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Die
Erfindung betrifft eine elektromechanische Bremse, insbesondere
eine selbst verstärkende Bremse,
gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruches 1.
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Elektromechanische
Bremsen mit einer Keilanordnung umfassen üblicherweise einen elektrisch betätigten Aktuator,
meist einen Elektromotor, der ein Reibglied mit einem Reibbelag
gegen ein abzubremsendes Element, wie z.B. eine Bremsscheibe drückt bzw.
davon löst.
Bei einer Bremsbetätigung
wird das Reibglied durch die kinetische Energie des abzubremsenden
Elements mitgenommen und verstärkt die
Bremswirkung selbsttätig
(Selbstverstärkung).
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Selbstverstärkende Keilbremsen
sind z.B. in der DE-103 19 082 oder der DE-198 19 564 C2 beschrieben
und aus vielen anderen Druckschriften hinreichend bekannt. Keilbremsen
umfassen ein Keilelement, das in der Regel so dimensioniert ist,
dass der Tangens des Keilwinkels α etwa
einem zu erwartenden Reibwert μ zwischen
Reibglied und abzubremsendem Element entspricht. In diesem Idealfall wird
das Keilelement weder in den Spalt hineingezogen noch aus diesem
herausgedrückt,
so dass die vom Aktuator aufzubringende Kraft etwa gleich Null ist.
Bei ungünstigen,
d.h. hohen Reibwerten zwischen Reibglied und abzubremsendem Element
sind dagegen relativ hohe Zugkräfte
vom Aktuator aufzubringen, um das Reibglied festzuhalten. Wenn der Aktuator
in diesem Zustand ausfällt,
wird das Reibglied ungehindert mitgenommen und die Bremse kann schlagartig
blockieren. Im Falle einer Kfz-Radbremse muss dies in jedem Fall
verhindert werden.
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Aber
auch bei elektromechanischen Bremsen ohne Selbstverstärkungseinrichtung
ist es von Vorteil, wenn sie sich bei einem Ausfall der elektrischen
Energieversorgung automatisch lösen,
also „stromlos
selbst öffnend" ausgelegt sind.
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Um
ein Blockieren der Bremse zu verhindern, sind aus dem Stand der
Technik verschiedenste Notlösevorrichtungen
bekannt. Die bekannten Notlösevorrichtungen
sind jedoch meist sehr kompliziert aufgebaut und benötigen eine
größere Anzahl
von Bauteilen.
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Es
ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Bremse, insbesondere
eine selbst verstärkende
Bremse, mit einer Notlösevorrichtung zu
schaffen, die wesentlich einfacher aufgebaut ist und darüber hinaus
relativ wenig Bauraum benötigt.
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Gelöst wird
diese Aufgabe gemäß der Erfindung
durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale. Weitere Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ein
wesentlicher Aspekt der Erfindung besteht darin, eine Bremse mit
einer Notlösevorrichtung auszustatten,
die wenigstens eine Kurvenscheibe umfasst, deren Kurvenverlauf eine
Betriebsbremsposition und eine Notlöseposition definiert. Die Kurvenscheibe
ist mechanisch mit einem Reibglied verkoppelt, das bei einer Betätigung der
Notlösevorrichtung vom
abzubremsenden Element weg (bzw. drauf zu) bewegt wird. Bei einer
elektrischen Störung,
wie z. B. einem Stromausfall, bewegt sich die Notlösevorrichtung
automatisch von der Betriebsbrems- in die Notlöseposition, wobei sich die
Gesamtlänge
der Notlösevorrichtung
verkürzt,
so dass sich der Reibbelag vom abzubremsenden Element löst. Die
erfindungsgemäße Notlösevorrichtung
mit Kurvenscheibe hat den wesentlichen Vorteil, dass sie besonders
einfach aufgebaut ist und sehr schnell auslöst.
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Die
Notlösevorrichtung
ist erfindungsgemäß „stromlos
selbst öffnend" ausgelegt, d. h.
sie bewegt sich bei einer Störung,
wie z.B. einem Stromausfall, automatisch von der Betriebsbremsposition
in die Notlöseposition,
wodurch die Bremse freigegeben wird.
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Die
Notlösevorrichtung
ist vorzugsweise in einem Kraftflusspfad der Zuspannkraft oder einer daraus
abgeleiteten Kraft angeordnet. Im ersten Fall befindet sich die
Notlösevorrichtung
vorzugsweise im Haupt-Kraftflusspfad zwischen dem Reibglied und
einem Widerlager. Im letzteren Fall kann z. B. eine Keilanordnung
vorgesehen sein, mittels der ein Teil der Zuspannkraft abgeleitet
wird. Die Notlösevorrichtung kann
sich in diesem Fall auch im abgeleiteten Kraftflusspfad, also zwischen
der Keilanordnung und einem anderen Widerlager, befinden.
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Das
Auslösen
der Notlösevorrichtung
erfolgt erfindungsgemäß durch
eine Relativbewegung zwischen der Kurvenscheibe und einem mit ihr
zusammenwirkenden Element, wie z. B. einer anderen Scheibe. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
ist die Kurvenscheibe drehbar gelagert. Wahlweise könnten aber
auch nur das Element oder beide Teile beweglich ausgebildet sein.
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Das
Kurvensegment der Betriebsbremsposition kann so gestaltet sein,
dass entweder kein Drehmoment oder ein geringes Drehmoment auf die
Kurvenscheibe wirkt. Um im ersten Fall das selbsttätige Öffnen der
Bremse zu gewährleisten,
muss die Drehung der Scheibe in die Notlöseposition durch eine geeignete
Einrichtung, wie z. B. eine Feder, unterstützt werden. Im letzteren Fall
wird die Kurvenscheibe durch das beim Zuspannen der Bremse erzeugte Drehmoment
automatisch in die Notlöseposition
bewegt. Bei geeigneter Auslegung der Kurvenscheibe und ausreichend
hoher Zuspannkraft kann die Bremse im Falle einer Störung somit
innerhalb weniger ms gelöst
werden.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung umfasst die Notlösevorrichtung
einen oder mehrere Wälzkörper, auf
dem bzw. denen die Kurvenscheibe gleitet. Der bzw. die Wälzkörper dienen
dabei im Wesentlichen zur Verminderung der Gleitreibung.
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Bei
der Kurvenscheibe handelt es sich vorzugsweise um eine axiale Kurvenscheibe,
d. h. die Kurvenamplitude variiert in Axialrichtung der Scheibe.
Wahlweise könnten
aber auch radiale Kurvenscheiben eingesetzt werden, deren Kurvenamplitude in
Radialrichtung variiert.
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Gemäß einer
speziellen Ausführungsform der
Erfindung umfasst die Notlösevorrichtung
wenigstens zwei Kurvenscheiben, die einander gegenüberliegend
angeordnet sind. Von den Kurvenscheiben ist wenigstens eine, vorzugsweise
beide, drehbar gelagert.
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Wenigstens
eine der Kurvenscheiben wird vorzugsweise von einem Elektromotor
angetrieben. Der Elektromotor dient insbesondere dazu, die Kurvenscheibe(n)
aus der gelösten
Position in die Betriebsbremsposition zu bewegen und in dieser Position
zu halten.
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Die
Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Zeichnungen beispielhaft
näher erläutert. Es
zeigen:
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1 eine
schematische Seitenansicht einer elektromechanischen Bremse mit
einer Notlösevorrichtung
in der zugespannten Position;
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2 eine
schematische Seitenansicht einer elektromechanischen Bremse mit
einer Notlösevorrichtung
in der geöffneten
Position;
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3 eine
Notlösevorrichtung
mit einer Kurvenscheibe gemäß einer
ersten Ausführungsform, die
sich in der Betriebsbremsposition befindet;
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4 eine
Notlösevorrichtung
mit einer Kurvenscheibe gemäß einer
zweiten Ausführungsform, die
sich in der Betriebsbremsposition befindet;
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5 die
Notlösevorrichtung
von 4 in der gelösten
Position;
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6 eine
Notlösevorrichtung
mit zwei Kurvenscheiben in der Betriebsbremsposition; und
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7 die
Notlösevorrichtung
von 6 in der gelösten
Position.
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1 zeigt
eine schematische Seitenansicht einer elektromechanischen Bremse
mit einer Notlösevorrichtung 1.
Die Bremse umfasst im Wesentlichen einen Aktuator 2, der
ein Reibglied 6 gegen eine Bremsscheibe 5 drückt bzw.
davon löst.
Die Bremse ist nach dem Schwimmsattelprinzip aufgebaut, so dass
bei einer Betätigung
der Bremse ein auf der gegenüberliegenden
Seite angeordnetes Reibglied 7 ebenfalls gegen die Bremsscheibe 5 gepresst
wird. Die Bremskräfte
FZ werden dabei von einer Bremszange 4 aufgenommen.
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Aktuator 2 und
Notlösevorrichtung 1 sind
hier in einem Bremsengehäuse 3 angeordnet,
das sich wiederum an der Bremszange 4 abstützt. Der
Kraftfluss der Brems- bzw. Zuspannkraft verläuft somit vom Reibglied 6,
durch den Aktuator 2, die Notlösevorrichtung 1, das
Gehäuse 3 und über die
Bremszange 4 zurück
zum zweiten Reibglied 7.
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Bei
der hier dargestellten Bremse kann es sich um jeden beliebigen Bremsentyp,
wie z.B. eine elektromechanische oder elektromotorische Bremse mit
oder ohne Selbstverstärkung
handeln. Die genannte Notlösevorrichtung 1 eignet
sich jedoch insbesondere für
selbst verstärkende
Bremsen, wie z. B. elektromechanische Keilbremsen. Die Notlösevorrichtung
dient 1, wie eingangs erwähnt, zum schnellen Lösen der
Bremse im Falle einer elektrischen Störung, wie z.B. einem Stromausfall.
Dadurch wird gewährleistet,
dass die Bremse „stromlos
selbst öffnend" ist und insbesondere
nicht schlagartig blockieren kann.
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2 zeigt
die Bremse von 1 in der ausgelösten Position,
in der sich die Reibglieder 6, 7 im Abstand zur
Bremsscheibe 5 befinden. Das Lüftspiel ist dabei mit x1 bzw. x2 bezeichnet.
Durch das Auslösen
der Notlösevorrichtung 1 hat
sich deren ursprüngliche
Länge a
um einen Betrag z verkürzt.
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3 zeigt
eine erste Ausführungsform
der Notlösevorrichtung 1 mit
einer Kurvenscheibe 8, die auf mehreren Wälzkörpern 9 drehbar
gelagert ist. Die Kurvenscheibe 8 hat einen charakteristischen
Kurvenverlauf 15 mit mehreren Kurvensegmenten 16–18,
die in verschiedenen Betriebszuständen der Bremse zum Einsatz
kommen. Der Kurvenverlauf 15 definiert hier eine Betriebsbremsposition
(dargestellt in 3) und eine Notlöseposition
(dargestellt in 5). Der Kurvenverlauf 15 wiederholt
sich dabei mehrfach periodisch entlang des Umfangs der Kurvenscheibe 8,
wobei jeder Periode ein Wälzkörper 9 zugeordnet
ist. Die Wälzkörper 9 bewegen
sich auf der Oberfläche
einer Scheibe 10, die bei diesem Ausführungsbeispiel feststehend
angeordnet ist.
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In
der Betriebsbremsposition, wie sie in 3 dargestellt
ist, liegen die nach vorne ragenden Segmente 16 auf den
Wälzkörpern 9 auf.
In dieser Position befinden sich die beiden Scheiben 8, 10 in einem
weiten Abstand zueinander. Die Kurvensegmente 16 sind hier
so ausgebildet, dass bei einer Belastung der Bremse kein Drehmoment
auf die Kurvenscheibe 8 wirkt.
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In
der in 5 dargestellten Notlöseposition hat sich die Kurvenscheibe 8 dagegen
so weit verdreht, dass die zurück
versetzten Segmente 17 auf den Wälzkörpern 9 aufliegen.
In dieser Position befinden sich die beiden Scheiben 8, 10 daher
in einem engen Abstand zueinander. Zwischen den beiden Segmenten 16, 17 befindet
sich ein rampenförmig geneigtes Übergangssegment 18.
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Die
Kurvenscheibe 8 wird von einem Elektromotor angetrieben,
der sie gegen die Druckkraft einer Feder 12, die die Kurven scheibe 8 in
Richtung der Notlöseposition
vorspannt, hält.
Bei einem Ausfall der elektrischen Energie kann der Motor 11 keine Kraft
mehr ausüben,
so dass sich die Kurvenscheibe 8 in Richtung des Pfeils 13 dreht.
Dabei gleiten die Wälzlager 9 von
den Segmenten 16 zu den Segmenten 17, wobei sich
die beiden Scheiben 8, 10 annähern. Die finale Notlöseposition
ist in 5 dargestellt.
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4 zeigt
eine Notlösevorrichtung 1 ähnlich wie 3,
bei der jedoch die Kurvensegmente 16 leicht angeschrägt sind.
Bei einem Bremsvorgang wirkt somit ein Drehmoment auf die Kurvenscheibe 8, das
versucht, die Kurvenscheibe 8 in die Notlöseposition
zu verdrehen. Auf jedes der Segmente 16 wirkt ein Kraftanteil
F1/n der Zuspannkraft Fz, der abhängig von
der Anzahl n der Wälzkörper 9 ist.
Das resultierende Drehmoment wird durch die Zuspannkraft FZ und den Winkel γ bestimmt. Eine zusätzliche
Unterstützung
der Drehbewegung durch eine Druckfeder 12 ist bei dieser
Ausführungsform
nicht unbedingt erforderlich. Bei einem Ausfall der elektrischen
Energie dreht sich die Kurvenscheibe selbsttätig in die Notlöseposition.
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Anstelle
des Antriebs der Kurvenscheibe könnte
wahlweise auch die Scheibe 10 oder beide Scheiben 8, 10 angetrieben
werden, wie in gestrichelten Linien angedeutet ist. Die Anzahl der
Wälzkörper 9 beträgt vorzugsweise
zwischen drei und fünf,
ist aber grundsätzlich
beliebig.
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6 zeigt
eine andere Ausführungsform
einer Notlösevorrichtung 1 mit
zwei Kurvenscheiben 8, 14, die sich mit ihren
Kurvenbahnen 15 gegenüberliegen.
Die beiden Scheiben 8, 14 sind vorzugsweise identisch.
Der Kurvenverlauf wiederholt sich wiederum periodisch entlang des
Umfangs der Kurvenscheiben 8, 14. Im dargestellten
Ausführungsbeispiel umfasst
jede der Kurvenscheiben 8, 14 drei Perioden, denen
jeweils ein Wälzkörper 9 zugeordnet
ist. Die Anzahl der Perioden ist jedoch variabel.
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In 6 befinden
sich die Kurvenscheiben 8, 14 in der Betriebsbremsposition,
in der sie maximal voneinander beabstandet sind.
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7 zeigt
dagegen die Notlöseposition,
in der die Scheiben 8, 14 nahe beieinander angeordnet sind.
Auch hier kann wahlweise die obere 8 oder die untere Kurvenscheibe 14 angetrieben
werden.
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- 1
- Notlösevorrichtung
- 2
- Aktuator
- 3
- Bremsengehäuse
- 4
- Bremszange
- 5
- Bremsscheibe
- 6
- erster
Bremsbelag
- 7
- zweiter
Bremsbelag
- 8
- Kurvenscheibe
- 9
- Wälzkörper
- 10
- Scheibe
- 11
- elektrischer
Antrieb
- 12
- Druckfeder
- 13
- Drehrichtung
- 14
- zweite
Kurvenscheibe
- 15
- Kurvenverlauf
- 16
- Kurvensegment
der Betriebsbremsposition
- 17
- Kurvensegment
der Notlöseposition
- 18
- Übergangssegment
- FZ
- Bremskraft