Reaktionsgemisch eingeengt und durch Zugabe von Pentan das
Vorläufer-Molekül H3B·hppH
als farbloser Niederschlag in einer Ausbeute von 70% ausgefällt. Anal.
berechnet (153,03): berechnet: C: 54.94; H: 10,54; N: 27,46; gefunden:
C: 54,36; H: 10,38; N: 26,91. 1H-NMR (400
MHz, C6D6): δ = 6,29 (s,
1H, NH), 3,34 (t, 2H, 3J = 5,9 Hz, C8H2), 2,83 (br q,
3H, 1J = 93 Hz, BH3),
2,27 (t, 2H, 3J = 5,9 Hz, C6H2), 2,13 (t, 2H, 3J
= 6,0 Hz, C10H2),
2,03 (t, 2H, 3J = 6,0 Hz, C2H2), 1,17 (quin, 2H, 3J
= 6,0 Hz, C9H2),
0,91 (quin, 2H, 3J = 6,0 Hz, C1 H2). 13C-NMR{1H}
(100,55 MHz, C6D6): δ = 150,69
(C4), 47,47 (C8), 47,27
(010), 46,82 (C2),
38,38 (C6), 21,80 (C9),
21,57 (C1). 11B-NMR
(128,30 MHz, C6D6): δ = –19,15 (q, 1J = 93 Hz, BH3).
Mass Spec. (HR-EI+, m/z): 152,14 ([M-H]+, 100,0 %), 138,10 ([hpp]+,
28,2 %), 122,09 ([M-CH3NH2]+, 5,6 % ), 113,00 ([M-CH3NB]+, 5,1 %), 95,07 ([M-C2H9NB]+, 2.8 %). IR(CsI(s), cm–1):
3352s (N-H val.), 2960m (C-H val.), 2872m (C-H val.), 2363m (B-H),
2301m (B-H), 2253m (B-H), 1625s (C=N val.), 1570s (N-H def.), 1447w
(C-H def.), 1322m, 1174m (B-N), 1148m.
-
Durch
Erwärmen
des Vorläufer-Moleküls H3B·hppH
auf eine Temperatur von 115°C
wird quantitativ der Wasserstoffspeicher [HB(hpp)]2 unter
Freisetzung von H2 gebildet.