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Die
vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet medizinischer Messtechnik.
Insbesondere betrifft die Erfindung Verfahren und Vorrichtungen
zur Erfassung und Charakterisierung von kardiologischen Daten.
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Der
Abstand zwischen zwei auf einander folgenden Herzschlägen wird
allgemein über
das so genannte RR-Intervall definiert. Dieses ergibt sich als zeitliche
Distanz zwischen zwei signifikanten Ausschlägen (sog. R-Spitzen) im Oberflächen-Elektrokardiogramm
(EKG) oder im intrakardialen Elektrogramm (IEGM), das mittels Elektroden
durch ein Implantat gemessen wird. Diese charakteristischen Signale
repräsentieren
die Kontraktion des Herzmuskels im Ablauf des Schlagzyklus. 1 zeigt
einen Ausschnitt aus einem typischen Signalverlauf bei einem Oberflächen-EKG
mit einem markierten RR-Intervall. 2 zeigt
den typischen Verlauf mehrerer R-Spitzen im IEGM.
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Eine
kontinuierliche Messung von R-Spitzen über einen längeren Zeitraum liefert eine
Abfolge von RR-Intervallen, die als Zeitreihe bezeichnet wird. Eine
solche Zeitreihe ist in 3 dargestellt. Sie zeigt im
Ruhezustand keine äquidistante
Folge von R-Spitzen, d.h. die Intervall-Längen variieren um einen Mittelwert.
Diese Schwankungen tragen Informationen über die Regulationsmechanismen
des Herz-Kreislaufsystems [1] und es wird allgemein davon ausgegangen,
dass sie beispielsweise herangezogen werden können, um Unterschiede zwischen physiologischem
Verhalten und pathologischen Veränderungen
zu detektieren.
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Zusätzlich zu
den beobachtbaren kleinen Fluktuationen der RR-Intervall-Längen können in einem EKG auch zufällige Ereignisse
auftreten, die eine Auswertung der Schwankungen der regulären RR-Intervalle
stören
können.
Nicht alle R-Spitzen in einer Langzeitmessung repräsentieren
normale Herzmuskelkontraktionen, also solche, bei denen die Erregung
im Sinus-Knoten
ausgelöst
wird und sich von dort über
den Herzmuskel (myocardium) verbreitet. Bei Herzpatienten wird im
EKG häufig
eine mehr oder weniger große
Anzahl von so genannten Extrasystolen (ES) gefunden. Unter Extrasystolen
versteht man unregelmäßige Kontraktionen
des Herzmuskels, die irregulären
Ursprungs sind, d.h. sie wurden entweder durch eine Erregung außerhalb
des Sinus-Knotens ausgelöst,
oder sie treten – bezogen
auf die zeitliche Normalabfolge von Herzschlägen – verfrüht auf. Beide Kriterien lassen
sich nicht immer scharf gegeneinander abgrenzen. Die letztgenannte Form
einer Extrasystole wird üblicherweise
mit VES (ventrikuläre
Extrasystole) oder auch als PVC (premature ventricular contraction)
bezeichnet. Beide Typen von Extrasystolen bewirken starke Abweichungen
des RR-Intervalls vom normalen Mittelwert. Diese RR-Intervalle fallen
daher signifikant aus dem regulären
Fluktuationsbereich heraus. Treten derartige Extrasystolen mit einer
Häufigkeit
von ca. 5 Prozent und mehr auf, so werden Zeitreihenanalysen bereits signifikant
verfälscht.
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In 3 sind
diese Verhältnisse
wiedergegeben. Dargestellt sind die relativ kleinen Spontanfluktuationen
der Schlagfolge mit Abweichungen von unter einer Zehntelsekunde
um eine mittlere zeitliche Schlagperiode von etwa 1,1 Sekunden und
zwei irreguläre
Herzschläge
(PVC) mit starker Intervallverkürzung
auf weniger als 0,9 Sekunden und nachfolgender kompensatorischer
Pause mit entsprechender Intervallverlängerung auf bis über 1,3
Sekunden.
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Eine
möglichst
sichere Erkennung von Extrasystolen, insbesondere der ventrikulären vorzeitigen Schläge (PVC
bzw. VES) ist für
eine Signalanalyse in verschiedener Hinsicht wichtig. Zum einen
ist die Anzahl der vorzeitigen Herzschläge selbst ein diagnostischer
Marker, der in gewissem Rahmen bei einer deutlichen Zunahme von
Extrasystolen auf eine Verschlechterung des pathophysiologischen
Zustands hinweisen kann. Zum anderen stören Extrasystolen andere Auswertungen,
da sie quantitative Größen zur
Charakterisierung der Herzschlag-Regulationsmechanismen beeinflussen,
z.B. indem sie einerseits signifikante Abweichungen vortäuschen oder
aber tatsächliche
Veränderungen
maskieren können.
Drittens trägt
die Systemantwort auf die Extrasystole, die z.B. im Rahmen der Datenanalyse
zur Herzratenturbulenz (HRT) ausgewertet wird, selbst Information bezüglich eigenständiger Marker,
wie z.B. „Slope" oder „Onset". – Eine möglichst
sichere Erkennung von PVCs ist daher essentiell für fortschrittliche
Methoden der Biosignalanalyse in der Kardiologie.
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Ein
erfahrener Arzt identifiziert Extrasystolen bei der Auswertung von
EKG-Protokollen
anhand der speziellen Morphologie der ES-Signale und kann so RR-Intervalle als regulär oder irregulär klassifizieren. Moderne
externe kardiologische Auswertungssysteme umfassen entsprechend
Mustererkennungsverfahren, die in der Lage sind Morphologieunterschiede zwischen
Extrasystolen und Normalschlägen
zu erkennen und auf diesem Wege die Schläge und Intervalle zu klassifizieren.
In Implantaten und bei weniger komplexen externen Geräten, z.B.
vom Patienten mitgeführte
transportable EKG-Messeinrichtungen, die gezwungenermaßen geringere
Datenmengen als das vollständige
EKG-Signal verarbeiten können,
ist dagegen die automatische Erkennung von Extrasystolen aufgrund
ihrer Ektopie aus drei Gründen schwierig.
Erstens ist eine sichere Unterscheidung durch Analyse der verschiedenen
Formen von R-Spitzen aufwändig
und ist durch ein Implantat bisher nicht gewährleistet. Zweitens unterscheiden
sich die Morphologien von ektopen und normalen Schlägen häufig wenig,
insbesondere je höher
im Herzen (nahe Sinus-Knoten) der Ursprungsort der ES angesiedelt
ist. Drittens stehen in diesen Geräten bei großen Mengen von RR-Intervallen
im Rahmen üblicher ressourcensparender
Zeitreihen-Speicherung
für eine
nachträgliche
Auswertung die Morphologien der einzelnen Schläge nicht mehr zur Verfügung, sondern
nur die Information über
die RR-Intervalle
(vergl. 3). Bei Einkammergeräten, wo
zusätzlich
auch der atriale Kanal entfällt,
ist die Datenlage noch ungünstiger.
Aus diesen Erwägungen
heraus ist eine Erkennung von Extrasystolen allein anhand des Vorzeitigkeitskriteriums
wünschenswert,
was zudem auch dadurch gerechtfertigt ist, dass insbesondere der
Grad der Vorzeitigkeit und weniger die Morphologie einer Extrasystole
wesentliche medizinische Informationen beinhaltet.
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Eine
bekannte implantatgerechte Methode zur Klassifizierung eines Schlages
als vorzeitige ES ist das so genannte „Schlagfilter". Dabei wird zunächst jeweils
von einem ,regulären' RR-Intervall ausgegangen,
d.h. einem „Standard"-RR-Intervall, das
den Schlagabstand zwischen zwei normalen Herzschlägen repräsentieren
soll. Weicht das durch einen neuen Schlag erzeugte aktuelle RR-Intervall vom
vorhergehenden, als regulär
eingestuften Intervall zeitlich um mehr als einen gewissen Schwellenwert
ab, so ist der hinzu gekommene Schlag als vorzeitig einzustufen
und das aktuelle Intervall als irregulär zu verwerfen, da es sich
dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine kleine Regelfluktuation sondern
um eine ausgeprägte
Störgröße handelt.
So wird der Reihe nach verfahren, wobei weitere Schläge jeweils
auf das letzte gültige
Intervall bezogen werden. Bei dieser Auswertung sind demnach immer jeweils
drei aufeinander folgende Herzschläge an einer Änderung
der RR-Intervalle beteiligt. Der einzige freie Parameter in diesem
Filterverfahren ist der Schwellenwert zeitlicher Abweichung, der
z.B. auf 50 ms, 100 ms oder 150 ms festgelegt wird. Da das Kopplungsintervall
der Extrasystolen bei verschiedenen Patienten sehr unterschiedlich
sein kann, lässt sich
keine allgemeingültige
Regel für
den Schwellenwert angeben. Eine Festlegung z.B. auf die o.g. Werte
ist daher generell willkürlich,
subjektiv und nicht auf verschiedene Patienten übertragbar. Beobachtungen an
typischen Datensätzen
von RR-Intervallen zeigen, dass eine solche mehr oder weniger geschätzte Festlegung
der Schwellwerte nicht zu reproduzierbaren Ergebnissen führt und
häufig
eine schwerwiegende Fehleinschätzung
der Extrasystolenzahl insgesamt, wie auch eine mangelhafte Klassifikation
der Einzelschläge
zur Folge hat, die zudem unentdeckt bleibt, bzw. aufgrund ihrer
Zufälligkeit
nicht systematisch erklär-
und abschätzbar
ist. Insgesamt führen
näherungsweise
Festlegungen der zeitlichen Schwellwerte zur Abgrenzung der RR-Intervalle
stets zu niedrigen Sensitivitäten
und uneinheitlichen Aussagegehalten.
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Die
Erfindung geht aus von dem beschriebenen Stand der Technik. Ihr
liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und zugeordnetes System
zur Klassifizierung von Extrasystolen zu entwickeln, das eine automatische
Bestimmung der geeigneten zeitlichen Schwellenwerte aus den zeitlichen Änderungen
erfasster RR-Intervalle ermöglicht
und das auch für
den Einsatz in Implantaten oder in transportablen Auswertegeräten geeignet
ist.
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Diese
Aufgabe wird bei einem Verfahren gemäß Oberbegriff des Anspruchs
1 erfüllt
durch die charakterisierenden Merkmale des Anspruchs 1. Weitere
Vorzüge
und spezielle Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Gegenstand der
Unteransprüche.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung
zur Durchführung
des Verfahrens in transportablen bzw. implantierten Geräten ist
Gegenstand des Anspruchs 6. Die Erfindung wird im Folgenden anhand
bevorzugter Ausführungsbeispiele
unter Bezug auf die Zeichnungen und die darin verwendeten Symbole
und Bezugszeichen näher
erläutert.
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Es
zeigt:
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1 Definition
des RR-Intervalls bei EKG-Aufzeichnungen
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2 Intrakardiales
Elektrogramm mit morphologisch nicht unterscheidbarer vorzeitiger
Extrasystole
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3 Fluktuationen
der RR-Intervalle einer Zeitreihe mit zwei Extrasystolen
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4 Schema
Idealverteilung auftretender RR-Intervall-Änderungen (ΔRR)
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5 Festlegung
des optimalen Schwellwerts durch Bestimmung des Entropie-Maximums Smax
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6 Verlauf
der Entropiewerte S mit ermitteltem Maximalwert Smax aus
einem Datensatz gemessener ΔRR-Schwankungen
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7 Ablaufschema
des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Schwellenwertbestimmung mittels Entropiemaximierung
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8 Ablaufschema
Detektion von PVCs mittels Schwellenwert aus Entropiemaximierung
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9 ΔRR-Verlauf
aus Originaldaten mit zahlreichen Extrasystolen und erfolgreiche
Identifizierung der PVCs mittels Entropie-Schwellwertkriterium
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Grundlage
der Erfindung ist die Annahme, dass die Änderungen (ΔRR) zwischen aufeinander folgenden
RR-Intervallen einer gewissen Wahrscheinlichkeitsverteilung derart
gehorchen, dass RR-Intervalle unterhalb eines (zunächst unbekannten)
Schwellenwerts überwiegend Änderungen
zwischen regulären
RR-Intervallen sind, und die Schwankungen ΔRR oberhalb dieses Schwellenwerts
unter Beteiligung vorzeitiger Schläge zustande kommen. Damit gibt
es voneinander durch den ,optimalen' Schwellenwert unterscheidbare zwei
Typen von Änderungen ΔRR: Zum einen
kleine Fluktuationen zwischen RR-Intervallen, die beide aus Normalschlägen gebildet
werden, und zum anderen größere Schwankungen,
bei denen mindestens eine Extrasystole beteiligt ist. Trägt man die
Häufigkeiten verschieden
langer RR-Intervalländerungen
(ΔRR) als
Wahrscheinlichkeitsverteilung in einem Diagram auf, so zerfällt im Idealfall
die ΔRR-Verteilung
in zwei Teilbereiche „regulär" und „ektopisch", die mehr oder weniger
stark überlappen,
wobei ausschließlich
zwischen Normalschlägen
eine geringere Schwankung auftritt, als unter Beteiligung von Extrasystolen.
Diese Modellannahme ist in 4 dargestellt.
Die Grenze zwischen den beiden Teilbereichen entspricht dem optimalen
Schwellenwert, um ES-ausgelöste
Intervallschwankungen (rechte Teilgruppe in 4) von Fluktuationen
regulärer
Intervalle (linke Teilgruppe in 4) zu unterscheiden.
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In
der Realität
entspricht das Histogramm der auftretenden Intervalländerungen
niemals exakt der Modellvorstellung nach 4. Dabei
können
sogar erhebliche Abweichungen auftreten: Die Verteilung kann z.B.
bimodal sein, ausgeprägte
Peaks aufweisen, oder es kann auch eine Lücke zwischen den beiden Teilverteilungen
vorliegen. Eine Festlegung des Schwellenwertes durch eine Analyse
des geometrischen Verlaufs der Verteilungsfunktion ist dadurch sehr
fehlerbehaftet, da sich kaum alle denkbaren Besonderheiten der bei
verschiedenen Patienten auftretenden ΔRR-Wahrscheinlichkeiten durch einfache
Approximation erfassen lassen.
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Die
Erfindung verwendet daher Entropiebetrachtungen als Ansatz. Die
Entropie ist ein Maß für die Unordnung
eines Systems, d.h. sie kann als Größe zur Erfassung der Geometrie,
Komplexität
oder Heterogenität
von Verteilungen herangezogen werden. Eine Sonderform der Entropie
stellt die so genannte „Shannon-Entropie" dar. Diese ist ein
informationstheoretisches Maß und
ist einer Wahrscheinlichkeitsverteilung über verschiedene Messwerte
zugeordnet gemäß
wobei die p
i die
Wahrscheinlichkeiten sind, einen diskreten Messwert mit dem Index
i zu messen und k die Anzahl der zur Entropiebestimmung herangezogenen
Messwerte darstellt. Die Shannon-Entropie ist maximal bei einer
Gleichverteilung der Messwerte. Liegt eine solche Gleichverteilung
vor, so vermindert sich die Shannon-Entropie mit der Anzahl k der Messwerte.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren
zur Schwellenwertbestimmung entsprechen die pi in
obiger Entropieberechnung den auftretenden Häufigkeiten unterschiedlicher
RR-Intervalländerungen ΔRR. Die möglichen
zeitlichen Abweichungen (z.B. zwischen 0 bis 1000 Millisekunden)
werden durch ein vorgegebenes Inkrement (z.B. 5 Millisekunden) in
n Abschnitte aufgeteilt, so dass ein Histogramm entsprechend 4 dargestellt
werden kann.
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Unter
der Modellannahme gemäß 4, also
mit einem linken Teilbereich regulärer Intervalle ΔRR und einem
davon deutlich abgegrenzten rechten Teilbereich PVC-ausgelöster irregulärer Intervalle,
ist die Shannon-Entropie genau dann maximal, wenn sie lediglich über den
rechten Teilbereich des Histogramms berechnet wird, der die PVC-bedingten ΔRR-Werte
enthält.
Damit führt
die Bestimmung des gesuchten Schwellenwertes auf die Bestimmung
des rechten Teilbereichs irregulärer ΔRR, der maximale Entropie
aufweist.
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Um
dieses Maximum rechnerisch zu finden, wird zunächst als Startwert die Entropie
der vollständigen
Verteilung aller auftretenden RR-Intervalländerungen ΔRR bestimmt
(Summenbildung über
das ganze Histogramm, k = n). Im weiteren Ablauf werden nun Shannon-Entropien über schrittweise
reduzierte Teilbereiche der Wahrscheinlichkeitsverteilung berechnet.
Dies erfolgt vorzugsweise durch Verschieben der linken Grenze des
in die Berechnung mit einbezogenen Histogramm-Bereichs nach rechts. Es
vermindert sich also stufenweise die Anzahl k der in die Entropieberechnung
eingehenden pi-Werte. Erreicht die linke
Grenze des für
die aktuelle Entropiebestimmung verwendeten Teilbereichs den Übergang
regulär/irregulär so ist
der Entropiewert maximal (Gleichverteilung der irregulären ΔRR bei hierfür maximaler
möglicher
Wertemenge k), eine weitere Verschiebung der Grenze nach rechts
reduziert wegen Abnahme von k den Entropiewert wieder. Damit ist
die optimale Lage des Schwellenwerts zur Abgrenzung regulärer/irregulärer ΔRR gefunden.
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5 zeigt
schematisch die Verhältnisse
bei einer idealisierten ΔRR
Häufigkeitsverteilung
entsprechend 4. Die durchgezogene Linie markiert den
optimalen Schwellenwert, der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
bei einem maximalen Wert der Shannon-Entropie gefunden wird. Die
gestrichelten Linien entsprechen suboptimalen Schwellenwerten, d.h.
Entropieberechnungen mit diesen Werten als angenommener Grenze des
rechten Teilbereichs irregulärer ΔRR führen auf
geringere Werte als Smax. Die linke gestrichelte
Linie entspricht einer sehr inhomogenen Verteilung, entsprechend
also geringerer Entropie. Die rechte gestrichelte Linie entspricht
zwar einer ebenso homogenen Verteilung wie bei dem optimalen Schwellenwert,
die Entropie ist jedoch geringer, da die Verteilung weniger breit
ist (kleinere Wert für
k) und damit ersichtlich weniger Unordnung aufweisen kann, als eine
breitere Verteilung.
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In 6 sind
die errechneten Entropiewerte S wiedergegeben, wie sie sich nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
bei einer gemessenen RR-Zeitreihe für schrittweise veränderte Teilbereiche
des ΔRR-Histogramms
ergeben. Es ergibt sich ein deutliches Entropiemaximum, wenn nur
die Entropie des Teilbereichs im Histogramm aller aufgetretenen ΔRR-Änderungen
berechnet wird, der oberhalb Θ = 62,5
Millisekunden liegt. Damit ist dies der optimale Schwellenwert zur
Abgrenzung der irregulären RR-Intervalle.
Die Figur zeigt, dass Nebenmaxima der Entropie nicht ausgeschlossen
sind, diese lassen sich jedoch problemlos aufgrund ihrer Lage (hier
z.B. bei ca. 400 ms) und geringeren Höhe als unbeachtlich identifizieren.
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Die
erfindungsgemäße Bestimmung
des Schwellenwerts erfolgt im Gegensatz zu bekannten Verfahren der
Entropiemaximierung nicht durch Optimierung der Verteilungsfunktion
Pi selbst, sondern es werden optimale Grenzen
einer Teilverteilung innerhalb der vorgegebenen Verteilung bestimmt.
Dazu wird die Teilverteilung irregulärer ΔRR mit maximaler Entropie gesucht,
die einerseits möglichst
gleichförmig
ist und andererseits eine möglichst
große
Werteanzahl k umfasst. Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst also zwei
Kriterien, die insgesamt den gesuchten Schwellenwert festlegen.
Damit erweitert das Entropieverfahren den Einsatzbereich auf ein breites
Spektrum realer Verteilungen, die von der idealisierten Verteilung
in 4 erheblich abweichen dürfen, ohne das Verfahren zu
beeinträchtigen.
Ein schematisches Ablaufdiagram ist in 7 wiedergegeben.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann für Schlagfilter
mit einer automatischen Schwellenwert-Bestimmung eingesetzt werden. 8 zeigt
ein mögliches
Ablaufschema eines solchen Schlagfilters. Der darin zur Filterung
herangezogene Schwellenwert ist hier durch automatische Schwellenwertbestimmung
entsprechend 7 ermittelt worden. Dabei fließen keine
willkürlich
vorgegebenen Parameter ein, so dass ein objektives Kriterium zur
Auswertung generiert wird. Da keine manuelle Eingabe von Schwellenwerten
erfolgt, sind Eingabefehler ausgeschlossen. Zudem ist der automatisch
ermittelte Schwellenwert unabhängig
von physiologischen oder pathophysiologischen Gegebenheiten und
stellt sich selbstständig
auf Grundlage der jeweils aufgenommenen Zeitreihe individuell auf
den Patienten ein. Damit ist für
verschiedene Patienten und Krankheitsbilder eine erhöhte Sensitivität bei EKG-Auswertungen
gewährleistet.
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In 9 ist
die Filterwirkung bei einem realen Datensatz ΔRR aus einer Zeitreihe von 10.000 Herzschlägen wiedergegeben.
Nahezu alle PVC-Ereignisse
wurden mit dem aus Entropiemaximierung festgelegten Schwellenwert
identifiziert.
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Da
die Bestimmung des Schwellenwertes als Datenmaterial nur eine Häufigkeitsverteilung
von aufgezeichneten ΔRR-Schwankungen
benötigt,
lassen sich diese im Vergleich zur vollständigen EKG-Protokollierung
sehr stark reduzierten Daten auch in kleineren Speichern ablegen.
So lässt
sich beispielsweise eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur EKG-Auswertung
dergestalt realisieren, dass ein vom Patienten mitgeführtes Gerät oder auch
ein Implantat einen Zwischenspeicher enthält, in dem die aufgenommene
RR-Zeitreihe nur
als Histogramm aufgetretener ΔRR-Häufigkeiten
abgelegt wird. Dieses Histogramm kann dann zur erfindungsgemäßen Schwellenwert-Bestimmung und auch
für weitere Auswertungen
als relativ kleiner Datensatz an externe Einheiten übertragen
werden. Mit einer Umsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens der Entropiemaximierung
als Algorithmus auf entsprechend miniaturisierte DV-Hardware (ASIC, μP) kann die Schwellenwertbestimmung
auch bereits im transportablen EKG-Gerät oder auch sogar im Implantat selbst
erfolgen. Eine solche Vorrichtung kann dann auch unmittelbar die
PVC-Klassifizierung vornehmen und so auch statistische Informationen,
z.B. über PVC-Anzahl,
zeitliche Verteilung usw. bereitstellen.
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In
einer erweiterten Aufführungsform
können auch
mittels entsprechender Speicher die PVC-Morphologien für eine spätere Auswertung
mit abgelegt werden, d.h. es wird nicht der vollständige EKG-Verlauf
(entsprechend 2) gespeichert (hohes Datenvolumen),
sondern nur die Ausschnitte, die als irregulär, z.B. als PVC-Ereignisse,
identifiziert wurden.
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Der
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und
einem entsprechend ausgestattetem System bestimmte Schwellenwert
kann Patientenindividuell zur Identifizierung von Extrasystolen
herangezogen werden, ohne dass irgendwelche zusätzlichen heuristischen Anpassungen
vorgenommen werden müssen. Die
einzigen Annahmen sind, dass überhaupt
irreguläre
Ereignisse vorkommen, die mit Veränderungen des RR-Intervalls
einhergehen, und dass diese Ereignisse seltener sind, als reguläre RR-Intervalle
auftreten. Sind diese Vorgaben erfüllt, so lässt sich eine Teilverteilung
von RR-Intervallen mit vorzeitigen Schlägen festlegen. – Diese
Situation ist unter praktisch allen denkbaren Bedingungen erfüllt, unter
denen sich Extrasystolen allein aufgrund des Vorzeitigkeitskriteriums überhaupt
von Normalschlägen
unterscheiden lassen.