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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aktualisierung des Kartenmaterials
eines mobilen Navigationsgerätes.
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Mobile
Navigationsgeräte,
die bspw. in Fahrzeugen oder Mobiltelefonen verbaut sind, finden
immer weitere Verbreitung. Die Navigationsgeräte greifen zur Berechnung einer
Route von einer Start- zu einer Zielposition auf Kartenmaterial
zurück,
das von einem Kartenanbieter zur Verfügung gestellt wird und das
im Wesentlichen die befahrbaren Straßen einer Region umfasst. Das
Straßennetz
unterliegt jedoch ständigen
Veränderungen
aufgrund von Streckensperrungen oder Neu- und Rückbau von Straßen. Um
das Kartenmaterial auf einem aktuellen Stand zu halten, muss der
Kartenanbieter Veränderungen
des Straßennetzes
erkennen und sie ggf. in das verfügbare Kartenmaterial aufnehmen.
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Zur
Erkennung von Veränderungen
des Straßennetzes
kaufen Hersteller von Navigationssystemen Kartenmaterial wie etwa
Katasterkarten oder Auswertungen von Satellitenbildern aus verschiedenen
Quellen hinzu. Alternativ oder zusätzlich hierzu werden Mitarbeiter
eingesetzt, die das Straßennetz abfahren
und Änderungen
registrieren. Diese Basisdaten werden in das von der Navigationsapplikation verwendete
Format übertragen
und dem bereits existenten Kartenmaterial beigefügt. Das so aktualisierte Kartenmaterial
wird als Update auf CD/DVD oder aber online ausgeliefert. Eine zeitnahe
Erkennung von Veränderungen
des Straßennetzes
durch den Kartenanbieter ist hierbei ebenso wenig möglich wie die
zeitnahe Aktualisierung des dem Nutzer zur Verfügung stehenden Kartenmaterials.
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Ziel
der Erfindung ist es daher, ein Verfahren anzugeben, das es einem
Anbieter von Kartenmaterial für
Navigationssysteme erlaubt, Änderungen
des Straßennetzes
kurzfristig zu erkennen und entsprechende Aktualisierungen des Kartenmaterials
zeitnah zur Verfügung
zu stellen.
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Diese
Aufgabe wird durch die in dem unabhängigen Anspruch angegebene
Erfindung gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
basiert auf einer dezentralen Sammlung von befahrbaren Wegen eines
Straßennetzes,
die in dem einem Navigationsgerät
vorliegenden Kartenmaterial nicht verzeichnet sind und daher einer
Aktualisierung des Kartenmaterials dienen können. Über ein in einem Fahrzeug eines
Nutzers des Navigationssystems mitgeführtes Navigationsgerät wird festgestellt,
ob und ggf. wie weit der Fahrweg des Fahrzeugs von den im Kartenmaterial
verzeichneten Wegen abweicht. Im Falle einer Abweichung, die größer ist
als ein vorgegebener Mindestwert, ist davon auszugehen, dass das Fahrzeug
sich längs
eines neuen oder veränderten Weges
bewegt. Der gefahrene, mutmaßlich
neue oder veränderte
Weg wird im Navigationsgerät
bspw. als Abfolge von GPS-Koordinaten (Global Positioning System)
gespeichert. Der gespeicherte Datensatz wird schließlich an
den Kartenanbieter übertragen
und dort weiter verarbeitet.
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Beim
Kartenanbieter gehen Datensätze
von mehreren verschiedenen Fahrzeugen bzw. Navigationsgeräten ein.
Es ist daher möglich, über eine
Korrelation und eine gewichtete Mittelung der eingegangenen Datensätze eine
neue Route zu berechnen, die mit höherer Genauigkeit und Verlässlichkeit
einen bislang nicht im Kartenmaterial bekannten bzw. verzeichneten
Straßenzug
beschreibt. Die über
die Mittelung berechnete neue Route wird schließlich zur Aktualisierung an
die Navigationsgeräte übertragen.
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Durch
das erfindungsgemäße Verfahren
wird vorteilhafterweise erreicht, dass der Kartenanbieter kurzfristig über Änderungen
des Straßennetzes
informiert wird, so dass es ihm möglich ist, dem Nutzer innerhalb
kürzester
Zeit aktualisiertes Kar tenmaterial zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus
resultiert das Verfahren in einer Kostenersparnis, da ein Zukauf
von Kartenmaterial von externen Quellen nicht mehr zwingend notwendig
ist.
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Weitere
Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
dem im Folgenden beschriebenen Ausführungsbeispiel sowie anhand der
Zeichnungen.
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Dabei
zeigt:
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1 Modelle zur Übertragung von Differenzdaten
zwischen einem mobilen Navigationsgerät und einem Server eines Kartenanbieters,
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2 eine
schematische Darstellung der Infrastruktur zur kollaborativen Erkennung
von Kartenänderungen
für Navigationsgeräte.
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Die 1a zeigt
ein erstes Ausführungsbeispiel
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zur kollaborativen Erkennung von Kartenänderungen für mobile Navigationsgeräte. Einem
beispielsweise in einem Fahrzeug mitgeführten Navigationsgerät N0 liegt Kartenmaterial vor, in dem bekannte,
für das
Fahrzeug befahrbare Wege verzeichnet sind (dünne, gestrichelte Linien in 1). Um von einem Startpunkt A zu einem
Zielpunkt B zu gelangen, schlägt
das Navigationsgerät
N0 die in 1 mit
einer dicken Linie gekennzeichnete Strecke vor, die sich aus im
Kartenmaterial verzeichneten Wegen zusammensetzt.
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Zwischen
den Punkten P1 und P2 wählt
der Fahrer des Fahrzeugs einen in 1 durch
Pfeile gekennzeichneten Weg s neu / 0, der von der vorgeschlagenen Strecke
abweicht. Unter der Voraussetzung, dass der vom Fahrer gewählte Weg
s neu / 0 von sämtlichen
im Kartenmaterial verzeichneten Wegen um mehr als einen vorgegebenen
Mindestwert abweicht, ist davon auszugehen, dass sich das Navigationsgerät N0 entlang eines nicht im Kartenmaterial verzeichneten
Weges bewegt. Das so erkannte Ver lassen des bekannten Straßennetzes
deutet auf das Vorhandensein einer befahrbaren Straßenverbindung entlang
dem Weg s neu / 0 hin. Der Weg s neu / 0 wird daher als Abfolge der entsprechenden
Positionsdaten, die dem Navigationsgerät N0 beispielsweise über ein Global
Positioning System (GPS) zur Verfügung stehen, im Navigationsgerät N0 gespeichert.
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Der
gespeicherte, neue Weg s neu / 0 wird im ersten Ausführungsbeispiel durch das Navigationsgerät N0 über
eine Funkverbindung als Gesamtdatensatz nach dem Wiedererreichen
eines im Kartenmaterial verzeichneten Weges, d. h. in der 1a im
Punkt P2, an eine Infrastrukturkomponente wie etwa einen Server
eines Kartenanbieters übertragen.
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Dasselbe
Verfahren findet in Navigationsgeräten N
1,
N
2, ... anderer Fahrzeuge Anwendung, so dass
dem Kartenanbieter neben dem neuen Weg s neu / 0 weitere neue Wege s neu / 1, s neu / 2,
... vorliegen, die denselben Straßenverlauf zwischen den Punkten
P1 und P2 beschreiben. Alternativ können zumindest einige der weiteren
neuen Wege s neu / 1, s neu / 2, ... auch vom selben Navigationsgerät N
0 stammen, wenn das Fahrzeug die entsprechende
Strecke mehrfach durchfahren hat. Bei der hohen Ortsauflösung moderner
Navigationsverfahren sind die Positionsdaten diese neuen Wege s neu / 0,
s neu / 1, s neu / 2, ... jedoch nicht vollständig
identisch, da bspw. die Fahrspuren der einzelnen Fahrzeuge voneinander
abweichen können.
Um die Lage einer in das Kartenmaterial aufzunehmenden Route
mit
höherer
Genauigkeit und größerer Verlässlichkeit
zu bestimmen, wird
daher
als gewichteter Mittelwert der gespeicherten Wege s neu / 0, s neu / 1, s neu / 2, ... definiert.
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Zur
Berechnung der Route
wird
der neue Weg s neu / 0 beim Kartenanbieter gespeichert und mit den Datensätzen s neu / 1,
s neu / 2, ... korreliert, die von anderen Navigationsgeräten N
1, N
2, ... übermittelt
wurden. Durch die hiermit erzielbare Erkennung mehrerer paralleler
Straßenzüge lässt sich
die Wahrscheinlichkeit erhöhen,
dass aus den übermittelten
neuen Wegen s neu / 0, s neu / 1, s neu / 2, ... tatsächlich
auf das Vorhandensein eines bisher nicht verzeichneten Straßenzugs
geschlossen werden kann.
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Zur
Berechnung der neuen Route
werden
die einzelnen Datensätze
s neu / 0, s neu / 1, s neu / 2, ... mit dimensionslosen Parametern w
0,
w
1, w
2, ... gewichtet.
berechnet
sich hiermit in bekannter Weise als gewichteter Mittelwert, d. h.
Bei Empfang von später eingehenden
neuen Datensätzen
s neu / i wird der Mittelwert
kontinuierlich
aktualisiert.
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Die
Gewichtung kann automatisch durch ein Computerprogramm und/oder
manuell durch einen Kartenbearbeiter erfolgen. Bei der manuellen
Gewichtung durch Kartenbearbeiter können die Wege s neu / 0, s neu / 1, s neu / 2, ...
mit Satelliteninformationen und/oder Vermessungsdaten verglichen
werden, um die Verlässlichkeit
der Informationen weiter zu steigern. Die entsprechenden Daten erhält der Kartenbearbeiter von
externen Quellen. Zusätzlich
oder alternativ ist es denkbar, den individuellen Melder eines neuen Weges
s neu / 0 in der Gewichtung zu berücksichtigen, etwa
in der Form, dass positive Erfahrungen mit Meldern, die bereits
mehrfach neue befahrbare Wege übermittelt
haben, zu einer hohen Gewichtung führen. Einem Melder dagegen,
von dem bspw. regelmäßig schwer
befahrbare Feldwege als neue Wege eingehen, würde ein eher niedriges Gewicht
zugeschrieben. Weiterhin kann die Gewichtung zur Mittelwertbildung
auch in Abhängigkeit
vom Abstand des neuen Weges s neu / 0 entweder von den im Kartenmaterial
verzeichneten Wegen oder aber von einem ungewichteten Mittelwert
der bis zum Zeitpunkt des Eingehens des neuen Weges s neu / 0 gespeicherten
neuen Wege s neu / 1, s neu / 2, ... erfolgen. Letzteres erfolgt bevorzugt automatisch
durch ein Computerprogramm.
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Nach
Berechnung der Route
kann
diese zur Aktualisierung des Kartenmaterials über eine Funkverbindung an
die Navigationsgeräte
N
0, N
1, N
2, ... übertragen
werden.
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Für den Fall,
dass nicht alle neuen Wege s neu / 0, s neu / 1, s neu / 2, ... denselben Straßenzug beschreiben, können mehrere
verschiedene Routen
...
berechnet und anschließend
an die Navigationsgeräte
N
0, N
1, N
2, ... übertragen
werden. Zur Berechnung einer der neuen Routen
werden
dann die demselben Straßenzug
zuzuordnenden neuen Wege s neu / j, bspw. s neu / 0, s neu / 3, s neu / 4, s neu / 11, ..., (o. B. d. A.)
verwendet. Anstatt die resultierenden neuen Routen
...
pauschal und gleichzeitig an die Navigationsgeräte zu übertragen, können sie
alternativ vor der Übertragung
in eine Prioritätenliste
eingetragen werden. Die Position, an die eine neue Route
in
die Prioritätenliste
einsortiert wird, kann in Anlehnung an eine Standardabweichung davon
abhängen, aus
wie vielen gemeldeten neuen Wegen s neu / j die neuen Route bzw. der Mittelwert
berechnet
wurde. In der Praxis bedeutet dies, dass einer neuen Route, die
sehr oft befahren wird, eine hohe Priorität zugeordnet wird. Die Übertragung
der Routen
...
an die Navigationsgeräte
orientiert sich nun an der Prioritätenliste, d. h. eine neue Route
mit
hoher Priorität
wird zuerst übertragen.
Die Verwendung einer Prioritätenliste
schließt
jedoch nicht aus, dass mehrere neue Routen gleichzeitig an die Navigationsgeräte N
0, N
1, N
2,
... übertragen
werden.
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Zusätzlich zur
oben beschriebenen Priorisierung kann denjenigen neuen Routen
eine
höhere Priorität zugeordnet
werden, die in der Nähe
des aktuellen Aufenthaltsortes des adressierten Navigationsgerätes liegen.
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Darüber hinaus
ist eine Maskierung von Routen möglich,
die zwar gemeinsam mit weiteren neuen Routen an das Navigationsgerät übertragen
werden, aber nicht im Kartenmaterial erscheinen sollen. Anwendung
kann diese Option beispielsweise bei Feldwegen finden.
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Zur
Unterscheidung von den regelmäßigen, redaktionellen
Aktualisierungen des Kartenmaterials können die über das erfindungsgemäße Verfahren bestimmten Änderungen
am
Navigationsgerät durch
eine Markierung, bspw. durch entsprechende Farbgebung oder blinkende
Markierung etc., auf einer Anzeigeeinrichtung oder einem User-Interface des
Navigationsgerätes
hervorgehoben werden, wobei nicht sicher verifizierte oder unpräzise Streckeninformationen
ebenfalls durch entsprechende optische Mittel gekennzeichnet werden
können.
Zusätzlich
können
Präzisions-
und/oder Konfidenzinformationen dargestellt werden, die aus der
Korrelation hervorgehen.
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Die 1b demonstriert
ein zweites Ausführungsbeispiel,
das sich von der ersten Ausführungsform
dadurch unterscheidet, dass die den neuen Weg s neu / 0 beschreibenden Positionsdaten
kontinuierlich oder in vorgegebenen Zeitabständen während der Bewegung des Fahrzeugs
entlang des mutmaßlich
noch nicht verzeichneten Weges s neu / 0 an den Kartenanbieter übertragen
werden. Die weitere Datenverarbeitung mit Mittelwertbildung verläuft wie
im ersten Ausführungsbeispiel.
Eine weitere alternative Ausführungsform
zeigt die 1c. Dort werden die Positionsdaten
s neu / 0 im Navigationsgerät
N0 des Fahrzeugs zunächst gespeichert und erst dann
an den Kartenanbieter übertragen,
wenn das Fahrzeug beispielsweise einen W-LAN-Zugang an einer Tankstelle
T erreicht hat oder allgemeiner wenn das Navigationsgerät N0 zur Datensynchronisation eine Datenverbindung
zu einem mit dem Kartenanbieter verbundenen Netz hat. Die weitere
Datenverarbeitung verläuft
auch hier wie im ersten Ausführungsbeispiel.
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Die
Aktualisierung des den Navigationsgeräten N
0,
N
1, N
2, ... zur
Verfügung
stehenden Kartenmaterials mittels der neu berechneten Route
kann durch
den Kartenanbieter ausgelöst
werden. Eine Datenübertragung
kann regelmäßig in festen
Zeitabständen,
zeitnah bei Vorliegen einer neuen Route oder aber als Paket bei
Vorliegen einer bestimmten Anzahl neuer Routen erfolgen. Speziell
wenn zeitnah übertragen
wird, d. h. sobald eine einzelne neue Route vorliegt, ist nicht
auszuschließen,
dass die Daten nicht sicher verifizierte oder unpräzise Streckeninformationen
beinhalten.
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Alternativ
kann sich ein mobiles Navigationsgerät aktiv beim Kartenanbieter über Aktualisierungen
informieren und diese abrufen. Hierbei ist insbesondere an lokale
Aktualisierungen gedacht, die speziell die Region betreffen, in
der sich das Navigationsgerät
zum Zeitpunkt der Anfrage an den Kartenanbieter befindet.
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Alternativ
zur Übertragung
der absoluten Positionsdaten s neu / 0 an den Server des Kartenanbieters können auch
die Differenzwerte zwischen dem neuen Weg s neu / 0 und den bis dahin im
Kartenmaterial verzeichneten Wegen übertragen werden.
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Die
2 zeigt
in schematischer Ansicht eine Infrastruktur zur kollaborativen Erkennung
von Kartenänderungen
für mobile
Navigationsgeräte. Das
mobile Navigationsgerät
N
0 überträgt Positionsdaten
s neu / 0 nach einem der im Zusammenhang mit den
1a–c beschriebenen
Verfahren an einen Zugangsserver des Kartenanbieters. Dieser leitet
die Daten an einen Kartenserver weiter, wo sie gespeichert und ggf.
zur Ermittlung von Gewichten w
0, w
1, w
2, ... automatisch
bewertet werden. Alternativ oder zusätzlich kann ein Kartenbearbeiter
die Daten manuell gewichten, wobei er die vom Navigationsgerät übermittelten
Positionsdaten mit Daten einer externen Datenquelle vergleicht,
die bspw. Satelliteninformationen und/oder Vermessungsdaten umfasst.
Der Kartenserver führt
die Berechnungen zur Bestimmung der Route
aus,
die schließlich
entweder ausgelöst
durch den Kartenanbieter oder nach einer Anfrage durch ein zweites
mobiles Navigationsgerät an
das zweite Navigationsgerät übertragen
wird.