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Die
Erfindung betrifft eine elektromechanische Bremse zum Abbremsen
eines sich drehenden Bauteils, beispielsweise einer sich drehenden Bremsscheibe
oder im weiteren Sinne eines Kraftfahrzeugrades, das drehbar um
eine Drehachse gelagert ist, mit einer Bremsanordnung, einer Aktuatoranordnung
zur Erzeugung einer Betätigungskraft und
mit einer Selbstverstärkungseinrichtung
mit wenigstens zwei entgegengesetzt orientierten Keilflächen, wobei
zum Abbremsen des Bauteils die Aktuatoranordnung derart mit der
Bremsanordnung zusammenwirkt, dass durch die Betätigungskraft unter Vermittlung
der Selbstverstärkungseinrichtung
die Bremsanordnung in einer zur Drehachse im wesentlichen parallelen
Zustellrichtung auf das abzubremsende Bauteil drückt.
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Stand der Technik
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Derartige
elektromechanische Bremsen sind beispielsweise aus der
EP 953 785 B1 bekannt. Dort wird
mittels eines Elektromotors eine Keilflächen tragende Ringscheibe relativ
zu einem Bolzenträger drehverlagert
und unter Vermittlung der Keilflächen dabei
auf eine Bremsscheibe zugestellt. Dadurch werden an der Ringscheibe
angeordnete Bremsbeläge
auf eine abzubremsende Bremsscheibe gedrückt, so dass diese abgebremst
werden kann. Aufgrund des Steigungswinkels der einzelnen Keilflächen und des
Reibwerts zwischen Bremsscheibe und Bremsbelag tritt ein Selbstverstärkungseffekt
ein, sobald der an der Ringscheibe angeordnete Bremsbelag mit der
Bremsscheibe in Kontakt tritt. Dies bedeutet, dass durch die Drehbewegung
der Bremsscheibe und die Wirkung der Keilflächen der Bremsbelag zusammen
mit der Ringscheibe in permanentem Bremskontakt mit der Bremsscheibe
gehalten wird, ohne dass über
den Elektromotor eine weitere Verlagerung der die Reibbeläge tragenden
Ringscheibe relativ zu einem Widerlager erfolgen muss.
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Weiterhin
ist aus der
DE 103
19 082 B3 eine gattungsgemäße elektromechanische Bremse
bekannt. Dort ist ein Aufbau einer elektromechanischen Bremse mit
zwei Aktuatoranordnungen zur Erzeugung jeweils einer Betätigungskraft
offenbart, die jeweils auf eine Bremsanordnung wirken kann. Die Bremsanordnung
umfasst eine Keilplatte, an deren einen zu einer abzubremsenden
Bremsscheibe gerichteten Seite ein Bremsbelag vorhanden ist, während auf
der dieser Seite abgewandten Seite mehrere Paare von entgegengesetzt
zueinander orientierten Keilflächen
vorgesehen sind. Den nebeneinander angeordneten Bremsanordnungen
ist eine Selbstverstärkungseinrichtung
zugeordnet, die als Widerlager wirkt, und die ihrerseits mehrere
Paare von Keilflächen
aufweist, die komplementär
zu den Keilflächen der
Bremsanordnungen angeordnet sind. Zwischen den komplementär angeordneten
Keilflächen
befinden sich reibungsmindernde Wälzkörper. Entsprechend dem bekannten
Prinzip einer Keilbremse wirkt zum Abbremsen der Bremsscheibe die
Aktuatoranordnung derart mit der Bremsanordnung zusammen, dass durch
die von der Aktuatoranordnung erzeugte Betätigungskraft unter Vermittlung
der Selbstverstärkungseinrichtung
die Bremsanordnung in einer zur Drehachse im wesentlichen parallelen
Zustellrichtung auf das abzubremsende Bauteil drückt. Hierbei ist die Betätigungskraft
im wesentlichen senkrecht zur Drehachse gerichtet. Da jede Keilfläche bezüglich der
Bremsscheibe unter einen wirksamen Keilwinkel α angeordnet ist, kommt es bei
einer Verschiebung eine Bremsanordnung aufgrund einer durch die Aktuatoranordnung
ausgeübten
Betätigungskraft
neben der Verschiebung senkrecht zur Drehachse zu einer Verschiebung
in Richtung der Drehachse, da die Keilflächen sozusagen aneinander entlang
fahren. Zusätzlich
kommt es zu einer Selbstverstärkung, da
die Drehbewegung der Bremsscheibe in Kombination mit dem Reibangriff
der Bremsbeläge
an der Oberfläche
der Bremsscheibe dazu führt,
dass die Bremsanordnung von der rotierenden Oberfläche „mitgenommen" wird, so dass tendenziell
eine weitere Verlagerung der Bremsanordnung relativ zu dem Widerlager
in Drehrichtung erfolgt. Dies führt
zu einem weiteren Drücken
der Bremsanordnung und damit des Bremsbelags auf die abzubremsende
Bremsscheibe. Bezüglich
des Prinzips der Selbstverstärkung
mittels Keilflächen
sei auf die bereits erwähnte
EP 0 953 785 B1 verwiesen.
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Bei
der genannten
DE 103
19 082 B3 sind neben der als Widerlager wirkenden Selbstverstärkungseinrichtung
zwei Bremsanordnungen vorgesehen, die von jeweils einem Aktuator
bewegt werden können,
um neben einer üblichen
Betriebsbremssituation auch eine Parkbremssituation realisieren
zu können.
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Bei
den bekannten geschilderten elektromechanischen Bremsen besteht
die Möglichkeit,
dass sich die Bremsanordnung, also die den Bremsbelag tragende Keilplatte,
unkontrolliert bezüglich
des Widerlagers verschiebt. Wie bereits geschildert wird nämlich die
Bremsanordnung durch die Bremsscheibe und einen hohen Reibwert zwischen
Bremsscheibe und Bremsbelag ausgelenkt. Diese Auslenkung wird über eine
Aktuatoranordnung gesteuert. Aufgrund der Selbstverstärkung kann
auch bei Wegfall der Aktuatorkraft ein hoher Reibwert dazu führen, dass
die im wesentlichen parallel zur Drehachse gerichtete Bremskraft
(FBrems) erhöht wird, bis die Bremsscheibe
und somit das Rad blockiert. Dieser Zustand kann zu einem instabilen
Fahrzeug führen. Dies
ist unbedingt zu vermeiden.
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Vorliegender
Erfindung liegt folglich das zu lösende Problem zugrunde, bei
elektromechanischen Bremsen mit Selbstverstärkungsmechanismen ein Blockieren
des abzubremsenden Bauteils zu vermeiden.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einer
eingangs geschilderten gattungsgemäßen elektromechanischen Bremse
dadurch gelöst,
dass die Selbstverstärkungseinrichtung
nicht als Widerlager ausgebildet ist, sondern ihrerseits in eine
Richtung im wesentlichen parallel zur Richtung der Betätigungskraft
der Aktuatoranordnung verschiebbar gelagert ist, wobei ein Sperrmechanismus
vorgesehen ist, der mit der Selbstverstärkungseinrichtung derart zusammenwirkt,
dass der Sperrmechanismus die Selbstverstärkungseinrichtung in einer vorgegebenen
Position hält
oder für
eine Verschiebung freigibt. Es sind somit zwei Zustände zu unterschieden:
Befindet sich die Selbstverstärkungseinheit
in ihrer vorgegebenen Position und ist somit gesperrt oder verriegelt,
so wirkt die Selbstverstärkungseinrichtung
wie bisher als feststehendes Widerlager. Ist hingegen die Selbstverstärkungseinrichtung
für eine
Verschiebung freigegeben, also entriegelt, kann die Selbstverstärkungseinrichtung
in die gleiche Richtung verschoben werden, wie die Hauptverlagerungsrichtung
der Bremsanordnung, nämlich
in Richtung der Betätigungskraft.
In diesem Fall eilt die Selbstverstärkungseinrichtung sozusagen
der Bremsanordnung nach, wodurch die Bremswirkung aufgehoben wird.
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Wird
folglich ein Blockieren des abgebremsten Bauteils, beispielsweise
der Bremsscheibe, detektiert, so entriegelt der erfindungsgemäße Sperrmechanismus
die (während
des Bremsvorgangs als Widerlager dienende) Selbstverstärkungseinrichtung,
die sich somit über
die Bremsanordnung stellen kann, so dass die Auslenkung der Bremsanordnung in
Bremskraftrichtung (im wesentlichen parallel zur Drehachse) aufgehoben
wird. Hierdurch sinkt die Bremskraft (FBrems)
auf Null. Das Bauteil (Bremsscheibe, Rad) kann nicht mehr blockieren.
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In
einer zweckmäßigen Ausgestaltung
ist die Selbstverstärkungseinrichtung
ihrerseits an einem Widerlager gelagert. Im Falle der Entriegelung
der Selbstverstärkungseinrichtung
durch den Sperrmechanismus kann somit sichergestellt werden, dass die
Selbstverstärkungseinrichtung
definiert in die Richtung parallel zur Richtung der Betätigungskraft der
Aktuatoranordnung verschiebbar ist. Weiterhin ist sinnvoll, wenn
in Analogie zu herkömmlichen
Scheibenbremsen bei Kraftfahrzeugen das Widerlager das abzubremsende
Bauteil (Bremsscheibe) sattelförmig umgreift,
wobei das Widerlager relativ zum abzubremsenden Bauteil im wesentlichen
in Richtung parallel zur Drehachse schwimmend verlagerbar sein kann.
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Weiterhin
kann es zweckmäßig sein,
wenn die Bremsanordnung wenigstens zwei entgegengesetzt orientierte
Keilflächen
aufweist, welche beim Abbremsen des Bauteils mit komplementär zugeordneten
Keilflächen
an der Selbstverstärkungseinrichtung
zusammenwirken. Weiterhin ist es zur Erzielung eines ausreichend
hohen Reibwerts sinnvoll, wenn die Bremsanordnung an der dem abzubremsenden Bauteil
zugewandten Seite einen Bremsbelag aufweist. Bei einer derartigen
konstruktiven Ausgestaltung der Selbstverstärkungseinrichtung, der Bremsanordnung
und des Widerlagers ist es möglich,
auf das abzubremsende Bauteil, beispielsweise einer mit einem Rad
eines Kraftfahrzeugs oder einer Antriebsachse einer Maschine drehfest
gekoppelten Bremsscheibe, in an sich herkömmlicher Weise mittels Brems-
oder Reibbelägen
auf beide Seiten der Bremsscheibe zu drücken und damit eine symmetrische
Bremskraftverteilung an der Bremsscheibe zu bewirken. Dabei ist
ein jeweiliges Keilflächenpaar
mit Keilflächen
entgegengesetzter Orientierung ausgebildet, so dass eine Bremsung
des abzubremsenden Bauteils in beide Drehrichtungen möglich ist.
Es ist der Vollständigkeit
halber darauf hinzuweisen, dass bei einer derartigen Sattelanordnung
in an sich bekannter Weise auch Nachstellmechanismen an der erfindungsgemäßen Bremse
vorgesehen sein können,
um verschleißbedingte
Maßveränderungen
an der Bremsanordnung, insbesondere am Bremsbelag, ausgleichen zu
können.
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Weiterhin
ist es sinnvoll, wenn zwischen jeweils zwei entgegengesetzt orientierten
Keilflächen der
Selbstverstärkungseinrichtung
und den hierzu komplementär
zugeordnet angeordneten Keilflächen der
Bremsanordnung wenigstens ein Wälzkörper zur Reduzierung
von Reibungseffekten vorgesehen ist. Im Betrieb rollt der wenigstens
eine Wälzkörper bei einer
Betätigung
der elektromechanischen Bremse je nach Drehrichtung des abzubremsenden
Bauteils auf einer Keilfläche
des Keilflächenpaares
der Bremsanordnung und auf einer gleichsinnig orientierten Keilfläche des
Keilflächenpaares
der Selbstverstärkungseinrichtung
reibungsarm ab.
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Es
ist zweckmäßig, wenn
die Bremsanordnung als Hauptrichtung in eine Richtung im wesentlichen
parallel zur Richtung der Betätigungskraft
der Aktuatoranordnung verschiebbar ist, wobei zur Begrenzung der
Verschiebung ein Anschlag für
maximalen Bremshub vorgesehen ist. Hierdurch wird gewährleistet,
dass die Bremsanordnung (Keilplatte mit Bremsbelag) bei hohen Reibwerten
nicht unkontrolliert verschoben wird. In gleicher Weise ist es sinnvoll,
einen entsprechenden (oder denselben) Anschlag für maximalen Bremshub für die Selbstverstärkungseinrichtung
vorzusehen. Bei einer übermäßigen Verschiebung
der Bremsanordnung mit der erfindungsgemäßen Folge einer Entriegelung
der Selbstverstärkungseinrichtung
durch den Sperrmechanismus würden
in diesem Fall sowohl die Bremsanordnung als auch die Selbstverstärkungseinrichtung
maximal nur bis zu besagtem Anschlag ausgesteuert werden.
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Der
Sperrmechanismus kann unterschiedliche Ausgestaltungen besitzen:
Beispielsweise kann er einen verschiebbaren Anschlag (Sperrklinke)
aufweisen, an den die Selbstverstärkungseinrichtung angrenzt,
wenn der Sperrmechanismus diese in ihrer vorgegebenen Position hält. Bei
einer Entriegelung wird dieser Anschlag oder diese Sperrklinke entsprechend
verschoben, so dass sich die Selbstverstärkungseinrichtung in eine ihrer
Verschieberichtungen verschieben kann. Um eine Freigabe und Arretierung in
beide Drehrichtungen erzeugen zu können, sollten für beide
Orientierungen der Verschieberichtung der Selbstverstärkungseinrichtung
jeweils ein solcher Anschlag vorhanden sein. Der Anschlag stützt somit die
Selbstverstärkungseinrichtung
gegen eine Verschiebung in Richtung der Betätigungskraft der Aktuatoranordnung
und damit in der Regel in eine Richtung im wesentlichen senkrecht
zur Drehachse. Dies ist von großem
Vorteil, da die in dieser Richtung auftretenden Kräfte (Umfangskräfte) in
der Regel (bei den betrachteten Fällen einer Keilbremsanordnung) um
das Drei- bis Zehnfache geringer sind als die (in Richtung der Drehachse
wirkenden) Bremskräfte. Folglich
muss der Anschlag oder die Sperrklinke nur gegen die geringeren
Umfangskräfte
wirken.
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Denselben
Vorteil erhält
man bei einer anderen möglichen
Ausgestaltung, bei der statt eines verschiebbaren Anschlags ein
verschiebbarer Eingriff vorhanden ist, der in eine komplementär ausgebildete
Ausnehmung in der Selbstverstärkungsrichtung eingreift,
wenn der Sperrmechanismus diese in ihrer vorgegebenen Position hält. Zur
Freigabe der Selbstverstärkungseinrichtung
wird wiederum der genannte Eingriff aus der Ausnehmung geschoben.
Hierbei ist es vorteilhaft, wenn der Eingriff keil-, konus-, trapez-, kugel-
oder walzenförmig
ist.
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Weiterhin
ist es sinnvoll, wenn der Sperrmechanismus ein elektromechanisches
Bauteil aufweist, das die Verriegelung und die Freigabe der Selbstverstärkungseinrichtung
steuert. Insbesondere ist es in diesem Zusammenhang vorteilhaft,
wenn das elektromechanische Bauteil derart ausgebildet ist, dass
im stromlosen Zustand die Selbstverstärkungseinrichtung für eine Verschiebung
freigegeben und nur im bestromten Zustand die Selbstverstärkungseinrichtung
in ihrer vorgegebenen Position gehalten wird. Bei dem elektromechanischen
Bauteil kann es sich um einen Motor oder um einen Elektromagneten
handeln. Beim Ausfall einer Stromversorgung dieses elektromechanischen
Bauteils (im Fehlerfall wie Reißen
des Kabels) ist bei der genannten Ausgestaltung sichergestellt,
dass im stromlosen Zustand automatisch eine Öffnung des Sperrmechanismus
erfolgt. Da eine Unterbrechung der Stromzufuhr gerade in Vollbrems-
oder Crashsituationen eher wahrscheinlich ist, ist durch diese Ausgestaltung
sichergestellt, dass in solchen Fällen keine Blockierung des
abzubremsenden Bauteils eintreten kann.
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Zur
Kopplung des elektromechanischen Bauteils mit dem genannten Eingriff
bzw. Anschlag ist zweckmäßigerweise
eine mechanische Führung
vorgesehen.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist ein
die Selbstverstärkungseinrichtung
und die Bremsanordnung verbindendes Rückstellglied, wie eine Feder,
vorgesehen. Hierdurch kann insbesondere sichergestellt werden, dass
nach Entriegelung des Sperrmechanismus die sich verschiebende Bremsanordnung
und die sich ebenfalls verschiebende Selbstverstärkungseinrichtung sich nicht
unkontrolliert gegeneinander verschieben, sondern in definierter
Weise miteinander verbunden bleiben. Nach Erreichen des maximalen
Bremshubs wird sich etwa die Selbstverstärkungseinrichtung wieder über die
Bremsanordnung stellen. Um die derart verschobenen Elemente wieder
in ihre ursprüngliche Position
zu bringen, ist es sinnvoll, wenn die Aktuatoranordnung derart mit
der Bremsanordnung zusammenwirkt, dass durch die Betätigungskraft
der Aktuatoranordnung die Bremsanordnung in ihre Ausgangslage zurückgeführt wird.
Das genannte Rückstellglied
sorgt dafür,
dass mit Rückkehr
der Bremsanordnung auch die Selbstverstärkungseinrichtung in ihre Ursprungsposition
zurückkehrt.
In dieser Position ist eine erneute Verriegelung der Selbstverstärkungseinrichtung
mittels des Sperrmechanismus möglich,
so dass ein erneuter Bremsvorgang vorgenommen werden kann.
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Im
folgenden sollen nochmals die beiden Situationen betrachtet werden,
die durch die erfindungsgemäße Bremse
kontrolliert werden: Zum einen die Betriebsbremssituation und zum
anderen die Blockierbremssituation. In der Betriebsbremssituation,
in der das sich drehende Bauteil (Bremsscheibe) abzubremsen ist,
hält der
Sperrmechanismus die Selbstverriegelungseinrichtung in der vorgegebenen Position.
Die Selbstverstärkungseinrichtung
ist ihrerseits an einem Widerlager gelagert. Somit entspricht diese
Situation beispielsweise der üblicherweise beim
Bremsen auftretenden Situation einer selbstverstärkenden Keilbremse.
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In
der zweiten Situation, der Blockierbremssituation, in der das abzubremsende
Bauteil (Bremsscheibe) blockiert, gibt der Sperrmechanismus die Selbstverstärkungseinheit
für eine
Verschiebung frei. Die Verschiebung erfolgt im wesentlichen parallel
zu der Richtung der Betätigungskraft
der Aktuatoranordnung, die auf die Bremsanordnung wirkt. Wie bereits beschrieben,
wird dadurch die Selbstverriegelungseinrichtung in die Lage versetzt,
der Bremsanordnung zu folgen, so dass eine Bremswirkung aufgehoben
wird. Die Selbstverstärkungseinrichtung
stellt sich über
die Bremsanordnung, wodurch die Bremskraft auf Null sinkt und das
Bauteil nicht mehr blockieren kann.
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Eine
Detektion der Blockierbremssituation erfolgt vorteilhafterweise
durch einen entsprechenden Sensor, beispielsweise in einem Kraftfahrzeug mittels
des bereits vorhandenen ABS-Sensors.
Da in einem solchen Fall die Aktuatoranordnung versucht, die Bremsanordnung
in Richtung Ausgangslage zurückzuziehen,
kann ebenfalls ein Hinweis auf eine Blockierbremssituation vorliegen,
wenn hierzu die Betätigungskraft
der Aktuatoranordnung nicht ausreicht. In diesen Fällen wird
vorteilhafterweise das genannte elektromechanische Bauteil stromlos
geschaltet, so dass der Sperrmechanismus automatisch öffnet. Die
Erfindung vermeidet somit effektiv eine Blockierung beim Bremsen.
Anschließend
wird mittels der Aktuatoranordnung die Bremsanordnung und die vorteilhafterweise
mit dieser gekoppelte Selbstverstärkungseinrichtung zurück in die
Ursprungslage geführt,
woraufhin eine Bestromung des elektromechanischen Bauteils erfolgt,
die ihrerseits die Verriegelung der Selbstverstärkungseinrichtung durch den
Sperrmechanismus zur Folge hat.
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Für das Widerlager,
gegen das die Selbstverstärkungseinrichtung
gelagert ist und die hieraus resultierenden Reibkräfte zwischen
Widerlager und Selbstverstärkungseinrichtung
muss gelten, dass diese Reibkräfte
nicht größer sein
dürfen
als die Summe aus Kraft des Rückstellgliedes
(Feder) und minimaler Restbremskraft (in Richtung Drehachse), damit
im stromlosen Zustand, bei geöffnetem
Sperrmechanismus, auch eine Verschiebung der Selbstverstärkungseinrichtung
erfolgen kann.
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Es
sei ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass die genannten Komponenten und Ausführungsarten
der Erfindung nicht nur in der angegebenen Kombination, sondern
auch allein oder in anderen Kombinationen realisierbar sind. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich sowohl aus den Unteran sprüchen wie
auch aus der bisherigen und folgenden Beschreibung der Erfindung.
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Die
vorliegende Erfindung lässt
sich insbesondere bei Kraftfahrzeugen mit elektromechanischen Bremsen
einsetzen, die Keilbremsen verwenden. Zumindest zwei oder alle vier
Räder eines
Kraftfahrzeugs können
dann mit einer erfindungsgemäßen Bremse
ausgestattet werden.
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Im
folgenden soll die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden.
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Es
zeigt:
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1 eine
schematische Ausführungsform der
erfindungsgemäßen elektromechanischen
Bremse mit einer ersten Ausführungsform
eines Sperrmechanismus und
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2 einen
Ausschnitt der elektromechanischen Bremse aus 1 mit
einer anderen Ausführungsform
eines Sperrmechanismus.
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1 zeigt
eine erfindungsgemäße elektromechanische
Bremse 13 in schematischer Ansicht in einer zur Drehachse
A parallelen Ebene. Bei dem abzubremsenden Bauteil handelt es sich
um eine Bremsscheibe 12, wie sie typischerweise bei Kraftfahrzeugen
vorgesehen ist. Die Bremsscheibe 12 ist drehbar um die
Drehachse A gelagert. Die insgesamt mit 13 bezeichnete
elektromechanische Bremse weist eine Bremsanordnung 2 auf,
die im wesentlichen aus einer Keilplatte sowie einem auf die Seite zur
Bremsscheibe 12 gerichteten Bremsbelag 11 aufweist.
Schematisch dargestellt ist eine Aktuatoranordnung 15 zur
Erzeugung einer Betätigungskraft
FA, die auf die Bremsanordnung 2 wirkt
und insbesondere an der Keilplatte der Bremsanordnung 2 angreift. Die
elektromechanische Bremse 13 weist weiterhin eine Selbstverstärkungsanordnung 1 auf,
die ihrerseits im wesentlichen ebenfalls aus einer Keilplatte besteht.
Diese Keilplatte besitzt mindestens zwei entgegengesetzt orientier te
Keilflächen 17 und 19,
wobei jeweils eine der Keilflächen 17 und 19 beim
Vor- und Rückbremsen
(Bremsen aus der Vorwärts-
bzw. Rückwärtsfahrt)
aktiviert wird. Im dargestellten Fall sind schematisch vier solcher
Paare von Keilflächen 17 und 19 dargestellt.
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Die
Keilplatte der Bremsanordnung
2 weist ebenfalls wenigstens
zwei entgegengesetzt orientierte Keilflächen
16 und
18 auf,
die komplementär
zu den Keilflächen
17 und
19 der
Selbstverstärkungseinrichtung
1 angeordnet
sind. Beim Bremsen in eine (beispielsweise Vorwärts-)Richtung treten somit
die Keilflächen
17 und
18,
beim Bremsen in die andere (beispielsweise Rückwärts-)Richtung treten entsprechend
die Keilflächen
16 und
19 miteinander
in Wechselwirkung, wenn die Bremsanordnung
2 aufgrund der
Aktuatorkraft in die entsprechende Richtung ausgelenkt wird. Aufgrund
des wirksamen Keilwinkels α,
der zur Ebene der Bremsscheibe eingenommen wird, wird die Bremsanordnung
2 bei
einem Aneinandergleiten der Keilflächen
17 und
18 (bzw.
16 und
19)
zusätzlich
in eine zur Drehachse A parallelen Zustellrichtung bewegt, so dass
der Bremsbelag
11 mit der abzubremsenden Bremsscheibe
12 in
Kontakt gelangt. Aufgrund des Reibwerts μ und der parallel zur Drehachse
A wirkenden Bremskraft F
Brems erhält man als
Produkt dieser beiden Größen ein Bremsmoment.
Die mit F
Umfang eingezeichnete Reibkraft
beträgt
hierbei etwa nur ein Zehntel der Bremskraft F
Brems.
Die Umfangskraft steht mit der Aktuatorkraft in folgendem Zusammenhang:
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Die
Beziehungen der Kräfte,
die bei einer Anordnung gemäß 1 auftreten,
sind an sich bekannt und sollen daher vorliegend nicht näher erläutert werden.
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Zur
Minderung der Reibung zwischen den entsprechenden Keilflächen sind
Wälzkörper 3 in
die entsprechenden Zwischenräume
eingefügt.
Ist beispielsweise die Umfangsgeschwindigkeit der Bremsscheibe in 1 nach
links gerichtet, so erfolgt ein Abbremsen der Bremsscheibe 12 durch
eine Auslenkung der Bremsanordnung 2 vermittels der Aktuatorkraft
FA ebenfalls in eine Richtung nach links
in der Zeichenebene der 1. Hierdurch wird der Bremsbelag 11 auf
die Bremsscheibe 12 gedrückt und aufgrund der entstehenden
Reibungskraft von der Bremsscheibe mitgenommen (Selbstverstärkungseffekt).
Bei bisherigen elektromechanischen Bremsen bestand die Gefahr, dass
bei einem hohen Reibwert zwischen Bremsscheibe 12 und Bremsbelag 11 die Bremskraft
Fbrems stark erhöht wird, dass das Rad blockiert.
In solchen Fällen
reicht die Aktuaturkraft FA in der Regel
nicht mehr aus, um die Bremsanordnung 2 zurückzuziehen.
Eine unkontrollierte Verschiebung der Bremsanordnung 2 gegenüber der
Selbstverstärkungseinrichtung 1 kann
die Folge sein.
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Die
erfindungsgemäße elektromechanische Bremse
sieht zur Vermeidung dieser Nachteile vor, dass die Selbstverstärkungseinrichtung 1 ihrerseits in
die gleiche Richtung wie die Bremsanordnung 2, also im
wesentlichen parallel zur Richtung der Betätigungskraft FA verschiebbar
gelagert ist. Somit ist folglich ein Widerlager vorzusehen, an dem
sich die Selbstverstärkungseinrichtung 1 abstützt. Bisher stellte
die Selbstverstärkungseinrichtung 1 selbst
das Widerlager dar. Weiterhin ist ein Sperrmechanismus, der insgesamt
mit 10 bezeichnet ist, vorgesehen, der mit der Selbstverstärkungseinrichtung 1 derart
zusammenwirkt, dass bei normalen Bremsvorgängen die Selbstverstärkungseinrichtung 1 in
einer vorgegebenen Position (wie in 1 dargestellt)
gehalten wird. In diesen Fällen
wirkt die Selbstverstärkungseinrichtung 1 wiederum
als Widerlager für
die Bremsanordnung 2. In den geschilderten Notfällen, in
denen ein Blockieren des Rades unmittelbar bevorsteht bzw. bereits
detektiert ist (Blockierbremssituation), gibt der Sperrmechanismus 10 die
Selbstverstärkungseinrichtung 1 für eine Verschiebung
frei.
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In
dem in 1 dargestellten Beispiel weist der Sperrmechanismus 10 im
wesentlichen einen als Anschlag 4 wirkenden sperrklinkenartigen
Mechanismus auf, der über
eine Führung 7 mit
einem elektromechanischen Bauteil 5 verbunden ist, das
als Motor oder als Elektromagnet ausgebildet sein kann. Der maximale
Bremshub wird durch hier nur schematisch dargestellte interne Anschläge 9 festgelegt
und definiert die maximal mögliche
Verschiebung von Bremsanordnung 2 und Selbstverstärkungseinrichtung 1.
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Es
seit angemerkt, dass für
das Bremsen in die andere Richtung (in der Zeichenebene der 1 nach
rechts) ein entsprechender Sperrmechanismus 10 und entsprechende
Anschläge 9 auf
der entsprechenden (in 1 rechten) Seite der elektromechanischen
Bremse vorgesehen sein sollten.
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Im
bestromten Zustand des elektromechanischen Bauteils 5 ist
die Selbstverstärkungseinrichtung 1 durch
den Anschlag oder die Sperrklinke 4 vor einer Verschiebung
gesichert. Wie bereits erwähnt, beträgt die Reibkraft
Fumfang nur einen Bruchteil der das Bremsmoment
festlegenden Bremskraft Fbrems. Der Anschlag 4 muss
somit während
des normalen Bremsvorgangs nur die relativ geringe Kraft Fumfang die Selbstverstärkungseinrichtung 1 halten.
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Die
Blockierbremssituation kann durch einen entsprechenden Sensor (Detektion
des Verlaufs der Bremskraft Fbrems) oder
dadurch detektiert werden, dass ein Zurückziehen der Bremsanordnung 2 Kräfte erfordert,
die die möglichen
Betätigungskräfte FA der Aktuatoranordnung 15 überschreiten.
Geeignet ist auch ein bereits vorhandener ABS-Sensor zur Detektion
der Blockierbremssituation. In dieser Situation öffnet der Sperrmechanismus 10,
d.h. in der Ausführungsform
gemäß 1 wird
der Anschlag 4 durch das elektromechanische Bauteil 5 zurückgezogen, so
dass die Selbstverstärkungseinrichtung 1 freigegeben
wird. In der Blockierbremssituation ist die Bremsanordnung 2 gegenüber der
Position aus 1 nach links (maximal bis zum
Anschlag 9) verschoben. Durch Freigabe der Selbstverstärkungseinrichtung 1 eilt
nun diese der Bremsanordnung 2 nach, so dass sich die Keilplatte
der Selbstverstärkungseinrichtung 1 über die
Keilplatte der Bremsanordnung 2 stellen kann, womit die
Auslenkung in Bremskraftrichtung aufgehoben wird und die Bremskraft Fbrems auf Null sinkt. Das Rad kann somit
nicht mehr blockieren.
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Die
Keilplatten werden über
ein als Feder 8 dargestelltes Rückstellglied zusammengehalten. Hierdurch
lässt sich
eine Rückstellung
in die in 1 dargestellte Ausgangsposition
dadurch erreichen, dass die Aktuatoranordnung 15 die Keilplatte
der Bremsanordnung 2 in die Ausgangsposition zurückzieht,
wobei vermittels Feder 8 die Selbstverstärkungseinrichtung 1 der
Keilplatte der Bremsanordnung 2 folgt. In der in 1 dargestellten
Ausgangsposition kann dann anschließend wieder eine Verriegelung über den
Anschlag 4 erfolgen.
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Es
ist sinnvoll, bei einem Reißen
des Kabels oder sonstiger Unterbrechung der Stromversorgung des
elektromechanischen Bauteils 5 den Sperrmechanismus 10 derart
auszulegen, dass im stromlosen Zustand eine Öffnung des Anschlags erfolgt.
Hierdurch wird die Sicherheit erhöht. Weiterer Vorteil der Erfindung
liegt darin, dass ein einziger Antrieb 5 für die Fail-Save-Funktion vorgesehen
ist, der sonst (außerhalb
von Blockierbremssituationen) keine Funktion hat.
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2 zeigt
eine weitere Variante eines Sperrmechanismus 10. Bei dieser
Variante muss nur ein einziger Sperrmechanismus 10 für beide
Bremsrichtungen vorgesehen sein. Der Sperrmechanismus 10 weist
wiederum im wesentlichen ein elektromechanisches Bauteil 5 (Motor
oder Elektromagnet) auf mit einer Führung 7, die das elektromechanische Bauteil 5 mit
einem Eingriff 6 koppelt. Der Eingriff 6 greift
in der verriegelten Position in eine entsprechende Ausnehmung 14 in
der Selbstverstärkungseinrichtung 1 ein.
Wie dargestellt verriegelt der trapezförmige Eingriff 6 die
Selbstverstärkungseinrichtung
in beide Drehrichtungen. Weiterhin kann ein keil- oder konusför miger oder
auch ein kugel- oder rollenförmiger Mechanismus
vorgesehen sein. Zur Reduzierung der Kraft bzw. des Momentes auf
den Antrieb 5 kann eine Untersetzung in Form eines Getriebes
(Zahnradgetriebe, Kniehebelmechanismus, Exzentergetriebe und ähnliches)
vorgesehen werden.
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- 1
- Selbstverstärkungseinrichtung
- 2
- Bremsanordnung
- 3
- Wälzkörper
- 4
- Anschlag,
Sperrklinke
- 5
- elektromechanisches
Bauteil
- 6
- Eingriff
- 7
- Führung
- 8
- Rückstellglied,
Feder
- 9
- Anschlag
für maximalen
Bremshub
- 10
- Sperrmechanismus
- 11
- Bremsbelag
- 12
- Bremsscheibe
- 13
- elektromechanische
Bremse
- 14
- Ausnehmung
- 15
- Aktuatoranordnung
- 16,
18
- Keilflächen auf
(1)
- 17,
19
- Keilflächen auf
(2)
- A
- Drehachse
- FA
- Betätigungskraft
- FBrems
- Bremskraft
- FUmfang
- Umfang-
oder Reibkraft