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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines mehrschichtigen
Kunststoffbauteils.
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Es
ist bekannt, mehrschichtige Kunststoffbauteile, beispielsweise hochwertige
Interieurbauteile für
Automobile, mittels eines Hinterschäumprozesses herzustellen. Hierbei
wird in der Regel eine Oberflächenschicht,
die aus einem den optischen und haptischen Anforderungen, die an
ein solches Bauteil gestellt werden, entsprechenden Material besteht und
zudem strukturiert sein kann, um dem Bauteil eine ansprechende und
gegebenenfalls natürlich aussehende
Oberfläche
zu verleihen, zusammen mit einem Trägerbauteil, das zur Befestigung
des Bauteils im Innenraum des Automobils dient, in eine Spritzgussform
eingelegt und der Zwischenraum zwischen diesen beiden Elementen
mit einem Kunststoff (häufig
ein Polyurethan(PUR)-Schaum) ausgeschäumt. Der Hinterschäumprozess
ermöglicht,
ein Kunststoffbauteil herzustellen, das vielfältigen Anforderungen genügt. Wie
bereits ausgeführt
wurde, kann durch die Vorsehung der Oberflächenschicht eine den optischen
und haptischen Anforderungen entsprechende Oberfläche geschaffen
werden. Durch das Hinterschäumen
mit eingespritztem Kunststoff kann gleichzeitig ein geometrisch
komplexes Bauteil erzeugt werden, wobei die Verwendung eines elastischen
oder Energie absorbierenden Kunststoffs ermöglicht, die an ein Interieurbauteil
eines Kraftfahrzeugs hinsichtlich des Crashverhaltens gestellten
Anforderungen zu erfüllen.
Das in der Regel aus einem steifen Material gebildete Trägerbauteil
stellt dagegen die für
die Anbindung in das Fahrzeug erforderliche Schnittstelle dar. Das
Hinterschäumen
ermöglicht
somit ein Bauteil herzustellen, das sicher in einem Fahrzeug befestigt
werden kann, sich bei einem Aufprall eines Gegenstands durch eine
hohe Energieabsorption auszeichnet und gleichzeitig – trotz
notwendiger geometrischer Komplexität – die an das Bauteil gestellten
optischen und haptischen Anforderungen erfüllt.
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Bei
den aus dem Stand der Technik bekannten Hinterschäumprozessen
beruht die Verbindung zwischen den Schichten des Bauteils (Oberflächenschicht,
geschäumte
Zwischenschicht, Trägerbauteil)
auf Adhäsion,
wobei in der Regel während
des Aushärtens
der Zwischenschicht chemische Bindungen zwischen den Molekülen der
Fügepartner
entstehen. Eine solche Reaktion erfordert jedoch in der Regel eine
Oberflächenvorbehandlung
des Trägerbauteils
bzw. der Oberflächenschicht,
beispielsweise mittels Beflammen. Dies ist folglich mit einem hohen Produktionsaufwand
verbunden.
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Weiterhin
ergibt sich bei dem aus dem Stand der Technik bekannten Hinterschäumprozess
eine unlösbare
Verbindung zwischen den einzelnen Schichten. Daher muss bei Problemen
im Produktionsprozess in der Regel das gesamte (Sandwich-)Bauteil
entsorgt werden – eine
Wiederverwendung beispielsweise des Trägerbauteils ist nicht möglich. Auch
ist es nicht möglich
ein auf diese Weise erzeugtes Interieurbauteil aufgrund der festen
Anbindung des Trägerbauteils
in dem Fahrzeug ohne großen
Aufwand auszutauschen. Es wäre
jedoch vorteilhaft, eine Änderung
der Optik und/oder Haptik der Bauteile auf einfache Weise zu gewährleisten,
indem nur die Oberflächenschicht
gegebenenfalls in Verbindung mit der Zwischenschicht ersetzt würde.
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Ausgehend
von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung somit die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, das zumindest einen aus dem Stand
der Technik bekannten Nachteil verringert. Insbesondere soll ein
Verfahren zum Herstellen eines mehrschichtigen Kunststoffbauteils
angegeben werden, dass eine vorteilhafte Verbindung zwischen den einzelnen
Schichten ermöglicht.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß den unabhängigen Patentansprüchen gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen
der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Der
Kern der Erfindung sieht vor, bei der Herstellung eines mehrschichtigen
Kunststoffbauteils mittels eines Verfahrens gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 und insbesondere mittels eines Hinterschäumprozesses, mindestens ein
Verbindungselement vorzusehen, das mit dem Trägerbauteil und/oder einer gegebenenfalls
vorzusehenden Oberflächenschicht
verbunden ist, und das eine formschlüssige Verbindung mit dem geschäumten Kunststoff
eingeht.
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Vorzugsweise
ist das Verbindungselement derart ausgebildet, dass es (nach dem
Aushärten
des geschäumten
Kunststoffs) eine formschlüssige
Verbindung mit dem geschäumten
Kunststoff eingeht. Hierzu kann das Verbindungselement einen (hinterschnittigen)
Absatz aufweisen, der zumindest teilweise von dem Kunststoff umschäumt wird,
und auf diese Weise einen Formschluss herstellt.
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Folglich
wird die Verbindung zwischen der/den Schicht(en) eines mehrschichtigen
Kunststoffbauteils erfindungsgemäß über mindestens
ein formschlüssig
wirkendes Verbindungselement bewirkt. Vorzugsweise sind daher die
Werkstoffe der Schichten, die über
das/die Verbindungselement(e) verbunden sind, derart gewählt, dass
eine wesentliche adhäsive
Bindung nicht eintritt.
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Unter
adhäsiver
Bindung wird erfindungsgemäß jede Verbindung
verstanden, die auf einer chemischen, thermodynamischen oder mikromechanischen
Bindung der zwei Fügepartner
beruht. Insbesondere kommen hier chemische Verbindungen zwischen
den Molekülen
der Fügepartner
während
des Aushärtens
des eingespritzten Kunststoffs in Frage.
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Beispielsweise
kann hierfür
Polyurethan als geschäumter
Kunststoff zur Anwendung kommen, während das Trägerbauteil
bzw. die Oberflächenschicht
zumindest teilweise aus Polypropylen besteht. Aufgrund der fehlenden
adhäsiven
Bindung zwischen den Schichten kann ein einfaches Lösen der
Schichten voneinander möglich
sein. Hierzu muss lediglich die formschlüssige Verbindung, die von dem
mindestens einen Verbindungselement eingegangen wird, gelöst werden.
Je nach Ausbildung des Verbindungselements und dem verwendeten geschäumten Kunststoff
kann das Lösen
dieser Verbindung zerstörend
oder zerstörungsfrei
sein. Ein zerstörungsfreies
Lösen der
Verbindung kann beispielsweise mit einem in ausreichendem Maße elastisch verformbaren
Kunststoff(schaum) in Verbindung mit abgerundeten Kanten der hinterschnittigen
Vorsprünge
erzielt werden.
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In
einer alternativen Ausführungsform
kann das Verbindungselement zweiteilig ausgeführt sein, wobei die zwei Teile
des Verbindungselements form- und/oder kraftschlüssig und vorzugsweise lösbar miteinander
verbunden sein können.
Während
der eine Teil mit dem Trägerbauteil
oder der Oberflächenschicht
verbunden sein kann, wird der andere Teil erfindungsgemäß formschlüssig von
dem eingespritzten Kunststoff umschäumt. Ein Lösen der aufgeschäumten Schicht
von dem Trägerbauteil
bzw. der Oberflächenschicht
kann in diesem Fall durch das Lösen
der Verbindung zwischen den beiden Teilen des Verbindungselements
erfolgen. Dies ermöglicht beispielsweise
bei einem Interieurbauteil eines Fahrzeugs ein einfaches und zerstörungsfreies
Auswechseln der Oberflächenschicht
einschließlich
der aufgeschäumten
Zwischenschicht (Dekorschicht), so dass diese gegen eine zweite
Dekorschicht mit einer anderen Optik/Haptik ausgetauscht werden
kann.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
wird eine Verbindung zwischen dem Trägerbauteil und dem Kunststoffschaum
mittels der erfindungsgemäßen Verbindungselemente
erreicht, während
eine zusätzlich
vorgesehene Oberflächenschicht
eine adhäsive
Bindung mit dem Kunststoffschaum (Zwischenschicht) eingeht. Dies
kann produktionstechnische Vorteile haben, da als Oberflächenschicht
in der Regel dünnewandige
Folien zum Einsatz kommen, die das Erzeugen komplexer Bauteilgeometrien
zulassen, jedoch für
eine Integration eines erfindungsgemäßen Verbindungselements weniger
geeignet sind. Werkstoffkombinationen, die eine adhäsive Verbindung
der zwei Schichten ermöglichen,
sind aus dem Stand der Technik bekannt. Beispielsweise kann hierfür PUR-Schaum
mit einer Oberflächenschicht aus
kompaktem PUR kombiniert werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung eines mehrschichtigen Kunststoffbauteils, kann vorteilhafterweise
folgende Verfahrensschritte umfassen:
- – Positionieren
von mindestens einem Trägerbauteil
und/oder einer Oberflächenschicht
in einer Schäumform,
wobei das Trägerbauteil
und/oder die Oberflächenschicht
mindestens ein Verbindungselement mit mindestens einem Absatz aufweist.
- – Einschäumen eines
Kunststoffs in die Form derart, dass der Kunststoff zumindest den
Absatz des Verbindungselements umgibt, so dass nach dem Aushärten des
eingespritzten Kunststoffs eine formschlüssige Verbindung zwischen diesem
und dem Trägerbauteil
bzw. der Oberflächenschicht hergestellt
ist.
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Erforderlich
ist somit, dass die Verbindungselemente so in der Form angeordnet
werden, dass sie von dem eingespritzten Kunststoff umschäumt werden
können.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
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In
den Zeichnungen zeigen die
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1 bis 4:
Ausschnitte von nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Kunststoffbauteilen mit alternativen Verbindungselementen.
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In 1 ist
ein Ausschnitt eines nach einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Kunststoffbauteils dargestellt. Das mehrschichtige Bauteil weist
ein Trägerbauteil 1 mit
einem daran befestigten Verbindungselement 2 auf. Das Verbindungselement 2 weist
einen im Querschnitt kreisförmigen
Steg mit einem im Querschnitt ebenfalls kreisförmigen Kopf auf. Der Durchmesser
des Kopfs ist deutlich größer als
derjenige des Stegs, so dass (von oben gesehen) ein Hinterschnitt
gebildet wird, der von dem Kunststoffschaum einer Zwischenschicht 3 umschlossen ist.
Weiterhin sind die Kanten des Kopfs abgerundet ausgebildet, um ein
nachträgliches
Lösen der
Zwischenschicht 3 mitsamt der damit unlösbar verbundenen Oberflächenschicht 4 zu
vereinfachen, und in Verbindung mit einer entsprechenden Elastizität der Zwischenschicht 3 auch
ein zerstörungsfreies Lösen zu ermöglichen.
Die Werkstoffe des Trägerbauteils 1 sowie
der Zwischenschicht 3 sind so gewählt, dass eine wesentliche
adhäsive
Bindung zwischen diesen beiden Schicht nicht stattfindet.
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Das
in 2 dargestellte Bauteil unterscheidet sich von
demjenigen der 1 in der Ausgestaltung des Verbindungselements 2', dessen Kopf
ohne abgerundete Kanten ausgebildet ist. Dadurch kann eine festere
Verbindung zwischen dem Trägerbauteil 1' und der Zwischenschicht 3' erzielt werden,
als dies bei der Ausführungsform
gemäß 1 der
Fall ist. Ein Lösen
ist hierbei jedoch in der Regel mit einer lokalen Zerstörung der
Zwischenschicht verbunden.
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Bei
der in 3 dargestellten Ausführungsform kommt ein zweiteiliges
Verbindungselement 2'' in Form eines
Druckknopfverschlusses zum Einsatz. Während der untere Teil des Druckknopfverschlusses 2'' mit dem Trägerbauteil 1'' verbunden ist, ist der obere Teil
in oder an der Zwischenschicht 3'' befestigt.
Hierzu weist der obere Teil des Druckknopfverschlusses 2'' ein Verbindungselement (nicht
dargestellt) mit einem Absatz auf, das von dem eingespritzten Kunststoff
umschäumt
wird und somit für
eine formschlüssige
Verbindung sorgt. Die Verbindung zwischen den zwei Teilen des Druckknopfverschlusses 2'' und folglich zwischen dem Trägerbauteil 1'' und der Zwischenschicht 3'' wird durch ein Einrasten des auf
dem unteren Teil des Druckknopfverschlusses 2'' vorgesehenen, ringförmigen Vorsprungs
in eine korrespondierende Nut (nicht dargestellt) auf der Innenseite
des oberen Teils des Druckknopfverschlusses 2'' erreicht. Die Verwendung eines
Druckknopfverschlusses ermöglicht
eine zerstörungsfreie und
wiederverwendbare Verbindung der Schichten untereinander.
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Bei
der in 4 dargestellten Ausführungsform kommt ein zweiteiliges
Verbindungselement 2''' in Form eines Klettbands zum Einsatz.
Während
der untere Teil des Klettbands mit dem Trägerbauteil 1''' verbunden
ist, ist der obere Teil in oder an der Zwischenschicht 3''' befestigt.
Hierzu weist der obere Teil des Klettbands ein Verbindungselement
(nicht dargestellt) mit einem Absatz auf, das von dem eingespritzten
Kunststoff umschäumt
wird und somit für
eine formschlüssige
Verbindung sorgt. Die Verbindung zwischen dem Trägerbauteil 1''' und
der Zwischenschicht 3''' wird durch ein Verhaken der Widerhaken des
unteren Klettbandteils in den Schlaufen des oberen Klettbandteils
erreicht. Die Verwendung eines Klettbands ermöglicht ebenfalls eine zerstörungsfreie und
wiederverwendbare Verbindung der Schichten untereinander.