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1 Einleitung
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Für
ein umfassendes Verständnis der Molekularbiologie des Menschen
und anderer Lebewesen ist die Kenntnis der Zahl, Art und der Interaktionen
aller seiner Gene und Genprodukte untereinander sowie mit der Umwelt
notwendig. Hierzu bedarf es Analysemethoden, die Informationen über
die lokale Konzentration von Genen sowie ihrer kodierten funktionalen
Biomoleküle (RNA, Proteine) aber auch anderer Stoffklassen,
die aus der Aktivität von Genen resultieren (z. B. Produkte
enzymatischer Reaktionen wie bestimmte Metabolite) zu einem gegebenen Zeitpunkt
in einem Organismus unter bestimmten Bedingungen liefern. Die gesamte
Information für die Funktionsweise eines Lebewesens ist
in seiner DNA kodiert. Diese kodiert wiederum für RNA,
welche für Proteine kodieren kann. DNA und RNA lassen sich durch
ihre Stabilität und Paarungseigenschaften relativ leicht
untersuchen, weshalb gegenwärtige Analysemethoden insbesondere
auf diese beiden Molekülklassen abzielen. Hierbei liegt
der Fokus auf der Untersuchung der DNA-Sequenz verschiedener Organismen
sowie verschiedener Individuen einer Spezies und ihr Vergleich untereinander
(z. B. Genomsequenzierungen, Gentypisierungen durch Analyse von Orten
hoher genetischer Variabilität wie „single nucleotide
polymorphisms", Evolutionsbiologie, Taxonomie). Eine weitere wichtige
Analysemethode ist die Charakterisierung der Art und Konzentration
von mRNA (Expression Profiling) um Aussagen über die Aktivität
von Genen unter bestimmten Bedingungen treffen zu können.
Solche Methoden haben in den letzten Jahren zu einer Fülle
neuer Erkenntnisse geführt.
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So
gilt nach aktuellem Stand der Forschung das menschliche Genom sowie
die Genome einiger weiterer komplexer Lebewesen wie der Maus und
einer Vielzahl an kleinen Organismen, Viren, Bakterien etc. als
von der Sequenz her aufgeklärt. Die Aufklärung
der Funktion unseres und aller anderen Genome steht jedoch noch
ganz am Anfang. Bei der Sequenzierung hat sich herausgestellt, dass
der Mensch viel weniger Gene besitzt als zunächst angenommen,
und der Vergleich der sequenzierten Organismen hat gezeigt, dass
die Anzahl der Gene und damit die Anzahl der Proteine nicht mit
der Komplexität eines Organismus korreliert. Und auch die
Unterschiede in den Genen sind minimal. So liegen die Unterschiede
zwischen den Genen von zwei Menschen im Promillebereich und der
Unterschied zwischen Mensch und Affe gerade mal im unteren, einstelligen Prozentbereich.
Ein sehr kleiner genotypischer Unterschied im Vergleich zum offensichtlich
großen Unterschied beim Phänotyp.
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Im März
2005 Heft des „Spektrum der Wissenschaft" beschreibt der
Autor John S. Mattick von der Universität in Queensland,
Australien, in seinem Beitrag „Das verkannte Genom-Programm" ein
alternatives bzw. erweitertes Modell für die Funktionsweise
der DNA. Die gängige Lehrmeinung sieht in der DNA nur die
Bauanleitung für Proteine, und per Definition kodiert ein
Gen für jeweils ein Protein. Für primitive Organismen
ist das auch so noch weitgehend gültig, aber für
komplexe Organismen, allen voran der Mensch, hat sich beim Sequenzieren
herausgestellt, das nur 1,5% der menschlichen DNA für Proteine
kodiert und diese Abschnitte, die so genannten Exons, nicht zusammenhängend
auf der DNA angeordnet sind. Zwischen den Exons liegen die Introns, welche
zusammen mit den Exons etwa 60% der menschlichen DNA ausmachen.
Heute wird deshalb als menschliches Gen ein Bereich auf der DNA
zwischen einem Start- und einem Stopp-Kodon definiert, innerhalb
dessen mehrere Exons liegen, welche für ein oder mehrere ähnliche
Proteine kodieren. Daraus geht hervor, dass die menschlichen Gene
in gewisser Weise jeweils einen Modulbaukasten für verschiedene,
aber verwandte Proteine darstellen. Damit kann der Mensch mit etwa
25.000 Genen etwa 100.000 Proteine erzeugen.
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Die
Introns sowie die restliche, nicht-kodierende DNA werden nach diesem
Modell als Junk-DNA oder genetischer Abfall angesehen. Insgesamt
hätten so 98,5% des Genoms des Menschen keine oder keine
wesentliche Bedeutung, und die große Menge wird mit der
langen Dauer der Evolution erklärt. Genau hier setzt Mattick
an und postuliert, dass zumindest die Introns, ggf. die gesamte
nicht für Proteine kodierende DNA, die Information zur
Nutzung der Gene enthält. Introns kodieren demnach für eine
große Vielzahl an unterschiedlich langen RNAs. Tatsächlich
sind mittlerweile eine Vielzahl an regulatorischen RNAs entdeckt
worden (z. B. microRNAs), die außerhalb der Exons kodiert
werden.
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In
ebenfalls großem Maße werden momentan Erkenntnisse über
die komplexen regulatorischen Netzwerke von Genen auf Proteinebene
gewonnen. Hierbei stehen insbesondere Mechanismen im Vordergrund,
die auf unterschiedlichen posttranslationalen Proteinmodifikationen
beruhen, die auf Nukleinsäureebene nicht nachweisbar sind.
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All
diese Erkenntnisse eröffnen eine Vielzahl neuer Forschungsfelder
und erfordern neue flexible Analysemethoden, die dem hohen Durchsatz
und dem rapiden Wandel an Erkenntnissen auf diesen Gebieten Rechnung
tragen. Hierbei kann es insbesondere auch von großem Nutzen
sein, Methoden zu entwickeln, die es erlauben, eine große
Zahl von Biomolekülen parallel zu erzeugen und auf bestimmte Eigenschaften
im Hochdurchsatz zu untersuchen.
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2 Stand der Technik
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Methoden
zur Untersuchung von biologischen Proben beruhen häufig
auf chemischen oder biochemischen Manipulationen der Probe gekoppelt mit
physikalischen Methoden zur Analyse. Dem Fachmann sind z. B. folgende
Verfahren bekannt:
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2.1 Kapillarelektrophorese (CE)
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Die
vorherrschende Methode zur Sequenzerkennung ist die Kapillarelektrophorese
(engl.: capillary electrophoresis, CE). An mit speziellem Gel gefüllte
Kapillaren wird Strom angelegt, wodurch geladene Moleküle
zur Bewegung angeregt werden. Kleinere Moleküle kommen
schneller als große durch das Netz des Gels. Gibt man einen
Cocktail an unterschiedlich großen Molekülen in
eine CE, so verlassen diese die Kapillare nach ihrer Größe
sortiert. Für die Sequenzierung der geladenen DNA wird
dieses Verfahren in Zusammenhang mit einem enzymatischen Assay verwendet.
Dieser Probenvorbereitungsassay erzeugt ausgehend von einem Ende
der zu sequenzierenden DNA die jeweilige Abschrift durch eine Primerverlängerung.
Dabei wird an jeder kopierten Nukleotidposition ein kleiner Anteil
von Nukleotidanaloga eingebaut, die Kettenabbruch verursachen und ein
jeweils nukleotidspezifisches Fluorophor enthalten. Je nachdem,
mit welcher der 4 Basen der jeweilige Abschnitt endet, ist dadurch
durch Länge und Farbe des entstandenen Moleküls
die Identität einer Base an einer Position analysiert.
Die Farben werden bei Austritt aus der Kapillare optisch erfasst
und die Signale per Computer verarbeitet und zu einer Sequenz zusammengesetzt.
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Dieses
Verfahren ist weitgehend automatisiert. Die größten
Geräte vom Marktführer Applied Biosystems aus
den USA haben bis zu 96 parallele Kapillaren mit einer Leseleistung
von 650 Basen pro Messung und Kapillare und damit bis zu 1,5 Mio.
Basen pro Gerät und Tag (24 h). Die maximale Länge, die
auf einmal pro Kapillare gelesen werden kann, liegt allerdings bei
etwa 400 Basen, was den Durchsatz pro Tag auf etwa 1 Mio. Basen
pro Gerät reduziert.
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Das
Verfahren ist ausgereift und breit etabliert. Die hohen Kosten machen
einen Einsatz aber nur bei der erstmaligen Sequenzierung und zur
Kontrolle einer moderaten Anzahl an Proben im Re-Sequencing und
Genotyping wirtschaftlich sinnvoll. Um weniger wichtige Organismen
oder größere Gruppen oder gar individuelle Patienten
sequenzieren zu können, bedarf es einer erheblichen Kostenreduktion.
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2.2 Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR)
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Die
PCR und verwandte Verfahren nutzen besonders temperaturstabile Enzyme,
welche der Natur entnommen wurden, um die DNA oder auch RNA vergleichbar
den Prozessen in einer Zelle zu vermehren. Dies ist notwendig, da
in den meisten Fällen die DNA/RNA in der zu messenden Probe
in so niedriger Konzentration vorliegt, dass die meisten Messmethoden
diese nicht detektieren können. Das PCR-Verfahren ist eine „one
potreaction", bei der zyklisch die Temperatur variiert wird: Vom
Denaturierungsschritt bis nahe an 100°C, Anlagerungsschritten
bei ca. 50°C bis 65°C bis zu enzymatischen Schritten
mit ca. 72°C. Das Ergebnis ist je nach Assay eine lineare
oder auch exponentielle Vervielfältigung der Sequenz zwischen
zwei geeignet gewählten Primern, Oligonukleotiden mit der
Komplementärsequenz zum Bereich, an welchem sie sich anlagern,
und die die Enzymreaktion damit ermöglichen. Durch die
Auswahl der Primersequenzen lässt sich der Bereich festlegen,
welcher vervielfältigt, sprich amplifiziert, wird. Dies
wird neben der Probenvorbereitung für andere Detektionsverfahren,
wie z. B. DNA-Arrays, aber auch direkt für die Detektion
verwendet. Bei der Nutzung der PCR als Analysemethode (direkte Detektion)
wird das Produkt einer Amplifikation eingefärbt und detektiert.
Alleine das Vorhandensein einer oder mehrerer erfolgreicher Amplifikationen
in einem bestimmten Ausgangsmaterial erlaubt eine Erkennung. Das
Verfahren ist weit etabliert und anerkannt und liefert insbesondere
in kalibrierter Form als quantitative PCR zuverlässige
Ergebnisse. Das PCR-Verfahren hat jedoch zwei wesentliche Schwachpunkte.
Der eine sind die relativ hohen Kosten für ein Primerpaar.
Dieser Nachteil reduziert sich, wenn man ein Primerset für
mehrere Reaktionen nutzt. Eine Faustformel sind hier 100 Reaktionen
mit einem Set. Der zweite Nachteil, insbesondere bei weniger gut
verstandenen oder komplexen Analysen liegt darin, dass man keinerlei
Information über die Sequenz zwischen den beiden Primern
erhält. Somit kann auch eine beliebige andere Sequenz vervielfältigt
worden sein, welche die beiden Primersequenzen enthält
und die nahe genug beieinander liegen, so dass eine Überlappung
stattfinden konnte. Dieser Nachteil wird bei der Verwendung der
PCR als Analyseverfahren durch mehrere Primersets adressiert. Die
Wahrscheinlichkeit, dass gleich mehrere sehr unterschiedliche Primer
in unbekanntem Material erfolgreich amplifizieren ist statistisch
gesehen entsprechend niedriger.
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Wenn
man die Signale einer PCR-Amplifikation in Echtzeit Zyklus für
Zyklus erfasst (RT-PCR), so kann man die Messung durch Eichkurven
kalibrieren und damit quantitative Ergebnisse erzielen (qPCR bzw.
qRT-PCR). Dieses Verfahren ist mittlerweile sehr ausgereift und
ein Referenzstandard für andere Messmethoden wie DNA-Arrays.
Mittels quantitativer RT-PCR lassen sich auch sehr präzise
Expressionsprofile erstellen. Die Kosten und der Durchsatz limitieren
jedoch die Anzahl an Analysen. Die Firma Applied Biosystems ist
auch hier Marktführer mit einem System, welches 384 parallele
qRT-PCR Reaktionen in 3 Stunden durchführt, welche für
das „Genotyping" oder auch das „Expression Profiling"
verwendet werden können. Die Limitation in Verfügbarkeit
und Kosten für alle PCR-Anwendungen sind die Oligonukleotide,
welche als Primer verwendet werden.
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2.3 Hochparallele „Sequencing
by Synthesis" Methoden
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Es
existieren verschiedene Methoden für die Sequenzaufklärung
kurzer Nukleinsäureabschnitte mit sehr hohen Durchsätzen.
Diese Methoden wurden in der Regel als kostengünstige Alternativen
für die Sanger-Sequenzierung entwickelt, um schnellen Zugang
zu neuen Genomsequenzen zu erhalten. Grundprinzip ist die Erzeugung
und Immobilisierung einer sehr hohen Zahl von Primer/Templat-Komplexen,
die anschließend von einer DNA-Polymerase prozessiert werden.
Die Immobilisierung kann dabei auf flachen Chips oder Beads erfolgen.
Anschließend wird durch schrittweisen Einbau von dNTPs
(Desoxynukleosidtriphosphaten) und die Erzeugung eines vom Einbau
abhängigen optischen Signals die Sequenz der einzelnen
Template in Bereichen von einigen Nukleotiden aufgeklärt.
Die einzelnen Sequenzen werden dann durch computergestützte
Auswertung assembliert und es wird so versucht, längere, zusammenhängende
Sequenzbereiche aufzuklären. Der Prozess kann unter vorhergehender
Amplifikation der zu untersuchenden Genabschnitte erfolgen, wie
z. B. in von 454 Life Sciences oder Solexa entwickelten Testsystemen
(Gennett S. T., Barnes C., Cox A., Davies L., Brown C.,
Pharmacogenomics 2005 Jun; 6(4): 373–82. Warren
R. L., Sutton G. G., Jones S. J., Holt R. A., Bioinformatics 2006
Dec 8; [Epub ahead of print]. Bentley D. R. Curr
Opin Genet Dev, 2006 Dec; 16(6): 545–52. Gennett
S., Pharmacogenomics 2004 Jun; 5(4): 433–8. Margulies,
M. Eghold, M. et al. Nature 2005 Sep 15; 437(7057): 326–7. Patrick
Ng, Jack J. S. Tan, Hong Sain Ooi, Yen Ling Lee, Kuo Ping Chiu,
Melissa J. Fullwood, Kandhadayar G. Srinivasan, Clotilde Perbost,
Lei Du, Wing-Kin Sung, Chia-Lin Wei and Yijun Ruan, Nucleic Acids
Research, 2006, Vol. 34, No. 12. Robert Pinard,
Alex de Winter, Gary J Sarkis, Mark B Gerstein, Karrie R Tartaro,
Ramona N Plant, Michael Egholm, Jonathan M Rothberg, and John H
Leamon, BMC Genomics 2006, 7: 216. John H. Leamon,
Michael S. Braverman and Jonathan M. Rothberg, Gene Therapy and Regulation,
Vol. 3, No. 1 (2007) 15–31).
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Alternativ
wurden Methoden entwickelt, die auf eine Einzelmolekülanalyse
ohne vorherige Amplifikation abzielen (Helicos Biosciences). Generell kann
die Erzeugung des Signals durch Lumineszenz in Abhängigkeit
von Pyrophosphatbildung während des Einbaus erfolgen (454
Life Sciences), analog der bekannten Pyrosequencing-Technologie.
Alternativ können fluoreszenzmarkierte dNTPs verwendet
werden, die eine 3'-OH-Schutzgruppe enthalten, die eine weitere
Verlängerung nach einem Einzeleinbau verhindert. Nach Einbau
eines dNTPs wird die am Primer/Templat-Komplex vorhandene Fluoreszenz
detektiert und anschließend die 3'-OH-Schutzgruppe sowie
das Fluorophor abgespalten, so dass ein neuer Zyklus aus Einbau,
Detektion und Abspaltung erfolgen kann. Es können dabei
alle vier dNTPs mit unterschiedlichen Fluorophoren parallel angeboten
werden oder sequentiell jeweils ein einzelnes; in diesem Falle ist
nur eine Einfarbendetektion notwendig.
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2.4 DNA-Microarrays
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Die
am meisten verbreitete Methode für das Expression Profiling
sind DNA-Arrays. Auf diesen Arrays werden in Zeilen und Spalten
kurze DNA- oder RNA-Abschnitte ortsaufgelöst gebunden oder
vor Ort synthetisiert. Für jedes Gen, dessen Expression
analysiert werden soll, werden ein oder mehrere Oligos verwendet.
Wie bei der PCR erhöhen mehrere Oligos die statistische
Sicherheit des Verfahrens. Weitere Parameter für die Qualität
der Arraymessung sind die Oligoqualität, -länge,
-sequenzauswahl und die Durchführung der Hybridisierungsreaktion.
Es gibt diese Arrays für alle bekannten Gene des menschlichen
Genoms sowie für einige andere wichtige Modellorganismen.
Daneben gibt es noch verschiedene Themen-Arrays, auf denen sich
Oligos befinden, welche für Gene kodieren, welche einer
Funktion oder einem Krankheitsbild zugeordnet werden.
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In
der Regel muss das mit einem Array zu untersuchende Probengut mittels
PCR amplifiziert werden. Hierzu wird eine generische PCR verwendet,
bei der alle in der Probe exprimierten Gene vom universellen 3'-Ende
ausgehend amplifiziert werden. Dieses Gesamtverfahren ermöglicht
es, eine Vielzahl an Genen mit nur einer PCR-Reaktion zu vermehren und
dann genspezifisch mit dem DNA-Array zu detektieren.
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Bei
der Verwendung von Arrays für das Genotyping liegt das
Hauptproblem in der Probenamplifikation. Da die zu untersuchenden
Positionen in unterschiedlichen Bereichen eines Genoms liegen, kann
man mit einer PCR-Reaktion nur ein oder wenige Messpunkte amplifizieren.
Da die Kosten für ein Primerset erheblich sind, limitiert
dies erheblich die Anwendung von Arrays im Bereich Genotyping, da sehr
schnell die Kosten für die vorgeschalteten PCR-Reaktionen
die Kosten für die Analyse mittels Array überschreiten.
Applied Biosystems adressiert diese Segmente deshalb auch mit einem
parallelen PCR-System. Die Firmen Roche und Affymetrix haben im
Jahr 2004 ein erstes Genotyping-Produkt auf den Markt gebracht,
das für die Diagnostik zugelassen wurde. Im Amplichip werden
je PCR möglichst viele SNPs mittels DNA-Array gemessen,
um das Produkt noch wirtschaftlich einsetzbar zu machen. Ein breiter
Einsatz dieses Vorgehens scheint aber technisch-wirtschaftlich eher
unwahrscheinlich. Es bleibt als Engpass die Verfügbarkeit
der individuellen Oligos als Primer.
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Dem
Fachmann ist die Herstellung von Mikroarrays durch die in-situ-Synthese
(Array-Anordnung in einer Matrix) bekannt. Am weitesten verbreitet
ist die in-situ-Synthese in einer Array-Anordnung von synthetischen
Nukleinsäuren resp. Oligonukleotiden. Diese wird auf einem
Substrat durchgeführt, das durch die Synthese mit einer
Vielzahl unterschiedlicher Polymere beladen wird. Der große
Vorteil der in-situ-Syntheseverfahren für Mikroarrays ist die
Bereitstellung einer Vielzahl von Molekülen unterschiedlicher
und definierter Sequenz an adressierbaren Lokationen auf einem gemeinsamen
Träger. Die Synthese greift dabei auf ein überschaubares
Set aus Einsatzstoffen zurück (bei DNA-Mikroarrays in der
Regel die 4 Basen A, G, T und C) und baut aus diesen beliebige Sequenzen
der Nukleinsäurepolymere auf.
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Die
Abgrenzung der einzelnen Molekülspezies kann zum einen
durch getrennte fluidische Kompartimente bei der Zugabe der Syntheseeinsatzstoffe erfolgen,
wie es z. B. in der so genannten in-situ-Spotting-Methode oder Piezoelektrischen
Techniken der Fall ist, die auf der Tintenstrahldrucktechnik beruhen
(A. Blanchard, in Genetic Engineering, Principles and Methods,
Vol. 20, Ed. J. Sedlow, S. 111–124, Plenum Press; A.
P. Blanchard, R. J. Kaiser, L. E. Hood, High-Density Oligonucleotide
Arrays, Biosens. & Bioelectronics
11, S. 687, 1996).
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Eine
alternative Methode ist die ortsaufgelöste Aktivierung
von Syntheseplätzen, was z. B. durch selektive Belichtung
oder selektive Zugabe von Aktivierungsreagenzien (Entschützungsreagenzien) möglich
ist. Die Menge synthetisierter Moleküle einer Spezies ist
bei den bisher bekannten Methoden verhältnismäßig
gering, da in einem Mikroarray definitionsgemäß nur
jeweils kleine Reaktionsbereiche für jeweils eine Sequenz
vorgesehen werden, um möglichst viele Sequenzen im Array
und damit für den funktionellen Einsatz abbilden zu können.
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Beispiele
für die bisher bekannten Verfahren sind die photolithographische
lichtgestützte Synthese [
McGall, G. et al; J. Amer.
Chem. Soc. 119; 5081–5090; 1997], die projektorbasierte
lichtgestützte Synthese [
PCT/EP99/06317 ],
die fluidische Synthese mittels Trennung der Reaktionsräume,
die indirekte projektorbasierte lichtgesteuerte Synthese mittels
Photosäuren und geeigneter Reaktionskammern in einem mikrofluidischen
Reaktionsträger, die elektronisch induzierte Synthese mittels
ortsaufgelöster Entschützung an einzelnen Elektroden
auf dem Träger und die fluidische Synthese mittels ortsaufgelöster
Deposition der aktivierten Synthese-Monomere.
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2.5 Micro RNAs
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MicroRNAs
(miRNAs) sind RNA-Moleküle einer Länge von ca.
22 Nukleotiden und stellen die größte Gruppe von
kleinen RNAs in Pflanzen und Tieren.
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Es
sind momentan ca. 250 miRNAs im Humangenom bekannt, bioinformatische
Methoden sagen jedoch eine deutlich größere Zahl
voraus. Nach unterschiedlichen Berechnungen regulieren miRNAs vermutlich über
30% aller humanen Gene und dementsprechend vielfältig ist
ihre Beteiligung an verschiedensten Prozessen wie der Entstehung
von Krebs über die Steuerung von Transposonrelokationen,
Stammzellbiologie oder Muskel- und Gehirnentwicklung.
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miRNAs
werden aus Primärtranskripten (pri-miRNAs) durch zwei Schritte
von Endoribonuklease-III-Prozessierungen herausgeschnitten, erst durch
Drosha, das hairpinförmige pre-miRNA produziert, dann durch
Dicer, das siRNA-artige Doppelstrangkomplexe erzeugt. Reife miRNAs
können dann durch unterschiedliche Mechanismen in die Genregulation
eingreifen, etwa durch die Steuerung von mRNA-Verdau oder Bindung
an die UTR-Regionen.
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Verschiedene
Verfahren zum Nachweis von kleinen RNAs wie miRNAs sind dem Fachmann
bekannt. Ein einfaches Verfahren ist zum Beispiel klassische Northern
Blot Hybridisierung, die neben der Sequenz auch Aussagen über
die Länge einer RNA erlaubt, aber arbeitsintensiv ist und
nur mit geringem Durchsatz durchgeführt werden kann. Eine
weitere gelbasierte Methode mit den entsprechenden Nachteilen ist
der „RNAse protection assay" (RPA).
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Zum
Nachweis kann auch eine Primer-Extension-Reaktion herangezogen werden.
Hierbei wird ein gelabelter Primer an die miRNA hybridisiert, mit
einer Polymerase verlängert und die Reaktionsmischung gelelektrophoretisch
aufgetrennt und analysiert.
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Weit
schnellere und für einen quantitativen Nachweis besser
geeignete Verfahren beruhen auf PCR. Reverse Trancription/PCR kann
verwendet werden, wenn Primer mit einem Loop eingesetzt werden,
die eine universelle Sequenz einführen. Diese Universalsequenz
wird dann für die PCR herangezogen.
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Ein
weiterer Ansatz für den Nachweis und die Quantifizierung
von miRNAs ist die Anwendung von Mikroarrays. Besondere Herausforderungen
entstehen dabei aus der geringen Länge der miRNAs sowohl
für das Sondendesign als auch für Labelingprotokolle.
Verschiedenste Methoden für das Labeling sind dem Fachmann
bekannt, sowohl durch direktes Labeling mit Biotin oder Fluorophoren
oder indirekt während der cDNA-Synthese oder der Amplifikation.
Sowohl chemische als auch enzymatische Verfahren sind hierfür
bekannt, z. B. basierend auf cis-Platin-Verbindungen, Periodat-Hydrazin-Labeling,
T4 RNA-Ligase, Poly-A-Polymerase oder Kopplung an aminomodifizierte
RNAs. Bezüglich des Sondendesigns entstehen besondere Herausforderungen
aus der geringen Länge von miRNAs vor allem im Hinblick
auf die Signalstärke wegen geringer Duplex-Schmelztemperaturen.
Hierfür können modifizierte Nukleotide oder die
Verwendung von Tandem-Sonden bzw. Sonden mit mehr als 2 Bindungsstellen
für miRNAs herangezogen werden.
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2.6 PCR auf Oberflächen
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Für
verschiedene dem Fachmann bekannte Methoden der Nukleinsäureanalytik
wie z. B. Sequencing-by-Synthesis-Methoden für Whole-Genome-Sequenzierungen
oder Sequenzierungen großer Sequenzabschnitte aber auch
für viele weitere Methoden ist es notwendig, PCR-Produkte
auf Oberflächen zu generieren. Hierzu kommen insbesondere Bead-Systeme
(z. B. 454 Life sciences Sequenzierer) oder Arrayoberflächen
(Illumina-Solexa) zum Einsatz. Da es gegenwärtig kaum möglich
ist, experimentbezogen und gezielt eine große Anzahl von
Primersequenzen zu einem wirtschaftlichen Preis herzustellen, sind
diese Methoden auf universelle Primersequenzen beschränkt,
die in die zu untersuchenden Nukleinsäureabschnitte eingeführt
werden müssen. Daraus resultiert, dass die einzelnen Sequenzen
in einem Sequenzgemisch nicht gezielt ausgewählt werden
können. Eine Aufgabenstellung wie die gezielte Sequenzierung
einzelner Abschnitte eines Genoms ist daher nur möglich,
wenn vorher spezifische Oligonukleotide generiert werden, die z.
B. als Primer Einsatz finden.
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Für
die Parallele Amplifikation einer großen Zahl unterschiedlicher
Sequenzen müssen außerdem besondere Voraussetzungen
geschaffen werden, die ein Kreuzreagieren während der PCR
verhindern. Dies kann zum Beispiel durch Einschluss einzelner Beads,
die nur eine Targetsequenz tragen, in Tröpfchen einer Wasser-in-Öl-Emulsion
geschehen, oder durch räumliche Isolierung auf Chipoberflächen.
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Es
besteht beim gegenwärtigen Stand der Technik ein großer
Bedarf an Methoden zur Generierung einer Vielzahl von Oligonukleotidsequenzen und
ihrer gleichzeitigen Nutzung unter räumlicher Isolierung
einzelner PCRs innerhalb eines komplexen Probengemisches an Templatmolekülen.
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2.7 Pathogene
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Die
Molekulare Diagnostik in Bezug auf die Detektion, Quantifizierung
und Gentypisierung von Mikroorganismen und Viren hat in den letzten
Jahren enorme Fortschritte gemacht.
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Intensive
Forschung an Genomen pathogener Organismen hat die Nutzung ihrer
DNA/RNA als analytische Zielmoleküle vorangetrieben und
den Anteil phänotypischer Assays in diesem Feld reduziert.
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Als
Gentyp-basierte Methoden werden momentan verschiedene Methoden verwendet.
Direkte Hybridisierungen mit markierten Oligonukleotiden werden
für Kulturanalysen verwendet.
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Fluoreszenz
in situ Hybridisierung (FISH) ist eine attraktive Methode für
die Detektion und Identifizierung von Mikroorganismen direkt von
Abstrichen. Diese Methoden sind allerdings unsensitiv und daher auf
sehr häufige Nukleinsäuremoleküle beschränkt, wie
z. B. ribosomale RNAs.
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Array-basierte
Methoden können für die Analyse einer großen
Zahl von Zielmolekülen herangezogen werden, jedoch ist
hierfür in der Regel eine Amplifikation und Markierung
der Zielmoleküle notwendig.
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Die
Einführung von homogenen Nachweisverfahren, die Markierung
und Amplifikation integrieren, hat stark zur Akzeptanz von molekulardiagnostischen
Methoden beigetragen. Insbesondere quantitative Real-time-PCR ist
mittlerweile eine weit verbreitete Methode. Als signalgebende Verfahren
haben sich dabei verschiedene Methoden durchgesetzt, wie z. B. Taqman
Sonden, Molecular Beacons, Scorpion Primer, Sunrise Primers, DNA-Intercalatoren
oder Minor Groove Binder. Diese Methoden erlauben insbesondere den
Nachweis seltener Nukleinsäuren in Probengemischen, etwa
zur Detektion von geringen Viruskonzentrationen.
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Sequenzierbasierte
Methoden werden ebenfalls eingesetzt, sind aber meist beschränkt
auf häufige Nukleinsäuren wie ribosomale RNA.
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Neben
der Detektion und Identifizierung von Mikroorganismen bzgl. ihres
Genus oder ihrer Spezies ist eine genauere Genotypisierung notwendig
um Pathogene effizient zu bekämpfen, Populationen zu monitoren
und epidemiologische Gefahren abzuschätzen.
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Die
verbreitetsten Methoden in dieser Richtung sind Makro-Restriktionsanalysen
von totaler genomischer DNA oder PCR-basierte Methoden für
die Genomtypisierung. Bekannte Beispiele sind auch Pulse-field-Gelelektrophorese
(PFGE) und Ribotyping.
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3 Gegenstand der Erfindung und damit gelöste
Aufgabe
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die molekularbiologische Prozessierung
eines Gemisches von biologischen Proben, wie Proteinen und Nukleinsäuren,
zu vereinfachen und mehr als einen molekularbiologischen Arbeitsschritt
durchführen zu können, ohne dass die Proben aufwendig
gereinigt und von einem Reaktionsgefäß in das
nächste transferiert werden müssen.
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Insbesondere
bezieht sich die Erfindung auf eine verbesserte molekularbiologische
Prozessanlage.
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Gegenstand
der Erfindung ist daher eine verbesserte molekularbiologische Prozessanlage
sowie ein verbessertes Verfahren zur Prozessierung biologischer
Proben. Diese Erfindung kombiniert die Bereitstellung biologisch
funktionaler Molekülen wie Nukleinsäuren und Peptiden
sowie von Derivaten oder Analoga dieser beiden Molekülklassen
in miniaturisierten Flusszellen mit der seriellen Zugabe von Reagenzien
oder Fluiden und dient der Bearbeitung biologischer Proben, wie
Proteinen, Nukleinsäuren, biogener kleiner Moleküle
wie z. B. Metaboliten, Viren oder Zellen, die dazu in die miniaturisierten
Flusszellen eingebracht werden. Das zu bearbeitende Material wird
durch mehrere Prozessschritte hindurch in einem im wesentlichen
unveränderten Reaktionsraum gebunden gehalten, dessen vorgeschaltete
Anpassung an spezifische Proben durch eine orts- oder/und zeitaufgelöste
Immobilisierung biologisch funktionaler Moleküle wie Nukleinsäuren,
Peptiden und ihren Derivaten oder Analoga in den miniaturisierten
Flusszellen in einer Anordnung als Mikroarray erfolgt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform ermöglicht die
erfindungsgemäße molekularbiologische Prozessanlage
ein Verfahren zur verbesserten Analyse von Sequenz, chemischer oder
biochemischer Modifikation und Quantität von Nukleotidsequenzen.
Dies wird erreicht durch Kombination von selektiver räumlich
aufgelöster Bindung der Analyten an einen in den miniaturisierten
Flusszellen synthetisierten Array aus hybridisierfähigen
Sonden und optionaler sequenzunspezifischer oder sequenzspezifischer
Amplifikation, insbesondere DNA-Amplifikation. Dabei verwendet das
Verfahren ein bis mehrere Wasch-Trenn-Schritte sowie Amplifikations-Schritte. Die
in der miniaturisierten Flusszelle synthetisierten, hybridisierfähigen
Sonden können zu diesem Zweck chemisch oder biochemisch
verändert werden. Alle Schritte des Verfahrens können
in einer bevorzugten Ausführungsform optional optisch überwacht
werden, z. B. durch einen flächigen und damit zum Array parallelen
oder im Wesentlichen parallelen Detektor. Während die Reaktionszyklen
durchlaufen werden oder danach kann ein optisch detektierbares Ergebnis,
z. B. die Lokalisation und die Quantität optischer Marker
wie z. B. Fluoreszenzmarker, erfasst werden.
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Die
erfindungsgemäße Prozessanlage verfügt
vorzugsweise über ein oder mehrere Heizelemente, die die
Temperatur in einer oder mehreren Flusszellen erhöhen können,
und vorzugsweise über ein oder mehrere Kühlelemente,
die die Temperatur in einer oder mehreren Flusszellen herabsetzen
können.
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In
der erfindungsgemäßen Anlage können die
verschiedenen zyklischen Schritte automatisiert oder teilweise automatisiert
werden. Damit bietet sie wesentliche Verbesserungen gegenüber
dem Stand der Technik. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ermöglicht die erfindungsgemäße molekularbiologische
Prozessanlage Verfahren zur verbesserten Analyse von sequenzspezifischen
Bindungs- und/oder Modifikationsereignissen zwischen Proteinen und
den in der miniaturisierten Flusszelle synthetisierten, hybridisierfähigen
Sonden. Die in der miniaturisierten Flusszelle synthetisierten,
hybridisierfähigen Sonden können zu diesem Zweck
chemisch oder biochemisch verändert werden. Dabei verwendet
das Verfahren ein bis mehrere Wasch-Trenn-Schritte. Alle Schritte
des Verfahrens können in einer bevorzugten Ausführungsform
optional optisch überwacht werden, z. B. durch einen flächigen
und damit im Wesentlichen parallelen Detektor. Während
die Zyklen laufen oder danach kann ein optisch detektierbares Ergebnis,
z. B. die Lokalisation und Quantität von optischen Markern
wie z. B. Fluoreszenzmarkern, erfasst werden.
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4 Kurze Beschreibung der Abbildungen
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1 zeigt
eine Ausführungsform der Erfindung, bei welcher auf dem
Reaktionsträger Sondenmoleküle 1 synthetisiert
wurden, an die zu analysierende Moleküle 2b binden.
Ausgehend vom Sondenmolekül 1 synthetisiert eine
Polymerase 4b die jeweiligen Komplementärstränge
der zu analysierenden Moleküle.
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2 zeigt
eine Ausführungsform der Erfindung, bei welcher auf dem
Reaktionsträger Sondenmoleküle 1 synthetisiert
wurden, an die ein Molekül 6 angeknüpft
wurde. An das Molekül 6 wurde ein Adaptermolekül 7b angeknüpft.
Ausgehend von einem Primer 8b, der an Molekül 6 gebunden
hat, synthetisiert eine Polymerase 4 aus Bausteinen 9a den
zu Molekül 6 komplementären Strang. Bausteine 9a tragen eine
signalgebende Gruppe, die während des Einbaus oder danach
entfernt werden kann, so dass der gebildete Strang verknüpfte
Bausteine 9b mit signalgebender Gruppe oder verknüpfte
Bausteine 9c mit entfernter signalgebender Gruppe enthält.
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3 zeigt
eine tabellarische Aufstellung von Polymerasen, deren Eignung für
die Verwendung in der erfindungsgemäßen Prozessanlage
und den erfindungsgemäßen Verfahren untersucht
wurde.
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4 zeigt
ein Fluoreszenzbild eines Reaktionsträgers, auf dem DNA-Sondenmoleküle
synthetisiert wurden, die über das 5'-Ende an die Oberfläche
geknüpft sind und ein freies 3'-OH-Ende aufweisen. Das
Bild wurde aufgenommen nach Hybridisierung des Reaktionsträgers
mit einem PCR-Produkt und Inkubation mit unterschiedlichen Polymerasen, dNTPs
und dNTPs mit signalgebenden Gruppen in geeignetem Reaktionspuffer.
Verwendete Polymerasen von links nach rechts: T7 DNA-Polymerase,
Sequenase, Phi29, T4 DNA-Polymerase, Klenow-Fragment, Klenow-Fragment
exo- und Bst DNA-Polymerase.
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5 zeigt
ein Fluoreszenzbild eines Reaktionsträgers, auf dem DNA-Sondenmoleküle
synthetisiert wurden, die über das 5'-Ende an die Oberfläche
geknüpft sind und ein freies 3'-OH-Ende aufweisen. Das
Bild wurde aufgenommen nach Hybridisierung des Reaktionsträgers
mit einem PCR-Produkt und Inkubation mit unterschiedlichen Polymerasen, dNTPs
und dNTPs mit signalgebenden Gruppen in geeignetem Reaktionspuffer.
Verwendete Polymerasen von links nach rechts: Taq DNA-Polymerase, 9°N,
Vent DNA-Polymerase, Vent-DNA-Polymerase, Pfu DNA-Polymerase, Therminator,
Phusion Hotstart.
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6A bis 6F zeigen
Fluoreszenzwerte (willkürliche Einheiten) eines Reaktionsträgers
mit auf der Oberfläche synthetisierten selbstkomplementären
Hairpin-Sonden nach Verlängerung durch verschiedene Polymerasen
unter Einbau signalgebender Gruppen und anschließender
Fluoreszenzdetektion. Hierzu wurden inverse Sonden (5'-3'-Synthese) mit
einer Länge zwischen 27 und 30 Nukleotiden entworfen, die über
einen T-Tetraloop mit sich selbst paaren (siehe 6G). Die verwendeten DNA-Polymerasen sind: 6A Vent; 6B Vent-; 6C, Pfu; 6D Therminator, 6E Phusion
Hotstart, 6F Klenow Fragment E. coli
DNA-Polymerase I. Es wurden verschiedene Sequenzen für
den Paarungsbereich (Stem) getestet und die Länge des Stems
zwischen 4 und 7 Nukleotiden variiert (4stem–7stem). Es
wurden außerdem unterschiedliche Einzelstrangtemplatsequenzen
getestet, die von der jeweiligen DNA Polymerase kopiert werden sollten.
In dieser Templatsequenz wurde durch Anwesenheit von 1–3
Adenosinnukleotiden für den Einbau von 1–3 biotinmarkierten
dUTP kodiert, um die Abhängigkeit der Fluoreszenz von der
Anzahl der eingebauten Biotine zu testen (siehe 6F,
1 Bio–3 Bio). 6F zeigt exemplarisch Daten für
Reaktionen mit dem 3'–5'-exonukleasedefizienten Klenow
Fragment der E. coli DNA Polymerase I(KF–). Es ist eine
Zunahme der Verlängerungseffizienz mit zunehmender Stemlänge
erkennbar. Die Zunahme der Fluoreszenz in Abhängigkeit
von der Anzahl der kodierten Biotinmarker verläuft dabei
annähernd linear.
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7 zeigt
ein Fluoreszenzbild eines Reaktionsträgers, auf dem DNA-Sondenmoleküle
synthetisiert wurden, die über das 3'-Ende an die Oberfläche
geknüpft sind und an die Primer hybridisiert wurden. Die
Primer binden dabei an dem Ende des Sondenmoleküls, das
der Reaktionsträgeroberfläche näher ist
(d. h. proximales Ende). Das Bild wurde aufgenommen nach Inkubation
mit unterschiedlichen Polymerasen, dNTPs und dNTPs mit signaltragenden Gruppen
in geeignetem Reaktionspuffer. Verwendete Polymerasen von links
nach rechts: T7 DNA-Polymerase, Sequenase, Phi29, T4 DNA-Polymerase,
Klenow-Fragment, Klenow-Fragment exo- und Bst DNA-Polymerase. Der
dunkel schattierte Pfeil gibt die Richtung der Anknüpfung
von Bausteinen durch die Polymerase an.
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8 zeigt
den Reaktionsträger aus 7 nach
Waschen mit Wasser.
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9 zeigt
den Reaktionsträger aus 8 nach
erneuter Hybridisierung von Primern an die DNA-Sondenmoleküle
und Inkubation mit unterschiedlichen Polymerasen, dNTPs und dNTPs
mit signaltragenden Gruppen in geeignetem Reaktionspuffer. Die in
diesem zweiten Abschreibevorgang verwendeten Polymerasen sind von
links nach rechts: Taq DNA-Polymerase, 9°N, Vent DNA-Polymerase, Vent-
DNA-Polymerase, Pfu DNA-Polymerase, Therminator, Phusion Hotstart.
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10 zeigt zwei Varianten der bevorzugten Ausführungsform „on-chip-Ligation".
Bei dieser bevorzugten Ausführungsform findet in Abhängigkeit
eines zu analysierenden Probenmoleküls eine Verknüpfung
zweier Sondenmoleküle statt. Der dunkel schattierte Pfeil
gibt den Ort der Verknüpfung, d. h. Ligation, an. Die Ligation
kann z. B. enzymatisch oder chemisch erfolgen.
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11A und 11B zeigen
zwei Varianten der bevorzugten Ausführungsform „PCR-on-chip". Beiden
Varianten gemein ist die Verwendung einer locusspezifischen (und
allelspezifischen) Sonde, die auf dem Reaktionsträger synthetisiert
wurde und mit dem zu analysierenden Sequenzbereich des Probenmoleküls
hybridisiert. In der in 11A gezeigten
Variante wird an das zu analysierende und/oder zu amplifizierende
Probenmolekül ein so genannter „Universal Tag"
kovalent angefügt. Weiterhin wird ein „Universal
Primer" verwendet, der zu diesem „Universal Tag" komplementär
ist. Die Amplifikation erfolgt zwischen dem Universal-Primer und
der locusspezifischen (und allelspezifischen) Sonde. In Variante 11B wird kein „Universal Tag" verwendet.
Der hier verwendete Universal-Primer ist ein Gemisch aus so genannten
Random-Primern, die an unterschiedlichen Stellen des zu analysierenden
und/oder zu amplifizierenden Probenmoleküls binden. Die
Amplifikation erfolgt zwischen der jeweiligen Bindungsstelle des
Universal-Primers und der locusspezifischen (und allelspezifischen)
Sonde.
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12 zeigt eine Ausführungsform, bei der reverse
Transkription und PCR kombiniert werden. Die Amplifikation erfolgt
dabei schließlich zwischen der polyA-Region der gebildeten
cDNA und einer lokusspezifischen Sonde, die auf dem Reaktionsträger synthetisiert
worden ist.
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13 zeigt die bevorzugte Ausführungsform „microRNA
capture-signal amplification". Bei dieser wird microRNA durch Sondenmoleküle
gebunden. MicroRNA kann daraufhin oder auch vorher mit einer universellen
Sequenz markiert werden, z. B. einem Adeninstrang (PolyA-Schwanz).
Diese Sequenz kann als Primer genutzt werden, um eine circuläre DNA
mit einer an den Primer bindenden Sequenz in einer Reaktion zu kopieren,
die dem Fachmann als „Rolling circle Amplification" bekannt
ist. Die dabei entstehende DNA kann auf unterschiedliche Weise für
eine Detektion markiert werden.
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14 zeigt Daten von Experimenten bezüglich
einer Ausführungsform der Erfindung zur Analyse von mikroRNAs
(miRNA). Rechts im Bild sind Scatter-Plots gezeigt, die die Reproduzierbarkeit der
Signalintensitäten der einzelnen Spots auf verwendeten
Mikroarrays zweier Hybridisierungen von miRNAs aus einer humanen
Herzprobe zeigen (oben), bzw. die Unterschiede in den Signalintensitäten
zwischen zwei Hybridisierungen, wenn Proben aus unterschiedlichen
Geweben verglichen werden (Herz und Gehirn, unten). Links in der
Abbildung sind zwei Säulendiagramme gezeigt, die die Signalintensitäten
verschiedener Mikroarray Sonden nach Hybridisierung mit einer miRNA
Probe aus dem humanen Hirn zeigen, die für die Detektion
einer bestimmten miRNA entworfen wurden. Die Sonden sind entweder
vollständig komplementär zur miRNA (PM) oder tragen
einen, zwei oder drei Mismatches (MM, single, double, triele). Zusätzlich
sind Intensitäten von analogen Sonden gezeigt, die zwei
aufeinanderfolgende Komplementärsequenzen der miRNA aufweisen,
die entweder direkt aufeinanderfolgen oder durch einen Spacer getrennt
sind Tandem oder Tandem mit Spacer). Das untere linke Säulendiagramm
zeigt analoge Daten für eine weitere miRNA. Diese ist in Hirn-
und Herzgewebe unterschiedlich exprimiert, Signalintensitäten
für die Hybridisierungen der Proben aus den jeweiligen
Geweben sind vergleichend gezeigt.
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15 zeigt ein Fluoreszenzbild eines Mikroarrays
von Hybridisierungen von miRNAs aus verschiedenen Geweben (Herz
und Hirn) die unter verschiedenen Bedingungen hybridisiert wurden,
wie in der Tabelle unten angegeben.
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16 zeigt ein Fluoreszenzbild eines Mikroarrays
nach Hybridisierung mit miRNAs und Markierung mit Biotin/Streptavidin-Phycoerythrin
(vor Signalverstärkung; Aufnahmedauer: 2780 ms).
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17 zeigt ein Fluoreszenzbild eines Mikroarrays
nach Hybridisierung mit miRNAs und Markierung mit Biotin/Streptavidin-Phycoerythrin
(SAPE) und darauf folgender Signalverstärkung mittels eines Antikörpers,
der seinerseits biotinmarkiert ist und erneuter Markierung mit Streptavidin-Phycoerythrin (Aufnahmedauer:
1500 ms)
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18 zeigt Daten zur Abhängigkeit der Signalintensität
der Fluoreszenzsignale von Arraybildern nach Hybridisierung mit
RNA-Proben aus humanem Hirn, die entweder ohne vorherige Aufreinigung
oder nach selektiver Anreicherung der miRNAs erfolgte. (Ausgangsmaterial:
5 μg Hirn-RNA; markiert mit mirVANA Labeling Kit (Ambion);
die Daten wurden gegenüber den Hintergrundsignale korrigiert
und sind ohne „gespikete" Kontrollen aber mit Original- und
Tandemsondensequenzen; Normalisierung wurde nicht durchgeführt.)
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19 zeigt Daten und ein Schema zum Themenkomplex „Analyse
von Einzelnukleotidsubstitutionen für das SNP-Genotyping,
Resequencing oder die Methylierungsanalyse". Rechts oben ist ein Schema
gezeigt, das das Assayprinzip verdeutlicht. In Abhängigkeit
des Nukleotids des Probenmoleküls an einer bestimmten Position
findet eine mehr oder weniger effiziente Primer Extension durch
eine DNA Polymerase an unterschiedlichen an der Oberfläche befindlichen
Primermolekülen statt. Links ist ein Fluoreszenzbild eines
Mikroarrays nach einer Primer Extension wie beschrieben gezeigt.
Während der Extension wurde Biotin eingebaut, welches anschließend
mit Streptavidin-Phycoerythrin markiert wurde. In der Vergrößerung
sind die Signalunterschiede für verschiedene Nukleotidpaare
im Primer deutlich zu erkennen. Unten rechts ist ein Säulendiagramm
gezeigt, das quantitativ die Fluoreszenzsignale eines entsprechenden
Arrays zeigt. (PM = perfect match des Nukleotidpaares im Primer,
MM = mismatch).
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20 zeigt Daten zum Themenkomplex „PCR-on-Chip".
Es wurden PCR-Reaktionen im Reaktionsträgers entsprechend
den beiden Schemata mit einem PCR-Produkt des GFP-Gens als Templat durchgeführt,
wobei jeweils einer der Primer auf der Oberfläche immobilisiert
ist. Während der Reaktion wurde Biotin eingebaut und über
SAPE markiert. Fluoreszenzbilder der Arrays sind jeweils rechts
des jeweiligen Schemas gezeigt. Die Datenpunkte, die mit PCR bezeichnet
sind, gehen aus einer PCR-Reaktion hervor, die mit PEX betitelten
Bilder wurden den gleichen Inkubationen bei den gleichen Temperaturen
ausgesetzt, allerdings nicht in zyklischer Weise.
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21 zeigt Daten zum Themenkomplex PCR-on-Chip.
Es wurden PCR-Reaktionen im Reaktionsträger entsprechend
dem Schema links mit einem PCR-Produkt des GFP-Gens als Templat
durchgeführt, wobei innerhalb eines Reaktionsträgers
beide Primer (GFPforw01 und GFPrev01) getrennt auf der Oberfläche
immobilisiert sind. Es wurden dabei verschiedene Primerlängen
zwischen 10 und 30 Nukleotiden verwendet. Während der Reaktion
wurde Biotin eingebaut und über SAPE markiert. Fluoreszenzbilder
der Arrays sind jeweils rechts des Schemas gezeigt. Es wurde in
zwei identischen Reaktionsträgern identische PCR-Reaktionen
verwendet, wobei in einem als löslicher Primer ausschließlich GFPforw01
und im anderen ausschließlich GFPrev01 zugegeben wurde.
Nur an den Positionen, an denen ein PCR-fähiges, gegenläufiges
Primerpaar zustande kommt, wird eine effiziente Signalerzeugung
durch die Amplifikation beobachtet.
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22 zeigt Daten zum Themenkomplex „PCR-on-Chip".
Es wurden PCR-Reaktionen im Reaktionsträgers mit einem
PCR-Produkt des GFP-Gens als Templat durchgeführt, wobei
innerhalb eines Reaktionsträgers verschiedenste Primer
auf der Oberfläche immobilisiert vorlagen und jeweils ein Primer
(GFPforw01 und GFPrev01) zugegeben wurde. Wie unten im Bild gezeigt,
wurden dabei je 30 verschiedene immobilisierte Primer in sense-
und antisense-Richtung verwendet. Es entstehen dadurch in jedem
Array 30 unterschiedliche PCR-Produkte verschiedener Länge.
Je nachdem, welcher Primer in löslicher Form zugegeben
wird, wird nur für die sense- oder antisense-Primer Produktbildung
beobachtet.
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23 zeigt Daten bzgl. „on-chip Primer
Extension" für das Abkopieren von im Reaktionsträger synthetisierten,
immobilisierten Oligonukleotiden. Entsprechend dem Schema im Bild
unten werden Primer an die Oligonukleotide hybridisiert und durch eine
Polymerase verlängert. Die entstandenen, nichtkovalent
gebundenen Einzelstränge können dann durch Waschen
aus dem Reaktionsträger entfernt werden und als Templat
in einer PCR dienen, die zu ihrer Vermehrung eingesetzt werden kann.
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24 zeigt ein Schema, das eine sogenannte „Strand
Displacement Amplification" im Reaktionsträger zeigt. Es
wird eine Hairpin-Sonde mit einem freien 3'-Nukleotid im Reaktionsträger
synthetisiert, die im Doppelstrangbereich eine Erkennungssequenz
für eine weiter entfernt schneidende Nicking Endonuklease
enthält. Nach Primerverlängerung durch eine Polymerase
wird der neu entstandene Strang durch die Nicking Endonuklease geschnitten und
steht für eine erneute Primer Extension zur Verfügung.
Es können beide Enzyme, Polymerase und Nuklease gleichzeitig
in der Lösung vorliegen und eine isotherme, lineare Amplifikation
bewirken.
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25 zeigt ein Schema, das eine sogenannte „Strand
Displacement Amplification" im Reaktionsträger zeigt. Es
wird eine im Reaktionsträger synthetisierte Sonde mit einem
Primer hybridisiert, so dass im Doppelstrangbereich eine Erkennungssequenz
für eine weiter entfernt schneidende Nicking Endonuklease
entsteht. Der Primer kann dabei optional mit der im Reaktionsträger
synthetisierten Sonde chemisch verknüpft werden. Nach Primerverlängerung
durch eine Polymerase wird der neu entstandene Strang durch die
Nicking Endonuklease geschnitten und steht für eine erneute
Primer Extension zur Verfügung. Es können beide
Enzyme, Polymerase und Nuklease gleichzeitig in der Lösung
vorliegen und eine isotherme, lineare Amplifikation bewirken.
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26 zeigt ein Schema, in dem eine Amplifikation
auf der Oberfläche des Reaktionsträgers stattfindet.
Zwei benachbarte Sondenmoleküle mit unterschiedlicher Sequenz
(Primer A und Primer B) können von einer Polymerase nicht
templatabhängig verlängert werden, da diese zu
weit voneinander entfernt sind, um aneinander zu binden (keine Bildung von
dem Fachmann bekannten Primer Homo- oder Hetero-Dimeren). Werden
lösliche, nicht mit der Oberfläche des Reaktionsträgers
verknüpfte Moleküle hinzugegeben, können
die Primer selektiv an gewünschte Moleküle aus
einem komplexen Molekülgemisch (z. B. DNA-Fragmente aus
genomischer DNA) binden und werden von der Polymerase verlängert.
Sie erreichen dann eine Länge, die eine Bindung eines benachbarten
Primers erlaubt, so dass dieser auch von der Polymerase verlängert
werden kann. Nach einem anfänglichen Verlängerungsschritt wird
der Reaktionsträger stringent gewaschen, so dass alle nicht
kovalent an die Oberfläche des Reaktionsträgers
gebundenen Moleküle und Ionen aus dem Reaktionsträger
entfernt werden. Nach erneuter Zugabe von Reagenzien, die für
eine dem Fachmann bekannte PCR-Reaktion notwendig sind, wird der Reaktionsträger
einem Temperatur-Zeit-Profil unterworfen, das eine PCR-Reaktion
ermöglicht.
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27 zeigt ein Schema in dem eine Amplifikation
auf der Oberfläche des Reaktionsträgers stattfindet.
Zwei benachbarte Sondenmoleküle mit unterschiedlicher Sequenz
(Primer A und Primer B) können von einer Polymerase nicht
templatabhängig verlängert werden, da diese zu
weit voneinander entfernt sind, um aneinander zu binden (keine Bildung von
dem Fachmann bekannten Primer Homo- oder Hetero-Dimeren). Werden
lösliche, nicht mit der Oberfläche des Reaktionsträgers
verknüpfte Moleküle hinzugegeben, können
die Primer binden. Es wird nun eine Hybridisierung und ein Waschprofil
durchgeführt, das die selektive Bindung gewünschter
Moleküle aus komplexen Probengemischen erlaubt (z. B. Fragmente
aus genomischer DNA). Ungewünschte Moleküle werden
durch Waschen aus dem Reaktionsträger entfernt. Die Primer,
die Moleküle gebunden haben, werden nach Zugabe von für
eine PCR notwendigen Reagenzien von der Polymerase verlängert.
Sie erreichen dann eine Länge, die eine Bindung eines benachbarten
Primers erlaubt, so dass dieser auch von der Polymerase verlängert
werden kann. Nach einem anfänglichen Verlängerungsschritt wird
der Reaktionsträger optional stringent gewaschen, so dass
alle nicht kovalent an die Oberfläche des Reaktionsträgers
gebundenen Moleküle und Ionen aus dem Reaktionsträger
entfernt werden. Nach erneuter Zugabe von Reagenzien, die für
eine dem Fachmann bekannte PCR-Reaktion notwendig sind, wird der
Reaktionsträger einem Temperatur-Zeit-Profil unterworfen,
das eine PCR-Reaktion ermöglicht.
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28 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Ungewünschte Moleküle werden durch Waschen
entfernt. Es wird nun optional eine einzelstrangspezifische (ssDNA)
Nuklease zugegeben, die alle nicht gebundenen, einzelsträngigen
Sondenmoleküle prozessiert. Die an microRNAs gebundenen Sondenmoleküle
werden nicht prozessiert. Die gebundenen microRNAs fungieren nun
als Primer und werden von einer Polymerase verlängert,
wobei Bausteine mit signalgebenden Gruppen oder Haptenen eingebaut
werden. Nach Waschen können diese direkt oder nach Bindung
eines haptenspezifischen Liganden detektiert werden, der seinerseits
eine oder mehrere signalgebende Gruppen enthält.
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29 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Ungewünschte Moleküle werden durch Waschen
entfernt. Die microRNAs sind vorher mit einer oder mehren signalgebenden
Gruppen oder Haptenen markiert worden. Nach Waschen können
diese direkt oder nach Bindung eines haptenspezifischen Liganden
detektiert werden, der seinerseits eine oder mehrere signalgebende
Gruppen enthält.
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30 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Ungewünschte Moleküle werden durch Waschen
entfernt. Die microRNAs sind vorher mit einer oder mehren signalgebenden
Gruppen oder Haptenen markiert worden. Nach Waschen können
diese direkt oder nach Bindung eines haptenspezifischen Liganden
detektiert werden, der seinerseits eine oder mehrere signalgebende
Gruppen enthält.
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31 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte Hybridisierungs-
und Waschschritte selektiv aus einem komplexen Probengemisch heraus
im Reaktionsträger zurückgehalten werden. Die
Sondenmoleküle enthalten dabei mehrere Stellen für
die Bindung einer microRNA, vorzugsweise zwei, drei, vier oder fünf.
Ungewünschte Moleküle werden durch Waschen entfernt.
Die microRNAs sind vorher mit einer oder mehreren signalgebenden
Gruppen oder Haptenen markiert worden. Nach Waschen können
diese direkt oder nach Bindung eines haptenspezifischen Liganden
detektiert werden, der seinerseits eine oder mehrere signalgebende
Gruppen enthält.
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32 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Die Sondenmoleküle enthalten dabei mehrere Stellen
für die Bindung einer microRNA, vorzugsweise zwei, drei,
vier oder fünf. Ungewünschte Moleküle
werden durch Waschen entfernt. Die microRNAs sind vorher mit einer
oder mehreren signalgebenden Gruppen oder haptenen markiert worden. Nach
Waschen können diese direkt oder nach Bindung eines haptenspezifischen
Liganden detektiert werden, der seinerseits eine oder mehrere signalgebende
Gruppen enthält.
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33 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Ungewünschte Moleküle werden durch Waschen
entfernt. Die microRNAs werden dann durch ein oder mehrere Enzyme,
vorzugsweise Polymerasen und/oder Ligasen mit einer oder mehreren signalgebenden
Gruppen oder Haptenen markiert. Nach Waschen können diese
direkt detektiert werden oder nach Bindung eines haptenspezifischen
Liganden, der seinerseits eine oder mehrere signalgebende Gruppen
enthält.
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34 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Ungewünschte Moleküle werden durch Waschen
entfernt. Die microRNAs werden dann durch ein oder mehrere Enzyme,
vorzugsweise Polymerasen und/oder Ligasen mit einer oder mehreren signalgebenden
Gruppen oder Haptenen markiert. Nach Waschen können diese
direkt detektiert werden oder nach Bindung eines haptenspezifischen
Liganden, der seinerseits eine oder mehrere signalgebende Gruppen
enthält.
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35 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Die Sondenmoleküle enthalten dabei mehrere Stellen
für die Bindung einer microRNA, vorzugsweise zwei, drei,
vier oder fünf. Ungewünschte Moleküle
werden durch Waschen entfernt. Die microRNAs werden dann durch ein
oder mehrere Enzyme, vorzugsweise Polymerasen und/oder Ligasen mit
einer oder mehreren signalgebenden Gruppen oder Haptenen markiert.
Nach Waschen können diese direkt detektiert werden oder
nach Bindung eines haptenspezifischen Liganden, der seinerseits
eine oder mehrere signalgebende Gruppen enthält.
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36 zeigt ein Prinzip zur Detektion von microRNAs.
Diese binden selektiv an im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmoleküle und können durch dem Fachmann bekannte
Hybridisierungs- und Waschschritte selektiv aus einem komplexen
Probengemisch heraus im Reaktionsträger zurückgehalten
werden. Die Sondenmoleküle enthalten dabei mehrere Stellen
für die Bindung einer microRNA, vorzugsweise zwei, drei,
vier oder fünf. Ungewünschte Moleküle
werden durch Waschen entfernt. Die microRNAs werden dann durch ein
oder mehrere Enzyme, vorzugsweise Polymerasen und/oder Ligasen mit
einer oder mehreren signalgebenden Gruppen oder Haptenen markiert.
Nach Waschen können diese direkt detektiert werden oder
nach Bindung eines haptenspezifischen Liganden, der seinerseits
eine oder mehrere signalgebende Gruppen enthält.
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37 zeigt ein Arbeitsflussschema für die Detektion
und Typisierung von Viren und anderen Pathogenen. Nach quantitativer
real-time-PCR wird im Falle eines positiven Test das entstandene PCR-Produkt
direkt, ohne erneute PCR für eine Hybridisierung im Reaktionsträger
verwendet. Diese dient der Typisierung des detektierten Virus oder
der Entdeckung neuer Mutanten, Stämme oder Typen eines
Virus.
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38 zeigt eine Ausführungsform, bei der ein
im Reaktionsträger der erfindungsgemäßen
Prozessanlage synthetisiertes Sondenmolekül eine Hairpinstruktur
ausbildet. Es gibt vorzugsweise zwei mögliche Erkennungssequenzen
im Stamm der Hairpinstruktur: eine Oberflächen-nahe (d.
h. proximale) und eine Oberflächen-ferne (d. h. distale).
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39 zeigt eine Ausführungsform, bei der ein
Sondenmolekül, das eine Hairpinstruktur ausbildet und zwei
Sequenzen A und A* aufweist, die durch einen Linker verbunden sind,
verwendet wird, um eine Sequenz A (Abbildung A) oder A* (Abbildung
B) zu binden. Dadurch wird eine Änderung der Sekundärstruktur
des Sondenmoleküls verursacht, die nachgewiesen werden
kann.
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40 zeigt eine Ausführungsform wie in 39 mit dem Unterschied, dass an Sequenz A (Abbildung
A) und A* (Abbildung B) jeweils eine Sequenz X und Z angefügt
ist, wobei diese nicht miteinander paaren und besondere im folgenden
näher erläuterte Eigenschaften aufweisen.
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41 zeigt eine Ausführungsform wie in 38 mit dem Unterschied, dass an Sequenz A und A*
jeweils ein Fluorophor (Abbildung A) oder ein Quenchermolekül
(Abbildung B) angefügt ist, die eine Detektion der Änderung
der Sekundärstruktur im Sondenmolekül vereinfachen.
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42 zeigt eine Ausführungsform wie in 39, die verwendet wird, um beide Stränge
eines doppelsträngigen Probenmoleküls (Target)
zu binden.
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43 zeigt eine Ausführungsform, bei der ein
im Reaktionsträger der erfindungsgemäßen
Prozessanlage synthetisiertes Sondenmolekül eine Hairpinstruktur
ausbildet. Es sind zwei mögliche Erkennungssequenzen vorhanden,
und das Sondenmolekül ist nicht terminal, sondern intern
mit der Oberfläche des Reaktionsträgers verknüpft.
Bei Typ A ist die oder sind die Erkennungssequenzen im Loop und
bei Typ B ist die oder sind die Erkennungssequenzen im Stem. Die
Erkennungssequenz ist jeweils dunkel schraffiert dargestellt.
-
5 Grundzüge des Lösungsweges
-
5.1 Definitionen
-
Bevor
die vorliegende Erfindung unten im Detail beschrieben werden wird,
wird darauf hingewiesen, dass die Erfindung nicht auf die besonderen, hierin
beschriebenen bevorzugten Verfahren, Versuchsvorschriften und Reagenzien
beschränkt ist, da diese variieren können. Es
ist auch selbstverständlich, dass die hierin verwendete
Terminologie nur dem Zweck der Beschreibung besonderer Ausführungsformen
dient und nicht den Umfang der vorliegenden Erfindung begrenzen
soll, der nur durch die angehängten Patentansprüche
begrenzt werden wird. Sofern hierin nichts anderes angegeben ist,
haben alle technischen und wissenschaftlichen Begriffe die gleichen
Bedeutungen wie sie üblicherweise von einem gewöhnlichen
Fachmann des Fachgebiets verstanden werden.
-
Vorzugsweise
haben die hierin verwendeten Begriffe die Bedeutung, die ihnen in "A
multilingual glossary of biotechnological terms: (IUPAC Recommendations)",
Leuenberger, H. G. W, Nagel, B. and Kölbl, H. eds. (1995),
Helvetica Chimica Acta, CH-4010 Basel, Switzerland) zugeschrieben
werden.
-
In
der gesamten Beschreibung und den nachfolgenden Patentansprüchen
beinhaltet das Wort „umfassen" und Variationen wie „umfasst"
und „umfassend", sofern der Kontext nichts anderes verlangt,
den Einschluss einer angegebenen ganzen Zahl oder eines Schritts
oder einer Gruppe ganzer Zahlen oder Schritte, aber nicht den Ausschluss
irgendeiner anderen ganzen Zahl oder eines Schrittes oder einer
Gruppe ganzer Zahlen oder Schritte.
-
Zahlreiche
Dokumente werden im gesamten Text dieser Beschreibung zitiert. Jedes
der hierin zitierten Dokumente (einschließlich aller Patentschriften,
Patentanmeldungen, wissenschaftlicher Veröffentlichungen,
Herstellerangaben, Anleitungen, Sequenzhinterlegungen bei GenBank
unter einer Zugangsnummer (Accession Number) etc.), gleich ob im
vorangegangen oder im nachfolgenden zitiert, ist hiermit in seiner
Gesamtheit durch Bezugnahme eingeschlossen. Nichts in dieser Beschreibung
soll als Eingeständnis ausgelegt werden, dass die vorliegende
Erfindung nicht berechtigt ist, solch einer Offenbarung kraft früherer
Erfindung vorauszugehen.
-
Ein „Rezeptor"
im Sinne der vorliegenden Erfindung ist jedes Molekül,
das einen Analyten binden kann. Vorzugsweise ist die Bindung zum
Analyten spezifisch und selektiv. In bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung ist der „Rezeptor" immobilisiert, vorzugsweise
auf einem Trägerkörper oder kurz Träger.
Bevorzugte Rezeptoren der Erfindung umfassen Oligopeptide oder Polypeptide,
im folgenden auch kurz mit dem Begriff „Peptid" zusammengefasst.
Diese Oligopeptide oder Polypeptide können aus den bekannten
natürlich vorkommenden 20 Aminosäuren zusammengesetzt,
sie können aber auch natürlich vorkommende oder
synthetische Aminosäurenanaloga und/oder -derivate enthalten.
Diese Aminosäuren, Aminosäureanaloga und/oder
-derivate können optional Markierungen, wie z. B. Farbstoffe
tragen. Oligopeptide bestehen typischerweise aus bis zu 30 Aminosäuren,
Aminosäureanaloga und/oder -derivaten, während
Polypeptide aus mehr als 30 Aminosäuren, Aminosäureanaloga
und/oder -derivaten bestehen, wobei keine scharfe Abgrenzung zwischen
Oligopeptiden oder Polypeptiden besteht. Oligopeptide oder Polypeptide,
die als Rezeptor im Sinne der Erfindung verwendet werden, umfassen
vorzugsweise mindestens 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18,
19, 20, 25, 30, 35, 40, 45, 50, 55 oder 60 Aminosäuren,
Aminosäureanaloga und/oder -derivate.
-
Besonders
bevorzugte „Rezeptoren" der Erfindung umfassen Oligonukleotide
oder Polynukleotide, im Folgenden auch zusammenfassend als Nukleinsäuren
bezeichnet. Diese Oligonukleotide oder Polynukleotide können
aus Desoxyribonukleotiden oder aus Ribonukleotiden oder aus Mischungen
davon bestehen und können einzelsträngig oder
doppelsträngig sein. Diese Oligonukleotide können
darüber hinaus zusätzlich oder ausschließlich Nukleinsäureanaloga
und/oder -derivate enthalten, wie z. B. Peptid-Nukleinsäuren
(PNA), Locked-Nukleinsäuren (LNA), etc. In bevorzugten
Ausführungsformen sind die Nukleobasen dieser Desoxyribonukleotide,
Ribonukleotide, Nukleotidanaloga und Nukleotidderivate ausgewählt
aus Adenin (A), Cytosin (C), Guanin (G), Thymin (T) und Uracil (U),
wobei Desoxyribonukleotide typischerweise die Nukleobasen A, C,
G oder T enthalten und Ribonukleotide typischerweise die Nukleobasen
A, C, G oder U enthalten. Außer den genannten Nukleobasen
können die Rezeptoren der Erfindung auch Varianten und
Derivate dieser Nukleobasen enthalten, beispielsweise methylierte
Nukleobasen oder solche, die kovalent gebundene Markierungen, wie
zum Beispiel Farbstoffe oder Haptene tragen. Oligonukleotide bestehen
typischerweise aus bis zu 30 Nukleotiden, Nukleotidanaloga oder
-derivaten, während Polynukleotide aus mehr als 30 Nukleotiden,
Nukleotidanaloga oder -derivaten bestehen, wobei keine scharfe Abgrenzung
zwischen Oligonukleotiden und Polynukleotiden besteht. Vorzugsweise umfassen
Oligonukleotide oder Polynukleotide, die als Rezeptor im Sinne der
Erfindung verwendet werden, mindestens 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14,
15, 16, 17, 18, 19, 20, 25, 30, 35, 40, 45, 50, 55 oder 60 Nukleotide,
Nukleotidanaloga oder -derivate.
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Der
Begriff „asymmetrische Rezeptoren", wie er hierin verwendet
wird, bezeichnet Rezeptoren, die aus mindestens 2 unterschiedlichen
Arten von Rezeptorbausteinen bestehen, d. h. mehr als 1, 2, 3, 4,
5, 6, 7, oder 8 unterschiedliche Arten von Rezeptorbausteinen enthalten.
Eine „Art von Rezeptorbausteinen" oder auch ein „Satz
von Rezeptorbausteinen" umfasst jeweils eine Gruppe von Rezeptorbausteinen,
die ein gemeinsames strukturelles Merkmal haben, sich aber in einem
anderen strukturellen Merkmal unterscheiden. Falls der Rezeptor
aus Nukleinsäuren, Nukleinsäureanaloga und/oder
Nukleinsäurederivaten besteht, so umfasst zum Beispiel
ein „Satz von Rezeptorbausteinen" alle Desoxyribonukleotide
unabhängig davon, welche Nukleobase das Desoxyribonukleotid
trägt. Ein zweiter „Satz von Rezeptorbausteinen"
umfasst beispielsweise alle Locked-Nukleinsäuren, d. h.
alle LNA-Nukleotide, unabhängig davon, welche Nukleobase
das jeweilige LNA-Nukleotide trägt. Das heißt
also, dass ein „asymmetrischer Rezeptor", der aus Nukleinsäuren besteht,
mindestens zwei verschiedenen Nukleotidarten, beispielsweise DNA
+ LNA oder DNA + PNA oder DNA + RNA, umfasst.
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Die
Rezeptoren der Erfindung können eine oder mehrere „Sekundärstrukturen"
ausbilden. Ein Rezeptor der Erfindung kann in seiner Gesamtheit oder
auch nur in Teilbereichen eine oder mehrere Sekundärstrukturen
aufweisen. Für den Fall, dass die Rezeptoren der Erfindung
Oligopeptide oder Polypeptide sind, so können diese unter
anderem die dem Fachmann bekannten Sekundärstrukturen α-Helix, β-Faltblatt
und β-Turn ausbilden. Diese Sekundärstrukturen
setzen eine Mindestlänge des betreffenden Oligo- oder Polypeptids
voraus, zum Beispiel im Fall von α-Helices mindestens 4
Aminosäuren, im Falle von β-Faltblättern
mindestens 4 Aminosäuren. Diese Sekundärstrukturen
umfassen vorzugsweise mindestens 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13,
14, 15, 20, 25 oder 30 Aminosäuren. Für den Fall,
dass die Rezeptoren der Erfindung Oligo- oder Polynukleotide sind,
können sie Sekundärstrukturen wie z. B. Haarnadelstrukturen
(engl. hairpin structure), interne Schlaufen (internal loops), so
genannte „Bulges" (engl. bulge = Ausbuchtung) und/oder
so genannte Pseudoknoten aufweisen. Es ist besonders bevorzugt,
dass der Rezeptor ein einzelsträngiges Oligo- oder Polynukleotid
ist und dass die Sekundärstruktur eine Haarnadelstruktur
ist. Die Haarnadelstruktur ist gekennzeichnet durch eine Stammregion
(engl. stem), die aus einer selbstkomplementären Helix
besteht, und eine Schlaufenregion (engl loop), die aus einem einzelsträngigen,
ungepaarten Bereich besteht. Vorzugsweise weist die Schlaufenregion
eine Länge von mindestens 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11,
12 oder mehr Nukleotiden auf. Weiterhin ist es bevorzugt, dass die
Schlaufenregion eine Länge von höchstens 100,
90, 80, 70, 60, 50, Nukleotiden aufweist. Die Stammregion weist
vorzugsweise eine Länge von 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11,
12, 13, 14, 15 oder mehr Basenpaaren auf. Weiterhin ist bevorzugt, dass
die Stammregion eine Länge von höchstens 40, 35,
30, oder 25 Basenpaaren aufweist. Die Gesamtlänge des Rezeptors,
der eine Haarnadelstruktur ausbildet, beträgt vorzugsweise
mindestens 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22,
23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 32, 35, 40, 45, 50, 60, 80, 100 oder
mehr Nukleotide. Es versteht sich von selbst, dass ein Oligo- oder
Polynukleotid nur dann eine Haarnadelstruktur ausbilden kann, wenn
es über selbstkomplementäre Bereiche verfügt.
Dem Fachmann sind Verfahren, Algorithmen und Computerprogramme zur
Ermittlung solcher selbstkomplementären Bereiche und zur
Konstruktion von Oligo- bzw. Polynukleotiden, die Haarnadelstrukturen
oder andere Sekundärstrukturen aufweisen, bekannt. Dem Fachmann
sind weiterhin experimentelle oder rechnerische Verfahren, Algorithmen
oder Computerprogramme zur Bestimmung physikalischer Eigenschaften
solcher Haarnadelstrukturen bekannt; insbesondere kennt der Fachmann
experimentelle oder rechnerische Verfahren zu Bestimmung der Schmelztemperatur
solcher Haarnadelstrukturen, genauer gesagt der Stammregion der
Haarnadel. In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung
ist die Schmelztemperatur der Haarnadelstruktur niedriger als die Schmelztemperatur
des Hybridisierungsprodukts aus Rezeptor und spezifisch bindefähigem
Analyten. In anderen Worten: in Gegenwart eines spezifisch bindefähigen
Analyten löst sich die Haarnadelstruktur auf, und der Rezeptor
und der spezifisch bindefähige Analyt hybridisieren miteinander.
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Eine „Lichtquellenmatrix"
im Sinne dieser Erfindung ist vorzugsweise eine programmierbare Lichtquellenmatrix,
z. B. ausgewählt aus einer Lichtventilmatrix, einem Spiegelarray,
einem UV-Laserarray und einem UV-LED-(Dioden)-Array. Die programmierbare
Lichtquellenmatrix bzw. Belichtungsmatrix kann eine Reflexionsmatrix,
eine Lichtventilmatrix, z. B. eine LCD-Matrix, oder eine selbstemittierende
Belichtungsmatrix sein. In bevorzugten Ausführungsformen
kann die Lichtventilmatrix eine Strahlungsquelle steuern, die vorzugsweise
vorbestimmte Positionen ansteuern kann. Derartige Lichtmatrices
sind z. B. in
WO 00/13018 offenbart.
Vorzugsweise ist die Lichtventilmatrix ausgewählt aus der
Gruppe bestehend aus DLP, LCoS-Panels, und LCD-Panels und die Strahlungsquelle,
welche vorbestimmte Positionen ansteuern kann, ist ausgewählt
aus einem LED-Array und einem OLED-Array.
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Eine „miniaturisierte
Flusszelle" im Sinne dieser Erfindung ist eine dreidimensionale
Mikrokavität, die jeweils über mindestens einen
Eingang und einen Ausgang verfügt. Vorzugsweise ist der
Innenraum so gestaltet, dass er wie ein einziger langer Kanal von
einem oder mehreren Eingängen zu einem oder mehreren Ausgängen
führt und somit eine schnelle druckgetriebene Befüllung
(Über- und/oder Unterdruck) mit Reagenzien und sonstigen
Medien erlaubt. Dieser Kanal hat vorzugsweise einen Durchmesser
im Bereich von 10 bis 10.000 μm, besonders bevorzugt von
50 bis 250 μm und kann grundsätzlich in beliebiger
Form ausgestaltet sein, z. B. mit rundem, ovalem, quadratischem
oder rechteckigem Querschnitt. Die Länge einer Flusszelle
kann zwischen 10 μm und 10 cm variieren. Bei Flusszellenlängen,
die die Breite bzw. Länge des Trägers überschreiten,
kann diese auch mäanderförmig angebracht werden.
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Eine
"Primerverlängerungsreaktion" im Sinne der Erfindung bezeichnet
jede Reaktion, bei der ein Primermolekül, welches an ein
Templat hybridisiert ist, in Abhängigkeit von der Sequenz
des Templats verlängert wird. Das Templat kann eine Nukleinsäure,
d. h. DNA oder RNA, oder ein Nukleinsäureanalogon sein.
Falls es sich bei dem Templat um DNA handelt, kann die Primerverlängerungsreaktion
durch jede geeignete, dem Fachmann bekannte DNA-abhängige
Polymerase erreicht werden. Vorzugsweise ist die DNA-abhängige
Polymerase eine DNA-Polymerase, jedoch können auch geeignete
DNA-abhängige RNA-Polymerasen in den „Primerverlängerungsreaktionen"
der Erfindung Verwendung finden. Falls es sich bei dem Templat um
RNA handelt, kann die Primerverlangerungsreaktion durch jede geeignete,
dem Fachmann bekannte RNA-abhängige Polymerase erreicht
werden. Vorzugsweise ist die RNA-abhängige Polymerase eine
RNA-abhängige DNA-Polymerase Solche RNA-abhängigen
DNA-Polymerasen sind auch als „Reverse Transkriptasen" bekannt.
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Ein „Amplifikation"
einer Nukleinsäure im Sinne dieser Erfindung bezeichnet
jede Erzeugung eines neuen Nukleinsäurestrangs ausgehend
von einem vorhandenen Nukleinsäurestrang. Der Begriff „Amplifikation"
schließt somit auch die Synthese eines einzelnen komplementären
Strangs in einer Primerverlängerungsreaktion ein. Der Begriff „Amplifikation"
umfasst aber auch die Verdoppelung oder weitere Vervielfältigung
von Nukleinsäuresträngen in Verfahren wie Polymerasekettenreaktion
oder Multiple Displacement Amplification.
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5.2 Kurzfassung der Erfindung
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In
einem ersten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf eine molekularbiologische
Prozessanlage umfassend (a) ein Gerät für die
in-situ-Synthese von Arrays von Rezeptoren, (b) ein oder mehrere
Elemente für die Abarbeitung fluidischer Schritte, wie
der Probenzugabe, Reagenzien-Zugabe, Waschschritte oder/und Probenableitung,
(c) eine Detektionseinheit für die Erfassung eines optischen
oder elektrischen Signals, (d) eine speicherprogrammierbare Einheit für
die Steuerung der Synthese, und (e) eine speicherprogrammierbare
Einheit für die Steuerung der Fluidik, der Detektion und
der Speicherung und Verwaltung der Messdaten.
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In
bevorzugten Ausführungsformen dieses ersten Aspekts ist
die molekularbiologische Prozessanlage dadurch gekennzeichnet, dass
sie eine oder mehrere miniaturisierte Flusszellen aufweist und dass
ein fluidischer Schritt in dieser einen oder diesen mehreren miniaturisierten
Flusszellen 1 min oder weniger, mehr bevorzugt 30 sec oder weniger,
noch mehr bevorzugt 10 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt 1 sec
oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,1 sec oder weniger, noch mehr
bevorzugt 0,01 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,001 sec oder weniger
und am meisten bevorzugt 0,0001 sec oder weniger dauert. In bevorzugten
Ausführungsformen dieses ersten Aspekts ist die molekularbiologische Prozessanlage
dadurch gekennzeichnet, dass sie eine oder mehrere miniaturisierte
Flusszellen aufweist und dass das Fluidvolumen in dieser einen oder diesen
mehreren miniaturisierten Flusszellen 40% oder weniger, mehr bevorzugt
25% oder weniger, noch mehr bevorzugt 10% oder weniger, noch mehr bevorzugt
5% oder weniger, noch mehr bevorzugt 1% oder weniger, noch mehr
bevorzugt 0,5% oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,1% oder weniger, noch
mehr bevorzugt 0,01% oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,001% oder
weniger und am meisten bevorzugt 0,0001% oder weniger des Volumens der
Zuleitung zum Fluidreservoir beträgt. In bevorzugten Ausführungsformen
dieses ersten Aspekts ist die molekularbiologische Prozessanlage
dadurch gekennzeichnet, dass sie eine oder mehrere miniaturisierte
Flusszellen aufweist und dass bei der Abarbeitung der fluidischen
Schritte mindestens 2, mehr bevorzugt mindestens 5, noch mehr bevorzugt
mindestens 10, noch mehr bevorzugt mindestens 100, noch mehr bevorzugt
mindestens 500 und am meisten bevorzugt mindestens 1000 unterschiedliche
Reagenzien in diese eine oder diese mehreren miniaturisierten Flusszellen
eingebracht werden. In besonders bevorzugten Ausführungsformen
werden bei der Abarbeitung der fluidischen Schritte diese unterschiedlichen Reagenzien
in 10 min oder weniger, vorzugsweise in 1 min oder weniger, mehr
bevorzugt in 30 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt in 10 sec
oder weniger, noch mehr bevorzugt in 1 sec oder weniger, noch mehr
bevorzugt in 0,1 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt in 0,01 sec
oder weniger und am meisten bevorzugt in 0,001 sec oder weniger
in eine oder mehrere miniaturisierte Flusszellen eingebracht.
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In
einem zweiten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Analyse der Nukleinsäuresequenz eines Nukleinsäureanalyten
umfassend die Schritte: (a) in-situ-Synthese wenigstens einer Oligonukleotidsonde
in wenigstens einem Synthesebereich in einer miniaturisierten Flusszelle;
(b) Zugabe wenigstens eines einzelsträngigen oder doppelsträngigen
Nukleinsäureanalyten zu den miniaturisierten Flusszellen;
(c) Ligation oder sequenzspezifische Hybridisierung des Nukleinsäureanalyten
an die Oligonukleotidsonde; und (d) wenigstens ein templat-abhängiger
Nukleinsäuresyntheseschritt, der mit einer Änderung
in einem optischen oder elektrischen Signal einhergeht.
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In
bevorzugten Ausführungsformen dieses zweiten Aspekts beträgt
das Innenvolumen der Flusszelle aus Schritt (a) vorzugsweise 40%
oder weniger, mehr bevorzugt 25% oder weniger, noch mehr bevorzugt
10% oder weniger, noch mehr bevorzugt 5% oder weniger, noch mehr
bevorzugt 1% oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,5% oder weniger,
noch mehr bevorzugt 0,1% oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,01%
oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,001% oder weniger und am meisten
bevorzugt 0,0001% oder weniger des Volumens der Zuleitung zum Fluidreservoir.
In bevorzugten Ausführungsformen dieses zweiten Aspekts
ist die Flusszelle aus Schritt (a) dadurch gekennzeichnet, dass
ein fluidischer Schritt vorzugsweise 1 min oder weniger, mehr bevorzugt
30 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt 10 sec oder weniger, noch
mehr bevorzugt 1 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt 0,1 sec oder
weniger, noch mehr bevorzugt 0,01 sec oder weniger, noch mehr bevorzugt
0,001 sec oder weniger und am meisten bevorzugt 0,0001 sec oder
weniger dauert.
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In
einem dritten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Amplifikation einer Zielnukleinsäure umfassend die
Schritte: (a) in-situ-Synthese wenigstens einer Oligonukleotidsonde
in wenigstens einem Synthesebereich in einer miniaturisierten Flusszelle;
(b) Zugabe wenigstens eines einzel- oder doppelsträngigen
Nukleinsäureanalyten zu den miniaturisierten Flusszellen;
(c) Ligation oder sequenzspezifische Hybridisierung des Nukleinsäureanalyten an
die Oligonukleotidsonde; und (d) wenigstens eine Runde Nukleinsäureamplifikation.
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In
bevorzugten Ausführungsformen dieses dritten Aspekts umfasst
Schritt (d) den Schritt einer Templat-abhängigen Nukleinsäuresynthese und/oder
das Ligieren eines Oligonukleotidprimer oder eines Adapternukleotids
an den Nukleinsäureanalyten und/oder den Schritt des Verdaus
mit einer Restriktionsendonuklease. In bevorzugten Ausführungsformen
dieses dritten Aspekts geht einer oder mehrere der Schritte (a)
bis (d) mit einer Änderung in optischen oder elektrischen
Eigenschaften einher. Vorzugsweise ist diese Änderung einer
optischen Eigenschaft eine Änderung der Lokalisation, der
Emission, der Absorption, oder der Menge eines optischen Markers.
In bevorzugten Ausführungsformen dieses dritten Aspekts
umfasst das Verfahren zusätzlich den Schritt einer in-situ-Synthese
wenigstens eines Oligonukleotidprimers in der miniaturisierten Flusszelle, der
in seinem Synthesebereich ablösbar befestigt ist. In bevorzugten
Ausführungsformen dieses dritten Aspekts umfasst das Verfahren
zusätzlich das Freisetzen zweier oder mehr Oligonukleotidprimer
und deren Hybridisierung zur Ausbildung eines doppelsträngigen
Adapteroligonukleotids. Es ist außerdem bevorzugt, dass
das Amplifikationsverfahren ausgewählt ist aus Strand-displacement-Amplifikation, PCR
und Rolling-circle-Amplifikation. In bevorzugten Ausführungsformen
dieses dritten Aspekts wird das Amplifikationsprodukt von der Oberfläche
des der miniaturisierten Flusszelle freigesetzt. Es ist außerdem bevorzugt,
dass das Amplifikationsprodukt einem oder mehreren weiteren Verarbeitungs-
und/oder Analyseschritten unterzogen wird, die ausgewählt sind
aus PCR, Gelelektrophorese, Ligation, Restriktionsverdau, Phosphatase-Behandlung,
Kinase-Behandlung, in-vitro-Proteintranslation und in-vivo-Proteintranslation.
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In
einem vierten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Herstellung eines Trägers für die Bestimmung
von Nukleinsäure-Analyten durch Hybridisierung, umfassend
die Schritte: (a) Bereitstellen eines Trägerkörpers
und (b) schrittweises Aufbauen eines Arrays von mehreren verschiedenen Rezeptoren
ausgewählt aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga
auf dem Träger durch orts- oder/und zeitspezifisches Immobilisieren
von Rezeptorbausteinen an jeweils vorbestimmten Positionen auf dem
oder im Trägerkörper, wobei man für die Synthese
der Rezeptoren mehrere unterschiedliche Sätze von Synthesebausteinen
verwendet, um asymmetrische, d. h. aus mehreren unterschiedlichen
Arten von Rezeptorbausteinen bestehende Rezeptoren zu erhalten.
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In
einem fünften Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein
Verfahren zur Herstellung eines Trägers für die
Bestimmung von Nukleinsäure-Analyten durch Hybridisierung,
umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen eines Trägerkörpers
und (b) schrittweises Aufbauen eines Arrays von mehreren verschiedenen Rezeptoren
ausgewählt aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga
auf dem Träger durch orts- oder/und zeitspezifisches Immobilisieren
von Rezeptorbausteinen an jeweils vorbestimmten Positionen auf dem
oder im Trägerkörper, wobei in einer oder mehreren
der vorbestimmten Positionen die Nukleotidsequenzen der Rezeptoren
derart ausgewählt sind, dass die Rezeptoren in Abwesenheit
eines damit spezifisch bindefähigen Analyten zumindest
teilweise als Sekundärstruktur vorliegen.
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In
einem sechsten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Bestimmung von Analyten, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen
eines Trägers mit mehreren vorbestimmten Bereichen, an
denen jeweils unterschiedliche Rezeptoren ausgewählt aus
Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga immobilisiert
sind, wobei in einem oder mehreren der vorbestimmten Bereiche die
Rezeptoren aus mehreren unterschiedlichen Arten von Rezeptorbausteinen
bestehen, (b) Inkontaktbringen des Trägers mit einer Analyten
enthaltenden Probe und (c) Bestimmen der Analyten über
deren Bindung an die auf dem Träger immobilisierten Rezeptoren,
wobei die Bindung eines Analyten an einem damit spezifisch bindefähigen
Rezeptor zu einer detektierbaren Signaländerung führt.
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In
einem siebten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Bestimmung von Analyten, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen
eines Trägers mit mehreren vorbestimmten Bereichen, an denen
jeweils unterschiedliche Rezeptoren ausgewählt aus Nukleinsäuren
und Nukleinsäureanaloga immobilisiert sind, wobei in einem
oder mehreren der vorbestimmten Bereiche die Rezeptoren in Abwesenheit
eines damit spezifisch bindefähigen Analyten zumindest
teilweise als Sekundärstruktur vorliegen, (b) Inkontaktbringen
des Trägers mit einer Analyten enthaltenden Probe und (c)
Bestimmen der Analyten über deren Bindung an die auf dem
Träger immobilisierten Rezeptoren, wobei die Bindung eines
Analyten an einem damit spezifisch bindefähigen Rezeptor den
Nachweis der Auflösung der in Abwesenheit des Analyten
vorliegenden Sekundärstruktur umfasst.
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In
einem achten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Amplifikation einer Zielnukleinsäure umfassend die
Schritte: (a) in-situ-Synthese wenigstens einer Oligonukleotidsonde
in wenigstens einem Synthesebereich in einer miniaturisierten Flusszelle;
wobei die Oligonukleotidsonde intramolekulare Hybridisierungsbereiche
aufweist; wobei einer der intramolekularen Hybridisierungsbereiche
am 3'-Ende der Oligonukleotidsonde positioniert ist; und wobei eine
Erkennungssequenz für eine Nicking- Endonuklease (I) in
dem Hybridisierungsbereich am 3'-Ende der Oligonukleotidsonde vorhanden ist,
oder (II) durch eine sequenzabhängige Verlängerung
des Hybridisierungsbereich am 3'-Ende der Oligonukleotidsonde generiert
werden kann, oder (III) in dem Hybridisierungsbereich am 3'-Ende
der Oligonukleotidsonde partiell vorhanden ist und durch eine sequenzabhängige
Verlängerung des Hybridisierungsbereichs am 3'-Ende der
Oligonukleotidsonde vervollständigt werden kann; (b) sequenzspezifische Hybridisierung
der intramolekularen Hybridisierungsbereiche der Oligonukleotidsonde
miteinander; (c) Zugabe einer DNA-Polymerase; (d) sequenzabhängige
Synthese eines komplementären DNA-Strangs durch die DNA-Polymerase
ausgehend vom 3'-Ende der Oligonukleotidsonde; (e) Zugabe einer
Nicking-Endonuclease; (f) Erzeugung eines erkennungssequenzspezifischen
Einzelstrangbruchs durch die Nicking-Endonuclease; (g) sequenzabhängige
Synthese eines neuen komplementären DNA-Strangs durch die
DNA-Polymerase ausgehend vom in (f) erzeugten Einzelstrangbruch
unter Verdrängung des zuvor synthetisierten komplementären DNA-Strangs;
und (h) optional einmalige oder mehrmalige Wiederholung der Schritte
(f) und (g); wobei Schritt (c) vor, während oder nach Schritt
(b) erfolgend kann; und wobei Schritt (e) vor, während
oder nach einem der Schritte (b), (c) oder (d) erfolgen kann.
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In
einem neunten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Amplifikation einer Zielnukleinsäure umfassend die
Schritte: (a) in-situ-Synthese wenigstens einer Oligonukleotidsonde
in wenigstens einem Synthesebereich in einer miniaturisierten Flusszelle;
(b) Zugabe eines Primermoleküls; wobei der Primer so gestaltet
ist, dass er zumindest an seinem 3'-Ende einen zur Oligonukleotidsonde komplementären
Bereich aufweist; und wobei eine Erkennungssequenz für
eine Nicking-Endonuklease (I) in dem zur Oligonukleotidsonde komplementären Bereich
des Primers vorhanden ist, oder (II) durch eine sequenzabhängige
Verlängerung des zur Oligonukleotidsonde komplementären
Bereichs generiert werden kann, oder (III) in dem zur Oligonukleotidsonde
komplementären Bereich des Primers partiell vorhanden ist
und durch eine sequenzabhängige Verlängerung des
zur Oligonukleotidsonde komplementären Bereichs des Primers
vervollständigt werden kann; (c) sequenzspezifische Hybridisierung
des Primermoleküls an die Oligonukleotidsonde; (d) Zugabe einer
DNA-Polymerase; (e) sequenzabhängige Synthese eines komplementären
DNA-Strangs durch die DNA-Polymerase ausgehend vom 3'-Ende des Primermoleküls;
(f) Zugabe einer Nicking-Endonuclease; (g) Erzeugung eines erkennungssequenzspezifischen
Einzelstrangbruchs durch die Nicking-Endonuclease; (h) sequenzabhängige
Synthese eines neuen komplementären DNA-Strangs durch die
DNA-Polymerase ausgehend vom in (g) erzeugten Einzelstrangbruch
unter Verdrängung des zuvor synthetisierten komplementären DNA-Strangs;
und (i) optional einmalige oder mehrmalige Wiederholung der Schritte
(g) und (h); wobei Schritt (d) vor, während oder nach einem
der Schritt (b) oder (c) erfolgen kann; und wobei Schritt (f) vor,
während oder nach einem der Schritte (b), (c), (d) oder
(e) erfolgen kann.
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In
einem zehnten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Amplifikation einer Zielnukleinsäure umfassend die
Schritte: (a) in-situ-Synthese einer Vielzahl wenigstens einer ersten
Oligonukleotidsonde in wenigstens einem Synthesebereich in einer
miniaturisierten Flusszelle; (b) in-situ-Synthese einer Vielzahl
wenigstens einer zweiten Oligonukleotidsonde in wenigstens einem
Synthesebereich in einer miniaturisierten Flusszelle; wobei der
Abstand zwischen zwei beliebigen Oligonukleotidsonden jeweils so
gewählt ist, dass sie nicht aneinander binden können;
wobei jeweils zugehörige erste und zweite Oligonukleotidsonden
im selben Synthesebereich synthetisiert werden; (c) Zugabe wenigstens
eines einzel- oder doppelsträngigen Nukleinsäureanalyten zu
den miniaturisierten Flusszellen; (d) Ligation oder sequenzspezifische
Hybridisierung des Nukleinsäureanalyten an eine erste Oligonukleotidsonde;
(e) Zugabe einer DNA-Polymerase; (f) sequenzabhängige Synthese
eines komplementären DNA-Strangs durch die DNA-Polymerase
ausgehend vom 3'-Ende der ersten Oligonukleotidsonde; (g) Ligation
oder sequenzspezifische Hybridisierung des in (f) neu synthetisierten
DNA-Strangs an eine zweite Oligonukleotidsonde; (h) sequenzabhängige
Synthese eines komplementären DNA-Strangs durch die DNA-Polymerase
ausgehend vom 3'-Ende der zweiten Oligonukleotidsonde; (i) optional
Ligation oder sequenzspezifische Hybridisierung des in (h) neu synthetisierten
DNA-Strangs an eine erste Oligonukleotidsonde; und (j) optional
einmalige oder mehrmalige Wiederholung der Schritte (f) bis (i);
wobei Schritt (e) vor, während oder nach einem der Schritte
(b), (c) oder (d) erfolgen kann.
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In
bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Verfahren zur Amplifikation einer Zielnukleinsäure enthalten
die Verfahren einen oder mehrere stringente Waschschritte, vorzugsweise
einen stringenten Waschschritt nach Schritt (d) und/oder nach Schritt
(f) des zehnten Aspekts.
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In
bevorzugten Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Verfahren zur Amplifikation einer Zielnukleinsäure wird
die Menge der neu synthetisierten Nukleinsäuren in Echtzeit
bestimmt.
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In
einem elften Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Bestimmung von Analyten, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen
eines Trägers mit mehreren vorbestimmten Bereichen, an denen
jeweils unterschiedliche Rezeptoren ausgewählt aus Nukleinsäuren
und Nukleinsäureanaloga immobilisiert sind; wobei jeder
einzelne Rezeptor mindestens einen Hybridisierungsbereich umfasst, an
den ein Analyt spezifisch hybridisieren kann; (b) Inkontaktbringen
des Trägers mit einer Analyten enthaltenden Probe; (c)
Durchführen einer Primerverlängerungsreaktion;
wobei der Analyt als Primer fungiert; wobei in der Primerverlängerungsreaktion
Bausteine eingebaut werden, die eine oder mehrere signalgebende
Gruppen und/oder ein oder mehrere Haptene tragen; und (d) Bestimmung
des Analyten über den Einbau signalgruppenhaltiger oder
haptenhaltiger Bausteine.
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In
einem zwölften Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein
Verfahren zur Bestimmung von Analyten, umfassend die Schritte: (a)
Bereitstellen eines Trägers mit mehreren vorbestimmten
Bereichen, an denen jeweils unterschiedliche Rezeptoren ausgewählt
aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga immobilisiert
sind; wobei jeder einzelne Rezeptor mindestens einen Hybridisierungsbereich
umfasst, an den ein Analyt spezifisch hybridisieren kann; (b) Inkontaktbringen
des Trägers mit einer Analyten enthaltenden Probe; wobei
die Analyten in der Probe vor, während oder nach dem Inkontaktbringen
mit einer oder mehreren signalgebenden Gruppen und/oder mit einem
oder mehreren Haptenen verknüpft worden sind; (c) Bestimmung
des Analyten über die Detektion der signalgebenden Gruppe(n) oder
des Haptens/der Haptene im Analyten.
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In
einem dreizehnten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Amplifikation von Analyten, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen
eines Trägers mit mehreren vorbestimmten Bereichen, an
denen jeweils unterschiedliche Rezeptoren ausgewählt aus
Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga immobilisiert
sind; wobei jeder einzelne Rezeptor an seinem 3'-Ende einen Hybridisierungsbereich
aufweist, an den ein Analyt spezifisch hybridisieren kann; (b) Inkontaktbringen
des Trägers mit einer Analyten enthaltenden Probe; und
(c) Durchführen einer Primerverlängerungsreaktion;
wobei die unterschiedlichen Rezeptoren als Primer fungieren, wodurch eine
doppelsträngige Nukleinsäure erhalten wird, die aus
Analyt und verlängertem Rezeptor besteht.
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In
bevorzugten Ausführungsformen dieses dreizehnten Aspekts
enthält das Verfahren zusätzlich folgende Verfahrenschritte,
die sich an Schritt (c) anschließen: (d) Thermische Denaturierung
der in Schritt (c) erhaltenen doppelsträngigen Nukleinsäure;
(e) Einstellung von Reaktionsbedingungen, die eine Hybridisierung
von Analyt und nicht-verlängerten Rezeptoren erlauben;
(f) Durchführen einer Primerverlängerungsreaktion,
wobei die unterschiedlichen nicht-verlängerten Rezeptoren
als Primer fungieren; und (g) optional Wiederholung der Schritte
(d) bis (f).
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In
bevorzugten Ausführungsformen werden in der Primerverlängerungsreaktion
(c) und/oder in der Primerverlängerungsreaktion (f) Bausteine
eingebaut werden, die eine oder mehrere signalgebende Gruppen und/oder
ein oder mehrere Haptene tragen.
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In
weiter bevorzugten Ausführungsformen enthält das
Verfahren zusätzlich folgenden Verfahrensschritt, der während
eines der Schritte (c) bis (g) oder nach einem der Schritte (c)
bis (g) durchgeführt wird: Bestimmung des Analyten über
den Einbau der signalgruppenhaltigen und/oder haptenhaltigen Bausteine.
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In
bevorzugten Ausführungsformen des dreizehnten Aspekts ist
der Analyt eine RNA; wobei die unterschiedlichen Rezeptoren zusätzlich
einen Bereich mit einer Primersequenz 1 aufweisen, die 5' zum Hybridisierungsbereich
positioniert ist, und wobei das Verfahren zusätzlich folgende
Verfahrenschritte aufweist, die sich an Schritt (c) anschließen: (d)
Ligation einer Nukleinsäurekassette, die einen Bereich
mit einer Primersequenz 2 aufweist, an die in Schritt (c) erhaltene
doppelsträngige Nukleinsäure; (e) Durchführen
einer Zweitstrangsynthese; (f) Durchführen mindestens eines
Zyklus einer Amplifikationsreaktion unter Zugabe eines Primers mit
der Primersequenz 1 und eines Primers mit der Primersequenz 2.
-
In
bevorzugten Ausführungsformen werden in Schritt (e) und/oder
in Schritt (f) Bausteine eingebaut werden, die eine oder mehrere
signalgebende Gruppen und/oder ein oder mehrere Haptene tragen.
-
In
weiter bevorzugten Ausführungsformen enthält das
Verfahren zusätzlich folgenden Verfahrensschritt, der während
eines der Schritte (e) bis (f) oder nach einem der Schritte (e)
bis (f) durchgeführt wird: Bestimmung des Analyten über
den Einbau der signalgruppenhaltigen und/oder haptenhaltigen Bausteine.
-
In
einem vierzehnten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Herstellung eines Trägers für die Nukleinsäureanalytik
und/oder -synthese, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen eines Trägerkörpers
und (b) schrittweises Aufbauen eines Arrays von mehreren verschiedenen
Rezeptoren ausgewählt aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga
auf dem Träger durch orts- oder/und zeitspezifisches Immobilisieren
von Rezeptorbausteinen an jeweils vorbestimmten Positionen auf dem
oder im Trägerkörper, wobei in mindestens einem
Synthesebereich durch orthogonale chemische Verfahren mindestens
2 unterschiedliche Rezeptoren synthetisiert werden.
-
In
einem fünfzehnten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf
ein Reagenzienkit, umfassend einen Trägerkörper
und mindestens zwei unterschiedliche Sätze von Bausteinen
für die Synthese von Rezeptoren auf dem Trägerkörper.
-
In
einem sechzehnten Aspekt bezieht sich die Erfindung auf die Verwendung
der molekularbiologische Prozessanlage gemäß dem
ersten Aspekt zum Nachweis oder/und zur Isolierung von Nukleinsäuren;
zur Sequenzierung; zur Punktmutationsanalyse; zur Analyse von Genomen,
Genomvariationen, Genominstabilitäten und/oder Chromosomen;
zur Typisierung von Pathogenen; zur Genexpressions- oder Transkriptomanalyse;
zur Analyse von cDNA-Bibliotheken; zur Herstellung substratgebundener
cDNA-Bibliotheken oder cRNA-Bibliotheken; zur Erzeugung von Arrays
für die Herstellung synthetischer Nukleinsäuren,
Nukleinsäuredoppelstränge und/oder synthetischer
Gene; zur Herstellung von Arrays von Primern, Sonden für
homogene Assays, Molecular Beacons und/oder Haarnadel-Sonden; zur Erzeugung
von Arrays für die Herstellung, Optimierung und/oder Entwicklung
von Antisense-Molekülen; zur weiteren Prozessierung der
Analyten oder Zielmoleküle für die logisch nachgeordnete
Analyse auf dem Mikroarray, in einem Sequenzierverfahren, in einem
Amplifikationsverfahren oder für die Analyse in einer Gelelektrophorese;
zur Herstellung von prozessierten RNA-Bibliotheken für
nachfolgende Schritte, ausgewählt aus: Translation in vitro
oder in vivo oder Modulation der Genexpression durch iRNA oder RNAi;
zur Herstellung von Sequenzen, die anschließend mittels
Vektoren oder in Plasmiden oder direkt kloniert werden; und/oder
zur Ligation von Nukleinsäuren in Vektoren oder Plasmide.
-
In
bevorzugten Ausführungsformen der vorgenannten Verfahren
und Verwendungen ist der Analyt oder Nukleinsäureanalyt
oder die nachzuweisende und/oder zu isolierende Nukleinsäure
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus: eine microRNA,
eine zu einer microRNA korrespondierende cDNA, eine pathogen wirkende
Nukleinsäure, und eine aus einem Pathogen stammende Nukleinsäure.
-
Im
Folgenden wird eine bevorzugte Ausführungsform für
den spezifischen Nachweis von Nukleinsäuren resp. Poly-Nukleotiden
beschrieben. In dieser Ausführungsform wird die Spezifität
der Hybridisierung mit der Parallelität eines Mikroarrays
und der Amplifikation wie in einer konventionellen PCR Amplifikation
in dem erfindungsgemäßen Verfahren integriert.
-
Als
miniaturisierter Reaktionsträger wird eine Mikrostruktur
mit dreidimensionalen Mikrokavitäten eingesetzt, die jeweils über
mindestens einen Eingang und einen Ausgang verfügen. Vorzugsweise
ist der Innenraum so gestaltet, dass er wie ein einziger langer
Kanal von einem Eingang zu einem Ausgang führt und somit
eine schnelle druckgetriebene Befüllung mit Reagenzien
und sonstigen Medien erlaubt.
-
Dieser
Reaktionsträger wird zunächst durch eine in-situ-Synthese
z. B. mit Oligonukleotiden, Oligonukleotidderivaten oder Oligonukleotidanaloga
bestückt, die in Reihen und Spalten separater Reaktionsfelder
angeordnet sind. Die einzelnen Reaktionsfelder haben vorzugsweise
Ausmaße von kleiner als 100 × 100 μm.
-
Damit
stehen in dem Reaktionsträger funktionelle biologische
Moleküle zur Verfügung, die über eine
spezifische Hybridisierung nun selektiv Nukleinsäuren binden
können, die in einer zugegebenen Probe enthalten sind.
Diese Zielmoleküle werden demnach in Abhängigkeit
der Sequenzen gebunden, die zuvor während der in-situ-Synthese
erzeugt wurden. Im nächsten Schritt werden alle nicht in
gewünschtem Maße gebundenen Nukleinsäuren
weggewaschen. Es bleiben nur die spezifisch gebundenen Nukleinsäuren
zurück. Allerdings kann die Menge dieser gebundenen Nukleinsäuren
unterhalb der Nachweisgrenze eines dem Stand der Technik entsprechenden
konfokalen, z. B. auf einem scannenden Laser basierenden, oder parallelen,
z. B. auf CCD Chips basierenden, optischen Detektors liegen.
-
Nun
erfolgt mit dem gebundenen Material eine unspezifische oder spezifische
enzymatische Amplifikation, die nicht auf zusätzliche spezifische Primer
angewiesen ist. Dazu sind dem Fachmann zahlreiche Verfahren bekannt.
Für eine Amplifikation über PCR kann an die gebundenen
Nukleinsäuren eine Kassette ligiert werden, die die notwendigen
Primersequenzen enthält. Dazu kann es hilfreich sein, die
Probe zunächst mit einer oder mehreren Restriktionsnukleasen
zu behandeln, so dass die dem Fachmann bekannten spezifischen Sequenzen
an den Schnittstellen entstehen. Alternativ kann auf kommerzielle
Kits, wie z. B. den „GenomePlex Whole Genome Amplifikation
WGA Kit", erhältlich von Rubicon Genomics, USA, resp. von
Sigma-Aldrich, USA, zurückgegriffen werden.
-
Nach
dem Amplifikations-Schritt lässt man das Nukleinsäure-Material
erneut mit den Oligonukleotiden des Arrays hybridisieren. Eventuell
ist es hilfreich, noch weitere Zwischenschritte, wie einen Heizschritt
zur Trennung der Stränge, durchzuführen. Wichtig
ist in allen Schritten, dass jeweils vor einem Wasch-Schritt bzw.
nach einem Prozessierungsschritt die Gelegenheit besteht, dass diejenigen
Zielmoleküle, die weiter bearbeitet werden sollen, an der Matrix
aus funktionalen biologischen Molekülen, also in dieser
Ausführungsform an dem Mikroarray aus Oligonukleotiden,
binden können. Nach dem Hybridisier-Schritt wird erneut
gewaschen und damit alles unspezifische Material ganz oder teilweise
entfernt.
-
Jetzt
kann die Detektion durchgeführt werden, die wie oben beschrieben
mit verschiedenen dem Fachmann für die Anwendung von Mikroarrays bekannten
Verfahren und Vorrichtungen erfolgen kann. Beispiele hierfür
sind Mikroskope, optische Scanner, Laser-Scanner, konfokale Scanner,
oder parallele, z. B. auf CCD-Chips basierende, optische Detektoren,
die mehr als eine Messstelle auf einmal aufnehmen, oder sogar den
ganzen Reaktionsträger im Ganzen aufnehmen können,
und Mischformen der oben beschriebenen Vorrichtungen, wie z. B.
Scanner mit CCD-Zeilen. Beispiele für Signale, die bei
der Analyse der Reaktionsergebnisse auf dem Reaktionsträger
bzw. Array genutzt werden können, sind unter anderem die
folgenden in der Fachwelt gut bekannten Signale:
- – Optische
Signale
- – Fluoreszenz (organische und anorganische Fluorophore,
fluoreszente Biomoleküle),
- – Lichtstreuung (z. B. Goldpartikel in nm-Dimensionen),
- – Chemilumineszenz,
- – Biolumineszenz;
- – Elektrische Signale
- – Stromfluss,
- – Redoxreaktionen.
-
Alternativ
zur Detektion kann zunächst durch Wiederholen der Wasch-Trenn-Schritte
eine weitere Anreicherung des Ergebnis-relevanten Materials erreicht
werden, außerdem kann das Signal-Rausch-Verhältnis
verbessert werden.
-
Ein
wichtiges technisches Merkmal der dafür notwendigen Anlage
ist ein geeigneter Fluid- resp. Reagenzienwechsel. Insbesondere
Anlagen mit der Möglichkeit zum schnellen und automatisierbaren Wechsel
der Fluide resp. Reagenzien sind daher Gegenstand dieser Erfindung.
Solche Anlagen sind in
WO 00/13017 und
in
WO 00/13018 beschrieben,
auf die hier als Referenz verwiesen wird.
-
6 Bevorzugte Ausführungsformen
-
Die
vorliegende Erfindung wird jetzt weiter genauer beschrieben. In
den folgenden Absätzen werden unterschiedliche Aspekte,
Merkmale und Ausführungsformen der Erfindung in größerem
Detail beschrieben. Jeder so definierte Aspekt, jedes Merkmal, jede
Ausführungsform kann mit jedem anderen Aspekt, jedem anderen
Merkmal oder jeder anderen Ausführungsform kombiniert werden,
sofern nicht ausdrücklich Gegenteiliges angegeben ist.
Dies schließt auch multiple Kombinationen von Aspekten, Merkmalen
oder Ausführungsformen ein. Insbesondere kann jedes bevorzugte
Merkmal oder jede bevorzugte Ausführungsform mit einer
oder mehreren bevorzugten Merkmalen oder bevorzugten Ausführungsformen
kombiniert werden.
-
6.1 Primer in DNA-Processor
-
Es
werden Oligonukleotide, Oligonukleotidderivate oder Oligonukleotidanaloga
im Reaktionsträger in der Weise synthetisiert, dass ihr
3'-OH-Ende für eine Polymerase verlängerbar ist.
Dies kann z. B. durch Verknüpfung des 5'-Endes an den Reaktionsträger
mit frei bleibendem 3'-OH-Ende realisiert werden. An die angeknüpften
Moleküle werden durch eine Polymerase kopierbare, zu analysierende
Nukleinsäuren hybridisiert und das 3'-OH Ende der Sonden
durch die Polymerase durch Verknüpfung von Nukleotiden
oder Nukleotidanaloga verlängert. Während der
Verlängerung kann, muss aber nicht, eine Kopie des hybridisierten
Moleküls erstellt werden. Insbesondere kann der neugebildete
Strang einer anderen Verbindungsklasse angehören als der
hybridisierte Strang, so können zum Beispiel Nukleinsäurederivate
und -analoga in den Strang eingebaut werden oder angeknüpft
werden. Der Reaktionsverlauf kann optional optisch verfolgt werden,
z. B. durch Einbau modifizierter Nukleotide oder Anwesenheit zusätzlicher
signalgebender Substanzen, die z. B. mit DNA Wechselwirken. Alternativ
kann auch das hybridisierte, nicht im Reaktionsträger hergestellte Molekül
als Primer fungieren und verlängert werden. Auch hier kann,
muss aber nicht, eine Kopie des im Reaktionsträger hergestellten
Moleküls erstellt werden. Ein Beispiel für eine
Verlängerung des als Primer fungierenden Moleküls,
bei dem keine Kopie des hybridisierten Stranges erstellt wird, sind
templatunabhängige Verlängerungsreaktionen wie
sie dem Fachmann bekannt sind. Dies kann z. B. die Herstellung von
Poly-A-schwänzen sein, die durch bestimmte Polymerasen
gebildet werden.
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6.2 Integrierte Probenvorbereitung
-
Methoden
zur Aufbereitung oder Vorbereitung einer analytischen Methode können
auch direkt im Reaktionsträger durchgeführt werden.
Hierzu gehören zum Beispiel die Entfernung oder Umwandlung
störender Begleitstoffe (etwa durch enzymatische Prozessierung),
Anknüpfung von signalgebenden Gruppen oder ihren Vorläuferstufen
und Anknüpfung bestimmter Gruppen zur Bindung von Liganden wie
Proteinen, Nukleinsäuren, signalgebenden Molekülen
oder ihren Vorläuferstufen. Diese Anknüpfungen
können durch dem Fachmann bekannte chemische oder z. B.
auch enzymatische Methoden erfolgen. Der Reaktionsträger
kann weiterhin zur Aufreinigung von Probenmolekülen verwendet
werden, die auf der Affinität der gewünschten
Probenmoleküle aus dem biologischen Probengemisch zu auf
der Oberfläche des Reaktionsträgers befindlichen
Sondenmolekülen beruht. Diese der Affinitätschromatographie ähnliche
Methode beruht auf der Bindung der Probenmoleküle an die
genannten Sondenmoleküle und einem oder mehreren Waschschritten,
bei denen auch die Temperatur variiert werden kann.
-
6.3 Verfahren zur Erzeugung von Volllängen-cDNA-Bibliotheken
an fester Phase
-
Hierzu
werden „capture oligos" im Reaktionsträger so
synthetisiert, dass sie mit ihrer Sequenz für alle oder
eine Auswahl von Genen für einen Bereich ,downstream' vom
poly-A Schwanz spezifisch sind. Dabei kann es vorteilhaft sein,
diesen Bereich in der Nähe des 5'-Endes zu wählen.
Damit werden aus einer mRNA-Präparation oder einer bereits
weiter prozessierten mRNA-Population (z. B. einer cDNA-Bibliothek)
entsprechende Transkripte spezifisch festphasengestützt
extrahiert.
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Als
nächsten Schritt können bei Synthese von capture
oligos mit distalem 3'-Ende komplementäre Stränge
zu dem isolierten Strang synthetisiert werden. Dies erfolgt unter
Zugabe entsprechender dem Fachmann bekannter Enzyme und sonstiger Einsatzstoffe.
-
In
einem weiteren Schritt können nun Abschriften des kovalent
mit der Festphase verknüpften Stranges gemacht werden.
Alle Volllängen-Sequenzen (ab der Bindungsstelle der capture
oligos) haben definitionsgemäß einen poly-T-Abschnitt
am distalen Ende des Stranges. Dieser kann für eine lineare
Amplifikation mit entsprechenden poly-A-Primern genutzt werden.
Ein Vorteil einer solchen linearen Amplifikation ist die geringe
Verzerrung der Konzentrationsverhältnisse einzelner Transkripte
zueinander. Alternativ können im capture oligo auch proximal
zum Träger konservative Primer-Sequenzen eingefügt werden,
die eine exponentielle Amplifikation der isolierten Stränge
erlauben.
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6.4 Kombination von cDNA-Bibliotheken
an fester Phase mit Analyse auf einem Array
-
In
einer weiteren Ausführungsform werden die Isolation und
Amplifikation von Transkripten oder von genomischen oder sonstigen
Sequenzen, wie sie oben beschrieben sind, mit der Analyse auf einem
in situ synthetisierten Polymersonden-Array so kombiniert, dass
entweder beide Arten von Oligo (capture oligo und Analyse-Oligo)
in einem gemeinsamen Träger untergebracht sind oder in
automatisch miteinander verbundenen Kompartimenten des Trägers.
-
In
einem Beispiel können mit 35mer capture oligos bei relativ
hoher Stringenz oder Temperatur Zielmoleküle isoliert und
wie oben beschrieben amplifiziert werden. Im selben Reaktionsträger
wurden zuvor ebenfalls deutlich kürzere Analyse-Oligos
von z. B. 20 Nukleotiden Länge synthetisiert. Dem Fachmann
ist ersichtlich wie durch die unterschied liche Länge der
Oligos anhand von Stringenz oder Temperatur eine serielle Abarbeitung
der Prozessschritte Isolation, Amplifikation und Analyse durchgeführt werden
können.
-
Kompartimente,
die einzelne Prozessschritte seriell beinhalten, können
durch hydrophobe Barrieren, Ventile, getrennte Reaktionskammern
oder ähnliche technische Details des Reaktionsträgers,
die aus der Mikroreaktortechnik bekannt sind, geschaffen werden.
-
6.5 „Sequencing by synthesis"
in der erfindungsgemäßen Prozessanlage
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren kann in einer weiteren
Ausführungsform dazu verwendet werden, ein „sequencing
by synthesis" durchzuführen. Dabei wird zunächst
im Reaktionsträger ein Mikroarray aus Oligonukleotiden,
Oligonukleotidderivaten oder Oligonukleotidanaloga (Sonden) hergestellt
und mit einer zu analysierenden Nukleinsäureprobe hybridisiert.
Die im Mikroarray hergestellten Moleküle enthalten freie
3'-OH-Enden, so dass – wie dem Fachmann bekannt – eine
Verlängerung der Enden durch eine Polymerase möglich
wird. Es sind mehrere Verfahren bekannt, die eine Anlagerung nur
eines Nukleotids und die Verbindung des Phosphat-Rückgrates
erlauben, da die Nukleotide noch eine blockierende Gruppe enthalten.
Diese blockierende Gruppe kann innerhalb des miniaturisierten Reaktionsträgers abgespalten
werden, so dass ein durch eine Polymerase verlängerbares
Nukleotid entsteht. Zur Detektion kann das Nukleotid z. B. signalgebende
Gruppen oder deren Precursor enthalten, die ebenfalls innerhalb
des miniaturisierten Reaktionsträgers abgespalten werden
können (etwa Fluorophore). Alternativ kann die abspaltbare
blockierende Gruppe von einem mit einer signalgebenden Gruppe oder
ihrem Precursor verknüpften Liganden (z. B. fluoreszenzmarkierter
Antikörper) gebunden werden. Durch Zyklen aus Nukleotidaddition,
optional Ligandbindung, Detektion, Abspaltung der blockierenden
Gruppe (und optional der signalgebenden Gruppe) und neuerlicher
Nukleotidaddition können so Sequenzen gebundener zu analysierender
Nukleinsäuremoleküle aufgeklärt werden.
-
Die
erfindungsgemäße Prozessanlange bietet für
diese Technologie erhebliche Vorteile im Vergleich zu dem Fachmann
bekannten Testformaten.
-
In
z. B. den von 454 Life Sciences, Helicos oder Solexa entwickelten
Testsystemen die unter 2.3 genauer beschrieben wurden (Gennett
ST, Barnes C, Cox A, Davies L, Brown C. Pharmacogenomics. 2005 Jun;
6(4): 373–82. Warren RL, Sutton GG, Jones
SJ, Holt RA. Bioinformatics. 2006 Dec 8; [Epub ahead of print]. Bentley
DR. Curr Opin Genet Dev. 2006 Dec; 16(6): 545–52. Gennett
S. Pharmacogenomics. 2004 Jun; 5(4): 433–8. Margulies,
M. Eghold, M. et al. Nature. 2005 Sep 15; 437(7057): 326–7. Patrick
Ng, Jack J. S. Tan, Hong Sain Ooi, Yen Ling Lee, Kuo Ping Chiu,
Melissa J. Fullwood, Kandhadayar G. Srinivasan, Clotilde Perbost,
Lei Du, Wing-Kin Sung, Chia-Lin Wei and Yijun Ruan Nucleic Acids
Research, 2006, Vol. 34, No. 12. Robert Pinard,
Alex de Winter, Gary J Sarkis, Mark B Gerstein, Karrie R Tartaro,
Ramona N Plant, Michael Egholm, Jonathan M Rothberg, and John H
Leamon BMC Genomics 2006, 7: 216. John H. Leamon,
Michael S. Braverman and Jonathan M. Rothberg, Gene Therapy and
Regulation, Vol. 3, No. 1 (2007) 15–31) werden
die zu untersuchenden Genabschnitte ohne Information über ihre
Identität auf Oberflächen immoblisiert um sie
anschließend nach der beschriebenen Methode zu sequenzieren.
Die Information über längere Genabschnitte wird
dann durch Assemblierung der kleinen Einzelinformation bioinformatisch
erhalten. Dies hat zur Folge, dass immer das gesamte Genom analysiert
werden muss und die Zahl und Länge der einzelnen sequenzierten
Bereiche eine kritische Größe überschreiten
müssen, um eine Assemblierung durch genug Überlappung
der Abschnitte überhaupt zu ermöglichen. In vielen
Fällen besteht jedoch nur für die Sequenz eines
Teiles des Genoms Interesse. In der erfindungsgemäßen
Prozessanlage ist es möglich, gewünschte Genabschnitte
durch sequenzspezifische Immobilisierung (Hybridisierung des gewünschten
Abschnittes an eine dafür spezifische, im Reaktionsträger
der erfindungsgemäßen Prozessanlage synthetisierte
Sonde) gezielt für die Sequenzierung auszuwählen.
So können durch Wahl der Anzahl und Sequenz der im Reaktionsträger
der erfindungsgemäßen Prozessanlage synthetisierten
und bereitgestellten Sonden die Zahl und Identität der
gewünschten Genabschnitte der Probe festgelegt werden.
Es existiert dabei keine Limitierung in Bezug auf die Zahl, Art
oder Mindestlänge der sequenzierten Abschnitte, da keine
anschließende bioinformatische Assemblierung erfolgen muss.
-
In
dieser bevorzugten Ausführungsform kann die erfindungsgemäße
Prozessanlage insbesondere für eine mehrschrittige Bearbeitung
und Analyse von Probenmaterial in folgender Weise verwendet werden:
Durch die Bereitstellung von Sonden im Reaktionsträger
der erfindungsgemäßen Prozessanlage, die für
zu analysierende Genabschnitte spezifisch sind, können
zunächst gewünschte Genabschnitte durch Bindung
an die Sonden ausgewählt werden. Es kann optional ein Waschschritt
erfolgen, um unerwünschtes Probenmaterial aus dem Reaktionsträger
zu entfernen. Es kann dann eine Amplifikation des Probenmateriales
erfolgen, die bereits Information über die Sequenz der
gebundenen liefern kann. Dem Fachmann sind dafür zahlreiche
Methoden bekannt. Es kann dann optional eine Sequenzierung der gebundenen
und optional amplifizierten Probenmoleküle nach der beschriebenen
Methode erfolgen. Eine solche sequenzielle Bearbeitung und Analyse
von Probenmaterial wird durch die Bauart des Reaktionsträgers
als Mikrofluidikeinheit erheblich vereinfacht und bietet damit eine
wesentliche Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik.
-
6.6 Amplifikation des Signals statt des
Zielmoleküls in einem der Schritte nach der ersten initialen
Bindung
-
Beispiele
für solche Signalamplifikation sind dem Fachmann bekannt,
dazu zählen u. a. Rolling Circle Amplification, Tyramid-vermittelte
Amplifikation, Chemilumineszenz und Biolumineszenz, Phosphatase-induzierte
Amplifikation oder die Dekoration der gebundenen Zielmoleküle
durch ein oder mehrere weitere Oligonukleotide, die ihrerseits bereits
markiert sind, wie z. B. bei Verwendung von „branched DNA"
oder „bDNA" der Firma Genospectra, USA (Collins
M. L. et al.; Nucleic Acids Res. 25(15); 2979–2984; 1997).
Bevorzugt können Konjugate aus Streptavidin und einem über
das 5'-Ende daran geknüpften Oligonukleotid verwendet werden.
Diese können an zuvor an das Probenmolekül oder
an das Probenmolekül bindende Sondenmoleküle angebrachte
Biotineinheiten binden. Anschließend kann nach Zugabe einer
zirkulären Nukleinsäure unter Verwendung der an
das Streptavidin gebundenen Oligonukleotide eine dem Fachmann bekannte
Rolling-circle-Amplifikation stattfinden. Die Verwendung eines Verfahrensschrittes
(nach der letzten ausreichend erachteten Bindung oder zwischendurch),
der eine Amplifikation des Messsignals anstelle einer weiteren Amplifikation
des Zielmoleküles ermöglicht, kann sich günstig
auf die Kosten des Assays auswirken. Ein weiterer Vorteil kann in
einer möglichst niedrigen Verzerrung des Verhältnisses
der Zielmoleküle in der Probe liegen.
-
6.7 Reaktionsträger
-
Für
die meisten Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Verfahren und molekularbiologischen Prozessanlagen sind mehrere
Reaktionsträger verwendbar. Wichtig ist die gezielte Zuführung von
Reagenzien resp. Fluiden sowie die entsprechende Bestückung
mit funktionalen biologischen Molekülen durch orts- oder/und
zeitaufgelöste Immobilisierung. Die Reaktionsträger
können prinzipiell flache Glasplättchen sein,
wie man sie als Mikroskop-Objektträger und für
Mikroarrays kennt, wobei die Oberflächen mit einer der
zahlreichen dem Fachmann bekannten Konfigurationen für
die Bindung von Molekülen vorbereitet sein können,
wie z. B. durch reaktive oder aktivierbare funktionale Gruppen (Epoxygruppen,
Aminogruppen etc.). Alternativ kann auf den Reaktionsträgern
eine weitere Schicht wie z. B. ein Gel, ein Polyacrylamid oder eine
poröse Beschichtung aufgebracht sein, die auch die Beladungskapazität
der Reaktionsträger erhöhen kann.
-
Die
Reaktionsträger können die Form von dreidimensionalen
Mikrostrukturen haben, wie sie z. B. in
WO 00/13018 , in
WO 02/46091 und in
WO 01/08799 beschrieben sind. Demnach
können die Reaktionsträger eine Vielzahl von kleinen
Löchern oder Poren enthalten, die parallel oder orthogonal
zu Zu- und Ableitungen angeordnet sein können. Alternativ
kann es sinnvoll sein, einen Träger zu verwenden, der physikalisch,
elektrostatisch, fluidisch oder chemisch ein Set an Beads, Mikrosphären
oder Mikropartikeln immobilisiert, wie z. B. in
WO 02/32567 beschrieben oder von
der Firma Illumina, USA, bekannt.
-
Außer
Glas sind für die Reaktionsträger viele andere
organische und anorganische Materialien wie z. B. Silizium, Plastik,
Kunststoff, Polypropylen, Harze, Polycarbonat, cylische Olefin-Copolymere
oder Mischungen dieser Materialien bekannt.
-
Dreidimensionale
Strukturen können mit geeigneten Anschlusstechniken direkt
in die erfindungsgemäße Anlage integriert werden.
Flache oder nicht-geschlossene Reaktionsträger werden entsprechend
in einer Flusszelle oder einem anderen dreidimensionalen Reaktionsraum
eingebracht, so dass der notwendige Reagenzien- oder Fluidwechsel
erfolgen kann. Diese Konstrukte können permanent sein,
so dass für den normalen Betrieb kein Wechsel der eigentlichen
flachen oder nicht geschlossenen Reaktionsträger vorgesehen
ist. Dies kann durch Kleben, Verschrauben, indirekte Halterung,
Klemmen oder Einspannen erfolgen. Ebenso kann es vorgesehen sein,
dass die Reaktionsträger reversibel in den dreidimensionalen
Reaktionsraum eingebracht werden. Dem Fachmann sind Methoden zur
Halterung von Reaktionsträgern in Flusszellen und Messeinrichtungen
bekannt.
-
Die
dreidimensionalen Reaktionsräume oder geschlossenen Strukturen
werden dann mit entsprechenden Anschlüssen für
die Versorgung mit Fluiden und Reagenzien versehen.
-
6.8 Oligos werden enzymatisch abgeschrieben
-
Die
im Reaktionsträger hergestellten Moleküle können
als Templat fungieren und werden abgeschrieben. Dies kann nicht
nur zur Analyse des Reaktionsträgers verwendet werden,
wenn signalgebende Bausteine beim Abschreiben eingebaut werden,
sondern kann genutzt werden, um eine Kopie des Reaktionsträgers
in Form eines Gemisches löslicher Abschriften der im Reaktionsträger
synthetisierten Moleküle zu erzeugen. Der Reaktionsträger
kann danach z. B. für eine neue Abschrift wieder verwendet
werden. Ein Beispiel für einen solchen Prozess ist die
Abschrift von DNA Molekülen im Reaktionsträger durch
eine Primer-Extension-Reaktion durch eine Polymerase. Hierbei kann
durch Verwendung einer thermostabilen Polymerase auch eine Amplifikation erfolgen,
wenn zum Beispiel durch einen Überschuss an Primer und
geeignete Veränderungen der Temperatur während
der Reaktion ein wiederholtes Binden und Verlängern der
Primer durchgeführt wird. Die entstandenen Abschriften
können dann durch Waschen aus dem Reaktionsträger
isoliert werden. Eine Primer-Extension-Reaktion kann auch ohne Waschen
genutzt werden, um z. B. im Reaktionsträger synthetisierte
DNA-Einzelstränge in Doppelstränge umzuwandeln.
Diese können zur Analyse z. B. von Proteinen dienen, die
doppelsträngige DNA binden oder modifizieren.
-
Während
des Abschreibevorgangs der Moleküle des Reaktionsträgers
kann auch eine andere Molekülart entstehen. So kann z.
B. im Reaktionsträger synthetisierte DNA in RNA umgeschrieben
werden. Dies kann zum Beispiel durch die beschriebene vorherige
Umwandlung der im Reaktionsträger synthetisierten DNA-Einzelstränge
in Doppelstränge und anschließende Transkription
erfolgen. Dem Fachmann sind hierfür zahlreiche Methoden
bekannt. Es können außerdem Nukleinsäureanaloga
oder -derivate eingebaut oder angeknüpft werden, die keine natürlichen
DNA- oder RNA-Bausteine sind.
-
23 illustriert die beschriebene Ausführungsform
und zeigt Daten von Experimenten, die ein erfolgreiches Kopieren
von auf der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Sondenmolekülen nach Art einer Primer Extension beweisen.
Die erstellten Kopien können dann durch Waschen aus dem
Reaktionsträger herausgelöst werden und erfolgreich
als Templat in einer PCR-Reaktion verwendet werden, wobei sie vermehrt
werden.
-
6.9 Konfigurationen der im Reaktionsträger
synthetisierten Moleküle
-
Die
im Reaktionsträger synthetisierten Moleküle können
verschiedenen Verbindungsklassen zugehörig sein. Es können
z. B. DNA- oder RNA-Moleküle aber auch Peptide im Reaktionsträger
synthetisiert werden. Es ist weiterhin möglich, verschiedene Derivate
und/oder Analoga dieser Verbindungsklassen im Reaktionsträger
zu synthetisieren. Hierzu gehören Peptidnukleinsäuren
(PNA) Locked-Nukleinsäuren (LNA), verschiedene nukleobasenmodifizierte
Nukleinsäurederivate und -analoga, wie z. B. Nukleinsäuren
mit verändertem Hybridisierungsverhalten oder angeknüpften
funktionalen Gruppen wie Haptene, Fluoreszenfarbstoffe, lumineszenzfähige
Gruppen oder deren Precursor, photoreaktive Gruppen, anorganische
Partikel, photoisomerisierbare Gruppen oder Gruppen mit einem gewünschten
bestimmten Bindungs- oder Reaktionsverhalten oder einem gewünschten
optischen Verhalten. Hierzu gehören unter anderem aber
nicht ausschließlich Goldnanopartikel, Stilbene, Azobenzene,
Nitrobenzylverbindungen, Biotin, Digoxigenin, Quantenpunkte, Phosphat, Phosphorthioate,
Gruppen, die die Stabilität des Moleküls z. B.
gegenüber Enzymen erhöhen, Gruppen, die Substrate
für Enzyme darstellen usw.
-
Es
können ebenfalls Gemische aus Molekülen im Reaktionsträger
hergestellt werden. Die Moleküle können auch Verzweigungen
oder dendritische Strukturen beinhalten. Es ist weiterhin möglich,
Moleküle im Reaktionsträger zu synthetisieren,
die mehreren Verbindungsklassen zugehörig sind oder aus
verschiedenen, verknüpften Teilen bestehen, die jeweils unterschiedlichen
Verbindungsklassen zugehörig sind. Die Verknüpfung
kann direkt oder über bestimmte Linkergruppen erfolgen.
So können zum Beispiel Nukleinsäuren mit Peptiden
und/oder Proteinen verknüpft sein. Allgemein können
zur Erzeugung und Veränderung der gewünschten
Moleküle nicht nur z. B. organisch-chemische Methoden verwendet
werden, sondern auch z. B. enzymatische Methoden.
-
6.10 Herstellung von unterschiedlichen
Reagenzien für das neue molekularbiologische Verfahren
im gleichen Reaktionsträger (spezifische Primer oder sonstige
funktionale Oligonukleotidsonden)
-
Die
spezifischen Primer, Aptamere, Ribozyme, Aptazyme oder sonstigen
Oligonukleotidsonden oder funktionalen Oligonukleotide oder Polynukleotide
können im gleichen Reaktionsträger und in manchen
Ausführungsformen auch auf dem gleichen Array hergestellt
und in einem der Prozessschritte in Lösung gebracht werden.
Dazu können sie entweder mit geeigneten labilen Linker
ausgestattet sein oder als Kopien von auf dem Reaktionsträger
erzeugten Oligonukleotidsonden hergestellt werden. Durch Einsatz
bekannter Verfahren zur Herstellung von solchen Arrays aus Nukleinsäurepolymeren,
z. B. in Form eines so genannten Mikroarrays, können sehr viele
(typischerweise mehr als 10) unterschiedliche Nukleinsäurepolymere
von mindestens mehr als 2, typischerweise mehr als 10 Basen Länge,
erzeugt werden.
-
In
einer Ausführungsform wird ein Teil des Mikroarray resp.
der Nukleinsäuren, die dort immobilisiert wurden, als kopierfähige
Matrizen für die enzymbasierte Synthese mittels Kopiervorgang
vorgesehen. Sie stehen nach ihrer eigentlichen Synthese in kopierfähigem
Zustand zur Verfügung und können in einem enzymbasierten
Verfahren unter Zugabe entsprechender Reagenzien und Hilfsstoffe,
wie Nukleotiden, vervielfältigt werden.
-
Der
nächste Schritt im erfindungsgemäßen Verfahren
besteht nun darin, die an der festen Phase synthetisierten Moleküle
mit Hilfe entsprechender Enzyme zu kopieren. Dazu sind zahlreiche
Enzym-Systeme bekannt und kommerziell erhältlich. Beispiele
hierfür sind DNA-Polymerasen, thermostabile DNA-Polymerasen,
Reverse Transkriptasen und RNA-Polymerasen.
-
Die
Reaktionsprodukte zeichnen sich durch große Vielfalt der
Sequenz aus, die indirekt über die Matrizen-Moleküle
während des vorgeschalteten Synthesevorgangs frei wählbar
programmiert werden kann. Ein Mikroarray aus dem Geniom-Instrument kann
in einem Mikro-Kanal als Reaktionsraum 6.000 frei wählbare
Oligonukleotide mit einer Sequenz von bis zu 30 Nukleotiden in einer
Mikroarray-Anordnung synthetisieren. Nach dem Kopierschritt liegen
entsprechend bis zu 6.000 frei programmierbare DNA-30mere oder RNA-30mere
in Lösung vor und können als Reaktanden für
einen nächsten Verfahrensschritt zur Verfügung
gestellt werden.
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Für
den Start des Kopierschritts wird es dabei in einigen Ausführungsformen
notwendig sein, so genannte Primer-Moleküle zuzugeben,
die als Initiationspunkt für Polymerasen dienen. Diese
Primer können aus DNA, RNA, einem Hybrid der beiden oder
aus modifizierten Basen bestehen. Auch der Einsatz von Nukleinsäure-Analoga,
wie PNA- oder LNA-Molekülen als Beispiel, ist in bestimmten
Ausführungsformen vorgesehen. Zur Schaffung einer Erkennungsstelle
für den Primer kann es zweckmäßig sein,
am Ende eines jeden Nukleinsäurepolymeres auf dem Träger
eine einheitliche Sequenz hinzuzufügen, entweder als Teil
der Synthese oder in einem zusätzlichen Schritt mittels
einer enzymatischen Reaktion, wie einer Ligation einer vorgefertigten
Nukleinsäure-Kassette. In einer Variante ist das distale
Ende der am Träger synthetisierten Sequenz selbstkomplementär
und kann so einen hybriden Doppelstrang ausbilden, der von den Polymerasen
als Initiationspunkt erkannt wird.
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Beispiele
für erfindungsgemäße Ausführungsformen
des Verfahrens und von Prozessschritten mit Verwendung solcher frei
in Lösung vorliegenden Nukleinsäurepolymere sind:
- – die Herstellung von Primer für
Primer-Extension-Methoden, Strand-Displacement-Amplifikation, Polymerase
Chain Reaction, Site Directed Mutagenesis oder Rolling Circle Amplifikation,
- – Weitere Prozessierung der Analyten oder Zielmoleküle
für die logisch nachgeordnete Analyse auf dem Mikroarray,
in einem Sequenzierverfahren, in einem Amplifikationsverfahren (Strand
Displacement Amplifikation, Polymerase Chain Reaction oder Rolling
Circle Amplifikation) oder für die Analyse in einer Gelelektrophorese,
- – Herstellung von prozessierten RNA-Bibliotheken für
nachfolgende Schritte, wie die Translation in vitro oder in vivo
oder die Modulation der Genexpression durch iRNA oder RNAi,
- – Herstellung von Sequenzen, die anschließend mittels
Vektoren oder in Plasmiden oder direkt kloniert werden,
- – Ligation der Nukleinsäuren in Vektoren oder Plasmide.
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Allen
diesen Verfahren ist die Nutzung von Nukleinsäuren als
hybridisierfähigem Reagenz gemeinsam. Darüber
hinaus gibt es auch noch Verfahren, die Nukleinsäurepolymere
nicht oder nicht ausschließlich über eine Hybridisierungsreaktion
nutzen. Hierzu gehören Aptamere, Ribozyme und Aptazyme.
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Die
Herstellung der Nukleinsäurepolymere für das erfindungsgemäße
Verfahren über eine Kopierreaktion bietet als zusätzlichen
Vorteil an mehreren Stellen des Verfahrens die Möglichkeit,
mit bekannten Methoden in die Reaktionsprodukte Modifikationen oder
Markierungen einzuführen. Hierzu zählen markierte
Nukleotide, die z. B. mit Haptenen oder optischen Markern, wie Fluorophoren
und Lumineszenz-Markern, modifiziert sind, markierte Primer oder Nukleinsäure-Analoga
mit besonderen Eigenschaften, wie z. B. besondere Schmelztemperatur
oder Zugänglichkeit für Enzyme.
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Die
Initiation an den Matrizen-Nukleinsäuren kann prinzipiell
mit allen Methoden erfolgen, die dem Fachmann für die Initiation
eines enzymatischen Kopiervorgangs von Nukleinsäuren bekannt
sind, also z. B. aus den Anwendungen Polymerase Chain Reaction,
Strand Displacement und Strand Displacement Amplification, in-vitro-Replikation,
Transkription, Reverse Transkription oder virale Transkription (Vertreter
hiervon sind T7, T3 und SP6).
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In
einer Ausführungsform wird ein T7-, T3- oder ein SP6-Promoter
in einen Teil oder alle Nukleinsäurepolymere am Reaktionsträger
eingefügt.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform werden im Reaktionsträger
Nukleinsäuremoleküle synthetisiert, die zur Bindung
von microRNAs dienen. Die Nukleinsäuremoleküle
können aus DNA bestehen, aber auch aus Nukleinsäureanaloga,
die ein verändertes Hybridisierungsverhalten aufweisen.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform werden Nukleinsäuren,
die an die im Reaktionsträger synthetisierten Moleküle
gebunden sind, durch enzymatische Methoden mit einer universellen
Gruppe verknüpft. Dies kann durch Verlängerung
durch templatunabhängige Polymerasen erfolgen wie z. B.
Poly-A-Polymerase oder Telomerase.
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In
einer weiteren Ausführungsform wird eine Primer-Extension-Reaktion
verwendet, um aus im Reaktionträger synthetisierten einzelsträngigen
Nukleinsäuremolekülen Doppelstränge zu
generieren. Diese können zur Analyse von Bindungs- oder
Modifikationsereignissen durch z. B. Proteine dienen, die an den
Doppelstrang binden. Hierzu kann es zweckmäßig
sein, generelle Sequenzabschnitte in die im Reaktionsträger
synthetisierten Moleküle einzubauen, die zum Beispiel als
Bindungsstelle für einen oder mehrere Primer dienen. Es
können außerdem chemische Gruppen eingefügt
werden, die eine kovalente Verknüpfung der beiden Stränge
ermöglichen. Dem Fachmann sind hierfür zahlreiche
Beispiele bekannt, z. B. die Anwendung von Psoralen.
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In
einer anderen Ausführungsform dient der Anteil des Arrays
aus Nukleinsäuren, der für diese Reaktionsprodukte
vorgesehen ist, der Initiation einer isothermalen Kopierreaktion.
Ein Vertreter dieser Verfahren ist die Strand-Displacement-Reaktion. Hiervon
sind dem Fachmann zahlreiche Varianten bekannt. Dazu wird z. B.
ein Primer gewählt, der an die Matrizen-Polymere an deren
distalem Ende bindet und dann dort in 3'-Richtung verlängert
werden kann. Alle oder ein bestimmter Teil der Nukleinsäurepolymere
auf dem Träger enthalten distal diese Primer-Sequenz. Als
nächstes wird ein Enzym zugegeben, für das der
Primer eine Erkennungsstelle enthält, so dass ein Einzelstrangbruch
induziert wird. Die übliche Vorgehensweise sieht dazu die
Verwendung einer Restriktionsnuklease vor, z. B. N.BstNB I (erhältlich
z. B. von Fa. New England Biolabs), das von Natur aus nur Einzelstrangbrüche
(so genannte Nicks) einführt, da es keine Dimere bilden
kann.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden
doppelsträngige, ringförmige Nukleinsäurefragmente
bereitgestellt, wobei ein Strang an der Oberfläche des
Trägers verankert wird und der andere Strang ein selbstprimendes
3'-Ende umfasst, so dass eine Elongation des 3'-Endes erfolgen kann.
Die enzymatische Synthese umfasst bei dieser Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
eine Replikation analog des für die Replikation von Bakteriophagen
bekannten Rolling-Circle-Mechanismus, wobei ein Strang der ringförmigen Nukleinsäurefragmente
an der Oberfläche des Trägers verankert ist und
mehrfach kopiert werden kann. Wenn zunächst ein doppelsträngiges
geschlossenes Nukleinsäure-Fragment vorliegt, kann der
zweite Strang zunächst durch einen Einzelstrangbruch geöffnet
werden, wobei ein 3'-Ende gebildet wird, von welchem ausgehend die
Elongation stattfindet. Die Abspaltung des elongierten Strangs kann
z. B. enzymatisch erfolgen. Durch Zugabe von Nukleotidbausteinen
und eines geeigneten Enzyms erfolgt dann eine Synthese der jeweils
zu den Basensequenzen der an der Oberfläche des Trägers
verankerten Nukleinsäurestränge komplementären
Teilsequenzen.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform werden einzelsträngige,
ringförmige DNA-Moleküle verwendet, um in einer
Rolling-Circle-Amplification kopiert zu werden. Als Primer können
hierbei in dem Reaktionsträger synthetisierte Nukleinsäuremoleküle verwendet
werden oder Nukleinsäuremoleküle, die mit den
im Reaktionsträger synthetisierten Molekülen hybridisieren.
Bevorzugt können auch Oligonukleotide als Primer verwendet
werden, die mit Streptavidin verknüpft sind. Das Streptavidin-Biotin-Konjugat kann
zuvor an Biotineinheiten gebunden haben, die zuvor an Hybride von
Sondenmolekülen und Probenmolekülen angeknüpft
wurden. Diese mit den im Reaktionsträger synthetisierten
Molekülen hybridisierenden Nukleinsäuremoleküle
können eine universelle Gruppe enthalten, etwa einen Poly-A-schwan. Es
kann für diese Methode zweckmäßig sein,
universelle Bindungsstellen im ringförmigen DNA-Molekül für
die Bindung des Primers zu nutzen. Es entstehen dabei lange Concatemere,
in die signalgebende Moleküle eingebaut werden und zur
Analyse herangezogen werden können.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform können die entstehenden
Concatemere als Templat für weitere verlängerbare
Moleküle dienen. Diese hybridisieren am durch die Rolling-Circle-Amplification gebildeten
Strang und werden durch eine Polymerase verlängert. Da
hierbei mehrere Moleküle hintereinander binden können,
kann ein Molekül durch seine Verlängerung eine
Länge erreichen, bei der es an das Ende eines am gleichen
Strang gebundenen Moleküls angrenzt. Hier kann die Verlängerung
weiter erfolgen, wenn die Hybridisierung des zweiten Moleküls
durch die voranschreitende Verlängerung gelöst wird
(„strand displacement") und der Hybridisierungsbereich
des zweiten Moleküls nochmals durch die Verlängerung
des ersten Moleküls kopiert wird. Durch die Auflösung
der Hybridisierung eines Moleküls entstehen wiederum Einzelstrangbereiche,
die für ein verlängerbares Molekül als
Templat dienen können. Dabei entstehen komplexe, verzweigte
dendritische Strukturen. Während der Verlängerung
der gebundenen Moleküle können insbesondere auch
signalgebende Gruppen oder deren Vorläuferstufen oder Haptene
in den wachsenden Strang eingebaut werden. Moleküle, die
an die verlängerten Stränge binden, können
ebenfalls signalgebende Gruppen oder deren Vorläuferstufen
oder Haptene enthalten. Ebenso können die gebildeten Strukturen
von Substanzen gebunden werden, die durch die Bindung an die durch
die Verlängerung gebildeten Strukturen eine Änderung
einer oder mehrerer ihrer optischen Eigenschaften erfahren.
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Die
Produkte des Kopiervorgangs können auf verschiedenen Wegen
Label, Bindungsstellen oder Marker erhalten, die für eine
weitere Prozessierung oder den Einsatz in weiteren Assays oder Verfahren
erwünscht sind.
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Dazu
gehören Marker und Label, die eine direkte Detektion der
Kopien erlauben und dem Fachmann aus anderen Verfahren zur Kopie
von Nukleinsäuren bekannt sind. Beispiel hierfür
sind Fluorophore. Des Weiteren können Bindestellen für
indirekte Nachweisverfahren oder Reinigungsverfahren vorgesehen
werden. Dazu zählen als Beispiele Haptene, wie Biotin oder
Digoxigenin.
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Die
Label, Bindungsstellen oder Marker können in einer Variante
durch modifizierte Nukleotide eingeführt werden. Ein weiterer
Weg eröffnet sich bei Verwendung von Primern für
die Initiation des Kopiervorgangs. Die Primer können bereits
mit Label, Bindungsstellen oder Marker in die Reaktion eingebracht
werden.
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Nachträglich
können Label, Bindungsstellen oder Marker eingebracht werden,
indem die Reaktionsprodukte einer nachfolgenden Markierungsreaktion
mit generischen, mit den Nukleinsäuren reagierenden Agenzien
behandelt werden. Ein Beispiel hierfür sind Cis-Platin-Reagenzien
oder Nanogold-Partikel, wie sie z. B. von der Firma Aurogen, USA,
angeboten werden. Alternativ hierzu lassen sich Label, Bindungsstellen
oder Marker auch durch eine weitere enzymatische Reaktion einführen,
wie z. B. durch eine terminale Transferase katalysiert.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform werden die Kopien der
Matrizen-Nukleinsäuren ihrerseits zur Reaktion mit den
gebundenen Ziel-Nukleinsäuren verwendet. Die Initiation
ihrer Synthese als Kopierprodukte von Nukleinsäure-Sonden
kann während oder nach der spezifischen Bindung der Zielmoleküle
erfolgen. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
wird zunächst das unspezifisch gebundene oder ungebundene
Probenmaterial weggewaschen. Die Sequenzen der zu kopierenden Nukleinsäure-Sonden
werden so gewählt, dass die später in einer Hybridisierreaktion
zu analysierende Sequenz erst bei erfolgreicher Verlängerung
der einzelnen kopierten in Lösung befindlichen Nukleinsäurepolymere entsteht.
Diese Abschnitte können dann ihrerseits mittels eines anderen
Bereiches des Arrays detektiert werden.
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In
einer Variante zur Erzeugung des Signals kann es vorgesehen sein,
dass die Primer zur Initiation des Kopiervorgangs bereits eine Modifikation
tragen, die die Erzeugung des Signals unterstützt. Ein Beispiel
für eine solche Modifikation ist ein Primer, der in seinem
5'-Abschnitt in einem Bereich, der nicht für die Hybridisierung
mit der Matrize notwendig ist, eine branched-DNA-Struktur trägt
(zu bDNA siehe oben).
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Eine
andere Variante sieht vor, dass für jede Zielsequenz, also
z. B. ein einzelnes Gen oder Exon, zwei Primer mit gegenläufiger
Spezifität bereitgestellt werden, so dass in einer PCR
oder isothermalen Amplifikation eine effiziente exponentielle Vervielfältigung
erfolgt.
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Bei
gleichzeitiger Reaktion von Kopiervorgang, Amplifikation und Hybridisierung
an die analytischen Sonden kann in einem sehr kompakten und simplifizierten
Format die komplette Analyse eines Gemisches an Ziel-Nukleinsäuren
durchgeführt werden. Solch eine komplette Analyse kann
z. B. die Detektion aller exprimierten Gene aufklären – ohne
vorherige Proben-Amplifikation und mit sehr einfacher Probenvorbereitung.
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Eine
dazu gehörige Vorrichtung als bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Anlage besteht aus
- a) einem Gerät für die in-situ-Synthese
der Arrays von Matrizen-Polymeren und analytischen Nukleinsäure-Sonden,
- b) Elementen für die Abarbeitung fluidischer Schritte,
wie der Probenzugabe, Reagenzien-Zugabe, Waschschritte oder/und
Probenableitung
- c) einer Detektionseinheit für die Erfassung eines optischen
oder elektrischen Signals,
- d) einer speicherprogrammierbaren Einheit für die Steuerung
der Synthese,
- e) einer speicherprogrammierbaren Einheit für die Steuerung
der Fluidik, der Detektion und der Speicherung und Verwaltung der
Messdaten.
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In
einer weiteren Ausführungsform werden die verlängerten
Polymere mit analytischen Nukleinsäure-Sonden in Kontakt
gebracht, die wiederum für eine Verlängerung in
Form einer Primer Extension nutzbar sind. Die Anordnung eines Primer-Extension-Experiments
ist aus der Fachliteratur bekannt. Das Signal der Primer-Extension
an diese Analyse-Sonden wird dann zur Bestimmung des Analyse-Ergebnisses
ausgewertet. Eine solche Analyse kann z. B. die Bestimmung von Einzelnukleotid-Polymorphismen
(SNPs) in genomischer DNA sein. Dazu werden erst verlängerbare
Primer an Matrizen-Nukleinsäuren abkopiert. Die Sequenz
ist so gewählt, dass im 3'-Bereich nach der Primer-Sequenz
auf der Ziel-Nukleinsäure die zu untersuchenden SNPs lokalisiert
sind. Im nächsten Schritt werden diese Primer über
die Sequenz der zu detektierenden SNPs hinweg verlängert.
Anschließend werden die Reaktionsprodukte dieser Verlängerung
durch Primer-Extension oder direkt durch Hybridisierung untersucht
und die Ergebnisse für die Bestimmung der in der Analyse
abgefragten SNPs registriert. In der speicherprogrammierbaren Vorrichtung
werden für den Nutzer der erfindungsgemäßen
Vorrichtung die Daten so aufbereitet, dass er z. B. direkt einen
Report mit den Basen-Positionen und den gefundenen Basen erhält.
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Der
große Vorteil der Erfindung liegt dabei darin, dass für
solche Genotypisierungs- oder SNP-Analyse-Assays nur noch eine universelle,
generische Probenvorbereitung notwendig ist. Primer und Reagenzien,
die für einzelne Genotypen oder SNPs spezifisch sind, werden
nicht benötigt, da alle Sequenz-Spezifität aus
der in-situ-Synthese des zugrunde liegenden Matrizen-Arrays und
dem Analyse-Array stammt. In der Ausführungsform mit der Kombination
dieser beiden in einem Reaktionsträger wird die Gentypisierung
und SNP-Analyse damit maximal vereinfacht.
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6.11 Herstellung synthetischer Gene und
anderer synthetischer Nukleinsäure-Doppelstränge
unter Nutzung des erfindungsgemäßen Verfahrens
durch Prozessieren von Nukleinsäuren, die außerhalb
des Reaktionsträgers hergestellt wurden
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Hierzu
werden qualitativ hochwertige und in der Sequenz frei programmierbare
Nukleinsäuren in Form von Oligonukleotiden bereitgestellt,
um synthetische kodierende doppelsträngige DNA (synthetische
Gene) herzustellen. Dazu wird das erfindungsgemäße
Verfahren eingesetzt.
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Die
Oligonukleotide, die als Bausteine des synthetischen Genes dienen,
werden durch Synthese im Reaktionsträger hergestellt. Die
Nutzung von trägergebundenen Bibliotheken aus Nukleinsäuresonden
ist für die Synthese von synthetischen Genen in
PCT/EP00/01356 beschrieben.
Die Synthese von Oligonukleotiden durch Kopieren von trägergebundenen
Nukleinsäuren z. B. für die Gensynthese oder zur Herstellung
von Reagenzien wie siRNAs oder Aptameren ist in
DE 103 53 887.9 beschrieben. In beiden Verfahren
werden Oligonukleotide mit frei wählbarer Sequenz in einem
Bereich von 10–100, ggf. auch bis zu 500 Nukleotiden, für
die nachfolgenden Verfahren, wie den Aufbau von synthetischen Genen,
bereit gestellt. Es können außerdem Oligonukleotide,
die außerhalb des Reaktionsträgers hergestellt
wurden, durch dem Fachmann bekannte Verfahren an die im Reaktionsträger
synthetisierten Oligonukleotide angeknüpft werden.
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In
einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden weitere Prozessschritte, die die Nutzung, Aufreinigung,
Modifikation oder Veredlung der Oligonukleotide oder den teilweisen
oder kompletten Aufbau der Zielsequenz, also ggf. des fertigen synthetischen
Genes, umfassen, gemäß dem Verfahren in einem
entsprechenden Reaktionsträger durchgeführt.
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6.12 Herstellung von synthetischen Genen
und anderen synthetischen Nukleinsäure-Doppelsträngen
unter Nutzung des erfindungsgemäßen Verfahrens durch
Prozessieren von Nukleinsäuren, die direkt im Reaktionsträger
resp. im Mikroarray hergestellt wurden
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- a. Synthese und Ablösen durch labilen
Linker
- b. Synthese via Kopie von Nukleinsäuresonden
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In
einer Ausführungsform werden qualitativ hochwertige und
in der Sequenz frei programmierbare Nukleinsäuren in Form
von Oligonukleotiden bereitgestellt, um synthetische kodierende
doppelsträngige DNA (synthetische Gene) herzustellen. Dazu wird
das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt.
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Die
Oligonukleotide, die als Bausteine des synthetischen Genes dienen,
werden durch Synthese und Ablösen mittels eines labilen
Linkers oder durch Synthese via Kopie von Nukleinsäuresonden hergestellt.
Die Nutzung von trägergebundenen Bibliotheken aus Nukleinsäuresonden
ist für die Synthese von synthetischen Genen in
PCT/EP00/01356 beschrieben.
Die Synthese von Oligonukleotiden durch Kopieren von trägergebundenen
Nukleinsäuren z. B. für die Gensynthese oder zur
Herstellung von Reagenzien wie siRNAs oder Aptameren ist in
DE 103 53 887.9 beschrieben.
In beiden Verfahren werden Oligonukleotide mit frei wählbarer
Sequenz in einem Bereich von 10–100, ggf. auch bis zu 500
Nukleotiden, für die nachfolgenden Verfahren, wie den Aufbau
von synthetischen Genen, bereit gestellt.
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In
einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden weitere Prozessschritte, die die Nutzung, Aufreinigung,
Modifikation oder Veredlung der Oligonukleotide oder den teilweisen
oder kompletten Aufbau der Zielsequenz, also ggf. des fertigen synthetischen
Genes, umfassen, gemäß dem Verfahren in einem
entsprechenden Reaktionsträger durchgeführt.
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6.13 Ligation vermittelt durch Sonden
aus Array
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In
einer Ausführungsform werden zwei Stränge verknüpft,
von denen einer ein im Reaktionsträger synthetisiertes
Sondenmolekül ist. Die Verknüpfung wird dabei
durch einen Templatstrang ermöglich, der die beiden zu
verknüpfenden Stränge in räumliche Nähe
bringt. Alternativ kann das im Reaktionsträger synthetisierte
Sondenmolekül als Templat dienen, das zwei weitere Stränge
in räumliche Nähe bringt und so eine Verknüpfung
ermöglicht. Die Ligation kann dabei z. B. durch eine Ligase
katalysiert werden, aber auch durch dem Fachmann bekannte chemische
Kopplungsreaktionen erfolgen. In allen genannten Fällen
kann das im Reaktionsträger synthetisierte Sondenmolekül
entweder auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
immobilisiert sein oder vor der Verknüpfung abgelöst
worden sein. Alternativ kann auch eine Abschrift der Moleküle
des Reaktionsträgers vor der Verknüpfung erfolgen
und die Verknüpfung mit den Molekülen, die die
Kopie darstellen, erfolgen. Für das Kopieren kann auf dem
Fachmann bekannte Verfahren zurückgegriffen werden, etwa
einer Primer-Extension-Reaktion.
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6.14 Lab an a Chip
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Die
besondere Bauweise des Reaktionsträgers als Mikrofluidiksystem
in Kombination mit Pumpsystemen ist ideal geeignet, um sequentiell
Modifikationen von auf dem Reaktionsträger hergestellten Molekülen
oder an die auf dem Reaktionsträger hergestellten Moleküle
bindenden Moleküle vorzunehmen. Da die zu modifizierenden
Moleküle auf dem Reaktionsträger immobilisiert
sind oder an diesen binden, werden Waschschritte zwischen den verschiedenen
Modifikationsereignissen gegenüber gängigen Methoden
erheblich vereinfacht. Eine Vielzahl von dem Fachmann bekannten
molekularbiologischen Prozessen beinhalten mehrere aufeinanderfolgende
Einzelschritte von bestimmten Modifikationen, zwischen denen ein
Reinigungsschritt erfolgt. Dies sind z. B. enzymatische Modifikationen
wie Amplifikation, Primer Extension, Ligation, Phosphorylierungen
oder Dephosphorylierungen, Nukleasebehandlungen etc.. Die Reinigungsschritte
sind zum Beispiel Bindung und Waschen der Probe mithilfe von Affinitätssäulen,
Fällungsschritte, gelelektrophoretische Verfahren etc.
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In
einer Ausführungsform wird die Erfindung genutzt, um aufeinander
folgende Modifikationsereignisse von Molekülen durchzuführen.
Dabei kann durch die Bauweise des Reaktionsträgers, dessen Mikrofluidikkanäle
von Lösungen und Mischungen durchspült werden
können, eine erhebliche Vereinfachung solcher Prozesse
im Vergleich zu Methoden des Standes der Technik erreicht werden.
Optional kann nach den einzelnen Modifikationsschritten jeweils
ein Waschschritt erfolgen, um z. B. Substanzen eines Modifikationsschrittes
zu entfernen, die einen darauf folgenden Schritt stören
könnten.
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6.15 Verbesserte Polymersondenarrays
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In
einer Ausführungsform finden für die Polymersonden
insbesondere asymmetrische Polymersonden Anwendung. Diese ermöglichen
die Ausführung der Erfindung in einer Variante, bei der
solche Sonden, die Volllängenprodukte darstellen, durch weitere
Faktoren thermodynamisch bevorzugt sind als alleine durch die Tatsache,
dass sie Volllängenprodukte sind. Dies wird erreicht, indem
die Sonden einzelne Bausteine mit einem besonders starken Bindungsverhalten
enthalten. Diese besonderen Bausteine werden asymmetrisch oder in
einem späteren Schritt während der Polymersynthese
eingefügt. Damit entsteht eine Asymmetrie, die den Sonden
thermodynamische Eigenschaften gibt, die das Bindungsverhalten beeinflusst.
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Im
Fall von Nukleinsäuren finden Analoga Verwendung, die zu
einer stärkeren Bindung an die komplementären
Basen beitragen. Alternativ werden distal an den Sondenmolekülen
solche Bausteine eingefügt, die das Bindungsverhalten beeinflussen und
zu stärkerer Bindung dieser Sonden beitragen. Ein Beispiel
hierfür sind Peptid-Derivate. Bekannt sind dem Fachmann
zum Beispiel „Minor Groove Binders", die auch in der Polymerase- Kettenreaktion eingesetzt
werden.
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Für
die in-situ-Synthese von Polymersonden-Arrays auf einem Träger
stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Sie haben
das gemeinsame Ziel, einen eleganten Weg zur Herstellung dieser Arrays
zu eröffnen, der ressourcenschonend und ökonomisch
ist und meist ein besonders gut definiertes Substrat für
die nachfolgenden Analysen liefert. Außerdem können
durch in-situ-Verfahren Arrays mit einer besonders hohen Zahl an
unterschiedlichen Rezeptorsonden auf einem Reaktionsträger
erzeugt werden.
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Ein
wesentlicher Nachteil solcher Verfahren ist aber, dass bei einem
in-situ-Synthese-Prozess das Produkt der Synthese nicht anschließend
aufgereinigt werden kann. Zur Vermeidung dieses Nachteils werden
bei sogenannten "off chip"-Synthesen der Polymersonden die entsprechenden
DNA-Moleküle mit konventionellen Methoden hergestellt und anschließend
dergestalt gereinigt, dass nahezu ausschließlich das Volllängenprodukt
der Synthese vorliegt. Nur diese Molekülpopulation wird
anschließend auf dem Substrat als Array angeordnet. Ein
Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass die Anordnung der fertigen
Polymersonden auf dem Array sehr aufwendig ist.
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Die
mangelnde Aufreinigung kann im Zusammenspiel mit der spezifischen
Ausbeute der in-situ-Synthese zu deutlichen Einbussen bei der Analysequalität
führen, wenn der Anteil an Volllängenprodukt vergleichsweise
niedrig ist. Dies spielt insbesondere bei DNA-Mikroarrays eine wesentliche Rolle,
da die Länge eines immobilisierten DNA-Sondenmoleküls über
die Spezifität der potentiellen Hybridisierungsreaktion
mit einem Probenmolekül entscheidet. Diese Spezifität
ist wiederum ein entscheidender Parameter für das analytische
Potential eines DNA-Mikroarrays.
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Bisher
bekannte Verfahren zur in-situ-Herstellung von Polymersonden-Arrays
beinhalten, dass alle aufeinanderfolgenden Additionsschritte mit
einzelnen Bausteinen dieser Sonden durchgeführt werden.
Keiner dieser Schritte weist eine Kopplungsrate von 100% auf. Für
den Fachmann ist klar, dass eine chemische serielle Kondensation
wie im Fall einer in-situ-Synthese von Polymersonden nicht zu 100% Volllängenprodukt
führen kann. In der DNA-Synthese sind die Kopplungsraten
für die konventionelle Säulenmethodik nach vielen
Jahren der Optimierung und unter Verwendung der effizientesten bekannten
chemischen Methode (Phosphoramidit-Methode nach Caruthers) immer
noch unter 100%.
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Mit
vergleichsweise niedrigen Ausbeuten bei der seriellen Ankopplung
von Synthesebausteinen kann der Anteil des Volllängenprodukts
nach einer bestimmten Zahl von Synthesezyklen unter einen kritischen
Wert fallen, so dass das Analyseergebnis gar nicht von diesem Volllängenprodukt
geprägt wird. Bei der photolithographischen in-situ-Synthese
von DNA mit MeNPOC-Schutzgruppen ist z. B. beschrieben, dass die
Kopplungsrate der einzelnen Additionsschritte unter 95% liegt (Beier,
M., Hoheisel, J. D., Production by quantitative photolitogaphic
synthesis of individually quality checked DNA microarrays, Vol. 28,
No. 4, S. 1–6, 2000). Mit solchen Verfahren lassen
sich sinnvollerweise nur DNA-Polymersonden bis zu einer Länge
von 25 Basen erzeugen. Auf solch einem Array stehen nur noch ca.
27% Volllängenprodukte, sofern die Rate tatsächlich
95% beträgt. Mit einer Kopplungsrate von 90% je Additionsschritt
ergibt sich nur noch ein Wert von 7%.
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Bislang
kann nur die Synthese von Polymersonden vor der Anordnung auf dem
Array unter Verwendung eines geeigneten Reinigungsschrittes mit dann
nachgeschaltet erfolgender Aufbringung auf dem Reaktionsträger
für nahezu 100% Volllängen-Sonden sorgen. Diese
Vorgehensweise ist jedoch mit anderen Nachteilen behaftet, vor allem
logistischem Aufwand und dem Vorlauf der Produktion einschließlich
der Investition in die Polymersonden eines bestimmten ausgewählten
Designs.
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Vor
diesem Hintergrund ist es in einer Ausführungsform mit
asymmetrischen Sonden das Ziel, die geschilderten Nachteile zu vermeiden,
die sich aus einer Population von unterschiedlich langen Molekülen
auf den einzelnen Positionen eines Mikroarrays ergeben können,
ohne die Nachteile einer "off chip" Synthese in Kauf nehmen zu müssen.
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Diese
Ausführungsform der Erfindung mit asymmetrischen Sonden
beschreibt also ein Verfahren zur Verbesserung der Nutzung von in-situ-Syntheseverfahren
in der Herstellung von Polymersonden-Arrays für das erfindungsgemäße
Verfahren, indem der Beitrag von Volllängenprodukten aus
dem Syntheseprozess zum Analyseergebnis erhöht wird. Dies
wird durch eine asymmetrische Konfiguration der Polymersonden erreicht.
Insbesondere in den letzten Syntheseschritten werden hierzu modifizierte Bausteine
verwendet, die sich in bestimmten thermodynamischen Eigenschaften,
wie z. B. der Bindungsstabilität, von den vorher verwendeten
Bausteinen unterscheiden. Alternativ oder zusätzlich kann
der gleiche Effekt durch eine geeignete Modifikation des distalen
Endes der Polymersonden, z. B. mit einem Hybridisierungsverstärker,
erzielt werden. Ein solches Molekül ist z. B. ein sogenannter
"Minor Groove Binder" (Epoch Biosciences 2000 Annual Report, Seiten
4–5), der die Stabilität der Bindung
an die letzten 4–5 Basen der Polymersonde deutlich erhöht. Beispiele
für solche "Minor Groove Binders" sind einige natürliche
Antibiotika mit einer Gestalt, die eine Faltung in die kleine Furche
("minor groove") einer DNA-Helix erlaubt. Damit wird die bei in-situ-Synthesen
fehlende Aufreinigung der Polymersonden vor der Aufbringung in einem
Polymersonden-Array substituiert. Der Qualitätsnachteil
von in-situ-Syntheseverfahren wird auf diese Weise teilweise oder
ganz ausgeglichen.
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Durch
das beschriebene Verfahren als Ausführungsform der Erfindung
wird die Nutzbarkeit von in situ synthetisierten Polymersonden-Arrays
in Bezug auf die Qualität und Aussagekraft der Analyse verbessert.
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Insbesondere
für die Anwendung in Analysen und Prozessen, die mit sehr
genauem Analyseergebnis oder sehr präziser Unterscheidung
von sehr ähnlichem Untersuchungsgut arbeiten müssen,
wird damit die Methode nochmals verbessert.
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Verfahren
und Moleküle für die Synthese von Polymersonden
mit modifizierten thermodynamischen Eigenschaften unter Verwendung
von modifizierten Nukleotidbausteinen sind aus der Patentschrift
US 6,156,501 A bekannt.
Darüber hinaus sind in der Literatur Modifikationen an
der fertigen Polymersonde bekannt, die die Bindungseigenschaften der
Polymersonden verändern, z. B. eine Einlagerung von "Minor
Groove Binders" (MGB). Modifizierte Synthesebausteine sind beispielsweise
Ribonukleosidanaloga, wie LNAs („locked nucleic acids"),
modifizierte Purin- bzw. Pyrimidinbasen, wie superstabilisierende
Adenosinanaloga (z. B. 2,4-Diaminoadenosin), Pyrazolopyrimidine
(z. B. PPG) sowie Phosphatrückgratanaloga, wie z. B. Methylphosphonate, Phosphorthionate,
Phosphoramidate etc.
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Weitere
verwendbare Duplexstabilisatoren sind Bausteine, die zu einer Tripelhelixbildung
durch einen dritten Nukleinsäure- oder Peptidstrang führen können,
sowie stabilisierende Moleküle, wie z. B. Interkalatoren,
die sich zwischen die Basenstapelung eines DNA-Doppelstranges einlagern.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung ist die Kombination des asymmetrischen
Sondendesigns mit in-situ-Reinigungsmethoden, bei denen die Abbruchprodukte
der Sondensynthese in situ entfernt werden. Die postsynthetische
Array-Optimierung wird in dieser Ausführungsform durch
die modifizierten Bausteine am Ende der bis zuletzt verlängerten Polymersonden
ermöglicht. Kürzere Sonden tragen überwiegend
keine solchen modifizierten Bausteine und lassen sich mit geeigneten
Verfahren, wie z. B. einem chemischen oder/und enzymatischen Verdau, entfernen.
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Ein
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung
eines Trägers für die Bestimmung von Nukleinsäure-Analyten
durch Hybridisierung, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen
eines Trägerkörpers und (b) schrittweises Aufbauen
eines Arrays von mehreren verschiedenen Rezeptoren ausgewählt
aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga auf
dem Träger durch orts- oder/und zeitspezifisches Immobilisieren
von Rezeptorbausteinen an jeweils vorbestimmten Positionen auf dem
oder im Trägerkörper, wobei man für die
Synthese der Rezeptoren mehrere unterschiedliche Sätze
von Synthesebausteinen verwendet, um asymmetrische, d. h. aus mehreren
unterschiedlichen Arten von Rezeptorbausteinen bestehende Rezeptoren
zu erhalten.
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Die
unterschiedlichen Sätze von Bausteinen werden dabei so
ausgewählt, dass die einzelnen Bausteine in Bezug auf die
Spezifität für komplementäre Nukleinsäurebausteine
aus dem Analyten gleich sind, aber eine unterschiedliche Affinität
für komplementäre Nukleinsäurebausteine
aus dem Analyten aufweisen, so dass die Bevorzugung von Volllängenprodukten
eines in situ synthetisierten Polymersonden-Arrays durch eine gezielte
Verteilung unterschiedlicher Arten von Bausteinen entlang der Polymersonden
während der Synthese erreicht wird.
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Vorzugsweise
wird die Bevorzugung von Volllängenprodukten eines in situ
synthetisierten Polymersonden-Arrays durch eine gezielte Verteilung unterschiedlicher
Arten von Bausteinen entlang der Polymersonden während
der Synthese erreicht. Dazu werden für das erfindungsgemäße
Verfahren Sätze von Synthesebausteinen verwendet, die sich in
Bezug auf bestimmte Parameter gleich verhalten, aber in bestimmten,
z. B. thermodynamischen, Eigenschaften voneinander abweichen. Die
Verteilung der Bausteine entlang des wachsenden Polymers während
der in-situ-Synthese wird dabei so gewählt, dass die Volllängenprodukte
mit der Bausteinzahl n oder aber zumindest die Syntheseprodukte
aus den letzten Additionsschritten der Polymerverlängerung modifizierte
Bausteine enthalten. Die Bausteinanzahl n kann dabei 10, 11, 12,
13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28,
29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44,
45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60,
61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, oder 70 betragen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird zumindest für
den letzten Schritt oder die letzten Schritte, z. B. die letzten
zwei, drei oder vier Schritte, beim Aufbau der Rezeptoren ein Satz
von Synthesebausteinen verwendet, der eine höhere Affinität
für komplementäre Nukleinsäurebausteine
aus dem Analyten aufweist als die vorher verwendeten.
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Weiterhin
ist es in einer Ausführungsform möglich, dass
der für den oder die letzten Schritte beim Aufbau der Rezeptoren
verwendete Satz von Synthesebausteinen zusätzlich eine
höhere Beständigkeit gegenüber Abbaureagenzien,
z. B. Enzymen, wie Nukleasen oder/und chemischen Reagenzien, wie
Säuren oder Basen, im Vergleich zu dem für die ersten
Schritte des Aufbaus der Rezeptoren verwendeten Satz von Synthesebausteinen
aufweist. In diesem Fall kann z. B. nach Beendigung der Rezeptorsynthese
ein gezielter Abbauschritt durchgeführt werden, mit dem
der Anteil von Nicht-Volllängenprodukten gegenüber
dem Anteil der Volllängenprodukte verringert wird. Der
Einbau von "abbaubeständigen" Bausteinen und ein nachfolgender
Abbauschritt können im Übrigen auch ein- oder
mehrmals während früherer Schritte der Rezeptorsynthese
erfolgen.
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Eine
alternative oder ergänzende Vorgehensweise sieht die Erzeugung
unterschiedlicher Hybridisierungsaffinitäten für
einzelne Sätze von Bausteinen durch Verwendung von Modifikationen
der Rezeptoren, z. B. mittels Hybridisierungsverstärkern, vor,
wodurch ihre Eigenschaften in der gewünschten Art zugunsten
der Volllängenprodukte verändert werden. Der Einbau
von Hybridisierungsverstärkern erfolgt ortsspezifisch,
d. h. es wird eine erhöhte Hybridisierungsaffinität
für komplementäre Nukleotidbausteine aus dem Analyten
für eine vorbestimmte Anzahl (d. h. einen Satz) einzelner
Bausteine aus dem Rezeptor vorgesehen. Vorzugsweise wird der Hybridisierungsverstärker
an das distale Ende des Rezeptors angefügt, wobei z. B.
die letzten 3–5 Basen des Rezeptors bezüglich
der Hybridisierungsaffinität modifiziert werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird ein Nukleinsäure-Array, ausgewählt
aus DNA- oder RNA-Arrays, insbesondere ein DNA-Array, aufgebaut,
wobei ein erster Satz von Synthesebausteinen, bestehend aus unmodifizierte
DNA- oder RNA-Synthesebausteinen, die zweckmäßigerweise
in Form geeigneter Derivate mit Phosphoramidite, H-Phosphonate etc.
vorliegen, verwendet wird. Als zweiter Satz für den oder
die letzten Schritte des Rezeptoraufbaus wird dann ein Satz von
Synthesebausteinen, ausgewählt aus N3'-P5'-Phosphoramidat-(NP)-Bausteinen,
Locked-Nukleinsäure-(LNA)-Bausteinen, Morpholinophosphordiamidat-(MF)-Bausteinen,
2'-O-Methoxyethyl-(MOE)-Bausteinen, 2'-Fluor-arabino-Nukleinsäure-(FANA)-Bausteinen,
Phosphorthioat-(PS)-Bausteinen, 2'-O-Methyl-(OMe)-Bausteinen oder
Peptidnukleinsäure-(PNA)-Bausteinen verwendet. Selbstverständlich
ist das erfindungsgemäße Verfahren jedoch auch
für den Aufbau von modifizierten Nukleinsäure-Arrays
geeignet, wobei als erster Satz von Bausteinen ein erster modifizierter
Bausteinsatz und als zweiter Satz ein zweiter modifizierter Bausteinsatz
verwendet wird, wobei sich die beiden Bausteinsätze, wie
zuvor beschrieben, hinsichtlich der Affinität für
komplementäre Nukleinsäurebausteine des Analyten
und gegebenenfalls zusätzlich hinsichtlich der Beständigkeit
gegenüber Abbaureagenzien unterscheiden.
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Diese
Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens umgeht
die Reinigungsproblematik für in-situ-Polymersonden durch
eine asymmetrische Konfiguration der Sonden, die bei Nukleinsäuren
zu einem erhöhten Beitrag der Volllängenprodukte
zur Bindungsenergie im Doppelstrang bei einer späteren Anwendung
auf dem Biochip führt.
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Diese
Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens eignet
sich neben den anderen in dieser Offenbarung beschriebenen Anwendungen
besonders zum Nachweis oder/und zur Isolierung von Nukleinsäuren,
z. B. zur Durchführung von De-novo-Sequenzierungen, Re-Sequenzierungen
und Punktmutationsanalysen, z. B. SNP-Analysen und den Nachweis
neuer SNPs. Weiterhin kann das Verfahren für die Analyse
von Genomen, Genomvariationen, Genominstabilitäten und
Chromosomen sowie zur Genexpressions- bzw. Transkriptomanalyse oder
zur Analyse von cDNA-Bibliotheken eingesetzt werden. Das Verfahren
eignet sich auch für die Herstellung von substratgebundenen
cDNA-Bibliotheken oder cRNA-Bibliotheken. Außerdem können
Arrays für die Herstellung synthetischer Nukleinsäuren,
Nukleinsäuredoppelstränge und synthetischer Gene
erzeugt werden.
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Des
Weiteren können auch Arrays von PCR-Primern, Sonden für
homogene Assays, Molecular Beacons und Haarnadel-Sonden hergestellt werden.
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Schließlich
können auch Arrays für die Herstellung, Optimierung
oder Entwicklung von Antisense-Molekülen erzeugt werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders
für die Herstellung von Trägerkörpern mit
Kanälen, z. B. mit geschlossenen Kanälen. Die Kanäle
sind in einer Ausführungsform Mikrokanäle mit
einem Querschnitt von z. B. 10–1000 μm. Beispiele
für geeignete Trägerkörper mit Kanälen
sind in
WO 00/13018 beschrieben.
Vorzugsweise wird ein Trägerkörper verwendet,
der zumindest teilweise im Bereich der mit Rezeptoren zu bestückenden
Positionen optisch transparent oder/und elektrisch leitfähig ist.
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Diese
Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens eignet
sich weiterhin besonders als integriertes Synthese-Analyse-Verfahren,
d. h. der fertige Träger wird in situ für die
Analytbestimmung und anschließend gegebenenfalls für
weitere Synthese-Analyse-Zyklen eingesetzt wie in
WO 00/13018 beschrieben.
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Weiterhin
betrifft diese Variante des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch einen Träger für die Bestimmung
von Analyten, der eine Vielzahl, vorzugsweise mindestens 100 und
besonders bevorzugt mindestens 500, von unterschiedlichen immobilisierten
Rezeptoren enthält, wobei die Rezeptoren aus jeweils mehreren
unterschiedlichen, z. B. zwei oder noch mehreren Sätzen
von Synthesebausteinen aufgebaut sind, und wobei die einzelnen Synthesebausteine
in Bezug auf die Spezifität für komplementäre Nukleinsäurebausteine
aus dem Analyten gleich sind, aber eine unterschiedliche Affinität
für komplementäre Nukleinsäurebausteine
aus dem Analyten aufweisen.
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Weiterhin
betrifft diese Variante des erfindungsgemäßen
Verfahrens einen Reagenzienkit, umfassend einen Trägerkörper
und mindestens zwei unterschiedliche Sätze von Bausteinen
für die Synthese von Rezeptoren auf dem Träger.
Weiterhin kann der Reagenzienkit auch Reaktionsflüssigkeiten enthalten.
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Gegenstand
diese Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist auch eine Vorrichtung zur integrierten Synthese- und Analytbestimmung
an einem Träger, umfassend eine programmierbare Lichtquellenmatrix,
optional eine Detektormatrix, einen bei der Verwendung einer Detektormatrix
vorzugsweise zwischen Lichtquellen- und Detektormatrix angeordneten
Träger sowie Mittel zur Zufuhr von Fluids in den Träger
und zur Ableitung von Fluids aus dem Träger und gegebenenfalls
Reservoirs für Synthesereagenzien und Proben. Die programmierbare
Lichtquellen- bzw. Belichtungsmatrix kann eine Reflexionsmatrix, eine
Lichtventilmatrix, z. B. eine LCD-Matrix, oder eine selbstemittierende
Belichtungsmatrix sein. Derartige Lichtmatrices sind z. B. in
WO 00/13018 offenbart.
Die Detektormatrix, z. B. eine elektronische CCD-Matrix, kann als
Option im Trägerkörper integriert sein.
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Der
Aufbau der Rezeptoren auf dem Träger kann fluid-chemische
Syntheseschritte, photochemische Syntheseschritte, elektrochemische
Syntheseschritte oder Kombinationen von zwei oder mehreren dieser
Schritte umfassen. Ein Beispiel für die elektrochemische
Synthese von Rezeptoren auf einen Träger ist in
DE 101 20 663.1 beschrieben.
Ein Beispiel für ein Hybridverfahren, umfassend die Kombination von
fluidchemischen Schritten und photochemischen Schritten, ist in
DE 101 22 357.9 beschrieben.
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Weiterhin
soll die Erfindung durch das nachfolgende Beispiel erläutert
werden.
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Es
wird ein DNA-Mikroarray zu einer Länge der DNA-Sonden von
25 Bausteinen synthetisiert. Für den letzten Baustein wird
statt eines natürlichen Nukleotids ein Analogon mit geeigneten
Eigenschaften an die Sonde kondensiert. Dies kann ein LNA-(„locked
nucleic acid")-Baustein sein, von dem bekannt ist, dass er zum einen
für alle vier Basen der DNA hergestellt werden kann (und
damit ein Satz passender Bausteine vorhanden ist), zum anderen für
alle vier Basen mit deutlich höherer Schmelztemperatur
an sein komplementäres Zielmolekül hybridisiert.
Die Diskriminierung zwischen einer Hybridisierung oder Bindung an
das Volllängenprodukt mit 25 Bausteinen Länge
im Vergleich zu den Abbruchprodukten mit 24 oder weniger Nukleotiden
wird dadurch verbessert. Das wirkt sich positiv auf das Analyseergebnis
aus.
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In
einer weiteren Ausführungsform kommen DNA oder andere Nukleinsäure-Polymersonden
zum Einsatz, die alle oder teilweise zur Bildung von erwünschten
dreidimensionalen Strukturen befähigt sind. Diese dreidimensionalen
Strukturen können Hairpin-Strukturen oder andere, dem Fachmann
bekannte Strukturen sein. In dieser Ausführungsform umfasst
die Erfindung Arrays von auf einem Träger immobilisierten
Nukleinsäuren, die zumindest teilweise in Form von Sekundärstrukturen,
wie etwa Hairpin-Strukturen, vorliegen. Weiterhin werden Verfahren
zur Herstellung solcher Arrays und Anwendungen davon beansprucht.
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Ein
Bindungsereignis zwischen immobilisiertem Rezeptor und Analyt wird üblicherweise
durch Detektion einer Markierungsgruppe nachgewiesen, die an den
Analyten gebunden ist. Ein Träger und ein Verfahren zur
Analytbestimmung, die eine integrierte Synthese von Rezeptoren und
Analyse erlauben, sind z. B. in
WO
00/13018 beschrieben.
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Um
mit Rezeptorarrays, z. B. DNA-Chips, komplexe biologische Fragestellungen
(Genexpressions-Studien, Target-Validierung, Sequencing By Hybridisation,
Re-Sequenzierung) bearbeiten zu können, ist es von grundlegender
Bedeutung, dass die Hybridisierung zwischen Rezeptor und Target möglichst
fehlerfrei durchgeführt werden kann. Das Nachweissystem
muss daher in der Lage sein, zwischen einem sogenannten "full match",
d. h. wenn Sonde und Target vollkommen komplementär sind, und
einem "mismatch", wenn eine oder mehrere fehlerhafte Basenpaarungen
vorliegen, zu unterscheiden. Besonders schwierig ist natürlicherweise
die Unterscheidung zwischen einem "single mismatch", wenn lediglich
1 Basenpaarung fehlerhaft ist, und dem "full match". Des Weiteren
sind aus thermodynamischen Gründen besonders endständige
(terminale) Basen-Fehlpaarungen schwer bzw. nur unzureichend zu
detektieren. Fehlpaarungen in der Mitte einer Sequenz sind dagegen
aus denselben Gründen einfacher zu detektieren.
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Auf
bekannten DNA-Chips liegen Nukleinsäure-Rezeptoren möglichst
in einzelsträngiger Form vor. Bei der Auswahl der Sequenzen
für die Rezeptoren wird daher darauf geachtet, dass eine
etwaige Ausbildung von Sekundärstrukturen vermieden wird. Die
Detektion von Basen-Fehlpaarungen erfolgt nun dadurch, dass auf
dem DNA-Chip nicht nur die eigentliche abzufragende Sequenz, sondern
auch als Vergleich die entsprechende Sequenz mit einer Fehlpaarung
in der Mitte der Basenabfolge als Negativ-Kontrolle aufgebracht
ist. Ob es sich um einen "full match" oder "mismatch" handelt, wird
durch die jeweils unterschiedlichen Signalintensitäten,
die sich durch Hybridisierung der Probe (Target) auf die Sonde bzw.
ihrer Negativ-Kontrollsequenz (Mismatch-Sequenz) ergeben, detektierbar.
Da aber auch hier nicht immer eine eindeutige Entscheidung getroffen
werden kann, müssen zur Detektion einer bestimmten DNA-Sequenz
innerhalb des Targets nicht nur eine einzige Sequenz, sondern mehrere
(z. B. 20 Sequenzen pro Gen) Sequenzen (R. Lipschutz et
al., Nature Genetics, 1999, 21, 20 ff.), die sich jeweils
als Bruchstücke der nachzuweisenden Probe ergeben, mit
den jeweils zugehörigen Kontroll-Sequenzen (Mismatch-Sequenzen)
verwendet werden. Dadurch wird zum Nachweis einer einzigen Probensequenz
nicht nur eine einzige Nukleinsäuresequenz auf dem DNA-Chip
benötigt, sondern es sind üblicherweise 20 Sequenzen
zuzüglich der jeweiligen 20 Negativ-Kontrollsequenzen (Mismatch-Sequenzen)
erforderlich. Dies resultiert in einem erheblichen Mehraufwand bei
der Herstellung von DNA-Chips und verringert deren Informationsdichte signifikant.
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Gegenwärtig
gibt es noch keine Möglichkeiten, terminale Basen-Fehlpaarungen
auf DNA-Chips zu detektieren.
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Eine
Aufgabe dieser Ausführungsform der Erfindung ist es daher,
ein System bereitzustellen, das es erlaubt, Basen-Fehlpaarungen
sehr genau detektieren zu können. Weiterhin soll das erfindungsgemäße
System nicht nur Basen-Fehlpaarungen in der Mitte einer Sequenz,
sondern auch am Ende (terminal) auf einem Array hochparallel erkennen.
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Diese
Aufgabe wird durch Bereitstellung von Rezeptorarrays gelöst,
die Nukleinsäure-Rezeptoren enthalten, die mindestens teilweise
in Form von Hairpins vorliegen.
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Hairpins
sind eine spezielle Form von Sekundärstrukturen bei Nukleinsäuren,
die sich aus zwei komplementären Sequenz-Abschnitten im
sogenannten Stem und einem weiteren Sequenzabschnitt im sogenannten
Loop zusammensetzen (1a). Hierbei
besteht ein Gleichgewicht zwischen der geschlossenen Form und der
geöffneten Form (1b). Hairpin-Strukturen
wurden bereits in Lösung zur markierungsfreien Detektion
von Hybridisierungs-Ereignissen eingesetzt (Tyagi et al.
Nature Biotechnology 1995, 14, 303–308). Diese
Hairpin-Strukturen (2 Typ A) zeichnen sich dadurch aus,
dass sich die Erkennungssequenz im Loop des Hairpins befindet (Marras
et al. Genetic Analysis; Biomolecular Engineering, 1999, 14, 151–156).
In einer besonderen Ausführungsform befinden sich ein Quencher-
und ein Fluorophor-Molekül im geschlossenen Zustand in
unmittelbarer räumlicher Nähe, so dass die Fluoreszenz
gelöscht wird. Tritt nun ein Hybridisierungs-Ereignis mit
der sich im Loop befindlichen Erkennungssequenz ein, öffnet
sich der Hairpin, wobei Fluorophor und Quencher räumlich
voneinander getrennt werden. Als Folge davon ist ein Fluoreszenzsignal
zu beobachten. Als Quencher können neben bekannten Farbstoffen
auch poly-Deoxyguanosinsequenzen fungieren (M. Sauer, BioTec, 2000,
1, 30 ff.). Dies hat den Vorteil, dass die Hairpin-Struktur
nur mit einem Fluorophor markiert werden muss (M. Sauer
et al., Anal. Chem. 1999, 71 (14), 2850 ff.), dass der
Einbau eines Quencher-Moleküls entfällt.
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Studien über
das Verhalten von Hairpinstrukturen auf einer festen Phase – d.
h. Arrays mit Hairpin-Strukturen – sind zwar bekannt (
US 5,770,772 ), nutzen jedoch
lediglich das Vorhandensein der doppelsträngigen Struktur
eines Hairpin als Erkennungsstelle für z. B. Proteine aus.
Der Nachweis einer Analytbindung durch Auflösung der Hairpinstruktur
wird nicht offenbart. Im Besonderen sind keine Hairpin-Strukturen
bekannt, die die Sequenzinformation im Stem des Hairpins als Erkennungssequenz
für eine Hybridisierung nutzen. Des Weiteren sind bislang
noch keine Hairpinstrukturen bekannt, deren Anbindung an die feste
Phase nicht über ein terminales Ende erfolgt.
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Ein
Gegenstand der Erfindung ist in dieser Ausführungsform
ein Verfahren zur Bestimmung von Analyten, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen eines Trägers mit
mehreren vorbestimmten Bereichen, an denen jeweils unterschiedliche
Rezeptoren ausgewählt aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga
immobilisiert sind, wobei in einem oder mehreren der vorbestimmten
Bereiche die Rezeptoren in Abwesenheit eines damit spezifisch bindefähigen
Analyten zumindest teilweise als Sekundärstruktur vorliegen.
Teilweise bezieht sich hierbei auf jeden einzelnen Rezeptor in der
Weise, dass die Anwesenheit des jeweiligen damit spezifisch bindefähigen Analyten
eine Änderung oder Aufhebung der Sekundärstruktur
im Rezeptor verursacht.
- b) Inkontaktbringen des Trägers mit einer Analyten
enthaltenden Probe und
- c) Bestimmen der Analyten über deren Bindung an die
auf dem Träger immobilisierten Rezeptoren, wobei die Bindung
eines Analyten an einem damit spezifisch bindefähigen Rezeptor
den Nachweis der Auflösung der in Abwesenheit des Analyten
vorliegenden Sekundärstruktur umfasst.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zur Bestimmung
von Analyten, umfassend
- a) eine Lichtquellenmatrix,
- b) einen Träger mit mehreren vorbestimmten Positionen,
an denen jeweils unterschiedliche Rezeptoren auf dem Träger
immobilisiert sind,
- c) Mittel zur Zufuhr von Fluids zum Träger und zur Ableitung
von Fluids aus dem Träger und
- d) eine Detektionsmatrix umfassend mehrere Detektoren, die den
vorbestimmten Positionen auf dem Träger zugeordnet sind.
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Die
erfindungsgemäßen Hairpin-Strukturen lassen sich überraschenderweise
für eine sehr genaue Diskriminierung von Basenfehlpaarungen
auf einer Festphase, insbesondere auf einem Array, verwenden. Die
erfindungsgemäßen Hairpin-Strukturen lassen sich
hochparallel sowohl in situ auf der festen Phase erzeugen, können
aber auch, wenn vorgefertigt, auf dieser immobilisiert werden.
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Die
Rezeptoren werden ausgewählt aus Nukleinsäure-Biopolymeren,
z. B. Nukleinsäuren wie DNA und RNA oder Nukleinsäureanaloga
wie Peptidnukleinsäuren (PNA) und Locked-Nukleinsäuren (LNA)
sowie Kombinationen davon. Besonders bevorzugt werden als Analyten
Nukleinsäuren bestimmt, wobei die Bindung der Analyten
eine Hybridisierung umfasst. Das Verfahren ermöglicht jedoch auch
den Nachweis anderer Rezeptor-Analyt-Wechselwirkungen, z. B. den
Nachweis von Nukleinsäure-Protein-Wechselwirkungen.
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Diese
Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst
vorzugsweise eine parallele Bestimmung von mehreren Analyten, d.
h. es wird ein Träger bereitgestellt, der mehrere unterschiedliche
Rezeptoren, die mit jeweils unterschiedlichen Analyten in einer
einzigen Probe reagieren können, enthält. Die Zahl
der unterschiedlichen Rezeptoren auf einem Träger beträgt
vorzugsweise mindestens 50, mehr bevorzugt mindestens 100, noch
mehr bevorzugt mindestens 200, noch mehr bevorzugt mindestens 500,
noch mehr bevorzugt mindestens 1.000, noch mehr bevorzugt mindestens
5.000, noch mehr bevorzugt mindestens 10.000, noch mehr bevorzugt
mindestens 50.000. Vorzugsweise werden mindestens 50, vorzugsweise
mindestens 100 und besonders bevorzugt mindestens 200 Analyten parallel
bestimmt.
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Die
Immobilisierung der Rezeptoren an den Träger kann durch
kovalente Bindung, nicht-kovalente Selbstassemblierung, Ladungswechselwirkung oder
Kombinationen davon erfolgen. Die kovalente Bindung umfasst vorzugsweise
die Bereitstellung einer Trägeroberfläche mit
einer chemisch reaktiven Gruppe, an die die Startbausteine zur Rezeptorsynthese,
vorzugsweise über einen Spacer bzw. Linker gebunden werden
können. Die nicht-kovalente Selbstassemblierung kann beispielsweise
auf einer Edelmetalloberfläche, z. B. einer Goldoberfläche, mittels
Thiolgruppen, vorzugsweise über einen Spacer bzw. Linker,
erfolgen.
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Die
vorliegende Erfindung zeichnet sich vorzugsweise dadurch aus, dass
das Detektionssystem zur Analytbestimmung, eine Lichtquellenmatrix,
einen mikrofluidischen Träger und eine Detektionsmatrix
in einem zumindest teilweise integrierten Aufbau kombiniert. Dieses
Detektionssystem kann zur integrierten Synthese und Analyse eingesetzt
werden, insbesondere zum Aufbau komplexer Träger, z. B.
Biochips, und zur Analyse komplexer Proben, z. B. zur Genom-, Genexpressions-
oder Proteomanalyse.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt die
Synthese der Rezeptoren in situ auf dem Träger, beispielsweise
indem Fluid mit Rezeptorsynthesebausteinen über den Träger
geleitet wird, die Bausteine an jeweils vorbestimmten Bereichen
auf dem Träger orts- oder/und zeitspezifisch immobilisiert
werden und diese Schritte wiederholt werden, bis die gewünschten
Rezeptoren an den jeweils vorbestimmten Bereichen auf dem Träger
synthetisiert worden sind. Diese Rezeptorsynthese umfasst vorzugsweise
mindestens einen fluidchemischen Schritt, einen photochemischen
Schritt, einen elektrochemischen Schritt oder eine Kombination solcher Schritte
sowie eine online-Prozessüberwachung, beispielsweise unter
Verwendung der Detektionsmatrix.
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Die
Lichtquellenmatrix ist vorzugsweise eine programmierbare Lichtquellenmatrix,
z. B. ausgewählt aus einer Lichtventilmatrix, einem Spiegelarray, einem
UV-Laserarray und einem UV-LED(Dioden)-Array.
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Der
Träger ist vorzugsweise eine Flusszelle bzw. eine Mikroflusszelle,
d. h. ein mikrofluidischer Träger mit Kanälen,
vorzugsweise mit geschlossenen Kanälen, in denen sich die
vorbestimmten Positionen mit den jeweils unterschiedlich immobilisierten Rezeptoren
befinden. Die Kanäle haben vorzugsweise Durchmesser im
Bereich von 10 bis 10.000 μm, besonders bevorzugt von 50
bis 250 μm und können grundsätzlich in
beliebiger Form ausgestaltet sein, z. B. mit rundem, ovalem, quadratischem
oder rechteckigem Querschnitt.
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Wie
bereits ausgeführt, umfassen die Sekundärstrukturen
in dieser Ausführungsform der Erfindung vorzugsweise eine
Hairpin-Struktur, die aus einem Stem und einem Loop zusammengesetzt
ist. In einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich die mit dem Analyten bindefähige Sequenz
des Rezeptors im Bereich des Loops eines Hairpins befinden. Durch
Bindung des Loops an den Rezeptor wird die Hairpin-Struktur geöffnet.
Diese Hairpin-Öffnung kann wiederum durch geeignete Maßnahmen
(z. B. siehe oben) nachgewiesen werden. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform befindet sich jedoch die mit dem Analyten
spezifisch bindefähige Sequenz des Rezeptors im Stem der
Hairpin-Struktur. Auch in dieser Ausführungsform bewirkt
die Bindung des Analyten an den Rezeptor eine nachweisbare Auflösung
der Hairpin-Struktur.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform umfassen die erfindungsgemäßen
Hairpin-Strukturen mit einer Erkennungssequenz im Stem (38, 39A und 39B) komplementäre Sequenzen A
und A* im Stem und eine Linker-Einheit L im Loop. Dabei befinden
sich im Loop des Hairpins Bausteine, die keine Basenpaarungen eingehen
können (z. B. Polyethylenglykol-, Alkyl-, Polyethylenglykolphosphat-
oder Alkylphosphat-Einheiten) oder Bausteine, die nur schwache Basenpaarungen
eingehen können (z. B. ein Tn-Loop mit n = 2–8).
Als Erkennungssequenzen können beide Sequenzabschnitte
A (39B) oder A* (39A)
im Stem dienen. Wird ein Hybridisierungsexperiment durchgeführt,
konkurriert z. B. eine in der zu untersuchenden Probe befindliche
Sequenz A mit der Referenzsequenz A im Stem des Hairpins um die
Sequenz A* (39A). Diese Konkurrenzsituation
wird dazu verwendet, die Spezifität der Hybridisierung
zu erhöhen. Ist z. B. die in der Probe befindliche Sequenz
A nicht vollständig komplementär zu A* (d. h.
es treten Fehlpaarungen auf), ist die Paarung zwischen den beiden
Sequenzen A und A* im Hairpin stabiler, was zur Folge hat, dass
das Hybridisierungsgleichgewicht auf die linke Seite zur geschlossenen
Form des Hairpin verlagert ist (39A).
Wird zur Hybridisierung also eine markierte Probe A verwendet, bedeutet
dies, dass kein oder nur ein geringes Signal detektierbar ist, da
das Gleichgewicht auf der Seite des geschlossenen Hairpins liegt.
Signale werden nur detektierbar, wenn die Hairpinstruktur im geöffneten
Zustand vorliegt, d. h. eine stabile Paarung zwischen A in der zu
untersuchenden Probe und A* im Hairpin möglich ist, und das
Gleichgewicht rechts, d. h. bei einem offenen Hairpin, liegt.
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Somit
wird neben gebräuchlichen Variablen der Stringenzbedingungen,
wie z. B. Salzkonzentration, Temperatur, Sonden- und Target-Konzentration, eine
weitere Variable eingeführt, mit der Einfluss auf die Stringenz
eines Hybridisierungsexperimentes genommen werden kann. Des Weiteren
kann das Hybridisierungsgleichgewicht (und damit die Stringenz) der
Referenz- Sonde bzw. der Erkennungssequenz u. a. dadurch variiert
werden, dass diese Sequenzen Bausteine von Nukleinsäure-Analoga
enthalten, die sich dadurch auszeichnen, dass diese stärker
mit DNA binden, als DNA mit DNA. Hierfür kommen u. a. PNA-
oder LNA-Bausteine oder andere dem Fachmann bekannte Bausteine mit
den beschriebenen Charakteristika in Frage.
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Durch
das beschriebene Vorgehen wird erreicht, dass im Gegensatz zum üblichen
Vorgehen (Verwendung von 1 Perfect-Match- + 1 Single-Base-Mismatch-Sonde)
für die Diskriminierung zwischen Perfect-Match und Single-Base-Mismatch
nur eine einzige Sonde verwendet werden muss, und somit Stellplätze
auf dem Array eingespart werden können bzw. mehr Informationen
mit einer vorgegebenen Menge an Stellplätzen abgefragt
werden kann. Des Weiteren können hierdurch auch terminale
Mismatche abgefragt werden, da durch Anwesenheit der Referenzsequenz
im gleichen Molekül höhere Stringenzbedingungen
eingestellt werden können, als wenn für die Diskriminierung
von Perfect-Match und Single-Base-Mismatch 2 separate Sonden verwendet
werden.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfassen die
Hairpin-Strukturen zwei komplementäre Sequenzen (A, A*)
und zwei nicht komplementäre Einheiten (Z, X) im Stem und
eine Linker-Einheit (L) im Loop (40).
Als Erkennungssequenzen können sowohl die der Festphase
nahe Sequenzabfolge A–Z (40A)
als auch die der Festphase ferne Sequenzabfolge A*–Z (40B) dienen. Von entscheidender Bedeutung
ist die Tatsache, dass X und Z nicht miteinander paaren. Hierzu
wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass es sich
bei X um einen oder mehrere paarungsfähige Nukleinsäure-Bausteine
und bei Z um eine oder mehrere nicht-paarungsfähige Bausteine
handelt. Z kann beispielsweise eine "Abasic site" (DNA- oder RNA-Baustein
ohne Heterobase) oder ein dem Fachmann bekannter Baustein sein,
der zwar keine Basenpaarung eingeht, aber die DNA-Struktur nicht
stört. Unter L ist ein Linker zu verstehen, der vorzugsweise
aus nicht paarungsfähigen Nukleinsäure-Bausteinen,
so z. B. Polyethylenglykolphosphat-Einheiten (R. Micura,
Angew. Chemie, 2000, 39(5), 922 ff.) oder Bausteinen, die
nur schwache Basenpaarungen eingehen können (z. B. ein
Tn Loop mit n = 2–8), besteht. Hierdurch wird erreicht,
dass besonders terminale Mismatche besser detektierbar werden. Dies
erfolgt dadurch, dass in dieser Ausführungsform (40A) dem Target A–X* weitere
Basen zur Paarung zur Verfügung stehen, jedoch der Referenz
A–Z nicht. Das bewirkt, dass das Gleichgewicht zwischen
geschlossener Form des Hairpins (links) vorteilhaft auf die rechte
Seite (offener Hairpin) verschoben wird, wenn eine zusätzliche
Basenpaarung vom Target A–X* mit dem Sequenzbereich X im
Hairpin erfolgen kann. Treten Fehlpaarungen zwischen Target A–X*
und dem Sequenzbereich X im Hairpin auf, ist dies nicht der Fall,
und das Gleichgewicht wird nicht verstärkt auf die rechte
(offene) Seite verschoben.
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Durch
Vorhandensein zusätzlicher paarungsfähiger Abschnitte
X in der Hairpinstruktur des Rezeptors, die mit dem nachzuweisenden
Analyten komplementär sind, kann somit die Stringenz des
Hybridisierungexperiments weiter erhöht werden (40A und 40B).
Auch hier können Nukleinsäure-Analoga, wie zuvor
beschrieben, Verwendung finden, die stärker mit DNA binden,
als DNA mit DNA.
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In
einer weiteren Ausführungsform kann Z auch das Gemisch
der 4 Basen Adenosin, Guanosin, Cytidin und Thymidin bzw. Uracil
sein.
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In
noch einer weiteren Ausführungsform enthält die
Hairpin-Struktur eine im geschlossenen Zustand zumindest teilweise
gequenchte Markierungsgruppe, z. B. einen Fluorophor. Durch Auflösung
der Hairpinstruktur nimmt das von der Markierungsgruppe stammende
Signal zu und man weist diese Signalzunahme nach. So enthält
eine erfindungsgemäße Hairpin-Struktur (41) beispielsweise einen Quencher (Q) und einen
Fluorophor (F), die sich an entgegengesetzten Enden der Nukleinsäure-Sequenz
des Hairpins befinden. Erfindungsgemäß ist die
Fluoreszenz im geschlossenen Hairpin durch die räumliche
Nähe von Q und F gelöscht. Im geöffneten Zustand
ist Fluoreszenz detektierbar. Molekül-Kombinationen Q und
F sind dem Fachmann hinreichend bekannt.
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In
noch einer weiteren Ausführungform kann die Hybridisierung
auch mit doppelsträngigen Targets erfolgen (42). Sind beide Stränge markiert, kann somit
die für einen Stellplatz detektierbare Leuchtintensität
verstärkt werden.
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In
einer weiteren Ausführungform kann die Trägeranbindung
der Hairpinstrukturen sowohl vom Typ A (Erkennungssequenz im Loop)
als auch vom Typ B (Erkennungssequenz im Stem) nicht nur terminal,
sondern auch intern erfolgen (43).
Es werden hiermit auch intern an den Träger gebundene Hairpinstrukturen
vom Typ A offenbart. Auch Kombinationen von terminal und intern
immobilisierten Rezeptoren auf einen Träger sind möglich.
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Eine
Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik wird in einer
Ausführungsform besonders dadurch erzielt, dass die erfindungsgemäße
Hairpinstruktur die Erkennungssequenz im Stem beinhaltet. Der zur
Erkennungssequenz komplementäre Strang wird als Referenz-Sequenz
zur Mismatch-Diskriminierung verwendet. Bei einem Hybridisierungsexperiment
konkurriert eine in der Probenlösung vorhandene Target-Sequenz
mit der Referenz-Sequenz (A*) um die Sondensequenz (A). Ist es erwünscht,
kann die Stringenz durch Einbau von besonderen Nukleinsäure-Bausteinen
(PNA, LNA) im Referenz-Strang weiter gesteigert werden. Das heißt,
es wird nur eine Hybridisierung erfolgen – d. h. der Hairpin
in die offene Form wechseln – wenn die in der Probenlösung vorhandene
Targetsequenz exakt komplementär zur Sondensequenz ist.
Ist dies nicht der Fall, sorgt die im Hairpin integrierte Referenzsequenz
dafür, dass der Hairpin nicht in die offene Form wechselt,
und somit keine Hybridisierung mit einer Targetsequenz erfolgen
kann.
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Des
Weiteren erlaubt die erfindungsgemäße Hairpinstruktur
die Diskriminierung von terminalen Basenfehlpaarungen. Diese werden über
die Hybridisierung der Targetsequenz an die Position X möglich. Basenpaarungen
komplementär zur terminalen Position X entscheiden darüber,
ob der Hairpin verstärkt in die offene Form wechselt und
daraus resultierend ein Hybridisierungs-Ereignis detektiert werden
kann.
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Dies
hat zur Folge, dass im Gegensatz zu herkömmlichen DNA-Arrays
für die Entscheidung, ob es sich um einen "full match"
oder "mismatch" handelt, wesentlich weniger Sequenzen aufgebracht werden
müssen. Daraus resultiert, dass mit der a priori gegebenen
maximalen Stellplatzdichte eines Array mehr unterschiedliche Targetsequenzen
bearbeitet werden können. Dies steigert die Informationsdichte
des Arrays signifikant.
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Durch
Inkorporation von Fluoreszenz-(F)- oder/und Quencher-(Q)-Bausteinen
in die erfindungsgemäße Hairpinstruktur lässt
sich außerdem eine markierungsfreie Detektion von DNA-Arrays
erreichen (41).
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In
einer weiteren Ausführungsform der Erfindung mit Verwendung
der oben beschriebenen Sonden mit Sekundärstrukturen und
Hairpins wird ein integriertes System zur Bestimmung von Analyten
bereitgestellt, welches eine hochparallele in-situ-Herstellung komplexer
Populationen von Hairpin-Rezeptoren immobilisiert in Mikrostrukturen
zum Nachweis von Analyten erlaubt.
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Hierzu
verwendet man günstigerweise eine Vorrichtung, umfassend:
- a) eine Lichtquellenmatrix,
- b) einen mikrofluidischen Träger mit mehreren vorbestimmten
Positionen, an denen jeweils unterschiedliche Rezeptoren ausgewählt
aus Nukleinsäuren und Nukleinsäureanaloga auf
dem Träger immobilisiert sind, wobei in einem oder mehreren
der vorbestimmten Bereiche die Rezeptoren in Abwesenheit eines damit
spezifisch bindefähigen Analyten zumindest teilweise als
Sekundärstruktur vorliegen,
- c) Mittel zur Zufuhr von Fluids zum Träger und zur Ableitung
von Fluids aus dem Träger und
- d) eine Detektionsmatrix, umfassend mehrere Detektoren, die
den vorbestimmten Bereichen auf dem Träger zugeordnet sind.
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In
der erfindungsgemäßen Vorrichtung liegen vorzugsweise
zwei beliebige oder drei beliebige oder alle vier der Komponenten
a), b), c) und d) in integrierter Form vor. Besonders bevorzugt
ist der Träger zwischen Lichtquellenmatrix und Detektionsmatrix
angeordnet. Die Detektoren der Detektionsmatrix sind vorzugsweise
aus Photodetektoren oder/und elektronischen Detektoren, z. B. Elektroden,
ausgewählt.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung kann zur gesteuerten
in-situ-Synthese von Nukleinsäuren, z. B. DNA/RNA-Oligomeren
benutzt werden, wobei als temporäre Schutzgruppen photochemische,
fluidchemische, oder/und elektronisch abspaltbare Schutzgruppen,
verwendet werden können. Die orts- oder/und zeitaufgelöste
Rezeptorsynthese kann durch gezielte Ansteuerung von Elektroden
in der Detektionsmatrix, gezielte Fluidzufuhr in definierte Bereiche
oder Bereichsgruppen auf dem Träger oder/und gezielte Belichtung über
die Lichtquellenmatrix erfolgen.
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Alle
dreidimensionalen und ganz oder teilweise gesteuerten oder ganz
oder teilweise ungesteuerten Sekundär- und dreidimensionalen
Polymersonden-Strukturen können für Bindungsstudien und
die erfindungsgemäßen mehrstufigen molekularbiologischen
Prozesse in der Art eingesetzt werden, dass die Bindung von Proteinen,
Peptiden, Zellen, Zellfragmenten, Organellen, Sacchariden, niedermolekularen
Wirkstoffen, komplexen Molekülen, Nanopartikeln, synthetischen
Organismen oder Molekülen oder Zellen aus der synthetischen
Biologie analysiert und ggf. optimiert wird. Daraus kann in einer
Ausführungsform die Untersuchung der Bindung von Proteinen
aus Zellextrakten oder in-vitro-Herstellung abgeleitet werden, deren
Bindungsmuster auf einem Set an Sequenzmotiven untersucht wird.
Dieses Set an Sequenzmotiven kann aus einem Set an Bindungsstellen
für Transkriptionsfaktoren bestehen. Des Weiteren kann
dieses Set aus hypothetischen oder empirisch validierten Bindungsstellen
bestehen. Auch eine Mischung aus hypothetischen oder empirisch validierten
Bindungsstellen kann vorgesehen sein.
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In
einer weiteren Ausführungsform werden die dreidimensionalen
und ganz oder teilweise gesteuerten oder ganz oder teilweise ungesteuerten Sekundär-
und dreidimensionalen Polymersonden-Strukturen für Bindungsstudien
und die erfindungsgemäßen mehrstufigen molekularbiologischen Prozesse
in der Art eingesetzt, dass damit die Bindungsmuster von microRNA,
anderen nicht proteinkodierenden RNA-Molekülen oder teilweise
aus RNA, teilweise aus Proteinen oder Peptiden bestehenden Komplexen
mit den doppelsträngigen Hairpin-Strukturen, anderen Strukturen
oder aus den Hairpin-Strukturen abgeleiteten Doppelsträngen
auf dem Reaktionsträger untersucht und ggf. durch Marker
an den Analyten erfasst werden.
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In
einer anderen Ausführungsform kann als Teil des mehrstufigen
molekularbiologischen Prozesses eine FRET-Reaktion erzeugt und für
die weitere Analyse oder Informationserfassung genutzt werden. Der
FRET-Effekt kann durch eine Polymersonde- und Target-Wechselwirkung
hervorgerufen werden. Um eine lokale Anregung der Fluoreszenz zu
ermöglichen, wird ein Akzeptor- oder Donor-Molekül
an die aufgebauten Polymersonden gekoppelt. Dies kann während
der Synthese geschehen (durch die Bausteine) oder nach der Synthese,
z. B. mit Reagenzien wie Cis-Platin (siehe z. B. KREATECH ULS-Cy5). Das
Probengut trägt die entsprechende andere Markierung, um
den FRET zu ermöglichen, z. B. die Paarung Cy5/Cy3 oder
Phycoerythrin, oder einen zum Donor passenden Quencher. Eine Energieübertragung
kann nur in der Nähe der Oberfläche stattfinden,
so dass Eigenfluoreszenz der Lösung oder nicht gebundenes,
freies markiertes Probengut keine störende Hintergrundfluoreszenz
verursacht. In einer Ausführungsform, die man z. B. in
der Genotypisierung von Nukleinsäuren verwenden kann, kann
die Sonde mit freiem 3'-Ende den Fluoreszenz-Akzeptor darstellen,
und durch eine wie oben beschriebene Polymerase-Reaktion (z. B.
eine Primer Extension) oder eine andere Enzymreaktion (z. B. eine
Ligation) wird an dem gebundenen Komplex oder an der Polymersonde
selber ein passender Donor (EX) angehängt, der den FRET
ermöglicht. Das „Big Dye"-Prinzip für „four-color
sequencing" kann auf diese Weise ermöglicht werden. Ein
Donor-Excitermolekül (Fluorescein etc.) wird angeregt und überträgt
seine Energie auf die durch Primer Extension angehängten
ddNukleotid-Farbstoff-Moleküle. In einer anderen Ausführungsform
mit FRET wird die FRET-Reaktion ermöglicht durch Einbau
von Akzeptor- und Donor-Molekül-Paaren im Probengut nach
oder während der Anlagerung an die Polymersonde, z. B.
während bzw. durch eine Primer-Extension-Reaktion. Dies
führt in dieser Variante zu hohen Markierungsdichten, so dass
viele FRET-Übertragungen ablaufen können. Ein
besonderer Vorteil liegt in einer Ausführungsform mit Kombination
aus FRET und CCD-Detektion, denn diese ermöglicht die direkte
Detektion des Reaktionsverlaufs.
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In
einer anderen Ausführungsform der Erfindung werden in oder
auf einem Reaktionsträger Polymersonden immobilisiert.
Dies kann kovalent oder nicht-kovalent erfolgen. Diese Polymersonden
sind aus Nukleinsäuren oder deren Analoga aufgebaut. An
diesen Polymersonden wird die zu untersuchende Probe, die aus mindestens
2 Nukleinsäure-Sequenzen besteht, durch Hybridisierung
immobilisiert. Bei der erfindungsgemäßen gesteuerten
Beladung einzelner Reaktionsfelder mit bestimmten unterschiedlichen
Polymersonden kann die Spezifität der nachfolgenden Anlagerung
von Nukleinsäuren aus der Probe durch die Sequenz beeinflusst
werden. So kann ein Reaktionsträger beispielsweise die
3' oder 5' Sequenzmotive aller Exons einer Genfamilie oder eines ganzen
Genoms adressieren. Im nächsten Schritt kann noch eine
Amplifikation auf dem Reaktionsträger erfolgen. In dem
dann folgenden Schritt wird durch eine enzymatische Reaktion die
Abfolge der Bausteine entlang der gebundenen Nukleinsäuren aus
der Probe ermittelt. Dies kann direkt an den Nukleinsäuresträngen
aus der Probe oder durch deren Amplifikate oder durch die komplementäre
Sequenz nach einer Primer Extension an den Polymersonden erfolgen.
Verfahren für die Ermittlung der Bausteine entlang der
Nukleinsäurestränge sind dem Fachmann u. a. unter
dem Fachbegriff „sequencing by synthesis" bekannt. Dazu
werden als Enzyme unter anderem Polymerasen, Kinasen und Ligasen
verwendet. Technische Ausführungsformen sind von den Firmen
Agencourt, 454 und Solexa vorgestellt worden. Allen diesen Verfahren
ist ein Endpunkt der Entschlüsselungsreaktion gemein, bei
dem die Reaktion keine ausreichend genaue Unterscheidung korrekter
von anderen Signalen und damit keine eindeutige Zuordnung mehr erlaubt,
z. B. verursacht durch unspezifische Nebenreaktionen. Damit ist
eine erste Runde in dem Entschlüsselungsverfahren erfolgt.
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Im
weiteren Verfahren, eventuell nach einem Kalibrier-, Reinigungs-
oder Initialisierungsschritt, wird ein Gemisch von mindestens 2
kurzen Nukleinsäuresträngen zugegeben. Diese kurzen
Nukleinsäurestränge haben eine ähnliche
Funktion wie ein Primer-Molekül in der PCR Reaktion. Sie
dienen einer zweiten Runde der unterschiedlichen Ausführungsformen
der Entschlüsselungsreaktion entlang der gebundenen Nukleinsäuren
aus der Probe. Die Sequenz der kurzen Nukleinsäurestränge,
die eine ähnliche Funktion wie ein Primer-Moleküle
in der PCR Reaktion ausführen, kann schon vor der ersten Runde
der Entschlüsselungsreaktion entlang der gebundenen Nukleinsäuren
bestimmt worden sein. In einer bevorzugten alternativen Ausführungsform
wird diese Sequenz abgestimmt auf die Ergebnisse der ersten Runde
der Entschlüsselungsreaktion. Dem Fachmann ist in diesem Zusammenhang
aus den konventionellen Sequenzierverfahren das „primer walking"
bekannt. Bei dem hier beschriebenen Verfahren als eine besonders
bevorzugte Ausführungsform der Erfindung handelt es sich
um ein hochparalleles Primer Walking an 2 oder mehr Nukleinsäuren aus
der Probe mittels 2 oder mehr kurzen Nukleinsäuren mit
Sequenzen, die anhand der für die 2 oder mehr Nukleinsäuren
aus der Probe ermittelten Sequenz gewählt werden. Es kann
in einer Ausführungsform vorgesehen sein, dass die Sequenzermittlung
der zweiten Runde zunächst noch ein kurzes Sequenzmotiv
umfasst, das auch schon in der ersten Runde ermittelt wurde, um
daraus ein Qualitätsmerkmal abzuleiten.
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Es
ist in einer bevorzugten Ausführungsform vorgesehen, dass
die kurzen Nukleinsäuren aus einem parallelen Syntheseverfahren
stammen. Solche parallelen Syntheseverfahren sind dem Fachmann aus
dem Fachbereich der Biochips und Microarrays bekannt. Dort gibt
es elektrochemische, optisch gesteuerte und fluidisch gesteuerte
Verfahren zur Herstellung von 2 oder mehr Nukleinsäuresequenzen auf
einem Träger. Beansprucht wird hier die erfindungsgemäße
Verwendung von 2 oder mehr Nukleinsäuresequenzen aus einem
parallelen Herstellverfahren, bei dem die 2 oder mehr Nukleinsäuresequenzen
entweder auf einem gemeinsamen Träger hergestellt oder
in einem Prozess hergestellt werden, bei dem mindestens in einem
Schritt 2 oder mehr Reaktionsstellen für die Herstellung
der 2 oder mehr Nukleinsäuresequenzen gleichzeitig mit
einem Reagenz in Kontakt gebracht werden. Beispiele für
solche parallelen Herstellverfahren für 2 oder mehr Nukleinsäuresequenzen
für das erfindungsgemäße Verfahren sind
DNA Microarrays, die mittels Photolithographie, Projektortechnik,
LED Technik, emittierenden Halbleiterbauelementen oder LCOS Projektion hergestellt
werden. Außerdem sind Beispiele Herstellverfahren, die
eine direkte Photochemie verwenden, sowie Herstellverfahren, die
eine indirekte Photochemie, wie lichtinduzierte Basen oder Säuren
verwenden. Weitere Beispiele sind elektrochemische Verfahren. Außerdem
ist hier auf fluidische Verfahren verwiesen, die entweder die Bausteine
geordnet auf einen Träger aufbringen (Printing Technologie,
Druckertechnik) oder die die Reagenzien der Synthese selektiv aufbringen.
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In
einer Variante des „Parallelen Primer Walking" kann die
Immobilisierung der Nukleinsäuren aus der Probe auch direkt
an der festen Phase erfolgen, z. B. an Beads oder Partikeln, auf
einem Reaktionsträger, einem Objektträger, oder
in einer Gelschicht. Dann erfolgt die anschließend eine
erste Runde der Entschlüsselungsreaktion, gefolgt von der oben
beschriebenen zweiten Runde. Dazwischen können weitere
Prozessschritte erfolgen.
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6.16 Mehrere verschiedene Sonden werden
pro Position des Reaktionsträgers synthetisiert
-
Durch
Verwendung orthogonaler chemischer Methoden zur Herstellung der
Moleküle im Reaktionsträger ist es möglich,
pro für die Synthese adressierbarer Lokation mehr als nur
eine Sequenz einer bestimmten Molekülart zu synthetisieren.
So können zum Beispiel zwei zueinander passende, hybridisierfähige
Moleküle auf einer Lokation hergestellt werden, die aneinander
binden und ein Hybrid bilden. Dies können zum Beispiel
ein DNA-Doppelstrang oder Doppelstränge aus Nukleinsäureanaloga
oder -derivaten sein. Bevorzugt ist die Synthese von DNA Oligonukleotiden
oder derivatisierten DNA Oligonukleotiden oder DNA Oligonukleotid-Analoga
mit unterschiedlichen Sequenzen auf einer Lokation. Es können
dabei 2, 3, 4, 5, oder 6 unterschiedliche Sequenzen pro für
die Synthese adressierbarer Lokation synthetisiert werden. Die synthetisierten
Moleküle können dabei mit unterschiedlicher Gesamt-Oberflächenkonzentration
oder unterschiedlichen individuellen Oberflächenkonzentrationen
synthetisiert werden. Das Stoffmengenverhältnis der unterschiedlichen
Moleküle ist dabei variabel. Es können z. B. für die
Herstellung solcher Lokationen, die DNA-Oligonukleotide oder derivatisierte
DNA-Oligonukleotide oder DNA-Oligonukleotid-Analoga mit unterschiedlichen
Sequenzen enthalten, zunächst unterschiedliche Bausteine
mit zueinander orthogonalen chemischen Schutzgruppen aufgebracht
werden, wie sie dem Fachmann bekannt sind. Das Verhältnis
dieser Bausteine ist frei wählbar und beträgt
bevorzugt 10/1, 9/1, 8/1, 7/1, 6/1, 5/1, 4/1, 3/1, 2/1, 1/1 oder
umgekehrt, kann aber auch zwischen diesen Werten (1/1–10/1)
liegen. Es wird nun eine Art der an die Oberfläche aufgebrachten
zueinander orthogonal geschützten Bausteine selektiv entschützt,
also die Schutzgruppe abgespalten, wodurch nur diese eine Art von
Baustein für eine Weiterreaktion zur Verfügung
steht. Es wird nun an diesen entschützten Bausteinen eine
Sequenz von DNA-Oligonukleotiden oder derivatisierten DNA-Oligonukleotiden
oder DNA-Oligonukleotid-Analoga nach dem Fachmann bekannten Methoden
der Nukleinsäure-Festphasensynthese aufgebaut und anschließend
wiederum geschützt. Diese Schätzung ist dabei
orthogonal zu den Entschützungsbedingungen der anderen
zuvor an die Oberfläche des Reaktionsträgers zueinander
orthogonal geschützten geknüpften Bausteine. Es
wird nun eine andere Art dieser zuvor an die Oberfläche des
Reaktionsträgers geknüpften Bausteine entschützt,
wobei andere Schutzgruppen im Reaktionsträger bevorzugt
nicht mit abgespalten werden. Es steht nun nur diese eine Art von
Baustein für eine Weiterreaktion zur Verfügung.
Es wird nun an diesen entschützten Bausteinen eine zweite
Sequenz von DNA-Oligonukleotiden oder derivatisierten DNA-Oligonukleotiden
oder DNA-Oligonukleotid- Analoga nach dem Fachmann bekannten Methoden
der Nukleinsäure-Festphasensynthese aufgebaut. Dieser Prozess
kann für jede einzelne Art von zuvor an die Oberfläche
des Reaktionsträgers geknüpften, zueinander orthogonal
geschützten Bausteine wiederholt werden und so mehrere
unterschiedliche Sequenzen an einer Lokation hergestellt werden.
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6.17 Sonden mit labilem Linker werden
im Reaktionsträger synthetisiert
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden Moleküle
an der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisiert,
die über eine unter bestimmten Bedingungen spaltbare Einheit
(labiler Linker, labiler Spacer) an die Oberfläche des
Reaktionsträgers gebunden sind. Es können durch
bestimmte Methoden nun diese Einheiten gespalten werden und so die auf
der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Moleküle von der Oberfläche abgelöst
werden. Die Abspaltung kann dabei zum Beispiel ausgelöst
werden durch Veränderungen der Temperatur, des pH-Wertes,
durch Einstrahlen von Licht und/oder durch Zugabe von Chemikalien
wie z. B. Säuren, Basen, Nukleophilen, Elektrophilen, Radikalen,
Ionen oder Katalysatoren, Enzymen und anderen. Die Geschwindigkeit
der Abspaltungsreaktion kann dabei gesteuert werden und der vollständige
Umsatz der Spaltungsreaktion kann Stunden und/oder Tage dauern.
Die Abspaltungsreaktion wird vorzugsweise so durchgeführt,
dass sie simultan mit einem analytischen Verfahren im Reaktionsträger
durchgeführt wird. So kann zum Beispiel eine enzymatische
Reaktion im Reaktionsträger durchgeführt werden,
während ein Teil der Moleküle langsam von der
Oberfläche abgespalten wird und erst dann dem Enzym als Reaktions-
oder Bindungspartner oder als Substrat zur Verfügung steht.
Es kann so während der Reaktion die Zufuhr der Moleküle
gesteuert werden. Dadurch ist es zum Beispiel möglich,
die Geschwindigkeit der Reaktion oder die Menge an gebildetem Endprodukt
zu steuern. Das abspaltbare Molekül kann vorzugsweise ein
DNA-Oligonukleotid oder derivatisiertes DNA-Oligonukleotid oder
DNA-Oligonukleotid-Analogon sein, das als Primer in einer Enzymreaktion
im Reaktionsträger dann fungieren kann, wenn es abgespalten
wird. Es können besonders bevorzugt auch Enzyme für
eine Spaltung verwendet werden. Dem Fachmann sind mehrere Verfahren
bekannt, die Enzyme wie Uracil-DNA-Glycosylase (UNG, UDG) nutzen,
um DNA-Oligonukleotide oder derivatisierte Oligonukleotide oder
Oligonukleotid-Analoga zu spalten.
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6.18 PCR im Reaktionsträger:
Steuerung der Bindungsereignisse über kovalente Verknüpfung
teilnehmender Moleküle mit dem Reaktionsträger
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden Reaktionen
für eine Amplifikation im Reaktionsträger durchgeführt,
wie sie dem Fachmann bekannt sind. Insbesondere können
dabei die unter 6.1, 6.5, 6.6, 6.9, 6.15, 6.16, 6.18, 6.19, 6.20
und 6.21 beschriebenen Verfahren verwendet werden. Bevorzugt ist
dabei eine PCR, bei der auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
gebundene DNA Oligonukleotide oder derivatisierte DNA-Oligonukleotide
oder DNA-Oligonukleotid-Analoga als Primer fungieren. 20–22 illustrieren
diese Anwendungen und zeigen Daten von erfolgreich duchgeführten PCR-Reaktionen
auf der Oberfläche des Reaktionsträgers. Es können
dabei Primer verwendet werden, die wie unter 6.16 beschrieben, auf
der gleichen für die Synthese adressierbaren Lokation vorliegen.
Bevorzugt kommen dabei 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 Primer
pro Lokation zum Einsatz. Besonders bevorzugt sind dabei 2 Primer.
Diese Primer können dabei kovalent mit der Oberfläche
des Reaktionsträgers so verknüpft werden, dass
sie gerade nicht mehr aneinander binden können. Es können
somit keine dem Fachmann bekannten Primer-Dimere, weder Homodimere
noch Heterodimere, während der PCR gebildet werden. Werden
nun längere Moleküle in den Reaktionsträger
zugegeben, die an die Primer binden können und als Templat
in der PCR dienen können, werden die Primer von einer Polymerase
verlängert und erreichen dabei eine Länge, die
eine Bindung eines zweiten Primers in Gegenrichtung erlaubt. Ohne Zugabe
längerer Moleküle findet diese Primerverlängerung
nicht statt. Es ist nach einem zweiten Verlängerungsschritt
eine PCR möglich, bei der alle Primer und alle bis auf
die ursprünglich zugegebenen längeren, als Templat
fungierenden Moleküle kovalent mit der Oberfläche
des Reaktionsträgers verknüpft sind. Es können
zwischen verschiedenen adressierbaren Lokationen somit keine Kreuzreaktionen
oder Interaktionen zwischen Primern, Templatmolekülen,
Substraten oder Produkten der PCR-Reaktion entstehen. Die einzigen
diffusionsfähigen Bestandteile der Reaktionsmischung sind
in diesem Fall Enzyme, Nukleotide und weitere dem Fachmann bekannte
Pufferbestandteile, nicht aber Oligonukleotide oder andere Nukleinsäuren,
die im Gemisch enthalten sind. In einer bevorzugten Ausführungsform
befinden sich zwei Primer mit unterschiedlichen Sequenzen auf einer Lokation,
die jeweils spezifisch an bestimmte Sequenzen in komplexen Probengemischen
binden. Als komplexe Probengemische werden dabei vorzugsweise teilweise
oder vollständig aufgereinigte oder unaufgereinigte fragmentierte
oder unfragmentierte genomische DNA oder teilweise oder vollständig
aufgereinigte oder unaufgereinigte fragmentierte oder unfragmentierte
RNA-Extrakte aus Probenmaterial verwendet. Die Primer sind wie bei
einer dem Fachmann bekannten PCR dabei gegenläufig und
befinden sich nach Bindung am gewünschten Probenmolekül
nicht mehr als 20000 Nukleotide voneinander entfernt. Ein Primer
bindet dabei an den dem Fachmann bekannten sense-Strang der Probenmoleküle, der
andere an den antisense-Strang.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird durch Kombination
von Hybridisierungs- und Waschschritten erreicht, dass die gewünschten
Probenmoleküle an die Primer binden und im Reaktionsträger zurückgehalten
werden, ungewünschte hingegen durch Waschen entfernt werden,
so dass die Komplexität des Probengemisches durch diesen
Prozess vermindert werden kann. Es kann dann eine sogenannte Primer
Extension mittels der an die gewünschten Probenmoleküle
gebundenen Primer durchgeführt werden. Dabei werden die
Primer soweit verlängert, dass sie als Templat für
weitere, gegenläufige Primer dienen können. Es
wird nun in einer Weise stringent gewaschen, dass alle nicht kovalent
an die Oberfläche des Reaktionsträgers gebundenen
Bestandteile der Mischung aus dem Reaktionsträger entfernt
werden. Anschließend werden dem Fachmann bekannte, für
eine PCR notwendige Bestandteile in den Reaktionsträger
eingebracht und eine PCR durchgeführt. 26 und 27 illustrieren
diese Ausführungsform. Insgesamt stellt diese Strategie
eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik
dar, da in der Regel unvermeidliche, unerwünschte Wechselwirkungen
unterbunden werden, wie sie bei dem Fachmann bekannten Multiplex-PCRs
auftreten. Hierzu zählen Fehlhybridisierungen von Primern
an Probenmolekülen (d. h. an unerwünschten Stellen)
und unter den Primern untereinander (Primer-Dimere). Ohne dass eine
vorherige bioinformatische Berechnung von Primern (z. B. für
das Ausschließen von Primer-Dimeren) notwendig ist, können
in solchen Systemen Primer-Dimere faktisch nicht mehr auftreten,
da die Primer durch ihre kovalente Bindung an die Oberfläche
nicht mehr miteinander binden können. Während
der PCR sind alle Primer, Templatmoleküle und durch die
PCR gebildeten Produkte, die untereinander, mit Primern oder Templatmolekülen
hybridisieren können, kovalent an die Oberfläche
gebunden und dadurch voneinander isoliert. Es entstehen so auf den
einzelnen Lokationen auf der Oberfläche des Reaktionsträgers einfache
Systeme aus wenigen Primern und kovalent an die Oberfläche
des Reaktionsträgers gebundenen Molekülen, die
durch die Verlängerung dieser Primer entstanden sind und
als Templat für weitere Primer der Lokation dienen können.
Es ist so möglich, viele Tausend oder Hunderttausende einzelne,
voneinander isolierte PCRs im Reaktionsträger durchzuführen,
ohne dass unerwünschte Kreuzreaktionen zwischen den einzelnen
PCRs auftreten können. Als einzige lösliche und
frei diffundierende Komponenten befinden sich im Reaktionsträger
die dem Fachmann bekannten Bestandteile einer PCR Reaktion wie Pufferbestandteile,
Enzyme, Bausteine wie Triphosphate usw., nicht aber spezifische
Nukleinsäuren oder Derivate.
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6.19 Quantitative (allelspezifische) Echtzeit-PCR
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden PCR-Reaktionen
im Reaktionsträger unter Beteiligung von auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierten, als Primer fungierenden Molekülen
durchgeführt. Der Fortschritt der Reaktion, d. h. die Menge
an während der PCR Reaktion synthetisierten Nukleinsäure
wird während der Reaktion durch bestimmte Methoden beobachtet.
Hierzu werden z. B. dem Fachmann bekannte Verfahren verwendet, wie
der Einsatz von Molecular Beacons, Scorpion Primer, Intercalatoren,
Minor-Groove-Bindern, Sunrise Primer und ähnlichem. Es
wird dabei an verschiedenen Zeitpunkten während der PCR-Reaktion
ein Signal ausgelesen, z. B. ein Fluoreszenzsignal.
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Dieses
Signal kann dann zur Quantifizierung der bestimmten, im eingesetzten
Probengemisch enthaltenen Moleküle herangezogen werden.
Alternativ können die Signale verwendet werden, um Aussagen über
die Sequenz der in der Probe enthaltenen Moleküle zu treffen.
Es können dabei zum Beispiel Mutationen aufgeklärt
werden wie dem Fachmann bekannte SNPs, Deletionen oder Insertionen.
Dieses Verfahren wird besonders bevorzugt in Kombination mit der
unter 6.18 beschriebenen PCR-Methode eingesetzt.
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6.20 Ultra-Longmers
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden auf der
Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierte
Moleküle als Primer verwendet. Diese werden nach spezifischer
Bindung an bestimmte Templatmoleküle durch eine Primer
Extension verlängert, so dass sehr lange, an die Oberfläche des
Reaktionsträgers kovalent gebundene Moleküle entstehen.
Bevorzugt kann auch eine PCR mit einem dem Fachmann bekannten Gegenprimer
oder Antisense Primer durchgeführt werden, so dass die
Länge der verlängerten Primer nach einer PCR durch
die Lage dieses Gegenprimers definierbar ist. Nach stringentem Waschen
des Reaktionsträgers wird dann ein Reaktionsträger
erhalten, der lange, einzelsträngige Sondenmoleküle
mit bekannten Sequenzen und optional definierten Längen
enthält. Pro adressierbarer Lokation auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers wird nur eine Sequenz in hoher Reinheit
erhalten. Die so entstandenen Sondenmoleküle stehen dann
zur Verfügung, um gewünschte Probenmoleküle
aus komplexen Probengemischen zu binden. Die Länge der
Sondenmoleküle ist dabei bevorzugt 50, 100, 200, 300, 400,
500, 600, 700, 800, 900, 1000, 1100, 1200, 1300, 1400, 1500, 2000,
3000, 4000, 5000 oder 10000 Nukleotide oder Nukleotidderivate oder
Nukleotidanaloga. Besonders bevorzugt ist die beschriebene Herstellung
von solchen sehr langen Sondenmolekülen an der Oberfläche
des Reaktionsträgers für Sondenmoleküle,
die aus DNA bestehen. Diese werden bevorzugt dafür verwendet, Sequenzen
von genomischer DNA zu binden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform können diese
langen Fragmente genutzt werden, um z. B. synthetische Gene herzustellen.
Ist eine Kopie eines Probenmaterials im Reaktionsträger
durch die beschriebene Primer Extension und/oder PCR erstellt, kann
der Reaktionsträger wiederum durch eine Primer Extension
abgeschrieben werden und die entstandenen, nichtkovalent an den
Reaktionsträger gebundenen Moleküle aus dem Reaktionsträger
herausgelöst werden. Alternativ können Techniken
mit einem labilen Linkermolekül wie in 6.17 beschrieben verwendet
werden, die ein Ablösen der verlängerten Primermoleküle
vom Reaktionsträger erlauben. Diese können verwendet
werden, um längere Fragmente zu assemblieren und in der
Sequenz der Moleküle kodierte RNAs oder Proteine in vitro
oder in vivo zu exprimieren oder herzustellen oder ohne vorherige weitere
Assemblierung in der Sequenz der Moleküle kodierte RNAs
oder Proteine in vitro oder in vivo zu exprimieren oder herzustellen
oder in Form von Klonen zu speichern. Durch die große Länge (100–10000
Nukleotide) der einzelnen Molekülkopien des Probenmaterials,
die durch die Primer Extension generiert wurden sowie die große
Zahl der individuellen Sequenzen können so Sequenzinformationen
im Bereich von 1000000 bis 1000000000 Nukleotiden auf dem Reaktionsträger
abgebildet werden. Solche Reaktionsträger können
mehrmals verwendet werden und stellen eine Kopie des verwendeten
Probenmaterials dar. Dies kann insbesondere verwendet werden, um
z. B. Fingerprints auf der Basis der DNA oder RNA-Sequenzinformation
von z. B. Pathogenen, Biokampfstoffen oder anderen Organismen zu erstellen.
-
Die
an die Oberfläche des Reaktionsträgers kovalent
gebundenen langen Moleküle können, da sie eine
Abschrift des Probenmaterials sind, direkt im Reaktionsträger
anstelle des Probenmaterials sequenziert werden und liefern damit
die gleiche Sequenzinformation wie eine Sequenzierung des Probenmaterials
selbst. Hierfür können dem Fachmann bekannte Methoden
sowie die unter 2.3 und 6.5 beschriebenen Sequenzierungsverfahren
verwendet werden. Eine Sequenzierung stellt gleichzeitig eine Qualitätssicherung
des durch das Kopieren des Probenmaterials generierten Reaktionsträgers
dar, die für eine weitere Nutzung des Reaktionsträgers
herangezogen werden kann.
-
6.21 Vermehrung von Molekülen
durch Zusammenwirken von Polymerasen und Nukleasen im Reaktionsträger
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden auf der
Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierte
Moleküle als Primer verwendet. Es können dabei
sogenannte Hairpin-strukturen verwendet werden, die intramolekulare
Hybridisierungsbereiche besitzen, die ganz oder teilweise doppelsträngig
vorliegen und ein freies 3'-Ende aufweisen, das von einer Polymerase
verlängert werden kann. Alternativ können Primermoleküle
an die auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
synthetisierten Moleküle hybridisiert werden und durch
eine Polymerase verlängert werden. Die Primer können
zuvor durch bestimmte Methoden kovalent mit den auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierten Molekülen
verknüpft (crosslink) werden. Dabei kann zum Beispiel Psoralen
zum Einsatz kommen.
-
Die
auf der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Sondenmoleküle enthalten außerdem eine Erkennungssequenz
für dem Fachmann bekannte Nicking Endonukleasen. Durch
sequenzielle oder simultane Prozessierung des so präparierten Reaktionsträgers
mit Polymerasen und Nicking Endonukleasen kann dadurch eine Amplifikation
von Molekülen entstehen. Es kann nach Verlängerung des
Primers oder des Hairpins durch die Nicking Endonuklease der neusynthetisierte
Strang, der durch die Polymerase an den Primer geknüpft
wurde, an einer Stelle zerschnitten werden. Durch den Schnitt steht
der vorher verlängerte Primer wieder als Substrat für
eine Polymerase zur Verfügung. Dieser wird wieder verlängert,
wobei die Polymerase den vom Primer abgetrennten, vorher synthetisierten
Strang verdrängt, wie es dem Fachmann als Strand Displacement
bekannt ist. Alternativ kann der Strang auch durch eine Temperaturveränderung
verdrängt werden. Dieser Prozess kann wiederholt ablaufen, wodurch
eine Vermehrung der von der Polymerase synthetisierten und von der
Nicking Endonuklease abgeschnittenen Moleküle stattfindet. 24 und 25 illustrieren
diese bevorzugte Ausführungsform. Bevorzugt können
Gemische von Polymerasen und Nicking Endonukleasen verwendet werden,
wodurch Neusynthese und Abschneiden der zu vermehrenden Stränge
in einer Mischung in einem Reaktionsträger ablaufen können,
ohne dass Mischungen ausgetauscht werden müssen. Es können
dabei auch thermostabile Enzyme eingesetzt werden. Zu verwendende
Enzyme sind zum Beispiel das Klenow-Fragment der E. coli DNA Polymerase
I und Mutanten, wie 3'–5'-Exonuklease defiziente Mutanten, Bacillus
stearothermophilus (Bst) DNA Polymerase, Phi29 DNA Polymerase, die
Endonukleasen N.Alwl, N.BstNBI und andere. Die neu entstandenen
Moleküle sind bevorzugt DNA-Oligonukleotide oder derivatisiertes
DNA-Oligonukleotide oder DNA-Oligonukleotid-Analoga. Diese besitzen
eine Länge von bevorzugt 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10,
11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25 26, 27,
28, 29, 30, 31, 32, 33, 34,35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45,
46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61,
62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77,
78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93,
94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 110, 120, 130, 140, 150, 160, 170,
180, 190, oder 200 Nukleotiden.
-
6.22 Crosslinking von hybridisierten Molekülen
mit den im Reaktionsträger synthetisierten Sondenmolekülen
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden an die
auf der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Moleküle andere Moleküle gebunden und kovalent
mit diesen verknüpft. Es kommen dabei unterschiedliche,
dem Fachmann bekannte Methoden für das Crosslinking von
Biomolekülen zum Einsatz. Bevorzugt werden dabei Nukleinsäuren
miteinander verknüpft, d. h. die auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierten Moleküle sind
Oligonukleotide oder Derivate oder Analoga von DNA oder RNA. Diese
werden mit in den Reaktionsträger eingebrachten Oligonukleotiden
oder Derivaten oder Analoga von DNA oder RNA sequenzspezifisch hybridisiert
und miteinander verknüpft. Es können dafür
zum Beispiel dem Fachmann bekannte Verknüpfungsmethoden
verwendet werden, die auf z. B. einer Psoralen-Einheit beruhen,
oder auf Aldehyden oder Ketonen oder Radikal- oder Carben- oder Nitren-bildenden
chemischen Gruppen.
-
6.23 Assemblierung von kurzen Sondenmolekülen zu
längeren Molekülen direkt im Reaktionsträger
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden im Reaktionsträger
synthetisierte Moleküle direkt im Reaktionsträger
zu längeren Molekülen spezifisch miteinander verknüpft.
Die zu verknüpfenden Moleküle können
dabei chemisch auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
synthetisiert worden sein oder durch bestimmte enzymatische Methoden hergestellt
worden sein. Bevorzugt liegen diese direkt nach der Synthese oder
durch eine Abspaltung in löslicher Form vor und sind nicht
mehr an die Oberfläche gebunden. Bevorzugt kommen dabei
Methoden wie PCR, Primer Extension oder die unter 6.21 beschriebenen
Methoden zum Einsatz. Es können dabei verschiedene Moleküle
in definierter Reihenfolge miteinander verknüpft werden.
Dies kann zum Beispiel durch zueinander komplementäre,
in den Molekülen enthaltene, spezifische Bindungsstellen erfolgen.
Diese Bindungsstellen bewirken eine spezifische, zunächst
nichtkovalente Zusammenlagerung der Moleküle. Durch Einsatz
bestimmter Enzyme wie zum Beispiel Ligasen oder Polymerasen können
nun diese Moleküle kovalent miteinander verknüpft
werden. Die Länge der zu verknüpfenden Moleküle
kann dabei 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17,
18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34,
35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50,
51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66,
67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82,
83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98,
99, 100, 110, 120, 130, 140, 150, 160, 170, 180, 190, oder 200 Nukleotide
betragen. Bevorzugt werden dabei Oligonukleotide oder Derivate oder
Analoga von DNA oder RNA verknüpft. Es entstehen dabei
lange Fragmente im Bereich von hunderten bis tausenden Nukleotiden.
-
6.24 Steuerung der Assemblierung von kurzen
Sondenmolekülen zu längeren Molekülen
direkt im Reaktionsträger über die Stoffmengenanteile
bestimmter Sondenmoleküle und ihres Standortes im Reaktionsträger
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden im Reaktionsträger
synthetisierte Moleküle direkt im Reaktionsträger
zu längeren Molekülen spezifisch miteinander verknüpft.
Die wie unter 6.23 stattfindende Verknüpfung wird dabei
durch bestimmte Eigenschaften des Reaktionsträgers gesteuert.
Bevorzugt kann dabei die Stoffmenge einzelner Molekülarten
relativ zu der Stoffmenge anderer Moleküle in einer Weise
verändert sein, die eine bestimmte Positionierung an bestimmten
Stellen im späteren, kovalent verknüpften Zielmolekül
begünstigt. Besonders bevorzugt kann auch die Reihenfolge
der Verknüpfung und die Position der einzelnen Moleküle
im späteren, kovalent verknüpften Zielmolekül
gesteuert werden, indem die einzelnen Moleküle an adressierbaren
Lokationen auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
in einer Weise synthetisiert werden, dass ihre räumliche
Lage auf der Oberfläche zueinander eine gerichtete, spezifische
Verknüpfung begünstigt. Es können z.
B. Moleküle, die im späteren, kovalent verknüpften
Zielmolekül direkt miteinander verknüpft werden
sollen und dadurch nebeneinander liegen sollen, auch an benachbarten
Lokationen des Reaktionsträgers synthetisiert werden. Durch
physikalische Effekte wie unterschiedlich schnelle Diffusion der
einzelnen Moleküle zueinander, z. B. gesteuert durch unterschiedliche
Weglängen, kann auch der Zeitpunkt der Zusammenstöße
und dadurch der Verknüpfung einzelner Moleküle
gesteuert werden. Es können zum Beispiel einzelne Populationen
sehr nah nebeneinander in inselähnlichen Gruppen synthetisiert
werden und nach Ablösen oder nach dem Erstellen von löslichen,
nicht mehr mit der Oberfläche verknüpften Kopien
bevorzugt miteinander dadurch verknüpft werden, dass die
Diffusionswege kurz sind und die Moleküle schnell zusammenstoßen.
Es entstehen innerhalb der Inseln dann längere, verknüpfte Moleküle
die aus relativ wenigen Einzelmolekülen zusammengesetzt
sind, wodurch die Komplexität der Zusammenlagerung und
Verknüpfung gering bleibt. Liegen mehrere solcher Inseln
weiter voneinander entfernt als die Moleküle innerhalb
einer Insel und ist z. B. die Verknüpfung vollständig
und schneller als die Diffusion der unverknüpften Einzelmoleküle
von Insel zu Insel, können die innerhalb einer Insel vorverknüpften
Moleküle zur jeweils nächsten Insel diffundieren
und auf die dortigen vorverknüpften Moleküle treffen,
wonach sie mit diesen verknüpft werden. Dadurch bleibt
die Zahl der Moleküle und die Komplexität während
der einzelnen Verknüpfungen klein und es können
stufenweise immer größere Fragmente aufgebaut
werden. Durch Verwendung viskoser Lösungsmittel kann die
Stärke dieses Regulationsmechanismus weiter gesteuert werden.
-
6.25 Verwendung des Reaktionsträgers
für den Nachweis von microRNAs und anderen kleinen RNAs
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die auf
der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Moleküle verwendet, um microRNAs und andere kleine RNAs
in Probengemischen nachzuweisen. 28 bis 36 illustrieren diese
bevorzugte Ausführungsform. Die auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierten Moleküle
enthalten dabei eine oder mehrere Bindungsstellen, die spezifisch
bestimmte microRNAs oder andere kleine RNAs binden. Bevorzugt sind
dabei 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 Bindungsstellen, besonders bevorzugt
1, 2 und 3 Bindungsstellen. Die Bindungsstellen können
dabei direkt aneinander grenzen oder durch kleine Zwischenbereiche
bestimmter Länge getrennt sein. Die auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierten Moleküle
sind dabei vorzugsweise Oligonukleotide oder Derivate oder Analoga von
DNA oder RNA mit einer Länge von vorzugsweise 1, 2, 3,
4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21,
22, 23, 24, 25 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38,
39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54,
55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70,
71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87,
88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 110, 120, 130,
140, 150, 160, 170, 180, 190, oder 200 Einzelbausteinen wie Nukleotiden
oder Derivaten oder Analoga von Nukleotiden. Die microRNAs oder andere
kleinen RNAs können somit spezifisch gebunden werden und
dadurch in komplexen Probengemischen durch Detektionsverfahren,
wie sie dem Fachmann aus der Mikroarray Technologie bekannt sind,
nachgewiesen werden. Die nachzuweisenden Moleküle können
dabei vor Einbringung in den Reaktionsträger oder auch
direkt im Reaktionsträger vor, während oder nach
Bindung an die auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
synthetisierten Moleküle mit signalgebenden Gruppen oder
Haptenen verknüpft werden, die ihre Detektion, vorzugsweise durch
ein optisches Signal, ermöglichen. Es stehen dafür
eine Vielzahl von dem Fachmann bekannten Methoden für die
Markierung (Labeling) zur Verfügung, z. B. durch direktes
Labeling mit Biotin oder Fluorophoren oder indirekt während
cDNA-Synthese oder Amplifikation. Sowohl chemische als auch enzymatische
Verfahren sind hierfür bekannt, z. B. basierend auf cis-Platin-Verbindungen,
Periodat-Hydrazin-Labeling, T4 RNA Ligase, Poly-A-Polymerase oder
Kopplung an aminomodifizierte RNAs. Die signalgebenden Gruppen können
dabei insbesondere fluoreszenzaktive Gruppen sein oder Fluorophore oder
dem Fachmann bekannte FRET-Quencher oder FRET-Akzeptorgruppen oder
lumineszierende Gruppen. Diese können direkt eingeführt
werden oder als Gruppen mit anderen chemischen Einheiten wie z.
B. Dendrimeren verknüpft sein oder mit Liganden, die zuvor
an die RNA angeknüpfte Haptengruppen binden. Die 28–36 illustrieren
diese bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung.
-
Bevorzugt
kann auch eine Signalverstärkung verwendet werden, wie
zum Beispiel die Einführung von einem Hapten wie Biotin,
der darauffolgenden Bindung eines Konjugates aus Streptavidin und
einem Fluorophor oder mehreren Fluorophoren. Optional kann daraufhin
ein weiterer Ligand gebunden werden, der seinerseits mit einem oder
mehreren Haptenen oder Fluorophoren verknüpft ist, so dass eine
größere Zahl von Haptenen oder Fluorophoren bindet.
Es kann daraufhin ein weiterer Ligand binden, der seinerseits mit
einem oder mehreren Haptenen oder Fluorophoren verknüpft
ist, so dass eine größere Zahl von Haptenen oder
Fluorophoren bindet. Dieser Prozess kann mehrfach erfolgen, vorzugsweise 1,
2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 mal. Als Liganden werden dabei vorzugsweise
Antikörper verwendet; als Hapten vorzugsweise Biotin oder
Digoxigenin. Bevorzugt können auch Oligonukleotide als
Primer in einer dem Fachmann bekannten Rolling-circle-Amplifikation
verwendet werden, die mit Streptavidin verknüpft sind.
Das Streptavidin-Biotin-Konjugat kann zuvor an Biotineinheiten gebunden
haben, die zuvor an Hybride von Sondenmolekülen und Probenmolekülen
angeknüpft wurden.
-
Die 16 und 17 zeigen
Daten von erfolgreichen Experimenten für diese bevorzugte
Ausführungsform.
-
In
ebenfalls bevorzugten Ausführungsformen werden microRNAs
oder andere Analyten auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
amplifiziert. Diese Amplifikation kann eine Einzelstrangamplifikation
oder eine Doppelstrangamplifikation sein. In weiter bevorzugten Ausführungsformen
wird die microRNA oder ein anderer Analyt vor, während
oder nach der Amplifikatiön wie oben beschrieben durch
den Einbau markierter Bausteine nachgewiesen. In weiter bevorzugten
Ausführungsformen wird die microRNA oder ein anderer Analyt
durch DNA-Intercalatoren, Molecular Beacons, Taqman-Sonden und andere
dem Fachmann bekannte Verfahren nachgewiesen.
-
Die
für die Bindung bestimmter miRNAs oder anderer kleiner
RNAs verwendeten auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
synthetisierten Moleküle können dabei bezüglich
ihrer gewünschten Bindungsstelle oder Bindungsstellen vollständig
oder nur teilweise komplementär zur Sequenz der zu bindenden
RNA sein. Es können dabei zum Beispiel 1, 2, 3, 4, 5, 6,
7, 8, 9 oder 10 einzelne Basen nichtkomplementär zur Sequenz
der zu bindenden RNA sein. 14 zeigt
Daten von erfolgreichen Experimenten, in denen in der beschriebenen
Weise microRNAs in komplexen Probengemischen aus unterschiedlichen Geweben
nachgewiesen wurden. Es wurden dabei Moleküle mit 1 oder
2 Bindungsstellen für die Bindung der microRNAs verwendet,
die direkt aneinandergrenzten oder durch Zwischenbereiche voneinander
getrennt waren und entweder vollständig komplementär
zur Sequenz der zu bindenden RNA waren oder an 1, 2, oder 3 Niukleotidpositionen
nichtkomplementär zur Sequenz der zu bindenden RNA. 15 illustriert detaillierte Optimierungsergebnisse bezüglich
der Temperatur und Pufferbedingungen für den spezifischen
Nachweis einer Vielzahl von microRNAs aus einem komplexen Probengemisch.
-
Die
Art des Probengemisches kann dabei unterschiedlich sein, es können
ungereinigte oder ganz oder teilweise gereinigte Extrakte aus Zellen oder
Geweben verwendet werden. Dies können zum Beispiel totale
Nukleinsäureaufreinigungen, totale RNA-Aufreinigungen oder
spezielle Aufreinigungen sein, die eine Anreicherung von kleinen
RNAs wie z. B. microRNAs ermöglichen. Dem Fachmann sind hierfür
zahlreiche Verfahren bekannnt. 18 zeigt Daten
von erfolgreichen Experimenten, in denen in der beschriebenen Weise
microRNAs aus unterschiedlichen Geweben nachgewiesen wurden. Die Komplexität
der Probengemische war dabei unterschiedlich, es wurden totale RNA-Extrakte
verwendet oder kleine RNAs mithilfe eines speziellen Reinigungsverfahrens
zuvor angereichert.
-
Die
nachzuweisenden RNAs können auch vor einer Detektion in
bestimmter Weise direkt im Reaktionsträger enzymatisch
prozessiert werden. Besonders bevorzugt ist dabei eine Verlängerung
der gebundenen RNAs durch eine Polymerase wie in einer dem Fachmann
bekannten Primer Extension, wobei gleichzeitig eine oder mehrere
signalgebende Gruppen oder Haptene mit der RNA verknüpft
werden können. Dies kann bevorzugt durch den Einbau von
mit signalgebenden Gruppen oder mit Haptenen modifizierten Nukleotiden
durch eine Polymerase erfolgen. Die Art und Zahl der mit signalgebenden Gruppen
oder Haptenen modifizierten Nukleotide kann durch die Zusammensetzung
des Sondenmoleküls bestimmt werden. Dies kann bevorzugt
durch eine Templatsequenz geschehen, die über die Anwesenheit
bestimmter Nukleotide Art und Zahl der eingebauten Bausteine genetisch
kodiert. Bevorzugt können auch Nukleasen im Reaktionsträger
verwendet werden, die selektiv die auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
synthetisierten Moleküle spalten oder hydrolysieren oder
verdauen, die nicht an eine RNA gebunden sind, oder selektiv die
auf der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Moleküle spalten oder hydrolysieren oder verdauen, die
an eine RNA gebunden haben. 28 illustriert
diese bevorzugte Ausführungsform der Erfindung. In einer besonders
bevorzugten Ausführungsform werden gewünschte,
im zu untersuchenden Probengemisch vorhandene microRNAs und andere
kleine RNAs spezifisch amplifiziert. Durch die Fähigkeit,
eine große Zahl unterschiedlicher Sequenzen im Reaktionsträger
zu erzeugen und diese als Primer zu verwenden, kann eine Vielzahl
von an die jeweiligen zu amplifizierenden RNAs individuell angepassten
Amplifikationsreaktionen parallel durchgeführt werden.
Es steht dabei die gesamte Bandbreite der Amplifikationsreaktionen,
die dem Fachmann bekannt sind, zur Verfügung. Insbesondere
können dabei die unter 6.1, 6.5, 6.6, 6.9, 6.15, 6.16,
6.18, 6.19, 6.20 und 6.21 beschriebenen Verfahren verwendet werden.
Die zu untersuchenden RNAs können dabei entweder als Templat
oder als Primer oder beides fungieren und/oder vor der Amplifikation
mit universellen Sequenzen verknüpft werden.
-
Insgesamt
stellt die Ausnutzung der beschriebenen molekularbiologischen Prozessanlage für
die Detektion, Quantifizierung und Charakterisierung von microRNAs
und anderen kleinen RNAs eine erhebliche Verbesserung gegenüber
dem Stand der Technik dar. Da die Zahl der in der Natur vorkommenden
kleinen RNAs wie microRNAs noch unbekannt ist und in sehr kurzen
Zeiträumen immer neue RNAs entdeckt werden, ist eine Anpassung
von Analyseverfahren an die jeweils vorgefundenen Bedingungen, d.
h. Zahl und Art zu untersuchender RNAs zwingend notwendig. Durch
die Möglichkeit, eine große Zahl unterschiedlicher
Sondenmoleküle auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
in sehr kurzer Zeit zu synthetisieren und zu testen, ist es mit
der beschriebenen Prozessanlage möglich, sehr schnell auf
Veränderungen der zu untersuchenden Molekülarten
zu reagieren und die Analyseverfahren anzupassen.
-
6.26 Verwendung des Reaktionsträgers
für den Nachweis und die Typisierung von Pathogenen
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die auf
der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Moleküle verwendet, um Mikroorganismen und/oder Pathogene
nachzuweisen und zu charakterisieren. Es werden dabei bevorzugt bestimmte,
für ein bestimmtes Pathogen oder einen Mikroorganismus
charakteristische Nukleinsäuren selektiv von den auf der
Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Molekülen gebunden. Als Nukleinsäuren werden dabei
bevorzugt Gene, mRNAs, genomische RNA oder DNA oder andere RNAs
des Pathogens verwendet. Es werden außerdem auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierte Moleküle verwendet,
um die Identität einzelner Nukleotide in diesen Nukleinsäuren
zu analysieren. Somit können Mutationen wie Nukleotidsubstitutionen,
Deletionen oder Insertionen aufgeklärt werden. Hierfür werden
Verfahren verwendet, die auf der selektiven Hybridisierung von auf
der Oberfläche des Reaktionsträgers synthetisierten
Molekülen beruhen. Dem Fachmann sind zahlreiche Methoden
bekannt, um solche Mutationen zu detektieren. Neben der Hybridisierung,
die selektiv für bestimmte Mutationen verläuft,
werden noch zahlreiche weitere dem Fachmann bekannte Verfahren verwendet,
die auf Enzymen beruhen. Besonders bevorzugt ist dabei die Verwendung
von Polymerasen, Nukleasen und Ligasen. In allen diesen Fällen
werden die zu untersuchenden Nukleinsäuren gebunden und/oder
als Substrat verwendet, wobei sich die Effizienz der vom jeweiligen Enzym
katalysierten Reaktion dann verändert, wenn eine Mutation
in der zu untersuchenden Nukleinsäure vorliegt. Alternativ
kann sich diese Effizienz auch verändern, wenn durch Bindung
der zu untersuchenden Nukleinsäure an die auf der Oberfläche
des Reaktionsträgers synthetisierten Molekülen
bestimmte Nukleotidpaare entstehen, die sich zum Beispiel darin
unterscheiden, dass sie dem Fachmann als Watson-Crick-Basenpaaren
bekannte Paare bilden oder andere Paare. Dem Fachmann sind zahlreiche
Methoden für solche Nachweisverfahren bekannt, wie APEX,
allelspezifische Hybridisierung, allelspezifische Primer Extension,
allelspezifische PCR, ASA, Taqman assays, Molecular Beacons, Minisequencing,
SSCP-PCR, Mismatch cleavage, OLA, Branch migration assay (BMI),
Pyrosequencing, Dynamic allele specific Hybridization (DASH), Multiplex
Automated Primer Extension Assay, (MAPA) und viele mehr. Es können
auch die unter 6.1, 6.5, 6.6, 6.9, 6.15, 6.16, 6.18, 6.19, 6.20
und 6.21 beschriebenen Verfahren verwendet werden. 19 illustriert einen solchen Assay und zeigt Daten
von erfolgreichen Identifizierungen einzelner Nukleotidpositionen
in einer DNA-Probe. Diese Methoden werden besonders bevorzugt eingesetzt,
um Pathogenstämme voneinander zu unterscheiden und Typisierung
von Pathogenen zu ermöglichen. Alle Pathogen-Spezies kommen in
der Natur mit unterschiedlichen Genotypen vor, die sich häufig
nur durch wenige Mutationen voneinander unterscheiden, aber unterschiedliche
Eigenschaften aufweisen, wie Infektionspotential, Resistenzen gegenüber
bestimmten Medikamenten und viele mehr. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform werden gewünschte, im zu untersuchenden
Probengemisch vorhandene, aus Pathogenen stammende oder selbst Pathogene
darstellende Nukleinsäuren spezifisch amplifiziert. Durch
die Fähigkeit, eine große Zahl unterschiedlicher
Sequenzen im Reaktionsträger zu erzeugen und diese als
Primer zu verwenden, kann eine Vielzahl von an die jeweiligen zu
amplifizierenden RNAs individuell angepassten Amplifikationsreaktionen
parallel durchgeführt werden. Es steht dabei die gesamte
Bandbreite der Amplifikationsreaktionen, die dem Fachmann bekannt sind,
zur Verfügung. Insbesondere können dabei die unter
6.1, 6.5, 6.6, 6.9, 6.15, 6.16, 6.18, 6.19, 6.20 und 6.21 beschriebenen
Verfahren verwendet werden. Die zu untersuchenden Nukleinsäuren
können dabei entweder als Templat oder als Primer oder
beides fungieren und vor der Amplifikation mit universellen Sequenzen
verknüpft werden.
-
Die
Molekulare Diagnostik wird heute in vielen Bereichen verwendet,
um Mikroorganismen und Viren nachzuweisen und in Proben zu quantifizieren. Hierbei
kommt insbesondere die quantitative Echtzeit-PCR zum Einsatz. In
gängigen Arbeitsabläufen werden zum Beispiel Proben
in einzelnen PCRs oder Multiplex-PCRs auf den Gehalt eines bestimmten Pathogens
hin untersucht. Fällt der Test positiv aus, schließt
sich eine Vielzahl von weiteren, auf quantitativer Echtzeit-PCR
beruhenden Untersuchungen an, um den genauen Genotyp der Pathogenspezies
aufzuklären. Dies kann zum Beispiel notwendig sein, um über
die Art einer Chemotherapie zu entscheiden oder um epidemiologische
Untersuchungen anzustellen oder die Populationen bestimmter Stämme
zu überwachen oder das Auftreten neuer Stämme
zu entdecken. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
werden die Produkte der ersten Echtzeit-PCR, die zur Detektion eines
Pathogens genutzt werden, direkt verwendet, um im Reaktionsträger eine
Aufklärung des genauen Genotyps der Pathogen-Spezies aufzuklären.
Der Reaktionsträger kann dabei in der Weise gestaltet werden,
dass sowohl bereits bekannte als auch neue Genotypen detektiert werden
können. 37 illustriert diese bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung. Insgesamt stellt die Ausnutzung der beschriebenen
molekularbiologischen Prozessanlage für die Detektion,
Quantifizierung und Genotypisierung von Pathogenen eine erhebliche
Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik dar. Da die
Genotypen von Pathogenen hochvariabel sind, ist eine schnelle Anpassung
von Analyseverfahren an die jeweils vorgefundenen Bedingungen zwingend notwendig.
Durch die Möglichkeit, eine große Zahl unterschiedlicher
Sondenmoleküle auf der Oberfläche des Reaktionsträgers
in sehr kurzer Zeit zu synthetisieren und zu testen, ist es mit der
beschriebenen Prozessanlage möglich, sehr schnell auf Veränderungen
der zu untersuchenden Proben wie Pathogenen zu reagieren und die
Analyseverfahren anzupassen.
-
6.27 Rapid Prototyping in der beschriebenen
molekularbiologischen Prozessanlage
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die beschriebene
Prozessanlage genutzt, um Sondenmoleküle empirisch zu testen
und damit für bestimmte Anwendungen schnell eine große
Zahl geeigneter Sondenmoleküle bereitzustellen. Es ist bekannt,
dass die Bindungseigenschaften von Sondenmolekülen wie
z. B. Oligonukleotiden oder Derivaten oder Analoga von DNA oder
RNA nicht sehr genau vorausgesagt werden können. Es existieren keine
bioinformatischen Verfahren, um die Bindungsstärke und/oder
Spezifität solcher Sondenmoleküle in Bezug auf
gewünschte Probenmoleküle vorherzusagen. Daraus
resultiert eine Notwendigkeit zum empirischen Testen von Sondenmolekülen.
Es können nach einem solchen Testexperiment dann in einem „Rapid
Prototyping Prozess" nach bestimmten Qualitätskriterien
Sonden ausgewählt werden, die die gewünschten
Bedingungen erfüllen und in späteren Experimenten
weiterverwendet werden. Ist es gewünscht, eine Probe zu
untersuchen, für die noch keine geeigneten oder nur begrenzt
geeignete Sondenmoleküle bekannt sind, kann so in Modellexperimenten
sehr schnell eine Zahl von Sonden generiert, getestet und/oder optimiert
werden, die dann in späteren Experimenten für
diese Art von Probe weiterverwendet werden kann. In dieser Weise
bietet die hohe Flexibilität der beschriebenen molekularbiologischen
Prozessanlage einen erheblichen Vorteil gegenüber dem Stand
der Technik. Die meisten dem Fachmann bekannten Methoden zur Erzeugung
einer Vielzahl unterschiedlicher Sondenmoleküle sind entweder
sehr langsam oder können dies nicht zu einem wirtschaftlich
akzeptablen Preis leisten. Die hohe Flexibilität der beschriebenen
Prozessanlage bietet im Gegensatz dazu die Möglichkeit,
in sehr kurzer Zeit eine sehr große Zahl von Sondenmolekülen zu
einem geringen Preis zu generieren, zu testen und/oder zu optimieren,
so dass schnell auf Veränderungen in der Art der zu untersuchenden
Probenmoleküle reagiert werden kann, d. h. das Analyseverfahren
individuell angepasst werden kann.
-
7 Experimente
-
Die
Erfindung wird im Folgenden durch die nachfolgenden Experimente veranschaulicht:
Für
die in 4 und 5 gezeigten
Daten wurden DNA-Sonden mit einer Länge zwischen 21–23
Nukleotiden analog zu publizierten Methoden in einem mikrofluidischen
Reaktionsträger synthetisiert (Baum, M. et. al.,
Nucleic Acids Research, 2003, 31, e151 und darin zitierte
Referenzen). Es wurde dabei eine inverse Synthesechemie verwendet,
so dass die Sonden mit dem 5'-Ende an die Oberflache des Reaktionsträgers
gebunden waren und ein freies 3'-Ende aufwiesen. Für die
Experimente wurde eine externe Reaktionseinheit eingesetzt, die
das Befüllen und Temperieren des Reaktionsträgers
ermöglicht.
-
Der
Reaktionsträger wurde mit einer Mischung aus 200 nM PCR-Produkt
und 33 bis 200 μM jedes der vier dNTP (wovon 33% des TTP
durch Biotin-16-dUTP (Roche) ersetzt war) im für die jeweilige DNA-Polymerase
vom Hersteller bereitgestellten Reaktionspuffer befüllt,
5 min auf 80°C erhitzt und über 20 min auf Raumtemperatur
abgekühlt. Der Reaktionsträger wurde für
mesophile DNA-Polymerasen auf 37°C und für thermostabile
DNA-Polymerasen auf 72°C temperiert, die Mischung wurde
entfernt und der Reaktionsträger mit der gleichen Mischung, die
1 μL Enzym pro 15 μL enthielt, befüllt.
Nach einer Reaktionszeit von 10 min wurde der Reaktionsträger mit
500 μL Wasser gewaschen. Der Reaktionsträger wurde
innerhalb der molekularbiologischen Prozessanlage mit einer Streptavidin-Phycoerythrin
enthaltenden Pufferlösung inkubiert, gewaschen und durch Fluoreszenzmessung
analysiert.
-
Für
die in 6A–D gezeigten Daten
wurden DNA-Sonden wie oben hergestellt, die eine selbstkomplementäre
Sequenz enthalten und dadurch eine Haarnadelstruktur ausbilden,
die ein gepaartes 3'-Ende besitzt, das von einer DNA-Polymerase
als Primer verwendet werden kann. Die Sonden hatten dabei eine Länge
von 27 und 30 Nukleotiden, die Länge des selbstkomplementären
Bereichs variierte zwischen 4–7 Nukleotiden, der Schlaufenbereich
zwischen den selbstkomplementären Bereichen war jeweils
eine TTTT Sequenz. Die Experimente wurden analog zu den oben beschriebenen Experimenten
bzgl. 4 und 5 durchgeführt.
-
Für
die in 7–9 gezeigten
Daten wurden Sonden einer Länge zwischen 30 und 50 Nukleotiden
synthetisiert, die verschiedene Bindungsstellen für Primer
aufwiesen, so dass sich durch Hybridisierung ein Primer-Templat-Komplex
mit einem von einer DNA Polymerase kopierbaren Einzelstrangbereich
bildet. Die Experimente wurden analog zu den oben beschriebenen
Experimenten bzgl. 4 und 5 durchgeführt,
mit der Änderung, dass statt des PCR-Produktes entsprechende
Primer in einer Konzentration von 13 μM im Reaktionsgemisch
vorhanden waren.
-
Für
die in 8 gezeigten Daten wurde nach der
Analyse des Reaktionsträgers durch die Fluoreszenzmessung
mit Wasser bei 80°C gewaschen und unter gleichen Bedingungen
erneut analysiert.
-
Für
die in 14–18 gezeigten
Experimente wurden 1–5 μg Gesamt-RNA mittels des
dem Fachmann bekannten flashPAGE-Kits fraktioniert und aufgereinigt;
oder fragmentiert und direkt weiterverwendet; oder direkt verwendet;
und mittels des dem Fachmann bekannten mirVana-Kits nach Protokoll
des Herstellers markiert. Die aufgereinigten, markierten RNA-Proben
wurden in den Reaktionsträger eingebracht und bei bestimmten
Temperaturen unter Pufferbedingungen wie in 15 beschrieben
inkubiert.
-
Nach
Ablauf der Inkubation wurde die Lösung aus dem Reaktionsträger
entfernt. Der Reaktionsträger wurde innerhalb der molekularbiologischen Prozessanlage
mit einer Streptavidin-Phycoerythrin enthaltenden Pufferlösung
inkubiert, gewaschen und durch Fluoreszenzmessung analysiert. Optional
wurde eine Signalamplifikation wie in der Figurenbeschreibung von 16 und 17 beschrieben durchgeführt
(16 und 17).
-
Für
die in 19 und 23 gezeigten
Daten wurden DNA-Sonden mit einer Länge zwischen 21–50
Nukleotiden analog zu publizierten Methoden in einem mikrofluidischen
Reaktionsträger synthetisiert (Baum, M. et. al.,
Nucleic Acids Research, 2003, 31, e151 und darin zitierte
Referenzen). Es wurde dabei für die in 19 gezeigten Daten eine inverse Synthesechemie
verwendet, so dass die Sonden mit dem 5'-Ende an die Oberfläche
des Reaktionsträgers gebunden waren und ein freies 3'-Ende
aufwiesen. Für die in 23 gezeigten
Daten wurde dabei eine reguläre Synthesechemie verwendet,
so dass die Sonden mit dem 3'-Ende an die Oberfläche des
Reaktionsträgers gebunden waren und ein freies 5'-Ende
aufwiesen. Für die Experimente wurde eine externe Reaktionseinheit
eingesetzt, die das Befüllen und Temperieren des Reaktionsträgers
ermöglicht.
-
19: Der Reaktionsträger wurde mit einer Mischung
aus 200 nM PCR-Produkt und 200 μM jedes der vier dNTP (wovon
33% des TTP durch Biotin-16-dUTP (Roche) ersetzt war) im für
die jeweilige DNA-Polymerase vom Hersteller bereitgestellten Reaktionspuffer
befüllt, 5 min auf 80°C erhitzt und über 20
min auf Raumtemperatur abgekühlt. Der Reaktionsträger
wurde auf 68°C temperiert, die Mischung wurde entfernt
und der Reaktionsträger mit der gleichen Mischung, die
1 μL einer Taq Polymerase pro 15 μL enthielt,
befüllt. Nach einer Reaktionszeit von 15 min wurde der
Reaktionsträger mit 500 μL Wasser gewaschen. Der
Reaktionsträger wurde innerhalb der molekularbiologischen
Prozessanlage mit einer Streptavidin-Phycoerythrin enthaltenden
Pufferlösung inkubiert, gewaschen und durch Fluoreszenzmessung
analysiert.
-
23: Der Reaktionsträger wurde mit einer Mischung
aus 13 μM eines Primers und 33 μM jedes der vier
dNTP (wovon 33% des TTP durch Biotin-16-dUTP (Roche) ersetzt war)
im Reaktionspuffer „2" der Firma NEB befüllt,
5 min auf 80°C erhitzt und über 20 min auf Raumtemperatur
abgekühlt. Der Reaktionsträger wurde auf 37°C
temperiert, die Mischung wurde entfernt und der Reaktionsträger
mit der gleichen Mischung, die 1 μL Klenow Fragment (3'–5'-exo-)
enthielt, befüllt. Nach einer Reaktionszeit von 30 min
wurde der Reaktionsträger mit 500 μL Wasser gewaschen.
Der Reaktionsträger wurde innerhalb der molekularbiologischen
Prozessanlage mit einer Streptavidin-Phycoerythrin enthaltenden Pufferlösung
inkubiert, gewaschen und durch Fluoreszenzmessung analysiert. Der
Reaktionsträger wurde mit 80°C heißem
Wasser gewaschen, und es wurde die gleiche Reaktion noch einmal
durchgeführt, diesmal ohne Biotin-16-dUTP. Der Reaktionsträger
wurde mit 25%iger Ammoniaklösung gewaschen, das Eluat eingetrocknet,
in einer PCR-Reaktion als Templat eingesetzt, und gelelektrophoretisch untersucht.
-
Für
die in 20–22 gezeigten
Daten wurden DNA-Sonden wie für die in 19 gezeigten Daten synthetisiert. Für
die Experimente wurde eine externe Reaktionseinheit eingesetzt,
die das Befüllen und Temperieren des Reaktionsträgers
ermöglicht.
-
Der
Reaktionsträger wurde mit einer Mischung aus 5 μM
Primer, ~214 pM PCR-Produkt, 200 μM jedes der vier dNTP
(wovon 33% des TTP durch Biotin-16-dUTP (Roche) ersetzt war) und
0,1 U/μL Taq DNA Polymerase (NEB) in 20 mM Tris-HCl pH
= 8,8, 10 mM KCl, 10 mM Ammoniumsulfat und 2 mM Magnesiumsulfat
befüllt. Der Reaktionsträger wurde daraufhin einem
Temperaturprofil ausgesetzt wie in 20 aufgeführt
(s = Sekunden). Nach Ablauf des Temperaturprogramms wurde die Lösung
aus dem Reaktionsträger entfernt. Der Reaktionsträger
wurde innerhalb der molekularbiologischen Prozessanlage mit einer
Streptavidin-Phycoerythrin enthaltenden Pufferlösung inkubiert,
gewaschen und durch Fluoreszenzmessung analysiert.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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