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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Detektion von Röntgenstrahlung
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Erfindung betrifft weiterhin
eine Anordnung zur Detektion von Röntgenstrahlung nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 6.
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Röntgenstrahlungsdetektoren
nach dem Stand der Technik nutzen im allgemeinen direkt die Photoabsorption
von Röntgenphotonen
für deren Nachweis.
Elektronische Detektionssysteme zielen dabei in vielen Ausgestaltungen
auf die Sammlung der dabei entstehenden schnellen Photoelektronen oder
dadurch generierter weiterer freier Elektronen und deren geeignete
Verstärkung.
Gelingt diese Signalverarbeitung bezogen auf typische Zeiten zwischen
zwei Absorptionsereignissen hinreichend schnell und mit auf den
Mittelwert des Messsignals bezogen geringer statistischer Streuung,
kann ein mit dementsprechender Genauigkeit bestimmbarer Wert für die Energie
des absorbierten Photons abgeleitet werden. In zahlreichen Anwendungen
ist hingegen die Energie der betreffenden Photonen bekannt und dafür der Auftreffort
auf den Detektor – wie
z.B. im Falle der Bildentstehung bei Filmen – von Interesse. Detektoren,
welche die (ggf. zusätzliche)
Ableitung einer derartigen Ortsinformation erlauben, werden als
linear oder zweidimensional ortsauflösende Detektoren bezeichnet.
Im letztgenannten Falle kommen neben Netzen aus flächenhaften
Verzögerungsleitungen
in gasgefüllten
Detektoren nach dem Stand der Technik vor allem in einzelne Flächenelemente mit
typischen Abmessungen im Mikrometerbereich strukturierte Halbleiterflächensensoren
mit der Möglichkeit
zeitabhängiger
Messungen (typische Zeiten in der Größe von 1 μs) zum Einsatz. Vielfach ist
aber die in einer bestimmten Zeit in einzelnen Flächenelementen
integral aufgenommene Röntgendosis
von Interesse; z.B. in den meisten Anwendungen in denen Röntgenfilme
zum Einsatz kommen. Um einen größeren Dynamikbereich,
d.h. nachweisbaren Umfang der absorbierten Dosis, als bei Röntgenfilmen nutzen
zu können
und auch das Erfordernis eines nasschemischen Filmentwicklungsprozesses
mit etwaiger anschließender
Digitalisierung für
die elektronische Datenverarbeitung zu umgehen, wurde insbesondere
die Klasse der Röntgen-Bildplattendetektoren
entwickelt. Dieses Detektorkonzept nutzt die Möglichkeit, durch Dotierung
bestimmter Materialien zusätzliche
elektronische Zustände
schaffen zu können,
die durch infolge Photoabsorption von Röntgenphotonen freigesetzte
Elektronen besetzt werden können.
Die Gewinnung der lokalen Dosisinformation erfordert dann allerdings
eine lokale und stimulierte Rückführung in
den Grundzustand durch punktuelle Beleuchtung, wobei infolge der
Abregung charakteristische Strahlung im Energiebereich des sichtbaren Lichtes
oder im UV-Bereich emittiert wird, welche nachgewiesen werden muss.
Ein derartiger Ausleseprozess erfordert eine entsprechende Vorrichtung
mit präzisen
mechanischen Komponenten und für
eine Bildplatte in der Größe von einem
Quadratzentimeter immer noch typische Zeiten in der Größe einer
Minute. Dabei ist die Ortsinformation durch die Größe der Fläche bei
der stimulierenden Beleuchtung auf typischerweise 10 μm beschränkt.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren und eine
Anordnung zur Detektion von Röntgenstrahlung
anzugeben, die auch den Einsatz als integral arbeitenden Flächendetektor mit
einfacher elektronischer Auslesestrategie erlauben, wobei eine Ortsauflösung im
Nanometerbereich möglich
sein soll.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch ein Verfahren mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen
gelöst.
Vorteilhafte Varianten des Verfahrens sind Gegenstand weiterer Unteransprüche.
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Weiterhin
wird die Aufgabe durch eine Anordnung mit den im Anspruch 6 genannten
Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Anordnung sind Gegenstand von abhängigen Unteransprüchen.
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Die
Lösung
der Aufgabe gelingt erfindungsgemäß durch mittels Röntgenstrahlung
verstärkte
lokale und reversible Umwandlung der Kristallstruktur von Kristallen
unter der gleichzeitigen Wirkung elektrischer Felder und dadurch
bedingter Änderungen der
elektronischen Eigenschaften.
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Ein
Beispiel für
derartige strukturelle Änderungen
ist die durch Ionentransport in elektrischen Feldern verursachte
Herausbildung von Ruddlesden-Popper-Phasen (RF-Phasen) in Strontiumtitanat-Einkristallen
(,Reversible tuning of a series of intergrowth phases of the Ruddlesden-Popper
type SrO(SrTiO
3)
n in
an (001) SrTiO
3 single-crystalline plate
by an external electric field and its potential use for adaptive
X-ray optics';
Applied
Physics A: Materials Science & Processing,
Vol. 84, Issue ½,
31-35 (2006)). Dabei muss in den betreffenden Volumina eine
Anreicherung von Sr-O-Komplexen durch Festkörperelektrolyse erfolgen. Wichtig
für ein
Ablaufen des Atomtransports ist das Vorliegen schneller Diffusionspfade,
d.h. vor allem von Versetzungskernen. Diese strukturellen Änderungen
finden ihre Widerspiegelung in dem Verhalten dieser Kristalle in
der Röntgenbeugung.
Das reversibel veränderbare
Beugungsverhalten wurde in der
DE 10 2005 056 829 A1 für die Nutzung in einem Röntgen-Kristallmonochromator
mit verstimmbarer Transmissionscharakteristik beschrieben.
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Es
wurde gefunden, dass die Einwirkung der Röntgenstrahlung die Ausbildung
der RP-Phasen forcieren
kann. Dies kann durch die ionisierende Wirkung der Röntgenstrahlung,
d.h. die dadurch bedingte zusätzliche
Generierung von im elektrischen Feld verschiebbaren atomaren Ladungsträgern, erklärt werden.
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Eine
Möglichkeit
für die
Nutzung dieses Effektes für
ein Röntgendetektorkonzept
besteht in der Bestimmung des Phasenanteils der RP-Phasen bei einer
bestimmten elektrischen Spannung mittels Röntgenbeugung. Dies ist aber
ein aufwändiger
Prozess, deren Erkenntnis allerdings zur Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe
geführt
hat.
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Es
wird deshalb für
das erfindungsgemäße Verfahren
oder die erfindungsgemäße Anordnung die
mit der (reversiblen) Bildung der RF-Phasen verbundene (reversible) Änderung
des elektrischen Leitverhaltens zur Auswertung herangezogen. Diese Änderung
ist messtechnisch einfach zu erfassen; es muss z.B. bei einer konstant
gehaltenen Elektrodenspannung lediglich der im zugeordneten Kristallbereich
fließende
elektrische Strom gemessen werden. Dieser Strom kann dann auf die
zeitlich gemittelte Wirkung des elektrischen Feldes auf den Kristallbereich
und die – erfindungsgemäß zu erfassende – zusätzliche
zeitlich gemittelte Wirkung der Röntgentrahlung hin ausgewertet
werden.
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Lag
vor der Röntgenexposition
ein stationärer
Zustand vor, können
darauf folgende Änderungen der
elektrischen Eigenschaften exklusiv auf die Röntgenexposition zurückgeführt werden.
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Vorteilhaft
wird ein Kristall mit beidseitig flächig aufgebrachten Elektroden
verwendet, an den Elektroden eine Gleichspannung zur Überlagerung eines
elektrischen Feldes angelegt, und aus der erfassten Änderung
des elektrischen Leitverhaltens auf einen integralen Wert der Röntgenstahldosis
geschlossen.
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Weiterhin
vorteilhaft wird ein Kristall mit einer einseitig flächig aufgebrachten
Elektrode und gegenüberliegend
lokal begrenzt angebrachten Elektroden verwendet, an der flächig aufgebrachten
Elektrode und den gegenüberliegend
lokal begrenzt angebrachten Elektroden eine Gleichspannung zur Überlagerung
von lokal begrenzten elektrischen Felder angelegt, und aus den einzelnen
erfassten Änderungen
des elektrischen Leitverhaltens auf die lokal begrenzte absorbierte
Dosis der Röntgenstrahlung
geschlossen.
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Die
erfindungsgemäße Anordnung
besteht entsprechend Anspruch 6 aus einem kristallinen Element,
das mit einer Elektrodenstruktur belegt ist, die durch das Anlegen
elektrischer Spannungen am Kristall oder in einzelnen Bereichen
dieses Kristalls die Überlagerung
elektrischer Felder ermöglicht,
wobei der dabei in diesen Bereichen fließende elektrische Strom mit
einem Strommessersystem gemessen und das Ergebnis dieser Messung
vorteilhaft unter Zuhilfenahme eines angeschlossenen Computers aufgrund
von Kalibirierungsfunktionen auf die bis zum Zeitpunkt der Strommessung
im zugeordneten Kristallvolumen absorbierten Röntgenstrahldosis umgelegt werden
kann.
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Eine
erfindungsgemäße Anordnung
kann entsprechend Anspruch 7 als einzelnes integral sammelndes Volumenelement
oder bei geeigneter Zerlegung in einzelne elektronische Elemente
durch Elektrodenstrukturierung entsprechend Anspruch 8 als linear
oder flächenhaft
auflösender
Röntgendetektor mit
einer Ortsauflösung
im Nanometerbereich ausgelegt sein.
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Die
Erfindung wird anhand des folgenden Ausführungsbeispiels noch näher erläutert. In
den Zeichnungen zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Anordnung mit einem Kristall und
einer Elektrodenbeschaltung,
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2 ein
erstes Beispiel für
eine Elektrodenanordnung
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3 ein
zweites Beispiel für
eine Elektrodenanordnung
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4 die
aus Röntgenbeugungsuntersuchungen
abgeleitete forcierende Wirkung von Röntgenstrahlung auf die Bildung
von RP-Phasen,
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5 die
Ergebnisse der Messung des durch Kristallbereiche fließenden Stromes
in Abhängigkeit
von der angelegten elektrischen Spannung nach zeitlich bzw. infolge
zusätzlicher
Röntgenexpositon
eingetretener stationärer
Zustände
der Bildung von RP-Phasen.
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Für das Ausführungsbeispiel
wurde ein Strontiumtitanat-Einkristall ([001]-Orientierung) verwendet.
Strontiumtitanat, SrTiO3 (STO) ist ein technisch
in großer
Breite genutztes Material und ein wichtiger Vertreter von Kristallen
mit Perowskitstruktur. Anstelle des STO sind für eine erfindungsgemäßen Anordnung
zahlreiche weitere (v.a. ionische) Kristalle verwendbar. STO-Volumenkristalle
weisen bei Raumtemperatur eine kubische Kristallsymmetrie auf (a
= 0,39050 nm, Rgr. Pm-3m). Ohne den Einfluss externer elektrischer
Felder und ohne mechanische Nebenbedingungen erfolgt bei einer Abkühlung auf
Temperaturen unterhalb von ~105 K eine Phasenumwandlung entsprechend
einer Änderung
der kubischen zu tetragonaler Kristallsymmetrie. Für Temperaturen
unterhalb von 45 K sollte STO auch ferroelektrisches Verhalten zeigen,
was für
ungestörte
Kristalle bisher nicht eindeutig nachgewiesen wurde.
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Mögliche Phasenumwandlungen
und physikalische Eigenschaften von STO sind durch die Realstruktur
des kristallinen Verbandes stark beeinflusst. Darin eingeschlossen
sind z.B. gestörte
Strukturen mit niederer als kubischer Symmetrie, deren mögliche Stabilisierung
bei Raumtemperatur berichtet wurde. Zusätzlich erweitert sich die Vielfalt
der physikalischen Eigenschaften von STO, wenn dünne Schichten mit Dicken in
der Größe von 1 μm und darunter
betrachtet werden.
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In
der 1 ist schematisch eine erfindungsgemäße Anordnung
mit einem STO-Kristall mit Elektroden dargestellt. Der Kristall 1 hat
die Form einer planparallelen Platte mit einer Dicke von ca. 500 μm. Eine Seite
der Platte weist eine polierte Oberfläche auf während die gegenüberliegende
Seite, auf den vorangegangenen Schneideprozess aus dem Ziehstab
folgend, lediglich durch eine Schleifbehandlung auf eine mittlere
Rauigkeit in der Größenordnung
von ~500 nm gebracht wurde, wobei oberflächennahe Versetzungskerne und
durch die Bearbeitung hervorgerufene Störungen der Kristallstruktur
in einer bestimmten Tiefenausdehnung, in der Größenordnung der Rauigkeit abschätzbar, erhalten
bleiben.
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Beide
Seiten der Platte sind mit Elektroden 2 versehen, wobei
die raue Seite für
den Nachweis der Röntgenphotonen
durch dadurch bedingte Phasenumwandlung und so verursachte Änderung
der elektrischen Eigenschaften besonders geeignet ist. Für das Funktionsprinzip
ist die Beschaltung dieser Kristallseite als Anode erforderlich.
Für einen
zweidimensional ortsauflösenden
Nachweis ist die Strukturierung und (lateral) separate Kontaktierung
der Elektrode an dieser Kristalloberfläche erforderlich. Für die Elektroden
wurde eine Kombination aus einer B4C – Zwischenschicht
(Dicke ~30 nm) und einer metallisch leitenden Molybdän-Elektrode
(Dicke ~70 nm) verwendet. Für
die Beeinflussung der kristallinen Struktur in einer Wechselwirkungszone 3 ist
eine elektrische Gleichspannung 4 mit einer Potentialdifferenz
in der Größenordnung
bis zu 1 kV an die einzelnen Elektroden – bezogen auf eine gemeinsame
rückseitige
Elektrode – angelegt.
Das elektrische Leitverhalten kann durch Strommesser 5 charakterisiert
werden. Dabei kann für
ortsauflösende
Detektoren ein Netzwerk von separaten, den einzelnen Flächenelektroden
zugeordneten, Strommessern vorgesehen werden. Eine andere Möglichkeit
besteht in der sequenziellen Zuschaltung eines Strommessers durch einen
Multiplexer.
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Verschiedene
Elektrodengeometrien sich in 3 und 4 beispielhaft
dargestellt.
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Untersuchungen
mit Röntgenstrahlung
zum eingangs genannten. Ausführungsbeispiel
wurden mit einem Diffraktometer mit einer Röntgenröhre mit Cu-Anode unter Bezugnahme
auf die charakteristische Cu-Kα-Strahlung
(Graphit-Sekundärmonochromator)
durchgeführt.
Eine Simulation der gemessenen Profile der 4. Ordnung der STO 001-Reflexe,
die in symmetrischem θ/2θ-Modus erhalten
wurden (θ ist der
Einstrahlwinkel der Röntgenstrahlung
bezogen auf die in diesem Fall parallel zur Oberfläche der
Platte liegenden Netzebenen, 2θ der
Abnahmewinkel der gebeugten Strahlung; die Strahlung wurde vor der Detektion
(Szintillationsdetektor) durch den oben erwähnten Sekundärmonochromator
monochromatisiert), ergab sich ein Phasenanteil einer zweiten, im weiteren
als ,RP-Phase' bezeichneten
Phase in der Größenordnung
von 10%. Dies kann bei der abgeschätzten Signaltiefe in der Größenordnung
von 100 μm
bei den Winkeln θ/2θ der 4.
Ordnung des STO 001-Reflexes auf eine Tiefenausdehnung in der Größenordnung
von ~1 μm
umgelegt werden.
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In 4 ist
die aus Röntgenbeugungsuntersuchungen
abgeleitete forcierende Wirkung von Röntgenstrahlung auf die Bildung
von RF-Phasen belegt. Bei einem Winkel 2θ von 46.26° wurde die Beugungsintensität, die mit
der zunächst
durch das elektrische Feld (bei gleichzeitiger Wirkung der charakterisierenden
Röntgenstrahlung)
bedingten Phasenumwandlung im Einklang steht, aufgenommen. Eine
nach Ausbildung eines stationären
Zustandes vorgenommene permanente Bestrahlung des Kristalls – also nicht
nur zum Zwecke der kristallographischen Phasenbestimmung durch Röntgenbeugung – erbrachte
einen zusätzlichen
Anteil der zugeordneten RP-Phase.
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Der
Grad der Phasenumwandlung von STO in Perowskitstruktur in RP-Phasen-Breiche
findet interessanterweise eine direkte Widerspiegelung im elektrischen
Leitverhalten der betroffenen Kristallvolumina. 5 zeigt
die Ergebnisse der Messung des durch derartige Kristallbereiche
fließenden
Stromes in Abhängigkeit
von der angelegten elektrischen Spannung nach zeitlich bzw. infolge
zusätzlicher Röntgenexpositon
eingetretenen stationären
Zuständen
der Bildung von RP-Phasen. Aus diesem funktionalen Zusammenhang
kann nun nach Kalibrierung der durch Röntgenexposition hinzugekommene
Effekt abgetrennt und – bei
lokaler Strukturierung auch lokal – auf die absorbierte Röntgendosis
umgerechnet werden. Die lokale Auflösung erscheint dabei nach dem
Stand der Technik lediglich durch die Elektrodendimensionierung – also auf
den Nanometerbereich – begrenzt.