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Die
Erfindung betrifft ein pharmazeutisches Mittel, das eine Substanz
umfasst, die mit einem Homer1-Gen, einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens,
einem Genprodukt eines Homer1-Gens und/oder einem Bestandteil eines
Signaltransduktionswegs, der ein Homer1-Gen und/oder ein Genprodukt eines Homer1-Gens
umfasst, spezifisch interagiert. Das pharmazeutische Mittel wird
zur Prophylaxe und Therapie des Parkinson-Syndroms verwendet. Die
Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Screening von Substanzen,
die Symptome des Parkinson-Syndroms vermindern.
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Der
Pathophysiologie des Parkinson-Syndroms liegt schwerpunktmäßig das
Absterben dopaminerger Neurone in der Substantia nigra Aars compacta
(SNc) zugrunde, was zu einer Depletion des Neurotransmitters Dopamin
im Striatum führt.
Dadurch gerät
die komplexe Verschaltung der Basalganglien aus dem Gleichgewicht.
Die Ausgabestrukturen der Basalganglien, der Globus pallidus internus (GPi)
und die Substantia nigra Aars reticulata (SNr), werden von einem
enthemmten und damit hyperaktiven Nucleus subthalamicus (STN) angetrieben,
so dass sie selbst übermäßig hemmende
Signale über den
Thalamus zum motorischen Cortex senden. Die Folge sind die bekannten
Bewegungsstörungen:
Bradykinese, Akinese und Rigor, aber auch Tremor.
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Die
Therapie des Parkinson-Syndroms erfolgt bisher überwiegend symptomatisch und
zielt meist auf eine Bereitstellung von Dopamin bzw. eine Aktivierung
des Dopaminsignalwegs ab. Die Pharmakotherapie des Parkinson-Syndroms
hat als Standard die Verabreichung von L-DOPA. Dieses Pharmakon
ist jedoch bei längerem
Gebrauch mit einem Wirkungsverlust verbunden und induziert unwillkürlich auftretende
Bewegungen, so genannte Dyskinesien.
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Eine
andere therapeutische Option ist die Beeinflussung des glutamatergen
Signalweges, z.B. durch Blockierung von Glutamatrezeptoren (Tintner & Jankovic, Curr.
Opin. Neurol. 15, 467-476, 2002). Hintergrund hierfür ist die
Hyperaktivität
des STN. Diese Struktur benutzt Glutamat als Neurotransmitter und
erregt damit die Ausgangsstrukturen der Basalganglien, GPi und SNr,
hat aber auch Verbindungen zur SNc. Es wird angenommen, dass dieses
Glutamat, welches neurotoxisch wirken kann, zu einer zusätzlichen
Schädigung
der dopaminergen Neurone der SNc beiträgt.
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Es
ist des weiteren durch Limousin et al., Lancet 345, 91-95,
1995, bekannt, dass chirurgische Verfahren, wie z.B. Läsionen einzelner
Basalganglien oder deren elektrische Hochfrequenzstimulation (HFS),
zur Behandlung des Parkinson-Syndroms eingesetzt werden können. Diese
auch als tiefe Hirnstimulation bezeichnete Therapie ist im Gegensatz zur
läsionellen
Therapie reversibel. Die Methode entstand als Nebenprodukt der Läsionstherapie,
da die genaue Lokalisation für
die Läsionierung
mit Hilfe einer elektrischen Teststimulation des Hirns bestimmt wurde.
Werden definierte Basalganglien stimuliert, so verbessern sich die
Parkinson-Symptome. Jedoch sind diese Verfahren nur geeignet, um
die Beweglichkeit der Parkinson-Patienten zu stabilisieren, wenn die
pharmakologische Therapie nicht mehr ausreicht. Die Wirkmechanismen
der HFS sind bis heute nicht vollständig verstanden.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein pharmazeutisches
Mittel zur Verfügung zu
stellen, das einen effektiven, lang anhaltenden und nebenwirkungsarmen
Einsatz in der Prävention und
Therapie des Parkinson-Syndroms gestattet.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht in der Bereitstellung eines
Verfahrens zum Screening von Substanzen, die die Symptome des Parkinson-Syndroms
wirkungsvoll vermindern und in ein pharmazeutisches Mittel Eingang
finden können.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird gemäß den unabhängigen Ansprüchen gelöst. Die
Unteransprüche
beinhalten bevorzugte Ausführungsformen.
Erfindungsgemäß wird ein
pharmazeutisches Mittel bereitgestellt, umfassend eine Substanz,
die mit einem Homer1-Gen, einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens,
einem Genprodukt eines Homer1-Gens und/oder einem Bestandteil eines
Signaltransduktionswegs, der ein Homer1-Gen und/oder ein Genprodukt
eines Homer1-Gens umfasst, spezifisch interagiert.
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Die
Erfindung betrifft also ein pharmazeutisches Mittel, das mindestens
eine der Substanzen im Sinne der Erfindung umfasst. Ein pharmazeutisches Mittel
ist hierbei jedes Mittel, welches in der Prophylaxe, Therapie, Verlaufskontrolle
oder Nachbehandlung von Patienten eingesetzt werden kann, die zumindest
zeitweise eine pathogene Modifikation des Gesamtzustandes bzw. des
Zustandes einzelner Teile des Patientenorganismus zeigen, insbesondere
infolge des Parkinson-Syndroms. Das pharmazeutische Mittel kann
die Substanzen, wie z.B. Nukleinsäuren, beispielsweise als ein
akzeptables Salz umfassen. Hierbei kann es sich u.a. um Salze anorganischer
Säuren,
wie z.B. der Phosphorsäure,
oder um Salze organischer Säuren
handeln.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass eine Reduzierung der Menge und/oder Aktivität von Homer1
durch das erfindungsgemäße pharmazeutische
Mittel mit einer Verminderung der Parkinson-Symptomatik einhergeht.
Die Bezeichnung Homer1 schließt
alle Darstellungsmöglichkeiten
auf Nukleinsäure-
und Proteinebene ein. Unter Homer1-Aktivität ist jede Wirkung von Homer1,
insbesondere der Homer1-Proteine, in einer Zelle zu verstehen.
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Homer1-Proteine
repräsentieren
die splice-Varianten Homer1a, Homer1b und Homer1c, die alle vom
Gen Homer1 kodiert werden. Die Homer1-Proteine unterstützen die
Glutamat-Neurotransmission
und sind insbesondere verantwortlich für die Funktion und Lokalisation
von metabotropen Glutamatrezeptoren der Gruppe I, vor allem mGluR5. Die
Interaktion zwischen mGluR5 und Homer1-Proteinen bewirkt eine Lokalisation
von mGluR5 sowohl in Dendriten als auch in Axonen. Die Isoformen
interagieren ihrerseits verschieden mit mGluR5. Homer1b sichert
die Lokalisation von mGluR5 in den Dendriten. In Abwesenheit von
Homer1b verbleiben die mGluR5-Proteine im Soma der Neurone. Homer1a ist
notwendig für
eine zusätzliche
Lokalisation der mGluR5 in den Axonen. Als eine weitere Funktion
der Homer1-Proteine wird eine Stabilisierung der Lokalisation von
mGluR5 an den Synapsen vermutet (Ango et al., J. Neurosci.
20, 8710-8716, 2000).
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Die
Erfinder konnten nun unerwartet aufzeigen, dass eine verringerte
Homer1-Aktivität
exzellente Effekte auf die Beweglichkeit bei der Parkinson-Symptomatik
hat. Die Reduzierung der Aktivität kann
auf einer Abnahme der Syntheseleistung für Homer1-Proteine in einer
Zelle, auf einer Inhibition der vorhandenen Homer1-Proteine oder
in einer Kombination beider Mechanismen beruhen. Die Homer1-Konzentration
kann durch einen Eingriff auf Ebene der Transkription und/oder Translation
verringert werden. Während
Substanzen, die mit dem Homer1-Gen spezifisch interagieren, die
Transkription stören,
werden Substanzen, die mit einem Produkt des Homer1-Gens spezifisch
Wechsel wirken, die Translation hemmen. Das zu attackierende Genprodukt
der Wahl ist dabei die Homer1-mRNA, vorzugsweise die Homer1a-mRNA.
Darüber
hinaus können
durch Beeinflussung von regulatorischen Komponenten der Homer1-Expression
und/oder von Signaltransduktionswegen, die in der Homer1-Expression
eine Rolle spielen, das Homer1-Gen bzw. Genprodukte davon herunterreguliert
werden. Der zweite Angriffspunkt, die Inhibition der Homer1-Protein-Aktivität, ist durch
Komplexierung des Proteins selbst oder von Homer1-Bindungspartnern
in Signalkaskaden mit erfindungsgemäßen Substanzen zu realisieren.
Solche Bindungspartner, d.h. Bestandteile eines Signaltransduktionswegs,
sind vorzugsweise Rezeptoren, wobei Glutamatrezeptoren, wie z.B.
mGluR5, von dem Begriff „Bestandteil
eines Signaltransduktionswegs" nicht
umfasst sein sollen. Eine Blockade des mGluR5 zur Verminderung von
Parkinson-Symptomen im Ratten-Parkinson-Modell ist bereits beschrieben
und nicht Gegenstand dieser Erfindung.
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Genprodukte
im Sinne der Erfindung sind alle Moleküle, die durch biochemische,
chemische oder physikalische Reaktionen aus dem Ausgangsstoff in
Form des Homer1-Gens gebildet werden. Solche Reaktionen sind u.a.
DNA-Synthese, Transkription, Translation, Spleißen, Fragmentierung und Methylierung.
Bevorzugte Genprodukte der vorliegenden Erfindung sind Homer1-mRNA
und Homer1-Proteine.
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Die
spezifischen Substanzen der Erfindung zeichnen sich durch eine hohe
Affinität
für das Homer1-Gen,
dessen Genprodukte, Regulatorproteine des Homer1-Gens oder Bestandteile
der genannten Homer1-Signaltransduktionswege aus, um eine reproduzierbare
Bindung zu gewährleisten.
Sie können
biologische und/oder chemische Strukturen sein, die in der Lage
sind, so mit dem Zielmolekül
zu interagieren, dass eine Erkennung, Bindung und Wechselwirkung
möglich
wird. Insbesondere sind die Substanzen mono-spezifisch, um eine
ausschließliche und
zielgerichtete Interaktion mit dem einzelnen ausgewählten Zielmolekül zu erreichen.
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Der
Begriff der Interaktion bezieht sich hierbei auf jede Art der Wechselwirkung
zwischen der Substanz und den genannten Zielmolekülen im Zusammenhang
mit Homer1 (d.h. Gen, Genprodukt, Regulatorproteine, Signalkaskaden-Bestandteile), insbesondere
kovalente oder nicht-kovalente Bindungen, wie z. B. eine kovalente
Bindung, hydrophobe/hydrophile Wechselwirkungen, van der Waals'sche Kräfte, Innenbeziehung,
Wasserstoffbrücken,
Ligand-Rezeptor-Wechselwirkungen, Basenpaarungen von Nukleotiden
oder Wechselwirkungen zwischen Epitop und Antikörper-Bindungsstelle.
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Die
spezifischen Substanzen umfassen Nukleinsäuren, Proteine, Peptide, Kohlenhydrate,
Polymere oder niedermolekulare Liganden mit einem Molekulargewicht
von 50 bis 1000 Da. Ein bevorzugtes Beispiel für niedermolekulare Liganden
sind Steroide. Die Proteine oder Peptide sind insbesondere ausgewählt aus
der Gruppe der Antikörper,
Cytokine, Lipocaline, Rezeptoren, Lektine, Avidine, Lipoproteine, Glycoproteine,
Oligopeptide, Peptid-Liganden und Peptid-Hormone. Die Nukleinsäuren sind
einzel- und doppelsträngige
DNA oder RNA sowie Oligonukleotide. Insbesondere werden sehr kleine
und/oder kompakte Nukleinsäuren
bereitgestellt, die im Wesentlichen nicht mit anderen Strukturen,
wie z.B. immunologischen Abwehrstrukturen, innerhalb eines Gewebes
bzw. Organismus in Kontakt treten oder von diesen angegriffen werden,
sondern spezifisch mit dem Zielmolekül interagieren. Die Nukleinsäuren können auch
Bestandteil von Komplexen oder Formulierungen sein, die aus Lipiden,
Kohlenhydraten, Proteinen oder Peptiden bestehen, beispielsweise
in Form einer Nanokapsel.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die Nukleinsäure ein Antisense-Oligonukleotid,
Ribozym, DNAzym und/oder eine siRNA. Diese Nukleinsäurekonstrukte
sind gegen die Homer1-mRNA gerichtet, vorzugsweise gegen die Homer1amRNA.
Das Homer1-mRNA-Expressionsniveau ist also unverändert, während die Translation unterbunden
wird. Im Ergebnis wird die Synthese mindestens eines Homer1-Proteins
verringert, vorzugsweise um mindestens 40 %, besonders bevorzugt
um mindestens 60 %, ganz besonders bevorzugt um mindestens 80 %.
Es versteht sich, dass die spezifische Aktivität von Homer1-Protein – sofern noch
gebildet – konstant
bleibt, während
die Gesamtaktivität
in der Zelle wie gewünscht
abnimmt. Die oben genannten Nukleinsäure-Moleküle, die in ihrer Gesamtheit
auch als Antisense-Konstrukte bezeichnet werden, ermöglichen
die selektive Inhibition der Biosynthese des Homer1-Proteins. Die
Antisense-Wirkung
beruht auf der sequenzspezifischen Hybridisierung der Konstrukte
durch Watson-Crick-Basenpaarung
mit der für
das zu reprimierende Protein kodierenden Ziel-mRNA, was über verschiedene weitere
Mechanismen zu einer Verhinderung der Proteinsynthese führt. So
kann die Transkription durch Bindung der Antisense-Konstrukte an
genomische DNA durch Hoogsten-Triplex-Bildung inhibiert werden.
Eine Modulation der RNA-Prozessierung ergibt sich folgendermaßen: a)
eine Blockierung von Spleißstellen
führt zur
Verhinderung des Spleißvorgangs;
b) eine Verhinderung der Polyadenylierung destabilisiert die mRNA;
oder c) der mRNA-Transport ins Zytoplasma wird behindert. Eine kompetitive
Bindung der Antisense-Konstrukte an die Ziel-mRNA verhindert Initiations-
bzw. Elongationsprozesse und hemmt damit die Translation. Des weiteren
kann eine Spaltung der Ziel-mRNA bewirkt werden, z.B. infolge: a)
eines selektiven Abbaus des RNA-Stranges in DNA-DNA-Hybriden durch
die Endonuklease RNase H; b) eines Abbaus von ssRNA durch die Endonuklease
RNase L nach Aktivierung durch 2',5'-Tetraadenylat-modifizierte
Oligonukleotide; oder c) einer Ribozym/DNAzym-katalysierten, sequenzspezifischen Spaltung
der Ziel-mRNA.
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Insbesondere
die Entwicklung von Antisense-Oligonukleotiden als therapeutische
Substanzen stellt ein neues erfolgversprechendes Therapiekonzept
für verschiedene
Erkrankungen dar. Antisense-Oligonukleotide unterscheiden sich von
anderen Therapeutika, wie Antikörpern,
Toxinen oder Immuntoxinen dahingehend, dass es sich um relativ kleine Moleküle mit einem
Molekulargewicht von üblicherweise
etwa 5 kDa handelt. Die geringe Größe der Antisense-Oligonukleotide
ermöglicht
eine gute Gewebepenetration. Ein weiterer Vorteil dieser Substanzen besteht
darin, dass über
die jeweilige Ziel-mRNA prinzipiell sowohl cytoplasmatische als
auch kernlokalisierte sowie membranständige Proteine angegriffen
werden können.
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Ribozyme
sind als katalytisch aktive RNA-Moleküle in der Lage, zelluläre RNA-Strukturen als
Substrate zu erkennen und sequenzspezifisch an einer Phosphordiesterbindung
zu spalten. Die Erkennung erfolgt über Antisense-Arme, die aufgrund
komplementärer
Sequenzen eine Hybridisierung mit der Ziel-mRNA ermöglichen.
Gegenüber
Antisense-Oligonukleotiden besitzen Ribozyme den grundsätzlichen
Vorteil, dass ein Ribozym-Molekül
als echter Katalysator eine große
Anzahl identischer Substratmoleküle
umsetzen kann. Daher sind Ribozyme bereits in wesentlich geringeren
Konzentration als Antisense-Oligonukleotide wirksam und führen darüber hinaus
durch die Substrat-Spaltung zu einem irreversiblen RNA-Abbau.
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Unter
den bisher bekannten Ribozym-Typen ist das Hammerhead-Ribozym für derartige
Anwendungen besonders interessant, weil es als vergleichsweise kleines
Molekül
(ca. 30-50 Nukleotide) katalytisch aktiv sein kann. Ein sehr wirksames trans-spaltendes
Hammerhead-Ribozym
besteht z.B. aus lediglich 14 konservierten Nukleotiden in der katalytischen
Domäne
und zwei variablen Stammsequenzen (vorteilhafterweise aus jeweils
6-8 Nukleotiden), die durch Watson-Crick-Basenpaarung (analog der
Antisense-Oligonukleotide) die sequenzspezifische Erkennung des
zu spaltenden Substrates realisieren und dieses anschließend durch
Spaltung einer Phosphordiester-Bindung inaktivieren. In dieser Form
lässt sich
praktisch gegen jedes beliebige RNA-Molekül, welches eine potentielle
Spaltstelle mit der minimalen Sequenzanforderung – NUX – besitzt, ein
spezifisch spaltendes Hammerhead-Ribozym konstruieren
und somit beispielsweise zelluläre mRNA
oder virale RNA inhibieren. Weitere katalytische Nukleinsäuren vom
DNA-Typ (z.B. DNAzyme) sind analog einsetzbar.
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RNAi
("RNA interference") ist eine neue Methodik,
die eine spezifische Geninhibition von Zielmolekülen auf mRNA-Ebene ermöglicht.
Hierfür
müssen doppelsträngige RNA-Moleküle („small
interference RNA",
siRNA) mit 3'-Überhängen von
einem bis mehreren Nukleotiden, die bevorzugt Thymidin-Nukleotide
sind, in Zellen transfiziert werden. Dort erfolgt zunächst eine
Assoziation der siRNA-Konstrukte mit spezifischen zellulären Proteinen,
gefolgt durch die Erkennung der Ziel-mRNA-Sequenz aufgrund der Komplementarität des Antisense-siRNA-Strangs. Die intrinsische
Endonukleaseaktivität
des Ribonukleoprotein-Komplexes ermöglicht eine spezifische Degradation
der zu inhibierenden mRNA.
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Die
vorgenannten Nukleinsäuren
Antisense-Oligonukleotid, Ribozym, DNAzym und/oder siRNA können in-vivo
oder in-vitro synthetisiert werden. Bevorzugt kommt die Festphasen- Phosphoramidit-Chemie
zur Anwendung. RNA-Moleküle
mit einer Länge
von mehr als 30 Nukleotiden können
auch in großen
Mengen in-vitro transkribiert werden. Die Synthese und Aufreinigung
der Antisense-Konstrukte ist dem Fachmann bekannt.
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Auch
die Auswahl der Antisense-Konstrukte ist fachgemäß. Die Sequenzen des Homer1-Gens, dessen mRNA
und die mRNA der gespleißten
Isoformen Homer1a, Homer1 b und Homer1c können den einschlägigen Datenbanken
(GenBank, EMBL) entnommen werden.
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Die
Bindung von Antisense-Oligonukleotid und siRNA an eine vollständig komplementäre Nukleotidsequenz
erfolgt äquivalent,
wobei es sich für
die siRNA versteht, dass zusätzlich
der essentielle 3'-Überhang
vorhanden ist (Elbashir et al., EMBO 20(23), 6877-6888,
2001). Ebenso sind die Strukturen von Antisense-Oligonukleotid
und siRNA (vgl. Hannon, Nature 418, 244-251, 1999)
bekannt, so dass Antisense-Oligonukleotid und siRNA als hinreichend
charakterisiert angesehen werden. Beispielsweise kann eine Reihe
von Antisense-Oligonukleotiden
und/oder siRNAs konstanter Länge
synthetisiert werden, die die gesamte Homer1-mRNA abdecken. Vorzugsweise überlappen
dabei die Sequenz eines Antisense-Oligonukleotids bzw. die komplementäre Sequenz
einer siRNA (ohne Überhang)
mit der Sequenz des stromabwärts
und/oder stromaufwärts
folgenden Antisense-Oligonukleotids bzw. der Sequenz der stromabwärts und/oder
stromaufwärts
folgenden siRNA in mindestens einem Nukleotid. Besonders bevorzugt
korrespondieren die Sequenz eines Antisense-Oligonukleotids bzw. einer siRNA mit
der Sequenz des stromabwärts
und stromaufwärts
folgenden Antisense-Oligonukleotids/siRNA bis auf jeweils ein Nukleotid
vollständig.
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Der
Interaktionsmechanismus von Ribozym und DNAzym ist äquivalent,
und die Strukturen sind bekannt (Doudna & Cech, Nature 418, 222-227, 2002;
Santoro & Joyce,
PNAS USA 94, 4262-4266, 1997), so dass sie ebenfalls als
hinreichend charakterisiert angesehen wird. Die gesamte mRNA kann systematisch
auf Spaltstellen analysiert und diese katalytischen Nukleinsäuren durch
Konstruktion der Substratbindungsarme stromaufwärts und stromabwärts der
Spaltstelle erhalten werden.
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Die
maximale Länge
der Antisense-Konstrukte wird durch die Zugänglichkeit des komplementär zu bindenden
Bereichs und den Syntheseaufwand begrenzt. Die minimale Länge ist
durch das inhärente
Erfordernis des Funktionserhalts der Antisense-Konstrukte determiniert.
Die Länge
der Ribozyme bzw. DNAzyme wird zusätzlich durch den Typ bestimmt,
dessen (nicht-bindende) katalytische Struktur von Typ zu Typ variiert
und dessen Schnittstellenpräferenz
die Substratbindungsarme innerhalb der Zielsequenzbereiche definiert.
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Die
Antisense-Konstrukte werden systematisch auf ihre Fähigkeit
untersucht, die Homer1-Protein-Expression
in-vitro, ex-vivo und/oder in-vivo zu unterdrücken. Insbesondere ist die
in-vivo Testung angebracht. Eine Methode zur Auswahl und Analyse von
Antisense-Oligonukleotiden
ist beispielsweise im Patent
US 6,444,650 B1 beschrieben, dass in seiner Gesamtheit
in die vorliegende Anmeldung als Referenz aufgenommen wird.
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Darüber hinaus
ist der Fachmann auch mit theoretischen Modellen zur Vorhersage
der Zugänglichkeit
von mRNA-Bereichen vertraut. Es wird beispielhaft auf die Dokumente
von Patzel et al., Nucl. Acids. Res. 27(22), 4328-4334,
1999; Scherr et al., Nucl. Acids Res. 28(13), 2455-2461, 2000,
verweisen, die beide in ihrer Gesamtheit in die vorliegende Anmeldung
als Referenz aufgenommen werden. Hierbei handelt es sich um Hilfsmittel,
die Experimente nach dem „trial
and error" Prinzip
reduzieren.
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Somit
ist es vorteilhafterweise möglich,
die Homer1-Expression zu inhibieren. Durch die Inhibition können unter
anderem Krankheiten, die mit der Expression dieses Gens assoziiert
sind, unterdrückt werden,
wie z.B. das Parkinson-Syndrom.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist die Nukleinsäure
ein Aptamer. Aptamere sind Oligonukleotide, welche spezifisch an Zielmoleküle einer
definierten Zielmolekül-Spezies mit
hoher Affinität
binden. Im Sinne der Erfindung ist dieses Nukleinsäurekonstrukt
insbesondere gegen das Homer1-Protein gerichtet. Entsprechend dem
induced-fit Modell sind die Aptamere in der Lage, das Homer1-Protein
mit hoher Affinität
und Spezifität
zu binden, wobei ein oder mehrere Isoformen erkannt werden können. Die
Bindung an das Zielmolekül
ist auch innerhalb einer komplexen Matrix möglich. Die Spezifität und Selektivität beruhen
dabei auf der Fähigkeit
bzw. Eigenschaft von Oligonukleotiden, unter definierten Bedingungen
bestimmte dreidimensionale Strukturen aufzubauen, die von der Nukleinsäuresequenz
abhängen.
Eine bestimmte Nukleinsäuresequenz
kann folglich bei definierten Bedingungen eine dreidimensionale
Struktur aufweisen, die spezifisch für das definierte Zielmolekül ist. Für die Suche
nach Oligonukleotiden, die spezifisch für ein Zielmolekül, vorzugsweise
Homer1, sind, kann beispielsweise das SELEX-Verfahren (Systematic
Evolution of Ligands by EXponential Enrichment) angewendet werden.
Hierbei wird ein Pool verschiedener Oligonukleotide mit einer Homer1-Proteinisoform
kontaktiert, bindende Oligonukleotide werden selektiert und amplifiziert
und in aufeinanderfolgenden Runden schrittweise im Pool angereichert.
Im Einzelnen wird auf die folgenden Literaturstellen verwiesen: Tuerk & Gold, Science
249, 505-510, 1990;
Ellington & Szostak, Nature
346, 818-822, 1990.
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In
einer Ausgestaltung der Erfindung liegen die Nukleinsäuren als
Phosphorothioat-DNA, locked-Nukleinsäure (LNA), Peptid-Nukleinsäure (PNA)
oder Spiegelmer vor. Durch solche Modifikationen werden die Nukleinsäuren gegen
Nukleinsäure-spaltende
Enzyme stabilisiert. Bei der Stabilisierung kann grundsätzlich zwischen
der nachträglichen Modifikation
und der Synthese bzw. Selektion mit bereits modifizierter DNA oder
RNA unterschieden werden. Die Stabilisierung berührt die Affinität der modifizierten
Nukleinsäure-Konstrukte
nicht, verhindert jedoch deren schnelle Zersetzung in einem Organismus
oder biologischen Lösungen
durch DNasen oder RNasen. Eine Nukleinsäure wird im Rahmen der Erfindung
als stabilisiert bezeichnet, wenn die Halbwertszeit in biologischen
Seren größer als
eine Minute, vorzugsweise größer als
eine Stunde, besonders bevorzugt größer als ein Tag ist. Die Nukleinsäuren können auch
mit Reportermolekülen
modifiziert sein, die neben der Detektion der markierten Nukleinsäure auch
zur Erhöhung
der Stabilität
beitragen können.
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Bei
Verwendung von Phosphorothioat-Konstrukten wurde eine Reihe von
unerwarteten, so genannten "nicht-Antisense"-Effekten beobachtet,
die zudem zu einer unspezifischen Hemmung des Zellwachstums führen können. Diese
Effekte sind stark von der Sequenz bzw. von bestimmten Sequenzmotiven
abhängig
und treten aufgrund der starken polyanionischen Ladung der Phosphorothioat-Konstrukte auf,
welche eine Bindung an lebenswichtige Proteine zur Folge haben kann.
Die erwähnten
negativen Effekte können
insbesondere durch Verwendung von partiell Phosphorothioat-modifizierten
Antisense-Konstrukten oder durch weitere Modifikationen, wie z.B.
Einbau von Ribonukleotiden anstatt Desoxyribonukleotiden, überwunden
werden. Eine partielle endständige
Modifizierung aller Nukleinsäure-Konstrukte
der Erfindung (bevorzugt sind 2 bis 5 Bindungen vom 3'- und 5'-Nukleinsäure-Terminus modifiziert) bietet
eine erhöhte
Stabilität
im extra- und intrazellulären
Milieu der Zielzellen (Schutz vor Abbau durch Exonukleasen), insbesondere
bei einer Applikation in-vivo. Ein positiver Nebeneffekt, der bei
Verwendung von Phosphorothioaten beobachtet wurde, ist deren immunstimulatorische
Wirkung. die einen möglichen
Therapieerfolg unterstützen
kann.
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Zur
Erhöhung
der Stabilität
und Spezifität
der Nukleinsäure-Konstrukte
und zur Verminderung der "nicht-Antisense"-Effekte können weitere
chemische Modifikationen zum Einsatz kommen, z.B. Einbau von 2'-O-Methylribonukleotiden,
Methylphosphonat-Segmenten, LNA (Methylenbrücke zwischen 2'-Sauerstoff und 4'-Kohlenstoff der
Ribose), Austausch des Cytosins durch 5'-Methylcytosin und/oder eine 2'-5'-Tetraadenylat-Modifizierung.
Dabei kann es sich sowohl um partiell modifizierte oder vollständig mittels
dieser chemischen Modifikation veränderte Nukleinsäuren handeln.
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Erfindungsgemäß kann die
proteinogene Substanz auch als Antikörper vorliegen. Bei dem Antikörper kann
es sich um einen polyklonalen oder einen monoklonalen Antikörper handeln,
der mit gängigen
Techniken erhalten wird. Polyklonale Antikörper werden gewöhnlich in
Säugetierorganismen
hergestellt, in dem eine Immunantwort durch ein Antigen, das dem
Organismus fremd ist und ein Molekulargewicht über 3000 g/mol hat, hervorgerufen
wird. Techniken zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern, wie
z.B. die Hybridoma-Technologie,
sind dem Fachmann ebenfalls vertraut. Geeignete Arten zur Generierung
von Antikörpern
umfassen Ratte, Ziege, Kaninchen, Hase und Maus. Darüber hinaus
sind Antikörper-Fragmente
in der vorliegenden Erfindung einsetzbar, die insbesondere ausgewählt sind
aus der Gruppe der Fab-Fragmente, F(ab')2-Fragmente,
einzelkettigen Antikörper
(scFv), variablen Bereiche, konstanten Bereiche, H-Ketten (VH) und L-Ketten (VL).
Bekanntlich ist das Paratop in die Bindung des Antikörpers an
sein Epitop involviert; die pFc'- und Fc-Bereiche
sind Effektoren der Komplementkaskade, aber nicht in der Antigenbindung
beteiligt. Ein Antikörper,
dessen pFc'-Bereich
enzymatisch abgestalten wurde, oder der ohne den pFc'-Bereich hergestellt
wurde, kann entweder beide Antigenbindungsstellen (F(ab')2-Fragment) eines intakten
Antikörpers oder
nur eine Antigenbindungsstelle (Fab-Fragment) besitzen. Fab-Fragmente
wiederum bestehen aus einer kovalent gebundenen leichten Kette (VL) und einem Teil der schweren Kette, der
als Fd bezeichnet wird. Die Fd-Fragmente sind die Hauptdeterminanten der
Antikörperspezifität and erhalten
die Epitop-Bindungsfähigkeit
auch im isolierten Zustand. Innerhalb des Antigen-bindendenden Teils
des Antikörpers
liegen die die Komplementarität
bestimmenden Bereiche (CDR), die unmittelbar mit dem Epitop des
Antigens interagieren, sowie Rahmenbereiche (FR), welche die Tertiärstruktur
des Paratops aufrechterhalten. Sowohl im Fragment Fd der schweren
Kette als auch der leichten Kette der IgG werden FR1 bis FR4 durch CDR1
bis CDR3 getrennt, wobei insbesondere der CDR3-Bereich die Spezifität mitbestimmt. Die vorgenannten
Fragmente können
durch Spaltung mittels verschiedener Peptidasen erhalten oder in-vitro
entwickelt und rekombinant exprimiert werden, vorzugsweise scFv.
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Geeignete
Polypeptide im Sinne der Erfindung können auch anderweitig bereitgestellt
werden, wie z.B. durch degenerierte Peptid-Bibliotheken in Lösung, in
immobilisierter Form oder als Phage Display Bibliothek. Die Peptide
können
beispielsweise chemisch synthetisiert oder rekombinant exprimiert werden.
Letzteres umfasst das Einbringen der DNA, die das Peptid kodiert,
in einen Expressionsvektor und die Transformation von Zellen mit
diesem Vektor zur anschließenden
Herstellung des Peptids.
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Vor
der Anwendung der Antikörper,
Fragmente oder Polypeptide am Menschen werden selbige gewöhnlich zu
chimären
oder humanisierten Konstrukten prozessiert, oder sie werden als
humane Antikörper,
Fragmente oder Polypeptide neu hergestellt. Insbesondere werden
Fc, FR, CDR1, CDR2 und/oder die leichte Kette CDR3, eines nicht-humanen
Antikörpers
durch homologe humane Sequenzen ersetzt, d.h. ausgewählte nicht-humane
CDRs werden kovalent mit humanen FR- und/oder Fc/pFc'-Bereichen verbunden.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die Substanz ein Agonist oder Antagonist.
Der Agonist ist eine Substanz, die einen bestimmten Mediator (z.B.
einen Neurotransmitter) in seiner Wirkung imitiert bzw. ersetzt.
Dabei besetzt der Agonist den entsprechenden Rezeptor und aktiviert
die Signaltransduktion in der Zelle. Ein agonistische Substanz im
Sinne der Erfindung wird also insbesondere einen Signaltransduktionsweg
aktivieren, der die Inhibition der Transkription und/oder Translation
von Homer1 bewirkt. Ein Antagonist ist eine Substanz, die einen
agonistisch wirkenden Stoff (z.B. ein Hormon oder Neurotransmitter)
unter Blockierung seiner Bindungsstelle, d.h. des Rezeptors, in
seiner Wirkung hemmt, ohne selbst einen Effekt auszulösen. In
diesem Fall der Erfindung ist das Homer1-Protein selbst als Agonist
aufzufassen, dessen Interaktion mit einem Rezeptor inhibiert wird.
Vorzugsweise wird es sich sowohl bei der agonistisch als auch antagonistisch
wirkenden Substanz um einen niedermolekularen Liganden handeln,
der leicht in die Zelle penetriert und an seinen Wirkungsort diffundiert.
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Natürlich können auch
sämtliche
Substanzen der Erfindung mit einem weiteren Molekül fusioniert
oder komplexiert sein, welches den gerichteten Transport zu einem
Zielort, die Aufnahme in und/oder die Verteilung innerhalb einer
Zielzelle unterstützt.
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Erfindungsgemäß ist das
vorliegende pharmazeutische Mittel zur prophylaktischen oder therapeutischen
Behandlung des Parkinson-Syndroms geeignet. Es versteht sich, dass
auch der Wirt des pharmazeutischen Mittels in den Schutzumfang der vorliegenden
Erfindung eingeschlossen ist.
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Um
die protektive oder therapeutische Wirkung zu erhöhen, können dem
pharmazeutischen Mittel pharmazeutisch verträgliche Hilfsstoffe, wie z.B.
Adjuvantien, zugesetzt werden. Im Sinne der Erfindung ist jede Substanz,
die mit den Substanzen gemäß der Erfindung
eine Wirkung ermöglicht,
verstärkt
oder modifiziert, ein Adjuvants. Bekannte Adjuvantien sind beispielsweise
Aluminiumverbindungen, wie z.B. Aluminiumhydroxid oder Aluminiumphosphat,
Saponine, wie z.B. QS 21, Muramyldipeptid oder Muramyltripeptid,
Proteine, wie z.B. Gammainterferon oder TNF, MF 59, Phosphatidylcholin,
Squalen oder Polyole. Des weiteren kann DNA, die eine immunstimulatorische
Eigenschaft hat, oder die ein Protein mit Adjuvants-Effekt kodiert,
wie z.B. ein Cytokin, parallel oder in einem Konstrukt appliziert
werden.
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Zur
Unterstützung
der medizinischen Wirkung kann das pharmazeutische Mittel in einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung auch weitere Wirkstoffe umfassen, vorzugsweise L-DOPA
oder einen Glutamatrezeptor-Blocker.
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Das
pharmazeutische Mittel der vorliegenden Erfindung kann oral, transdermal,
transmucosal, rektal, pulmonal, enteral und/oder parenteral angewendet
werden. Bevorzugt ist eine direkte Injektion in den Körper. Die
gewählte
Art der Verabreichung richtet sich nach der Indikation, der zu verabreichenden Dosis,
Individuums-spezifischen Parametern etc. Insbesondere ermöglichen
die verschiedenen Arten der Verabreichung eine ortspezifische Therapie,
die Nebenwirkungen minimiert und die Wirkstoffdosis verringert.
Bevorzugte Injektionen sind die intradermale, subkutane, intramuskuläre oder
intravenöse Injektion.
Die Applikation kann z.B. mit Hilfe sogenannter Impfpistolen oder
mittels Spritzen geschehen. Es ist auch möglich, die Substanz als Aerosol bereitzustellen,
welches von dem Organismus, bevorzugt einem humanen Patienten, inhaliert
wird.
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Das
pharmazeutische Mittel kann als Tablette, Kapsel, Pulver, Lösung, Dispersion,
Suspension, Suppositor oder Pflaster vorliegen. Die Darreichungsformen
des pharmazeutischen Mittels werden mit den üblichen festen oder flüssigen Trägerstoffen und/oder
Verdünnungsmitteln
und den üblicherweise eingesetzten
Hilfsstoffen entsprechend der gewünschten Applikationsart in
einer geeigneten Dosierung und in an sich bekannter Weise hergestellt.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung einer
Substanz, die mit einem Homer1-Gen, einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens,
einem Genprodukt eines Homer1-Gens und/oder einem Bestandteil eines
Signaltransduktionswegs, der ein Homer1-Gen und/oder ein Genprodukt eines Homer1-Gens
umfasst, spezifisch interagiert, zur Prophylaxe oder Therapie des Parkinson-Syndroms.
Noch ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung
einer wirksamen Menge einer Substanz, die mit einem Homer1-Gen,
einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens, einem Genprodukt eines Homer1-Gens
und/oder einem Bestandteil eines Signaltransduktionswegs, der ein
Homer1-Gen und/oder ein
Genprodukt eines Homer1-Gens umfasst, spezifisch interagiert, zur
Herstellung eines Medikaments zur Prophylaxe oder Therapie des Parkinson-Syndroms.
Die vorherige Lehre der Erfindung und deren Ausführungsformen sind gültig und
ohne Einschränkungen
auf die Substanzen und deren Verwendung anwendbar, sofern es sinnvoll
erscheint.
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In
einer Ausführungsform
der Erfindung wird die Substanz in einer Dosis von 0.01 mg bis 1
g pro Kilogramm Körpergewicht
und pro Tag verabreicht. Vorzugsweise werden jedoch Dosen von 20
bis 60 mg pro Kilogramm Körpergewicht
und pro Tag verabreicht. Die jeweilige Dosis bzw. der Dosisbereich
für die
Gabe der erfindungsgemäßen Substanz
ist groß genug,
um den gewünschten
prophylaktischen oder therapeutischen Effekt der Reduzierung der Homer1-Aktivität zu erreichen.
Im Allgemeinen wird die Dosis mit dem Alter, der Konstitution und
dem Geschlecht des Patienten variieren sowie die Schwere der Erkrankung
berücksichtigen.
Es versteht sich, dass die spezifische Dosis, Häufigkeit und Dauer der Verabreichung
darüber
hinaus von einer Vielzahl an Faktoren abhängen, wie z.B. der Bindungsfähigkeit der
Substanz, Ernährungsgewohnheiten
des zu behandelnden Individuums, Art der Verabreichung, Ausscheidungsrate
und Kombination mit anderen Medikamenten. Die individuelle Dosis
kann sowohl in Bezug auf die primäre Erkrankung als auch in Bezug auf
das Eintreten eventueller Komplikationen eingestellt werden. Die
exakte Dosis ist durch einen Fachmann mit bekannten Mitteln und
Methoden feststellbar. Diese Lehre der Erfindung ist gültig und
ohne Einschränkungen
auf das pharmazeutische Mittel umfassend die Substanz anwendbar,
sofern es sinnvoll erscheint.
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Die
Erfindung lehrt ferner ein Verfahren zur Behandlung des Parkinson-Syndroms,
wobei eine wirksame Menge einer Substanz, die mit einem Homer1-Gen,
einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens, einem Genprodukt eines Homer1-Gens
und/oder mit einem Bestandteil eines Signaltransduktionswegs, der
ein Homer1-Gen und/oder ein Genprodukt eines Homer1-Gens umfasst,
spezifisch interagiert, einem Säuger
verabreicht wird, der eine solche Behandlung benötigt. Der zu behandelnde Säuger ist
vorzugsweise ein Mensch. Die vorherige Lehre der Erfindung und deren
Ausführungsformen
sind gültig
und ohne Einschränkungen
auf das Behandlungsverfahren anwendbar, sofern es sinnvoll erscheint.
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Gegenstand
der Erfindung ist auch ein Verfahren zum Screening von Substanzen,
die Symptome des Parkinson-Syndroms vermindern, mit folgenden Schritten:
- – Bereitstellen
von mindestens zwei Exemplaren eines nicht-humanen Organismus, der
- – die
Symptome des Parkinson-Syndroms aufweist und ein Homer1-Protein
exprimiert, Verabreichen von Screening-Substanzen an eine Teilmenge
der Organismen,
- – Vergleichen
der Symptome des Parkinson-Syndroms in Organismen, denen
- – Substanzen
verabreicht wurden, mit den Symptomen des Parkinson-Syndroms in
Organismen, denen keine Substanzen verabreicht wurden, und
- – Nachweisen
der spezifischen Interaktion der Substanzen mit einem Homer1-Gen,
einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens, einem Genprodukt eines
Homer1-Gens und/oder einem Bestandteil eines Signaltransduktionswegs,
der ein Homer1-Gen und/oder ein Genprodukt eines Homer1-Gens umfasst.
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Vorteilhafterweise
können
mit diesem Verfahren bisher unbekannte bzw. potentielle Substanzen
identifiziert und analysiert werden, die für eine Verringerung der Parkinson-Symptomatik via Homer1
verantwortlich sind. Die zu vermindernden Symptome umfassen Bradykinese,
Akinese, Rigor und/oder Tremor.
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Bevorzugt
handelt es sich bei dem nicht-humanen Organismus um Säuger, vorzugsweise
Mäuse oder
Ratten, die auch gentechnisch verändert sein können. Der
Organismus ist beispielsweise dadurch herstellbar, dass zunächst Knockout-Tiere
und Tiere mit einer erhöhten
Homer1-Expression, generiert werden und im Folgenden diese generierten
Tierlinien mittels Züchtung
gekreuzt werden. Vorteilhafterweise stehen so gentechnisch veränderte Organismen
zur Verfügung,
bei denen Homer1 ausschließlich
in einzelnen Organen oder Organbereichen exprimiert wird. Es kann
des weiteren in Ratten eine Parkinson-ähnliche Erkrankung durch Injektion
von 6-Hydroxydopamin ins Striatum induziert werden. Dadurch kommt
es zu einer retrograden Schädigung der
SNc (Kirik et al., Exp. Neurol. 152, 259-277, 1998).
Dieses Ratten-Modell ist im Sinne der Erfindung bevorzugt.
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Aus
der Gesamtzahl bzw. -menge der verwendeten Organismen werden mehrere
Teilmengen gebildet. Es werden dabei mindestens zwei Teilmengen,
die wiederum mindestens je einen Organismus umfassen, bereitgestellt.
Während
eine Teilmenge zum Screening verwendet wird, dient die andere Teilmenge
als Negativkontrolle.
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Die
zu untersuchenden Substanzen im erfindungsgemäßen Verfahren sind nicht beschränkt. In einer
Ausführungsform
des Verfahrens werden als Substanzen Nukleinsäuren, Proteine, Peptide, Kohlenhydrate,
Polymere und/oder niedermolekulare Liganden (Molekulargewicht von
50 bis 1000 Da) verabreicht. In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung werden als Nukleinsäuren Antisense-Oligonukleotide,
Ribozyme, DNAzyme, siRNA und/oder Aptamere verabreicht. In einer
anderen bevorzugten Ausführungsform
werden als Proteine Antikörper
verabreicht. Die vorherige Lehre der Erfindung und deren Ausführungsformen
betreffend pharmazeutische Mittel und deren Wirksubstanzen sind
gültig
und ohne Einschränkungen
auf das Verfahren zum Screening solcher Substanzen, die die Symptome
des Parkinson-Syndroms vermindern, anwendbar, sofern es sinnvoll
erscheint.
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Substanzen
sind oft in Bibliotheken verfügbar.
Es ist beispielsweise möglich,
dass Ratten oder Mäuse
mit Substanzkandidaten durch Injektion, Infusion, orale oder rektale
Aufnahme in Kontakt gebracht werden. Im Folgenden können bevorzugt
die zentralen und peripheren Regulationen bzw. Aktivitäten der
Kandidaten bestimmt werden. Derartige Versuche werden beispielsweise
parallel in Wildtyptieren, in Knockout-Tieren und in Tieren mit
einer erhöhten
Homer1-Aktivität
durchgeführt,
wodurch für
jeden Versuch auch eine Standardregulation der Kandidatenmoleküle vorliegt.
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Die
Identifizierung der wirksamen Substanzen wird unmittelbar durch
die Bestimmung des Grads der Bewegungsstörungen durchgeführt. Hierfür stehen
dem Fachmann geeignete Tests zur Verfügung. Die Bestimmung erfolgt
zu einem definierten Zeitpunkt und wird in Beziehung zum Beginn
des Experiments und der Negativkontrolle gesetzt.
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Aus
der Menge der Substanzen, für
die eine Verminderung der Parkinson-Symptomatik gezeigt werden konnte,
werden alle oder einige Vertreter für weitere Untersuchungen ausgewählt. Sie
werden hinsichtlich der Spezifität
zu einem Homer1-Gen, einem Regulatorprotein eines Homer1-Gens, einem Genprodukt
eines Homer1-Gens und/oder einem Bestandteil eines Signaltransduktionswegs,
der ein Homer1-Gen und/oder ein Genprodukt eines Homer1-Gens Homer1,
sowie der Kreuzreaktivität analysiert,
um sowohl Nebenwirkungen als auch eine Wirkung über nicht-Homer1-Signalkaskaden
auszuschließen.
Verschiedene Methoden sind im Stand der Technik beschrieben, um
spezifische, vorzugsweise monospezifische Interaktionen nachzuweisen, wie
z.B. Gelretardationsassays, Biacore-Messungen, Röntgenstrukturanalysen, kompetitive
Bindungsstudien etc.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung wird also erstmalig ein pharmazeutisches
Mittel mit spezifisch interagierenden Substanzen für ein Homer1-Gen,
ein Regulatorprotein eines Homer1-Gens, ein Genprodukt eines Homer1-Gens und/oder
einem Bestandteil eines Signaltransduktionswegs, der ein Homer1-Gen
und/oder ein Genprodukt eines Homer1-Gens umfasst, bereitgestellt. Das erfindungsgemäße pharmazeutische
Mittel ermöglicht
eine therapeutische Homer1-Unterdrückung, infolge dessen die Parkinson-Symptomatik
unmittelbar gemindert wird. Das pharmazeutische Mittel greift dabei
in die Glutamatneurotransmission ein, die beim Parkinson-Syndrom
pathologisch überhöht ist.
Anstatt jedoch Glutamatrezeptoren zu blockieren, bewirkt eine pharmakologische
Senkung von Homer1 eine verminderte mGluR5-Expression an der pharmakologisch
relevanten zellulären
Lokalisation. Das bedeutet, dass mGluR5 nicht mehr dendritisch oder axonal
exprimiert wird. Die vorliegende pharmakotherapeutische Maßnahme,
die auch nicht auf dem Ersatz des fehlenden Dopamins beruht, gestattet
des weiteren eine länger
anhaltende pharma kologische Behandlung und einen vorteilhaften Einsatz,
wenn herkömmliche
Medikamente nicht mehr wirksam sind. Die positiven Effekte auf die
Beweglichkeit der Patienten entsprechen denen einer tiefen Hirnstimulation,
im Zuge derer die Herunterregulierung des Homer1-Gens durch die
Erfinder aufgedeckt worden ist.
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Die
zugrundeliegenden Substanzen zeichnen sich durch eine hohe Affinität und eine
ausgeprägte
Spezifität
für Homer1
und damit assoziierte Strukturen aus. Diese Eigenschaften bilden
die Grundlage für
eine zuverlässige
Erkennung – womit das
Fehlen von Kreuzreaktivitäten
eingeschlossen ist – und
eine reproduzierbare, zuverlässige
und sichere Repression von Homer1 in Menge und/oder Aktivität. Die erfindungsgemäß zur Verfügung gestellten
Substanzen können
kostengünstig
in-vitro hergestellt werden. Werden Polynukleotide verwendet, werden im
Vergleich zur Antikörpertechnologie
beispielsweise keine Versuchtiere für Immunisierungszwecke benötigt. Die
Substanzen besitzen auch eine hohe Stabilität und sind nicht zuletzt aufgrund
ihrer geringen Größe gut zu
handhaben.
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Es
versteht sich, dass diese Erfindung nicht auf die spezifischen Methoden,
Zusammensetzungen und Bedingungen beschränkt ist, wie sie hierin beschrieben
sind, da solche Dinge variieren können. Es versteht sich des
Weiteren, dass die vorliegend verwendete Terminologie ausschließlich dem
Zweck der Beschreibung besonderer Ausführungsformen dient und nicht
den Schutzumfang der Erfindung einschränken soll. Wie vorliegend in
der Spezifikation einschließlich
der anhängigen
Ansprüche
verwendet, schließen
Wortformen im Singular, wie z. B. "ein", "eine"; "einer", "der" oder "das" die Entsprechung
im Plural ein, sofern der Kontext nicht eindeutig etwas anderes
vorgibt. Beispielsweise enthält
der Bezug auf "eine
Substanz" eine einzelne
Substanz oder mehrere Substanzen, die wiederum identisch oder verschieden
sein können,
der Bezug auf „ein Homer1-Protein" umfasst eine einzelne
proteinogene Isoform, mehrere Isoformen oder die Gesamtheit aller
Isoformen, die wiederum aus einem einzelnen oder verschieden Organismen
stammen können, oder
der Bezug auf "ein
Verfahren" schließt äquivalente
Schritte und Verfahren ein, die dem Fachmann bekannt sind.