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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung,
die im Zusammenhang mit der Gas-Rückbefüllung von Kavitäten in Mikrosystembauteilen
eine direkte Kontrolle der Getterkapazität im Sensorverkappungsprozess
auf Waferebene erlauben.
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Mit
Hilfe der Mikrosystemtechnik gefertigte Bauteile (MEMS) sind seit
längerem
für die
miniaturisierte und kostengünstige
Herstellung von Sensoren und Aktoren etabliert. Die Mikrosystemtechnik
(MST) ist ein relativ junger Technologiezweig, der sich in großen Teilen
die leistungsfähigen
Produktionsprozesse der Halbleiterindustrie zu eigen macht, um mit
diesen mikrotechnischen Verfahren, die auf den Grundwerkstoff Silizium zugeschnitten
sind, makroskopische Technologiesysteme in die Mikrowelt zu übertragen,
und so die stetige Miniaturisierung und Leistungssteigerung von
technischen Produkten unterstützt.
Die mittels MST hergestellten Produkte finden branchenübergreifend
Anwendung in der Mikroelektronik, der Industrieautomation, der Kommunikations-
und Medizintechnik, in der Automobilindustrie oder auch bei Life
Science Produkten. Dabei erfordern die fortschreitende Miniaturisierung
sowie die kontinuierliche Erhöhung
der technologischen Integrationsdichte von Mikrosystemen eine anhaltende
Entwicklung und Verbesserung von bestehenden Produktionsprozessen.
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In
der Automobilbranche, aber auch im Maschinenbau besteht Bedarf an
komplexen, integriert aufgebauten Mikrosystembauteilen, die vielfältigste
Mess- und Regelfunktionen autonom und mit geringem Energiebedarf
durchführen.
Die unterschiedlichen Sensorsysteme erfordern je nach Auslegung
einen entsprechenden Arbeitsdruck. So benötigen resonante Systeme oftmals
eine hohe Güte.
Daher muss die mechanische Dämpfung
durch umgebendes Gas durch einen entsprechenden geringen Arbeitsdruck
in der Kavität,
in der sich das jeweilige Sensorsystem befindet, minimiert werden.
Resonante Drehratensensoren zum Beispiel werden typischerweise mit
einem Arbeitsdruck von einem μbar
bis einigen mbar betrieben. Beschleunigungssensoren müssen hingegen
teilweise stark gedämpft
werden, so dass hier der Betriebsdruck in der Regel bei einigen hundert
mbar liegt. Außerdem
benötigen
manche moderne, resonant betriebene Mikrosensoren ein spezifisches
Arbeitsgas in der Gehäusekavität, um die
geforderte Funktionalität
zu erfüllen.
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Im
Bereich der Mikrosystemtechnik ist die Gehäusung von Mikrosensoren eines
der am wenigsten entwickelten, jedoch gleichzeitig eines der wichtigsten
und herausforderndsten Technologiefelder. Besonders die Bereitstellung
einer hermetischen Gehäusung
ist eine Schlüsseltechnologie
für viele
mikromechanische Komponenten. Beim sogenannten Wafer-Level Packaging
(WLP) wird die Verkapselung der offenen Sensoren auf Waferebene
durchgeführt.
Dazu wird ein entsprechender Kappenwafer gefertigt, der die individuellen,
funktionellen Elemente der Gehäusung
enthält.
Der Kappenwafer wird mit dem Sensorwafer gefügt, so dass jeder Sensorchip
mit einem entsprechenden Gehäusechip
fest verbunden wird. Erst nach dieser Fügung auf Waferebene wird dann
das Waferpaar in einzelne Chips vereinzelt. Durch die massiv parallele
Arbeitsweise hat die Gehäusung
auf Waferebene im Vergleich zu einer Gehäusung auf Chipebene enorme
Vorteile in Bezug auf Kosten, Bauteilintegrationsdichte und Ausbeute.
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Für die WLP
Technolgie stehen eine Reihe von etablierten Verfahren zur Verfügung wie
zum Beispiel Glass Frit Bonden, anodisches Waferbonden, Direktbonden
(Fusion Bonding), Eutektisches Bonden, Thermokompressionsbonden,
Adhesives Bonden, oder Kleben (siehe R.F.Wolffenbuttel, K.D.Wise, 'Lowtemperature silicon-to-wafer
bonding using gold at eutectit temperature', Sensors and Actuators A, 43, 1994,
p. 223–229; M.Madou, 'Fundamentals of Microfabrication', CRC Press, Boca
Raton, 2002) Bei der Gehäusung
auf Waferebene werden das in der Prozesskammer befindliche Gas sowie
der Prozessdruck in der Kavität
eingeschlossen. Dadurch werden die Bauteile des Wafers im Rahmen
der Prozessuniformität
mit einem spezifischen Kavitätendruck
versehen, wobei sowohl Atmosphärendruck,
Subatmosphärendruck
als auch Überdruck
in die Kavität
eingeschlossen werden können.
In der Regel kann durch die oben erwähnten WLP Technologien ein minimaler
Kavitätendruck
von 1–10
mbar erreicht werden. Geringere Arbeitsdrücke sind in der Regel nicht
einstellbar, da sich ein Restdruck im Bereich von ca. 1 bis 10 mbar
durch Materialausgasung, Oberflächendesorption
von Molekülen
sowie Dekomposition von Kontaminationspartikeln ergibt. Um einen
niedrigeren Druckbereich unterhalb 1 mbar zu erreichen, müssen zusätzliche
funktionelle Schichten, sogenannte Getterschichten (siehe M.Moraja,
M.Amiotti, R.C.Kullberg, 'New
getter configuration at wafer level for assuring long term stability
of MEMS', Proc.
of SPIE, Vol. 4980, 2003, p. 260–267; D.Sparks, S.Massoud-Ansari,
N. Najafi, 'Reliable vacuum
packaging using NanogettersTM and glass frit bonding', Reliability, Testing
and Characterisation of MEMS/MOEMS III, Proc. of SPIE, Vol. 5343,
2004, p. 70–78)
eingebaut werden, die gezielt Gasmoleküle absorbieren. Dies kann durch
Oberflächenadsorption,
durch Löslichkeit
im Volumen oder auch durch chemische Bindung erfolgen.
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Aus
MORAJA, M. et al., "Getter
thin film solutions for wafer level packaging of MEMS", nanotech IT Newsletter,
Nr. 2, Oktober 2004, Seite 7/8' ist ein Boden- oder Deckelwafer
mit Kavitäten
für aktive
Strukturen und einem Getter bekannt, der bei einem aus den Wafern
hergestellten Bauelement dafür
Sorge trägt,
im Innern der Bauelemente ein stabiles Vakuum oder einen stabilen
Druck zu bewahren.
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In
den letzten Jahrzehnten ist eine große Anzahl von Gettermaterialien
entwickelt worden. Zu den bereits seit längerem verwendeten gehören Getter
aus Metallen oder Legierungen wie Ba, Al, Ti, Zr, V, Fe und dergleichen,
die z.B. bei Kathodenstrahlröhren,
Flachbildschirmen, Teilchenbeschleunigern oder Halbleiterverarbeitungs-Ausrüstungen
eingesetzt werden, siehe z.B. die
US-Patente 4 269 624 A ,
5 320 496 A ,
4 977 035 A , oder
6 236 156 B1 .
Diese Materialien ab- oder adsorbieren verschiedene Gase durch Oxid-
und Hydridbildung oder einfache Oberflächenadsorption. Sogenannte
NonEvaporable Getters (NEGs) wurden ab der Mitte der 90er Jahre
des vergangenen Jahrhunderts in Tabletten- oder Streifenform in
speziell dafür
ausgebildete Vertiefungen oder benachbart zum Chip in einer Umhüllung aus
Keramik angebracht. Um den Oberflächenbereich möglichst
groß zu
machen, werden die NEGs häufig
mit Hilfe von pulvermetallurgischen Verfahren hergestellt, in denen
das Sintern der Metallteilchen nur gerade initiiert wird, wodurch
kleine Zwischenräume
zwischen den Metallpartikeln verbleiben. Mit Hilfe eines Temperaturaktivierungs-Schritts
im Vakuum oder in einer Wasserstoff enthaltenden, reduzierenden
Atmosphäre
wird die oberflächliche
Oxidschicht entfernt, die sich während
des Sinterschritts auf dem Metall gebildet hat. Die Aktivierung
wird dann durch durchgehendes Erhitzen der gesamten umgebenden Struktur
oder dgl. abgeschlossen.
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Gettermaterialien
haben eine vom Hersteller spezifizierte Gasabsorptionskapazität, die jedoch
vom jeweils beim Bauteilverschluss durchgeführten thermischen Aktivierungsprozess
abhängt
und ggf. durch chemische oder physikalische Reinigungsverfahren
beeinflusst werden kann. Um den Prozessdurchsatz beim Waferbonden
zu erhöhen,
wird in der Regel der thermische Aktivierungsprozess verkürzt, wodurch
sich ein nicht vollständig
aktivierter Getter mit unbekannter Gasabsorptionskapazität ergibt.
Prinzipiell kann die Gasabsorptionskapazität vom Hersteller für verschiedene
Aktivierungsprozesse untersucht und dem Anwender mitgeteilt werden,
dennoch bleibt die wahre Gasabsorptionskapazität des Getters in einer Sensorkavität unbekannt,
weil Ausgasungseffekte der Oberflächen (Wasser, Luftgase, Seitenwandpolymere
etc.) bei den hohen Temperaturen des Bauteilverschlusses (bis ca.
430 °C)
den Getter vorsättigen.
Dieser Effekt ist schwer einzuschätzen und auch messtechnisch
nur unzureichend quantifizierbar. Neben der Notwendigkeit, den Getteraktivierungsprozess
zu verkürzen,
müssen
Verkappungswafer, die in der Regel die Getterbeschichtung tragen,
vor dem Bauteilverkappen gereinigt werden. Reinigungsverfahren werden
eingesetzt, um organische Verunreinigungen und Partikel von der
Waferoberfläche
abzuwaschen. Hierbei durchlaufen die Kappenwafer z.B. zwei kombinierte
Reinigungsschritte mit verdünnten
Säuren:
Standard Clean 1 (NH4OH/H2O2/H2O) und Standard
Clean 2 (HCl/H2O2/H2O).
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Alternativ
können
auch andere Reinigungen durchgeführt
werden, z.B. mit Salpetersäure
oder nur deionisiertem Wasser in einem Hochdruckwäscher. Die
kombinierte SC1 + SC2 Reinigung hat sich nach den Erfahrungen der
Erfinder sehr bewährt,
und es wurde außerdem
von Getterherstellern festgestellt, das sich die Getterkapazität dabei
vergrößert. Sofern
sich jedoch im automatisch durchgeführten Reinigungsprozess Unregelmäßigkeiten
in der Zudosierung der Säuren
ergeben, verschlechtert der Reinigungsprozess die Gettergasabsorptionskapazität wesentlich,
ohne dass dies jedoch im normalen Produktionsprozess und den verschiedenen
Qualitätstests
bemerkt werden kann. Die Vakuumerhaltung leicht undichter Bauelemente
kann damit nicht über
15 Jahre garantiert werden, und es kommt zu unerwünschten
Feldausfällen.
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Dies
führt dazu,
dass die Überwachung
der Bauteilqualität
unbefriedigend ist, sofern Getter eingesetzt werden, um die Langzeitstabilität der eingeschlossenen
Vakuumatmosphäre
zu garantieren.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, diesen Nachteil zu beseitigen
und eine wenn auch grobe, aber doch direkte Kontrolle der Getterkapazität im Sensorverkappungsprozess
auf Waferebene zu erlauben.
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Diese
Aufgabe wird durch die Bereitstellung eines Boden- oder Deckelwafers
mit den Merkmalen des Anspruchs 1, eines Vielfachbauelements mit
den Merkmalen des Anspruchs 8 sowie des Verfahrens gemäß Anspruch
15 gelöst.
Die Unteransprüche
geben bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung an.
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1 zeigt
einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Bodenoder Deckelwafers.
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Mit
der Erfindung werden Boden- oder Deckelwafer für die Herstellung von später zu vereinzelnden, Kavitäten für aktive
Strukturen umschließenden
Vielfach-Bauelementen bzw. bereits vorgefertigte solche Vielfach-Bauelemente
bereitgestellt, die neben den Kavitäten für aktive Strukturen mindestens
eine Testkavität
besitzen. Das Material dieser Wafer kann prinzipiell unter Berücksichtigung
des jeweiligen Verwendungszwecks der herzustellenden Bauelemente
frei gewählt
sein, z.B. aus der Gruppe, die aus Metallen, Keramiken, Gläsern, Silizium
oder oxidischen Materialien oder aus Werkstoffen besteht, die die
genannten Materialien als äußerste Schicht
aufweisen. Unter "aktive
Strukturen" sollen
erfindungsgemäß Sensoren
oder Aktoren oder dgl. verstanden werden, die in den Kavitäten vor
Umwelteinflüssen
geschützt
messen, detektieren, steuern oder andere Funktionen ausführen können, deren
Ergebnisse oder Wirkungen durch das jeweilige Bauteil herbeigeführt werden
sollen.
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Die
Wafer bzw. Vielfachbauelemente besitzen jeweils mehrere Gasabsorptionsfelder
gleicher Fläche, die
mit einem (und zwar jeweils demselben) Gettermaterial bedeckt sind.
Diese Gasabsorptionsfelder sind so angeordnet, dass sie in zumindest
einigen der zu bildenden Kavitäten
zu liegen kommen sollen bzw. liegen. (Das soll natürlich nicht
ausschließen,
dass ein Wafer bzw. ein Vielfachbauelement weitere Gasabsorptionsfelder
einer anderen Fläche
und/oder aus einem anderen Gettermaterial für bzw. in weiteren, z.B. einem
zweiten Zweck dienenden Kavitäten
aufweist.) Außerdem
besitzen die Wafer oder Vielfachbauelemente mindestens ein Gettertestfeld
und vorzugsweise mehrere solche Gettertestfelder, dessen/deren Fläche ein
kleineres Gebiet bedeckt als die Fläche der einzelnen Gasabsorptionsfelder.
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Die
Flächenstrukturierung
des Getters erfolgt vorzugsweise sowohl für die Gettertestfelder als
auch für
die normal strukturierten Gasabsorptionsfelder in einem Arbeitsgang,
entweder durch eine Schattenmaske, durch Lift Off oder durch lithographische
Strukturierung (nasschemisch oder trocken).
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Bei
Vorhandensein mehrerer solcher Gettertestfelder kann eines von ihnen
definiert sein als frei von Gettermaterial. Bauteile ohne Getter
erlauben die Bestimmung vom Gasballast durch Ausgasungseffekte mit Hilfe
einer zerstörenden
Restgasanalyse.
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Außerdem kann
ein Gettertestfeld definiert sein als die gleiche Fläche an Gettermaterial
aufweisend wie die Gasabsorptionsfelder. Die übrigen Gettertestfelder können bis
zu 90%, vorzugsweise bis zu 50% und ganz besonders bevorzugt bis
zu 30% der Fläche
der Gasabsorptionsfelder bedecken. Wenn mehrere Gettertestfelder
vorhanden sind, z.B. drei, vier oder – besonders bevorzugt – fünf, ist
es außerdem
günstig,
wenn die von ihnen bedeckte Fläche
abgestuft ist, wobei die Abstufung vorzugsweise einen regelmäßigen Gang
aufweist, z.B. 0%, 10%, 20%, 30%, ...n% oder 20%, 40%, 60%, 80%
der Fläche
der Gasabsorptionsfelder beträgt.
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Das
Zusammenfügen
("Verkappen") von Boden- und
Deckelwafer erfolgt in einer Kammer, die mit einer Bedämpfungsatmosphäre geflutet
ist. Diese besteht aus einem Misch- oder Prozessgas aus mindestens zwei
gegenüber
dem einzig verwendeten bzw. dem relevanten Gettermaterial unterschiedlich
reaktiven Gassorten A und B. Unter „Gassorte" ist dabei erfindungsgemäß ein einzelnes
Gas oder eine Gasmischung zu verstehen. Dieses einzelne Gas oder
die Mischungsbestandteile der Gassorte (z.B. A) besitzt/besitzen
(alle) zumindest eine Eigenschaft in Hinblick auf die Absorbierbarkeit
durch das eingesetzte Gettermaterial, die sich von einer entsprechenden
Eigenschaft der (oder einer) jeweils anderen Gassorte (z.B. B) unterscheidet.
So kann es sich bei der Gassorte A um eine Mischung von Gasen ähnlicher
oder auch unterschiedlicher Reaktivität handeln, die jedoch alle
von dem eingesetzten Gettermaterial absorbiert werden, beispielsweise
H2, O2, CO2 oder N2 oder beliebige
Mischungen hiervon, während
die Gassorte B z.B. ausschließlich
ein oder mehrere Edelgase wie Argon oder Neon enthält, die
von Gettermaterialien nicht absorbiert werden.
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Vorzugsweise
besteht das Mischgas aus einem aktiven Luftgas, z.B. Stickstoff,
und einem Edelgas, z.B. Argon. Das Druckverhältnis der beiden Gase zueinander
sollte genau bekannt sein.
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Das
Zusammenfügen
eines Boden- oder Deckelwafers gemäß einem der vorliegenden Ansprüche zusammen
mit dem Vorsehen der genannten Misch- oder Prozessgasatmosphäre während des
Verbindens führt zu
einer Kontrollmöglichkeit
der Getter-Gasabsorptionskapazität.
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Die
Gasatmosphäre
der Prozesskammer wird zunächst
in alle Kavitäten
eingeschlossen, die beim Fügen
der beiden Wafer entstehen. Durch die Aktivierung des Getters, beispielsweise
infolge der thermischen Bedingungen während des Fügens, können nun die in den Kavitäten befindlichen
Gasspezies der Sorte A absorbiert werden, so dass der Kavitätendruck
durch den (in der Regel sehr geringen) Rest-Partialdruck dieser Spezies
sowie die Moleküle
der Sorte B definiert wird. In Kavitäten ohne Gettermaterial verbleibt
der ursprüngliche
Kavitätendruck,
der aus der Summe (den Partialdrücken)
der Teilchen A und B gebildet wird. Der Gasballast des Misch- oder
Prozessgases führt
also bei einer "normal" strukturierten Getterfläche des
Gasabsorptionsfelds (also einer solchen mit definitionsgemäß 100% Getterflächen-Anteil)
zu einer Vorsättigung
des Getters beim Verschließ-/Verkappungsprozess.
Der Wert hierfür
hängt vom
Gettermaterial, dessen Fläche,
dem Volumen der verschlossenen Kavität sowie dem gewählten Gaspartialdruck
des absorbierbaren Gases und der Aktivität des Getters gegenüber diesem
Gas ab und kann stark schwanken. Günstig sind Werte unterhalb von
50%, um ausreichende Restkapazitäten
für das
Gasabsorptionsfeld bereitzustellen, damit die Lebensdauer des Bauelements
auch bei geringer Undichtigkeit gegebenenfalls über viele Jahre hinweg gewährleistet
ist. Für
das folgende Beispiel wird ein Wert von 12% angenommen: Ein solcher
Wert ist für
die Lebensdauer-Verlängerung
unerheblich. Ist der Getter jedoch nicht wie geplant aktiviert oder
durch einen falsch durchgeführten Reinigungsprozess
geschädigt,
ergibt sich eine verringerte verbleibende Gasabsorptionskapazität. In den Testkavitäten mit
abgestuften Getterflächen
stellt sich dann ein gegenüber
dem Normalfall erhöhter
Innendruck ein, weil die kleiner abgestuften Getterflächen zu
einem größeren Anteil
oder vollständig
mit Gas gesättigt
sind.
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In
der nachstehenden Tabelle wird gezeigt, welche Drücke sich
bei den beispielhaft genannten 12% Vorsättigung eines "normal" aktivierten Getters
für geringere
Getterflächen
bzw. für
Gasabsorptionsfelder ergeben, deren Aktivität gegenüber der vorgesehenen Norm-Aktivität erhöht oder
erniedrigt ist. Das Beispiel nutzt Gettertestfelder mit einer Abstufung
von 5%, 10%, 15% und 20% der Fläche
der Gasabsorptionsfelder.
Getterkapazität | Gettertestfelder |
5% | 10% | 15% | 20% |
Standard* | voll
gesättigt,
Restgas führt
zu Druckanstieg | voll
gesättigt,
Restgas führt
zu geringem Druckanstieg | 80%
gesättigt,
kein Druckanstieg | 60%
gesättigt,
kein Druckanstieg |
> 30% schlechter | voll
gesättigt,
Restgas führt
zu Druckanstieg | voll
gesättigt,
Restgas führt
zu Druckanstieg | voll
gesättigt,
Restgas führt
zu geringem Druckanstieg | 80%
gesättigt,
kein Druckanstieg |
> 30% besser | voll
gesättigt,
Restgas führt
zu geringem Druckanstieg | 80%
gesättigt,
kein Druckanstieg | 60%
gesättigt,
kein Druckanstieg | 40%
gesättigt,
kein Druckanstieg |
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Im
obigen Ausführungsbeispiel
führt eine
Verschlechterung der Gasabsorptionskapazität des Getters durch Prozessfehler
von 30% schon zu einem Druckanstieg bei dem Gettertestfeld mit 15%
Fläche.
Es stellt sich ein Druckverteilungsmuster über die Bauelemente mit Gettertestfeldern
ein, das messtechnisch erfasst werden kann. Die Gettertestfelder
können
dabei wie Standardbauelemente auf dem Wafer vermessen werden. Je
mehr abgestufte Gettertestfelder vorhanden sind, umso feiner kann
die Getterüberwachung
durchgeführt werden.
Die Gettertestfelder haben keinen Einfluss auf benachbarte Bauelemente
und stören
auch nicht während
der Hermetizitätsprüfung.
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Bauteile
mit Gettertestfeld können
als Rückhaltemuster
eingelagert werden, weil an ihnen Alterungseffekte durch Gaslecks
frühzeitig
zu beobachten sind (weniger überdeckt
durch hohe Getterabsorptionskapazität).
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Der
Innendruck der zu untersuchenden Testkavitäten wird vorzugsweise über einen
resonant angeregten Sensor, z.B. über die Gütefaktorvermessung der Bauelemente,
messtechnisch bestimmt. Diese Messtecknik bietet sich vor allem
dann an, wenn das Mehrfachbauelement Kavitäten mit resonant arbeitenden Sensoren
als aktiven Strukturen aufweist bzw. aufweisen soll. Selbstverständlich kann
der Innendruck auch auf anderen Wegen gemessen werden, z.B. durch
thermisch arbeitende μ-Pirani-Sensoren, die den
Wärmetransport
eines Gases messen. Der Innendruck kann auch spektroskopisch vermessen
werden, wenn zumindest einer der beiden Wafer (Boden- bzw. Deckelwafer)
optisch transparent ist und das Gasgemisch eine infrarotaktive Spezies
(z.B. CO, CO2) enthält.
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In 1 ist
ein Abschnitt eines erfindungsgemäßen Wafers 1 gezeigt,
der mehrere Gettertestfelder 4 trägt. Bei dem Wafer kann es sich
je nach gewünschtem
Aufbau der aktiven Strukturen in den Kavitäten des herzustellenden Vielfach-Bauelements
um einen Boden- oder einen Deckelwafer handeln, abhängig davon,
ob die Gasabsorptionsfelder boden- oder deckelseitig angebracht
sein sollen. Man erkennt reguläre
Gasabsorptionsfelder 2 mit gleich großen Flächen 3 sowie im oberen
Randbereich mehrere Gettertestfelder 4 mit verschieden
großen
Gettermaterial-Flächen 5, 5', ein Gettertestfeld 7,
dessen von Gettermaterial bedeckte Fläche genauso groß ist wie
die Flächen 3 sowie
ein Gettertestfeld 6, das frei von Gettermaterial ist.